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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 08.12.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189812083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18981208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18981208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-08
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Beilage zu Nr. 145 -es „Amts- und Anzeigeblattes" Eibenstock, den 8. Dezember 1898. Der Kriminalkommissar. Humoristisch« Skizze aus dem Pariser Leben. Von August Teichen. Dor Kommando«! von Paris Hatto sehr gut zu Mittag gespeist und lag bequem auSgestreckt aus dem Sopha und gab an genehmen Gedanken Audienz. Seine Stirn runzelte sich daher sehr finster, al« sein Kammerdiener bescheiden in das Zimmer trat. „Was willst Du?" brüllte der weißhaarige Militär. „Verzeihung, Excellenz» Madame de Grandprö ist im Vor zimmer." „Was? Meine Schwester? Um diese Zeit? Ich lasse bitten!" Der Kammerdiener verschwand, um eine höchst vornehm auS- sehende Dame von ungefähr fünfzig Jahren eintreten zu lassen. Der Oberst sprang auf und begrüßte die Schwester sehr artig. Als Beide auf dem Sopha Platz genommen hatten, sagte die vcrwittwete Frau Kammerpräsident Grandpre: „Verzeihe, daß ich Dich zu so ungelegener Zeit störe, aber mein Karl zwingt mich dazu! Ich habe nur diesen einen Sohn, aber er macht mir Sorge für zehn." Der Kommandeur zog die mächtigen, schneeweißen Augen brauen zusammen nnd grollte: „Er hat wieder gespielt! Er hat wieder verloren!" „Fünftausend Franken!" schluchzte die betrübte Mutter. „In der vergangenen Nacht! Vor einer Stunde hat er e« mir ge standen. Er ist ganz verzweifelt!" „Und ich soll wieder einmal zahlen?! Ich der General für den Lieutenant?!" — „Ich kann es doch nicht! Du weißt, wie wenig mein verstorbener Gatte für seine Wittwe gesorgt hatte." „Gut! Um Deinetwillen werde ich noch einmal zahlen! Aber das schwöre ich Dir, es ist daS letzte Mal! Ich werde heute noch meinen alten Freund, den Krieg-Minister, bitten, die schärfsten Verbote gegen das Hazardspielen in den Osfizierkasinos zu erlassen!" Sobald die Schwester ihn mit der erbetenen Summe ver lassen hatte, setzte sich der Kommandeur mit dem KricgSmiuister telephonisch in Verbindung und erzielte die gewünschte Zusage. Da« Spiel wurde in der That in den Kasinos unterdrückt — aber c« wanderte dafür in die Kaffeehäuser. Paris kann ohne Spiel nicht sein, und mau spielt daselbst in allen Schichten des Volke«. Wenige Wochen nach dem letzten Verlust von fünftausend Franks, die der Onkel Kommandeur für Karl de Grandpre be zahlt hatte, finden wir den letzteren in einem Cafst, wo er mit einem halben Dutzend Kameraden dem geliebten Hazardspiel ob liegt. Um zwölf Uhr Nachts, nach einem heiteren Souper, be gann das Spiel in einem abgelegenen Zimmer, nachdem der Kellner entlassen und die Thür verschlossen worden war. Der Lieutenant de Grandpre hielt die Bank. Trotz der geringen Einlagen bezifferte sich sein Gewinn zwei Stunden später etwa auf dreitausend Francs. Die Wanduhr schlug gerade zwei Uhr, da klopfte es an die Thür, genau in der Art, wie der dienst- Ihuende Kellner e« thun mußte. Der älteste Offizier