Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189901240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-24
- Monat1899-01
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ulk-Karte oder in Form von Torten und Zuckerdütcn; so sendet der Russe zu Weihnachten Jedem, der ihm irgend nahe steht oder nahe stehen muß, ein Präsent; Jeder freilich, wie er e« kann. — Am Morgen der Feste« kamen Sasch und Jan, meine beiden Jungen«, welche ich eben al« Hauslehrer zu unterrichten hatte, aus mein Zimmer und theilten mir in kindlich - geheimnißvollcr Weise mit, was mir Papa und Mama heute Abend zum Weih- nachtSfeste beschecren würden. Auch wüßten sie schon, durch Verrath der Domestiken, die im Schnüffeln bekanntlich Meister, in Ruß land aber Meister vom Stuhle sind, wa« sie erhalten würden... o Prosa, am Tage schönster Poesie! Schon am Fest-Nachmittage rollte eine Equipage nach der andern aus den Gut«hos, und da« ging so fort, bi« zum Abend. Herrschaften mit ihren Kindern kamen von der ganzen Umgebung, sie feiern eben Weihnachten abwechselnd jede« Jahr aus einem andern Gute ... so in Rußland. Am Abend gab c» Geschenk-Ueberreichung, Diner, Musik und Tanz, wobei in einer Salon-Ecke ein kaum 1 Meter hohe« Christbäumchen angesteckt war, voller Gold- und Silberpapier, da« Niemand, selbst die Kinder nicht, beachteten. Ich fand Gelegenheit, auf ein kleine« Stündchen zu ver schwinden. Im Dors wohnte ein deutscher Gutsverwalter, vom Grafen eigen« engagirt. Er hatte Kinder, da« wußte ich . . . und sein und ihr Weihnachten würde er sicher feiern, da« wußte ich auch. Dahin wollte ich . . . nur zuschauen! Der Schnee knirschte unter meinen Füßen, der Mond schien silberhell, die Sterne leuchteten .... leuchteten so ganz ander«, als an anderen Abenden. Ich betrat die Dorsstraße. Schon im ersten Hause ein Höllenspektakel... Russen feierten ihr Weihnachtsfest! Bei Schnaps und Kuchen waren sie zu- sammcngckommen, e« gab vielleicht Spaß, doch e« gab auch Hiebe. Ich sah nur, wie einer seine blutende Nase mit dem srischge- fallene» Schnee bekannt machte, er stand wankend vor der Hau-thür . . . Ich ging weiter, die Dorfstraßc entlang ... Radau in jedem Hause.... Russen feierten ihr Weihnacht«fest! Endlich war ich am letzten Häuschen angelangt, hier wohnte der deutsche Gutsverwalter . . . wir nannten ihn Anton. Die Fenster waren nicht verhängt, wie in Rußland auf dem Dorfe allgemein üblich; Diskretion«-Verletzung war also nicht zu befürchten. Und was sah, was hörte ich? O mein Gott, ein deutsche« Weihnachten! Auf dem mit kleinen Geschenken belegten Tische stand der Christbaum, derselbe Christbaum mit Marzipan, Pfefferkuchen, Hampelmann und brennenden Wachskerzen, wie vor zwölf Tagen ich ihn geträumt, wie dereinst al« kleine« und große« Kind ich ihn halt immer doch so gerne gesehen! Die beiden Alten standen am warmen Ofen, die vier Kinder um den Tisch . . ., sonst war Niemand im Zimmer. So feiert der Deutsche sein WeihnachtSsest! E« ist ihm eben ein Fest der Familie. Wer dabei sein kann, nun, dem rollt eine Thräne heimlich über die Wangen. Mir ging« so in der Ferne! . . . 