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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 16.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190304161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19030416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19030416
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1903
- Monat1903-04
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könne. Jedenfalls komme e» aber darauf auch nicht an. Wenn dar Bolk dar Recht beanspruche, sich seine Regierung wählen zu dürfen, so müsse c« auch die Pflicht aus sich nehmen, für die Regierung zu zahlen. Es werde allgemein geklagt, daß die Au« gaben zusammen zu groß seien, und er gestehe, daß er sic auch gern eingeschränkt sehen würde, aber gewisse Ausgaben, so die jenigen für die Flotte, ließen sich eben nicht einschränken und selbst die Arbeiter würden einsehen, daß derartige Aurgaben un bedingt erforderlich seien zum Schutze der Verproviantierung und der Handel» der Lander. Die Forderung de» freien Frühstücks tischer könne er deshalb unter keinen Umständen al» berechtigt anerkennen. Die Deputation enthielt sich jeder weiteren Be, sprechung der Angelegenheit. Die Antwort des englischen Schahs sekretärS ist jedensalls auch für deutsche Verhältnisse sehr beherzig genswert. — Griechenland. Athen, 14. April. Der deutsche Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich von Preußen sind gestern abend abgereist, um da« alte Delphi und Olympia zu besuchen. — Afrika. In Marokko hat ein heißer Kamps um die Festung Fra ja na bei Melilla getobt, der mit der Einnahme dieses Punktes durch die Aufständischen geendigt hat. Eine in Madrid am 14. dS. eingegangene amtliche Depesche au« Melilla meldet: Die Aufständischen ließen gestern gegen ras Fort Frajana eine Mine springen und stürmten dann durch die offene Bresche. Die Besatzung leistete eine Zeit lang Widerstand, wich dann aber zurück uud flüchtete sich aus tpanischcs Gebiet. Die Aufständischen verfolgten die Flüchtigen bi« an die Grenze diese« Gebiet«. Der Pascha, seine Frauen und eine Anzahl verwundeter Askari« be finden sich unter deni Schutze der Spanier. Diese nahmen ihnen die Waffen ab und pflegten die Verwundeten. Privatmcldungen besagen: Als das Fort in die Lust ging, kamen vierzig Mann um« Leben, darunter ein Offizier. Mit dem Pascha, der am Schenkel verwundet ist, sind noch 23 Verwundete nach Melilla geflüchtet. Viele der Angreifer sind zu ihren Stämmen zurück gekehrt. — Der Ernst der Situation spiegelt sich auch in einer englischen Meldung wieder, nach welcher der Sultan von Marokko alle in FeS von ihm angestelltcn Europäer entlassen hat, mit Ausnahme des Kaid MacLean und des zur französischen Militär mission gehörigen Arztes Verdau. Der Onkel des Sultans, Mulch Arafa, ist, wie aus Oran gemeldet wird, mit 200 Mann marokkanischer Truppen aus algerisches Gebiet geflohen. Der Prätendent ist ihnen aus den Fersen. Eine Eskadron Spahi« und Schützen sind srauzösischcrscits mobil gemacht und sür alle Fälle gerüstet. — Weitere Depeschen aus Melilla vom 14. dS. melden: 17 ausrührcrischc Kabyleustämmc sind von Tazza aufgebrochen, um FeS anzugreisen. Der Aufstand nimmt zu und die Lage ist sehr ernst. Während der Plünderung der Festung Frajana brachen unter den Mauren blutige Streitigkeiten aus. ES gab 10 Tote und zahlreiche Verwundete. Locale und sächsische Nachrichten — Eibenstock, 15. April. Eingcbrochen wurde