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Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung : 02.06.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id425384225-194506022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id425384225-19450602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-425384225-19450602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungTageszeitung für die deutsche Bevölkerung
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Nr. 11 für die deutsche Bevölkerung Sonnabend, 2. Juni 1945 Abschaum der Menschheit Von W. A. Ruban Wir bringen in unserer heutigen Nummer den Bericht unseres Mitarbeiters Fritz Sigl über seine Unterredung mit Mutschmann, dem ehemaligen Gauleiter in Dresden. Mutschmann, der Kriegs verbrecher und Kriegsbrandstifter, ist verhaftet und befihdet sich in den Händen der russischen Militärbehörden. Ein Abenteurer und Streber von Natur, ein geborener Verbrecher, ein Men schenfeind und Zyniker, war Mutschmann einer von Hitlers nächsten Gehilfen in der Verwirk lichung seiner barbarischen Pläne. Nichts war den Hitlerleuten heilig. Gewissen, Menschenacfctung und Ehrlichkeit waren geäch tet, ebenso wie all die Menschen geächtet waren, die sich in Deutschland dem Hitlerregime nicht beugen wollten. Gier nach persönlicher Bereiche rung, Ehrgeiz, tierischer Egoismus — das waren die Kräfte, die solche Ausgeburten wie Mutsch mann um Hitler sammelten. Sie waren es, die den Krieg vom Zaune bra chen, um die Welt zu beherrschen und andere Mutschmann verhaftet Näheres berichten wir auf Seite 3 Völker zu knechten. Sie waren es, die unerhörtes Leid über die ganze Welt brachten. Sie opferten Millionen Deutsche, das Leben und ddn Wohl stand eines ganzen Volkes, um sich selbst gesund zu stoßen. Die von ihnen großgezogene SS, die ser Abschaum der Menschheit, verübte bestia lische Greueltaten in den von den Deutschen be setzten Gebieten, tötete Greise, schändete Frauen, erschlug Kinder vor den Augen der Mütter. Jahre werden vergehen .— die airsgebrannte Erde wird sich wieder mit Wald bedecken, die zerstörten Häuser werden wieder aufgebaut werden, ein neues Menschengeschlecht wird heranwachsen -i-, doch nie wird die Welt den furchtbaren morali schen Niedergang vergessen, dessen Träger die Faschisten waren. Wie niederträchtig und feige diese Hitler schakale waren, kann jeder Deutsche besonders heute erkennen, da alle ihre Gemeinheiten ans Tageslicht kommen. Von Hitler im Geiste der Verachtung gegen alle Völker erzogen, darunter auch gegen ihr eigenes, entfesselten sie einen verbrecherischen Krieg gegen die friedliebenden Nationen. Sie bereicherten sich an diesem Krieg, raubten historische Kunstschätze in den erober ten Ländern, füllten ihre Safes mit Gold, eig neten sich Fabriken, Werke und Gruben an, in denen Hunderttausende Arbeiter beschäftigt waren. Ihre Habgier war grenzenlos. Der Krieg — das war der Sinn ihres Da seins; wo sie das Blut des Volkes vergießen konnten, fühlten sie sich in ihrem Element. Uhd als die freiheitsliebenden Völker sich zum Kampf gegen die braune Pest zusammen schlossen und das faschistische Gewürm zer traten, da suchten diese Schurken noch das ganze Volk mit sich in den Abgrund zu reißen. Wie erbärmlich und widerwärtig war doch das Benehmen dieser Menschen in den letzten Tagen des von ihnen heraufbeschworenen Krieges! Erich Koch, der Gauleiter von Ost preußen, hatte zwei Jahre lang die Ukraine als deren „Reichskommissar" geplündert. Von dort entflohen, setzte er sich von neuem in Königs berg fest. Durch die Politik der „ausgebrannten Erde" verjagte er Millionen Deutsche aus ihrem Heim ins Ungewisse, machte sie zu Bettlern und zerstörte ihre Städte, indem er sie in militä rische Stützpunkte verwandelte. Als er aber merkte, daß sein Spiel zu Ende ging, entfloh er, der geliebteste Zögling