'Nach einer Weile nahm der Alte seine kleine Gesellschaft um sich herum, und in die stille Winternacht hinein erklang da« „Stille Nacht, heilige Nacht!" Die Alten sangen mit... ich auch, ganz leise, ungehört... ich ging! „Friede auf Erden!" mußte ich unwillkürlich vor mir hin murmeln, al« ich de« soeben erlebten Moment« gedachte und de« immer nur wüster gewordenen Treiben« gewahr wurde in den Häuschen der Russen. Da legte sich eine schwere Hand aus meine Schulter . . . ich wandte mich um . . . Johann, der einzige Deutsche außer dem Gutsverwalter am gräflichen Hofe, seine« Zeichens Stiefel putzer, Zigarrettenstopfer für den Grafen und Nachtwächter. „Herr Lehrer, hier geht« zu toll zu am heiligen Weihnachts abend. Friede auf Erden! . . . nein, hier ist'« der reine Hohn. Ich gehe sonst um diese Zeit jeden Abend in die Schänke, mein Schnäpschen zu trinken, denn in der Nacht ist es kalt . . . heute könnt' ich'S nicht . . . will an der Kirchthür ein Minütchen stehen bleiben, meiner Heimath gedenken und . . . Friede aus Erden! Gute Nacht, Herr Lehrer" ... er ging . . . Im Schloß war Alles mobil. „Zum Donnerwetter, Schulmeister, Sie waren wohl schon wieder einmal sentimental, wie?" „Nein, Herr Graf, ich wechselte nur . . . meine Garderobe." „Ach so, puräon, aber nun getanzt ... die jungen Damen wollen auch Weihnachten feiern. Und nun lo«, hören Sie den schönen Walzer: „Ach, ich hab' sie ja nur auf die Schulter usw., das Andere können Sie ja praktisch probiren!" . . . Früh Morgens ging ich zur Ruhe . . . man kann Pflichten nirgends ausweichen. Aber . . . seit langen Jahren . . . kniete ich in der Ferne an meinem Bette nieder, dachte meiner lieben Heimath und ihres WeihnachtSfeste« . . . Lang' noch klang c« mir in den Ohren: O du selige, o du fröhliche, gnadenbringende Weihnachtszeit... und ich schlummerte ein . . . Friede aus Erden! Zwischen zwei Welten. Roman von Louise Cammer« r. (S. Fortsetzung.; Unter den Reisenden, welche das Schiff zuletzt verließen, be fand sich Susanne. In der rechten Hand einen kleinen Koffer haltend, stand sie mit einem Ausdruck von Angst und banger Un ruhe in dem schönen Antlitz am Hasen. Ich fühlte mich wie am Boden festgewurzelt, nie hatte ich ein lieblichere», anmuthigere« Wesen gesehen. Unschlüssig, ob ich e« wagen solle, ihr meine Dienste anzu bieten, sah ich, wie eine der weiblichen Hafenhhänen der Fremden sich näherte und mit ihr im Gewühl der Menschen verschwand. Einen mir bekannten Polizisten heranwinkend, gab ich ihm den Auftrag, das Paar zu beobachten und im Falle meine Wahr nehmung sich bestätigen sollte, daß da« junge Mädchen in einen Hinterhalt gelockt würde, mir unverzüglich Mittheilung zu machen. Auch versprach ich ihn für seine Mühe reichlich zu belohnen. Schon nach einigen Stunden kam er in Begleitung de» jungen Mädchen» an den von mir bezeichneten Ort. Susanne sah bleich und niedergeschlagen aus, Thräne um Thräne rollte über ihr seine« Antlitz. „Diesem Mister haben Sic c« zu danken, daß Sie nicht da« Opfer einer ganz gemeinen Betrügerin geworden sind," sagte der Hafenpolizist ernst. „Mister Brown, wollen Sie sich vielleicht noch so lange der deutschen Miß annehmcn, bi» e« mir gelungen, der geriebenen Gaunerin einen Theil der Habseligkeiten zu ent reißen, welche sic entwendet?" „Wie soll ich Ihnen für so viel Güte und Theilnahme danken," unterbrach ihn die Fremde, mit den schönen, thränen- vollen Augen zu mir ausschauend, „ohne Ihre gütige Fürsorge wäre ich vielleicht zu Grunde gegangen." „Sie sind mir gar keinen Dank schuldig, Fräulein," gab ich ihr freundlich zur Antwort, „als Mitglied eine» Verein«, der sich die Ausgabe gestellt, unerfahrene, harmlose Auswanderer vor Schwindlern zu schützen, war c» meine Pflicht, Sie zu warnen. Zufällig wurde ich Zeuge, wie man Sie umgarnte und traf meine Anordnungen. Sind Sie der englischen Sprache mächtig und haben Sie Verwandte in New-Aork?" „Ein Bruder meine« Großvaters ist schon vor fünfzig Jahren auSgcwandert," erzählte die Fremde treuherzig, allein mein Vater sprach nicht gern davon. ES mögen wohl dunkle Familiengeschichten damit verknüpft gewesen sein. Wir haben nie eine Botschaft von ihm gehört und ich durfte nie nach ihm fragen. Der Großonkel wird in der neuen Heimath wohl fo arm geblieben sein, wie wir in der alten," fügte sie mit trübem Lächeln hinzu, „und hat des halb nicht« von sich hören lassen." „Und wa« bewog Sie bei Ihrer Jugend zur Auswanderung?" fragte ich streng. „Unsere Armuth," kam c« mit unterdrücktem Weinen von ihren Lippen. Mein Vater war Lehrer in Sachsen und ist vor Kurzem gestorben. Wir sind vier Geschwister, die drei jünger» noch in dem Alter, wo man Hilfe braucht, dazu ist meine Mutter kränklich. Eine Freundin schrieb mir, daß man in Amerika ganz andere Löhne zahle, als bei uns in Deutschland und forderte mich auf, zu kommen. Und so entschloß ich mich zur Auswande rung um später mit meinem Erwerb meine Mutter zu unterstützen." „Haben Sie die Adresse dieser Freundin?" fragte ich, theil- weise au« Neugierde, theil« au« Theilnahme, damit sie nicht wieder in schlechte Hände fiel. Sie nannte mir einen der ge- fürchtetstcn Winkel New-AorkS. „Der Mann meiner Freundin betreibt dort eine Schenke und macht gute Geschäfte," erzählte sie harmlos weiter, „sie werden mich gewiß aufnchmen und für ein passendes Unter kommen sorgen." „Arme« Mädchen, da kommen Sie ebenso schlecht, womöglich noch schlechter an, al« vorhin," sagte ich von aufrichtigem Mit gefühl erfaßt. „Sic können nicht wisfen, welche« Loo« Ihrer dort wartet. Die Branntwcinschenken in jener Gegend find Lasterhöhlen, in denen der Abschaum der Millionenstadt einen Schlupfwinkel findet." „Mein Himmel, wa« soll ich beginnen — ohne Geld, ohne meine Sachen?" ries sie verzweiflungsvoll die Hände ringend, „nichts bleibt mir übrig al« mein Leben zu enden. — O, meine arme Mutter, meine armen Geschwister!" „Schämen Sie sich, so muthlo« zu sein, mein Fräulein," sagte ich scharf tadelnd, „haben Sie so wenig Vertrauen auf Gott, der Sie so sichtlich in seinen Schutz genommen? Sollte es der Polizei nicht gelingen, Ihre Habe zurückzucrhalten, so leihe ich Ihnen eine kleine Summe, welche Sie in der ersten Zeit vor Noth schützt. Sie gehen in ein Vermittelungsbureau, welcher ich Ihnen näher bezeichnen werde und suchen um eine Stellung nach. Ist Ihnen eine solche geworden, zahlen Sie mir später da« Geld zurück. Sie können doch arbeiten?" „Gewiß, ach und wie gern will ich arbeiten," sagte sie mit erwachendem Muth. „Ich kann einem großen Haushalt selbst ständig vorstehen und würde unermüdlich thätig sein, um meine Schuld abzutragen. Wie soll ich Ihnen danken, mein Herr — o, e» giebt doch noch edle, gute Menschen!" „Ich begleitete sie," fuhr Harry fort, „in ein mir bekannte», sehr zuverlässiges StellcnvermittclungSbureau und hatte auch bald die Freude, sie in einem angesehenen Bürgerhause eingestellt zu finden." „In dem Hause Miß Davis'," schaltete Ernst lächelnd ein. „Nein, vorerst in einem bescheidenen frommen