in der Nacht zum 0. d. M. in der Bühlhalle hier. Dem Dieb sielen 4 Tischdecken, I Fl. Eicreognac, 2 Fl. Wein sowie eine größere Quantität Zigarren und Zigarretten in die Hände. Der Täter wurde bereits am 9. d. M., vormittag« 10 Uhr in SauperSdvrf, wo er sich verdächtig gemacht hatte, durch einen Gendarm scstgencmmen, noch ehe die Anzeige hier erstattet war. Er ist der 39 Jahre alte, aus Schedewitz staminende und in Zwickau wohnende Handarbeiter Hermann Solbrig, ein viel- sach vorbestraslc« Individuum. — Ferner wurden vor einiger Zeit einem hiesigen Kaufmann 2 Ringe im Werte von 300 M. entwendet. Der Dieb wurde vorige Woche in einem Schön- heider Einwohner ermittelt. - Eibenstock. Ei» selbst für den berüchtigten April ganz abnormes Wetter haben wir seil Anfang dss. MtS. Fast kein Tag ist ohne Schnee vergangen, und namentlich zu den Feiertagen jagten Graupeln und Schneeflocken, von einem eisigen Winde gepeitscht, in tollem 'Wirbel durcheinander. Dazwischen brach dann wieder einmal die Sonne auf längere oder kürzere Zeit durch die Wolken und verwandelte die schneebedeckte Gegend im 'Nu in die prächtigste FrühlingSlandschast. Aber cs gehörte doch ein gewisser Wagemut dazu, die günstigen Augenblicke zu einem Spaziergang zu benutzen, und so waren die Ausflügler recht dünn gesät. Heute, Mittwoch, früh bietet sich dem Auge ei» Blick, wie e« ihn im Januar nicht winterlicher haben kann: aus dem gefrorenen Boden breitet sich eine reine weiße Schneedecke au«. Lange wird sie sich freilich nicht halten, denn »die Sonne duldet kein Weiße«" und ist schon an der Arbeit, die Straßen wieder patschnaß zu machen. Wann wird der langersehnte Um schlag kommen, der un« endgültig den Frühling bringt? — Schön Heide. Am 2. Osterfeierlage früh wurde die an der Mulde, bei deut Köppelslein gelegene, der Firma Bret- schneider gehörige Holzschleifer« durch Feuer zerstört. Der Brand wurde weder hier, noch in Schönheiderhammer bemerkt, denn die Witterung war trübe, und die Brandstelle liegt im Tale versteckt. Deshalb waren auch keine Feuerwehren mit Spritzen zur Löschung der Feuer« erschienen. Die Entstehung de« Brandes ist un bekannt. — Dresden, 11. April. Da« „Dresdner Journ." schreibt: In einigen Blättern sind Notizen enthalten, daß Je. Mas. der König vor seiner Abreise nach dem Süden dem Papste eine sehr namhafte Summe zu dessen freier Verfügung habe überreichen lassen. Nach den eingezogcnen Erkundigungen ist diele Mitteilung durchaus unrichtig. — Dresden, 14. April. Sc. König!. Hoheit der Krvn - Prinz hat heute seinen Aufenthalt in Neapel beendet und ist von da nach Gardonc abgereist, um vor seiner nächsten Donners tag erfolgenden Rückkehr nach Dresden Sr. Majestät dem König einen Besuch abzustatten. Se. König!. Hoheit hat sich aus seiner vierwöchcntlichcn Reise besten Wohlbefinden« erfreut. — Dresden. Auf die in Gemeinschaft mit dem Deutschen Resormvcrein zu Dresden von dem LandcSvercin der Deutsch sozialen Rcformpartei gestellte Anfrage hat da« evangelisch - luthcrischc LandeSkonsistorium in dankenswerter Weise umgehend Bescheid erteilt und erklärt: daß gegen die Uebernahme einer NeichStagskandidatur durch einen Geistlichen der Landeskirche, sobald solche nicht von vornherein aussichtslos erscheint, grundsätzliche Bedenken nicht obwalte», wie auch früher schon Geistliche der Landeskirche ein Reichstagsmandat bekleidet haben. Im einzelnen Fall soll geprüft werden, ob ein solche« Vorhaben auch mit