rief sein: „Werda?" und als Antwort erklang dar richtige LoosungSwort. Ahnungslos öffnete der jüngste Lieutenant, und hereintrat, zum Erstaunen Aller, ein völlig fremder Herr mit kühnen, aus drucksvollen GcsichtSzügcn. Nach einer tadellosen, höflichen Ver beugung sagte er in artigem Tone: „Die Herren entschuldigen, daß ich störe, aber ich muß meine Pflicht thun — die Vorschriften sind so strenge — ich bin der Kriminalkommissar Blauvaire." Die Offiziere hatten Anfangs den Eindringling einfach hinaus werfen wollen, aber der eben gehörte Name lähmte plötzlich alle ihre Energie, denn sie wußten sehr genau, daß der Träger dieses Namens der Schrecken aller Spielhöllen war. Nach einer kurzen, tiefen Stille ertönte wieder die Stimme des Kommissar«: „Verzeihen die Herren, daß ich meine« Am tes walte!" Nach diesen Worten winkte er einen au der Thüre haltenden Polizeibeamten herbei, der stumm und schnell Karten und Geld vom Tische an sich nahm. Dann notirte der Kommissar die Namen der Spieler. So groß war die Wirkung seine« Namens und seiner Erscheinung, daß alle Offiziere ohne Zögern ihren richtigen Namen nannten. Kommissar und Schutzmann entfernten sich bald und ließen die Ertappten in höchst schlechter Stimmung zurück. Der Ver lust de« Geldes schmerzte sie nicht so sehr, wie die Gewißheit, daß der Zorn ihrer hohen Vorgesetzten sie im schärfsten Maße treffen würde. In höchst gedrückter Stimmung begaben sich die Herren nach Hause, wo aber keiner von ihnen den gewöhnlichen, guten Schlummer fand. Am anderen Morgen thaten sic alle ihren Dienst in der steten Angst, daß der Oberst mit drohend finsterer Miene den Exerzierplatz betreten würde, um sie zu sich zu bitten, zu einer recht peinlichen Zurechtweisung und Bestrafung. Zu ihrem größten Erstaunen geschah da« aber weder am ersten, noch am zweiten, noch an einem der folgenden acht Tage. Die Ertappten wußten sich da« nicht zu erklären, da« wich so ganz von der Regel ab. Als nun aber volle vierzehn Tage ver flossen, ohne daß etwas in der Sache geschah, da stutzten sie unv bekamen sonderbare Gedanken. Sie sandten den Lieutenant Grand- prst zu seinem Onkel, den Kommandeur, um zu sondiren, denn die Ungewißheit wurde unerträglich. Der Kommandeur empfing den Neffen mit großer Freund lichkeit und kein Wort sprach derselbe von der Spielgeschichte. E« war keine Frage, der Onkel wußte nicht« von derselben, es konnte keine Strafanzeige stattgesunden haben, denn sonst hätte der ehr liche Kommandeur schon längst loSgedonnert. Nach einer halben Stunde verließ Grandpre- den Onkel, um die Kameraden aus zusuchen, die seiner ungeduldig in der Wohnung de» Aeltesten von ihnen harrten. Al« der Lieutenant da« Zimmer betrat, riesen sechs kräftige Stimmen wie auf Kommando: „Nun? Wa« sagte er?" „Nicht«, garnicht«! Er ahnt nicht»!" Ob dieser Antwort herrschte allgemeine« Schweigen und Schütteln de« Kopse«. Dann entsaltetete sich der Strom der Beredsamkeit. Der Fall wurde von allen Seiten beleuchtet. End lich sprang der Zimmerherr auf und ries: „Ich hab'»! Wir sind überlistet — wir sind um viertausend Mark begaunert worden! Der Kerl war garnicht der echte Blauvaire! ES war irgend ein kühner Gauner!" Die Wirkung dieser Worte war kolossal. Die