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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1942
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- 1942-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1942
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 93/94 (R. 23) Leipzig, Dienstag den 5. Mai 1942 109. Jahrgang AUFRUF Der kriegsbedingte Mangel an neuem Lesestoff hat im deutschen Buchhandel dazu geführt, daß zur Befriedigung der Käuferwünsche hin und wieder auf bisher unverkäufliche, veraltete und teilweise minderwertige Buchbestände zurückgegriffen wird. Dadurch sind Bücher zum Verkauf gelangt, deren Inhalt den Erfordernissen unserer Zeit nicht mehr entspricht. Ich weise darauf hin, daß es Pflicht jedes verantwortungsbewußten Buchhändlers ist, sich von der Qualität und Brauchbarkeit von Büchern, die älteren Bücherbeständen entnommen oder vor 1933 er schienen sind, persönlich zu überzeugen. Wer die Kriegskonjunktur ausnützt, um wertlose Ladenhüter oder politisch unerwünschte Bücher zu verbreiten, verstößt gegen seine Berufspflicht und wird zur Rechenschaft gezogen werden. Ich appelliere deshalb an die Ehre des deutschen Buchhändlers mit dem Hinweis, daß in Krieg und Frieden für unser Volk und seine Wehrmacht das beste Schrifttum gerade gut genug ist. Berlin, den 29. April 1942 Der Präsident der Reichsschrifttumskammer gez. Hanns Johst Dr. Gustav Plum Das Schrifttum einer Kleinstadt Man trifft immer wieder die Auffassung, daß der Begriff ,,Kleinstadt“ nicht nur die Größe des Ortes kennzeichnet, son dern daß er gleichzeitig auch eine Begrenzung des geistigen Blickfeldes einschließt. Der Begriff der Kleinstadt hat so nidit nur etwas idyllisches, sondern auch etwas engstirniges erhalten. Dabei gibt es nicht wenige Kleinstädte, die sich eines sehr regen geistigen Lebens erfreuen, das aktiv an der Gestaltung der Gegenwart mitwirkt und in einem reichen Schrifttum seinen Niederschlag findet, dessen Wirkungsweise oft weniger in der Kleinstadt selbst als weit über ihre Grenzen hinaus spürbar ist. Die Ruhe der Kleinstadt ist ein besonders geeigneter Boden für tiefgehende geistige Arbeit. Mag in der Großstadt der lebendige Rhythmus Anregungen geben, so bedeutet die Lebhaftigkeit aber auch gleichzeitig Ablenkung, wogegen die Ruhe der Kleinstadt immer Vertiefung des Denkens bedeutet. Gerade die Schnellig keit des heutigen Lebens bedarf aber der ruhigen Betrachtung über lange Zeiträume. Wieweit eine Kleinstadt sich in das geistige Leben ein schalten kann, und welche Mannigfaltigkeit in dieser geistigen Arbeit dabei zum Ausdruck kommt, zeigte eine Aus stellung, die eine Buchhandlung in Bad Homburg v. d. H. (L. Staudt’s Buchhandlung) durchführte. Sie hat die Veröffent lichungen aller gegenwärtig in Bad Homburg lebenden Autoren zusammengetragen. Dies bedeutet insofern nur einen Ausschnitt aus dem gesamten geistigen Schaffen dieser Stadt, da auch ein umfangreiches Schrifttum verstorbener oder früher hier an sässiger Einwohner besteht. Auch ist noch an das Schrifttum zu denken, das sich mit dem Ort selbst befaßt, ohne aber von ortsansässigen Autoren verfaßt zu sein. Mit welchen Fragen befaßt man sich nun in einer solchen Stadt? Es ist selbstverständlich, daß auf so altem geschicht lichem Boden, wie es die Stadt Bad Homburg in der Nähe der Saalburg, jenem am weitesten in das alte Germanien vorsto ßenden Kastells, ist, sich auch mit den geschichtlichen Fragen auseinandersetjt. So sind besonders zahlreich die Schriften über die Geschichte und den Wiederaufbau der Saalburg. Aber auch der Ort Homburg spielt in der deutschen Geschichte eine inter essante Rolle, die Anregungen gibt. Die vielleicht interessanteste Rolle, nämlich diejenige, welche Homburg als Bad im Laufe des vorigen Jahrhunderts gespielt hat, ist dagegen von den ortsansässigen Autoren weniger behandelt worden. Eindeutig kommt in dem Schrifttum auch der Einfluß der nahen Uni versität Frankfurt a. M. zum Ausdruck, denn fast alle wissen schaftlichen Veröffentlichungen stehen irgendwie mit dieser Universität in Verbindung. Es seien hier insbesondere die Arbeiten über langfristige Witterungsvoraussage erwähnt, die schließlich Homburg zu einem wichtigen Zentralpunkt der ge samten deutschen Wetterforschung werden ließ. Die medi zinische Literatur befaßt sich insbesondere mit den Verdauungs organen und knüpft hier unmittelbar auch an die Heilaufgaben des Bades an, deren man sich bekanntlich erst verhältnismäßig spät erinnert hat. Auch rein kulturelle Veröffentlichungen, die sich vorwiegend mit Sprachen befassen, sind vertreten. Daß bei der Nähe eines so lebendigen Wirtschaftsmittelpunktes wie Frankfurt a. M. auch Wirtschaftsfragen im Rahmen dieses Schrifttums einen beachtlichen Raum einnehmen, kann wohl als selbstverständlich angesehen werden. Zu den weit über die Stadt hinaus wirkenden Erschei nungen gehören auch die Verleger, welche in der Ruhe der Kleinstadt auch manchen Vorteil finden, wie eine Reihe nam hafter Verlage in anderen Kleinstädten beweisen. So si^t auch in Bad Homburg ein bekannter Verlag mit einem umfang reichen Sortiment, welches sich hauptsächlich mit psychologischen Fragen des wirtschaftlichen Aufstieges befaßt. Also auch hier ist der Einfluß der benachbarten Großstadt unverkennbar. Die Ausstellung hat in der Bürgerschaft größte Aner kennung gefunden und mancher Beschauer, der in dieser Zeit vor dem Fenster gestanden hat, wird über die Fülle der Ver öffentlichungen erstaunt gewesen sein, welche von dieser Stadt ausgehen. Weil die Ausstellung nur ein kultureller Beitrag für die Umreißung des geistigen Gesichtes dieser Stadt ist und keine geschäftlichen Interessen hierfür entscheidend sein können, weil als Käufer die Bewohnerschaft des Ortes wohl kaum in Frage kommt, muß sie auch aus diesem Gesichtspunkte be sonders anerkannt werden. 89 Nr. 93/94, Dienstag, den 5. Mai 1942
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