der Rücksicht aus etwaige besondere Bedürfnisse und Verhältnisse de« betreffenden geistlichen Amte» vereinbar sein würde. — Leipzig, 9. April. Zu dem Falle de« 21jährigen Optiker» Wilhelm Gr ab ich, der am 3. August vorigen Jahre» da« 9 jährige Schulmädchen Anna Klein ermordete, erfährt da» „Leipz. Tgbl." »och folgende« Nähere. Grabich wurde zunächst in der psychiatrischen und Ncrvenklinik de« Geh. Mcdizinalraie» Pros. I)r. Flechsig untergebracht und dort sechs Wochen lang be obachtet. Da« hierauf von Geh. Mcdizinalrat l)r. Flechsig er stattete Gutachten ging dahin, daß Grabich sich bei der Begehung der Tut in krankhafter Störung der GeisteSILligkeit befunden habe. Bei der Wichtigkeit der Sache wurde aus Veranlassung der König!. Staatsanwaltschaft noch ein Gutachten de« LandeS- Mcdizinalkollegium« cingesordert, und Grabich zur Beobachtung seine« Geisteszustände» durch Geh. Medizinalrat Nr. Weber für einige Zeit in das AnUSgerichlSgefängni« nach Pirna gebracht. Gutem Vernehmen nach hat sich da« Landes Mcdisinalkollegium in demselben Sinne über Grabich auSgesprochcn, wie Geh. Rat llr. Flechsig. In beide» Gutachten aber wird Grabich al« ein in hohem Grade gemeingefährlicher Menich bezeichnet, der dauernd in einer geschlossenen Anstalt unterzubringen sei. Da nun in 8 bl de« ReichSstrasgesetzbuchc« ausdrücklich die Strafbarkeit einer Handlung als nicht vorhanden bezeichnet wird, wenn sich der Täter bei Begehung der Handlung „in einem Zustande von Bewußtlosigkeit oder krankhafter Störung der GeisteSILligkeit befand, durch welche seine freie Willensbestimmung ausgeschlossen war", so hat die Königliche StaatSanwaltschast auf Grund der erwähnten Gutachten bei Gericht zu beantragen gehabt, daß Grabich außer Verfolgung gesetzt werde, und diesem Anträge ist, wie obengenanntes Blatt erfährt, vom Gericht stattgegebeu worden. Grabich bleibt jedoch in Haft, da er, wie bereit« erwähnt, in den Gutachten übereinstimmend al« ei» höchst gemeingefährlicher Mensch bezeichnet wurde: er wird dauernd in einer geschlossenen öffent lichen Irrenanstalt untergebracht werden. — Chemnitz, 10. April. Bei einem im Herbst vorige» Jahre« hier abgehaltenen Skatturnier waren vier Spieler aus der Umgebung an einem Tische zusammengckommcn, die sich denn auch zunächst redlich Mühe gaben, sich durch einen Grand ouvert oder ähnliche große Sachen einen Preis des Tage« zu sichern. Weit» aber Fortuna nicht will, dann kann selbst der gerissenste Skatspieler nicht« machen. Die vier Spieler sahen die« auch ein und waren schließlich angenehm berührt, als einer den Vorschlag machte, man solle einem der Mitspielenden einfach so und so viel anschreiben, damit er einen Preis erhalte. Als Gegenleistung solle der Gewinner von seinem Preise jedem etwas abgcben. Die »»deren drei Spieler waren einverstanden, und so wurde da« Protokoll — gefälscht Der Leitung deS Turnier« kam die Sache etwas spanisch vor, sie stellte Erörterungen an und kani dem Schwindel schließlich auf den Grund, noch bevor sie den Preis ausgezahlt hatte. Das hiesige Schöffengericht aber verurteilte wegen versuchten Betrug« und Urkundenfälschung den Anstifter zu 12 Tagen, die anderen zu je 8 Tagen Ge fängnis. — Zwickau, 12. April. Fabrikant Zwieger hier, dessen Revision versäumt Worten ist, ist in Haft genommen worden. Er hat ein Jahr Gefängnis wegen Betrug« zu ver büßen. — Schwarzenbcrg, 13. April. Herr AmtShanptiuanu Demmering hat sich zur Uebernahme des Vorsitzes im Be- zirkSobstbauverein bereit erklärt. — Penig, 10. April. Während des Begräbnisse« des Kaufmannes Schmidt am Mittwoch nachmittag schlug hier auf dem hochgelegenen Gottesacker der Blitz unter mächtigem Donncrschlag in das offene Grab, glücklicherweise nur die Erde etwas aufreißend und ohne jemanden ter die Gruft umstehenden überaus zahlreichen Trauervcrsaminlung zu verletzen. — Neuhausen, 9. April. Die Tat eine« Jähzornigen hat hier ein junge« Menschenleben gefordert. Beim Abbrühen eines Schweines goß der Fleischergcselle Totiewitz, au« ClauSnitz stammend, heiße« Wasser nach und spritzte hierbei an« Versehen feinen Nebcngcscllen, namens Preißlcr, etwa« voll. Dieser warf im Zorne hierüber sein Messer nach seinem Kollegen und dasselbe drang dem Unglücklichen in den Unterleib. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe ist der Aermste heute früh seinen Verletzungen erlegen. Der Täter ist in« Amtsgerichtsgefängnis eingcliefert worden. — „Das Vaterland" meldet: Im 22. sächsischen Kreise ist von einigen Geistlichen mit Unterstützung evangelifcher Arbeitervereine di-Kandidatur de« bekannten Exjesuiten Grafen v. Hoensbroech ausgestellt worden. Die Reformpartei und der Bund der Landwirte haben gegen diese Kandidatur eine schroff ablehnende Haltung eingenommen, und die konservative Partei wird aus Gründen, die in der Person de» Kandidaten liegen, ebenfalls gegen ihn Stellung nehmen. Damit ist jede Aussicht für den Grafen v. Hoensbroech, als Vertreter eine» sächsischen Kreises in den Reichstag zu kommen, geschwunden. Wie wir hören, finden zwischen den Kartellparteien in den nächsten Tagen erneut Verhandlungen über den 22. ReichStagSwahtkreiS statt, da ein überaus geeigneter Kandidat gefunden ist, der namentlich in den Kreisen der sächsischen Industriellen weitgehendster Sym pathien sich erfreuen dürste. — Gera, Reuß. An der Amt harschen Höheren Handelsschule fand vor kurzem die Reifeprüfung unter Vorsitz des Herrn Obcrschulrat» l)r. K icßler statt. 11 Prüflingen konnte die Reife zugefprochcn werden, wodurch sie gleichzeitig den wissenschaftlichen Nachweis zum einjährig freiwilligen Militär dienst erwarben. Amtliche Mitteilungen aus den Sitzungen des Stadtrates zu Eibenstock. Sitzung vom 17. März 1903. Anwesend: 5 Ratsmitfllieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) Der Firma Leopold u. Hurttig-Königswufterhausen überträgt man die Lieferung der neuen Apparate für die Gasanstalt unter der Voraus setzung, daß der Gasausschuß keine Bedenken hiergegen hat. 2) Hierauf teilt der Herr Vorsitzende mit, daß Angestellte der Firma B. Licbold u. Co. hier cinaetroffen seien, um die Zementierung der Innen flächen der hiesigen Wasserbehälter vorzunehmen. Der Monteur der Firma, mit dem der Herr Vorsitzende Rücksprache genommen habe, halte entgegen dem Gutachten des Herrn StadtbauratS von Zwickau es nicht für notwendig, daß die zementierten Flächen erst wieder zwei bis drei Monate unter Wasser ständen. Vielmehr wolle der Monteur gleich den Siderofthenanstrich auf den neuen, aber ungeglättet verbliebenen Ze mentputz, sobald er nur getrocknet sei, auftragen. Zur Beseitigung etwaigen Geschmackes deS WafserS brauche bloß daS Wasser einige Male auS den Behältern abgelassen zu werden. Herr Monteur Schmidt der Firma B. Liebold, der zur Stelle ist, be stätigt die Mitteilung deS Herrn Vorsitzenden. Der Rat beschließt darauf, zu dem von dem Monteure beabsichtigten Verfahren dann die Zustimmung zu erteilen, wenn die Firma B. Lie bold u. Co. diese- Verfahren telegraphisch billigt. Ebenso soll mit dem Herrn Stadtbuurat in Zwickau nochmal- telephonische Rücksprache ge nommen werden. Die Stadtverordneten sind um Mitentschließung zu ersuchen. S) Vom Eingänge der neuen Schreibmaschine nimmt man Kenntnis und verwilligt noch die Kosten für einen Schreibmaschinentisch, sowie für einen Vervielfältigungsapparat „Cyclostyl". 