1148 Xr 60, 12. März 1934. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Vas Innere ketck Wenn wir Sie heute um Ihre Aufmerksamkeit für eine neue Zeitschrift bitten, so empfinden wir sehr stark die Verpflichtung zu bekennen, welche Anschauungen, Überlegungen und Erfahrungen uns bei der Verwirklichung dieses lange gehegten planes leiten. Sie kennen die geheimnisvolle Kraft, die den Schöpfungen der echten Kunst aller Gebiete innewohnt. Sie wissen, wie stark in den vergangenen Zeiten von vielen das Fehlen eines Organes empfunden wurde, um das sich die wesenhaften deutschen Kräfte der Gegenwart hätten sammeln können. Uns geht es nicht um die Befriedigung eines unruhigen Unterhaltungsbedürsniffes, noch um eiliges Bereden und Kritisieren aktueller Ereignisse und Probleme. Tief durchdrungen vom Glauben an dle Wirkungsmacht der Dichtung und Kunst haben wir uns vielmehr die Aufgabe gestellt, in einer geräumigen und unabhängigen Zeitschrift vornehmlich dem Dichter Raum zu geben und seinem Schaffen den Weg zu bahnen zu seinem Volk, den deutschen Menschen insgesamt also es zu ermög lichen, regelmäßig an größeren und kleineren Werken ihrer Dichter zu erleben, welche Kräfte der Seele und des gestaltenden Geistes von jeher und so auch jetzt in unserem Volke lebendig sind. Aber nicht nur dem Leser in Deutschland soll unsere Arbeit gelten, sondern auch allen außerhalb unserer Grenzen, die bereit sind es aufzunehmen, daß mit den ins Ausland Geflüchteten keineswegs die guten deutschen Geister ihr Volk verlassen haben, sondern daß im Gegenteil im nationalsozialistischen Deutschland die Bahn erst recht frei geworden ist für die Ent faltung der Besten des »Inneren Reiches" der Deutschen. Ein Zeugnis hiervon will unsere neue Zeitschrift „Das Innere Reich" sein, dle die Möglichkeit ihres jetzigen Erscheinens der Bewilligung einer Ausnahme vom Verbot der Reugründung von Zeitschriften verdankt. Das Vertrauen, das wir in die Gewinnung einer großen und getreuen Lesergemeinde notwendigerweise setzen müssen, ist ein außerordentliches. Aber leben wir nicht in einer außerordentlichen Zeit? Geschah und geschieht nicht allerorten lm erneuerten Reich gegen alle Vor aussagen der Ängstlichen und Schwarzseher das Außerordentliche und das kaum noch Erhoffte? Sollte nicht die leiden schaftlich teilnehmende Liebe, welche die wlederhergestellte Volksgemeinschaft ihrem Staat als dem sichtbarsten Ausdruck ihres Lebenswillens zuwendet, auch wiederum dem unsichtbaren und doch nicht weniger lebensmächtigen Ausdruck ihres tiefsten Wesens gelten, der Dichtung, der deutschen Kunst schlechthin? Auch sie, so wie wir sie pflegen wollen, ist in Wahr heit die Sache aller, nicht nur eines kleinen Kreises von Kennern und Liebhabern. Wir werden also Kleines und Großes: Gedichte, Erzählungen, Dramen, Hörspiele, Romane, Zwiegespräche, LebenS- und Reisebcschreibungen teilweise oder ganz veröffentlichen, so gut und reichlich sie den Weg zu uns finden. Wir werden auch die bildenden Künste und dle Musik bei uns zu Gaste bitten und uns endlich, aber mit einer gewissen Beschränkung auf das Wesentliche, in grundsätzlichen Aufsätzen und Anmerkungen auch über die künstlerischen und kulturellen Erscheinungen der Vergangenheit und Gegenwart äußern. Wik werden allerdings nicht wahllos veröffentlichen, sondern nach unserem ehr lichen Urteil von gutem Wollen und gutem Können. Und dies ist der Punkt, in welchem wir mit keinem anderen Ausweis als unseren und aller Mitarbeiter Namen und Arbeiten um Vertrauen bitten müssen. So fangen wir denn an,- und da wir ohne Ihre fördernde und liebende Teilnahme gar nichts vermögen, so bitten wir Sie um ihr Vertrauen und um Ihren Beistand, nicht um unserer Personen und um unserer per sönlichen Arbeit, sondern um der guten deutschen Sache willen, der wir dienen und verschworen sind. Wir nennen sie getrost auch die Ihre. Die Herausgeber: Paul Alverdes u. Karl Benno v. Mechow Der Verlag: Albert Langen / Georg Müller in München