Bürgerhause," erwiderte Harry, „doch höre weiter: Dank den Bemühungen des Polizisten erhielt Susanne einen Theil ihrer Habe zurück. DaS Geld, das ich ihr vorschußweise geliehen, und welches sie mir sofort zurückgeben wollte, übersandte sie aus meinen Rath zur Unterstützung ihrer Mutter in die Heimath. Beiläufig bemerkt, habe ich dieser ersten Sendung schon einige weitere folgen lassen. Anfangs fühlte sich Susanne in ihrer Stellung sehr wohl, doch als ich mich nach längerer Zeit wieder nach ihrem Ergehe» er kundigte, fand ich sie in Thränen aufgelöst. Die alte Geschichte von gewissenlosen Nachstellungen erwachsener Söhne hatte eine neue Auflage erlebt. Ich sprach ihr Trost und Muth zu und ermunterte sic, sich nach einer anderen besseren Stellung in der Stadt umzusehcn. „Amerika hat mir von Anfang an kein Glück gebracht," gab sie mir entschieden zur Antwort, „ich will von weiteren Versuchen abstehen. Meine Ersparnisse werden soweit reichen, daß ich in die Heimath zurückkommen kann, wohin mich die in nigste Sehnsucht zieht. „Wird Ihnen der Abschied von mir so leicht?" fragte ich kalt. Weinend reichte sie mir die Hand. „Was kann ich Ihnen sein, Mister Harry, meine Armuth würde Sie am VorwärtS- kommcn hindern. Sie haben selbst um den LebenScrwerb zu kämpfen; e« wäre gewissenlos von mir, Ihnen noch weiter zur Last zu fallen." Am Anfang unserer Bekanntschaft hatte ich ihr gesagt, daß ich Clerk in einem hiesigen Handlungshause sei und sie später dabei gelassen, damit sie sich nicht trügerischen Hoffnungen hin gebe. Thalsachlich verfügte ich auch über keinen Dollar, den ich mir nicht selbst verdient; denn die Unterstützungen meine« Vater« habe ich grundsätzlich zurückgewiesen. Ich zog sie an mein Herz, bat sie, mir zu vertrauen und vorläufig eine andere Stellung zu suchen, bi« ich sie zu meiner Gattin machen könne. Die An nahme der jetzigen Stellung in Mister Davis' Hause war der Erfolg meiner eindringlichen Vorstellungen. In diese Zeit fiel da» Ableben meiner Mutter und machte mich zum unabhängigen Herrn und Besitzer von drei Millionen Dollar. Kurze Zeit da rauf setzte mein Vater wider mein Wissen und Wollen die Ver lobung mit Miß Davis in« Werk — und nun weißt Du alle«, lieber Freund!" „Fast glaubte ich einen Roman zu vernehmen," sagte Ernst scherzweise. „Der Roman meine« Leben« ist e« ja auch," erwiderte Harry ernst, „nun bedarf c« Deiner Hilfe, ihn zu einem fried lichen Abschluß zu bringen." „Wenn die Sache ohne abenteuerliche Verwickelungen abgcht, biete ich Dir meine Hand," erklärte Burger bestimmt, „wenn nicht, ziehe ich mein Versprechen zurück." „Vor Allem mußt Du mir eine Zusammenkunft mit Su sanne zu verschaffen suchen, damit ich sie um Nachsicht bitten kann, daß ich sie betreff» meiner Persönlichkeit hinter da« Licht geführt. Weiter muß ich sie dann über meine erzwungene Ver lobung mit Miß Davis aufklären und um Verzeihung bitten." „Laß durch Deine Worte die Millionencrbschast hindurch schimmern und sei überzeugt, sie fällt Dir gerührt um den Hals," sagte Ernst scherzspöttisch. „Du kennst Susanne nicht, um sie in so abfälliger Weise zu beurtheilcn," erwiderte Harry verletzt, „den armen Clerk hat sie mit inniger Liebe umfaßt, für den reichen Verlobte» der Miß Davi» hätte sie keinen Blick gehabt." „Gut, und in welcher Weise soll ich Deine Pläne fördern?" „Du wirft in einer Nummer der „Staats-Zeitung" und ebenso