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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189501032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-03
- Monat1895-01
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Fleck. Wa« brauchte ich also mehr, um, sobald ich diese Ent deckung gemacht, ihr zu Füßen zu fallen und entzückt auszurufcn: »Irma, Du bist ein Engel, ich liebe Dich!" Irma schien diese« auch zu erwarten, da sie hocherröthend fragte: „Sagten Sie etwas?" Und es ward Licht um mich, ich glaubte SeraphcnNänge zu hören und den Dust von tausend und abermals tausend blühenden Blumen einzuathmen. Mit bewunderndem Blick ruhten meine Augen aus diesem holden Angesicht und dieser zarten Gestalt. „Und wie lange wirst Du mich lieben?" fragte sie mit gedämpfter Stimme. „Wie lange?" wiederholte ich, und in diesem Augenblick lugten die zierlichen Stieflettcn kokett unter dem Kleide hervor. „Ach — ewig!" „Ihr Männer sprecht immer so," sprach sic kindlich tän delnd; „nenne mir eine Zeit, damit ich weiß, wie lange ich glücklich sein werde." „Wie lange?" und abermals wurden die Stiefletten sichtbar. „So lange, meine holde Turteltaube, bis — bis Du Deine Stieflettcn abgetragen haben wirst." „Es sei so, ich will dieselben fortlegen, gut aufbewahren, und Wachen, daß dieselben immer ganz bleiben." Plötzlich wurde die Thür geöffnet, und Irmas Mama, die uns erst vor Kurzem verlassen hatte, trat ins Zimmer in Begleitung Herminens, Irmas bester Freundin, welche, was Schönheit und Lieblichkeit anbelangt, in meinen Augen gleich nach Irma rangirte. Wir setzten uns zum Thee; aber was ist da«? Auf meinen Füßen ruht eine Last, eine süße Last. Irmas Füßchen balancirten an den meinen, und so unterhielten wir eine Art untcrtischlichc Telegraphie, vermöge welcher wir ungestört durch die Anwesenheit der andern Damen, in ebenso amüsanter als nachdrücklicher Weise Zwiesprache pflogen. Am folgenden Tage erneuerte ich meinen Besuch. Die niedliche» Stieflettcn standen aus einer Etagere, unter einer Glasglocke. Irma empfing mich strahlend vor Glück, die Mama zärtlich, und Hermine wies lächelnd auf die Etagere. Dieses Lächeln war so sonderbar, al« ob ein Leichnam bekränzt werden sollte. Ich konnte c« nicht recht deuten. — ES war Winter; bitterböse Kälte herrschte, und doch schwamm ich in Glück und Wonne, und nur die Gegenwart Herminen« fing an, mir unbehaglich zu werden. Sic wohnte in demselben Hause und hielt sich den ganzen lieben Tag bei ihrer Freundin Irma auf. Wie gesagt, ich fühlte mich im Anfang unbehaglich, doch gewöhnte ich mich schließlich an ihre Gegenwart, ja ich bat oft selbst darum, da ich bemerkte, daß sic opferwillig war, Mama ganz und gar in Beschlag zu nehme», welche Zeit wir wohlweislich damit zubrachten, einige Küsse zu wechseln, die als verbotene Frucht, um so süßer schmeckten. E« waren zwei Monate vergangen seit jenem Tage, an welchem die Stiefletten unter der Glasglocke auf der Etagere standen, als ich Irma aufsuchte, mit dem Vorsatz, um ihre Hand anzuhalten. Niemand war von den Damen anwesend, sie machten einen Spaziergang. „Ich werde die Damen erwarten," sagte ich zn dem ' Stubenmädchen, und begab mich ins Zimmer, die Brust voller Seligkeit. Ich setzte mich, aber ach, die Zeit verstrich so langsam. Was thun, um die Langeweile zu vertreiben. Da tauchte der Gedanke in mir auf, die Stiefletten von ihrem Platz zu nehmen, und auf das Sopha neben mich hinzustellen, mit denselben zu plaudern, und wenn die Eigenthümerin zu Hause anlangt — „Herr des Himmel« und der Erde! Welch ein fürchterlicher Anblick; die Stiefletten liegen mit Gewalt zerrisse», in einem Zustande, daß dieselben nicht mehr ge braucht werden können, frei auf der Etagere. Fort, fort von hier, Irma hatte mich betrogen, sie liebt