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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189702133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970213
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-13
- Monat1897-02
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versuchen, dem von sozialdemokratischer Seite für gelegenere Zeit angekündigten Wiederautbruch de« Streike« vorjubeugen, indem man unzeiligen Reform, ifer bekundet. In Hamburg ist jeder nicht sozialdemokratisch gesinnte Mann, obgleich mit Ausnahme der »Hamburger Nachrichten" auch die bürgerliche Presse kathedersozialistischen Anschauungen huldigt und zeitweise während diese« Kampfe« geschwankt hat, überzeugt, daß er nothwendig war, um den sozialrevolutionären Uebermuth zu dämpfen. Man wird den schwer errungenen Erfolg nicht au« der Hand geben wollen, indem man sich unzeitig zu Handlungen versteht, die vielleicht dem »guten Herzen" Ehre machen möchten, politisch und wirthschaftlich aber unklug wären. Bei der Bedeutung, die dieser Macht streit über Hamburg hinau« erlangt hat und den Wirkungen, die er außerhalb seiner Mauern zeitigen kann, giebt e« nur eine richtige Parole: Den Dingen bei ihrem Entstehen Wider stand leisten! Tagesgeschichte. — Deutschland. Ebenso wie der deutsche Kaiser hat der Prinz-Regent von Bayern Bestimmungen über die dies jährigen Manöver erlassen, die großartigsten seit 1870; fünf bayrische Divisionen, darunter die in der Pfalz und den ReichSlanden garnisonircnden, operiren gegen fünf preußische. Vorher finden an je drei UebungStagen Brigade- und Divisions- Manöver statt. Den Schluß macht die Parade beider Armcc- KorpS. — Berlin. Da« Auswärtige Amt läßt gegenwärtig durch die Regierungsbehörden Umfragen bei den Schulaufsichts behörden nach Lehrern veranstalte», die bereit wären, in den Kolonialdienst nach Afrika zu gehen. ES wird den selben ein Gehalt von 4 —6000 Mark in Ostasrika und von etwa 5000 M. für Kamerun und Togo zugesichcrt. Außerdem erhalten die Lehrer, welche sich zur Ucbernahme einer Stellung verpflichten, 1000 M. Ausrüstungsgeld und freie Reise. Be dingung ist ein Alter von nicht unter 24 und nicht viel über 30 Jahren. Bewerber müssen sich außerdem einer guten Gesundheit erfreuen und Tüchtigkeit im Amte Nachweisen. Die Verträge schließen eine Verpflichtung von 2—2'/r Jahren in sich. — Karlsruhe, lO. Februar. Die Nachricht der „Karlsr. Ztg., daß bei der Großherzogin von Baden eine Staaroperation habe vorgenommcn werden müssen, hat allgemein überrascht. In den dem Hofe nahestehenden Kreisen war zwar bekannt, daß das Augenleiden der hohen Frau in den letzten Monaten Fortschritte gemacht hat, doch kommt auch diesen die Thatsache der Operation unerwartet. Von dem Augenleiden wurde öffentlich gar nicht gesprochen, man wußte nur, daß die Sehkraft sich vermindert habe. Man darf wohl auf einen fortdauernd günstigen Verlauf hoffen, nachdem die Operation durch Geh. Hofrath l),. Maier glück lich vollzogen worden ist. — Der Kaiser Wilhelm-Kanal übertrifft in diesem Winter der »Voss. Ztg." zufolge alle Erwartungen. Trotz de» andauernden scharfen Frostes gelang es, die Fahrrinne offen zu halten. Da im Kieler Hasen ebenfalls eine