auch im „Herald" einen Ausruf an Fräulein Leuthold erlassen, mit der Bitte, sich in Familien- und Erbschaft-angelegen- heiten zur Rücksprache in Deiner Wohnung cinzusinden. Ich werde Zeit gewinnen, mich mit ihr zu verständigen." „Recht — und wenn die Versöhnung unter unzähligen Seufzern und Küssen erfolgt ist — wa« weiter?" fragte Ernst angeregt. „Weiter gehst Du dann nach Cincinnati und suchst mit älteren Farmereibesitzern, jungen Ansiedlern und mit den nieder» Arbeiterklassen in Verbindung zu treten, um Erkundigungen ein zuziehen, ob die von der N. N.schen Compagnie-Gesellschaft er worbenen Ländereien und die zur Bereitung von Fieischkonscrven neu errichteten Fabriken wirklich so werthlos sind, al« man sie von maßgebender Seite au» machen will. Ich meine, e« ist etwa» faul an der Geschichte. Einer unsrer deutschen Landsleute, ein Kommerzienrath Günther au» D., ist mit großen Kapitalien eingetrcten. Ich glaube, man sucht den guten Mann zu prellen." „Die Geschichte sängt an, mich zu interessiren," sagte Ernst lebhaft erregt; „die einzige Tochter de« Kommerzienrath» war eine Freundin meiner Schwester, ein herziges, gute« Geschöpf, dem zuliebe ich schon der Sache auf die Spur zu kommen suche. Die Stellung in dem Geschäft Mister Browns führte mich mit verschiedenen Elementen zusammen. Außer daß ich einigermaßen die Redeweise der Farbigen verstehe, spreche und verstehe ich auch ziemlich fertig spanisch und portugiesisch und hoffe damit durch zukommen. Gelingt e« mir, Unredlichkeiten zu entdecken und zu Hintertreiben, nehme ich die mir von Dir überwiesenen fünfund zwanzigtausend Dollar für meine Zukunft an. Sollte mir je doch bei der nicht gefahrlosen Ausführung Deine« Auftrag« etwa« Menschliches zustoßen, so bitte ich Dich, diese Summe als meine Hinterlassenschaft meiner lieben Mutter und Schwester zu übergeben." „Du wirst der Sache auf den Grund kommen und gemein schaftlich werden wir nach Deutschland reisen," sagte Harry, dem Freund zuversichtlich die Hand schüttelnd. Der Aufruf in der „New - Yorker StaatS-Zeitung" brachte selbst da« kühl fließende Blut Miß Davis' einigermaßen in Wall ung, denn seltsamerweise berührte die Erbschaftsfrage eine Die nerin ihres Hauses. Doch wenn Miß Ellinor angenommen, daß Susanne, in der Hoffnung, ein große» Vermögen zn gewinnen, sofort ihre Stellung aufgeben und die vornehme Dame spielen werde, sah sie sich getäuscht. „Ich wüßte keinen Menschen, der mir nahe genug stände, um mich mit einer Hinterlassenschaft zu bedenken," sagte sie in ruhigem Ton zu der sehr erregten Miß Davis, die ihr die Nach richt selbst gebracht, „die Sache wird auf einem Mißverständniß beruhen. Vorläufig fehlt mir noch der Glaube." „Jedenfalls werden Sie aber mit Mister Burger Rücksprache nehmen?" fragte Miß Ellinor ärgerlich, die innerlich ganz ent rüstet wurde über die Kaltblütigkeit, mit der da» arme dienende Mädchen die Millionenbotschast aufnahm, „oder hätten Sie gar nicht die Absicht, mit Mister Burger sich zu verständigen?" „Gewiß, Miß Davis," erwiderte Susanne mit trübem Lächeln, „doch hat der Rcichthum für mich nur insofern Werth, al« ich damit den Meinen ein sorgenfreies Dasein verschaffen könnte, meine eigenen Bedürfnisse sind sehr einfach. Zur angegebenen Zeit werde ich bei Mister Burger vorsprechen." (Fortsetzung sotgl; Vermischte Vachrichten. — Der direkte sibirische Schnellzug. Das