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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1915
- Strukturtyp
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- 1915-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 81, 22. April 1815. schlungen, sodaß das Volk für eine militärische Einmischung in den europäischen Konflikt, wie es zu verschiedenen Malen energisch und mit aller Deutlichkeit gezeigt hat, nicht zu haben ist. Es will jetzt seine Ruhe haben, an seinem begonnenen inneren Ausbau unter gleichzeitiger allmählicher Verstärkung seiner Verteidigungsmittel nach außen Weiterarbeiten, um später gestärkt wieder als angesehene Macht bet der Bildung des neuen europäischen Staatenbundes mitzuwtrken. Wie bereits erwähnt, stockte ansangs jeder Verkehr mit dem Auslande, wenigstens mit Europa, denn der Seeweg nach Amerika stand natürlich offen. Alle Verkehrsadern, von der Türket bis Norwegen, England eingeschloffen, liefen durch Frankreich, und die Pyrenäen waren hermetisch verschlossen. Frankreich brauchte all sein Eisenbahnmaterial für seine Mobilisation. Nach ungefähr zehn Tagen kamen die ersten französischen Zeitungen, sowie die rückständigen englischen und italienischen Blätter. Nach und nach nahm der Postverkehr mit Frankreich wieder die gewöhnlichen Formen an, gegen Ende August verkehrten bereits die Züge wieder mit einiger Regelmäßigkeit, und Anfang September wurden auch wieder Postpakete angenommen. Dank der Rührigkeit des derzeitigen Postdirektors, Sr. Ortuso, kam verhältnismäßig rasch ein Verkehr auf dem Seewege mit England und Italien zustande, mit dem letzteren, dank der Gemächlichkeit der italienischen Behörden, bedeutend später. Damit war auch die Sperre gegen Deutschland und Ssterreich ausgehoben. Während sich nun aber der Verkehr mit Frankreich und England nach und nach mit fast derselben Regelmäßigkeit abwickelte wie in Friedenszeiten, war und ist das leider mit Italien und Deutschland noch nicht der Fall. Während von England nach Spanten täglich Postschiffe abgehen, verkehren solche zwischen Barcelona und Genua nur zweimal in der Woche (anfänglich nur einmal). Zudem werden sie von den französischen Kriegsschiffen soviel als möglich belästigt und müssen in Marseille zur Untersuchung anlaufen, was natürlich große Verspätungen zur Folge hat. Der Post verkehr mit Deutschland ist heute noch sehr mangelhaft: Briefe brauchen durchschnittlich 10—14 Tage, Kreuzbänder oft 3 Wochen, Postpakete 3 und mehr Monate. Letztere find in Genua und Barcelona zu Tausenden aufgestapelt. Im Dezember 1914 waren aus dem Zollamte in Barcelona 14000 deutsche Postpakete, zu deren Abfertigung ein einziger Be amter tätig war. Man darf nicht vergessen, daß in Spanien wie in Frankreich die Beförderung der Postpakete Sache der Bahngesellschaften ist, die in Spanien in der Hauptsache aus Angehörigen französischer oder belgischer Nationalität bestehen. Seit 1. März werden überhaupt keine Postpakete mehr nach Deutschland, Ssterreich und der Türket angenommen, da die Schiffsgesellschaften sich weigern, Ware für diese Länder zu befördern, um den Belästigungen der französischen Kriegs schiffe zu entgehen. Man ist deshalb darauf angewiesen, aus Deutschland alles unter Kreuzband zu bestellen. Wie mir bekannt ist, haben nun einige Verleger in anerkennenswerter Weise sich bereit erklärt, die Hälfte des Portos zu tragen, was alle Verleger tun sollten, denn es ist wohl nicht gerecht, daß der Sortimenter in einem solchen Falle allein den Schaden trägt. Auch die Kreuzbandsendungen kommen sehr unregel mäßig an, was in bezug aus die Fortsetzungen sehr unan genehm ist. So haben wir z. B. von der »Woche- Heft 13, nicht aber Heft I I, von Velhagen L Kl.'s Monatsheften Heft 5, nicht aber Heft 2, von »Die Kunst- Januar und Februar, nicht aber Oktober, November und Dezember erhalten usw. Ein Glück für den spanischen Buchhandel, daß der Krieg im August, während der toten Saison ausbrach, was für das Sortiment mehr Vorteil als Nachteil brachte, da mit dem Verkauf von Kriegskarten und Kriegsliteratur etwas Leben ins Geschäft kam, zudem konnte mit alten Ladenhütern von Karten und Atlanten ausgeräumt werden, da das Publikum in Er manglung von etwas Besserem alles, was zu haben war, kaufte. Schundkarten wurden zwar