Rinne durch das Ei» bis Holtenau gebrochen ist, hat Kiel Ver bindung mit der Elbe und folglich mit allen Nordseehäfen. Dar ist für den Handelsplatz von großer Bedeutung. Früher war bei harten Wintern die Einfuhr englischer Kohlen ganz ausgeschlossen, jetzt kann die Verbindung mit allen englischen und schottischen Häfen aufrecht erhallen werden. Auch für die Marine ist die Sicherung der Verbindung Kiel« mit der Nordsee selbst in harten Wintern von großer Bedeutung. — In Belgien ist der Sprachenstreit zwischen den Wallonen, welche ein mundartligeS Französisch reden, und den Vlamen niederdeutscher Abstammung von Neuem zu heftigem Ausbruch gekommen. Nach vielen erfolglosen An- läufungen war e« den Vlamen endlich gelungen, die gesetzliche Gleichstellung der beiden Landessprachen in einem wichtigen Punkte zugesichert zu erhalten, indem die Kammer nahezu ein stimmig einem Gesetzentwurf ihre Zustimmung ertheilte, dessen erster Artikel lautet: »Die Gesetze werden in französischer und niederländischer Sprache verhandelt, vollzogen, angekündigt und bekannt gemacht." Der Senat nun hat diese Fassung abgelchnl zu Gunsten eine» von dem früheren Justizminister Lejeunc eingebrachten Anträge», laut welchem jeder Königliche Erlaß neben dem Lurch die Kammern angenommenen Text auch den vlämischen Text in Uebersetzung enthalten muß. Hiermit wird dem französischen Wortlaut eine vorherrschende Stellung eingeräumt, neben der die vlamländischc Sprache nur in der Uebersetzung austritt. Diesem Abänderungsvor schläge trat außer der Linken auch die Regierung entgegen, indem sie hervorhob, daß der ganze Zweck de» Gesetze» auf diese Weise umgestoßen werde; der König könne verfassungs gemäß auch nur ein Gesetz, aber nicht die von den Kammern beigegebene Ucbertragung desselben sanktionircn. Der Senat blieb trotzdem bei seinem ablehnenden Votum. Alle walloni schen Senatoren waren gegen die Gleichberechtigung de» Fran zösischen und de« Vlämischen. Ihnen schlossen sich mehrere vlämische Senatoren an, mit dem Einwande, daß da» Neben einander zweier selbstständiger GesetzeStexte Verwirrung er zeugen könne und daß die wallonischen Mitglieder de» Senat wegen ihrer Unkenntniß der vlämischen Sprache gar nicht in der Lage wären, in Zukunft einem Gesetze ihre Zustimmung zu ertheilen, dessen Wortlaut sie nicht genau zu prüfen im Stande sind. Kurz, der Senat hat sich mit 50 gegen 47 Stimmen, also mit einer sehr geringen Majorität, für den vermittelnden Antrag Lejeune entschieden. Da« Gesetz muß infolge diese» Beschlusses an die Kammer zurückgehen, die sicher bei ihrem früheren Volum verharren wird. Wie eine Einig ung herbeizuführcn ist, laßt sich »och nicht absehen. Die von einer wohlorganisirten Presse geleitete vlämische Bewegung ist zunächst in starken Zug gekommen. Die im nächsten Jahre vorzunehmenden Kammer- und Senatswahlen werden in den überwiegend von Vlamen bewohnten Provinzen anscheinend unter dem Zeichen de« Sprachenkonflikt». auSgesochten werden. — Gegenwärtig veranstalten die Vlamen einen National-Con- greß, um Protest gegen den SenotSbeschluß einzulegcn. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die hiesige Bürgerschule ehrt da» Andenken Melanchthon», de» pruecuytvr Ovrmaniae. durch eine Gedenkfeier, die an Melanchthon» 400jährigem Geburts tage in der Turnhalle stattfindet und bei welcher Herr Nau mann die Festrede halten wird. — Die Bezirkslehrer konferenz Eibenstock-Schönheide dagegen hält bereit« am Sonnabend, den 13. Febr. eine Gedächlnißfeier diese» großen Manne« ab, die in dem die Verdienste Melanchthon» würdigenden Vortrag de« Herrn Kotte und verschiedenen musikalischen Darbietungen bestehen wird. — Eibenstock. Gelegentlich der am 31. Januar und I. Februar abgehaltenen Ausstellung de« hiesigen Geflügel züchter-Verein« wurden von den al« Preisrichter sungirenden Herren folgende Preise vergeben: ä. auf Hühner: Hrn. Heim. Bodo 2 Ehrenpr., I., 2 x II., III., Hrn. Ernst Schmidt Ehrenpr., I., 2 X III., Hrn. F. W. Voigt Ehrenpr., II. , 2 X HI., Hrn. Alban Seidel deSgl., Hrn. Aug. MeichSner Ehrenpr., II., Hrn. Albin Strobel II., Hrn. Curt Tuchschcerer 2 x III. Je einen III. Preis erhielten die Herren Th. Berger, Curt Reiß, Ernst Otto, Otto Wittig und Herm. Gottwald. Letzterer ferner auf Enten: Ehrenpr. I. u. III. — Ehrendiplome de« Landesverband« sächs. Geflügelzüchter- Vereine erhielten die Herren Bodo und Gottwald. I!. aus Tauben: Hrn. Alban Seidel 4 Ehrenpr., I., 7 x II., 6 x III , Hrn. Felix Reiß Ehrenpr. I., II., 3 x III., Hrn. F. W. Voigt 2 Ehrenpr., 4 x II, Hrn. R. Enzmann Ehrenpr. I., II., 2 X III., Hrn. Curt Reiß Ehrenpr. I., Hrn. Ernst Schmidt Ehrenpr. II., III., Hrn. Ed. Krauß Ehrenpr. II., Hrn. Gottl. Becher 3 x III. Je einen III. Preis erhielten die Herren Herm. Bodo, Rich. Dietrich, Herm. Gottwald, Alban Männel, Alban MeichSner und Heinr. Roßbach. Herrn Alban Seidel wurde auf seine hervorragende Schmetterlingsammlung ein Ehrendiplom zuerkannt. — Schönheide. Der hiesige Männcrgesangverein ge denkt am 22. März zur 100jährigen Geburtstagsfeier Sr. Maj. Kaiser Wilhelm I. ei» patriotisches Concert abzuhalten. Zur Aufführung sollen verschiedene neue, großartige Sachen kommen und hofft man, auf Unterstützung seitens der patrio tischen Bevölkerung unsere» Orte« rechnen zu können. — Crimmitschau, 10. Febr. Der Spinner Friedr. Großmann in Leitelshaiu hatte am Sonntag einem Begräb- niß bcigewohnt und sich dabei jedenfalls etwa» erkältet. Al» derselbe einige Zeit in seine Wohnung zurückgekehrt war, be merkte er zu seinem Schreck, daß ihm da» Augenlicht ver sagte. Der herbeigerufene Arzt konstatirte, daß sich der Patient in beiden Augen einen Verschlag zugezogcn hatte. Der krankhafte Zustand hielt glücklicherweise nur einen Tag an. Am Montag Vormittag stellte sich da» Augenlicht wieder ein. — Borna, 8. Februar. Im Aerger über einen in vergangener Nacht beim »Tippen" erlittenen Verlust von mehreren Hundert Mark erhängte sich heute früh in der achten Stunde der Schnittwaarcnhändler Otto R. in seiner Behausung. R. war sonst al« sehr solid bekannt. — Schwarzenberg, 10. Februar. Die Therese Richter, welche im Verdachte steht, in Pöhla ihre Schwieger mutter und 3 andere Personen vergiftet zu haben, ist in Böhmen festgenommen und dem k. k. Bezirk-gericht Petschau übergeben worden. Die Auslieferung der Richter nach Sachsen dürste bald erfolgen. Bon den vergifteten Personen sind zwei gestorben. — Penig, 8. Februar. Von dem hier Abends '/,I2 Uhr von NarSdorf cintreffenden Pcrsonenzuge ist gestern ein Schaffner, der sich nach Durchlochcn der Fahrkarten auf den Wagenlrittbrcttcrn nach dem Packmeisterwagen begeben wollte, infolge Glätte dieser Wagentheile kurz hinter Bahnhof Nar-dorf herabgefallcn, ohne sich zu verletzen. Der Herabgcfallene ist darauf zu Fuß dem Zuge gefolgt und heute früh in den ersten Morgenstunden wohlbehalten aus hiesigem Bahnhofe angekommen.