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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 188, 16. August 1915. Börsenteil oder auf den politischen Teil angewandt, würden diese Redakteure als eine unerhörte Korruption empfinden. Sie erkennen nicht die Verpflichtung der Zeitung dem literarischen Le ben der Nation gegenüber an: das zu besprechen, was aus sach lichen Erwägungen besprochen werden soll ohne jede Beziehung, ob dieses Buch im nächsten Buchladen gekauft werden muß oder ob es vom Verleger zugesandt wurde. Hieraus ergibt sich eine Unselbständigkeit der Zeitung dem literarischen Leben gegenüber und eine Abhängigkeit vom Berlagsbuchhandel, die beide mit dem Wesen der unabhängigen und bloß von ihren Auf gaben bestimmten Zeitung nicht vereinbar sind. Andererseits führt das Streben nach Vollständigkeit, dem freilich auch die größten Zeitunge.n auf keinem Gebiete gerecht werden können, dazu, daß viel zu viele Rezensionsexemplare verlangt werden. Nun schiene ein Ausweg der zu sein, daß die Verleger die Zeitungen mit Ansichtssendungen bedenken, wie das der Sortimenter seinen Kunden gegenüber tut, und daß die Zei tungen sich verpflichten, innerhalb einer begrenzten Zeit, etwa von 3 Monaten, einer Zeit, die man auch nach dem Umfang der Bü cher abstufen könnte, die nicht besprochenen Bücher zurückzusenden, beziehentlich zum Buchhändlerpreise oder zum Ladenpreise zu bezahlen. Ich fürchte, daß hieraus den Verlegern wie den Zeitungen nur zahlreiche neue Unbequemlichkeiten erwachsen würden. Der übernervöse, in höchster geistiger Intensität verlausende Betrieb in einer Zeitungsredaktion ist der größte Feind der — Ordnung. Auch alle Redak tionssekretariate und Registraturen haben die Ordnung nicht in die Zeitungsredaktionen gebracht. Es werden viele Bü cher nicht aufzufinden sein, es wird von vielen Büchern nicht fest- gestellt werden können, ob sie überhaupt angekommen sind und in wessen Hände sie geraten sind. Auch ich konnte, was mit der ganzen Art der Redaktionsführung zusammenhängt, nur aus nahmsweise durchsetzen, daß die unverlangt anlangenden und auf den ersten Blick hin als zur Besprechung ungeeignet erkannten Bücher zurückgesandt wurden. Viele Mitzhelligkeiten im Verkehr mit Redaktionen sind aus dem ihnen eigentümlichen Wesen zu erklären, das von dem des kaufmännisch geführten Geschäfts außerordentlich stark abweicht. Also dieser Weg wird nicht zum Ziele führen. Besser wäre schon eine Einschränkung der unverlangt ver sandten und eine aus der Kenntnis der Zeitungen erwachsende Beurteilung der Begehren von Rezensionsexemplaren. Wenn die Verleger prüfen würden, wie viele Bücher den meisten Zei tungsredaktionen zugehen, so würden sie erkennen, daß auch die gewissenhafteste Redaktion in dem ihr gesteckten Rahmen nicht einmal den zehnten Teil aller dieser Bücher besprechen könnte. Nun haben viele Verleger den Versuch gemacht, Rezensions exemplare nicht unverlangt zu versenden, sondern bei den Redak tionen anzufragen, ob ihnen die Zusendung bestimmter Bücher er wünscht wäre und ob sie sich zur Besprechung für diese Blätter eignen. Eine Karte wird in der Regel beigelegt, unter die man bloß den Stempel der Zeitung zu setzen hat, und man erhält dann umgehend die Bücher. Auch ich bin dieser Versuchung häufiger erlegen, als es mir nachher lieb war. Natürlich hatte ich den Wunsch, daß diese Bücher in meiner Zeitung besprochen würden, aber es gibt so viele nicht auf einen Tag vorher abzuschätzende Hindernisse in einer Redaktion, daß die Besprechung dann doch unterblieb. Oft erkannte man auch, daß sich das Buch für diese Zeitung nicht eignete, eine Besprechung die Leser der Zeitung nicht interessieren würde, aber das Buch wurde dann leider doch nicht zurückgesandt. Man kann diese Fragen nicht erörtern, ohne auf die relativ zu große Bücherproduktton in Deutschland hinzuweisen, ohne vor allem zu betonen, daß die Zeitungen selbst, die nach dem Wunsch des Buchverlegers seinen Büchern den Weg Hahnen sollen, dem Bllcherlesen am meisten Abbruch tun. Der größte Teil der Deut schen sind Berufsmenschen, sie haben von früh bis abends Pflich ten zu erfüllen. Es bleibt ihnen leider zum Lesen sehr wenig Zeit. Gerade die Leute, die als Bücherkäufer in Betracht kommen, lesen in der Regel zum mindesten zwei Zeitungen, ein großes, meist hauptstädtisches Blatt und das Lokalblatt, außerdem Fach- blätter ihres Berufes, geschäftliche Drucksachen, Vereinsschriften. 1154 Die Zeitungen werden von Jahr zu Jahr umfangreicher, sie be friedigen immer mehr Bedürfnisse, sie bauen ihr Feuilleton aus, sie bringen einen erst später in Buchform erscheinenden Roman, sie berichten über alle Wissenschaften, alltäglich über die volks wirtschaftlichen Verhältnisse. Wo soll dem Zettungsleser die Mutze bleiben, viele Bücher zu lesen, was bekanntlich noch schwe rer ist, als Bücher zu kaufen? Hier liegt eine wesentliche Quelle manchen Mißerfolgs im Buchhandel, mancher Enttäuschung der Autoren. Eine gewisse Regellosigkeit herrscht noch immer in der Bücherproduktion zum Leidwesen zwar nicht der Buchdrucker, aber der übrigen Bücherproduzenten, der Autoren wie der Verleger, aber auch zum Bedauern der Bücherkonsumenten, die trotz aller in den letzten Jahren eingebürgerten Hilfsmittel immer weniger die Fähigkeit besitzen, einen überblick über die für sie wichtige Literatur zu gewinnen. Nun hat der deutsche Buchhandel so große organisatorische Leistungen aufzuweisen, daß er vielleicht auch dieser Schwierig keiten einmal Herr werden wird. Die Organisation als ein Mittel gegen Überproduktion ist eine der bedeutungsvollen volks wirtschaftlichen Erscheinungen unserer Zeit. Aber ich will hier nicht diesen fernen Aufgaben nachgehen, ich meine nur, daß man der gewaltigen Verschwendung von Rezensionsexemplaren durch eine organisatorische Einrichtung den Hemmschuh, wenn auch nicht zu stark, anlegen könnte. Damit würde allen ernsthaften Interessenten an den Bllcherbesprechungen gedient werden kön nen, und mannigfacher Ärger der Bücherversender und Bücher empfänger könnte auf ein geringes Maß zurllckgeführt werden. Die zahlreichen Rezensionsexemplare, die niemand zur Freude und vielen nicht zur Ehre gereichen, könnten erspart werden. Ich denke mir, daß eine Zentralstelle für die Versendung von Rezensionsexemplaren und für die Kontrolle der tatsächlich erfolgten Besprechungen, wie auch des Abstandes der Zeit zwi schen dem Empfang des Rezensionsexemplars und dem Erscheinen der Besprechung eingerichtet werden könnte. Freilich würden eine Reihe von Vorarbeiten hierzu notwendig sein, so Konfe renzen zwischen Buchverlegern und Zeitungsredakteuren, um die gemeinsame Linie zu finden, auf der dieses neue Institut arbeiten sollte. Es wäre sehr vorteilhaft, wenn man für ein Jahr, das nicht weit zurückliegt, also etwa für das normale Jahr 1913 eine Liste aller von deutschen Vcrlegem versandten Rezensionsexem plare einfordern würde und wenn man auf den öffentlichen Bibliotheken untersuchen würde, ob und wann diese Bücher be sprochen wurden. Man würde natürlich auf Besprechungen von Büchern stoßen, die nicht als Rezensionsexemplare versandt wur den, ja, man würde die merkwürdige Erfahrung machen, daß Rezensionsexemplare verlangt wurden, nachdem die Rezension schon erschienen war, weil manche »gewissenhafte Redaktionen« keine Besprechung veröffentlichen, ohne daß der Verleger den Tribut des Besprechungsexemplars geleistet hat. Auch in dem Falle geschieht dies, wenn ein noch so angesehener und zuverläs siger Mitarbeiter des Blattes eine Besprechung eingesandt hat, ohne daß der Redaktion ein Rezensionsexemplar zugegangen war. Auf Grund der Untersuchungen für das Jahr 1913 könnten dann vielleicht Leitsätze aufgestellt werden, die einer Konferenz von Buchverlegern und Zeitungsredakteuren als Grundlage der Erörterung dienen könnten, nachdem sie schon vorher in der Fach presse beider Teile besprochen worden sind. Wenn die Vorarbei ten dazu führen würden, daß die Zeitungsredaktionen selbst er fahren könnten, welchen Raum sie für direkte oder indirekte Be sprechung von Büchern im Jahre ausgewandt haben, so wäre das schon ein großer Vorteil, denn es würde den Heißhunger nach Rezensionsexemplaren dämpfen. Man käme durch die Zentrale, wenn auch nicht sofort, zu einer gewissen Normalisierung bei der Versendung von Rezensionsexemplaren. Zeitungskundige Mit arbeiter der Zentralstelle würden verhindern, daß die Bücher, die heute als Ballast den Zeitungsredaktionen zugehen, auch fer ner versandt würden. Natürlich kann, was für eine Zeitungsart Ballast ist, bei einer anderen Gruppe von Zeitungen sehr gut angewandt sein. Die Verlegerinteressen in dieser Zen trale sollten selbstverständlich nicht nur nach der negativen ^ Seite, sondem auch nach der positiven Seite gewahrt wer-
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