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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 08.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189704083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970408
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-08
- Monat1897-04
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Bemessung de« Wiltwen- und Waisengelde« fallenden Witt- wen und Waisen der vor dem Inkrafttreten de« Gesetze« verstorbenen Militiirpersonen und Beamten eine Erhöh ung ihrer Bezüge in den Grenzen derjenigen Beträge gewährt werden soll, welche ihnen nach dem neuen Gesetz zu bewilligen gewesen wären, wenn der Ehemann oder Vater dessen Inkraft treten erlebt hätte. Der Fond« soll mit einem Betrage von 200,000 Mk. errichtet und nachträglich in den ReichShauS- Halir-Etat eingestellt werden. — Generalpostmeister v. Stephan wurde vor einigen Tagen von Geheimralh v. Bergmann zum zweiten Male operirt. ES mußte, da die brandige Zersetzung der Zehe auf den Fuß übergcgangen war, eine Amputation de« rechten Unterschenkel» vorgcnommen werden. Die Amputation glückte vollkommen, jedoch sind bei dem Alter Herrn v. Stephan« und dem sehr schwachen Kräftezustand desselben ernstere Be sorgnisse gerechtfertigt. — Der Erbprinz von Reuß j. L. hat in einem Schreiben an den Stadlrath von Gera sich in den stärksten Ausdrücken gegen da« antinationale Auftreten der Regierung der FürstenthumS Reuß ältere Linie verwahrt. — Rußland. Der russische Justizministcr hat bestimmt, daß von nun an die zur Verbannung nach Sibirien bestimmten Gefangenen mit der Eisenbahn von Moskau über Rjäsan, Rjashk, Pensa, Ssamara, Ufa und Tscheljabinsk, und von da weiter auf der sibirischen Bahn tranSportirt werden sollen. Der alte historische Gefangenen Trakt, der von Mos kau über Nischni-Nowgorod, Perm, Tjumen und TomSk führte, hat damit seine blut- und thränenreiche Rolle auSzespielt. — Amerika. Der Beschluß de» Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, die neue Tarifbill schon vom I. April an in Geltung zu setzen, derselben mithin rück wirkende Kraft zu geben, wird von allen Seiten aus da« heftigste angegriffen. Vielfach wird diese Entschließung über haupt nickt ernst genommen, sondern als ein lächerlicher Aprilscherz oder unschädlicher Schreckschuß aufgefaßt, durch den man lediglich die Importeure einschüchtern und die starken Einfuhren von Maaren hemmen will. Der betreffende Para graph kann, wie betont wird, überhaupt nicht zur Anwendung gebracht werden, da die nöthigen Anordnungen nicht in« Werk gesetzt werden können, ehe die Vorlage nach etwa drei oder vier Monaten Gesetzeskraft erlangt, und dann würde e» unmöglich sein, den Verbleib der Maaren zu erforschen und die neuen Zölle von ihnen zu erheben. Aber selbst wenn eine Handhabe gesunden werden sollte, um noch vor der In kraftsetzung der neuen, zur Zeit noch unerlegten Tarifsätze ein Verzollungssystem durchzuführen, da» den in der Vorbereitung begriffenen Zollerhöhungen sich anpaßt, so ist e» doch sehr zweifelhaft, ob der Senat einem solchen Anträge seine Ge nehmigung ertheilen würde. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wie aus dem Annonccntheil ersichtlich, wird heute Donnerstag Abend im großen Zimmer de« Hotel „Stadt Leipzig" Herr Dir. Ur. W. Götze au» Leipzig, auf Ansuchen de» Handwerkcrverein«,einenVortrag über Hand fertigkeitsunterricht halten, der gewiß alle Kreise interes- sircn dürfte, zumal auch an unserer hiesigen Schule seit Michaeli« vorigen Jahre» dieser Unterrichtszweig eingesührt wurde. Herr l)r. Götze geht von dem Standpunkt au«, daß durch diesen Unterricht nicht etwa dem Meister schon halb fertige Lehrlinge herangcbildet werden sollen, sondern daß r« für jeden Knaben, wähle er nun später seinen LebenSberus wie er wolle, gut ist, wenn schon in der Schule der Schön heitssinn geweckt, da» Augenmaß gestärkt, Geschicklichkeit und Lust und Liebe zur Arbeit