Behauptung erfreute und ärgerte die Herren zu gleicher Zeit. Keiner von ihnen kannte den gefürchteten Kommissar von Ansehen. Möglich war der Fall schon, so verdrießlich er auch sein mochte. Alle glaubten schließlich an diesen frechen Betrug, nur Grandpre- meinte: „Wie sollte ein Mensch aus solch' einen frechen und gewagten Gedanken kommen?!" „O, warum nicht?!" schrie der Gastgeber erregt. „Haben doch die Zeitungen es in alle Winde hinausposaunt, daß da« ganze französische Offizierkorps vom Spielteufel besessen sei und daß die strengsten Maßregeln angewandt werden würden, um diesen Spielteufel auSzutrciben. Dieses und noch mehr wußte der freche Gauner. NebrigenS ist die Sache bald klar und sicher zu stellen!" „Wie denn?" schrieen Alle zusammen. „Einfach! Einer von un« sucht den echten Blauvaire in seiner Höhle auf. Das Loo« soll entscheiden. Einverstanden?" „Ja! Ja!" riefen Alle wie mit einer Stimme. DaS Loos traf Grandprö. Der Zimmerherr nickte zufrieden und sagte: „Ich gehe mit Dir, Charles! -Natürlich gehen wir in Civil." ES gelang den beiden Offizieren, den richtigen Kommissar noch am selben Tage in seiner Wohnung anzutreffen und zu sprechen. Schon beim ersten Blick auf die Gestalt de« Kommissars wußten die beiden Abgesandten, daß sie Alle da« Opfer eine« Betrügers geworden waren. -Nachdem die beiden Offiziere dem Kommissar nach kurzer Unterredung da« Wort abgenommcn hatten, daß er sic in Folge ihrer Angaben nicht zur Anzeige bringen würde, sagten sic dem selben die volle Wahrheit und baten ihn, die Sache geheim weiter zu verfolgen, im Interesse der Sicherheit. Blauvaire verfolgte auch die Sache energisch, aber er hatte keinen Erfolg. Die Offiziere aber waren für lange Zeit durch die auSge- standene Angst von ihrer Spielwuth geheilt. Der Kommandeur brauchte nie mehr für seinen -Neffen Spielschulden zu zahlen. Kaferkultur. Der Hafer gehört in jeder Hinsicht zu den anspruchslosesten Halmfrüchten. Derselbe nimmt fast mit jedem Boden vorlieb und gedeiht sogar oft noch da, wo da« andere Getreide wegen Mangel an Nährstoffen vollständig mißrathen würde. DaS hat nun viel fach zu der fehlerhaften WirthschaftSweisc gesührt, daß man Hafer selbst noch auf ganz ausgenutztem, verarmten Boden baut und auch hier auf Erträge hofft. Gerade weil Hafer aber so genügsam ist, erweist sich derselbe andererseits für jede, auch selbst für die schwächste Düngung, außerordentlich dankbar und wohl kaum eine zweite Pflaüze lohnt die Düngung so reichlich, wie gerade der Hafer. — Rächst dem Roggen ist Hafer da« in Deutschland am meisten angebaute Getreide und der Erfolg der Wirthschastcn hängt in sehr vielen Gegenden allein von dem Gedeihen de» Hafer« ab. Da sollte man doch endlich allgemein von dem bisherigen fehlerhaften Verfahren abgchcn und gerade auf gute Düngung de« Hafer« ein Hauptgewicht legen. Daß sich eine solche Düngung, besonder« aber eine Düngung mit Thomas- schlacke und Kaimt in Verbindung mit Chilesalpeter beim Hafer außerordentlich lohnt, fast mehr, wie bei irgend einer anderen Frucht, hat man jetzt schon vielfach eingesehen und handelt dem entsprechend. Beweise dafür, in wie hohem Grade aber sich die angegebene Düngung beim Hafer lohnt, haben Versuche von Herrn Prof. l>r. Wagner ergeben. Diese, aus einem in hoher Kultur befindlichen guten Boden ansgesührten Düngungsversuche lieferten Erträge, die über das gewöhnliche Maß hinauSgchen, sie stiegen bei Anwendung von 3 Ltr. Thomasmehl, 3 Ctr. Kainit und l >/, Ctr. Chilesalpeter von 8 auf 15 Ctr. pro Morgen und ergaben im Durchschnitt nach Abzug der Düngungskosten einen Mehrgewinn von 4V Mark pro Morgen. Kainit und ThomaSschlacke bringe man jetzt während des Herbstes oder Winters auf den Acker, Chilesalpeter dagegen gebe man erst im Frühjahr. Vermischte Nachrichten. — DaS herannahende Jahr 1899, das letzte des zur Rüste gehenden Jahrhunderts, hat eine ganze Reihe Kalender- eigenthümlichkeiten auszuweiscn. ES ist vor allem ein „Sonn tagsjahr" im vollsten Sinne de« Worte«, denn e« beginnt nicht nur, sondern endet auch mit einem Sonntage und hat infolge dessen die größtmögliche Zahl an Sonntagen, nämlich 53. Eine andere Merkwürdigkeit de« nächsten Jahre« besteht darin, daß nicht nur sämmtliche 4 Adventsonutage in den Monat Dezember fallen, sondern daß auch der letzte, der „goldene Sonntag" auf den 24. Dezember, also aus den letzten Tag vor Weihnachten fällt. Die beiden anderen großen Feste liegen im Jahre 1899 sehr zeitig. So fällt da« Osterfest bereit» auf den 9. und 3. April, da« Pfingstfest auf den 21. und 22. Mai. Der Himmel- sahrtStag aber kann un« besonder« ungünstiges Wetter beschccrcn, da er gerade auf den Mamertus, den ersten oer sogenannten „drei gestrengen Herren" im Wonnemonat, aus den 11. Mai trifft. Der Charfrcitag wird dadurch bemerkenSwerth, daß er auf den letzten Tag des Monat« März fällt. Infolge de« frühzeitigen Osterfestes wird denn auch die Faschingszeit im Jahre 1899 recht kurz werden. Denn, während sic im laufenden Jahre 6 Wochen 5 Tage, zusammen 47 Tage, dauerte, wird sich in dem Jahre 1899 die verguügcnsfrohc Welt eine Verkürzung de« Fa sching« um volle acht Tage gefallen lassen müssen, indem der Aschermittwoch bereit« auf den 15. Februar trifft, so daß die Faschingszeit vom 6. Januar bis 14. Februar, also nur 5 Wo chen und 4 Tage, zusammen 39 Tage, währen wird. Die Ge- sammtzahl der Sonn- und Feiertage wird 00 betragen, zu denen für die Katholiken dann noch 14 Feiertage hinzukommen. — Ein glückliche« Land. Anläßlich de« 40jährigcn RegierungSjubiläum» de« Fürsten Johann von Liechtenstein werden die Verhältnisse de« kleinen Reiche» Liechtenstein im „Neuen Wiener Tagblatt" wie folgt geschildert: Das Fürstenthum ist auf konstitutioneller Grundlage aufgebaut, wird parlamentarisch regiert und besitzt in seiner höchsten politischen Vertretung, dem Landtage, eine regelrechte Majorität und Minorität. Die Oppo sition kämpft mit großer Leidenschaft, allein, da c« sich bei dem Streit immer nur um Geldsachen dreht, wie beispielsweise, ob eine Straße, eine Schale usw. von dieser oder jener Gemeinde, um diesen oder jenen Preis errichtet werden soll, so macht der Fürst meist den Reden der Opposition auf rasche und gründliche Art ein Ende dadurch, daß er in seine Tasche greift und die Dinge mit seinem Gelde ausbaut. Gemäß dieser Praxi« giebt e» im Ländchen keine Konflikte zwischen Fürst und Volk; that sich aber zwischen beiden einmal doch ein Gegensatz