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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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» !S M?rk jühi-lich? «ach d-m «ussaa?^rl°lgi ?i-k-ruvg »! Nvum 15-ps^ N, S. 2S2IN. V °S.'50 M." M« Mchl" !» ;ubar 1.^pzig odec da-ch^ K^^zdaad. an Nichlmit^Iiadci? in LZ Mitglieder 40 Pf.. 32 M..^ öo^M., Ido M. — Beilagen werden ^ )uc Nr. >3. Leipzig, Freitag den 17. Januar 1913. 80. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Lob der deutschen Verleger. Von Stefan Zweig. Der nachstehende Aufsatz, auf den wir bereits in einer früheren Nummer hinwiesen, erschien als Erstdruck in der »Vossifchen Zeitung«, und gern — wenn auch etwas spät — haben wir von der Erlaubnis des Verfassers Gebrauch gemacht, ihn auch den Lesern des Börsenblatts im Wortlaut zur Kenntnis zu bringen. Denn wenn auch der deutsche Verleger lieber seine Bücher als sich selbst loben hört, so wäre es doch falsche Bescheidenheit, wenn er nicht dankbar über ein Lob quittieren würde, das in letzter Linie Loch wieder seinen Büchern zugute kommt. Daß in dem Z.'schen Aufsatze nur ein Teil des deutschen Ver lagsbuchhandels in die Erörterung einbezogen worden ist, nämlich die Verleger schöngeistiger Literatur, während die populärwissenschaftlichen und wissenschaftlichenBerleger leer ausgehen, wird man dem Verfasser schon deswegen nicht allzu hoch anrechnen dürfen, weil er aus seinem Kreise heraus urteilt und gar nicht den Anspruch erhebt, allgemein die Anteilnahme des Verlagsbuch- handels an der Literatur der Gegenwart »achzuweiscn. Wenn das eines Tages von kundiger Sette geschieht und dabei weniger der Schwerpunkt der Darstellung aus die Kunst- als aus die Kulturgeschichte gelegt wird, so werden auch die Verleger wissen schaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur zu ihrem Rechte kommen. Damit soll der Ruhm der hier genannten Verleger nicht verkleinert, sondern nur darauf hingewiesen werden, daß die kulturelle Be deutung des Verlags nicht nur nach dem Interesse eines kleinen Kreises von Bücherliebhabern abzuschätzen, son der» weit mehr nach der Wirkung auf die Allgemeinheit zu bemessen ist, danach, welche Bücher wirklich gelesen werden und das Denken und Handeln der Zeitgenossen bestimmen. Dann würde wohl die Bilanz des deutschen Verlagsbuchhandels ein wesentlich anderes Gesicht er halten, als sie in diesem Aussätze trägt. Red. Es mutz einmal ausgesprochen werden, das Lob der deutschen Verleger. Aber wer sollte es tun? Das deutsche Publikum, das in erster Linie zu Dank verpflichtet wäre, ist bekanntlich schweigsam, sobald es ein Lob gilt, und sucht die Öffentlichkeit nur zu Beschwerde und Klage. Die deutschen Autoren wiederum scheinen wenig geneigt, in die Bresche zu springen, ist doch der Verleger sür sie meist der traditionelle Widersacher, Harpagon, der Vorschutzkarge. Und überdies scheuen sie die Gefahr, mißverstanden zu werden, denn für viele bedeutet einen Verleger loben auch schon sich um ihn bewerben oder zumindest von ihm Gefälligkeiten verlangen. Ich glaube aber, daß es doch einmal getan werden mutz, und will einmal öffentlich sagen, daß der schöne Wille, der heute eine Reihe deutscher Verleger aus der Enge des Geschäftlichen in die ganze wachsende Weite der deutschen Kultur gehoben hat, mit mehr Zustimmung und Bewunderung anerkannt werden sollte. Man mutz vielleicht eine Zeitlang im Ausland gewesen sein, dort Verleger und Autoren gekannt haben, um zu wissen, wie bequem, wie engherzig die meisten drüben in Frankreich, England und Italien sind, wie sehr Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 80. Jahrgang. sie sich in einem nationalen Ehrgeiz abschnllren gegen alles Auswärtige, wie gleichgültig ihnen das Kulturelle und jed wede geistige Repräsentation ist. Das Buch bedeutet den meisten von ihnen nur eine Ware, ein Umsatzobjekt und nicht Gegenstand künstlerisch-inbrünstiger Liebe. Sie nehmen alles an, wovon sie Erfolg erhoffen, ohne sich selbst gegen das Minderwertige abzugrenzen, und weisen fast immer rücksichts los zurück, wo der Erfolg sich nicht zu verbürgen scheint. Ich glaube, es gibt heute in ganz Frankreich nicht mehr als fünf Lyriker, die ihre Bücher nicht bezahlen müssen, und in den anderen Staaten wird es wohl nicht viel besser sein. Wie wenig innerlich das Verhältnis dieser ausländischen Verleger zum Buche ist, beweist schon das Äußere: Mit Unlust nehmen wir verwöhnten Deutschen heute die gelben französischen Romanbände zur Hand, oder die langweiligen gedruckten englischen und italienischen Revuen, und vergessen dabei, daß diese Unlust in uns das Resultat einer unbewußten künstlerischen Erziehung durch einige hervorragende deutsche Verleger ist. Wirklich, man kann es nicht laut genug sagen, wie schön das deutsche Buch von heute geworden ist. Ich bekomme viel mehr Bücher ins Haus, als mir lieb ist, bin vielleicht schon ein wenig stumpf durch das Übermaß geworden, aber doch, immer nehme ich wieder eines oder das andere von ihnen zur Hand, freue mich seiner bequemen, gefälligen Form, der klaren, übersichtlichen Druckordnung. Mit allen Sinnen läßt sich so ein modernes Buch fühlen, nicht bloß mit dem innern des Verstehens, auch der Blick hat seine Freude, die tastende Hand und selbst der Geruchsinn darf sich manchmal an dem feinen duftenden Leder entzücken. Nur wer selbst gesehen hat, wie ein Buch entsteht, weiß, wieviel Liebe und Bedachtsamkeit hier ein oder zwei Mark in ein kleines Wunder verwandelt, wieviel nicht nur manuelle, sondern auch geistige Arbeit nötig war, um diese heimliche Harmonie zu erzielen, die uns Verwöhnte schon fast wie ein Selbstverständliches berührt. Immer wieder, wenn ich über die Grenze komme, bleibe ich beim ersten deutschen Buchladen stehen und freue mich des lieben Anblicks, wie die Bücher daliegen mit ihren schönen farbigen Brüsten, ihren klaren leuchtenden Schriften, wie sie warten und locken schon durch das bunte Äußere ihres materiellen Lebens. Ich bin sicher, in keinem Lande werden heute Bücher, selbst die wissenschaftlichen, schöner und sorg fältiger gedruckt als in Deutschland, und in keinem Lande wird diese Tat weniger gerühmt als bei uns, wo doch sonst an lautem Selbstbewußtsein gerade kein Mangel ist. Diese Tat der Erneuerung des deutschen Buches, die Rückgewinnung der alten germanischen Vorherrschaft in der edlen Schwarzkunst ist, glaube ich, fast zwanzig oder fünf undzwanzig Jahre alt. Ein paar Verleger haben damals mit dem Blick nach England hinüber begonnen und durch ihre eigene aufsteigende Leistung erzieherisch gewirkt auf hundert andere, die ihnen langsam nachgefolgt sind. Denn hier ist heute schon Stillestehen ein sichtbares Versäumnis geworden, bis in die weitesten Kreise hinab wird die Ver schönerung des Buches lebendig empfunden, Schulbücher, selbst die Kataloge von Firmen halten auf ein tadellos sitzendes Kleid. 75
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