- Der Deichvogt von Hiefstek. Eine Erziihlunz aus der Marsch von Th. Schmidt. (Iö. Fortsetzung). Vergebliche» Ringen de» schwachen Menschen gegen da» entfesselte Element. Kaum waren etwa ein Dutzend Männer oben, al» eine gewaltige Sturzwelle sie wie einen Windball wieder hinunter spülte. Gleichzeitig riß sie an derselben Stelle einen Theil der Deichkappe fort, und unter gewaltigem Druck schoß im Bogen ein mächtiger Strom durch die entstandene Lücke. Jetzt endlich wichen die Männer bestürzt und erschreckt zurück in» Dorf, um zu retten, was noch zu retten war. Brausend und donnernd schoß der Strom durch die Oeffnung hinter ihnen her, mit jeder Minute sich derartig erweiternd, daß nach einer halben Stunde von dem ganzen, zwölf Fuß hohen Damm auf weiter Entfernung nicht« mehr zu sehen war. Nur der untere breitere, mittel» Pfählen und Bohlen befestigte Theil widerstand noch lange dem Druck de« Wasser». Ueber ihn hinweg schoß der wild gepeitschte Strom mit don nerndem Getöse in« Land, alle«, wa» sich auf seinem Wege ihm entgcgenstellte, fortspülend, hier einen Baum wie einen Strohhalm zerknickend, dort ein Hau» zertrümmernd und Men schen und Thiere in seiner salzigen Fluth begrabend. Da zwischen ertönten da» Heulen de» Sturme» und da« Wimmern der Glocke auf dem kleinen Kirchthurm, in dessen Schallloch oben der Capitän seine Sturmlaterne gehängt hatte, um den vor der Fluth Flüchtenden die Richtung zu zeigen, in welcher sie ihr Leben noch retten konnten. Erst als die wilden Fluthen ihr BernichtungSwerk vollen det, den Deich durchbrochen und da» ganze reiche Marschen dorf unter Wasser gesetzt hatten, stieg der Capitän vom Thurm herab. Er mußte bi» zur Geest, welche jetzt da» Ufer eine unermeßlich weilen Meere» bildete, sußtief durch tosende« Wasser waten, denn die Fluth bespülte bereit« die hohe Wurt und den Kirchweg, dock konnte dieselbe immerhin noch einige Fuß steigen, bevor sie die Kirche und da- Pfarrhaus erreichte. Da» Herz de» unerschrockenen Manne» erschauerte vor der Größe de« Unglück», da» in dieser Stunde über die blühende Marsch hereinbrach. Am Ufer, auf der Geest, bot sich ihm ein Bild de» größten Jammer» dar. Frierend und jammernd standen und lagen die Einwohner de» Dorfe«, meist nur mit dem Nothdllrftigsten bekleidet, am Ufer. Hier suchte laut jammernd eine Mutter nach ihrem Kinde, dort rief ein Kind, die vom Christkindchen vor einigen Stunden geschenkt erhaltene Puppe fest in den Arm gepreßt, nach der Mutter. Eine Frau blickte starr in die schwarze Fluth und harrte der Rück kunft ihre» Manne», der noch einmal kühnen Mulhc» sich in da« brodelnde Wasser hincingewagt hatte, um seinen kranken, alten Vater zu retten, nachdem er seine drei Kinder durch Sturm und Wogen auf die sichere Geest gebracht