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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-29
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. .V l22, 28. Mai 1917. Vorstandsämler als Ehrenämter verwaltet, kann unmöglich Auf gaben lösen, die die gesamte Manncskraft und ausschließliche Tätigkeit einer ganzen Anzahl tüchtiger Leute unbedingt er fordern. (Zuruf: Sehr richtig!) Es kann jedenfalls keinem Zweifel unterliegen, daß die Mitglieder bei ihrem Eintritt im Ernst an eine derartige Gestaltung der Buchhändlergilde nicht gedacht und das seinerzeit vom Vorsitzenden in Leipzig ent wickelte Programm der Aufgaben und Ziele des Vereins nur cum xrano salis genossen haben. In zwei Aufsätzen im Börsenblatt ist bereits in Form einer inehr persönlichen Kritik, wie ich sie hier unbedingt vermeiden will, zu den Vorschlägen Stellung genommen worden, denen ich in sachlicher Beziehung nur wenig hinzuzusügcn habe, und die von Herrn Ritschmann gebrachten Entgegnungen schienen mir nicht gerade sehr glücklich und überzeugend zu sein. Doch nun zu den einzelnen Vorschlägen selbst. Er sagt in seinem ersten Artikel: »Die Genossenschaft ist die Belriebsform, die allein dem Kapitalismus gegenüber sich von Dauer und Geltung erweisen dürfte«, und gibt damit zu er kennen, daß die beabsichtigte Gründung der Genossenschaft als ein Mittel für die Gilde angesehen wird, sich dem Kapitalismus in, Buchhandel gegenüber — als dessen Verkörperung er Wohl in erster Linie den Verlag, das Varsortiment und das Kom missionsgeschäft ansieht — zu behaupten. Wenn wir diese An sicht in bezug auf den Verlag einmal näher betrachten, so mutz die Zusammenfassung desselben als Kapitalismus schon insofern als nicht ganz zutreffend angesehen werden, weil das Gros der mittleren und kleineren Verleger ans Firme» besteht, die nur über sehr bescheidene Kapitalien verfügen, die denen der Grotz- sortimente kaum überlegen sein dürsten, weil sie in der Haupt sache auf Kredit angewiesen sind. Wenn nun seitens des produ zierenden Verlags ans das konsumierende Sortiment hier und da ein Truck ausgellbl wird — wie das übrigens zwischen Pro duzent und Konsument in andern Berufszweigen ebensogut bor kommt —, so glaube man doch ja nicht, datz hieran ein eigener Verlag der Gilde irgend etwas ändern kann. Tie Stellung jedes einzelnen Produzenten zum Konsumenten wird stets eine ganz individuelle sein, die sich aus dem persönlichen bzw. geschäft lichen Einvernehmen der beiden Firmen, ihren Beziehungen zu einander und nicht zuletzt auch aus dem Nutzen ergibt, den diese Beziehungen abwerfen oder verheißen. Daran kann ein eigener Verlag rein gar nichts ändern. Es könnte also die Gründung eines Verlags seitens der Gilde lediglich als eine geschäftliche Spekulation zur Erlangung eines gute Dividenden verheißenden Unternehmens angesehen werden. Herr Nitsch- mann glaubt nun die Aussichten für den eigenen Verlag der Gilde besonders günstig voraussetzen zu können, weil jeder Ge sellschafter den Absatz von mindestens lO Exemplaren jedes einzelnen Verlagsobjekts garantieren könne. Diese Annahme scheint mir doch eine sehr gewagte zu sein! Wenn sich auch nicht leugnen läßt, daß das Sortiment auf den Absatz der Bücher im allgemeinen, hier und da auch wohl für ein spe zielles Buch, dem es sein besonderes Interesse zuwendet, einen großen Einfluß ausüben kann, so ist damit noch nicht gesagt, daß es jedes beliebige Buch, das es bevorzugen will, auch in Partien absetzen kann. Wenn dies der Fall wäre, wie käme cs dann, daß so mancher Sortimenter mit Partien eines Buches hängen bleibt, die er im Glauben, sie absetzen zu können, fest oder bar bestellte, und wegen deren er dann oft genug den Verlag um Rücknahme angehen mutz. Das Rezept, nur solche Bücher zu verlegen, die absolut gangbar sind, ist noch nicht entdeckt worden, und die Gilde wird cs auch nicht zuwege bringen. Ebenso wird es nicht möglich sein, nur solche Bücher zu verlegen, die jeder Genosse aus innerster Überzeugung für vortrefflich halten und sich ihrer daher besonders annehmen wird. Tut er es gegen diese Überzeugung aus rein geschäftlichen Motiven, so wird er sich und seinen Stand herabwllrdigen. Der Gildeverlag wird daher, wie jeder andere Verleger, sich damit abfinden müsse», daß in der Regel von 10 erst ein Buch zu gehen pflegt, und wenn sich alle 600 Gesellschafter usw. dafür noch so sehr ins Zeug legen. Es ist also mindestens sehr fraglich, ob ein auf einer solchen Basis mit Auflagen von je 10 000 Exemplaren KO« gegründeter Verlag wirklich einen so nennenswerten Gewinn abwersen wird, daß die Genossen eine reichliche Verzinsung ihres Kapitals erreichen und für das Risiko entschädigt werden, das sie eingehen. Denn je größer die Auflagen, desto fühlbarer sind auch die Verluste der Fehlschläge. Es könnte auch das Gegenteil eintreten, und die Verluste könnten den Gewinn überschreiten, wie das bei derartigen Unternehmungen, wo viele Leute hin einzureden haben, gar leicht geschieht. Es kommt doch, wie bei jedem Privatunternehmen, in erster Linie daraus an, daß sich ein geschickter und tüchtiger Verlagsleiter findet, denn so neben bei vom Vorstande kann nun einmal diese Arbeit nicht ge leistet werden. Alle Vorhersagen über Dividenden, steigenden Wert der Aktien usw. schweben also völlig in der Luft. Über das Reisegeschäft ist gesagt, daß es eine erhebliche Schädigung des Sortiments darstelle und nach dem Grundsätze, »daß man am besten dem Feinde mit eigenen Waffen begegne«, bekämpft werden müsse. Ja, wie denkt man sich das eigentlich? Will etwa die Gilde auf alle Werke reisen lassen, die das gesamte Reisegeschäft bearbeitet? Bisher ist cs doch immer üblich gewesen, datz von jedem Rcisegeschäft nur ganz bestimmte Werke Vertrieben wurden, weil jede Zer splitterung vom Übel sein würde. Will die Gilde hier neue Bahnen beschreiten, und glaubt sie die dazu nötigen Niesen- kapitalien beschaffen zu können? Ja, hängt dies überharcht von ihrem eigenen Willen ab, und glaubt man, daß jeder Verleger ihr in dieser Beziehung entgegenkommen würde? Bei einem derartig vielseitigen Betriebe würde nämlich für keinen Teil etwas Nützliches herauskommen, ja er ist in dieser Art nach meinem Dafürhalten überhaupt absolut unmöglich. Oder soll vielleicht jeder Genosse für eins oder mehrere Werke tätig sein? Man würde dabei wohl selten auf Gegenliebe und aus das nötige Verständnis rechnen können, weil das Rcisegeschäft doch nicht lokal betrieben werden kann. Beschränkt man sich aber, wie dies gar nicht anders möglich ist, aus einige wenige Werke, so wird man zugeben müssen, daß zwar die Reisegeschäfte um ein weiteres vermehrt würden, daß aber der Ausdruck »mit eigenen Waffen schlagen« weiter nichts als eine schöne Phrase bleibt, die den Genossen die Sache nur schmackhafter machen soll. Ja, wie kann auch nur der einzelne Genosse, der selbst nicht gegen Teilzahlungen liefert, derartige Kunden anstatt der Kon kurrenz dem Gilde-Unlernehmen überweisen, wie vorgeschlagcn wird, da dieses doch nur an einem Ort (wohl Berlin oder Leipzig) domiziliert sein kann. Also die dabei in Aussicht ge stellte Provision würde doch Wohl nur für die am Orte des Unternehmens wohnenden Genossen in Frage kommen, d. h. vielleicht noch nicht 10 Prozent von ihnen zugute kommen. Es könnten also für die Gründung des Reisegeschäfts auch nur die möglichen Gewinne ins Feld geführt werden, nicht taktische Gründe. Datz aber nicht immer Gewinne sicher sind, beweisen doch Fälle, wie seinerzeit z. B. der Konkurs der Fa. Gustav Fock mit über 400 000 «L Passiven, und dabei kann man doch nicht sagen, daß Fock ein ungeschickter Leiter des Unternehmens ge wesen wäre. Es ist also auch hier sehr viel Wasser in den Wein zu gießen, den uns Herr Nitschmann mit dem Reise- geschäft vorsetzt. Nun das Barsorliment. Daß an sich für ein Barsorti ment günstige Aussichten für eine Genossenschaft beständen, könnte zugegeben werden, wenn die Möglichkeit bestände, die Firmen Koehler und Volckmar vollständig auszuschalten und sich an deren Stelle zu setzen, d. h. bei den Genossen. Hierzu gehören aber Riesenkapitalien, wie sie diese beiden Firmen im Laufe der Jahre in ihre Unternehmen hineingesteckt haben, um nicht nur alle die kurzfristigen Einkäufe in bar zu bezahlen, sondern auch ihren Mitgliedern die gewohnten Vierteljahrskredite usw. ein zuräumen. Wollte die Gilde sich nur auf die Brotartikel und Schulbücher beschränken, so würde sie den anderen Barsortimen ten, deren Rückgrat diese Artikel sind, kaum die Möglichkeit des Bestehens lassen, ohne in absehbarer Zeit selbst ein richtiges Äquivalent dafür bieten zu können. Denn daß zur vollständigen Einrichtung und richtigen Funktion eines derartigen Riesen unternehmens viele Jahre gehören würden, liegt doch für jeden nüchtern Urteilenden und jeden Kenner des Barsortiments-
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