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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1935
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- 1935-06-15
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- 15.06.1935
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MMMMMDtMliM VnäüurM Nr. 136 (N. 71). Leipzig, Sonnabend den 15. Juni 1935. 102. Jahrgang. Zur Wirtschaftslage Von Prof. Dr. G. Menz Die Lage im allgemeinen — Die Weltwährunqslage — In den Vierteljahresheften zur Konjunkturforschung, die jetzt in neuer Gestalt herauskommen, wird eben im Teil L des 1. Heftes des Jahrgangs 10 u. a. auch ein zusammenfassender Überblick über die Wirtschaftslagein Dksutzschland und über die Lage der Weltwirtschaft gegeben. Im gan zen gesehen dürste nach dem Institut die Phase des ersten Kon junkturanstiegs, die im Herbst 1832 begonnen hat, in den ver gangenen Monaten zum Abschluß gekommen sein. Die Wunden, welche die Krise geschlagen hatte, seien größtenteils ausgeheilt. Freilich habe die Wirtschaft dies alles nur zum Teil aus eigener Kraft erreicht; entscheidend sei die Hilfsstellung des Staates ge wesen. Am Anfang einer neuen Phasenstuse tauchten neue Fragen und Probleme auf. Sie seien vor allem hinsichtlich der Investi tionstätigkeit von Bedeutung. Die öffentlichen Investitionen mach ten vermutlich weit mehr als die Hälfte des gesamten volks wirtschaftlichen Anlagezuwachses aus. Die Privatwirtschaft zeige dagegen eine bemerkenswerte Zurückhaltung in der Investitions tätigkeit. Dennoch müsse angenommen werden, daß gegenwärtig, rein technisch gesehen, noch ein verhältnismäßig hoher Jnve- stitionsbedarf bestehe. Wenn er bisher nicht in dem Umfange ge deckt wurde, wie es den Voraussetzungen entsprochen hätte, so könne dies auf zwei Momente zurückzusühren sein: 1. Der Ertrag, den die Privatwirtschaft aus neuen Investitionen erwirtschaften könne, decke nicht die aufzuwendenden Kosten. 2. Wichtige Jnve- stitionsaufgaben lägen auf Gebieten, an die nicht Rentabilitäts maßstäbe im engeren Sinne anzulegen seien. Solche Investitionen müßten der Privatwirtschaft von vornherein als wenig aussichts reich erscheinen. Von den Hindernissen, die einer durchgreifenden Belebung der freien Investitionstätigkeit bisher im Wege stan den, sei eines, der hohe Kapitalzins in den vergangenen Monaten zum großen Teile abgetragen worden. Damit seien allerdings noch nicht alle Voraussetzungen für eine Belebung der privaten Investitionstätigkeit erfüllt. Diese hänge auch maßgeblich von der Preisentwicklung ab. Die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage beständen darin, daß die Konsumgüterpreise aus Gründen der Erhaltung der Kaufkraft nicht erhöht werden sollten, anderer seits eine relative Senkung der Jnvestitionsgüterpreise gegen wärtig schwer durchführbar sei. Diese Preisspannungen hemmten die private, rein rentabilitätsorientierte Investitionstätigkeit; ge samtwirtschaftlich würden sie gegenwärtig allerdings durch dis sehr ertragreichen öffentlichen Aufträge überkompensiert. Hinzu- komme, daß große Jnvestitionsaufgaben heute auf Gebieten lie gen, die nicht in erster Linie unter Rentabilitätsgesichtspunkten betrachtet werden dürfen. Unter den geschilderten Umständen falle der öffentlichen Hand auch für die kommende Zeit die Aufgabe zu, die Wirtschaftstätigkeit anzuregen und zu fördern. In der Weltwirtschaft beschatten nach der Darstellung des Instituts noch immer Krisenreste die bisherige Erholung und das Aufschwungs bild weiche in vieler Hinsicht von dem früherer Perioden ab. Prüfe man den Konjunkturablauf der letzten beiden Jahre und seine Ergebnisse, so scheine in der Tat manches eine zurückhal tendere Diagnose zu rechtfertigen. Der internationale Konjunktur verlauf der letzten beiden Jahre zeige jedoch im Durchschnitt auf fast allen Gebieten eine merkliche Erholung. Auch in den letzten Monaten habe sich die ansteigende Tendenz der internatio nalen Konjunktur im allgemeinen behauptet. Die dramatischen Ereignisse auf währungspolitischem Gebiet hätten