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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.02.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-02-21
- Erscheinungsdatum
- 21.02.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. .1/ 42, 21. Februar 1916. knallt und Worte auf kalte Wände stoßen. Immerfort und immer zu, n i e endend, verhallend. Daran Türen, die unten Luftlöcher haben und oben Num mern flf <2j (3> <4> . . . bis zur hohen Zahl. Damit man sich zurechtfindet in dieser Gleichmäßigkeit. Dahinter »1 Gefreiter und 20 Mann«, oder mehr oder weniger, das ist gleichgültig, ganz und gar gleichgültig. Und über den Türen manchmal Brcttafeln mit Namen in verstaubten Farben SCHJESSAUS- ZEICHNUNGEN ERHIELTE«! . . .. und neben den Türen immer Gewehre, nüchtern in preußischer Ordnung. Zwischendurch Kommandorufe, Befehle; Ziehharmonika und Singen. Eine Kartoffelschälerin schlurft auf Klapperpantinen. Oben irgendwo bläst ein Musiker Fagott. Die Küchen stoßen Dunst auf die Korridore Dann wer den Fenster aufgemacht: hier mal und da mal und da. Das bringt Zugluft und ernüchtert. Vor der Kantine beizt es nach vergossenem Bier und kaltem Qualm. Nie steht ihre Tür still. Sie wedelt in den Angeln wie ein freudiger Hund. Da gibt es auch Frauen hinter dem Schank tisch. Manche Soldaten kommen ihretwegen. Sie nehmen ein Glas »Helles«, setzen sich abseits und denken anihre Frauen. Das sind die Rekruten, die »och nicht aus der Kaseme dürfen und die nur graue Männer sehen, Tag für Tag. Manchmal setzt sich auch einer von ihnen an das Klavier, und was er spielt, sind noch Gassenhauer. Es werden einmal Märsche sein, wenn der Zivilrock vergessen ist . . . Einige schreiben. Sie haben Wohl nie in ihrem Leben soviel Schriftworte aneinandergereiht; sie lecken sich immerfort an der Spitze ihres Kopierstiftes die Zunge blau und spülen sie wieder schluckweise ab: dann setzen sie Buchstaben, groß und wirr, wie die Kinder. Denn ihren Händen, die Handwerksarbeit taten, fehlt die leichte Führung; und der Kopf ist schwer, schwer. An einer Stelle riecht es nach Jod und Krankheit. Da liegt die »Rcvierstube«. An jedem Morgen stehen Soldaten davor und klagen — und werden vom Arzt gesund- oder krank — »geschrie ben«. Die Gesunden gehen wieder zum Dienst, um bessern willen sie krank sein wollten; die Kranken aber holen sich ihre Bettwäsche und legen sich zu den Sanitätssoldaten. Oder sie kommen ins Lazarett. Auf dem Kasernenhofe, der vor Härte glänzt, stehen Kom pagnien. Rechtecke aus Helmspitzen und Tornistern. Kommando rufe schwirren und schlagen gegen die Häuserwände; Abteilungen marschieren, zielen, schwärmen. Ein Wort stößt Gewehre auf dreihundert Schultern, ein Befehl wirft die Beine — die Kom pagnie rückt zur Übung. Das Schanzzeug klappert hölzern. Heut« steht die Sonne hell darüber, und die Lust ahnt den Frühling. Darum singen sie gleich hinter der Stadt- Ein Mädchen wollte früh aufstehn, Drciviertelstund vor Tag. Im Wald wollt' es spazieren gehn, Heiduh — hcidnh — spazieren gehn, Bis daß der Tag anbrach. Und als das Mädchen in den Wald 'rcinkam, Begegnet ihm des Försters Knecht: »Mädchen, willst du aus dem Wald heraus, Heiduh — heiduh — dem Wald heraus, Hier hat mein Herr sein Recht!- Und als das Mädchen aus dem Walde kam, Begegnet ihm des Försters Sohn: »Mädchen, willst du Brombeer'n pflücken, Heiduh — heiduh — ja pflücken. Pflücke dir dein Körbchen voll!« »Einen ganzen Korb voll brauch' ich nicht, Eine Handvoll ist genug.