Halle. Und auch Diejenigen, die alle ihre Lieben um sich vereinigt sahen, starrten düster und schweigend oder in dumpfer Verzweiflung in die Fluth, die alle ihre Habe verschlang. In aller Am litz aber la» man die eine große Frage: .Wohin?" Fortwährend warf die Fluth Bretter, Balken, Betten, Getreide, HauSgeräth und todte« Vieh an« Land. Doch er reichte noch manche« Thier schwimmend da» Ufer und wurde von den Männern eingefangcn. Ueberall, wo der Capitän auf Menschengruppen am User stieß, forderte er die Bedaucrn«- werthen auf, in seinem Hause Schutz zu suchen. Aber da» furchtbare Ereigniß schien Alle unempfindlich gegen die Unbill de« Wetter« gemacht zu haben; unau»gesetzt starrten die Ge flüchteten, Verzweiflung im Blick, in die Fluth, au» der in einiger Entfernung die schwankenden Giebel ihrer Häuser dunkel und gespenstig emporragten. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen; auch der Sturm wehte nicht mehr mit der früheren Heftigkeit. Von Zeit zu Zeit trat der Mond hinter dem sich jagenden Ge wölk hervor und beleuchtete grell da« grausige Bild der Zer störung. Der Capitän hielt e» an der Zeit, nach Hause zurück zukehren. Dorthin würden sich Viele geflüchtet haben, für diese galt e« jetzt, zu sorgen. Da hörte er plötzlich unter den am Ufer Stehenden Inka ängstlich nach ihrem Vater rufen. Mit wenigen Schritten war der Capitän an der Seite der Geliebten, welche mit aufgelöstem Haar, von Re gen triefend, laut klagend und jammernd unter den Männern umherlief und den Vater suchte. Gleichzeitig stieß der Capi tän auch auf den Schiffer, welcher den Deichbauern wecken und aus die Gefahr aufmerksam machen sollte. »Habt Ihr den Deichbaucrn nicht geweckt?" fragte er Jenen strengen Tone». »Doch, doch, Herr Capitän!" antwortete Bohle. »Er hat mich aber ausgelacht und gesagt: »»Ihr wäret entweder ein großer Angstpetcr, oder Ihr wolltet ihn au« Bosheit in seiner Nachtruhe stören."" Ehe ich noch ein Wort reden konnte, schlug er mir da» Fenster vor der Nase zu. Er will ja immer klüger sein al» alle anderen Leute." , Wahnwitziger!" stieß der Capitän erbleichend au». »Da wirst Du mit Deinem Leben zu büßen haben." Hastig eilte er jetzt der jammernden Geliebten nach, ergriff ihren Arm und sagte erregt: »Laß da» Rufen und Suchen nach Deinem Vater, Inka. Er ist nicht unter den Geretteten; er ist noch in seinem Haufe und hat e» verschmäht, meinem Warnrufe zu folgen." Ein durchdringender Schrei de» Erschrecken» au» dem Munde Inka« war die Folge dieser, wia der Capitän sich jetzt sagte, unüberlegten Enthüllung. »Aber so fasse Dich doch, Geliebte," sagte der Capitän fast heftig. »Weshalb läßt er sich nicht rathen? Er hatte Zeit genug, sich in Sicherheit zu bringen." Inka wandte jetzt ihr schmcrzverzerrte« Antlitz voll dem Capitän zu. Sprich nicht so, Hajo — e» ist mein Vater, der dort vielleicht in Todesängsten nach Rettung ausblickt." Dabei zeigte sie über die Wasserfläche hinweg nach dem Dorfe. »Ob er recht handelte oder nicht, laß uns in dieser schweren Stunde nicht untersuchen. Rette ihn, Hajo, o, rette meinen unglücklichen Vater — e« ist noch nicht zu spät, unser Hau» steht noch.... O, sieh — da blitzt ein Licht in der Boden kammer auf, er hat sich nach oben geflüchtet, da unten im Hause alle« unter Wasser stehen wird." »Retten ... retten ... gewiß, Inka, aber wie ? Sag nur wie? Da« Wasser steht mindesten» neun Fuß hoch im Dorfe. Kein Boot, nicht die elendeste gölte ist in der Nähe... und wenn auch, wer wird jetzt ein Boot durch die tosenden Wellen sichren können? Sieh, dort hinten in der Bucht liegen sie, die e« wagten, durch die Fluth zu dringen, bleich und todt warf sie die Aermsten an» Land zurück." «Fortsetzung folgt.) Vermischte Aachrichten. — München. Der 24 jährige Studirende der thier ärztlichen Hochschule Singer hat sich, während er im dortigen .Universum", al» Clown verkleidet, an einem Ballfest der Telephonbcamten-Gcsellschaft theilnahm, erschossen. Ein eben falls anwesende» hübsche» Mädchen schien die Aufmerksamkeit de» Studenten zu fesseln, doch wurde er von der Schönen nicht beachtet. Gegen Mitternacht faßte der Student Muth, näherte sich ihr und suchte sie zu einer Aussprache in der abseit« gelegenen Bierstube zu bewegen, wa» da« Mädchen aber entschieden ablehnte. Diese Abweisung muß nun den stürmischen Liebhaber au» der Fassung gebracht haben, denn al» bald darauf da» bekannte Lied: »Verlassen, verlassen, ver lassen bin i" angestimmt wurde, sah man den Clown heftig schluchzend sein bemalte» Gesicht in den Händen verbergen. Plötzlich sprang er auf und eilte nach der zur Bierstube führenden Treppe. Nicht lange darauf krachte eifl Schuß, und al» man hinzueillc, fand man auf dem Gange zur Bier stube den Clown mit zerschossener Brust todt auf. — Stuhm. Vor acht Tagen waren von der Käserei Braunswalde mit dem Schlitten die Pferde de» Maschinen fabrikanten M. durchgegangen. Während man annahm, daß sie die Chaussee entlang nach Stuhm zugelaufen seien, waren sie nach kurzer Zeit in einen Seitenweg eingebogen und in einen lief mit Schnee gefüllten Graben gestürzt, daß der Schlitten sie bedeckte. Wie die Spuren zeigten, müssen die armen Thiere gewaltige Anstrengungen gemacht haben, sich zu befreien, wobei sic sich gegenseitig mit den Husen bear beiteten. Da» eine Pferd ging dabei zu Grunde. Der zu- nächstwohnendc Besitzer Janzen hatte die dunkle Masse zwar liegen sehen, doch weiter nicht darauf geachtet; erst al« er eine Bewegung derselben bemerkte, schickte er Leute dahin, die da» lebende Pferd befreiten, da» seine Freude darüber durch Wiehern kundgab. Sieben Tage und acht Nächte hatte da» Thier der Unbill de« Wetter« Widerstand geleistet. — Daß ein Panzerschiff nach einer — Hebamme au»gesandt wird, dieser wohl noch nicht vorgekommcne Fall hat sich, wie die »Tägliche Rundschau" einem dänischen Blatte entnimmt, jüngst dort ereignet. Da« ging so zu. Auf dem Inselchen Bogö im Kleinen Belt bedurfte eine Frau dringend einer solchen Helferin. Der Weg nach der nächsten Stadt, Affen» auf Kühnen, woher die weise Frau kommen sollte, war aber durch Ei» gesperrt. Wa« thun in dieser Verlegen heit? Man telcgraphirle an da« Marine-Ministerium in Kopenhagen, und diese» willigte ein, daß da« in der nahen jütischen Stadt Solding liegend« Panzerschiff sich nach Assen« begebe, um der unentbehrlichen Frau den Weg durch da« Ei« nach Bogö zu bahnen.
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