.V 250. 27. Oktober 1913. Fertige VüLer Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. 11351 CVevlag für -E lrde r arnn und o^unhb G Zur Uraufführung in Bremen am 8. November wird rechtzeitig erscheinen Lily Braun Mutter Maria Eitle Tragödie in fünf Akten Geheftet 2 Mark, gebunden Z Mark Tragödie der Mutterschaft ist der Gegenstand des Dramas von Lily Braun, dieses in allen Zeiten und Ländern ewig wiederkehrende, im tiefen Kern tragische Problem. Wie das Kind bei der Geburt unter Schmerzen vom mütterlichen Leibe körperlich sich trennt, so vollzieht sich unter noch qualvolleren Schmerzen eine Vollendung seiner geistigen Selbständigkeit. Die Notwendigkeit dieses Vor gangs hat ihren höchsten künstlerischen Ausdruck in den Madonnen Botticellis gefunden. Alis seinen Bildern tritt uns Christi Mutter nicht als glaubeusselige, demütige Magd des Herrn, oder wie aus Ge mälden anderer Künstler als kindessrohe oder stolze Mutter entgegen, sondern als die visionär die Tragik des Lebens ihres Kindes wie die eigene Tragödie vorausahnende Frau. Vor Botticellis „Magnificat" empfing Lily Braun die Inspiration zu ihrem Drama. Und nicht zufällig ist eö, daß sie es in die geistig bewegteste Epoche der Renaissance verlegt hat. Wie damals drängt auch heute die Zeit nach einer Wiedergeburt und Erneuerung des gesamten Lebens. Konflikte jener Epoche kehren vertieft und gesteigert in der unseren wieder. Und so ist Lily Brauns Drama, trotzdem es in der Renaissance spielt, wie es Shakespeare fordert: „ein Spiegel, um dein Jahrhundert den Abdruck seiner Gestalt zu zeigen." In prachtvollen, von Leben strotzenden Gestalten, in einer von Akt zu Akt in atemloser Spannung sich steigernden Handlung rollt eö ab, und alles spricht dafür, daß den erschütternden und erhebenden Eindruck eines großen künstlerischen Erlebnisses, den der Leser des Dramas empfängt, bei seiner am 8. November 1913 im neuen Scbauspielbauö in Bremen stattfindende» Uraufführung auch der Zuhörer erfahren dürfte. Bezugsbedingungen: i. R. mit 25°/c>, bar mit ZZ^3°/o, Partie 7/6 Albert Langen, München 1480*