mich nicht! Taumelnd bewegte ich mich gegen die Thüre, durch welche in diesem Moment Hermine eintrat. Ihren Mund umspielte jene« matte Lächeln, da« ich schon einige Male bemerkt hatte, und ich fühlte, daß dieses Lächeln das erste TodeSurtheil lkber meine erste Liebe zu bedeuten habe. Ich zeigte nach der Etagere. Hermine erblaßte und hielt sich an der Tischkante fest. „Ach! Sie fühlen Theilnahme für meine Leiden?" „Ja!" In diesem einen Worte lag ein Bekenntniß. „Wir reisen morgen ab", setzte sie hinzu. „Mama und ich reisen nach Genf." * * * Am nächsten Tag reiste ich mit nach Genf, in Gesell schaft Herminens und ihrer Mama. „Liebte mich Irma jemals?" fragte ich unterwegs. Hermine wollte nicht antworten. „Bitte, Sie sollen mir antworten. Sie müssen c« wissen, als ihre beste Freundin. Um HimmclSwillcn, antworten Sie doch; liebte mich Irma jemals?" „Niemals!" Arme Hermine! — ich wußte nicht warum, sic begann plötzlich zu fiebern. Vier Wochen lag sie krank und sprach in ihren Phan tasien nur da« eine Wort: „Niemals!" Und von diesem Worte konnte sic nicht geheilt werden. Die berühmtesten Aerztc behandelten sie, verordneten Bäder, Lustbarkeiten und andere Zerstreuungen. Doch nicht« half — sic blieb krank, sehr krank, ihr diente keine Medizin mehr. Was ihr wohl fehlen mochte? Zwei Jahre dauerte ihr Siechthum, sie wurde von Tag zu Tag hinfälliger, ich mußte die« sehen, ohne ihr Helsen zu können. Ich reiste mit ihr, wurde ihr Bräutigam, sic hatte inein Versprechen, daß, so bald sie genesen, ich sie zum Altar führen werde. Während einer Abenddämmerung rief sie mich an ihr Krankenlager, drückte ein Papier in meine Hände und stam melte weinend: „Verzeihung! Verzeihung!" Ich verstand sic nicht, dachte an die eingebildete Laune einer Schwcrkranken, und legte meine Hände wie segnend auf ihr Haupt. Hermine war todt! Auf dem Papier stand Folgende«: „Ich liebte Dich wie eine Wahnsinnige und büße für meine Liebe. — Irma liebte Dich stet», ihre Stiefletten habe ich selbst zerrissen." Sie lichte mich, sündigte und hüßte. Da« eine Wort „Niemals!" tödtete sie. Ich reiste nach Hause, um — Irma hatte inzwischen gehcirathet. Ob sie Wohl glücklich war? Von meinem Vorhahe», ihr Herminens Bekenntniß mit- zutheilen, stand ich ab; ich wollte,. da ohnehin nicht« mehr zu ändern war, Irmas und ihre« Gatten Frieden nicht stören. So oft ich auf der Straße jener blassen, schönen Irma begegne, sieht mich die Dame kalt und verächtlich an. Ich halte diesen Blick ruhig au« und gefalle mir in meiner heldcn- müthigen Selbstverleugnung. So kam es, daß ich Junggeselle blieb. Vermischte Nachrichten. — Berlin, lieber eine hübsche Art der Wohl- thätigkeit berichtet der „Tägl. R." ein Herr B. Folgende«: Um Weihnachtskäufe zu besorgen, befand er sich vor einigen Abenden in einem Geschäft für Kinderkleider, al« ein alter Herr in den Laden trat, der ein kleine» Mädchen in höchst dürftiger Kleidung an der Hand führte. Das Körbchen mit billigen Kalendern, das die Kleine am Arme trug, ihr trüber Blick und das Gesichtchen redeten eine gar deutliche Sprache. Der alte Herr flüsterte einer Verkäuferin einige Worte ins Ohr, woraus diese nickte und die beiden in die oberen Räume führte. Nicht lange währte cs, so kamen sie wieder zurück; mit der Kleinen aber war eine wesentliche Veränderung vorgcgangen. Sie erschien in einem neuen wollenen Kleide und den Kopf bedeckte ein nette« warmes Käppchen. Mit freudestrahlendem Gesicht und ein Brieschen in der Hand verließ das Kind den Laden, während der alte Herr sich an die Kasse begab, um die Sachen zu bezahlen. Auf seine Fragen erfuhr später Herr B., daß der alte Herr oft derartige Wohl- thatcn an armen Kindern ausübe. Er habe mit dem Besitzer de« Geschäfte« ein Abkommen getroffen, daß jedes Kind, welches er mitbrächte, neu