Riesen werk der Erbauung der sibirischen Bahn, welche die längste Eisen bahn der Welt sein wird, schreitet trotz der bedeutenden technischen Schwierigkeiten stetig seiner Vollendung entgegen, und binnen wenigen Jahren wird eine durch die alten Welttheilc Europa und Asien gelegte Schienenstraße ebenfalls den Atlantischen mit dem Stillen Ozean verbinden. Die erste amerikanische Ueber- landbahn New-Aork-Chicago-San Francisco ist 5360 km lang und wird heute in etwa 5 Tagen durchfahren. Nach dem Fahr plan der sibirischen Bahn verläßt der direkte sibirische Schnellzug, von dem allerdings nicht gesagt wird, ob er, wie ursprünglich be absichtigt war, nur zweimal des Monat« verkehrt, Moskau um 8 Uhr 15 Min. Abend« und erreicht Tomsk, eine Entfernung von 3933 km, nach einer Fahrt von 5 Tagen und 6 Stunden, oder 126 stunden, was einer mittleren Fahrgeschwindigkeit von 31, w km per Stunde entspricht. ES ist dabei hervorzuhcben, daß die Petersburger gegen die Tomsker Ortszeit um 3 Stunden 39 Min. zurückbleibt, und daß auf der Strecke Moskau bis Kri- wostschekowo nach Petersburger, von da ab nach Tomsker Zeit gerechnet wird. Zieht man die Wartezeit in den Stationen, zusammen 5 Stunden 28 Min., ab, so erhält man eine reine Fahrzeit von l'20,i Stunden, bezw. eine Fahrgeschwindigkeit von 32, m km per Stunde. Die Fahrzeit in der umgekehrten Rich tung, da« ist TomSk-MoSkau, ist um rund eine Stunde kürzer. Diese Schnellzugsleistung ist eine verhältnißmäßig bescheidene; nimmt man nun den gleichen Maßstab für die ganze sibirische Bahn, da« heißt TscheljabinSk-Wladiwostock, bezw. Port Arthur, mit rund 7600 Kilometern an, so ergiebt sich eine Gesammtsahr- zeit ab Tscheljabinsk von mehr al» zehn Tagen. — Wahrhaftigkeit ist Pflicht. Aufrichtigkeit ist ein freie« Geschenk und kann von Niemandem gefordert, aber auch von keinem Menschen erzwungen werden. Hältst du deine Kin der zur Aufrichtigkeit, so hältst du sie zum Rechten an und diese tritt nur dann zu Tage, wenn du dich de« Vertrauen« deiner Kinder würdig zeigst. Da« merken die Kleinen von Jugend auf. Nie komme eine Lüge über deinen Mund, versprich nicht, wa» du nicht zu halten vermagst, zeige Interesse für alle die kleinen Sorgen der Deinen, auch der Kinder und gewöhne so dieselben, dir Alle«, was aus ihrem guten Herzen lagert, anzuvcrtrauen, dann hast du die Zügel in der Hand und kannst Alle« zum Besten leiten. Fast jeder Mensch sehnt sich nach einem zuver lässigen Freunde, einer Freundin. Sei du deinem Kinde Alle«, birg auch seine kleinen Geheimnisse und lasse nie ein Wort da von verlauten, dann wird e« dir anhängen in Lauterkeit und Wahrhaftigkeit und seine Seele wird freibleiben von allen häß lichen Schlacken des modernen Leben», e» wird ein freier und guter Mensch werden, und die Schule de» Leben» braucht nicht mehr nachzuhelfcn, wo die richtige Erziehung guten Grund gelegt. — EinebittcreWahrheit. Eine skandinavische Zeitung, so erzählt der „Simplicissimu«" in seiner letzten Nummer, hatte ein PrciSauSschcciben an alle verhciratheten Frauen erlassen für die beste Antwort auf folgende Frage: „Wie erhält eine Frau sich am besten die Liebe de« Manne«?" E« kam eine Fluth von Antworten, philosophische Erklärungen :c., sogar Männer hatten geantwortet. Aber den Preis bekam doch der kurze Rathschlag: „Füttert die Bestie gut!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder