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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-11-13
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 257, 13. November 1920. ihrem Geschäft zu beteiligen, wenn der Eigenbetrieb ins Wanken gerät. Und von da zur völligen Kommunalisierung ist nur ein Schritt. Es können Universitäten, bzw. Dozenten sich schließlich einigen zum gemeinsamen Bezug ihrer Lehrbücher direkt vom Verlag, womit die Grundlage einer Univcrsitätsbnchhandlung in eigener Regie gegeben wäre. Das geeignete Personal findet sich, vielleicht noch leichter, als für ihre großen technischen Betriebe. Die Persönlichkeit des Geschäftsführer, Direktors, oder wie man den Letter nennen will, würde sich auch in einer Stadtbuchhand- lung durchsetzen; über die Achsel würde er nur von denen ange sehen, die den Wert der Selbständigkeit nach alten Begriffen überschätzen und zu einem Maßstab der persönlichen Ehre machen. Aber weder Städte noch Universitäten werden sich unter den heu tigen Verhältnissen leicht entschließen, zu ihren vielen Sorgen noch den Kleinkram des buchhändlerischen Sortiments auf sich zu nehmen. Wir Stadtverordnete werden bei allen solchen Fragen erst recht streng prüfen, ob es zum Nutzen der Stadt geschieht. Gibt es doch viele ausstchtsbollere Kommunalisierungsobjekte, wo der großstädtische Massenkonsum stark mitspricht, oder wo es gilt, die enorm steigenden Ausgaben freizumachen von den Profitinteressen einer Nimmersatten Erzeuger- oder Händler- grrippe, wo also Millionen gespart werden können. Ich nenne da die Kohlenversorgung der Städte, sowohl für ihre eigenen Be triebe, Schulen und Bureaus, wie für die Bevölkerung, die eigene Bauregie usw. Deshalb irrt Herr canck. rer. M. Delbanco, wenn er glaubt, alle Sozialisten wären täglich von früh 6 bis abends 10 Uhr nur darauf erpicht, alles zu sozialisieren, sogar den lieben Sortimentsbuchhandel. Ein wenig reifer müßte er schon dazu sein, d. h. sozialisierrmgsreif. Alle derartigen Ent würfe und Ideen lesen sich ja ganz unterhaltend, ihre Wirkungen erinnern aber meines Erachtens doch ein wenig an den Sturm im Glase Wasser; sie übersehen die ungeheure'Einzelproduktion im Buchhandel. Rur wo diese Produktion typisiert werden kann, wie im Schulbücher-Verlag, und wo ihre Verteilung, bzw. Ver breitung nicht allzu sehr auf gelegentliche Lust und Liebe des Konsums angewiesen ist, halte ich die buchhändlerische Produktion als sozialisierungsreif. Und besonders in gegenwärtiger Zeit werden wir uns sehr hüten, nnzeitige Experimente zu machen. Es ist also keine Gefahr. So wenig eine deutsche Stadt auf den Gedanken gekommen ist, ihre Buchhandlungen zu kommu nalisieren, ebensowenig ist diese Frage auf unseren alljährlich mehrmals zusammentretenden sozialdemokratischen Geschäfts, fiihrerkonferenzen jemals auch nur berührt worden. Wir lassen uns nicht von Schlagworten leiten, wir beurteilen solche Fragen mit genau der gleichen, auf langjährige Erfahrung gegründeten Sachlichkeit, wie die gewählten Vertrauensmänner der buchhänd lerischen Organisationen an ihre Berufsfragen herantretsn. Ich bin auch der Meinung, eine Sozialisierung des Buchhandels in jedweder Form wäre ohne Mitwirkung des Buchhandels gar nicht durchführbar. Erst müssen die Träger des Buchhandels sich zu einem sozialen, des Nutzens der Gemeinwirtschaft be- wußten Denken durchgerungen haben, die Menschen müssen »so zialisiert- sein, che etwas Brauchbares, Gemeinnütziges heraus- kommt. Und so lange der Buchhandel nicht einmal das Problem des Leipziger Verkehrs auf genossenschaftlich-gemeinnütziger Grundlage befriedigend zu lösen imstande ist, an dem doch alle Kreise in gleicher Weise interessiert sind, darf man auch nicht hoffen, daß die Angehörigen des Buchhandels oder seine füh renden Kräfte sich einer Sozialisierung bereitwillig und ver ständnisvoll «ingliedern. Die fortschreitende Entwertung und Enteignung der Privatbetriebe geht inzwischen ihren Gang weiter, Sortiment und Verlag werden sich, durch ihre wirt schaftlichen Verhältnisse beiderseits auf erhöhte Einnahmen und Rabattersparnisse hingewiesen, mehr denn je mit einander bekämpfen und wieder vertragen, und Herr Delbanco kann nach schweren Träumen alltäglich neu aufatmen. Es wird noch lange alles beim Alten bleiben. Nicht von außen kommt die Umwälzung, oder nur soweit, als die Verhältnisse