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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1925
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1925-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1925
- Sprache
- Deutsch
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10332 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil, X: 148, 27. Juni 1S25. Das Buch in bulgarischer Sprache wird in erster Linie von zcvci großen Verlagshäuscrn in Sofia aus den Markt gebracht, aber auch von mehreren kleineren Verlegern in Hauptstadt und Pro vinz. Diese privaten Verleger beschränken sich zum größten Teil auf schöne Literatur, die in wohlfeilen broschierten Ausgaben er scheint. Es sind teils Werke alter und neuer bulgarischer Dichter, insbesondere auch Übersetzungen der berühmtesten Romane der Weltliteratur, teils aber auch — und dies in großem Umfang — von kleinen Verlegern hcrausgcgebcne sehr minderwertige Erzeug nisse, Erotika ohne literarischen Wert, Detektiv- und Wenteurcr- gcschichten. Die Straßenhändler verkaufen diese Heftchen zugleich mit Zeitungen, Ansichtskarten und mit großen, in primitiver Tech nik hergcstellten patriotischen Bildern. Die wissenschaftliche Literatur in bulgarischer Sprache wird nahezu ausschließlich durch zwei staatliche Stellen in Sofia ver legt, durch die Universität und die Akademie der Wissenschaften. Auch diese Werke kommen zumeist nur broschiert in den Handel. Von fremdsprachigen Büchern werden in erster Linie deutsche verlangt. Die Kenntnis der deutschen Sprache ist im Lande außerordentlich verbreitet, ungleich mehr als die Kenntnis des Französischen. Der Absatz deutscher Werke wäre aber wesentlich größer, wenn die Preise niedriger wären. Der Bulgare hat im allgemeinen ein bescheidenes Einkommen, er will viel lesen, will Gutes lesen, aber er hat kein Geld übrig, um Einband und be sondere Papierqualität zu bezahlen. Ihn interessiert lediglich der Inhalt. Dieser Tatsache trägt ja auch die bulgarische Produktion Rechnung, indem sic Belletristik wie Wissenschaft fast ausschließ lich in broschierten Ausgaben herausbringt. Auch die französische Produktion trägt dem Rechnung — bewußt oder unbewußt. Und so ergibt sich im gesamten bulgarischen Buchhandel ein und dasselbe Bild: Der Käufer zieht im Grunde das deutsche dem französischen Buche unbedingt vor. Aber da das französische Buch, auf holzhaltigem Papier hergestellt und schlecht gchestet, wesent lich billiger ist als das deutsche, so entschließt sich der Käufer oft, statt deutscher französische Literatur zu kaufen. Dazu kommt, daß die bulgarischen Zollbestimmungen das gebundene, also i» der Regel das deutsche Buch schwerer treffen als das ge heftete, also in der Regel das französische Buch. Für ein Kreuz band von 2 Kilogramm sind an Zoll durchschnittlich 16 Lewa zu zahlen, wenn der Inhalt aus broschierten Büchern besteht, und bis zu 24 Lewa, wenn das Kreuzband gebundene Werke enthält. Da die österreichischen Bücher infolge etwas niedrigerer Her stellungskosten augenblicklich noch um einiges billiger sind als reichsdeutsche, hat die österreichische Produktion in mancher Hin sicht einen merklichen Vorsprung. Das Publikum selbst verlangt gerne Werke österreichischer Verleger. Wissenschaftliche Kreise lausen insbesondere deutsche wissen schaftliche Literatur. In dieser Hinsicht stehen die technischen Werke wohl an erster Stelle. Unter den wissenschaftlichen Veröffent lichungen in französischer Sprache sind Arbeiten über das Gebiet der Elektrizität am meisten gesucht. Leider ereignet es sich immer wieder, daß Studenten, Hochschullehrer und andere auf das ge wünschte deutsche Werk verzichten und das wohlfeilere französische Buch über denselben Gegenstand verziehen müssen. An Zeitschriften erscheinen in bulgarischer Sprache so wohl illustrierte Familicnblättcr, Witzblätter nsw. wie auch poli tische. Besonders verbreitet sind aber die deutschen Zeitschriften verschiedener Art, die großen illustrierten Blätter, neuerlich auch die Magazine. In Fachkreisen wird die in Stuttgart erscheinende Zeitschrift -Balkan-Markt« gerne gelesen. Der Absatz der großen deutschen Zeitschriften ist infolge der ungünstigen Wirtschaftslage in Bulgarien znrückgegangcn. Wesentlich ärger ist aber der Rück gang im Absatz französischer Zeitschriften. Soweit sich diese Tat sache überblicken läßt, kann wohl gesagt werden, daß heute nur halb so viele französische Zeitschriften im Lande verkauft werden als etwa vor einem Jahre. Interesse finden vor allem fran zösische Witzblätter und Modejournalc. Aber auch der Absatz an Wiener und Berliner Modcblättcrn ist ein bedeutender. Einige wenige englische Zeitschriften finden ebenfalls regelmäßige Ab nehmer. Groß ist das Interesse für T a g c s z c i t u n g e n. Alle Be wohner der Balkanläudcr beschäftigen sich viel mit Politik, sind daher eifrige Zeitungslescr. In Sofia allein erscheinen zwanzig Tagesblätter, in der bulgarischen Provinz sieben Zeitungen. Die Auflagen sind zum Teil beträchtlich. Das Blatt »Utro» setzt allein in Sofia täglich 10 000 Exemplare ab. In allen größeren Orten des Landes ist die Straßcnkolportage rege entwickelt, man sieht viele Verkaufsständc und Austräger, die ihre Zeitungen lärmend ausrufen. Es erscheint auch ein deutsches Blatt, die »Balkan-Nachrich ten». Deutsche Zeitungen erfreuen sich denkbar größter Beliebt heit. Unter ihnen dürste wohl das »Neue Wiener Journal« an erster Stelle stehen. Knapp nach ihm kommt die seit langem aufs beste eingeführte »Neue Freie Presse». Sehr beliebt ist neben den anderen großen reichsdcutschcn Blättern auch das --Berliner Tageblatt». In bulgarischen Wirtschaftskreisen wird es diesem Blatte besonders hoch ungerechnet, daß cs seine Wochcnausgabc kostenlos verteilt — ein sehr wichtiges und nachahmenswertes Mittel zur Hebung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bul garien und Deutschland! Viel Gefallen findet der bulgarische Leser an der Art, in der die französische Tagcspressc redigiert wird. Der Buchhändler und Zcitungsvcrkäufcr, der das Interesse seiner Kunden für deutsche und österreichische Blätter sieht, klagt allgemein über den hohen Preis dieser Zeitungen. Eine Ver billigung müßte den Absatz ganz außerordentlich heben. Auch auf diesem Gebiete ist die französische Produktion ungleich ge eigneter, im Konkurrenzkampf zu bestehen. »I-e dkatin» kostet 3 Lewa, die »Neue Freie Presse» aber 8, das »Neue Wiener Jour nal» gar 11 Lewa. Billiger als die österreichischen sind die deut schen Blätter. Obwohl sie einen höheren Inlandspreis haben als die österreichischen, sind sic in Lewa nur ungefähr halb so teuer. Die bulgarischen Buchhändler, über deren Tätigkeit bereits aus den vorstehenden Ausführungen einiges hcrvorgcht, sind zumeist dem deutschen Buchhandel angcschlossen, sie haben Kommissionäre in Leipzig, einer und der andere auch in Wien. Bis vor einigen Monaten hatten sic Anlaß, mit dem Ertrag ihres Geschäfts recht zufrieden zu sein: dann brach eine arge wirtschaft liche Krise herein, die begreiflicherweise auch im Buchhandel arg fühlbar wurde. Am 16. April dieses Jahres nun fand nach einer ganzen Reihe politischer Attentate der furchtbare Bombenanschlag in der Sofioter Kathedrale Lveti d'eckelpc statt. Dieser böse Tag bedeutete nicht nur eine politische Schicksalswende für das Land, sondern wurde auch für das wirtschaftliche Leben ein kritischer Tag erster Ordnung. Das Vertrauen des Auslands wurde durch dieses Ereignis weiter geschwächt — durchaus zu Unrecht, denn gerade nach diesen! Attentat setzte eine merkliche Konsolidierung der Verhältnisse ein! —, außerdem reisten nach diesem traurigen Ereignisse zahlreiche Fremde aus Bulgarien ab. Und insbesondere der letztere Umstand machte sich im Buchhandel unmittelbar fühlbar. In wirklich anerkennenswerter Weise sind die bulgarischen Buchhändler vielfach bemüht, im Rahmen ihres Wirkungskreises für einen verbesserten Absatz deutschsprachiger Literatur zu sorgen. Es ist ihr Bestreben, die dem deutschen Buch so sehr schädliche Preisdifferenz gegen das französische Buch aus eigenem ein wenig auszugleichen. Während sic nämlich die französischen Werke mit Zuschlag verkaufen, lassen sie die deutschen Bücher in der Regel nicht nur voni Zuschlag frei, sondern setzen die Ordinärpreise in Landeswährung sogar etwas unter dem Markknrs an. Man muß es also erklärlich finden, wenn sich manche namhafte Firma in Bulgarien über das Mißtrauen beklagt, das ihr seitens einer Reihe deutscher Lieferanten in Gestalt von Vorfakturen bezeigt wird. Zeitverlust und erhöhte Spesen erschweren in solchen Fällen die ohnehin gefährdete Absatzsähigkcit des deutschen Erzeugnisses. Die große Sympathie, mit der sowohl der Käufer wie der Buchhändler in Bulgarien dem Deutschtum entgegcnkommen. sollte unsere Verleger und Grossisten veranlassen, diesem hoffnungs reichen Gebiete des Außenhandels gesteigertes Interesse cntgegen- zubringcn. An welchen Punkten der Hebel eingesetzt werden müßte, um dem deutschen Buche, der deutschen Presse und Zeitschrift in Bulgarien auch wirtschaftlich jene beherrschende Stellung zu sichern, die sie in ideellem Belange längst errungen haben, das glaubc ich im Vorstehenden kurz angcdeutet zu haben.
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