« Und er hals ihr Brombeer'n pflücken, Heiduh — heiduh — ja pslücken. Bis daß der Tag anbrach . . . Weithin verhallt der Gesang. Aus dem Walde, wo sie marschieren, steigt schon warmer Staub. Die Kaserne sonnt sich. Kompagniefeldwebel und Ordon nanzen laufen mit schwarzen Taschen ein und aus. Die Schreib, stuben notieren, fertigen Listen und bringen neue Verordnungen; die Zeiger der mächtigen Uhr saugen die Zeit an. >90 Ein breitspuriger Kastenwagen stellt sich in die Hofecke und wird von weißgekleideten Mannschaften entlade». Heute kommt so Brot, morgen Bekleidung und übermorgen vielleicht Munition. Freche Spatzen picken lärmend die Krumen und lassen sich nicht verscheuchen. Auch der Hahn, der mit seinem Hühnervolk um- fterzieht, fühlt sich Herr des weiten Platzes. Leichter Wind, der noch nicht weiß, woher er kommen soll, dreht quietschend den mächtigen Schornsteinaufsatz der Brauerei nebenan. Rauch steigt längst nicht mehr. Wir haben ja lange Krieg, das schreit das Windchen an der Esse. Aber kaum daß sich ein Huhn mit dem Platten Gesicht danach dreht: »Gott, wie alltäglich —«. Oben auf dem Fenstersims der Feldwebelstube einer soundsovielten Kompagnie knickt ein« Tulpe; sie schlägt ihren roten Kopf wie einen Klöppel an der verblichenen Papier- Manschette hin und her. Wir hatten uns oft über sie gefreut. Es war die einzige Blume in der langen Litanei der öden Fenster. — An manchen Tagen aber stehen Kameraden da, die ins Feld ziehen. Vorfrühlingsblumcn hängen an den Gewehrläufen, und die Spitze der Helme ist der Strauß der Liebsten. Ihre Tornister sind schwer, und in den Händen halten sie noch Gaben für di« Reise, die wer- weißwohin geht. Die Verwandten stehen zwischen ihnen und nehmen Abschied. In verhaltenem Schmerz lächeln sie, denn es mutz sein. Dann dröhnt das »Stillgestanden«. Worte nennen die Pflicht. Die Gewehr« präsentieren. Dem Kaiser der Gruß. »Gruppenkolonnc rechts! Abteilung — marsch!«.... Der Hof schallt .... »Im Gleichschritt!« .... Frauen hängen sich an ihre Männer, Bräute an den Verlobten, Kinder fassen Vaters Hand .... Voran spielt die Musik: »Mutz i denn, mutz i denn zum Städtelein hinaus« . . . Weltsprachlerei. v. >V,,t. Bbl. ISIS, Nr. 2S7, 3V»; Iglk, Nr. 8, 12 u. 32.1 Die von Herrn Professor I)r. Schramm in Nr. 32 des Börsen blattes fcstgestellten Tatsachen bedürfen der Ergänzung, wenn sie ein der Wirklichkeit einigermaßen entsprechendes Bild ergeben sollen. 1. Herr Professor vr. Schramm glaubt, daß sich Esperanto »im weitestgehenden Maße auch im mündlichen Verkehr« bewährt habe. — Herr Professor vr. A. Baumann sagt in seinem Buch »Wede« auf ^eite 38/39 darüber das Folgende: »Und dazu kommt nun noch die kitzliche Frage: Wieviel Menschen in der Welt sprechen denn nun Esperanto? Nach den berauschenden Phrasen der Agitatoren angeblich mehrere Millionen. Das letzte esperantistische Jahrbuch verzeichnet«: schon etwas bescheidener noch keine 20 000 (!). Ein Freund hat mir erzählt, daß er in einer deutschen Stadt auf der Durchreise versucht hat, einige nach dem Jahrbuch dort lebende Esperantisten aufzusuchen. Der eine schien nicht zu existieren, der andere hatte noch nicht Zeit gehabt, es ordentlich zu lernen, und der dritte hatte, wenn ich mich nicht sehr täusche, nur einmal zu einem andern Esperantisten die Absicht geäußert, sich ein Lehrbuch anzu schaffen! — A. Zinovier in Dresden berichtet, daß er eine Liste solcher Kongressisten angelegt habe, die leidliche fließend Esperanto sprachen. Er fand unter 1500 noch keine 3V. Die meisten kamen über ein stümperhaftes Radebrechen nicht hinweg, und so manche konnten selbst das nicht. Dabei ist doch anzunehmen, daß der Internationale Esperanto-Kongreß in besonders hohem Maße diejenigen Kreise ver einigen dürfte, die mit dem Esperanto vollkommen vertraut sind.« Die Behauptung, daß Esperanto sich im mündlichen Verkehr be währt habe, kann somit wirklich nicht auftecht erhalten werben. Herr Professor Dr. Schramm behauptet, der Bau der Hilfssprache Esperanto ringe jedem Sprachkundigen Bewunderung ab. Oskar A. H. S ch m i tz ist anderer Ansicht. In seiner Schrift »Die Welt anschauung der Halbgebildeten« nennt er Esperanto ein »verkrüppeltes Spanisch, das sich anhört, als hätten drei Negergeschlechter damit ge haust. Es erinnert an das Pidgin-Englisch der Kulis und dient auch demselben Zweck: schnelle Verständigung niederer Wesen über Ange legenheiten des Fraßes«. Professor Leskien nennt Esperanto »einen gänzlich mißlungenen Versuch, das Problem der Weltsprache zu
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