ziemlich rasch aus den Markt gebracht, gute, brauchbare Karten kamen dagegen hier erst im Oktober vom Kriegsmtnisterium, auf Grund deutschen Materials angefertigt, zur Ausgabe. Inzwischen war man auf französische Karten und Atlanten angewiesen, da solche von Deutschland erst spät bezogen werden konnten. Der große Stieler und die Perthesschen Taschenatlanten waren Anfang September in ganz Spanien ausverkauft. Es war aber leider unmöglich, rasch neue Vorräte herbeizuschaffen, ja der Stielersche Atlas ist auch heute noch nicht zu haben. So war man eben gezwungen, die schlechteren französischen Atlanten zu verkaufen, was selbst dar Publikum oft bedauerte. Daß die Nachfrage danach groß war, beweist, daß unsere Firma allein mehr als 100 Exemplare des »Vidal cks la Rlacbo« (Lrs. 30.— ord.) verkauft hat. Auch die französische Ausgabe des Andres wurde öfters verlangt, wurde aber von Paris aus nicht geliefert. Viel begehrt waren auch politische und militärische Werke. Broschüren wie »Iw partago do la Lranco« und »Iw xartago do l'LUomaßllo» wurden zu wahren Brotartikeln. Von ernsteren Werken wurden namentlich die jenigen von Bernhardt und Bülow verlangt. Von Bernhardi, »Iw xuorro d'aujourd'bui«, 2 vol. (20.—), «6ormanx and tbo nsxt var«, und Bülow, »Iw politiquo »Ilomando« (10.—) konnten trotz der hohen Preise mit Leichtigkeit Partien ab gesetzt werden. Von dem letztgenannten Werk ist kürzlich bei G. Gilt in Barcelona eine spanische Übersetzung erschienen, die viel gekauft wird und viel zum Verständnis der deutschen Politik beitragen wird. Großen Absatz fanden auch die Bücher von Jules Huret, »Ln Lllsmagno«, 4 vols. (Fasquelle), die Serie »Los paz-s modernes« (P. Roger L Cie.), wie »L'LIIkmaglle au travail», »Los dorniors propres de I'LlloomAno« usw-, die Bände der »Libliotkoque de kkilosopkio seiontiüque« (E. Flammarion): sL'Lllomaxne mvdorno«, »I/Italiemoderne> usw. Einen großen Zugartikel bildeten dann auch von vorn herein die verschiedenen Flottenbücher, wie Jane, »LII tbo rrorld ÜAktinA stups« und Balincourt, »Los tiottes de combat«, die auch von Behörden und Militär- Personen oft in größerer Anzahl bestellt wurden. Das deutsche »Taschenbuch der Kriegsflotten« hätte in viel stärkerem Matze verkauft werden können, wenn es von Anfang an dagewesen wäre und der Bezug nicht so lange gedauert hätte. Früher war es noch möglich, durch Vermittlung von Firmen in neutralen Ländern in Deutschland telegraphische Bücher- beftellungen aufzugeben. Jetzt ist es völlig ausgeschlossen, da kein Telegramm, das irgend einen deutschen Namen oder Ort enthält, außer den politischen angenommen wird. Wie aus dem Gesagten hervorgeht, nimmt das spanische Volk lebhaften Anteil an dem ungeheuren Weltereignis, und so ist es kein Wunder, wenn sich eine verhältnis mäßig große Kriegsliteratur herausgebildet hat. Von der auswärtigen, die ja in Masse auf den Markt gebracht wurde, erreichte unbedingt die Broschüre von Bernhard Shaw, »Common sonos about tbo vor« den höchsten Absatz. Es fehlt natürlich auch nicht an Übersetzungen ins Spanische aus der deutschfeindlichen Literatur, von denen das meiste Aufsehen diejenige eines Werkes der Nordamerikaners Rolando G. Usher, »Pangermantsmus« machte, in dem der Verfasser diesen als die eigentliche Ursache des Krieges von 1898 mit den Vereinigten Staaten hinstellt. Als erstes deutsch freundliches Buch erschien von Maluquer »Ln las Lias alo- manas- (In den Rethen der Deutschen) im Verlag von Carl Seither in Barcelona, von dem dieser Tage ein zweiter umfangreicher Band ausgegeben wurde. Ernst und gewichtig tritt der Verfasser, der in Deutschland seine Ausbildung als Ingenieur und die »Mutter seiner Kinder« gefunden hat, für die deutsche Sache ein. Mehr Erfolg und namentlich mehr Wirkung hat jedoch der heitere Band von Domingo Cirici- Ventallö »Ll ssereto de Lord Litobsnor« (Das Geheimnis Lord K.'s) ausgelöst, weil er die Lacher, auch aus dem gegne rischen Lager, aus seine Seite gebracht hat. Es ist eine geist volle Phantasie des bedeutendsten politischen Satirikers Spaniens, von einem glühenden Haß gegen England beseelt und mit geradezu erstaunlichem Freimut geschrieben. Ich zitiere am besten ein Urteil der Presse, der halbosfiziösen »Lpoea«:
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