4) Darnach faßt man Beschluß über die Verwendung deS UeberschufseS der Stadttasse vom Jahre 1902 und über die Abrechnung der früheren Anleihen. 5) Die Direktion der König!. Industrieschule Plauen teilt mit, daß Herrn Lehrer Töpfer der FortbildungSschul-Unterricht an der hiesigen Industrie schule und an der gewerblichen Zeichenschule von Ostern 1903 ab über tragen werden solle. Man nimmt hiervon Kenntnis. 6) Für die Volksschule soll eine Anzahl Schulbänke (nach dem verbesserten System „Lickroth") bestellt werden. 7) Ferner sollen auf Vorschlag deS GesundheitSauSschuffe» eine Anzahl Justrumente für da- städtische Krankenhaus angeschafft und die Ein stellung einer weiteren Rate sür denselben Zweck im nächstjährigen Haushaltplan in Aussicht genommen werden. 8) Die Ausführungsbestimmungen zu den Gesetzen, die Schlachtvieh- und Fleischbeschau betr., welche beim Rate zirkuliert haben, werden genehmigt. 9) Von den Vorschlägen der Stadtverordneten-Kommission über daS Be- amtengehaltSregulativ nimmt man zustimmend Kenntnis. 10) Der Kgl. Kreissteuerrat soll um Schätzung der hiesigen fiskalischen Grundstücke zu den Grundsteuereinheiten ersucht werden. 11) Vom Stande der Stadtwappensache nimmt man Kenntnis und billigt die vom Herrn Vorsitzenden in Aussicht genommene persönliche Rück spräche mit dem Vorstande deS Kgl. Hauptstaatsarchives. 12) Einige Grundsrücksteilungen werden genehmigt. 13) Von den Vorschlägen deS GesundheitSauSschusseS über Neubau eines Krankenhauses und Umgestaltung des jetzigen Kranken hauses in ein Bürgerhospital nimmt man Kenntnis, ohne heute Beschluß zu fassen. 14) Zur Beschlußfassung gelangten noch 2 Bau-, 3 Steuer-, I Straf und lO verschiedene andere Angelegenheiten, die allgemeines Jntereffe nicht haben. Sitzung vom 24. März 1903. Anwesend: 5 Ratsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) Zu den Bedingungen der Königs. General-Direktion der sächsischen Staatseiscnbahnen, für die neue Bahn Eibenstock Bahnhof Eibenstock Oberstadt, über welche in der gemeinschaftlichen Sitzung der Kollegien am 2«. März 1903 Beschluß gefaßt werden soll, nimmt der Rat schon beute zustimmend Stellung. 2) Das Stadtverordneten-Kollegium hat das Beamten Gehalts Regulativ mit geringfügigen Abänderungen angenommen. Man schließt sich hin sichtlich der Abänderungen dem Stadtverordnetenbeschlusse an. 3) Der Stundenplan der gewerblichen Zeichenschule sür das Schuljahr 1903,1904 wird genehmigt Zur Beschlußfassung gelangten noch 7 Bau-, 2 Steuer-, 1 Schank konzessions und 2 andere Angelegenheiten. Zahm geworden. Eine Ostergeschichte von S. Halm. z ) Gabriela lächelte. Es stand ihr so hübsch, wen» sich die Schelincngrübchen in den bräunlichen Wangen zeigten. Ob die kleine Eitelkeit es wusste? Sehr wahrscheinlich. Aber wer tonnte es ihr übel nehmen? Sie war ja in der kurzen Zeit ihres Aufenthaltes der Abgott des Hauses und aller Bekannten geworden, die hübsche, graziöse Neapo litanerin. 'Nur Vetter Siegfried machte scheinbar eine Ausnahme und darum gab ec- zwischen den jungen Verwandten auch immer Krieg. Auch jetzt zankte sich Gabriela eben mit dem „deutschen Bären". Von Siegfrieds Seite war's ja nur ein lustiges Geplänkel, das aber Gabrielas leidenschaftliches Temperament durch die leise Beimischung von spöttischer Nebcrlegenheit von seiner Seite reizte. „Bah Ihr Deutschen!!" Der fremdländische Accent stand ihr reizend. „Wißt Ihr von Lebensart? O Ihr seid Bären." „Und Ihr Faulenzer." „O, aber man faulenzt mit Grazia und das ist die Hauptsache." „Euch mangelt der Ernst." „Bah, Ernst, was ist das? Finstere böse Gesichter oder dumme nüchterne Rechenarbeit. Man kennt keine Schönheit bei Euch. Man liebt nicht das Leben, hat keine Feste." „Oho! Das O sterfest steht vor der Tür." „Bah!!" wegwerfend klang's. „Bist Du gewesen in Rom ? Weisst Du wie man feiert bei uns Ostern? O — ich habe im Hause noch das Palmwedcl . ." „Den — Eousiuchcu." „Das ist gleich! Pedant!!" „Nun, und kennst Du unsere Sitten vielleicht?" „Dio mia — was wird sein damit —? man sucht Eier, kocht, isst Eier verdirbt sich den Magen, damit ist keine Poesie." „Warts ab, Gabriela." Ein 'Achselzucken. „Bleibst Du nicht?" „'Nein, ich muß in's Geschäft." „Immer das häßliche Geschäft. Und ich?" „Du kannst ja Deine Guitarre herbeiholeu: oder besser hilf der Tante in der Küche." Entsetzt hob Gabriela die Hände. „Was Du denkst? Ich sollte wie eine Magd? — O Ihr Deutschen seid schrecklich! Das würde man bei uns nie von einer Dame verlangen." „Bei Euch ja! Aber denke einmal. Du bliebest in Deutsch land. Zum Beispiel als Frau eines Deutschen." „Misericordia ich, einen solchen Barbaren heiraten o — Madonna — welch ein Gedanke!" „Wer weiß, Eousinchen - man soll nichts verschwören." „Du bildest Dir doch nicht etwa ein, daß noch einmal der Rechte kommen könnte?" „Warum denn nicht? Uebrigens bedaure ich von Herzen! Adieu Gabriela: jetzt muß ich aber wirklich fort." Sie stand und nagte an der Unterlippe. Madonna, wie hätte sie sich da beinahe blamiert! Der gräßliche Mensch hatte sie ja nur zum Narren: wie hatte sie da nur einen Augenblick wähnen können, er habe sich selbst gemeint? „Zu dumm!" Sie ärgerte sich furchtbar. Uud nur darum weinte fie beinahe. Wütend stampfte sie mit den Füßchen auf und schwor dem eingebildeten Menschen Rache und zwar wollte sie ihn ge rade an seinem Ostern beleidigen. Es war ein frühlingswarmcr Morgen, den die Oster glocken begrüßten. Gabriela hatte nicht schlafen können. Sehr früh ging sie daher in den Garten und machte sich bei Siegfrieds Rosen zu schaffen. Schadenfroh betrachtete sie das zierliche Körbchen, aus dem ein hübscher Osterhase hcrvorlugtc, der Attrapen- lampe hatte ein rosa Bändchen und daran ein Körbchen um den Hals. Ein frohes Fest dem jungen Herrn des Hauses! stand in zierlicher Schrift darauf zu lesen. „Guten Morgen, Eousinchen. Ei der Tausend, schon so früh auf! Fröhliche Osten« übrigens." Sic murmelte etwas und stürzte dann davon auf ihr Zimmer. Sie schämte sich doch ein bißchen. Wenn er die Att- rape nun untersuchte und fand sie empfand doch leise Gewissensbisse. Doch was war das ? Als sie zum Fenster schleichen wollte, um in den Garten hinabzuspähcn und des Vetters Tun und Treibe» zu beob achten, leuchtete ihr von, Fensterbrett ein Ricsenosterei entgegen. Zagend nahm sic die kostbare Osteraabe und warf einen Blick in den Garten. Ach Gott, das Körbchen war fort und
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