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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 14.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190007149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000714
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- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1900
- Monat1900-07
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meldet heule, daß die Hamburg Amerika Linie 4 und ter Nord deutsche Lloyd 6 ihrer Dampfer an da« Reich«marineamt ge chartert haben zum Zwecke der Uebersührung von 12,000 Lkann sammt Munition und de« sonstigen Material« nach China. — Rußland. Ueber die Stellung Rußland« zum chine- schen Problem erhält die »Politische Korrespondenz" von einem gut unterrichteten russischen Gewährsmann in Petersburg eine Zu schrift, welche die russische Politik in China in folgenden Satz zusammensaßt: Rußland will ein chinesische« China; ein japani sche« oder englische« China könnte e« nicht dulden; e« würde ein Prei«geben der Dascin«inleressen Rußland« bedeuten, wenn e« einem andern Staate die Möglichkeit böte, zur Stellung einer Vormacht in China in moralischem wie im materiellen Sinne zu gelangen. Da« Ziel der Mächte in China muß auch weiterhin ein konservative«, nämlich die Wiederherstellung normaler Zustände und die ungeschmälerte Erhaltung de« Reiche» bleiben und die Ansprüche, welche die Mächte anzumelden haben, dürfen mit diesem Prinzip nicht im Widerspruch stehen. Der militärische Einzug einer Reihe von Mächten in da« Reich der Mitte bildet eine interimistische Durchbrechung de« aus die Erhaltung der Integrität diese« Reiche» gerichteten Prinzip», und die Fürsorge, daß diese« »Interim' keine Wandlung erfahre, muß begreiflicher weise in ter jetzigen Phase der Frage alle Entschlüsse der Regier ung beherrschen. Nur aus dieser Grundlage kann die Bürgschaft dafür gewonnen werden, daß sich nicht au« der Abrechnung mit China eine solche zwischen den anderen Mächten entwickele. — China. Die Nachrichten au« China lauten immer widerspruchsvoller; e« ist sich schlechterdings nicht mehr durch zufinden. Selbst in den wesentlichsten Fragen tappen wir voll ständig im Dunkeln. Zuerst lautete die Devise: Boxeraufstand und Unthäligkeit der Regierung. Dann wechselte da« Bild: Die Kaiserin-Witiwe erwies sich al« eine sanatische Freindenhasserin »erster Klasse de« ersten Grade«', um in der chinesischen Orden«- Tcrminologie zu sprechen, und Kwang-sü war von ihr in« Jenseits befördert worden. Nach einiger Zeit tauchte eine andere Le-art aus: die Kaiserin war wieder die gute alte Dame, Kwang-sü ihr braver, vielgeliebter Sohn, aber Prinz Tuan stieg jetzt al« »Eu ropageißel' aus Len Thron der himmlischen Herrscher, vor seinem Grimm flüchtete die Kaiserin in die Einsamkeit der Berge, und der arme Kwang-sü, zwischen Dolch und Gift gestellt, wählte da» letztere. Sodann erscheint Prinz Tsching auf der Bildfläche, er ruft die guten Elemente zu den Waffen und hält den blutlcchzen- Len Vetter in Schranken. Und plötzlich eine Ueberraschung: die Kaiserin und der Kaiser sind wieder da, sie erlassen Edikte und erfreuen sich ihre« Dasein«. Die Europäer, die entweder auf den rauchenden Trümmern der Gesandtschaften massakrirt oder aber öffentllich enthauptet sein sollten, deren Häupter die Stadt- thore Peking« zierten, sie leben wiederum und haben kein Leid erfahren. Die« in kurzen Zügen der Wechsel der Situationen, von denen eine jede nur wenige Tage al« glaubhaft gelten konnte. Behält man nun die Thatsache im Auge, daß alle Mel dungen chinesischen Ursprung« sind, und zwar zum größesten Theile über Schanghai in die Welt gehen, so wird man sich de« Ge danken« nicht erwehren können, daß alle«, wa« wir erfahren, Lüge ist. Oder besser gesagt: redigirtc Wirklichkeit. Die Gegenrevo lution Tsching« und die neuesten Nachrichten vom Wohlbefinden der Europäer sind vielleicht nur Märchen, um die Mächte zu veranlassen, weniger Truppen zu entsenden, damit die Rüstungen ungestört ihren Fortgang nehmen. Nach den letzten amtlichen Berichten ist an dem Anmarsch starker chinesischer Streitkräfte von Peking her aus Tientsin nicht mehr zu zweifeln. E« haben bereit« Kämpfe der euro päischen Vortruppen nördlich von Tientsin stattgefundcn und man muß damit rechnen, daß um den Besitz von Tientsin ein heftiger Kampf entbrennt. Die europäischen Truppen müssen au» zwei Gründen alles daran setzen, um Tientsin zu behaupten. Ersten« weil sich dort Tausende von Europäern und zahlreiche europäische Handelsniederlassungen im Werthe von vielen Millionen befinden, und zweiten« weil diese Stadt die Operationsbasis bildet für jede spätere militärische Aktion gegen Peking, bezw. nach dem nordöstlichen China. — Die heute vorliegenden Nachrichten besagen: Wie der deutsche Konsul in Tschifu tclegraphirt, hat der Gouverneur von Schantung an die fremden Konsuln in Tschifu eine amtliche Depesche gerichtet, wonach laut Nachrichten vom 4. Juli die Gesandten in Peking außer Gefahr und die Rebellion im Abnehmen sein soll. Alle katholischen und evangelischen Missionen in Schantung sind nach Tschifu oder Tsingtau ge kommen. Nach in Berlin eingelaufenen telegraphischen Meldungen de« deutschen Konsul» in Tientsin wurden die dortigen Fremdcnniederlassungen in der Zeit vom 5. bis 8. Juli von den Chinesen wiederholt bombardirt. Am 6. Juli wurden 2000 Boxer, welche die französische Niederlassung angcgrissen, von den Russen zurückgeschlagen. Am 7. Juli bombardirten die Engländer und Japaner die chinesischen Batterien. Abend« schlugen chine sische Granaten in da« Dach de« deutschen Konsulat« und zün deten, da« Feuer wurde aber sofort gelöscht und c« ist nur un erheblicher Schaden entstanden. Der Dampfer »Peiping' ging am 6. Juli mit einem deutschen VerwundetentranSporl nach Taku ab. Die Wasserstraße Tientsin Taku ist nach Besetzung eine» auf halbem Wege gelegenen Fort« sicher, auch die Eisenbahn nach Tongku ist bi« auf drei englische Meilen vor Tientsin wie- wieder hcrgestellt. Fast alle Familien der hier ansässigen Fremden sind schon am 4. Juli nach Taku abgereist. Nach einer Meldung de« Chef« de« deutschen Kreuzer geschwader« au« Taku vom 9. d.Mt«. dauert die Beschießung Tientsins durch die Chinesen noch fort, und bleibt die Lage ernst. London, l2. Juli. Da« Reuterschc Bureau meldet au« Tschisu vom 8. d. Mt«.: Da« Artilleriegefecht dauert in Tientsin noch immer an. Die chinesischen Geschütze sind so gut maskirt, daß die Verbündeten große Schwierigkeiten haben, ihren Stand ort festzustellen. London, 12. Juli. Dem »Reuterschen Bureau' wird au» Tientsin vom 4. Juli gemeldet: Der srühere Polizeidirektor von Port Arthur ist in Tientsin angekommen. Er «heilt mit, daß die Chinesen Niutschwang geplündert und in Brand gesteckt haben. Die Chinesen zerstören auch die mandschurische Eisenbahn und brandschatzen die unbeschütztc Umgegend von Port Arthur. London, 12. Juli. Wie dem „ReMerschen Bureau' au« Tschisu vom 9. Juli gemeldet wird, zogen die Deutschen mit Rück sicht auf die in Taku eintrcssenden Verstärkungen Truppenab- theilungen von dort nach Tsingtau, da gemeldet wird, daß die Rebellen auf Tsingtau marschiren. London, 12. Juli. Dem »Daily Telegr." wird au» Kan ton vom 10. d. M. gemeldet: Am Morgen de« 10. d. M habe ein Zusammenstoß zwischen deutschen Truppen und Boxer« bei Kiamschou stattgesunden, bei welchem zahlreiche Boxer« getödtet worden seien. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, II. Juli. Ein 21 jähriger Schlosser au« LunerSdorf, der sich durch sein äußerst freundliche« Benehmen au«zeichnete, wurde seiner Pünktlichkeit wegen ost in Familien ge sandt, um dort allerhand Schlosserarbeitcn zu besorgen. Hierbei stahl er aber in der Regel etwa«, bi« er am Montag ertappt wurde. Al« man Haussuchung hielt, sand man nicht weniger al« neun gestohlene Uhren bei ihm vor. — Schneeberg. Am II. Juli, Vormittag« 10 Uhr sand in den Räumen de» Casino» die Diöcesanversamm- lung der Ephorie Schneeberg statt. Nach gemeinsamem Gesang und Gebet stellte der Herr Ephoru« Superintendent lac. tdeni. Noth in seiner Ansprache den Versammelten die Ge stalt Johanne« de« Täufer« al« Vorbild unerschütterlicher Charakterfestigkeit und Treue, wahren Muthe« und echter Demuth vor Augen. Dieser Eigenschaften vor allem bedarf die Kirche Jesu Christi, die ja dem Herrn den Weg bereite» soll, um da» religiöse Leben unsere« Volke« zu heben. Wohl dürfen wir un« freuen im Rückblick auf da« scheidende Jahr hundert. Da« religiöse Interesse ist wieder lebendig geworden in unserm Volke, und die Kirche ist wieder zu Ehren gekommen. Aber freilich, wie viel bleibt noch zu thun und zu wünschen übrig! Wie viel religiöse Laxheit und Gleichgiltigkeit herrscht gerade unter den Gebildeten, in den führenden Kreisen; wieviel Verweltlichung, welcher Mammonsdienst, welch' niedrige Genußsucht, die unser Volk entnerven und c« an Leib und Seele zu Grunde richten! Wollen wir loskommen von all' diesen Banden, dann muß Christus da« Panier werden, um da« wir uns sammeln. Vor dem aufgerichteten Kreuze müssen die Götzenaltäre zusammenbrechen, Christum gilt e» vor allem wieder zu Ehren zu bringen. Da« ist in erster Linie Aufgabe der Diener de« Evangelium»; ihnen aber sollen die KirchenvorstLnde durch ihr Vorbild und mit that- krästigcm Beistände zur Seite stehen. Um aber diesen Johanne«- berus zu erfüllen, dem Herrn den Weg zu bereiten in die Her zen unsere« Volke«, dazu gehört Johanne-geist und Johanne«- muth, ein fester Charakter und sich selbst verleugnende Demuth. — Nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten und der Ausstellung der Präsenzliste folgte der Vortrag de« Herrn Pastor Gebauer-Eibenstock über da« Thema: »Trunksucht und Trunk sitte.' Aus Grund eine« umfassenden, statistischen Material» und sorgfältigster Orientirung erörterte der Herr Referent in geistvollem, vom ersten bi« zum letzten Worte fesselnden Bortrage solgende Frage: 1) Ist die Trunksucht wirklich so verbreitet, wie von vielen Seiten behauptet wird? 2) Wie ist die Trunksucht in den deutschen Landen zu solcher Verbreitung gekommen? 3) Welches sind die nachweislich schädlichen Wirkungen de« Alkohol genüsse«? 4) Wa« hat man bisher zur Bekämpfung derselben gethan? 5) Wa» können wir an unserm Theile zur Bekämpfung der Trunksucht thun? Der Herr Vorsitzende sprach dem Herrn Referenten den Dank der Versammlung au« für seine so außer ordentlich geschickte und umfassende Behandlung de« Thema«. Hieraus begründete Herr Pastor Thomas-Aue einen Antrag de» Schneeberger Kirchenvorstande«, betreffend die Einrichtung be sonderer Schulstunden zur Einübung von Choralmelodien. Die Sache wird von den einzelnen Kirchenvorständen in sorgfältige Erwägung gezogen werden. Mit Gesang und gemeinsamen Ge bete de« Vaterunsers wurde die Versammlung geschlossen. — OclSnitz i. B., 16. Juli. Am Dienstag stießen in Lauterbach Arbeiter beim Abtragen eine« alten Gebäude« auf einen in den Backofen cingemauerten Topf, in welchem vorzüg lich erhalten gegen 700 Silbermünzcn sich befanden. Dieselben — sächsische, preußische, hannoversche Thaler, Acht- und Bier groschenstücke, Mariengroschen:c. — stammen au« der zweiten Hälfte de« 17. Jahrhundert« (1660—1691) und werden von dem Besitzer, Gutsbesitzer Lippert, an Münzensammler abgegeben. — Au« dem Vogtlande, 12. Juli. Während an der Grenze in mehreren bei Bad Elster gelegenen böhmischen Ort schaften der Typhus stark austritt und zahlreiche Opfer gefordert hat, kommt au« Adorf die Kunde vom Ausbruche der Rotzkrank heit unter den Pferden. E« werden von der Behörde besondere Schutz- und Svcrrmaßregeln angeordnet. — Die von der Königlich Sächsischen StaatSeiscnbahnver- waltung im vorjährigen Sommer versuchsweise getroffene Ein richtung ter Ausgabe von Fcrienkarten hat eine genügende Benutzung gefunden und wird deshalb in diesem Jahre wieder holt. Die Aerienkarten werden in Gestalt von Monatskarten und MonaiSncbenkarten für I-, II. oder III. Klasse verabfolgt und gellen vom 20. Juli bis mit 19. August d. I. Mitternacht. Zur Erlangung ver -Nebenkarten ist eine Bescheinigung der OrtS- poliz, ibehörde oder des Gemeindevorstandc« unter Verwendung de» vorgeschriebencn Vordruckes darüber beizubringen, daß die Personen, sür welche die Nebenkarten beantragt werden, zu dem betreffenden Hausstande gehören. ES können gelöst werden: Ferien-McnatSkarlen in der Zeit vom 20. bis mit 31. Juli d. I»., Ferien-Nebenkarten in der Zeit vom 20. Juli bis mit 19. August d. I. — Im Uebrigen werden die im Personen- und Gepäcktarisc der König!. Sächsischen Staatseisenbahnen, Theil II, vom I. Januar >900 enthaltenen Bestimmungen für Monats karten und MonatLnebenkarten auch auf die Ferienkarten ange wendet. — Wir halten es im Interesse unserer Leser von Wichtigkeit, an dieser Stelle aus das Wesen und die Gesahren des sogen. Gutscheinhan- dels hinzuweisen. Der Vertrieb von Maaren verschiedenster Art durch Verlaus von sog. Gutscheinen tGutschein , .Hydra- oder Gellahandet) hat in letzter Zeit auch in Sachsen -inen erheblichem Umsang angenommen, sodaß in den Kreisen der Gewerbetreibenden eine weitgehende und berechtigte Beunruhig ung eingetreten ist. Da« Wesentliche diese« Gutscheinhandels besteht bekanntlich darin, daß der Käufer gegen Leistung einer geringen Anzahlung von dem Geschäfts inhader zunächst nicht den gaussgegenstand selbst, dessen angeblicher Werth mehrmals höher ist als di« Anzahlung, sondern nur einen sogenannten B e - rechtigungs oder WaarenbezugSschein erhält. Mit diesem Be recbtigungSschein sind eine bestimmte Anzahl von sogen. Gutscheinen als Abschnitte verbunden, welch« der Käuser an Dritte abzusetzen hat. Der Preis eine« solchen Gutlcheines, welcher übrigens meist nach Ablaus einer gewissen, nickt langen Zeil versällt, ist vom GeschäslSinhaber so bestimmt, daß der Käufer, wenn er jeden derselben veräußert, den Betrag seiner für den Berechtigungsschein heleisteten Zahlung von den Erwerbern der Gut- icheine wieder «rbält. Aber erst dann, wenn nun weiter diese Erwerber der Gutscheine sämmtlich ihrerseits gegen Rückgabe derselben und gegen Ent richtung einer gleick hohen Anzahlung WaarenbezugSscheine je nut der glei chen, bestimmten Anzahl Gutscheinabschnitten gelöst haben, kann endlich der erste Käufer vom Geschäftsinhaber die Waare verlangen. Dir neuen In haber von Bezugsscheinen erhalten gleicksall« erst die Waare, wenn sie die mit denselben verbundenen Gutscheine abgesetzt und ihre Abnehmer aber mals Berechtiaungssckeine mit Abschnitten bezogen haben. Diese Art des Handels, bei welcher der Geschäftsinhaber rücksichtslos di« Käufer an sich zu reißen, zugleich zu seinen Agenten zu macken sucht und den Markt mit Bezugsscheinen aus seine Maaren überschwemmt, dedeu let «ine verderbliche Konkurrenz sür den soliden Geschäftsmann, der sich zur Benutzung der gleichen Mittel nicht verstehen mag, sie birg« aber anderer seits auch di« Gesadr einer finanziellen Schädigung gerade der unbemittelten und weniger geschäftskundigen Bevöllerungiklasien in sich. Wenn beispielsweise erstmalig hundert Personen sür etwa 8 Mark je einen Berecktigungischein mit je vier Gutscheinen erwerben, so muffen in zweiter Stelle Silit Personen Berechtigungsscheine für insgesamt ltLOit Mark bezogen haben, bevor die ersteren ihre Waare erhalten. Dir im zweiten Glied« stehenden SO« BerechtigungSschein-Jnhaber können den Kausgegenstand erst fordern, wenn sie IliiXt Gutscheine abgesetzt und die an dritter Stell, kommenden 1800 Erwerber ihrerseits für 12,860 Mark Bezugsscheine gelöst haben. Wird auf diese Weise weiter Glied an Glied gefügt, so ergiebt sich die folgend« Reih«: 166 -s- «66 -s- 1866 -f- 8460 -s- 28,860 -f- 162,460 -f- 468,860 Usw. ES liegt daher aus der Hand, daß der Absatz der Gutscheine mit der Zeit immer schwieriger wird und daß dann eine große Zahl derselben ver fällt und werthlo» wird. Ohne sickere Aussicht aus da» Verfallen vieler Gutscheine würden die Unternehmer, die doch mit ihrem Unternehmen nicht Opfer bringen, sondern Gewinn machen wollen, nicht im Stande sein, den früheren Gutlchein-Erwerbern Maaren von höherem Werthe zu auffallend niedrigem Preise in Aussicht zu stellen. Ferner wird für den Käufer di« Kontrolle darüber, ob diejenigen, welche von ihm Gutscheine erworben haben, nun ihrerseits von dem Geschäftsinhaber Berechtigungsscheine bezogen und bezahlt haben, in den späteren Stadien de» Geschäftsbetriebe» kaum durch fühlbar sein. Endlich tritt eine Benachtheiligung de« Käufer» dann ein, wenn die von dem Geschäftsinhaber gelieferten Maaren unbrauchbar sind, oder nicht den zugesicherten Werth haben, oder wenn der Geschäftsinhaber, dem lange vor Lieferung der Waare erhebliche Anzahlungen anvertraut wurden, vor der Zeit der Lieferung in Konkurs verfällt. Vor Unterstützung dieser Unternehmungen durch Bezug von Maaren- bezugischeinen oder Ankauf von Gutscheinen kann daher nur dringend ge warnt werden. 2. Iiehmrg 1. Klaffe 138. Kömgl. Sachs. -Landes-Lotterie gezogen am 10. Juli 1900. 30.000 Mark auf Nr. 19547. 20,000 Mark auf Nr. 99959. 5000 Mark auf Nr. 76544. 1000 Mark aus Nr. 7949 18749 83814 84284 88750 90352. 500 Mark auf Nr. 24246 38636 43390 45147 49731 50484 54848 60188 60391 63091 69585 74962 84173 88696 96341. 300 Mark auf Nr. 2849 3349 5696 10800 12081 12247 15346 20702 22412 22770 23601 29794 33304 34754 37800 39470 40025 42517 45359 45522 46845 50195 54879 55367 56377 57204 57666 58314 59183 62974 63098 64425 65633 65879 66391 68774 69363 72364 72492 73137 78765 79985 87695 91173 92117 92262 93410 97215 99825. Bor hundert Jahren. 14. 2uN. Feuerlöschwesen 1 800 (I). Daß vor hundert Jahren das Feuer löschwesen in Stadt und Land noch bei Weitem nicht auf der Höhe stand, wie heutzutage, ist bekannt; allein schon damals fehlte es nicht an zahl reichen Organisationen, Instruktionen, Versuchen und praktischen Vorkehrungen zum Löschen, oder zur Beschränkung von Bränden. (Sehr zahlreich sind die Anordnungen und Rathschläge zur Verhütung des Ausbruches eines Bran des.) Die Feuerrüstung besteht auS Feuer-Sprühen, Feuer-Schläuchen, Feuer Eymern, Feuer-Leitern, Rettungs-Leitern, Feuer-Haken und Brand Laternen. Die „Sprühen" (die die damaligen Fachleute als „ein Resultat tiefsten, mathematischen Nachsinnens" betrachten), sind Trag-Sprützen, Fahr- Sprühen und Schlauch-Sprühen ; erstere kommt nur beim „Hausgebrauch" in Betracht, die beiden anderen sind dagegen das Hauptlöschmittel; die Fahr sprühe hatte ein Rohr von ca. 6 Fuß Länge, aus welchem der Wasserstrahl bis zu 125 Fuß hoch emporgeschleudert werden konnte; besser ist aber da mals bereits die Schlauchspritze, weil der Schlauch viel transportabler ist, namentlich bei den alten Häusern und Straßen. Die Schläuche sind le derne und hänfene; welcher Sorte der Vorzug zu geben, da beide ihre Nachtheile haben, sind sich die Fachleute jener Zeit noch nicht einig. 15. Autt. Am 15. Juli 1800 wurde zu Parsdorf bei München der Waffen stillstand zwischen den Oesterreichern und Franzosen abgeschlossen. Die letzteren blieben dabei gerade so im Vortheil, wie bei dem vier Wochen früher auf dem italienischen Kriegsschauplätze abgeschlossenen Waffenstillstand zu Allessandria. Die Oesterreicher mußten ihr befestigtes Lager bei Feldkirch, das sie lange tapfer vertheidigt hatten, nebst ganz Graubünden räumen. Für den französischen General Moreau war nun die Möglichkeit gegeben, sich über Vorarlberg mit der italienischen Armee in Verbindung zu setzen. Bei all' diesen, uns heute ja ziemlich fern liegenden kriegerischen Ereignissen muß man sich immer vor Augen halten, daß diese Ereignisse von allergrößter Bedeutung waren auf den Gang der Geschichte in den nächsten 15 Jahren und auf — die Karte von Europa. Hätten die Oesterreicher Bonapartes Siegeslauf gehemmt, wie sie mit verhältnißmäßiger Leichtigkeit gekonnt hätten, so hätte es mit Napoleons Kaiserkrone noch gute Wege gehabt u. mit manch' anderen Folgen seines Kriegsruhmes. 1«. Auti. Wie kriegsmüde man vor hundert Jahren, trotz aller Proklamatio nen, Tiraden, Siege rc. überall war, beweist der Jubel, mit dem die frohe Botschaft des Waffenstillstandes zwischen der österreichischen und französischen Armee ausgenommen wurde. „Es sind sogleich 33 Kourire in größter Eile nach allen Gegenden des Kriegstheaters abgeschickt worden, um die frohe Botschaft von dem erfolgten Abschlüsse dieses Waffenstillstandes zu über- Augsburg seinen Anfang nehmen." So froh war man nach der vieljährigen Schlächterei des Friedens und wähnte doch nicht, daß jetzt erst das eigent liche Kriegstheater beginne. Vermischte Nachrichten. — Innsbruck. In Oberammergau schncike e« am Mon- kag und Dienstag ausgiebig. In Tirol liegt der Schnee 3t) Cenlimeler hoch. Da« Almvieh leidet ungeheuer. Auch in Süd tirol ist auf den Bergen starker Schneefall. Die Verbindungen zwischen den alpinen Unterkunft-Häusern ist unterbrochen. An den Fenstern der Schutzhauser hängen stellenweise Eiszapfen. — Ein aeronautischer Gedenktag war der Mittwoch. Bor drei Jahren, am 11. Juli 1897, stieg der kühne Andree von Spitzbergen au« in einem Luftballon auf, um den Nordpol, da« bisher unerreichte Ziel so vieler Expeditionen, zu entdecken. Bi heute sind Andree und seine Begleiter nicht wieder zurückgckchri, und ist auch keine Hoffnung vorhanden, daß die kühnen Lust schiffer noch am Leben sind. Damal« hieß e«, daß, fall« widrige Winde den Ballon verschlagen sollten, in spätesten» L'/, Jahren sichere Kunde von ihnen bekannt werden könnte. Jetzt sind be reit« drei Jahre vergangen, sodaß c« al« ziemlich sicher erscheint, daß die NordpolreisenLen Opfer der Wissenschaft geworden sind. — Wann werden die deutschen Linienschiffe in China sein? Die Fahrgeschwindigkeit der vier Linienschiffe beträgt 16 Knoten in der Stunde, die Kohlenausdauer bei einer Schnelligkeit von >0 Knoten 450 Stunden, sodaß da« Schiff 4500 Seemeilen zurücklegen kann, ohne frische Kohlen ausnehmen zu müssen. Er wären mithin in Port Said (4200 Seemeilen) und in Penang (8960) oder Singapur (9400) Kohlen cinzuneh- mcn, woraus da« Geschwader bi« Taku (12,600 Seemeilen) wei- tersahrcn könnte. Die Reise würde mithin, wenn die Schnellig keit nicht über IO Knoten getrieben wird, etwa zwei Monate in Anspruch nehmen. Der kleine Kreuzer »Hela' ist seit 1896 im Dienst und hat eine Fahrgeschwindigkeit von ebenfalls 10 Seemeilen, legt aber nur Dampfstrecken von 3500 Seemeilen zurück. — Die Lektüre de« chinesischen Reichranzeiger« »KinPau' muß in diesen stürmischen Tagen der Boxerrevolution sehr interessant sein. Da« in Peking erscheinende Blatt wird aber nur an die Beamten und an die Mandarinen der höchsten Rangklassen vcrlheilt. Jeden Tag findet in einem Geheimzim- mcr de« Kaiserl. Palastes ein großer Staal«rath statt, in dem die wichtigsten politischen Fragen besprochen werden. Die Prä sidenten der sechs Siaat«komitee«, die au« tatarischen und chi nesischen Mandarinen in gleicher Zahl bestehen, legen nach Be endigung der Berathung ihre Berichte der Kaiscrin-Witlwe vor, die alle« durch ihre Unterschrift beglaubigt. Bald darauf wer den die Dekrete und Gesetze in die Redaktion de« »Kin Pau' geschickt, dessen Druckerei sich an einem verborgenen Orte der heiligen Stadt befindet. Der chinesische Reichsanzeiger ist da älteste Blatt der Welt; er soll im Jahre 890 gegründet worden sein, so daß er bereit« vor zehn Jahren sein tausendjährige» Ju biläum feiern konnte. Da« Blatt wird in drei Ausgaben heraus-
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