Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1923
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19230210
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192302103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19230210
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1923
- Monat1923-02
- Tag1923-02-10
- Monat1923-02
- Jahr1923
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teilt X- 35, 10. Februar 1923. Jur Wirtschaftslage. Von vr. G. Menz. Rund 100 Jahre sind es her, datz der Buchhandel sich mit der Gründung des Börsenvereins «inst zunächst das Institut für eine Vereinfachung und Vereinheitlichung seines damals noch ganz an die Messe gebundenen Abrechnungswesens schuf. Zentra- lisierung (in einem Börsenlokal) und Periodisierung (einmal im Jahr) unter möglichster Uniformierung waren die Leitgedanken der Regelung, die sich nach langjährigem Mühen und Suchen endlich durchsetzte. Schwerfälligkeit und Unsicherheit des sonsti gen Verkehrs mit der damit verbundenen Verteuerung zwangen zur Neuordnung und halfen sie durchsetzen. Nicht unbeachtet sei dabei, datz sich die Wandlung unter gleichzeitigem Übergang vom privaten Unternehmen zur genossenschaftlichen Gründung voll zog. In den 100 Jahren seitdem ist die Entwicklung nicht stehen geblieben. Bahn- und Post-, Nachrichten- und Geldverkehr mach ten Fortschritte, die schließlich die einstige Bedeutung jener ursprünglich ihrer Zeit dorauseilenden, in mancher Hinsicht vor bildlichen Schöpfung des Buchhandels vergessen werden ließen. Die Metzabrechnung verkümmerte, der Börsenverein fand andere Aufgaben. Vollends mit der Umwälzung aller Wirtschaftsbcdin- gongen seit dem Weltkrieg entstanden ganz neue Verhältnisse. Nun will es das Schicksal, daß gerade nach einem Jahrhundert mit der Gründung der Abrechnungs-Genossenschaft der Buchhandel wieder einen Schritt tut, der sich in ganz ähn lichen Bahnen bewegt und als natürliche Fortentwicklung oder wenigstens als Wiederaufnahme der Gedanken von dazumal erscheint, so die Enkel der Ahnen würdig erweisend. Dem Vater der neuen Gründung war di« historische Parallele nicht bewußt. Um eine einfach« Duplizität handelt es sich auch gar nicht. In dem Grundgedanken wie in den Zeitbedingungen liegt aber doch eine gewisse Verwandtschaft. Wieder ist der übliche Zahlungs verkehr zu langsam und umständlich und damit zu teuer geworden. Die Not dringt auf möglichst« Sparsamkeit. Wieder bieten sich Zentralisierung, Periodisierung, Uniformierung als die natür lichen Mittel zur Vereinfachung und Verbilligung. Nicht als Finanzinstitut ist di« Abrechnungs-Genossenschaft zu denken. Jeder Versuch, den Buchhandel auf diesem Wege finanzieren zu wollen, müßte natürlich scheitern. Das ist aber auch gar nicht die Absicht. Die Zahlungsfähigkeit der Sortimentergenossen wird selbstver ständlich vorausgesetzt, kann auch vorausgesetzt werden, nachdem die Vertreter des Sortiments mehr als einmal betont haben, daß es seit dem Kriege wirtschaftlich wesentlich stärker geworden sei. Kreditgewährung auf genossenschaftlicher Grundlage ist als ge legentlicher Nebenzweck mit ausgenommen, aber nicht die Haupt aufgabe. Wie der Name sagt, handelt es sich vielmehr eben nur um eine Abrechnungszentrale, und ihr eigentlicher Wert liegt aus vcrkchrstechnischem Gebiet. An die Stelle zahlloses Einzelabrech- nungen und -Zahlungen treten zusammenfassende, rasch abzu wickelnde Sammelüberweisungen. Das spart Personal- und Ver kehrsspesen. Um der so ermöglichten Rentabilitätsverbesserung willen verdient die Gründung auch über den Kreis des Buch handels hinaus Beachtung. Denn je größer die Belastung unserer Wirtschaft wird, je teurer und knapper vor allem das Geld wird, desto sparsamer müssen alle werden, und das ist die einzige Form der Sparsamkeit, die uns bleibt, nachdem uns mit der Zerrüttung unserer Währung der natürliche Träger des Sparens und der Kapitalbildung von früher entrissen ist. Die Gefahren, die daraus erwachsen, daß die natürliche Kapi tal b i l d u n g nicht wie früher vor sich gehen kann, werden viel fach noch gar nicht in ihrer ganzen Größe erkannt, obwohl wir längst unter den Folgen schwer leiden. Je rascher die Geldent wertung fortschreitet, je größeres Ausmaß sie annimmt, desto bedenklicher wird auch dieser Kapitalbildungsausfall, der sich in einem immer bedrohlicheren Rückgang der Gütererzeugung und der Handelsumsätze ausdrückt. In der Kölnischen Volkszeitung waren dieser Tage folgende Darlegungen Richard Calwers ange führt, die die Lage trefflich beleuchten: »Voriges Jahr waren anfangs Januar IW Milliarden Paplcr- mark noch eine Milliarde Goldmark: gegenwärtig brauchen mir 1500 Milliarden Papiermark, um für eine Milliarde Goldmark Ware 170 eintausen zu können. Ende Februar werden es statt 1500 schon 2000 oder mchr und Ende März vielleicht schon Mvll Milliarden Mark und darüber sein . . . Wenn man am Ende des Jahres >022 die ge samte» Betriebsmittel statistisch ausgenommen und sie aus Gold- tnark zurtickgcsiihrt hätte, jo würde sich ergeben haben, dast von je 10b Goldmark kaum noch zehn übrig geblieben sind. Und im laufen den Jahre dürfte der Kapitatsschmund noch viel einschneidender iver- den. Unsere Gütergewinnung ist bereits weit unter die Halste der Vorkriegszeit herabgesunken: sic wird tm lausenden Jahre einen weiteren erschreckenden Ausfall ergebe», der in der zunehmenden Verkümmerung der Lebenshaltung der Bevölkerung deutlich zum Ausdruck kommen wird. Auch die Unternehmungen, die mit srem- dem Geld arbeiten, werden Unter dem Kapitalmangel schwer zu leiden haben. Den» die flüssigen Mittel des Geldmarktes werden nicht ansreichen, den steigenden Kapitalbedarf zu befriedigen. Die Kapitalien werden-sieh im Hinbiick ans die Erlahmung der Kauf- kraft der Bevölkerung und die zunehmende Auszehrung der noch vor handenen Reserven nicht entfernt in dem Grade der schrossc» Geld entwertung neu bilden können. Daher wird ein scharfer Wettbewerb airf dem Geldmärkte entstehen, der die Bedingungen, Geld und Kre dit zu erhalten, äußerst erschweren wird». Daß sich die Dinge in so gefährlicher Weise zuspitzen mutzten, ist nicht allein durch die über uns unwiderstehlich hereinbrechende Valutanot infolge des Versailler Diktats bedingt. Verschärft wurden die Wirkungen dieser Not dadurch, daß unsere Gesetz gebung und Rechtsprechung ihre Folgen entweder meint« über sehen zu können oder mit Maßnahmen bekämpfen wollte, die ins Gegenteil umschlugen. Auf die Mängel der Steuer, gesetzgeb ung (Einkommen, Vermögen, Wertzuwachs) ist schon oft hingewiesen worden. Jetzt liegt ein Entwurf eines Ge setzes zur Berücksichtigung der Geldentwertung in den Steuer- gesehen vor. Allein, was er bringen will, erweist sich wiederum als völlig unzulänglich, ja teilweise geradezu als Verschlechte, rung. Eine gemeinsam« Besprechung der Leipziger Handelskam mer, des Verbandes Sächsischer Industrieller, des Zentraiver- bandes des Deutschen Großhandels Bezirksgruppe Leipzig, des Leipziger Einzelhandelsverbandes und des Verbandes Deutscher Bücherrevisoren faßte ihre Kritik dahin zusammen: »Mit Befremden ist sestzustellen, daß nach dem Entwurf eines Gesetzes zur Berücksichtigung der Geldentwertung in den Steuer- gefetzen der 8 50a des geltenden Einkommensteuergesetzes in Wegfall kommen soll. Der Grundgedanke des 8 59 a, dem Steuerpflichtigen die Möglichkeit zur Schaffung eines steuerfreien Passivpostens für künftige Ersatzbcschafsungen zu geben, beruht auf den vom Neichs- finanzhos in ständiger Rechtsprechung gewürdigte» Wirischaftsver- hältnisfen, und cs ist ein Fortschritt der Steuergesetzgebung und der Wille des Reichstags gewesen, daß eine gesetzliche grundsätzliche Fest legung erfolgte. Die praktische Durchführung des 8 50 a ist nur an den dazu ergangenen Richtlinien gescheitert, die dem Steuerpflichtigen dieses gesetzliche Recht verkümmerten. Es ist unter allen Umständen zu verlangen, daß der Grundgedanke des 8 59a erhalten bleibt. Der Entwurf eines Gesetzes zur Berücksichtigung der Geldent wertung in de» Stcucrgesetzen sicht als Ersatz für den 8 Lila des Einkommensteuergesetzes einen neuen 8 33d vor. Dieser ist, da er den berechtigten Forderungen der maßgebenden Faktoren des Wirt schaftslebens keinerlei Rechnung trägt, abzulchncn, und zwar ans folgenden Gründen: Der Abzug eines Prozentsatzes vom Stener- betrage ist überhaupt als vollständig unlogisch zu bezeichnen: cs muß bei dem Abzug vom Einkommen bleiben, und zwar i» der Form des Bltanz-Passivums. Außerdem ist der in 8 33b vorgesehene Abzug In Höhe von 10?? unzureichend sowohl für Körperschaften wie auch für diejenigen Steuerzahler, die nach der Stassel des 8 21 des Ein kommensteuergesetzes einem höheren Steuersatz als lO?? unterliegen. Es wäre mindestens zu fordern, daß den Körperschaften ein Abzug von 20??, den physischen Personen ein solcher entsprechend dem Pro zentsatz ihres Cteurrbelrags, also gegebenenfalls bis zu 00"/» zugcstcnden wird. Die Ermächtigung allein des NcichS- ministers der Finanzen zur Festsetzung des Vielsachen gemäß 8 33l> wäre dahin einzuschränkcn, daß der Neichsrat nach vorheriger Anhö rung des Neichswirtschaftsraies ein Mitbestimmungsrecht erhält. Mit tiefem Bedauern und ernster Sorge wird davon Kenntnis genommen, daß der Ncichsminister der Finanzen sich nicht hat ent schließen können, den Begriff des .eisernen Bestandes' in die Gesetz gebung elnznb.eziehen. Es kann und dars nicht verkannt werden, dast für alle Unternehmungen des Handels und der Industrie die Schaf fung eines solchen, den Wirkungen der Markentwertung entzogenen festen Lagerbestandes. eine Lebensnotwendigkeit um deswillen ist..
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder