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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 12.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190208124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020812
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-12
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Stürmchen ein Prinz und der .Doctor" sein Erzieher gewesen wäre, der Letztere hätte eS sich nicht angelegener sein lassen können, seinem jungen Gefährten diese Reise zu einer nach allen Seilen nützlichen zu machen. Es erschien dem jungen Manne ost geradezu wunderbar, wa« der Aeltere Alle« wußte, — und diesen Fond- von allseitiger Bildung und Belesenheit kam die Freude am Lehren, am Mittheilen und die liebenswürdige Form, in welcher alle» die« da« Gewand einer harmlosen Plauderei annahm, gleich. — Die Tage flogen jetzt dahin. Die stete körperliche Bewegung, die wechselnden Bilder, welche die Reise bot, thaten Slürmchen so wohl, daß sein Ausruf: »Ach, wenn e« doch immer so bliebe", eine« Tage« Beide zu einem lautschallenden Gelächter erregte; denn wie sehr dieser AuSrus der Impuls eine« besonders erfreu lichen Eindruck- war und seinen eigentlichen Wünschen widersprach, da« wußten sie Beide gar wohl. Der „Doctor" seufzte. — Die Zeit von Slürmchen'« Wander schaft nahte ihrem Ende; — sie hatten schon beschlossen, hier um zukehren und sich langsam wieder heimwärts zu fechten; wo dann die festgesetzten acht Wochen für Slürmchen vorüber sein mochten, da durfte er der Abrede gemäß sich durch einen Bankier der UniversilLt so viel Geld schicken lassen, wie er wollte und zu brauchen glaubte. Ach, wie sich Slürmchen sehnte nach einem anständig gefüllten Portemonnaie, einem neuen Anzug und einem menschenwürdigeren Dasein! Er machte daraus auch gar kein Hehl und der „Doctor" sagte mit einem fast wchmüthigen Lächeln, er könne da« sehr wohl begreifen. Slürmchen that die« Lächeln bitter weh, und in seinem Herzen stand der Entschluß fest, koste e«, wa« e« wolle, den „Doctor" zu bewegen, in irgend einer Weise ein geordnete« Leben zu beginnen. Sic saßen aus einer steil abfallenden Felswand, welche einen Theil eines dicht bewaldeten Höhenzuges bildete. Ein sehr schmales Thal lag vor ihnen, durchrauscht von einem Flüßchen, welche«, im Sommer fast versiegend, im Herbst und Winter ost einen erschreckenden Ungestüm zeigt. An dem Flusse hinauf und hinab und terrassenförmig an der gegenüberliegenden Bergwand sich hinaufziehend, breitete der berühmte Kurort K. seine sauberen Häuschen und Häuser, seine eleganten Villen und seine Kur anlagen und Markthallen aus. — Man kann sich kaum einen lieb licheren und erfreulicheren Eindruck denken, als ihn der Blick in dies schöne Thal und die dasselbe ring« umgebenden, in blau grünem Duft liegenden Wälder bietet. In den breiten Straßen links und rechts vom Flusse wogte ein buntes Leben — die Saison nahte ihrem Ende, aber es schien, als stehe sie noch im Zenith, denn alle Nationen schienen ihre Kranken hierher entsendet zu haben. Slürmchen ging mit einer gewissen Scheu hinab in die Stadt, aber es interessirte ihn doch, die« bunte Bild einmal in der Nähe zu betrachten, und bald sah er auch, daß er und sein Begleiter sich völlig unbeachtet durch die Menge schieben konnten. — Es war gegen Abend, die Promenade wimmelte von Men schen ; — Russen, Ungarn, Spanier, Türken, jedes Volk war ver treten, jede Race, und wa« Slürmchen besonder« amüsirte, da« war die Wahrnehmung, daß eine große Zahl dieser Menschen in irgend einer Weise das Niveau de« alltäglichen oder Normalen zu verschmähen schien. Nie hatte er Toiletten von solcher Exzen- tricität gesehen, nie Menschen, von denen man so auf den ersten Blick erkannte, daß sic sich im Hader mit der Welt fühlten, weil sie nicht in die Schablone derselben passen wollten, oder konnten. Kranke und Gesunde schoben an einander hin, — Dainen und Kinder mit rosigen Wangen und schneeigem Teint, Männer und Frauen, deren Gesichtsfarbe jede Maure vom krassesten Gelb bis zum Olivcngrau darbot. Der charakteristische Ausdruck in einzelnen Gesichtern, der bestimmte, leicht erkennbare Typus der verschiedenen Stämme regte Slürmchen'« Interesse lebhaft an, und er hatte somit wenig Acht auf seinen Begleiter gehabt, bi« plötzlich, am Ente der Promenade, eine höchst absonderliche Scene sich ereignete, deren Ursache der „Doctor" schien. — Dort führte ein einsamer Weg in die stilleren, waldigen Umgebungen der Stadt, und sie waren eben bei diesen an gekommen, als zwei Damen ans dem Schatten der Bäume traten. — Sie waren beide alt, beide offenbar vornehme Damen, und die eine derselben trug auf der Brust ein große« goldene« Me daillon, welches sichtbar wurde, da sie, vielleicht echaussirt vom Gehen, die kostbare Mantillc von den Schultern hatte herab sinken lassen. — Die Damen sprachen sehr lebhaft, daß sie auf ihre Umgebung und die Begegnenden nicht Acht hatten. — Erst al« sie sehr dicht vor dem »Doctor", der seincrscit« eben so wenig Acht auf sic gehabt, waren, blickte zufällig die Dame mit dem Goldschmuck aus. Dicht vor ihr stand der, ivenn auch jetzt nicht mehr so zerlumpt wie früher, so doch ärmlich genug aussehende ältliche Wanderbursche, in dessen dunkelblondem Haar in diesem Augenblick zum ersten Male Slürmchen eine starke Mischung von Silberfäden bemerklich wurde. — Ein sonderbarer, unartikulirter Ausdruck entschlüpfte in dem Augenblick, wo ihre Augen sich mit denen de« „DoctorS" kreuzten, den Lippen der Dame; ihr gelb bleicher Teint wurde fahl, und sie machte eine Bewegung, von der man nicht wußte, war sic eine zurückweichende, oder hatte sie die Absicht, den Mann aufzuhalten. Dieser hatte einen Moment wie erstarrt gestanden und mit weit aufgerissenen Augen die Dame angcstarrt; Slürmchen sah ihn, dessen Gesicht sonst stet« leicht geröthet war, geisterbleich werden — und dann riß er den Hut vom Kopfe mit einer fast dcmüthigen Hast und raffte sich zusammen, um eilig, fast taumelnd weiter zu schreiten. Sehr erstaunt hatten sowohl die Begleiterin der Dame, wie Slürmchen den sonderbaren Vorgang, der gleichwohl keine halbe Minute dauerte, angesehen, und dann war Slürmchen hinter dem »Doctor" drcingeschritten, der sich gar nicht umwandte. Aber er hatte nur wenige Schritte gemacht, als ein schriller Angstruf ihn aufschreckle; — er blickte zurück, woher derselbe kam, und sah die Dame mit dem Medaillon, die zu Boden zu sinken schien, von den Armen der andern Dame gehalten. — ES waren keine Menschen in unmittelbarer Nähe, - Slürmchen war mit einem Sprunge zurück und bei der, wie e« schien, Ohnmächtigen oder Sterbenden. — »Um Gotteswillen, helfen Sie mir! — Sie stirbt — Herz leiden — Schlagfluß — der Doctor hat c« längst gesagt —!" schrie die Andere ihm entgegen. Er nahm ihr die völlig Zusammenbrechcnde ab und rief ihr zu, nach Hilfe, nach einem Arzte zu eilen ; sic lies eilig der Prome nade zu. Slürmchen hielt die alte Dame, die furchtbar keuchte, mit Aufbietung aller Kräfte hoch, damit sie Luft hatte. — Sie schlug die starren Augen auf und sah ihn fremd an. — Da — o Gott, da kniete plötzlich der .Doctor" vor ihr und küßte ihr mit einem Schluchzen und Weinen, wie er eS nie von einem Manne gehört und gesehen, die eiskalten, krampfhaft sich krümmenden Finger. Die Augen der Sterbenden wandten sich dem knieenden Manne zu und ein Verstehen schien sich darin zu malen. — Sie fuhr mit der Hand über sein wirre« struppige» Haar. — »Du —!" lallte sie. — Dann faßte sie plötzlich mit einer Heftig keit, die in ihrem Zustande völlig unnatürlich war, nach ihrem Halse — ihrer Brust und riß die goldene Kette und da» daran hängende Schmuckstück mit einem Ruck ab. — »Du nimm —" lallte sie und ließ dieselben au» den steifen Fingern zur Erde gleiten. Ein furchtbarer Ausdruck breitete sich über ihr sich verzerrende« Gesicht, — c« war da« Nahen de« Tode«. Wie der suchte sic mit der Hand, jetzt nur noch mechanisch und völlig unsicher nach dem Haupt de« immer noch knieenden, sein Gesicht in die Falten ihre« Kleide» drückenden Manner. — Er sah auf. Nie wieder konnte Stürmchen den Ausdruck vergessen, mit dem die Augen de« Vagabonden zu dem Antlitz der Sterbenden aufblickten. — Es liegt doch eine heiligende Kraft im Herzen, — wohl dem Menschen, dessen Wesen sie zu irgend einem Augenblick seines Lebens durchdringt! — Ihre schon den spitzen, starren Blick de« Todes tragenden Augen und die seinigcn begegneten sich. „Bergieb — . . .!" sagte sie — aber schon konnte sie da« letzte Wort nicht mehr aussprechcn, denn ein Schrei, so gellend und scharf, daß er weit hin über die Rasenplätze und durch die BoSketgänge schallte, brach au« ihrer Brust, und jäh und steif emporschnellend sank sie dann leblos zusammen. In der Ferne nahten sich Leute ; die Begleiterin der Dame und ein Arzt kamen ebenfalls — wenige Minuten später waren unsere beiden Reisegefährten nicht mehr allein. Der Arzt hatte mit einem befremdenden Blicke die Schmuckgegenstände von der Erde genommen, — und sehr scharf und inquisitorisch die beiden keineswegs wohlhabend aussehenden Männer fixirt, welche bei der Todten waren. ES empörte Stürmchen bi« auf's Blut, zu denken, der Arzt mißtraue ihnen und meine, hier sei wohl gar ein Raub beabsich tigt — aber die Dame bedankte sich so lebhaft bei Stürmchen, daß der Doctor schwieg. Dann erkannte die Dame den „Doctor" — und erinnerte sich, daß sein Anblick anscheinend die „gnädige Frau" so erschüttert habe. — Sie sah auch auf seinem Gesicht die tiefe Erregung. — Was konnte das sein? — Eine vage Erinnerung an einen Ju gendroman der Todten tauchte in ihr auf. — Sie nahm den „Doctor" bei Seite. „Mein Herr," fragte sie höflich — und ihre Augen funkel ten ihn dabei unsäglich neugierig an — „mein Herr, kannten Sie Frau von Wallersdorf, standen sie in irgend welcher Be ziehung zu ihr?" Stürmchen hörte die Frage nicht, aber er las sie der Dame vom Gesichte. Ein unaussprechlich trauriger Blick de« „DoctorS" heftete sich auf das Gesicht der Todten. — Er vergaß offenbar die Frage. „Kannten Sie sic?" wiederholte die Dame. Der „Doctor" wäre jedem Andern gegenüber bei irgend welcher indiskreten Frage grob geworden, — diese Dame schien ihm eine sogenannte Freundin der Gestorbenen, und so hatte sie vielleicht Anspruch auf seine Rücksicht. Er sagte mit einer Weichheit, wie sie Slürmchen nie von ihm gehört und jetzt am wenigsten erwartet, einfach- „Nein, gnädige Frau!" „Und standen zu ihr also in keinerlei Beziehung?" wieder holte sie ungläubig. Einen Moment zögerte der „Doctor". — »Nein, gnädige Frau!" erklärte er dann. Sic sah ihn groß an und murmelte: „Räthselhaft, räthselhaft! — Und doch — es ist eine Ähnlichkeit — in den Augen liegt sie!" Unterdeß hatte mau einen Wagen für die Dame und eine Tragbahre herbcigeschaffk und legte die Todte darauf. „Ich wage nicht. Ihnen Geld zu bieten!" sagte fast scheu die Dame zu Stürmchen und blickte immer wieder von ihm auf den „Doctor". „Sie haben vollkommen Recht daran, gnädige Frau!" er widerte Stürmchen und verbeugte sich. Der „Doctor" hatte sich umgewandt und ging gesenkten Hauptes dem Wald zu. Stürmchen folgte ihm mit einem flüch tigen Gruß und schritt im dämmernden Walde lange hinter dem „Doctor" her — eine Entfernung zwischen ihnen lassend, die demselben erlaubte, sich allein zu sühlen. — (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Venedig, 9. August. Im Gewölbe der Basilica San Marco, wo sich die berühmte Darstellung de« jüngsten Gericht« befindet, haben sich erhebliche Sprünge gezeigt. — Ari der Kirche Santa Maria Mater Domini mußten die Gemälde TintorcttoS entfernt werden, da die Kirche einzustürzen droht. — Aus schwerer Zeit. Das 650jährige Jubiläum, welche« die nördlichste Stadt Deutschland«, Memel, in diesen Tagen begeht, ruft die Erinnerung wach an die schweren Tage, da Preußens Königshaus aus der Flucht vor dem korsischen Eroberer 1807 in Memel lebte. An die Unglücksjahre 1806 und 1807 mahnt noch heute im Hohenzollern - Museum eine unscheinbare, verbogene zinnerne Schüssel, welche die eingekratzten Worte trägt, welche die Königin Luise damals im Frühling 1807 in Memel sprach: „All unser Silbergeschirr ist verloren." Diese Schüssel stammt au« dem Besitze einer Frau, welche, als die königliche Familie in Memel weilte, die Küche führte und, da eS an besserem Tafelgeschirr mangelte, diese ihr gehörige zinnerne Schüssel ost für die königliche Tafel benutzte. In Memel erkrankte Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., an einem schweren Nervenfiebcr. Langsam nur schritt die Wiedcrgencsung vor sich, und das ungewöhnlich zarte Kind mußte ganz besonders geschont werden. Während seiner Rekonvaleszenz la« Prinz Wilhelm viel in den Schriften Friedrichs de« Großen: »Die Geschichte meiner Zeit" und „Die Geschichte de« siebenjährigen Krieges". Das Geburtstagsgeschenk, welche» die Prinzen Fritz (später Friedrich Wilhelm IV.) und Wilhelm ihrem Vater, dem Könige Friedrich Wilhelm lll., in Memel am 3. August 1807 dar brachten, befindet sich heute ebenfalls im Berliner Hohenzollern- Museum, es ist ein dickbäuchige« »Litthauisch - deutsche« und dcutsch-litthauische« Wörterbuch von Kantor Mielcke in Pillkallen" und trägt auf dem vorderen Blatt die von den beiden Prinzen niedcrgeschriebenen Worte: »Zum 3. August 1807. Fritz, Wilhelm. Memel." Bekanntlich zeichneten beide Prinzen sehr gut und eine Zeichnung zum >0. März >806, zum Geburtstag ihrer Mutter, der Königin Luise bestimmt, trägt die Begleitzeilen: »Wa« emsig thätige Hand mit sinnendem Fleiß gebildet, bringt frommer, kindlicher Sinn al« Opfer der Ehrfurcht Dir dar." Aus der Memelcr Zeit bewahrt da« Hohenzollern-Museum noch die dünnen, aus grobem Papier zusammengehefteten »Einnahme" und .Aus gabe-Bücher" der Prinzen; sic rühren au« den Jahren 1806 und 1807 her, und ihre Posten sind nur sehr, sehr kleiner Natur. Seiner Tochter Charlotte konnte Friedrich Wilhelm III. in Metziel zu ihrem neunten Geburtstag nur ein Kleid für fünf Thaler schenken. In der zweiten Hälfte de« Jahre» >807 durste die königliche Familie infolge de» Tilsiter Frieden» ihren Wohn sitz von Memel nach Königsberg verlegen, aber erst am >5. Dezem ber >809 nahte der Tag, an welchem nach dreijähriger Abwesen heit die königliche Familie wieder nach Berlin heimkchrte. — Im Cottaschen Morgenblatt von >808 No. 81 findet sich über den in Abwesenheit der Königin von Berlin gefeierten Geburts tag der Königin Luise folgende Bemerkung, welche von dem guten Herzen der damaligen Berliner Zcugniß giebt: »Man wetteiferte an diesem Tage in wohlthätigen Handlungen, bei dem Bewußtsein, daß Luise diese höher achtet, als laute Freuden- Aeußerungen." — Da« vorzeitige Nachlassen der Gei st es- kräste, wie eS namentlich bei manchen hervorragenden Dichtern Künstlern und Gelehrten von sich reden macht, ist, wie der Leip ziger Professor l)r. Windscheid in Nr. 9 der 'Münchener medi zinischen Wochenschrift" ausführt, zumeist in dem al« Aderverkalk ung bekannten, richtiger aber al« Gefäßverhärtung (Arteriosklerose) zu bezeichnenden Zustande der Blutbahnen de« Gehirn« begründet. Der Betroffene und sich seine« Leiden« gänzlich Unbewußte hört etwa um da« fünfzigste Lebensjahr herum oft fast plötzlich aus, Neue« zu leisten. Wohl arbeitet er weiter und dünkt sich nach wie vor auf der Höhe, aber seinen Freunden und ehemaligen Bewunderern scheint er der Aufnahmefähigkeit für neue Gedanken verlustig gegangen zu sein. Gedächtnißschwäche, Kopfschmerz und leichter Schwindel gesellen sich bald dazu. Wie nach Professor Windscheid die arteriosklerotische Erkrankung anderer Organe, wenn sie in verhältnißmäßig jugendlichem Alter bei Radlern, Turnern, Ruderern und anderen Sportleuten auftritt, gewöhnlich auf da« so häufige Zusammentreffen von körperlicher Ucberanstrengung mit Alkoholmißbrauch zurückgcführt werden muß, so verfallen auch die Gehirngefäße derjenigen Pfänner, die sich geistiger Arbeit durch alkoholische Getränke anregen zu vürfen glauben, leicht diesem da« Leben erheblich bedrohenden Leiden. — Neue Schnellzugslokomotiven. Bei den Badischen StaatSeisenbahnen sind in jüngster Zeit eine größere An zahl neuer Schnellzugslokomotiven in den Dienst eingestellt worden, die die schwersten in Europa sind und in ihrer Ausführung da« Vollkommenste darstellen, was der Lokomotivenbau zur Zeit kennt. Schon durch ihr außergewöhnliches Aussehen werden diese Maschinen auch die Blicke des Nichtfachmanns aus sich lenken und wegen ihre« Aussehens da« allgemeine Erstaunen erregen. Zur leichteren Ueberwindung des Luftwiderstandes sind nämlich die Vorderwände de« Führerhauses schisisförmig zugespitzt und auch die Rauch- kammerthür ist nach vorn kegelförmig verlängert, so daß die Maschine wie ein gewaltiges Geschoß aussieht. Durch die außer ordentlich hohe Kessellage, die hauptsächlich durch die 2,w in hohen Treibräder bedingt ist, werden die nach oben gerichteten Thcile des Kessel«, wie Schornstein, Dampfdom und Sandbüchsc, der artig in ihren Höhenmaßen beschränkt, daß ;. B. der Schornstein nur etwa« über §0 cm hoch werden konnte. Die neuen Lokomotiven haben fünf Achsen. Sämmtliche Räder können gebremst werden. Der Kessel hat mehr al« die doppelte Größe der jetzigen Schnell zugslokomotiven. 1600 ?8 werden entwickelt, gegenüber 600 bis 700 1'8 der jetzigen Lokomotiven. Bei einer Probefahrt mußte die neue Lokomotive 120 km in der Stunde leisten. Im Dienste wird die Höchstgeschwindigkeit gegen IM km sein. Lokomotive und Tender wiegen 250 t. Gebaut wurden diese Lokomotiven von der Lokomotivenfabrik von I. A. Maffei in München. — Der größte Baum der Welt ist in Kalifornien entdeckt worden. Er hat einen Umfang von 154 Fuß 8 Zoll und mißt über 5> Fuß im Durchmesser. Dieser Baum ist ein Exemplar der Sequoia oder Wellingtons Gigantea Riesenbäumc, welche den berühmten Hain im Ljosemit-Tale von Kalifornien bilden. Bislang war da» größte Exemplar der sogenannte »Vater des Waldes", der einen Umfang von >10 Fuß hat. Dieser Baum liegt jetzt aus dem Erdboden und hat eine Länge von 435 Fuß, aber ursprünglich muß er noch länger gewesen sein. Andere dieser Riesenbäumc sind 265—325 Fuß hoch und haben einen Umfang von 85 — 92 Fuß. Der Sequoia gehört der Familie der Kiefern an und wächst reichlich in den gemäßigten Klimaten; aber nur in Kalifornien erreicht er solche kolossale Dimensionen. — Leder aus Menschenhaut. Während die Ein geborenen Amerikas nur die Kopshaut ihrer Mitmenschen als „ Skalp" zum Schmuck ihrer Waffen und Hütten verwenden, haben unsere Vorfahren im gesitteten Europa cs so weit gebracht, die ganze Menschenhaut zu gerben und zu verschiedenen Artikeln zu ver arbeiten. Gegerbte Menschenhaut sieht weiß au« und gleicht ziem lich dem Handschuhlerer. Das kann man an einer vollständigen, von einem Räuber stammenden Haut sehen, die sich in der Zittauer Rathsbibliothek befindet. Die Verwendung einer solchen Haut ist ziemlich vielseitig. So wurde die Haut von Hingerichteten Ver brechern in Hessen früher dazu verwenvet, um Leibriemen und Jagd messerscheiden für da« Forstpcrsonal daraus herzustellen. Im großen wurde Mcnschenhaur zur Zeit der französischen Revolution zu ver schiedenen Artikeln, zum Beispiel zu Kleidungsstücken, verarbeitet. Nach einem Rapport vom 20. September 1794 verarbeitete nämlich ein Gerber zu Meudon die Haut Guillotinirtcr zu Leder; damit diese eigenartige Industrie ja recht gedeihe, unterstützte ihn der Nationalkonvent mit 45 6M Francs. Vom Herzog Egalitc geht die Rede, daß er nur noch Hosen aus solchem Leder getragen hat. Auch ein Graf Erbach in Hessen ließ sich einst Hosen aus der Haut eine« Wildschützen Herstellen. Oesters wurde Menschenhaut auch zu Büchercinbände» benutzt. Granier de Cassagnac, der bekannte Parteigänger Napoleons I. und Vater des jetzigen Poli tikers Cassagnac, besaß ein in Menschenhaut gebundenes Exemplar der Konstitution von >793. Ebenso ließ sich der englische Bibliomane Askcw ein Buch in Menschenhaut binden, und auch aus der Göt tingen Universitätsbibliothek befindet sich ein in Menschenhaut ge bundenes Exemplar de« Hippokrates. — Korrigirter Jrrthum. Professor KonsusiuS tritt aus der Straße an einen rauchenden Herrn heran, hält zwei Finger der linken Hand vor den Mund und bittet höflich um Feuer. — Der Herr: „Aber Sie haben ja gar keine Zigarre." — Professor: „Ja, wirklich. Sie haben Recht, die Zigarre habe ich zu Hause vergessen . . . aber geben Sic mir nur etwas Feuer, ich denke, eS wird auch so brennen. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 3. bi- mit 9. August 1902. Geburt-sälle: 244) Dem ans. HandelSmann Ernst Carl Meyer hier 1 S. 245) Dem Eisenbahnstreckenarbeiter Karl Ernst Weidauer in Schön« heiderhammer l T. 245) Dem Bürstenfabrikarbeiter Franz Wilhelm Häcker hier 1 T. 247) Dem Schlosser Carl Paul Callovini hier I T. 249) Dem ans. Bürstenfabrikarbeiter Karl Louis Gnüchtel hier 1 S. 249) Dem Maurer Max Richard Meier hier I T. 250) Dem Schneidermeister Gustav Hermann Loren» hier l S. 251) Dem Bürstenfadrckarbeiter Gustav Emil Dörfel hier I S. 252) Dem HandclSmann Heinrich Bernhard Hertel hier l T. 253) Dem Eisengießer Gustav Paul Klein hier I S. 254) Der unverehel. Schneiderin Anna Marie Unger hier 1 S. Aufgebote! u. hiesige: 5t) Maurer Friedrich August Schubert hier mit Stepperin Lina Alma Unger hier. 52) Bürstenfabrikarbriter Otto Rudolf Möckel hier mit Bürstenkabrikarbeiterin Hedwig Emilie Männrl hier. d. auswärtige: Vacat.
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