Hitlers, aus dem be lagerten Königsberg, entfloh so schmählich, daß selbst Hitler gezwungen war, seinen Lieblings schüler aufzuhängen. Hanke, der schlesische Gauleiter, ist schuld an der Verwüstung Schlesiens; auf seine Veranlassung und durch seine Tätigkeit sank Breslau in Schutt und Asche. Einen Tag, bevor die eingekesselte Besatzung von Breslau kapitu lierte, befahl er, alle in der Stadt befindlichen Lebensmittellager zu vergiften, das Kraftwerk in die Luft zu sprengen und die Wasserleitung zu zerstören. Die Frauen von Breslau, die heute kein Heim haben, wo sie ihren Kindern etwas kochen oder sie waschen könnten, die selbst kein Trinkwasser für sie haben, können jetzt am besten beurteilen, wie Hanke für das Volk „gesorgt" hat. Mutschmann, der Gauleiter von Dres den, ist der Hauptschuldige an der Zerstörung dieser Stadt und am Massensterben der fried lichen Bevölkerung. Er war es, der zusammen mit Hitler Dresden in eine Rüstkammer Deutsch lands verwandelte, in ein Pulverfaß, u. h. eine Nachschubquelle, die das Material für die Ver nichtung friedliebender Völker lieferte. Er war es, der die Bevölkerung von Sachsen mit trüge rischen Siegesbotschaften täuschte und die bitte ren Niederlagen verschwieg. Er wußte, welche Zerstörungen die deutsche Armee und Luftwaffe anderen Völkern zugefügt hatte; er pries die (Fortsetzung siehe Seite 2) Ueber Berlin gehißte Siegesfahne nach Moskau gebracht Am 30. April ging Uber dem Reichstag in Berlin das rote Banner hoch. Es war die Fahne des Sieges, der Vorbote der völligen und bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands. Noch wurde Unter den Linden gekämpft, noch donnerten die Geschütze auf der Wilhelmstraße und der Leipziger m t.%, 1 s Generaloberst Bersarln spricht zu den Truppen bei der Uebergabe der Siegesfahne Straße, doch offensichtlich waren die feindlichen Kräfte gebrochen, das Schicksal der Reichshauptstadt entschieden. Am 2. Mai fiel Berlin. Zwanzig Tage wehte über Berlin die Fahne von der Kuppel des Reichs tags. Zwanzig Tage strömten von früh bis spät hunderte und tausende Sowjet-Kämpfer herbei, nm sich vor dieser Fahne zu beugen, die heilig geworden war für jeden Rotarmisten, Sergeanten und Offizier. In ihren Purpurfarben in der Frühlingssonne schillernd, verkündete sie weithin sichtbar über Berlin: Die Rote Armee hat gesiegt, das Sowjetvolk hat gesiegt. Die auf dem Reichstag gehißte Fahne des Sieges ist zur heiligen Reliquie der Sowjetkrieger geworden. Dieser Tage wurde beschlossen, diese Fahne als geschichtliches Doku ment des Kampfruhmes der Roten Armee nach Moskau zu bringen. Am 20. Mal 1945 nahmen Truppenteile der Roten Armee vor dem Reichstag in Berlin Aufstellung. An der Spitze der Kolonne, in der Infanterie, Sturm geschütze und Artillerie angetreten waren, stand eine Kapelle. Ueber Beton« und Steintrümmer, über Eisenkonstruktionen kletterten Soldaten auf die Kuppfel. Sorgfältig ersetzten sie das rote Banner auf dem Reichstag durch ein neues. Auf der Straße herrschte gespannte Stille. Nur hoch am Himmel in den hellen Strahlen der Maisonne brummte ein Flugzeug. Da ertönte das Kommando: „Der Fahne unseres historischen Sieges, Achtung!" Ueber den Reihen der Krieger ertönte die Hymne der Sowjetunion. Eine Gruppe Sowjetoffiziere trägt aus dem Portal des Reichstages die ent faltete Fahne. Sie tragen die Fahne an den Kämpfern um Berlin vorüber und übergeben sie dem Kommandanten der Stadt Berlin, Generaloberst Bersarin. Der Generaloberst übergibt die Fahne einem Offizier, der sie nach Moskau bringen wird. Die Truppen marschieren an der heiligen Reliquie vorbei. Die Offiziere salutieren, die Soldaten richten sich nach der Fahne aus. Die Kapelle spielt, im Paradeschritt marschiert die ruhmreiche So« wjet-Infanterie vorüber. Die Sturmgeschütze rattern, Kraftwagen mit an-, gehängten Geschützen rollen