aus, dann verschwand er, wie es die Geschichte der letzten 40 Jahre beweist, alsogleich dadurch, baß — der Fürst nachgab. Fürst Liechtenstein, der nur selten in sein Land kommt, wird in der Regierung durch einen Landverweser, der in Vaduz im Schlosse seinen Sitz hat, vertreten. Diesem Funktionär — gegenwärtig ist es der Tiroler Herr v. In der Maur — sind noch einige wenige Beamte für die Landesadministration bcigegeben. Mit ihnen theilen sich in die Verwaltung der Bürgermeister von Vaduz mit den Gemeinde- räthen. E« klappt auch Alle«, sowie denn die ganze politische Organisation einen frischen, freien Zug hat und dem Geiste keine Fesseln gelegt sind. Da ist e« u. a. gewiß bezeichnend, daß für Knaben die Schulpflicht bi« zum siebzehnten, für die Mädchen bi« zum sechzehnten Lebensjahre gesetzlich vorgeschrieben ist. So werden die Liechtensteiner zu besonnenen, ruhigen, friedfertigen Menschen erzogen. Militär kennt man nicht, und für die Auf rechtcrhaltung der öffentlichen Ordnung genügt eine Handvoll Polizisten, die übrigen» ein beschauliche« Dasein führen, wie da« Landgericht in Vaduz, La« die erste gerichtliche Instanz bildet, während die zweite, das sogenannte Appellationsgericht, durch Juristen der Wiener Hofkanzlei, die dritte und letzte durch das Oberlandesgericht in Innsbruck repräsentirt wird. Rauflust und Streitsucht sind den Liechtensteinern fremd, der Richter ist meist Schicds- und Friedensrichter im wahrsten Sinne de« Wortes. Jeder kann sich nach Herzenslust entwickeln, und arbeitsam, be scheiden, gutartig, zufrieden mit dem Ihrigen, und den herrlichen Boden liebend, auf dem sic leben, denken sie ohne weitere Träume an ihre Arbeit. Es darf nach alledem nicht überraschen, wenn beiin Landesverweser fortlaufend Gesuche von Bewohnern an derer Länder nm Ausnahme in den Liechlenstcin'schen StaatSver- band einlangen, eine Bitte, welcher jedoch in den seltensten Fällen willfahrt wird. — Am Sonnabend vorletzter Woche sind von Ham burg mit dem Dampfer „Marie Woermann" die ersten deut schen Mädchen nach unserer Kolonie Südwestafrika ab gereist. Die ersten weißen Frauen, die überhaupt jene Gegenden betreten. Ich nahm Freitag Gelegenheit, schreibt der Korrespon dent der „Magd. Ztg.", diese zukünftigen Mütter der Kolonie, die in dem Mäbchcnheim ihr letztes Quartier auf deutschem Bo den gefunden hatten, aufzusuchen und diese Trägerinnen deutscher Art für da« neue Deutschland an der Westküste Afrika« mir an zusehen. U> waren e« an der Zahl, im Alter zwischen 19 und 28 Jahren, Alle gesund und frisch von Aussehen, bereit, den klimatischen und sonstigen Gefahren zu widerstehen. ES war ein ganz anderer Ausdruck, der aus den Gesichtern lag, als man ihn sonst bei Auswanderern zu sehen pflegt. Bon Wehmuth und Sorge keine Spur, Alle mit dem Ausdruck fröhlicher Hoffnung auf dem Antlitz, al« könnte cS ihnen nicht sehlschlagcn. Die Mädchen stammen au« allen Gegenden Deutschlands uud sind Alle an Arbeit gewöhnt ; sic waren bisher Köchinnen, Hausmäd chen oder ländliche Dienstboten. Sie zeigten mir ihren Kontrakt, der auf zwei Jahre bei halbjähriger Kündigung und event. freier Rückfahrt ausgestellt ist, und der die Mädchen für Faktoreien und Plantagen in der Nähe von Swakopmund