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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1921
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- 1921-09-08
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- 08.09.1921
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X- 210, 8. September 1921. Redaktioneller Teil. vorsendlatt f. d. Dtschn. Buchhaubc!. lichen Form sagt, das; niemand ihm dicserhalb gram sein kann. Selbstverständlich hält er mit seinem Urteil niemals zurück, ja er verleiht ihm sogar manchmal sehr temperamentvollen Aus druck, aber er gibt sich nicht als unfehlbar aus, und selbst da, wo er eine künstlerische Leistung als völlig verfehlt bezeichnet, läßt er immer noch die Möglichkeit offen, daß andere Lente Ge fallen daran finden können. -Buchkunst und Bücherlicbhaberei« betitelt Loudier das ein leitende Kapitel, in dem er in großen Zügen die Wandlungen kennzeichnet, die sich in den letzten 25 Jahren vollzogen haben. Er erkennt dabei freudig an, daß die kleine Zahl derer, die für die Kunst in der Buchausstattung Verständnis nnd Interesse haben, sich ganz bedeutend vermehrt hat, und er stellt mit Ge nugtuung fest, daß der Geschmack in der Ausstattung unserer Bücher und in Wechselwirkung damit die Bücherliebhaberci der Deutschen bemerkenswerte Fortschritte gemacht haben. Dabei erkennt er willig die Verdienste aller Beteiligten an, sowohl der Verleger, von denen einzelne bahnbrechend in der neuen Ausstat tung der Bücher gewirkt haben, als auch der Auchkünstler und — in einzelnen Fällen — der Verfasser, die selbst um eine schöne Drucklegung ihrer Bücher besorgt waren, ferner aber auch der Buchdrucker, Schriftgießer und Buchbinder, die ihre Arbeit mit Geschmack und mit Blick für das Künstlerische taten. So gern Lonbicr auch das Interesse des Publikums für schöne und dem gemäß auch teure Bücher anerkennt, so kann er doch nicht umhin, die ungesunde Erscheinung zu rügen, die sich gerade in den letz ten Jahren bemerkbar gemacht hat: die Spekulation gewisser Ver leger, die er sehr zartfühlend bloß als »hellsichtig« bezeichnet, auf bibliophile Laune und auf die Mode des Tages. Er sagt, es wäre in der Tat recht wünschenswert, daß unsere geldkrästi- gen Bücherkäufcr und Büchersammler manchmal mehr auf den künstlerischen Wert achten lernten als auf die beschränkte Zahl der Luxusdrucke und auf aparte Sonderheiten oder Sonderlich- keiten der Ausstattung. Er hofft, daß im Grunde genommen das Verständnis für die gute Qualität der Druckausstattung das Maß gebende für unsere wahren Bücherliebhaber bleiben werde, und daß dadurch eine gute Weiterentwicklung unserer Buchkunst ge sichert bleibe. Mit Recht sagt er: Der Buchdruck kann und soll eine Kunst sein. In wie hohem Maße das möglich ist, können wir an den Werke» der alten Meister ermessen. Aber die Künstler, die am Buche Mitarbeiten, diese »Auchkünstler«, wie sie sich jetzt selber nennen, müssen nicht nur Begabung für diesen Zweig der Kunst von Hause mitbringen, sondern sie müssen sich auch Ver ständnis für diese besonderen Aufgaben und Kenntnis der Be dingungen und der Grenzen der buchgcwerblichen Techniken er werben. »Der Künstler ist selber Fachmann geworden«, sagt E. R. Weiß. Diesen Künstler-Fachmännern, deren es in Deutsch land eine ganze Reihe gibt, verdanken wir einen großen Teil des künstlerischen Fortschritts in unserem Buchdruck und ini Buchgewerbe. Die technische Herstellung der Bücher war im Laufe des 19. Jahrhunderts außerordentlich vervollkommnet worden, aber künstlerisch war sie sehr zurückgegangen. Namentlich war in der Weiterentwicklung der Druckschrift ein voller Stillstand eingetrc- tcn. Dazu war das Satzbild trocken und nüchtern geworden, die Illustrierung immer mangelhafter. Es gab zwar hervorra gende Illustratoren, wie Adolf Menzel und Ludwig Richter, aber in den illustrierten Büchern war die künstlerische Einheit zwischen Satz und Bild, zwischen Type und Holzschnitt, die wir an de» Drucken aus alter Zeit, aus der Gotik und Renaissance so hoch bewundern, immer mehr verloren gegangen. An Stelle der Linicn- holzschnitte traten die Halbtonbilder in Autotypie oder Licht druck oder Heliogravüre. Diese Arten der photochcmischen Illu strationen bedeuten lvohl für die Werke belehrenden Inhalts einen großen Fortschritt, aber vom Standpunkt rein künstleri scher Buchausstattung waren sic ein Rückschritt, denn diese photo graphischen Halbtonbilder können zusammen mit der Linien wirkung der Typen, der Schwarzweißwirkung der aus diesen zu sammengesetzten Druckseiten keine einheitliche künstlerische