vorbei. Matt schimmern die Stahlhelme. Im Gleichtakt werden Gewehre geschultert. Die Fahne des Sieges wird unter einer Ehrenwache zum Transport in die Hauptstadt des großen Sowjetvaterlandes gebracht, wo sie für die Nachkommen als Erinnerung des größten Sieges der Roten Armee auf bewahrt werden wird. Oberstleutnant L. Wysokoostrowski. Konflikt Frankreichs mit Syrien und dem Libanon Aus Beirut wird gemeldet: Die öffentliche Aufmerksamkeit ist auf den Konflikt gelenkt, der zwischen Frankreich einer seits ,und den Levantestaaten Syrien und Libanon anderseits im Zusammenhang mit dem Ein treffen neuer französischer Truppen im Nahen Osten ausgebrochen ist. In den beiden Ländern ist dadurch eine sehr gespannte Lage entstanden. Am 8. Mai erklärte der Minister für aus wärtige Angelegenheiten des Libanon, Henry F a r a o n, im Parlament, daß der bevollmäch tigte Delegat Frankreifchs in Syrien und Libanon, General Beyne, die Regierung des Libanon vom Eintreffen französischer Senegaltruppen in Kenntnis setzte, welche die in den Levante staaten befindlichen französischen -Truppen ab- lösen sollen. Am 23. Mai gab Faraon \m Parlament be kannt, daß er am 14. Mai Beyne davon in Kenntnis letzte, daß der Libanon bereit ist, Ver handlungen mit Frankreich aufzunehmen, und daß des Eintreffen neuer französischer Truppen im Libanon vor den Verhandlungen unerwünscht ist. Faraon teilte mit, daß der General Beyne ihm ebenso wie dem Minister für auswärtige Angelegenheiten von Syrien ein Schreiben über gab, das Vorschläge enthielt, die nach den Worten Faraons Frankreich „Vorrechte im Libanon gewähren, die mit dessen Souveränität unvereinbar sind". Im Zusammenhang damit er klärte Faraon, weigert sich die Regierung des Libanon, die Verhandlungen auf den Grundlagen zu führen, die die Unabhängigkeit des Libanon bedrohen. Die Zeitung „Saut Asch-Schaab" teilte mit, daß der in Damaskus und anderen syrischen Städten entflammte Generalstreik andauert. Wie die Reuteragentur aus Paris meldet, er klärte der französische Minister für auswärtige Angelegenheiten, Bideau, in der Sitzung des Kabinetts, daß Frankreich 6ein Mandat über Syrien und den Libanon nicht abgibt. Der Beiruter Berichterstatter der Agentur United Preß teilt auf Grund der aus Damaskus eingetroffenen Meldungen mit, daß der Kampf zwischen französischen Truppen und Syriern m der Stadt Hama, wo die französischen Panzer die Ortsbesatzung verstärkt haben, andauert. Ueberall werden die französischen Truppen in den Kasernen gehalten, um Zusammenstößen vorzubeugen. In Damaskus und Aleppo ist es verhältnis mäßig ruhig. London, 30. Mai. Die Syrische und Liba- noner Mission veröffentlichten heute abend eine Erklärung, in der es heißt: „Laut den aus Damaskus eingetroffenen Nach richten wurde die Stadt gestern abend um 9 Uhr von den Franzosen bombardiert. Die Bombar dierung hörte nach dem Eingriff des. englischen Botschafters auf, aber der Beschuß dauert an." London, 30. Mai. Der Sonderkorrespondent der Agentur Reuter, Nicolson, meldet aus Da maskus, daß der Kampf, der gestern den ganzen Abend in Damaskus andauerte, auch heute morgen weitergeführt wurde. Alle Waffen gattungen, Gewehre, Maschinenpistolen, Ma schinengewehre und später Feldgeschütze und Mörser, wurden eingesetzt. Erklärung Edens über die Lage in Syrien London, 31. Mai (TASS). Wie die Reuter- Agentur meldet, teilte der englische Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Eden, in seiner Erklärung über die äußerst ernste Lage in Syrien im Unterhaus mit, daß die britische Regierung zu dem Schluß gekommen sei, nicht länger bei seite stehen zu können. Der Premierminister teilte dem General de Gaulle mit, daß die bri tische Regierung „mit großem Bedauern an den Oberbefehlshaber der Streitkräfte im Fernen Osten den Befehl erteilte, einzugieifen, um wei terem Blutvergießen vorzubeugen". In seinem Schreiben an de Gaulle bat Churchill, sofort an die französischen Truppen Befehl zu erteilen, das Feuer einzustellen und sich in die Kasernen zurückzuziehen, damit Zusammenstöße zwischen englischen und französischen Truppen vermieden werden. Der Leiter der Opposition, Labouriist Attlee, betonte die Notwendigkeit für England, „die Verantwortung zu übernehmen und den Versuch zu machen, die Ordnung wiederherzustellen", ujjd forderte die Rückführung sowohl der fran zösischen als auch der englischen Truppen aus Syrien, sobald der gegenwärtige Konflikt bei gelegt ist. Eden drückte sein Einverständnis mit Attlee in der Frage der Rückführung der englischen Truppen aus. Der Krieg im Stillen Ozean Der Stab der alliierten Streitkräfte im süd lichen Teil des Stille^ Ozeans teilt mit, daß der geschlossene Widerstand der Japaner im Ge- birgsteil im Nordwesten der Insel Luzon (Philippinen) eingestellt worden ist. Auf der Insel Mindanao haben die Amerikaner den Fluß Kulang 55 Meilen nordwestlich von Davao über schritten. Die amerikanische Luftwaffe bombardierte japanische Kriegsobjekte auf der Insel Formosa und im Raume nördlich Saigon (Französisch indochina). Auch ein Flugplatz in Kanton wurde mit Bomben belegt. Von der Roten Armee aus der Ge* fangenschaft befreit Die TASS meldet aus New-York: Das Journal „Satunday Evening Post" brachte einen Artikel des amerikanischen Leutnants Engländer, in den er mitteilt, wie ihn Panzertruppen der Roter Armee mit anderen gefangenen Amerikanern aus dem Gefängnis Schubine in Polen befreiten Engländer beschreibt die lange Fahrt nacti Moskau. Wie er erzählt, hatte er erstaunlich wenig Schwierigkeiten, um sich auszuweisen, obwohl er nicht russisch spricht und außerden über keine persönlichen Ausweise verfügte „Die Amerikaner", erklärte Engländer, „waren äußerst überrascht und dadurch beein druckt, daß in der Roten Armee die Männer sich zu den Frauen, die in der Armee dienen, als Kampfkameraden verhielten.“ Großen Eindruck machte auf die Amerikaner die Entwicklung und das Wissen der Frauen in der Roten Armee, Die erste Frau, die sie trafen, war Kommandeur eines Panzers. Neue Schandtaten der Hitler faschisten in Polen aufgedeckt Die Zeitung „Glos Ludu" gibt die Ergeb nisse der Untersuchung der Schandtaten der Hitlerfaschisten in Gdansk (Danzig) bekannt, die von einer Sonderkommission durchgeführt wor den sind. Wie die Kommission meldet, wurde im Gebäude des Danziger Institutes für Hygiene eine Seifenfabrik entdeckt, in der Seife aus den Leichen der von den Nazis ermordeten Opfer hergestellt wurcje. In der Fabrik wurden ein Kessel mit Teilen von Menschenkörpern, Sterili satoren zum Auskochen von Menschenknochen, eine mit Menschenhaut gefüllte Kiste, eine Un zahl von Arm- und Beinknochen und etwa 2 Kilogramm fertige Leichenseife gefunden. Die Fabrik hatte auch ein Versuchslaboratorium für die Erforschung der Methoden zur Seifen erzeugung aus menschlichen Leichen. Das Labo ratorium wurde von den deutschen „Professoren“ Spanner und Wollnann geleitet. Laut Meldung der Agentur Polpreß ist bei Helmno ein nazistisches Vernichtungslager auf gefunden worden. Es war in einem Gut unter gebracht. Seit November 1940 wurden in dieses Lager verhaftete Polen, Ungarn, Rumänen und Tschechoslowaken gebracht. Unter ihnen be fanden sich Erwachsene und Kinder, Männer und Frauen. Unter den zu Tode Gequälten waren viele polnische Geistliche, Mönche und Offiziere. Die Nazis töteten ihre Opfer in Gaswagen mittels der Auspuffgase. Die Kleidung der Getöteten wurde sortiert und nach Deutschland befördert Die Leichen wurden in besonderen Oefen ver brannt. Die Hitlerfaschisten, die die Spuren ihrer grauenhaften Verbrechen zu vernichten versuchten, sprengten bei ihrem Rückzug die Werkzeuge für Menschenvernichtung.
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