zwar teilweise erneut Unruhe gestiftet und einige Länder noch stärker in den Krisenstrudel gerissen; aber im ganzen liege das Niveau der Wirt schaftstätigkeit, auch wenn man die in den meisten Jndustrie- Die Einzelhandelsumsätze — Buchgewerbe und Buchhandel ländern übliche Frühjahrsbelebung nicht berücksichtige, höher als am Ende des vergangenen Jahres. Die internationalen Waren märkte und die meisten Effektenmärkte lagen im Februar und März zwar auffallend schwach, wobei neben spekulativen Vor gängen offensichtlich auch der starke Pfundsturz eine Rolle spielte; im April und Mai seien jedoch die Verluste ganz oder doch wenig stens zum größten Teil wieder wettgemacht worden. Faßt man alles zusammen, so darf man aus der Darstellung des Instituts wohl eine optimistische Beurteilung der Gesamtlage herauslesen. Die Krise ist noch nicht überwunden, aber die allgemeine Stimmung neigt mehr und mehr dahin, daß es höchste Zeit sei, sie zu Ende kommen zu lassen und den Weg frei zu machen für eine Wendung zu besserem. Diesen Eindruck bestärken auch die Vorgänge, die sich inter national in den letzten Wochen auf dem Währungsgebiet ab gespielt haben. Noch vor der französischen Krise meldete Mitte vorigen Monats erneut der »Daily Herald-, daß zwischen den Präsi denten der Notenbanken Englands, Frankreichs, der USA und anderer Mächte Besprechungen über die Möglichkeit einer inter nationalen Währungsstabilisierung stattfänden. Dieser Gedanken austausch solle gelegentlich des Zusammentritts des Vorstandes der BIZ eingeleitet worden sein. Die betreffenden Regierungen wür den zwar offiziell durch diese Verhandlungen zu nichts verpflichtet, seien aber stets aus dem laufenden gehalten worden. Das Ziel der Verhandlungen sei die Einberufung einer internationalen Wäh- rungslonferenz, mit der die Regierungen sich einverstanden erklärt haben sollen, vorausgesetzt, daß es in den Verhandlungen zwischen den Banken gelingen würde, eine Formel für die Währungs stabilisierung zu finden. Frankreich zeige das größte Interesse an einer solchen Konferenz, weil eine internationale Vereinbarung über die Währungsstabilisierung ihm gestatten würde, den Fran ken abzuwerten, ohne daß dadurch die Gefahr einer Inflation heraufbeschworen würde. Die Frankfurter Zeitung bemerkte da mals dazu, inimer noch seien solche Stimmen mit allem Vorbehalt zu verzeichnen. Sie häuften sich jetzt aber so, daß kaum mehr an genommen werden könne, es handele sich um reine Kombinatio nen. — Die beste mittelbare Bestätigung dafür, daß tatsächlich auch hier zuträfe, bei so viel Rauch dürfe etwas Feuer vermutet werden, geben richtig gesehen die Vorgänge in Frankreich. Durfte die be kannte Rede Morgenthaus in Washington in der Tat so aufgcfaßt werden, daß USA zur Stabilisierung bereit wäre, so konnten ängst liche Gemüter auch damit rechnen, daß, nachdem die internatio nale Erörterung Stabilisierung längst gleich Angleichung der Währungen zu setzen Pflegte, die Freunde der Devalvierung des Franken in Paris die Oberhand gewinnen würden. Das mußte aber das Signal zur Flucht aus dem Franken sein. In ähnlicher Weise wirkte die Vorbereitung des Volksentscheids in der Schweiz. Die Furcht davor, daß er erfolgreich sein würde, bewirkte auch hier Flucht aus dem Franken. Tatsächlich ist der Schweizer Volks entscheid negativ ausgegangcn, und in Frankreich war das Er gebnis der Krise der Sieg der Anhänger des Goldstandards. In Holland ist gleichzeitig der als Anhänger der Abwertungsidee be kannte Wirtschaftsminister zurückgetrcten. Der Goldblock ist also erneut auf der Linie der Ablehnung der Devalvation gesammelt und gefestigt. Die Bewegungsfreiheit der amerikanischen Regie rung aber ist durch den Rückschlag der Nira-Gesetzgebung vor läufig lahmgelcgt. London hält sich zurück. Man erachtet dort die Zeit noch nicht für reif genug. In der Tat dürfte die von den Notenbanlleitcrn zu findende Formel schwerlich schon fertig sein. Mit Recht haben Calwers Wirtschaftliche Tagesberichte kürzlich 4SI
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