dazu drängen. Ein siecher Körper schleppt den Tod in sich selbst herum und kann sich auch nur aus sich selbst heraus erneuern. Auch der Buchhandel! Vom ungarischen Buchhandel. Die Anschauung, daß cs sowohl vom Standpunkt jedes Ein zelnen, wie des gesamten Buchhandels wünschenswert sei, daß eine einheitliche, kräftige Organisation bestehe, zu der sich sämt liche Zweige des Buchhandels verbänden, uni die Gesamtinter essen einheitlich zu fördern und die auftauchendcn Gegensätze mit wohlwollendem Verständnis und Entgegenkommen unter sich auszutragen, veranlaßtc die ungarischen Buchhändler nach dein Sturz der Nüteregierung im vorigen Jahre, eine einheitliche Or ganisation zu gründen: den Verein der ungarischen Buch- und Musik-Verleger und -Händler. Dieser Verein war die Neuorganisation des seit 1878 bestehenden un garischen Buchhändlervereins. Durch diese Neugestaltung wur- den die drei Fachorganisationen (Verlegerverein, Musikalien- Verleger- und -Händlerverein und Verein der Budapsster Buch händler) überflüssig, sie wurden aufgelöst. Die durch den Frie- dcnsvcrtrag verursachte katastrophale Zerstückelung unseres Lan des und die Lehren der Rätediktatur haben die Idee der unbe dingt einheitlichen Organisation zur Reife gebracht. Bei der Neuorgantsierung des Vereins war immer der leitende Gedanke, daß die Einheit des gesamten Buchhandels gewahrt bleibe, dabei aber die vollständige Selbständigkeit jeder Gruppe restlos zur Geltung komme. Laut der Statuten liegt demzufolge der Schwerpunkt des Vereinslebens in den einzelnen Sektionen. Es wurden vorläufig vier Sektionen gegründet: die Verleger, — die Budapest« Sorti menter, — die Sortimenter der Provinz —, die Musikalienver leger und -Händler. Jede Sektion handelt vollkommen selb ständig in Fragen, die nur die betreffende Gruppe angehen. Jede Sektion wählt einen Vorsitzenden, entscheidet über die Auf nahme der Mitglieder und behandelt die Fragen, die sich nur auf die betreffende Gruppe beziehen, selbständig. Die Tätigkeit des Vereinsvorstandes (Präsidiums) sorgt für die Einheitlichkeit des Vercinslebcns. Der Vorstand besteht aus je zwei Delegierten einer jeden Sektion; der Vorsitzende des Vereins wird von diesen Delegierten gewählt. Einheitlich ist die Verwaltung und die Geldgebarung des Vereins. Die Be schlüsse der Sektionen werden dem Vorstand bekanntgegeben, der zu beurteilen hat, ob die Beschlüsse mit den Statuten des Ver eins in Einklang sind, ferner, ob sie keine Interessengruppe schä digen, in welchem Falle eine Verständigung einzuleiten ist. Die Hauptversammlung entscheidet nur in Fragen des Vereinslebens, in administrativen und materiellen Angelegenheiten; alle anderen Fragen, so auch die Wahlen, gehören zur Kompetenz der einzelnen Sektionen. In dieser Organisation ist die vollständige Selb ständigkeit jeder Gruppe gewahrt. Die Streitfragen werden nicht durch Majorisierung, sondern durch Verhandlungen gleich berechtigter Gruppen gelöst. In Fragen des Sortiments wird der Verleger nicht befragt, nur diejenigen Fragen, welche beide Gnrp- pen berühren, werden gemeinschaftlich von den vollständig gleich berechtigten Sektionen behandelt. Stach ungefähr einem Jahre kann nun festgestellt werden, daß diese Art der Gestaltung des Vereinslebens sich gut bewährt hat. Die Form, die die Statuten des Vereins geschaffen haben, hat sich mit gesundem Inhalt gefüllt. Die strenge Durchfüh rung der Selbständigkeit der einzelnen Gruppen erhält und stärkt das Vertrauen der Interessenten; der durch die Sektionen er- wählte Vorstand schlichtete gegebenenfalls Interessengegensätze auf friedlichem, entgegenkommendem Wege. Und was noch wich tiger ist, das Solidaritätsgefühl steigerte sich im gefestigten Bereinsleben wesentlich, das Gefühl der Zusammengehörigkeit der verschiedenen Grrippen wurde erweckt, das sittliche Element in der Geschäftsführung gestärkt. Durch den Zusammenschluß sämtlicher Gruppen wuchs die Macht und das Ansehen des Ver eins, und seine Tätigkeit wurde ersprießlicher. Die materiellen Grundlagen des Vereins wurden durch diesen Zusammenschluß wesentlich verstärkt. Die Verwaltung konnte verbessert werden, die Fachzeitschrift »Corvina« mit ihrer biblio graphischen Beilage erscheint nun allwöchentlich. Alles dies er fordert aber große Opfer von den Mitgliedern, da der Wir« 1S72
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