cingekleidet werden solle. Von der Firma bekäme das Kind dann ein Briefchen mit, worin die Eltern benachrichtigt würden, daß ein ungenannt sein wollender Wohlthäter so für ihr Kind gesorgt habe. Im vorigen Jahre sollen auf diese Weise WO Kinder von dem alte» Herrn neu eingekleidet sein. — Wien. Zu einer braven Fischhändlerin, die ihren Stand aus dem Lerchenfeldermarkt hat, kam neulich ein "junger Mann und fragte die Frau, ob sie ihm nicht ein winziges Fischlcin in das Genick stecken wolle. Sie möge ob dieses Liebesdienstes nicht böse sei», denn er dürfe sie weder darum bitten noch dafür danken, denn da« Mittel wirke nur dann, wenn er mit dem Fischlein im Genick sofort zu laufen beginne. Als ihr der junge Mann noch weiter erzählte, daß er brustleidend sei, war die Fischhändlerin vollkommen über zeugt, daß es sich hier um ein Shmpathiemittel handele, und auch sofort bereit, das gute Werk zu thun. Der junge Mann bückte sich, und die Frau steckte ihm ein Fischlein in das Genick. „So ist'« nicht gut," sagte der Kranke, „das Fisch! g'hör» zwischen Hemd und Genick. Wcnn'S auch a bißt kalt i«, das schad't nix." Mit einem Handgriff war der Platz wechsel vollzogen und jetzt begann der brustleidende Mensch zu laufen, als habe er eine Lunge von Eisen. Ueber diese Kraftäußerung wunderte sich die Frau gewaltig; was aber machte sie erst für Augen, als sie zufällig in die an ihrer blauen Schürze außen angebrachte große Geldtasche griff und entdeckte, daß ihr fast die ganze Tageseinnahme fehlte. Jetzt begriff sie Alles, und als sie ihre Berufsgenojsinnen mit der seltsamen Wirkung dieses ShmpathiemittelS bekannt machte, erhielt sie von diesen noch den Spitznamen „Wunderdoktor!»." — Mainz. In einem Haufe der Langgasse hat sich ein außerordentlicher Fall ereignet. Eine Frau, die mit ihrem Manne in Streit gerieth, warf den Mann aus einem offen stehenden Fenster des ersten Stocke« aus die Straße hinab. Der Mann, der eine Gehirnerschütterung und einen Beinbruch davontrug, wurde in da« Hospital gebracht. — In Liegnitz hat ein l 8jährige« Dienstmädchen die Sprache verloren. Sie war wegen einer geringen Unredlich keit entlassen und von der Polizei verhaftet worden. Kurz nach der Einlieferung ins Gcsängniß fiel da« Mädchen in einen ohnmachtähnlichen Schlaf. Im Krankcnhause erwachte sie nach fünf Tagen einmal, erlangte da« Bewußtsein, blieb aber stumm, schlief wieder ein und hat bi« heute die Sprache »och nicht wiedergefunden, obwohl sie jeden Tag auf Stunden erwacht. Da« Gehör ist nach wie vor vorhanden. Bisher ist e» noch nicht gelungen, die Ursache der Sprach störung aufzuklären. — In schrecklicher Weise um'SLeben gekommen ist am Sonnabend Abend vor. Woche die 6! Jahre alte Ehe frau eine« Oberlehrer« Kr. in Charlottcnburg, Charlotten burger Ufer 5 wohnhaft. Al« die Dame ihre Küche betrat, brach sie durch die Dielung und fiel mit dem Unterkörper in ein Flammenmeer. Ohne daß e« Jemand bemerkt hatte, war ein Feuer unter dem Fußboden der Küche entstanden, welche« zwischen der Decke der unteren Etage und der Dielung der Küche so zerstörend gewirkt hatte, daß die Täfel ung Frau Kr. nicht mehr tragen konnte. Die Unglückliche, welche durch ihren Sohn au« ihrer entsetzlichen Lage befreit wurde, ist durch den Tod von ihren Leiden erlöst worden. — Eine tapfere That. Unter dieser Überschrift schreibt da« „Militär-Wochenblatt" Nr. 107 über den am 2. Dezember dieses Jahre« verstorbenen konigl. preußischen Hauptmann und Bezirksoffizier Friedrich Wilhelm Alh Folgendes: „ES scheint uns die Pflicht der Pietät und Gerechtigkeit zu sein, hierdurch besonders hervorzuheben, wie der Verstorbene sich im Feld zuge 1870,7! ganz hervorragend ausgezeichnet hat. Alh war !87O Vicefeldwebel, sein Beruf Landwirth. Nachdem er die großen Schlachten bei Mar« la Tour und Gravelotte, sowie die zehn Wochen dauernde Cernirung von Metz bei der I. leichten Batterie de« jetzigen Feldartillerie - Regiment von Scharnhorst (l. Hannoversche«) Str. lO, ferner eine große Anzahl von Gefechten :c. mitgemacht hatte, zeichnete er sich in ungewöhnlicher Weise in der Schlacht bei Beaune la Ro lande au«. Die l. leichte Batterie, deren Ches damals der in Hannover noch lebende Oberftlieutenant a. D. Knauer war, mußte in dieser heißen Schlacht, in welcher da« X. Armee korps einem etwa sechsfach an Zahl überlegenen Feinde gegcnüberstand, al» die Entscheidung an einem seidenen Faden hing, ein Geschütz opfern. Alh war Zugführer, alle Be dienungsmannschaften und der Geschützführer waren todt oder verwundet, die sechs Zugpferde ebenfalls todt. Alh selbst war nicht unbedeutend verwundet (Schuß durch die Schulter), meldete sich aber trotzdem nicht krank, sondern blieb in der Front. Die Schlacht dauerte bi« zum Dunkelwerden. Alle« war todtmüde und völlig erschöpft. Da trat Alh Nacht« an da« Strohlager seine« Hauptmanns und bat ihn um die Er laubniß, mit einem kleinen Konimando und sechs Pferden sein verlorenes Geschütz aus dem Schlachtfelde aufsuchcu zu dürfen. Diese Erlaubniß wurde ihm gegeben, er ließ sich auf sein Pferd heben, den Arm in einer Binde tragend, und ver schwand mit seinem Commando im Dunkel der kalten No- vembcrnacht. Früh Morgen» etwa 6 Uhr ertönte ein lautes „Hurrah!" der Kanoniere — Alh kam mit dem geretteten Geschütz zur Batterie zurück. — Diese heldenmüthige Auf opferung und völlige freiwillige Handlungsweise wurde damals in hohem Maße anerkannt. Alh erhielt dasür einen sehr selten verliehenen russischen Orden. Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse besaß er bereits. Bald darauf wurde er Offizier und trat als Berufsoffizier in die Arnice ein. In allen Schlachten und Gefechten, sowie bei allen schweren Strapazen, Märschen, Entbehrungen aller Art war Aly stets ein leuchtendes Vorbild für seine Untergebenen und seine Tapferkeit über aller Lob erhaben." — Wohl einzig in Farbe und Ausstattung unter allen Fahnen der Truppentheile der deutschen Armee ist die Fahne des ersten Eifenbahn-Regiment«, deren völlig weiße« Fahnentuch mit Inschrift und Verzierungen von weißseidener Stickerei versehen ist. — Die Koreaner dürfen wohl Anspruch darauf machen, da« erste Panzerfahrzeug gebaut zu haben. In dem letzten japanisch-koreanischen Kriege, d. h. vor über 270 Jahren, besaßen sie bereits ein eisernes Fahrzeug, da« in seinem oberen Theile schilvkrötenförmig gebaut war. Diese« wurde sehr er folgreich gegen die japanischen hölzernen KricgSdschunken vcr wandt, indem man au« den Pfortenluken unter dem Schild- krötendeck Enterhaken auf die Dschunken warf, die man dann kenterte, oder in die man Löcher bohxtc. Da« Schiff soll noch existircn und in Nong-Aong liegen. — Mächtiger noch als der Kaiser sind in China die geheimen Genossenschaften. Sic sind überaus zahlreich und die Regierung ist ihnen gegenüber machtlos. Vor einigen Jahren vereinigten sich die Barbiere, die vordem al« eine verachtete Menschenklasse galten, und zwangen den Kaiser, ihnen hinsichtlich de« öffentlichen Unterricht« ihrer Kinder die gleiche» Rechte wie den übrigen Ständen zu erthcilen. Li-Hung-Chang ist gewiß einer der mächtigsten Beamten de« Reiches, der mit den Generalen des Kaiser« umspringt, als wären cs Schuljungen. Er würde cs aber nicht wagen, etwas gegen die Genossenschaft der Schubkarren-Kulis zu thun, und er hat in einigen seiner großen Reformen inne- haltcn müssen, nachdem sic schon Hundcrttauscndc von Thalcrn gekostet hatten, blos weil die Gewerkschafts-Genossenschaften Einspruch thaten. Die Schubkarrenleute sind in Wirklichkeit eine der stärksten Organisationen de« Landes, und ihrer Opposition zumeist ist das Scheitern von Eisenbahnbau-Unter- nehmungcn in China zuzuschreiben. Auch die chinesischen Bankiers bilden eine Gilde, und die Regierung hängt bezüg lich der Mittel zur Fortsetzung de« Krieges vollständig von ihrer Willfährigkeit ab. In den zwei Städten Shanghai und Tientsin allein gicbt cs fast lOOO Banken, und ihre Inhaber gehen fast alle Hand in Hand. Sie haben ihre Verbindungen mit den anderen Banken des Landes, setzen den Bankdiskont fest und reguliren die Börse. Die Arbeiter- Genossenschaften haben sehr strenge Satzungen, und ihre Tendenz ist hauptsächlich gegen die Einführung moderner Maschinen gerichtet. Sic haben schon mehrfach Arbeitgeber ermordet, die ihre Wünsche nicht erfüllt haben, und vor einigen Jahren passirte ein entsetzlicher Fall in Shanghai, wo ein Unternehmer «ersucht hatte, der Union zu trotzen. Er wurde verwarnt, aber er blieb hartnäckig, und sie beschlossen, an ihm ein Exempel zu statuircn. In seiner Werkstatt arbeiteten 100 Leute. Als er eine« Morgen« eintrat, sprangen aus ein gegebenes Zeichen einige auf ihn zu und begannen ihn zu beißen. Sie hatten einen erwählten Führer, und dieser er laubte keinem, den Ort zu verlassen, bevor er ihm nicht seine Zähne gezeigt hatte. Waren Zähne und Zahnfleisch blutig, so wurde c« ihm gestattet, im anderen Falle wurde er zurück geschickt mit der Weisung., zu beißen. Auf Beißen steht in China keine Todesstrafe und das Komplott war daraufhin angelegt. Der Arbeitgeber wurde buchstäblich zu Tode ge bissen. Die Sache kam der Regierung endlich zu Ohren; sie verschrieb eine Menge Papier darüber, aber nur der Mann, der den ersten Biß gcthan, wurde bestraft, und die Genossen schaft hatte ihren Zweck erreicht. — Eine eigenthümliche Nahrungsmittel-Ver fälschung ist durch den gerichtlichen Chemiker I)r. Bischoff in Berlin festgestcllt worden. Im weißen gemahlenen Pfeffer hat er einen Salzzusatz von 25 Prozent gesunden. Für Köche und Schlächter hat dies recht unangenehme Folgen gehabt. Obwohl die Gewerbetreibenden die vorgeschriebene Dosis Pfeffer und Salz angewcndct hatten, fanden sic sehr oft, daß Wurstwaaren bezw. Speisen versalzen waren, während e« ihnen an Pfeffer fehlte. — Bertikow ist kein Fremdwort im eigentlichen Sinne, denn der Name für diese« einem kleinen Schranke feinerer Art ähnliche HanSgcräth ist nicht au« einer fremden Sprache herübergcnommcn, sondern in Berlin erst äufgekommen, wo ein gewisser Vertikow ein derartiges Möbel zuerst gear beitet hat. Dann ist der Name auch in Frankreich ange nommen worden und erscheint jetzt öfter in französischen Schriften. Da« Möbel ist also »ach seinem Erfinder genannt. — „Flicken Se mich man de Nase wieder an, mein Emil hat se abgebissen." Mit diesen Worten trat, so erzählt da« „Jnt.-Bl.", am Montag Abend ein bildhübsche« Mädchen in Berlin in die Sanitätswache Adalbcrtstr. 64 und hielt dem staunenden Heilgchülfcn ein in da« Gesicht herab baumelnde« Stück ihre« Stumpfnäschen« hin. Der Heil künstler brachte den „GcsichtSvorsprung" der Schönen mit zwei Nadeln an die richtige Stelle, woraus sie im Krankenhause am Urban Aufnahme fand. Al« Grund der Mißhandlung gab die Gebissene „Eisersucht" an. — UeberraschendeS Resultat. Tochter: „Mama, weißt Du, ich habe anonhm annoncirt, daß ich die Bekannt schaft eine» liebenswürdigen Herrn machen möchte." — Mama: „Aber Gretchen, da« schickt sich gar nicht für ein junge« Mädchen au« so anständiger Familie! — Hat sich denn Jemand gemeldet?" — Tochter: „Ja, der — Papa!" — Gcmüthlich. Bauer (zum neu antrctenden Knecht): „Also merk Dir, wenn i mit dem Kopf wink', denn kommst Du; i mach' nit gern viele Worte." — Knecht: „Da passen mer ja zusamme; wenn i mit dem Kopf schüttel, denn komm i net!"
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