Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 31.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190003317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000331
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-31
- Monat1900-03
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
des Besuchten und nicht länger als 14 Tage bei ihm wohnen, brauchen nicht angemeldet zu werden. Alle anderen Personen, insbesondere Handlungsgehilfen und Gewerbegehilsen, Gesellen, Lehrlinge, Tagelöhner und Accordarbeiter, welche hier in Beschäftigung treten, oder treten wollen, müssen angemeldet werden, sobald die Dauer ihrer Beschäftigung 24 Stunden über steigt, und sofern der Wohnungsinhaber auf Bezahlung des Logis in einer oder der an deren Weise rechnet. 8 11- Gast- und Herbergswirthe sind zur Führung eines Fremdenbuches nach dem ihnen vorgeschriebenen oder besonders vorzuschreibcndcn Muster verpflichtet. Die Eintragungen sind unter gleichzeitiger Haftung des Wirthes von den absteigenden Fremden eigenhändig zu bewirken und müssen spätestens bis 8'/, Uhr Morgens erfolgt sein. Allwöchentlich einmal und zwar des Sonnabends bis 10 Uhr Vormittags müssen die Fremdenbücher an Polizeistelle vorgelegt werden. 8 12. Anmeldegebühren sind bei der Neuanmeldung, sowie bei Wohnungsänderungen am Orte 25 Pf. für jede Meldung zu entrichten. Die Abmeldungen sind gebührenfrei, ebenso die Controlle der Fremdenbücher. Die Ausstellung von besonderen Verhaltscheinen für die Verziehenden erfolgt gegen die Gebühr von 75 Pf. 8 IS- Uebertretungen vorstehender Satzungen, sowie die Erstattung wissentlich unwahrer oder falscher Meldungen, sowie unrichtige Eintragungen in die Fremdenbücher werden, so weit nicht im ein,einen Falle ein strafrechtliches Verfahren einzutreten hat, mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Hast bis zu 10 Tagen bestraft. Eibenstock, den 30. Dezember 1899. Der Rath der Stadt. Die Stadtverordneten. I-. 8. Kesse. v. 8. Neraß. Aritzsche, d. Zt. Vicevorsteher. Tagesffeschichte. — Deutschland. Die dem Kaiser geschenkte Hochkönigs burg bei Schlettstadt ist, wie die „Nattonal-Ztg." erfährt, zur Aufnahme eine» historischen Museums bestimmt, welche« die Ge schichte und Vergangenheit, Volkskunde und Eigenart des Elsaß veranschaulichen soll. Die Wiederherstellung der gewaltigen Burg ruine wird bald in Angriff genommen werden. — Au« Kamerun wird gemeldet: Die Gerüchte über den Tod de« Hauptmann« v. Besser und die Vernichtuug seiner Ex pedition bestätigen sich nicht. Soviel bekannt, ist die Expedition Besser nicht gefährdet. Dagegen ist leider der Assistenzarzt Dok tor Dittmar, der in dem Gefecht mit den Eingeborenen schwer verwundet wurde, inzwischen seinen Verletzungen erlegen. — Rußland. Ueber russische Rüstungen wird dem „Standard" au« Odessa gemeldet: Ueber den Zweck der in Süd rußland vorgenommcnen Rüstungen kann kein weiterer Zweifel mehr bestehen. Eine Biertelmillion Truppen ist sür den aktiven Dienst mobilisirt, und das Schwarze Meer-Geschwader mit seinen Transportschiffen wird in Bereitschaft gehalten. Die Spannung zwischen der Pforte und Petersburg wird jeden Tag größer. — Frankreich. Graf Benede>ti, der von 1870 her bekannte französische Botschafter am Berliner Hofe, ist am Mitt woch in Paris gestorben. Er ist Korse von Geburt und hat ein Alter von 83 Jahren erreicht. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Die Bu ren haben abermals einen schweren, vielleicht kaum zu ersetzende» Ver lust erlitten. Ihr bewährter Oberbefehlshaber, auf den alle Buren mit unbegrenztem Vertrauen blickten, der General Joubert, der wie ein Vater verehrt wurde, ist am Dienstag Abend infolge eines Magenleidend gestorben. Seine Verdienste um die Landes- »crthcidigung in vollstem Maße zu würdigen, muß einer späteren Zeit Vorbehalten bleiben. Für heute mag nur daran erinnert sein, daß dieser einfache burische Farmer mit bewunderungswür digem militärischen Geschick die Vorbereitungen für den seinem Volke ausgezwungenen Krieg und den strategischen Aufmarsch der Burenheere geleitet hat. Die Erfolge der Buren im ersten Theil des Kriege« sind vorzugsweise seinen Anordnungen zu verdanken. Wie weit ihm die mangelhafte Ausnutzung der errungenen Er folge zur Last zu legen ist, entzieht sich vorläufig der Beurthei- lung. Wahrscheinlich muß man dafür mehr den geringen offen siven Geist seiner Landsleute al« seinen persönlichen Einfluß verantwortlich machen. Jedenfalls galt er bei den Buren al« eine unbestrittene Autorität in militärischen Angelegenheiten und lebte trotz aller dieser Ansicht widersprechenden Behauptungen in bestem Einvernehmen mit den beiden Präsidenten Krüger und Steijn. Die großen Beschwerden de« Feldzüge», denen er al« ein hoher Sechziger sich mit derselben Bereitwilligkeit wie alle Buren unterworfen hatte, haben die Gesundheit dieses sonst so rüstigen Manne» vorzeitig untergraben und vermuthlich auch jetzt sein allgemein beklagte« Ende herbeigesührt. Während der Kämpfe am Tugcla Fluß bei Colenso hatte er wegen eine» schweren Ma genleidend für einige Wochen sich vom Kriegsschauplatz zurück ziehen müssen. Doch säumte er nach seiner Wiederherstellung nicht, die Oberleitung der Operationen wieder zu übernehmen. Schon vorher, um die Mitte de» November, war einmal da« Gerücht von feinem Tode verbreitet. Damals wurde die Nach richt gleich bezweifelt, trotzdem sic erst nach längerer Zeit offiziell dementirt wurde. Jetzt tritt die für die Buren so traurige Kunde mit einer solchen Bestimmtheit auf, daß ein Zweifel an ihrer Richtigkeit nicht berechtigt scheint. Die Buren aber werden im Andcnfen an den von ihnen so verehrten Führer doppelt bestrebt sein, bei der Fortsetzung de» Kriege« seinem Namen Ehre zu machen. Es stehen ihnen noch eine Reihe von Führern zur Ver fügung, aus die sie mit Vertrauen blicken können und vielleicht geeignet erscheinen, den Dahingeschiedenen zu ersetzen. Die Stille, welche jetzt auf dem Kriegsschauplätze eingetreten ist, ist die Stille vor dem Sturm. Auf beiden Seiten bereitet man sich auf den letzten entscheidenden Kamps vor. Für die englische Armee bedeutet da« die Heranführung der letzten ver fügbaren Verstärkungen. Der Truppentransport nach Süd afrika wird noch ununterbrochen fortgesetzt. Nach den Publikationen der Admiralität sind vom 1. bi« 22. März aus 35 Transport schiffen 889 Offiziere und 25,720 Mann, inSgcsammt 26,609 Mann nach Südafrika tranSportirt worden, davon sind 5 Schisse mit 4256 Mann, für den Kriegsschauplatz in Natal bestimmt, in Durban, die übrigen in Kapstadt gelandet. Die zuletzt in Kap stadt eingetroffenen Schiffe sind die „Cephalonia" mit 2 Batail lonen Milizen und der „Oriental" mit dem 4. Bataillon de» East Surreh Regiment». Vom 9. November >899 bi» 22 März 1900 sind inSgesammt von England und den Kolonien 138,231 Mann nach dem Kriegsschauplätze befördert worden. Der Londoner Korrespondent der „Franks. Ztg" erfährt au« dortigen militärischen Kreisen, daß die letzten Truppennach- schübe, die nach Südafrika unterwegs sind, nicht nach Kapstadt, sondern nach dem portugiesischen Hasen Beira (nördlich von der Delagoa-Bai) bestimmt sind und daß sie von dort aus Grund eine» angeblich älteren Durchzugrechte« nach Rhodesia dirigirt werden sollen. Die „Kölnische Zeitung" meldet gleichfalls, daß angeblich wegen Beira ein lebhafter Depeschenvcrkehr zwischen der englischen und der portugiesischen Regierung herrsche. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 30. März. Die Bewohner Eibenstock« haben de» Oefteren darüber geklagt, daß die Bahnverbindungen mit Leipzig mangelhaft seien, namentlich wurde ein Anschluß an den Abend» gegen '/,8 Uhr von Leipzig abgehenden Hof-Mün chener Schnellzug gewünscht. Man hatte deshalb im vorigen Sommer den Abend» etwa um -/,11 Uhr in Aue von Werdau- Zwickau ankommenden Personcnzug, der in Werdau den obenge- dachten Schnellzugianschluß besitzt, bi» Schönheiderhammer wci- tergeleitet und so dem hauptsächlichsten Wunsche der Interessenten entsprochen. Anscheinend au« wirlhschastlichcn Gründen hat aber die vcrhältnißmäßig sehr geringe Benutzung der gebotenen Fahr gelegenheit dazu geführt, daß der Anschlußzug Aue-Schönheider- hammer am 1. Oktober v. I. wieder eingezogen wurde. Vom nächsten Sommerfahrplane ab soll aber, wie da» „Chemn. Tgbl." schreibt, erneut mit der Herstellung de» Leipziger Abendschnell- zugSanschlusse» nach Eibenstock ein Versuch gemacht werden und zwar wird der Abend» 7 Uhr 50 Min. vom Chemnitzer Per sonenbahnhof abf-hrende Personenzug nach Aue-Jäger»grün in Aue den Anschluß von dem dort 10 Uhr 47 Min. von Zwickau kintrcffenden Personenzug, der, wie schon oben erwähn«, den An schluß von den künftig Abend« 7 Uhr 48 Min. von Leipzig (Bayrischen Bahnhof.) abfahrenden Schnellzuge besitzt, abwarten. Die Weitcrfahrt von Aue erfolgt in Zukunft demnach erst Abend» 10 Uhr 55 Min., die Ankunft in Eibenstock 11 Uhr 30 Min. und diejenige in JägerSgrün II Uhr 59 Min., also ^wa Stunde später al» im jetzt giltigen Fahrplane. Die Interessen ten dürften der Staatsbahnverwaltung für ihr Entgegenkommen nur zu Dank verpflichtet sein. — Schönheide. Nach Schluß der Prüfung der gewerb lichen und allgemeinen Fortbildungsschule wurden die Schüler Kaufmannslehrling Oskar Max Gebhard, Bäckerlehrling Fritz Dünger und der Bürstenbohrer Max Schädlich wegen ihres lobcnSwerihen Fleißes und guten Verhaltens prämiirt. Die Prämien bestanden in je einem Exemplar „ Selbst ist der Mann" von Samuel Smile» und in „Der Krieg 1870,71" von Moltke. — Zu der diesjährigen Nekrutirung hatten sich 142 Mann ge stellt, von welchen 5l ausgehoben wurden. Die Uebrigen wurden entweder zurückgestellt oder dem Landsturm überwiesen. — Dresden, 27. März. Ein heitere» Erlebniß hatte kürzlich hier ein durchreisender Professor der Wellweisheit an einer österreichischen Hochschule Er besuchte studienhalber unsere Residenz und war in einem Hotel abgestiegen. Sein AeußereS verricth durchaus nicht den Gelehrten, denn er pflegte in einem bequemen Rocke und einer ebensolchen Tyrolerjoppe cinherzugehen, sodaß der Zimmerkellner nach und nach die Uebcrzeugung gewann, cS mit einem Zauberkünstler, die bekanntlich in Oesterreich viel- fach den Professortitel führen, zu thun zu haben. Als nun der Herr Professor sich zur Abreise rüstete, bot er dem Zimmerkellner einen Thaler als Trinkgeld an. Zu seinem Erstaunen lehnte dieser aber, ganz gegen die sonstigen Gepflogenheiten dienstbarer Geister, da« Geschenk ab und sagte, vertraulich lächelnd: „Herr Professor! Ich gebe Ihnen ganz gern noch einen Thaler daraus, wenn Sie so gut sein wollen und mir ein paar recht durchschla gende Kartenkunststücke lehren!" — Leipzig, 27. März. Rüpelhafte Fcuerrüpel. Eine wüste Scene, die de« Humor« nicht entbehrte, spielte sich am Sonnabend Abend in der elften Stunde in einem sonst sehr ruhigen RestaurationSlokale in der Sophienstraßc ab. Nicht we niger al« zehn Schornsteinfeger im vollen Ornate, versehen mit dem Handwerkszeug, insbesondere mit dem unentbehrlichen Besen in der Hand, hielten zum Erstaunen und zur nicht besonderen Freude des WiriheS und seiner Gäste Einkehr in dem Lokale. 'Nachdem einige der schwarzen Gesellen handgreiflich geworden waren, entstand zwischen ihnen und den Gästen ein hitzige» Ge fecht, wobei die Besen eine Rolle spielten. Tische, Stühle, Bier gläser, Untersetzer, Strcichholzbüchsen und Flaschen mit Spiritus sen flogen durcheinander und boten mit den rußigen Gesellen ein sehr lebhaft-« Bild. Während de« Exzesse« wurden von der Straße au» zwei große Spiegelscheiben und acht Fensterscheiben zertrümmert. Fünf der Rüpel wurden noch an demselben Abend, ihre Kumpane, die sich au« dem Staube gemacht, am folgenden Morgen von der Polizei sestgcnommen. Wie sich herausslellte, hatten sich die Gesellen am Sonnabend Nachmittag photographi- ren lassen und im Anschluß hieran ein Gläschen über den Durst getrunken; da« war sür sie so verhängnißvoll geworden. — Leipzig, 28 März. Eine glückliche Braut wollte sich gestern zum Gang auf« Standesamt ankleiden, als sie die Be merkung machen mußte, daß ihr da« Brautkleid gestohlen war. Ein Aufwartcmädchen fam als Diebin in Frage und wurde diese« Abenv» in einem Vergnügungslokale ermittelt und «erhoffet. — Werdau. „Welche Namen führt unser König?" wurde in diesen Tagen in einer hiesigen Schule gefragt. Die richtige Antwort lautete: „Albert von Wettin." Aus eine wei'ere Frage, wie der Kaiser heiße, erfolgte die Antwort: „Wilhelm von Berlin." — Au» dem Erzgebirge, 27. März. In voriger Woche wurde bei Platten i. B. ein etwa 30 —35 Jahre alter, gutge- kleiveter Mann erfroren aufgesunden. Der Verunglückte, bet dem sich keine Ausweispapiere vorfanden, ist jedenfalls vom Wege ab gekommen und hat unter einem Bäumchen Schutz gesucht. In seiner Geldtasche befanden sich nur 3 Pfennige. Bor hundert Jahre«. 31. März. Europa im Jahre 1800 fll). Auher Oesterreich, Preußen, den 6 Kurfürstenthümern und den II Herzogtümern gab es in Deutschland die folgenden Fürstenthümer: Anhalt-Dessau, Anhalt-Cöthen, Anhalt-Bernburg. Anhalt-Bernburg-Lchaumburg-Hoyen, Auersberg, Augsburg, Bamberg, Cary, Fürstenberg, Hohenlohe-Neuenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenzollern-Zech- ingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Leiningen, Lichtenstein, Lippe-Detmold, Löwenstein Wertheim, Nassau-Ussingen, Nassau-Weilburg, Reuß-Greiz, Neuß» Schleiz, Reuß-Lobenstein, Salm-Salm. Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Schwarz- burg-Sondershausen, Schwarzburg Rudolstadt, Solms-Braunfels, SolmS-Lich, Solms-Laubach, Thurn und Taxis, Waldeck, Wied-Runkel, Wied-Neuwied, Bretzenheim, v. d. Ley.n, Oettingen, Metternich, Fugger, Bentheim. Diese lange Liste ist jedoch wahrscheinlich noch nicht vollständig, ein großer Theil der Ländchen wurde bereit- 1803 und ferner 180« zu anderen Ländern ge schlagen. Ferner gab eS da- Markgrafenthum Baden und die 4 hessischen Landgrafenthümer Raffel, Rothenburg, Darmstadt, Hamburg. Auch Graf schaften, trotz ihrer Kleinheit souverän, gab eS genug, wie Castell, Erbach, Stollberg, Isenburg, Sternberg, Plettenberg, Wartenberg, Waldpott.Paffen» heim, Sckaumburg-Lippe. Ein richtige- Bild von der Zerrissenheit de- da maligen Deutschland erhält man, wenn man bedenkt, daß nach der in Folge de- Lüneviller Frieden- bereit- 1803 geschehenen Einverleibung der geistlichen Fürstenthümer und der meisten freien Städte in größere deutsche Länder, zur Zeit der Stiftung de- Rheinbundes (180«) noch immer die Mediatisirung (Beseitigung der Staat-selbständigkeit) von nicht weniger al- 72 (!) reichs ständiger Fürsten und Grafen erfolget« konnte. 