selbst gepflegt und befördert werden. Der Vortrag, zu welchem Jedermann freien Zutritt hat und herzlich willkommen ist, dürfte gewiß geeignet sein, der Sache selbst viele Freunde zuzuführen. — Eibenstock. Wir hatten Gelegenheit, die in hie siger Turnhalle untergebrachte Ausstellung von Schüler arbeiten und Lehrmitteln zu besichtigen. Mit großer Befriedigung erfüllten uns die im NadelarbeitSuntcrrichte ge fertigten Gegenstände. Sie alle zeugen von peinlicher Sorg falt und sind durchweg Dinge von praktischem Wcrthe. Ebenso gut gefielen uns die Zeichnungen. Neues bieten die im HandfertigkeitSunterrichte hergestellten Papparbeiten. Dieser Unterricht ist seit November vorigen Jahre» hier eingesührt worden. Donnerstag, den 8. April hält Herr Ur. Götze, Direktor de» Seminar» für Handfertigkeit in Leipzig, im Saale von Stadt Leipzig einen Vortrag über diesen Unter- richtSzweig, worauf wir hiermit gleich aufmerksam machen möchten. Mit besonderer Befriedigung betrachteten wir die ausgestellten Lehrmittel. Sie sind uns ein sprechender Be weis dafür, daß unsere Schulbehörde bemüht ist, auch nach dieser Richtung hin den Anforderungen der Neuzeit zu ent sprechen. Die Lehrmittel sind gut gewählt, nur wa« unum gänglich nöthig, zweckentsprechend und dabei künstlerisch auS- geführt ist, hat man angekaust. Wie instruktiv sind die Land karten, wie schön die Biblischen Geschichtsbilder, wie prächtig die Darstellungen aus der Geschichte, wie naturgetreu die Thier- und Pflanzentafeln! Reizenden Anblick gewähren die au-gestopften Thiere unserer Heimath, unter denen unsere leichtbeschwingten Sänger in besonderer Zahl vertreten sind. Auch für die Physik sind eine Reihe schöner Apparate angc- kaust worden. Bei all der Fülle zeigten sich un« doch noch manche Lücken, die Technologie, Mineralienkundc, vor Allem aber die Physik müssen wohl noch etwa» reichlicher bedacht werden. Alle« läßt sich indessen nicht auf einmal beschaffen. Die nächsten Jahre werden hoffentlich auch hier da» Fehlende noch bringen. Hervorgehoben sei noch, daß viele der Lehr mittel Geschenke hiesiger Freunde und Gönner der Schule sind. Möchte diese« Interesse auch fürderhin der Schule erhalten bleiben! Wohl der Schule aber, die an der Hand solcher Unterrichtsmittel an der Bildung ihrer Kinder arbeiten kann. Wir wünschen unserer Schule auch angesichts der diesjährigen Ausstellung von Herzen Blühen und Gedeihen! — Schönheide. Im Anschluß an die diesjährige Entlassung der Schüler der Gewerblichen Fortbildungs schule wurde in Anerkennung ihre« ausdauernden Fleiße«, ihre» sittlichen Wohlverhallen« und ihrer vorzüglichen Leistung dem Bausach-Lehrling Friedrich Schubert von Herrn Ober meister Berger im Namen der Gesammtinnung ein Diplom und dem Copisten Hugo Heyne durch Herrn Schuldirektor Tittel da« Handbuch de» Königlich Sächsischen Verwaltungs recht» von Curt v. d. Mosel überreicht. — Die Frage bezüg lich der Errichtung einer Haushaltungsschule ist soweit gediehen, daß in der letzten Versammlung de« gemeinnützigen Verein« ein Comite! von 14 Herren gewählt worden ist, welche mit der Bürgerschaft Fühlung nehmen und erörtern sollen, wie die Frage am Besten zu lösen sei. Di« Versammlung tagte am Geburtstage de« Altreichskanzler, dessen Verdienste man in gebührender Weise gedachte. — Reichenbach. Am Sonnabend Mittag wurde da» „Beltersche Kind" Marie Mathe« unter ungeheurem VolkSzu- lauf nach dem Bahnhof und von da nach Gera gebracht. In Gera wird der ganze sensationelle Fall zur gerichtlichen Aburtheilung kommen. — Eine sehr wichtige Bekanntmachung ist auf den Eisen bahnstationen zum Aushang gelangt. Dieselbe lautet: Den Reisenden, welche Reisekörbe al» Gepäck aufgeben, wird zur Verhütung von Entwendungen au» denselben unter Be zugnahme aus 8 31 der VerkehrSordnung für die Eisenbahnen Deutschland« dringend empfohlen, diese Körbe neben dem Ver schluß durch Anbringung einer kreuzweisen, festen, an den Enden versiegelten Verschnürung derartig zu sichern, daß ein Aufheben de« Deckel» an den Schmalseiten unmöglich gemacht wird. Die au» der Nicktbeachtung derartiger Sicherheitsmaß regeln entstehenden nachtheiligen Folgen würde sich da» reisende Publikum selbst beizumessen haben. Theater. Auf da« am Donnerstag Abend stattfindende Benefiz für Frl. Graf — Prcziosa — weisen wir besonder» hin. In teressant dürfte auch da» Gastspiel de» Herrn Emil Län derer sein, ein jugendlicher Liebhaber von außergewöhnlichem Talent, welcher vorläufig den Ingenieur Flemmig in Groß stadlluft spielt und wenn das Gastspiel einschlägt, also gut besucht wird, auch noch den Mortimer in Maria Stuart spielen wird, eine hervorragende Leistung. Ferner erfahren wir, daß die Direktion vielen Wünschen entsprechend Sonn abend ocer Sonntag da» herrliche Märchen Hänsel und Gretel zur Aufführung bringt, aber da» richtige Stück, nicht so wa« ähnliche«, wie die Klinger'sche Vorstellung, der ein andere« Stück untergeschoben war. In Hänsel und Gretel kommt alle« zur Geltung, Musik, Gesang, Melodramen, lebende Bilder, Gruppen, Ausstattung, da« KnuSperhäuScken, der Backofen :c., sodaß eine wirklich vorzügliche Vorstellung zu erwarten steht. Handelswissenschaft, insbesondere Bolkswirth- schaftslchre. Ueber diese« Thema sprach, wie wir bereit» erwähnt haben, Herr Bürgermeister Hesse am Freitag Abend im Kaufmännischen Verein Hierselbst. Der Redner gab in einstündigem Vorträge einen Ueber- blick über VolkSwirthschaft und VolkSwirthschaftSlehre, nachdem er zuvor auf die Bedeutung der Handelswissenschaften über haupt hingewiesen hatte. Er erklärte e« für höchst wünschenS- werth, daß der Kaufmann systematische Anhaltspunkte zum eignen Studium der HandelSwissenschaftcn Lurch einige Unter richtsstunden in der Handelsschule gewönne und dadurch vor allem seinen Beruf idealer auffassen lerne. Indem Redner die Entwickelung de« Handel« bi» zum ersten Tauschgeschäft und von da bi» zum ersten berufsmäßigen Güterumtausch zu Erwerbszwecken schilderte, bewies er die schöpserische u. kultur historische Seite de« Handel» an der Hand von Beispielen. ES sei natürlich, daß der Kaufmann, welcher den Handel in seiner schöpferischen Kraft und seiner culturhistorischen Be deutung erkannt habe, die veraltete Anschauung, — al» ob Handel nur der berufsmäßige Gütcrumtausch zur Füllung de« Beutel ski, unter Benutzung jeder Gelegenheit hierzu bi« an« Straf gesetzbuch heran, — verachte u. sich stolz auf seinen Beruf fühle. Freilich sei dieser Stolz eben nur berechtig«, wenn er sein Capital richtig anwende, insbesondere sich an den kulturellen Aufgaben seiner Zeit beiheilige, seine bürgerlichen und staats bürgerlichen Pflichten im weitesten Umfange erfülle, Kunst und Wissenschaft fördere und die Armen nicht vergesse. Zur Erfüllung dieser seiner hohen Ausgaben werd« aber der Kaufmann in Sonderheit durch die BolkSwirthschastSlehre vorbereitet. Hier lerne er, daß „Wirthschaften" die fortge setzte Thätigkeit zur Erwerbung u. Benutzung von Vermögen ist, daß ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen der Wirth- schasl de» Einzelnen und der Gesammtheit besteht, daß aber die VolkSwirthschaft sich lediglich auf den alten Erfahrungs gesetzen der VolkSwirthschaft unabhängig von der Macht de» Einzelnen ausbaut. Bei deren Studium fiele ihm zunächst der Einfluß de» Handel»-, Industrie- und landwirthschastlichen System» auf, von denen erstere» da« Geld, da» andere die Arbeit und da« letztgenannte die Naturerzeugnisse al« maßgebend für die BolkSwohlfahrt bezeichne. Weiter eingedrungen in die Bolks- wirthschast«lehre erstaune man darüber, daß die unser Volks leben so erschütternde Erscheinung eine» erbitterten Kampfe» der niederen Volksschichten gegen die oberen 10,000 sich aus Ideen gründet, die in edlerer aber undurchführbarer Gestalt sich im Sozialismus und CommuniSmuS schon längst vsrfanden, und daß unser StaatSschiff seit Jahren schon im Fahrwasser derselben dahin gleite, früher mit vollem Dampf, jetzt vor sichtiger und von Zeit zu Zeit stoppend. Von den Systemen wende der Lernbegierige sich endlich zu den Bahnen der Erzeugung, Vermittlung, Vertheilung und Verzehrung der Güter. Er erkenne, daß der Mensch zur Gütercrzeugung der Natur, dann der Arbeit und schließlich de» Kapitale» bedürfe, deren erfolgreiche» Zusammenwirken in unserer Zeit hauptsächlich mit durch die Vergesellschaftung der Kräfte angcstrebt wird. Al» feste Formen derselben träten dem Studirendcn die offene, stille, Commandit-, Aktien- und Commandit-Akticn-Gesellschaft entgegen, wozu sich noch die Produktivgenossenschaften gesellten. Da» Zusammenwirken der genannten Produktionsmittel werde aber auch durch die Pro duktionsvereinigung (wenn z. B. der Zuckersabrikant zugleich Rübenbau» ist), sowie durch die ProduktivnStheilung, (wenn z. B. von den Landwirthen einer nur Getreidebau betreibt, der andere HandelSgcwächSbau, der dritte Futterbau, der vierte Schafhaltung, der fünfte Rindviehzucht, der sechste Milchwirthschaft u. s. f.), begünstigt, sofern die Theilung oder Vereinigung nur an rechter Stelle geschehe. Mit dem Umlauf oder der Vermittelung der Güter sei da» „von Hand zu Hand gehen" derselben gemeint, welche» durch ihren Absatz um so sicherer statthabe, je mehr Sufbc- wahrunglfähigkeit und Versendbarkeit sie ausweisen könnten. Der Umlauf werde gehindert durch die Concurrenz, welche durch Angebot und Nachfrage den Prei» bestimme. Wie nun der Prei» dem Tauschverkehre einen Anhaltspunkt für die Forderung de« Verkäufer« und die Spekulation de« Käufer« biete, so biete da« Geld dem Tauschverkehre wieder einen be weglicheren «»«druck für den Prei«. Theil» diene e« al» eigentliche» Geld in Form von Metall und Papier, theil» al« uneigentliche« zur Creditförderung in Gestalt von Papier. Durch da« weiter au»gebildete Streben nach Creditförderung hätten sich förmliche Anstalten entwickelt, Banken und Credit- Anstalten, die nicht weniger den Güterumlauf beförderten wie die CommunikationSmittel (Verkehr»anstalten) u. die zeitlichen und räumlichen Vereinigungen von Personen auf Märkten, Messen, Ausstellungen, Auktionen, Börsen u. s. f. und auch die Maß- und Gewichtseinrichtungen. Mit der Vertheilung der Güter sei die Wcrthrvertheilung gemeint, welche dadurch entstehe, daß bei ihrem Umlauf der Werth derselben in der Hand de« Einzelnen zurückbleibe, während die Güter selbst weiter wanderten. Dieser zurück bleibende Werth müsse die Kosten der Gütererzeugung und einen Wcrth»überschuß ergeben, solle die Erzeugung lohnend sein. Den Werthrüberschuß nenne man Einkommen, welche» sich auf dreierlei Weise gewinnen lasse, nämlich durch die Grundrente, den Arbeitslohn und den Kapitalzin«. Je glück licher da» gegenseitige Zusammenwirken dieser Einkommens zweige, desto glücklicher sei da» Volk, dem e» bescheert sei. In der Verzehrung der Güler erblicke man den Vorgang ihre» endlichen Verbrauche«, welcher sich zu ihrer Erzeugung in» rechte Berhältniß stellen müsse, fall« Mißwirtschaft ver mieden werden solle. So viele Neigungen und Verhältnisse aber einer Mißwirthschaft Vorschub leisteten, so stark arbeite derselben die Cultur entgegen, welche weitsichtiger und vor sorglicher mache. Fast jeder Schaden werde jetzt durch Geld ausgewogen, fast jede Zukunft werde berücksichtigt mit ihren Folgen der Altersschwäche, der Invalidität und finanziellen Unglück« und zwar in Gestalt von Versicherungsgesellschaften und Sparanstalten. Auch die Gebrauch»-Theilung und Vereinigung trage wesentlich zur ConsumtionSverbesserung bei. Die eine sortire die Güterarten je nach den verfeinerten oder gröberen Bedürf nissen der Einzelnen oder sie lasse die mehrfache Benutzung eine« Gute» je nach seiner Abnutzung und dem entsprechenden Qualitäts-Bedürfnisse de» jeweiligen Besitzers zu. Die Gc- brauchSvereinigung dagegen förderten wir bei Veranstaltungen, die der Gemeinsamkeit dienen, wie Eisenbahnen, Leihbiblio theken rc. Trotz dieser ConsumtionSverbesserungen werde natürlich die Neigung zur Verschwendung nicht aushören, also auch nicht der unwirthschaftlichc Verbrauch der Güter. Aber auch die Verschwendung bringe etwa« Gute«, sie lehre nämlich, wie man nicht wirthschaften solle. Der Redner gab nach dieser Darlegung den Hinwci«, daß die VolkSwirthschaftSlehre eine ernste Mahnung berge, nämlich die, mit den Gütern, die un» verliehen sind, weise hauSzuhalten, damit wir dereinst bei der großen Rechenschafts legung nach dem Tode wohl bestehen möchten, und schloß: Wer an (Hütern dieser Welt ist reich, der gebe, Daß er alles um sich schöpferisch belebe, Nach dem Fortschritt feines Volkes weise strebe. Alle Roth der Armen lindre oder hebe! Aus öeiterm Kimmel. Bon I. Hutt « n. Aus dem GutShvf von Emilienhof herrschte rege» Leben. Geputzte Burschen und Mädchen waren damit beschäftigt, die Fassade de» Herrenhause» mit Kränzen und Guirlanden zu schmücken, während Tagelöhner die Auffahrt an beiden Seiten mit Tannenbäumen bepflanzten. Eine große, kräftige Frau beaufsichtigte die Arbeiten, und während sie mit Befriedigung da» festliche Aussehen de« Platze» musterte, entging auch nicht die kleinste Unregelmäßigkeit ihrem scharfen Blick. „Johann, dieser Kran; hängt höher, al» der auf der an dern Seite! Anton, hier muß die Guirlande straffer gezogen werden. Dieser Tannenbaum ist zu groß gegen die übrigen, der muß fortbleiben. Sehen Sie einmal, Schmidtchen," wandte sie sich an einen jungen Mann, der überall selbst Hand mit anlegte, aber sich durch seine Kleidung und Haltung wesentlich von den anderen Leuten unterschied. „Sie haben recht, Frau Regine. Wir sanden keine besseren, Herr Inspektor," entschuldigte sich der den Baumtran»port leitende Ausseher; „die Tannen wachsen nun einmal nicht so gleichmäßig im Walde." Der junge Mann sah etwa» »erlegen au». „Wa« thun wir nun, Frau Regine? Andere holen zu lassen, dazu ist e» zu spät." „Ja, erst heißt e» immer, nicht zu srüh, nicht zu früh," raisonnine die Wirthschastcrin, „und nachher fehlt'» an allen Ecken und Enden. Na, zeigen Sie einmal Ihren Kram, Herr Waldmann; findet sich noch ein größerer Tannenbaum, dann können die beiden hier am Eingang stehen und e» ist noch nicht» verloren." Ein solcher fand sich nun wirklich zur sichtlichen Erleich terung der beiden Männer, die großen Respekt vor der reso luten Frau zu haben schienen. Kaum war aber diese Ange legenheit zu deren Zufriedenheit erledigt, so erregte schon wieder etwa» Andere« ihren Unwillen. „Lehmannin, wo haben Sie Ihren Jungen?, schrie sie eine Frau an, die eben den Hof betrat. „Er wird gleich kommen, er macht sich nur noch fein," lautete die Antwort. „In fünf Minuten muß der Schlingel hier sein. Ich kann nicht im letzten Augenblicke alle«, wa« ich brauche, zu sammensuchen." Während die Lehmann sich eiligst entfernte, trat ein zierlich geputzte» Stubenmädchen vor die Thür und meinte schnippisch: „Na, na, Frau Regine, thun Sie nur nicht gar zu stolz. Wenn unsere junge Herrschaft kommt, hört'« doch mit dem Regieren auf." „Schwatzen Sie keinen Unsinn, Minna," antwortete die Wirthschaflerin ziemlich gleichmüthig, „sondern gehen Sie lie ber in» GcwächShau» und lassen Sie sich die Blumen gebe«, die ich beim Gärtner bestellt habe. Wozu sind denn die schönen Vasen da, wenn sie leer stehen sollen? „Ich weiß wirklich nicht, warum die sich so über den heutigen Tag freut," sagte da» Mädchen noch halblaut, ver schwand aber schleunigst, um ihren Auftrag au»zusühren. Frau Regine sah ihr achselzuckend nach und wandte sich dann mit leiserer Stimme an den Inspektor Schmidt, der unterdessen die Tagelöhner sortgeschickt hatte. „Wa» weiß so ein dumme» Ding davon, wie c« einem um» Herz ist, der seine Herrschaft wirklich lieb hat. Unser Herr wird erst wie der sroh und glücklich sein, wenn er seine junge Frau hier
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