als „Mädchen für Alle«" in Dienst nimmt. Sie erhalten völlig freie Station und monatlich 20 M. von der KolonisationSgcscllschast, in deren Dienst sic getreten sind. Ich bemerkte, daß der Lohn nicht hoch sei und daß sie dabei nicht allzu viel erübrigen würden. Die Angeredete lächelte, für sic antwortete aber eine Andere: „Wir wollen doch dort heirathen." Meine Frage, ob sie denn auch wüßten, daß sic einen Mann bekämen, wurde mit siegesbewußtem Lächeln ausgenommen. An eine Rückkehr nach beendeter Dienst zeit dachte Keine; sie wollten Alle drüben ihr eigene« Haus bauen. Möge ihnen das ersehnte Glück blühen zu ihrem und der Kolo nie -Nutzen! — Ein amer ikanischer Offizier als — Einjährig- Freiwilliger im deutschen Heere. Ein junger Deutscher Na mens Felix Sommerfeld, Sohn eine« Mühlcnbesitzer« in Borken dorf bei Schneidcmühl, war vor einigen Jahren nach Amerika ausgewandert und ließ sich dort bei Ausbruch des Krieges mit Spanien in die Armee einreihen. Infolge seiner vor dem Feinde bewiesenen Tapferkeit wurde er im Lause diese« Feldzuge« zum Offizier befördert. Vor Kurzem ist nun der junge Mann wieder in seiner Heimath eingetrofsen, um auch in Deutschland seiner Militärpflicht zu genügen, und zwar al« Einjährig-Freiwilliger bei der 6. Kompagnie des in Bromberg garnisonirendcn Infan terie-Regiments -Nr. 29. — Ein pfiffiger amerikanischer Geschäftsmann heftete folgende Ankündigung an sein Schaufenster: „Ich habe meine Maaren bisher so billig verkaufen können, weil ich Jung geselle war und zum Unterhalte für Frau und Kinder nicht noch einen Extranutzen herauszuschlagen brauchte. Jetzt ist e« deshalb aber auch meine Pflicht, dem Publikum mitzutheilen, daß dieser Vortheil für die Folge aufhört, da ich im Begriffe stehe, mich zu verheirathen. Man wird deshalb gut thun, seine Einkäufe so rasch al« irgend möglich noch zu den allen Preisen bei mir zu machen." Der Erfolg dieser Ankündigung bestand in einem sol chen Zulaus von Kunden, daß der schlaue Herr in wenige» Ta gen reichlich genug verdient hatte, um die Kosten seiner Hochzeits feier zu bestreiten. Mitt von der wahren Liebenswürdig möcht' ich sein, Jedermann gefallen; Doch wie nimmt man Herzen ein, Wie gefällt man Allen? — Macht's die Stirn, die fleckenlos Blondes Haar umziehet. Eine Wange, wo die Ros' Unter Lilien blühet? Hilft ein Auge, hell und rein Wie die Bergkrystallen, Zähne, wie daS Elfenbein, Lippen wie Korallen ? — Thut'S ein Körper, wohlgebaut. Voll und schön zum Malen, Wo die sanfte weiße Haut Adern blau durchstrahlen? — Lieblich, doch vergänglich sind Aller Schönheit Farben, Gleich den Blumen, die geschwind Nach dem Frühling starben. Nein! nur wo mit Edelmuth Sich die Stirne schmücket, Menschenlieb' mit voller Gluth Aus den Augen blicket. Auf den Wangen Sittsamkeit Neben Rosen stehet Und deS Mundes Lieblichkeit Weisheit erst erhöhet. Wo Bewegung, Stimme, Gang, Leib und Glieder zieret. Und wie lieblicher Gesang Gleich beim Anblick rühret. Wo das Herz mit Lieb' erfüllt Gegrnlieb' erwecket Und die Menschheit GotteS Bild Überall entdecket. Da ist Schönheit, Trefflichkeit, Lieb' und Wohlgefallen, Da gefällt man jederzeit, Da gefällt man Allen.
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