Ge- samtwirkung hervorbringen. Auch hier mußte also der Künstler reformierend eingreifen; er mußte mit Strichzeichnungen, die sich dem Tppenbilde der Druckseite in ihrer Schwarzwcißwirknng an paßten, die dekorative Einheit zwischen Satz und Bild und Zierat wieder Herstellen, wo iiberhaupt eine ästhetische Wirkung beab sichtigt war. Diese Notwendigkeit der Reformation der Buchausstattung erläutert Loubier in dem 2. Kapitel »Das Buch als Kunstwerk-, um dann in den folgenden Kapiteln sehr übersichtlich die Entwick lung der neuen Buchkunst in Deutschland, natürlich mit einigen Streiflichtern auf das Ausland, soweit dieses als Vorbild diente oder wenigstens Anregungen bot, zu schildern. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatten einige deutsche Drucker und Verleger im Geschmack der damaligen Zeit ihre Drucksachen und Bücher im Renaissancestil ausgestattet, aber diese Bewegung blieb in der Nachahmung der Form stecken. Die von dem junge» Max Klinger mit Radierungen und Holzschnit ten geschmückte Ausgabe von Apulcjus' Märchen -Amor und Psyche- blieb als ein erster, allerdings noch nicht vollkommener Versuch, eine Probe neuer Buchkunst darzubieten, vereinzelt und wurde auch kaum beachtet. Stärker war der Einfluß der eng- tischen Buchkunst, deren Wiedergeburt von William Morris cin- geleitct wurde. Dieser war der erste, der in neuerer Zeit die Lehren, die er aus dem ästhetischen Studium der Werke der alten deutschen und italienischen Drucker entnahm, in die Praxis um setzte. Es war in der Tat ein eigentümliches Schauspiel, daß der hohe vorbildliche Wert der Druckwerke der alten deutschen Buch, drucker nicht von den deutschen Buchdruckern, Schriftgicßern, Illustratoren oder Verlegern in seinem Innerste» erkannt und aufs neue nutzbar gemacht wurde, sondern von den Engländern, von denen ja die ganze neue Bewegung im Kunstgewerbe aus gegangen ist. Morris erkannte, daß eine Reform mit der Druckschrift beginnen mußte, wenn man wieder, wie die alten Meister, zum dekorativ wirkenden Seitenbildc, zur vollen Übereinstimmung zwischen Thpendruck und Bildschmuck und Buchornament gelan gen wollte. Er zeichnete selbst neue Schriften und gründete dann die Kslmscott press mit einer Handpresse, denn die Maschinen arbeit haßte er. Auch ließ er sich Papiere nach alten Mustern an- fertigen und eine Druckfarbe, die genau seinen Wünschen entsprach. Wenn auch die Morrisschcn Drucke wegen ihrer dekorativen Schönheit, ihrer Harmonie in allen Teilen, ihrer hohen Qualität aller Materialien und der vollendeten Technik der Ausführung rühmenswerte Leistungen darstellten, so mußte man doch über sie hinauskonnncn, ihren altertümlichen Charakter abstreisen und die Buchkunst im Geist der neuen Zeit wciterentwickcln. Das ge schah nicht bloß in England bei den Nachfolgern Morris', son dern auch in Deutschland. Dabei muß betont werden, daß die deutschen Buchkünstler nicht bei der bloßen Nachahmung der englischen Anreger stehenblieben, sondern auf eigenen Wegen weiter sortschritten. Sie waren cs, die die neue deutsche Buch kunst schufen. Einzelne Verleger begannen 1894 ihre modernen Bücher mit bildliche» Umschlägen, Titelblättern nnd Einbanddecken von Kllnstlcrhand zu schmücken. Das Innere des Buches blieb zu nächst von der neuen Richtung noch unberührt, und erst allmählich ging die Buchkunst von der äußeren Ausstattung aus die innere über. Eine fruchtbare Belebung fand sie durch den 1895 gegrün deten -Pan«. Im folgenden Jahre gründete Dicderichs seinen Verlag, der seinen Büchern ein geschmackvolles, ihrem Inhalt ent sprechendes Äußere verlieh. Ein paar Jahre später folgte der Insel-Verlag, der seine Bücher unter Mitwirkung der ersten Buchkünstler innerlich und äußerlich mit großer Sorgfalt und sicherem Geschmack ausstattetc. Diesen beiden Verlegern hat seit her eine ganze Reihe anderer Verleger erfolgreich nachgeeifcrt. Loubier unterscheidet von jener Zeit bis zum heutigen Tage vier Perioden, die er wie folgt kennzeichnet: Die erste Periode, die mit dem Jahre 1895 anhcbt, charakteri siert vor allem die schmückende Arbeit der Künstler, die zusam men mit einigen Verlegern und Druckern neue Wege einschlu gen. Man kann sie in der .Hauptsache als eine illustrativ- dekorative bezeichnen. Es war so recht eine Zeit des Rin gens um neue Ausdrucksmittel, des Suchcns nach neuen Formen. Diese Zeit ist besonders interessant durch die verschiedenen Indi vidualitäten der Künstler, die sich damals betätigten. Loubier nennt sic deshalb die Periode des Individualismus IZ43
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