1. April. Münze, Maaß und Gewicht 1800 (1). Die Bielscheckigkeit und Zeriffenheit Deutschland- geht aus nicht- deutlicher hervor, al- au- dem Münzwesen der damaligen Zeit, da- eben in keinem Reiche so vielgestaltig ist, wie im deutschen. D r Thaler findet sich in verschiedenen deutschen Staaten neben dem Florln, Gulden. In Preußen hat er stet- den Werth der heutigen 3M. gehabt, in Cöln gilt er eine ganze Kleinigkeit mehr, in Hamburg nur 2 Mk. 35 Pf. neben einem andern Stück von vollen 3 Mk.; in Lübeck ist er gar 3 Mk. 60 Pf. (heutigen Geldes) Werth, in Braunschweig aber nur 2 Mk. und 30 Pf. Der Groschen ist ein „guter" Groschen oder Silbergroschen oder Mariengroschen, abgesehen von sonstigen Unterabarten. Der preußische Thaler hat 24 Groschen, also ein Groschen ist gleich zwölf und einen halben Pfennig heutiger Münze, bekannt bis in untere heutige Zeit geblieben sind die zwei und einen halben Groschen, die „Kastenmännchen" des Westens, besonders Westfalens. Der schlesische Thaler hat aber dreißig Silbergroschen und ein solcher ist gleich unserem heutigen Zehnpfennigstück und wird in früherer Zeit in Schlesien „Böhm" genannt. Der Braunschweig- Hannoversche Groschen ist der Mariengroschen und sechsunddreißig gehen davon auf den Thaler. Der Groschen gehört zu den wenigen Dingen des neunzehn ten Jahrhunderts, die thalsächlich verschwunden sind, aber als Bezeichnung fort lebend mit in das zwanzigste Jahrhundert hinübergenommen werden. 2. April. Europa im Jahre 1800 (111). Freie Reichsstädte gab eS in Deutsch land im Jahre 1800, :rotzdem viele ihre Selbstständigkeit durch eigene Schuld schon früher eingebüßt hatten, noch immer 51. Sie standen unmittelbar unter der Oberhoheit des Kaisers, ohne einen anderen Herrscher über sich zu haben, standen also den Fürsten der Einzelstaaten gleich und zeichneten sich Jahrhunderte lang durch ihre Macht, Reichthum und besondere Rechte aus. Es gab zwei „Bänke", die rheinische und die schwäbische, die zusam- men „das dritte Collegium" im deutschen Reichstag bildeten. Zur rheinischen Bank gehörten: Köln, Aachen, Lübeck, Worms, Speyer, Frankfurt, Goslar, Bremen, Hamburg, Mühlhausen, Nordhausen, Dortmund, Friedberg, Wetzlar. Zur schwäbischen Bank gehörten: Regensburg, Augsburg, Nürnberg, Ulm, Eßlingen, Reutlingen, Nördlingen, Rvthenhurg o. d. Tauber, Schw.-Hall, Kottweil, Ueberlingen, Heilbronn, Gmünd, Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl, Biberach, Ravensburg, Schweinfurt, Kempten, Wiedsheim, Kaufsbeuren, Weil, Wangen, Jsny, Pfullendorf, Offenburg, Leutlirch, Wimpfen, Giengen, Wei ßenburg, Gengenbach, Zell am Hammerbach, Buchhorn, Aalen, Buchau, Bo- phingen. 1803 wurde ihre Zahl auf sechs reduzirt (Hamburg, Augsburg, Nürnberg, Bremen, Lübeck und Frankfurt), die übrigen gingen an die durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich geschädigten Landes Herren über. I.iuäe'8 L88SL2 Vermischte Nachrichten. — Danzig. Zu dem Morde in Könitz wird den „Danz. N. N." berichtet: Böttchermcister Peter» Iheitle der Polizeibe hörde mit, daß ihm am Mittwoch nach dem Mordlage vom Fleischcrmeister Lewy eine Fleiichiägc zum Schärfen überbracht worden sei. Die« sei ihm ausgefallen, weil er einen derartigen Auftrag von einem Fleischer noch nie erhalten hätte. Auf diese Mittheilung hin wurden von der Polizei mehrere Fleischsägen bei Lewy beschlagnahmt. SanitStSrath i>r. Müller verglich die Sägen mit der Schnittfläche an dem Rückgrat der Leiche, wobei er zu dem Ergebnisse kam, daß der Rückenwirbel mit einer dieser Sägen nicht durchgefägt worden sein könne. E« müsse vielmehr bei der Ausführung der That eine ganz besonders feine, klein- zähnigc Säge benutzt worden sein; denn an der Schnittfläche zeigte sich nicht die geringste Unebenheit und Ungleichheit. Nach Ansicht Vr. Müller« müssen ferner bei der Zerlegung de« Kör pers mehrere Personen mitgcwiikt haben; der unglückliche Winter sei auf einen Tisch oder eine Fleischschrage rücklings hingelcgt und von mehreren Personen an Hänoen und Füßen festgchalte» worden, währenv eine andere Person mit sachkundiger Hand die Tödtung und Zerlegung der Leiche vorgenommcn Hal. Da die Körperlveiie vollkommen Blutleer aufgefuuden wuroen, liegt die Vermulhung nahe, daß da« bejammcrnSwerlhe Opfer im wahren Sinne ve» Worte» abgeschlachtet worden ist. Man ist jetzt all gemein der Ansicht, daß der junge Mann, wahrscheinlich in dem Glauben, einem verabredeten Stelloichein gemäß mit einer weib lichen Person in der dunklen abgelegenen Straße zusammenzu treffen, von mehreren Personen überfallen, betäubt und in ein benachbarte« Gebäude geschleppt worden ist, wo alsdann die eigentliche Abschlachtung erfolgte. — Auf die Ergreifung de« Mörder» ist eine Belohnung von 2200 Mk. ausgesetzt. — Verlockend. Angeklagter (vor dem Plaidoyer leise zum Bertheidigcr): „Sie, Herr Doktor, wenn Sie mich frei krie gen, stehl ich Ihnen dem Staatsanwalt seine schöne goldene Uhr!" — Ein „thcurer" Gegenstand. Gerichtsvollzieher: „Haben Sie sonst nicht« Pfändbare»?" — Herr Pumpmeier: „Ja, wenn Sic meine Schwiegermutter mitnehmen wollen, die hat drei Goldplomben im Munde." Kirchliche Nachrichten ans der Narochie KibeuftoL v°m 2». bi« St. März ISOO. Aufgeboten: 23) Max Bruno Ullmann, Schneider hier, edel. S. de» Gustav Adolf Ullman», Handelsmanns hier und Ida Eamilla Spitzner hier, ehel. T. des weil. Ludwig Eduard Spitzner, MaschinenstlckerS hier. 24) Ernst Hermann Stemmler, Maschinensticker hier, ein Wittwer, ehel. S. de« weil. Christian Friedrich Stemmler, Maurers hier und Friederike Wilhelmine verw. Häcker geb. Ullmann hier, ehel. T. des weil. Karl August Ullman», Handarbeiters hier. Getauft: VL) Fritz Ehrhard Unger. 83) Walther Erich Schönfelder. 84) Elara Minna Krauß in Wildenthal. 8k>) Martha Frida Blechschmidt in Muldenhammer. Begraben: 4l) Curt Willy, ehel. S. de« Ernst Emil Unger, Reisender hier, 8 M. 17 T. 42) Elise, ehel. T. des Karl Gottschald, Fabritschmieds hier, 3 M. 15 L. Am Sonntage Judica. Borm. Predigt 1. Joh. 3, 1—6 und Prüfung der Konfir manden. Herr Pfarrer Gebauer. Beichte und heil. Abendmahl bleiben ausgesetzt. Nachm. 1 Uhr: Prüfung der Konfirmanden. Herr Diaconu» Rudolph. Kirchennachrichten ans HchSn-cidc. vom. öuckic», (Sonntag, den I. April 1900.) Borm. 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt. Herr Diac. Wolf. Nach dem Gottesdienst Beichte und heilige» Abendmahl. Herr Pfarrer Hartenstein. Nachm. 2 Uhr: Prüfung der Katechumenen. Herr Pfarrer Hartenstein. Da» Wochenamt führt Herr Pfarrer Hartenstein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder