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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1928
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- 1928-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1928
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214, 13. September 1928. RedMionvIler Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn.Buchhandel. Die Fachausbildung der im Buchgewerbe Tätigen in der UdSSR. — Von russischer Seite wird uns geschrieben: Der Mangel an Fachleuten und qualifizierten Arbeitern ist eine der wundesten Stellen des wirtschaftlichen und kulturellen Aufbaues der UdSSR. Aber kein anderer Wirtschaftszweig wird so schmerzhaft von diesem Mangel betroffen wie das Buchgewerbe. Vor der Revolution rekru tierten sich die Arbeiter aus Halbanalphabeten, Bauernjungen und den Kindern der städtischen Armut. Die bescheidenen Kenntnisse über Bücher und die technischen Fertigkeiten wurden während der aufreibenden Arbeit am Verkaufstisch erworben. Die vorrevo lutionäre Zeit hat uns fast gar keine qualifizierten und systematisch geschulten Arbeiter des Buchgewerbes hinterlassen. Daher wurde nach Beendigung des Bürgerkrieges und beim Übergang zum fried lichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau die Frage der Fach ausbildung im Buchgewerbe akut. Der erste Versuch in dieser Rich tung wurde bereits von Centropetschatj sAgentur des allrussischen Zentralexekutivkomitees der Arbeiter-, Bauern- und Rotarmisten deputierten zur Verbreitung der Druckproduktion) 1921 unternom men, er wurde aber bereits nach den ersten Vorlesungen abgebrochen. Nachdem der Staatsverlag auf »selbständige Wirtschaftsberech nung« umgestellt war, versuchte er den Stamm an alten Fachleuten zusammenzufassen, aber unzufrieden über die unzureichende Zahl ging er daran, die Qualifikation der vorhandenen Arbeiter zu heben, indem er »kurzfristige Schulungskurse für das Buchgewerbe« or ganisierte. Diese Kurse, die auf Initiative des Betriebsrats des Staats verlags am 14. Februar 1923 eröffnet wurden, stellen das Funda ment der Fachausbildung des Nachwuchses im Buchgewerbe der Sowjetunion der letzten fünf Jahre dar. Es hatten sich zu diesen Kursen 300 Personen gemeldet, vorwiegend praktische Mitarbeiter Moskauer Verlage, die ihre Berufsausbildung heben wollten, aber es war nur möglich, 173 auszunehmen, wovon 120 dem Staats verlag angehörten. Die fünfmonatige Arbeit der Kurse, die fast alle Fragen der praktischen und theoretischen Buchkunde kurz be rührten, überzeugte davon, daß ohne spezielle Kenntnisse eine er folgreiche Arbeit mit Büchern unmöglich ist. Nach Beendigung des ersten Kurses wurde eine Kommission gewählt mit dem Auftrag, für den Herbst 1923 ein Buchtechnikum zu organisieren. Dieser Auftrag wurde erfüllt, und vom November 1923 an begann das erste Buchtechnikum seine Arbeit im »Hause der Presse«. Von 85, die um Aufnahme nachgesucht hatten, wurden nach einer Prüfung 75 ausgenommen. Die Mehrzahl der Aufge nommenen waren Jugendliche, die mit Enthusiasmus zwei Jahre im Technikum arbeiteten und den ersten Trupp der neuen Sowjet fachmänner des Buchgewerbes darstellten. Wegen organisatorischen und finanziellen Schwierigkeiten war das Technikum gleich nach Be endigung des ersten Lehrgangs genötigt, seine Tätigkeit einzu stellen, aber die Arbeit zur Hebung der Qualifikation der im Buch gewerbe Tätigen hörte damit nicht auf. Sie wurde weiter tn Kursen und Zirkeln fortgeführt, die von da ab regelmäßig jährlich organisiert wurden und nicht nur in Moskau selbst, sondern auch in einer Reihe großer Provinzstädte (Leningrad, Rostow am Don, Charkow, Nowo-Sibirsk, Kasan usw.). — Kurse und Zirkel sind Mittel zur Weiterbildung, aber der Nachwuchs bedarf auch einer systematischen Schulbildung. Die Bemühungen der im Buchge werbe Tätigen und der Gewerkschaftsorganisationen, die darauf gerichtet waren, hatten Erfolg: im Herbst 1925 wurde die erste Schule der Buchlehrlinge (Knigoutsch) eröffnet. »Knigoutsch« ist eine bedeutende Errungenschaft auf dem Gebiete der Fachausbildung im Buchwesen. Die nächste Errungenschaft war die Eröffnung von Spezialkursen mit buchkundlichem Einschlag durch die Moskauer Abteilung für Volksbildung im Jahre 1926. Dort eignen sich die Jugendlichen außer der allgemeinen Bildung auch die grund legendsten Kenntnisse über die Buchkunde und die Mittel der maximalsten Ausnutzung als Quelle der wirtschaftlichen und kultu rellen Produktion an. Wenn auf diese ersten Erfolge der Fachausbildung für bas Buchgewerbe in der UdSSR hingewiesen wird, so darf doch nicht außer acht gelassen werden, daß dies nur ein Anfang ist. Es stehen noch viele wichtige Aufgaben bevor, und die erste wird die Schaffung eines Buchgewerbeinstituts sein, das leitende Ingenieure für die Buchunternehmungen und Lehrer für das ganze System der Fachausbildung erziehen soll. Die nächste ebenso wichtige Auf gabe ist die Heranziehung der Arbeiter der Provinz zur Schulung. Das kann durch Abkommandierung zu den Kursen, zur Knigoutsch und zum Technikum, Organisierung von Fernunterricht und Lokal kursen und aktive Selbstbildung erreicht werden. Die dritte Auf gabe besteht in der Versorgung der Schulen und der praktischen Arbeiter mit Schulbüchern, die vierte in der Gewährung gewisser Vorteile an qualifizierte Arbeiter sowohl in bezug auf den Lohn als auch auf Beförderung auf leitende Posten. Nur durch Lösung dieser Aufgaben können wir das Buchwesen rationalisieren, die Methoden der Produktion und der Verbreitung des Buches ver vollkommnen und dadurch die kulturelle Entwicklung der Sowjet union weiter fördern. ?ersonalnackrickterr. Gestorben: am Sonnabend, dem 8. September nachmittags Herr Kommerzien rat E r n st S t a h l sen. aus München kurz vor Vollendung seines 71. Lebensjahres nach langem schweren Leiden in Bad Tölz. Als Kommerzienrat Stahl im Vorjahre seinen 70. Geburtstag feiern konnte, hat sich an der Teilnahme weitester Kreise so recht gezeigt, welch allseitige große Verehrung im öffentlichen und im Pri vatleben der Verstorbene genießt. — Mit dem Dahingeschiedenen schließt ein ungemein arbeitsames, aber auch erfolgreiches Leben. 1886 hat er aus den Händen seines Vaters die I. I. Lentnersche Buchhandlung übernommen, der die alte und ehrwürdige Firma, damals schon nahezu 200 Jahre bestehend, 1856 erworben hatte. Unter seiner Leitung kam 1896 die Verlagsabteilung Lentner, die eine kleine Reihe von Jahren unter der Firma E. Stahl sen. betrieben wurde, wieder an die Stammfirma zurück und wurde mit dem noch vorhandenen alten Verlag und dem inzwischen entstandenen neuen zusammen weitergeführt. 1909 wurde der Firma neben der Ver lagsabteilung und dem Sortiment auch ein eigenes Antiquariat an gegliedert, das besonders durch seine vorbildlichen Kataloge über Alt-München und Bayern zu Weltruf gekommen ist. Von 1910 bis 1920 war die Firma offene Handelsgesellschaft, in deren Leitung Kommerzienrat Stahl und sein Sohn vr. E. K. Stahl sich teilten. Im Oktober 1920 haben die beiden Inhaber ihr Unternehmen in die neugegründete Kommanditgesellschaft Verlag Josef Kösel L Friedrich Pustet in München eingebracht, nach dieser Fusion zog sich Kommer zienrat Stahl vom Sortiment zurück und hat sich bann noch einige Jahre hindurch der Organisation und Leitung eines neu zu schaffen den Grohantiquariates gewidmet. Dem Verwaltungsausschuß und späteren Aufsichtsrat hat Kommerzienrat Stahl seit Gründung der Kommanditgesellschaft angehört, in den letzten Jahren als stellver tretender Vorsitzender. Insgesamt stand der Verstorbene über 54 Jahre im buchhändlerischen Berufsleben. Neben der Tätigkeit im eigenen Betrieb entfaltete er ein besonders ersprießliches Wirken im Vereinsausschuß des Börsenvereins sowie als Vorstandsmitglied (fast 25 Jahre) des Münchener und Bayerischen Buchhändler-Vereins, dessen Ehrenmitglied er war. Seinen Berufsgenossen war er stets ein dienstbereiter und liebenswürdiger Kollege, der für alle Berufs sorgen tiefes Verständnis, bewährten Rat und auch ein gebefreudiges Herz hatte. Auch außerhalb seines Berufes hat sich Kommerzienrat Stahl große Verdienste erworben. 15 Jahre hindurch versah er das Amt eines Handelsrichters an der Münchener Handelskammer, als Grün dungs- und langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins für Mün chener Luftschiffahrt, übergegangen in den Bayerischen Aero-Club, hat er sich Verdienste um die Förderung des Flugwesens erworben, lange Zeit gehörte er der Vorstandschaft des Münchener Kaufmanns kasinos an, das ihm vor mehreren Jahren die Ehrenmitgliedschaft ver liehen hat. Als Stadtvater von St. Anna im Lehel, als eifriges Mit glied des Katholischen Kasinos spielte er eine führende Rolle im katho lischen Leben Münchens. Besondere Verdienste erwarb sich der Ver storbene um den Münchener Nuntiaturbauverein. Durch Pius XI. wur den seine Verdienste von höchster kirchlicher Stelle anerkannt, indem ihm das Ritterkreuz des Pius-Ordens verliehen wurde, mit dem nach kirchlichem Recht der persönliche Adel verbunden ist. Während des Krieges wurde er als früherer Oberleutnant des 2. bayr. Infanterie- Regiments durch kriegsmintsterielle Entschließung wieder angestellt und hat sich dabei um die Organisation der Jugendwehren des Isar- Winkels verdient gemacht. 1917 wurde er zum Hauptmann charak terisiert. Kommerzienrat Stahl war vermählt mit Frau Betty, der jüngsten Tochter von Kommerzienrat Konrad Holste, dem Gründer der weltberühmten Münchener Handschuh-Fabrik. Seiner Ehe ist ein einziger Sohn entsprossen, vr. Ernst Konrad Stahl, der heute der Geschäftsleitung des Verlags Kösel-Pustet angehört. Weite Kreise der Münchener Bevölkerung trauern um den Verstorbenen als einen ihrer besten Söhne. Verantwort!. Schriftleiter: ffranz Wagner. — Verlag: Der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsche» Buchhändlerhau». Druck: E. Hedrtch Nachs Sämtl. tn Leipzig. — Aalchrtst d. Schrtftlcttung u. Expedition: Leipzig C 1. Gerichtsweg 2« iBuchhändlerhauSs, Postschlteßs. »74/7S. 1920
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