Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130819
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191308190
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130819
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-08
- Tag1913-08-19
- Monat1913-08
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. Aus der Familienchronik der Komponisten. Ein zweiter statistischer Sommerartikcl. Von Ernst Challier sen., Gießen. (Vgl. Nr. 17«., »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme«, das ist ein altes und sogar oft zutreffendes Sprichwort. Sehen wir unsere Be rufsstände durch, so finden wir vielfach im Heere die Söhne von Offizieren nicht nur in gleicher Stelle, sondern sogar in demselben Regiment, wo Vater und Vorväter gedient haben. Ähnliche Ver hältnisse sind im Kaufmanns- und Fabcikantenstande, ebenso wie im Pfarr- und Lehrerberufe nachweisbar, hervorragender noch bei den Handwerkern und Bergleuten, wo ganze Generationen schon den Beruf ihrer Vorfahren ergriffen und immer wieder den hauptsächlichen Nachwuchs bilden. Ob im letzteren Falle nur die Liebe zum Stande oder das möglichst frühe Mitverdienen eines männlichen Familienmitgliedes die Triebfeder dazu ist, kann hier füglich unerörtert bleiben. Bei der Wissenschaft jedoch leidet das Sprichwort schon etwas Not, in den Künsten aber versagt es fast vollständig. Die zu letz teren erforderlichen Handgriffe sind ja schließlich noch erlernbar, und ihr Besitz würde Wohl zur Not noch zum Kunsthandwcrk ausreichen, aber niemals zum Künstler; wem das Geschick das Talent nicht in die Wiege gelegt hat, kann es selbst mit größtem Fleitze nicht erreichen. Bei den Dichtern, die jeder Wohl den Künstlern zuzählt, wenn sie auch keiner Handgriffe zur Ausbildung ihrer Kunst be dürfen, scheint mir der Mangel an künstlerischer Vererbung be sonders ausfallend zu sein. Da mein Wissen in dieser Beziehung jedoch sehr schwach ist und das Konversationslexikon meinen Wis sensdurst nicht stillen konnte, so muß ich es meinen jedenfalls besser gewappneten geschätzten Lesern überlassen, das mir Fehlende sich selbst zu ergänzen. Ich weiß nur, daß der Großvater Alt meister Goethes Gastwirt, vorher Schneider war, der Vater Wirk licher Kaiserlicher Rat, Friedrich Schiller hatte einen Bäcker zum Großvater, zum Vater einen Oberstwachtmeister. Der Erzeuger Julius Wolffs war ein Tuchfabrikant, der Vater von F. G. Klop- stock und F. Rückert Advokaten, der von Th. Körner Schriftsteller, von Justinus Kerner Oberamtmann, von A. von Platen Oberforst meister und von Viktor von Scheffel Major und Oberbaurat. Ganz anders ist es in der Musik beschaffen, da haben unsere bekannten und bewährten Komponisten mit wenigen Ausnahmen in ihrem Vater einen unmittelbaren Vorgänger, freilich oft in ganz bescheidener künstlerischer Qualität. Die Musik weist sogar Generationen, Dynastien mit Stammbäumen aus, die aber, sobald sich ein geniales Mitglied einstellte, mit diesem sofort abschlotz oder doch dann bei der nächsten Generation. Es ist das genau wie bei allen Ständen und Künsten: ein genialer Vater erdrückt säst in allen Fällen auch den talentiertesten Sohn. Eine einzige mir bekannte Ausnahme macht hiervon nur die Thüringer Familie Bach, die in zwei Jahrhunderten, von 1626— 1845, 6 Generationen mit 21 bedeutenden Vertretern aufweist, und selbst nach dem gewaltigsten Mitglieds dieser Familie, nach einem Johann Sebastian Bach (1685—1750), der der 4. Gene ration angehört, hoben sich aus der 5. Generation bemerk- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 80. Jahrgang. bar heraus: Friedemann Bach (1710—1784) und Philipp Emanuel Bach (1714—1788), und selbst der Enkel des großen Johann Sebastian, der letzte männliche Sproß der Fa milie, Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759—1845), der den Bei namen »der Berliner Bach« trug, wird heute noch mit Anerken nung genannt; er war Cembalist der Königin Luise und Musik lehrer der kgl. Prinzen in Berlin und damit auch unseres großen Kaisers Wilhelm I. Die Familie Mozart, deren Begründer Johann Georg Leo pold (1719—1787) war, hat nur 3 Generationen aufzuweisen, die zweite waren der herrliche Wolfgang Amadeus (1756—1791) und dessen Schwester MariaAnna(1751—1798) (»das Nannerle«). Der Sohn des großen Meisters, der die Vornamen seines be rühmten Vaters trug (1791—1844), war auch ein begabter Kom ponist, den jedoch die Bedeutung seines Vaters erdrückte; er war der Letzte des musikalischen Stammes. Auch die sehr erfolgreiche Wiener Walzer-Familie Strauß kann bis jetzt schon auf 3 Generationen blicken. Johann Strauß Vater (1804—1849) ist der Begründer, denn dessen Vater, der in Wien Inhaber eines Bier- und Tanzlokals war, kann man nicht hinzuzählcn, wenn er auch vermutlich die Violine etwas gestrichen haben könnte. Seine Enkel, also die Söhne des Johann Vater, sind Johann Sohn <1825—1894), Joseph 1827—1870, Eduard (1835). Johann Sohn ist zweifellos als Kulminationspunkt der Familie zu betrachten. Ob ein Sohn des Eduard, der als Johann jun. in die Fußstapfen seiner Vorgänger getreten ist, den Walzerruhm weiterfllhren wird, soll erst die Zeit lehren. Kom ponisten, die den Namen Strauß führen, gibt es noch in mehr facher Anzahl. Z. B. den berühmten Komponisten und vortreff lichen Berliner Generalmusikdirektor Richard Strauß, 1864 in München geboren, sowie den einst geschätzten Geiger Joseph Strauß, der 1866 in Karlsruhe als Hofkapellmeister starb, keiner von diesen hat aber etwas mit der Wiener Familie Strauß ge meinsam. Die Familie Andre weist zurzeit 4 Generationen mit 7 Vertretern auf, deren musikalischer Ahnherr Johann Andrö (1741—1799) ist. Der musikalisch Bedeutendste war zweifellos Johann Anton(1775—1842), der zweiten Generation angehörend; die vierte ist heute noch durch Carl, geb. 1853, den Chef des Offen- bachcr und Frankfurter Hauses, sowie Ludwig, geb. 1855, der als Chorkomponist manches schöne Lied gezeitigt hat, vertreten. Unser Kaiserhaus, die Familie der Hohenzollern, mit ihren 17 Vertretern (siehe Nr. 176, meinen Artikel »Blaues Blut«), muß hier unbedingt kurz noch einmal erwähnt werden. Zwar kann man hier so eigentlich nicht von Generationen sprechen, weil die musikalische Begabung nicht vom Vater auf den Sohn vererbt wurde, sondern mehr sprunghaft auftritt. Ohne Aszendenz und Deszendenz schließe ich hier eine Fa milie an: 6 Söhne des Hauptpastors Tschirch, die sämtlich be gabte Musiker waren: Hermann (1808—1829), Karl Adolf (1815— 1875), Friedrich Wilhelm (1818-1892), Ernst Leberecht (1819- 1854), Heinrich Julius (1820-1867) und Rudolf (1825-1872). Friedrich Wilhelm ist der bekannteste von ihnen geworden, dem sich Rudolf am meisten genähert hat. Zu erwähnen wären dann noch die drei Brüder Hollaender, die sich alle noch des Lebens er freuen können und als geschätzte Musiker in Berlin wohnen (Alexis, geb. 1840, Gustav, geb. 1855, und Viktor, geb. 1866). Ein 1072
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder