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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 25.08.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190608259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19060825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19060825
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1906
- Monat1906-08
- Tag1906-08-25
- Monat1906-08
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S) 3) 4) Hesse. l) Im Kampf ums Glück. Roman von C. v. Livonius. (10. Fortsetzung) Er schilderte seine Neigung zu Rhona, sein Zaudern, das entscheidende Wort zu sprechen, seine Begegnung mit Bertha und welche Sinnesänderung sein Zusammentreffen mit ihr in ihm hervorgerusen, alle die unseligen Zufälle, die ihn immer weiter von Rhona entfernten,, den eigenartigen Reiz, den Berthas gefallsüchtiges Gebühren auf ihn aus übte, sein Schwanken zwischen ihr und Rhona bis zu dem Augenblick, da ihn ein Zufall zwang, um sie zu werben, ohne daß eine solche Absicht in ihm eigentlich schon fest ge worden war. „Aber sobald ich mein Wort ihr verpfändet hatte, hielt ich auch daran fest und glaubte dasselbe von ihr beanspruchen zu dürfen. „Eine Heirat mit mir war jedenfalls nicht nach Berthas Geschmack, und ich gestehe ja, daß ich selbst jedezr Gedanken an eine Vereinigung mit ihr so weit als möglich verschob. Wahrheit, Aufrichtigkeit durfte ich aber immerhin von ihr be anspruchen, mich hinterrücks zu verhöhnen, zu versvotten und zu verlachen, dazu hat Bertha nicht das Recht." „Du siehst, ich habe mein Glück selbst zertrümmert," schloß Kröning, „meine Treulosigkeit gegen Rhona straft sich nun an mir selbst. Ich büße schwer und bitter dafür. Fort an werde ich nur ein Leben der Arbeit, des Ehrgeizes kennen — der Liebe süßes Glück ist und bleibt für mich ver loren." — Bertha war gerade mit ihrem Anzuge fertig geworden, als draußen die Klingel ertönte. Die junge Dame warf einen Blick nach der Uhr; halb acht — wer konnte das noch sein? Wahrhaftig, es war Kröning — sie hörte deutlich seine Stimme. Was konnte er jetzt noch 8a wollen? Wenn er kam, pflegte er um fünf Uhr zu kommen und um sieben wieder zu gehen. Deshalb hatte sie ihm auch nicht gesagt, daß sie heute zu einem musikalischen Abend geladen war bei der Baronin Deutingen, einer jungen Witwe, die ein großes Haus führte und gern Künstler bei sich sah. Wenn Bertha gewollt hätte, so würde sie von der Dame auch für Kröning eine Einladung erhalten haben; aber sie wollte nicht, die Gegenwart des Verlobten war ihr lästig. Wie lange überhaupt noch sollte die Posse währen! O, wenn sie des Grasen nur sicher gewesen wäre, keinen Augen blick würde sie sich besonnen haben, Kröning den Laufpaß zu geben. Was er nur jetzt wieder wollte? Welcher Einfall von ihm, zu so ungelegener Zeit zu kommen. Mit gerunzelter Stirn blickte sie nach der Tür; es wurde geklopft, unmutig rief sie „Herrein!" Der junge Bildhauer trat langsam über die Schwelle; Bertha nickte ihm flüchtig zu. „Du kommst ja zu gänzlich ungewohnter Stunde," rief sie; „ich bin leider für heute abend versagt." „O, ich werde dich nicht lange aufhalten," gab Kröning ruhig zur Antwort. Bertha war damit beschäftigt gewesen, die Handschuhe überzustreifen; jetzt war sie fertig. Sie langte nach den Arm bändern, die auf dem Tisch vor ihr lagen. „Hilf mir," sagte sie lächelnd zu Kröning, ihm ihren runden, weißen Arm entgegenftreckend. Kröning beugte sich vor, wie um besser sehen zu können; seine Augen hafteten starr auf dem hübschen Münzen-Armband, das Bertha in der Hand hielt Mit einem raschen Griff bemächtigte er sich des Schmuck stückes. „Woher hast du das Armband?" fragte er rauh. „Mein Gott, gekauft hab' ich's, du weißt doch, daß es mir sehr gut gefiel; ich habe es erst vor vierzehn Tagen mit dir im Schaufenster des Juweliers bewundert." „Bei Greifenstein?" „Ja, bei Greifenstein. Was siehst du mich so wild an? Ich werde mir doch kaufen dürfen, was mfl gefällt?" „Du hast dir das Armband nicht gekauft!" „O bitte sehr, doch! Erst gestern abend. Heute will ich es zum ersten Male anlegen!" „Du lügst," sagte Kröning mit eisiger Kälte, „du lügst, dieses Armband hast du von dem Grafen Langsdorfs zum Geschenk erhalten." Bertha erblaßte. „Torheit," rief sie, sich fassend, „ich habe das Armband von meinen Ersparnissen gekauft!" Kröning warf das Armband so heftig auf den Tisch, daß die Münzen laut aneinander klirrten. „Ich sage dir, dieses Armband ist ein Geschenk des aus seinen Reden hervorging, daß er im Auslande reiche Verwandte besäße. — Zwickau, 22. August. Der Gewerbe- und Industrieausstellung zu Zwickau widmete Se. Exzellenz der Staatsminister des Innern Herr Ol. Graf v. Hohenthal u. Bergen in Begleitung der Ministerial- referemen Geh. Regierungsräte Steglich und Stadler gestern einen längeren Besuch. Mit besonderer Anerkennung wurde hierbei bemerkt, daß eine große Anzahl der tüchtigsten Hand werksbetriebe und gewerblichen Großbetriebe des Erzgebirges und Vogtlandes in dieser Ausstellung sich vereinigt haben, um ein lebensfrisches Bild des Handwerks, der Industrie und des Bergbaus in diesen Landesteilen zu schaffe», die ihren Wohlstand der weitverzweigten Gewerbstätigkeit der Bewohner in erster Linie zu verdanken haben. Der Ausbau von Hand werksbetrieben zu Großbetrieben hat sich während der letzten Jahrzehnte hier in einer Anzahl von Fällen erfolgreich voll zogen und zur Festigung des guten Rufes der sächsischen Industrie wesentlich beigetragen. — Zwickau, 23. Aua. Die Wiederholung des großen Fürstcnschießens vom August des Jahres 1573 sand am Mittwoch anläßlich der Zwickauer Gewerbe- und Industrie ausstellung in Anwesenheit des Staatsministers Grafen von Hohenthal und Bergen und einer vieltausendköpfigen Menge statt. Kurz nach 2 Uhr verkündeten dumpfe Trommelwirbel und Helle Fanfarenklänge weithin, daß der Festzug sich in Bewegung gesetzt habe: vom Dresdner Tor her nahm er programmgemäß seinen Weg. Auf der ganzen langen Strecke bis zum Ausstellungstor standen die Menschen wie Mauern in vier-, sechs-, achtfachen Gliedern dicht hintereinander; kein Fenster, das nicht viele festesfrohe Gesichter auswies; auf den Dächern, auf den Zäunen überall Schaulustige, und ein Blumenregen ergoß sich auf die fahrenden, reitenden und marschierenden Teilnehmer des Zuges. Stolz zu Pferde sahen wir Landsknechte, die das große kurfürstliche Banner flankierten, sowie zu Fuß Fechter in kleidsamer braun-gelber Tracht. Der kurfürstliche Wagen mit großem Anhang und Gefolge zeigte uns ein Bild von einfacher Eleganz, und in ihm saßen in prächtigen Kleidern die Fürstlichkeiten. Eine stattliche Kavalkade von Rittern und Edeldamen begleiteten den Wagen und be sonders die Reirdamen in prächtigen Gewändern haben be rechtigtes Aussehen erregt. Der Jagdzug des Festzuges bot ein Bild, was unvergeßlich bleiben wird. In kostbaren Ge wändern zogen die edlen Waidmänner an uns vorüber. Ein Waldhornguartett erhöhte die Stimmung. Stolz in prächtiger Jägertracht der Oberhofjägermeister zu Pferde. Wie aus Stein gemeiselt der korpulente Wildmeister auf dein Wild wagen. Selbst die vielen an den Leinen mitgeführten Hunde schienen sich ihrer stolzen Aufgabe bewußt zu sein. Auch der Wagen des Landgrafen von Hessen, sowie des Markgrafen Georg zu Brandenburg nebst Gemahlinnen, beide geleitet von Edelleuten, Lakaien und Leibwächtern, boten ein stolzes Bild. Der Erzbischof von Bremen machte es seinen Trägern nicht schwer. Eine vornehme Gruppe bildete auch Bürgermeister und Ratsherren, ehrwürdige Bürger, im Geleit blühender Jugend und umgeben von stolzen mannhaften Bürgern und tugendsamen Frauen. Die Pritschmeister, Schützenkönig, die ganze Schützengilde in ihren kleidsamen Kostümen, umschwärmt von den Knaben mit den Fahnen und gefolgt von dem Troß der Dienstleute und der Jungen mit dem Schießwerk zeug deuteten auf den eigentlichen Zweck des Zuges. Stadt leute und Landbevölkerung, alle zogen sie an uns vorüber; ein Festwagen führte das junge tanzlustige Volk, mit maje stätischer Ruhe trottete das Ochsenviergespann daher, auf dem Wagen und um ihn herum tobte Vas junge Volk in ausge lassener Lust und Freude. Vorher gingen Bergleute und Handwerker, dann zogen Musikbande und Spielleute einher, dann führte das große Fatz — nicht von Heidelberg, aber aus der Brauerei Pölbitz mit dickbäugigen Schänken und Bierschrötern den Stoff. Ein schöner bunter Zug und ein heiterer auch künstlerisch schöner Anblick: ein Anblick, wie ihn unsere gute Stadt Zwickau wohl noch nie gehabt hat und wohl auch sobald nicht wieder haben wird. So bewegte sich der Zug durch die dicht besetzten Straßen nach der Ausstellung. Auf dem Markte, der zweimal passiert wurde, gab es eine Huldigung vor dem als Vertreter Sr. Majestät anwesenden Staalsminister. Die Zahl der Festteilnehmer, die aus allen Teilen Sachsens herbeigeströmt waren, läßt sich noch nicht annähernd feststellen. Alle Geschäfte, die Lebensmittel feil boten, hatten ausverkauft. Aus dem Ausstellungsplatz fan den festliche Veranstaltungen und die altertümlichen Spiele statt. — Schneeberg, 22. August. Heuer sind es 350 Jahre, daß der Schneeberger Floßgrabcn zu bauen angesangen wurde; es geschah dies am 6. Juli 1556. Fertiggestellt war er am 21. Oktober 1550. Der Bauaufwand betrug 3587 Gulden 2 Groschen 2 Pfennig. Die Länge wird mit 3'z Wegestunden angegeben. — Plauen i. V., 22. August. Der königliche Berg direktor Blume aus Saarbrücken, der als Oberleutnant zu einer Reserveübung beim hiesigen Infanterie-Regiment eingezogcn war, ist gestern mit seinem Pferve gestürzt und einige Stunden darauf im Garnisonlazareth an einem Schädelbruch gestorben. — Adorf. Die am II. Juli 1004 abgebrannte Mi chaeliskirche ist im äußeren Aufbau nahezu fertiggestellt. Der schmucke Bau schaut infolge der hohen Lage des Gottes hauses wieder weit hinaus ins obere Vogtland. Der neue Turm ist noch um 8 Meter höher als der Alte. — Mylau, 21. August. Aus der Göltzsch, oberhalb der Spinnerei von Schmidt L Söhne, wurde heute vormittag der Leichnam des Webers Karl Blei aus Netzschkau heraus gezogen. Die Leiche lag unterhalb des Hirschsteinfelsens. Es ist möglich, daß Blei auf seiner Irrfahrt abgestürzt ist oder daß er selbst durch Abspringen von dem Felsen in den Fluß, der dort ziemlich tief ist, den Tod gesucht hat. — Blei hatte auf Plakaten, die er in Netzschkau und Umgebung an Bäumen usw. anbrachte, Einwohner von Netzschkau in gröblichster Weise beleidigt. — Elsterberg. Von der E l st e r t a l b rü ck e bei Jocketa hat sich am Mittwoch abend ein 23jähriger junger Mann namens Paul Schmidt von hier hinabgestürzt; er war sofort tot. Schwermut soll der Grund des Selbstmordes gewesen sein. — Johanngeorgenstadt, 22. August. Der franzö sische Minister des Innern, Clemenceau, weilte am letzten Sonntag längere Zeit hier, speiste im Hotel de Saxe und fuhr im Automobil nach Karlsbad zurück, wo er gegenwärtig zur Kur weilt. — Gottesgab, 20. August. Ein plötzlicher Witte- runL sumschwung ist seit dem 17. August auf den Erz gebirgshöhen eingetreten und die Temperatur eine so niedrige geworden, daß auf dem Keilberge bereits Schneeflocken nieder fielen. Der Touristenverkehr ist trotzdem anhaltend ein sehr reger, und es bietet sich besonders jetzt bei der reinen Luft eine weite Fernsicht. — Zeulenroda, 22. August. Die Sezierung der drei Leichen der Familie Doberenz, die unter Vergiftungser- erscheinungen kurz hintereinander aus dem Leben schled, ergab, daß es sich um eine Schierlingsvergiftung handelt. Man hatte Schierling mit Petersilie verwechselt. Der traurige Fall mahnt wieder zur größten Vorsicht. — Hof, 21. August. Verhaftet wurde heute vor mittag der Lehrer Mader seu. in Dörnthal bei Hof wegen Sittlichkeltsverbrechen an seinen Schülerinnen. Amtliche Mitteikmg aus der St. Sitzung des Stadtrates zu Kiöeuftock vom 13. August 1906. Anwesend 4 RatSmitglieder. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — Der größer« Teil einer wegen Straßenunterhaltung hinterlegten Kaution ist zurückzuzahlen, da die Straße jetzt vollständig fertiggestellt ist und nun auch ein kleiner Betrag die ordnungsmäßige Straßenunterhaltung verbürgt. Eine Umzugskostcnrechnung wird anerkannt. Man beschließt den Beitritt der Stadtgemeinde zum Verbände sächsischer Verkebrsvereine mit 5 Mark Jahresbeitrag. Die Berichte des VerbandSkafsenrevisorS über den Befund der städtischen und Krankenkassen sind bei den Herren Ratsmitgliedern in Umlauf zu setzen. Kenntnis wird genommen von a. dem Fleischbeschauberichte für den Monat Juli 1806, d. dem Prüfungsergebnisse der Koch- uud Abendschulkaffenrechnung für 1805 und c. dem Dankschreiben für Bewilligung einer Unterstützung an den Fürsorgeverein für Taubstumme im Königreich Sachsen Beschlossen wurde noch über 2 Bau-, 8 Steuer-, 7 Straf- und 13 verschiedene andere Angelegenheiten, die allgemeines Interesse nicht haben. Badezu, Güterw ein Bre suchen Schnei die mit Schild" Lucke: Rech mn Ouittun 70 Helli O e st e: der Me! gemeind der Los evangeli Von de Niederö Oberöst« Ziel bal Iu Loste, „Deutsä Fuhrwei nach Bl Holle de geforder die Fra, mit den morgen na Hus wer. D gäbema sehen. Dresl von Hal Wegen i 50 Pf. kür jede OesckLI Oil rsrcl ovae Verls Seelcvtigl lntoli tunxen e 2500 Kap veutrcwa <t»ver mei »Mlrelcti /Ute in vreeö uack Kerl für jedel Lßemnii Langj.tz gegen ei mag, R Ich wei ick habe aber ein allem C getan u Sn „So wi habe ur, Hal miä Wir bei schaftlick „U beide," her karr widerste mit erh Dr in die § »I Kranken Oh raschle jungen Grafen Langsdorfs," rief er. „Ich wollte es heute für dich kaufen. Der Juwelier sagte mrr, daß der Graf dasselbe gestern erworben habe." „Nun ja, in meinem Auftrage," bemerkte Bertha, ihm keck ins Auge sehend, „darin kann doch kein Mensch etwas Unstatthaftes erblicken!" „Meinst du?" fragte Kröning spottend, „auch nicht darin, daß du mit dem Grasen den Faftnachtsball besucht hast?" Sie erbebte, faßte sich aber sogleich. „Wer kann das sagen," rief sie kühn. „O, ich habe eine Menge Zeugen, die dich dort gesehen haben, du bist eben zu wenig vorsichtig gewesen. Ich habe immer gewußt, Bertha, daß du nicht treu und aufrichtig lieben kannst, auch habe ich an deine Liebe zu mir nie recht geglaubt, unsere Vereinigung wäre besser unterblieben. Zum Glück ist es noch nicht zu spät — — noch können wir uns trennen. Das lose Band, das uns aneinander kettet, ist ent zwei gerissen, durch deine Falschheit, deinen Verrat. Hättest du ehrlich zu mir gesprochen, ich würde dich sofort freige geben haben. Aber der Spielball deiner Laune gewesen zu sein, das kann ich nicht ungestraft hingehen lassen. Ich werde zu dem Grasen gehen, er muß mir Genugtuung geben." „Das wolltest du tun?" rief Bertha bestürzt. „Ja, das will und werde ich tun. Auch ein Graf Langs dorfs soll erfahren, daß man mich nicht ungestraft hintergeht. Und nun sind wir zu Ende. Fräulein Bertha von Ulmen, Sie sind frei." Er machte ihr eine spöttische Verbeugung und ging, hoch erhobenen Hauptes. Bertha preßte die Lippen fest aufeinander und knirschte mit den Zähnen. „Das ist voreilig," murmelte sie, „noch ist die Saat nicht reis. Den einen habe ich verloren, des andern bin ich noch nicht sicher." Drei Tage nach den geschilderten Vorgängen erzählte man sich in Künstlerkreisen von einem Duell, das zwischen dem Grafen Langsdorfs und dem Bildhauer Kröning statt gesunden habe. Der Graf hatte eine leichte Verwundung davon getragen, Kröning hingegen sollte schwer verletzt sein. Auch nach Marienthal drang die Kunde von diesem Duell. Rhona ward leichenblaß, als sie in der Zeitung davon las; sie legte das Blatt hin und schloß sich für den Rest des Tages in ihrem Zimmer ein. Die besorgten Fragen der Eltern beantwortete sie mit der Auskunft, sie leide an Kopfschmerz; von dem was sie be wegte, sprach sie kein Wort. Am nächsten Morgen fuhr Rhona nach der Stadt. Frau Forster wollte die Tochter nicht fortlassen, denn das junge Mädchen sah leidend aus, aber Rhona meinte, die Bewegung im Freien werde ihr gut tun, auch wußte sie eine Menge Dinge aufzuzählen, deren Besorgung nur sie allein unter nehmen konnte, so daß die Mutter sich fügte und der Tochter ihren Willen ließ. Nach einer schwer durchkämpften Nacht war das junge Mädchen zu dem Entschluß gekommen, sie mußte wissen, wie es eigentlich um Kröning stand. Kam es zum äußersten, so wollte sie wenigstens Abschied von ihm nehmen, ihm sagen, daß sie ihn immer geliebt habe und noch liebe. Noch liebe! sie, die Braut Guido Mergentheims — fast hätte sie dies vergessen. Ein Schauer lief durch ihre Glieder, als sie an den fernen Verlobten dachte — sie beging ein Unrecht gegen ihn, wenn sie Kröning aufsuchte, und doch konnte sie nicht anders, selbst wenn es sie das Leben gekostet hätte. Der Schwerverwundete war nach seiner Wohnung ge bracht worden; seine Freunde hatten dafür Sorge getragen, daß er eine tüchtige geschulte Wärterin erhielt, was menschen möglich war, wurde getan, um das entfliehende Leben zu rückzuhalten. Scheu und zagend betrat Rhona die Wohnung des jungen Bildhauers; sie kannte dieselbe noch aus der glück lichen Zeit, da sie mit ihrem Vater einige Male im Atelier gewesen war. Mit lränenerstickter Stimme bat sie um Auskunft über sein Befinden, und sie brach in wildes Schluchzen aus, als man ihr mitteilte, daß das Leben des jungen Mannes noch immer in Gefahr schwebe. Die Wärterin, eine ältere, erfahrene Frau, suchte die Fassungslose zu beruhigen und Rhona hörte dankbar die gutgemeinten Trostesworte an, aber sie brachte denselben wenig Glauben entgegen. So oft sie konnte, verließ sie Marienthal, um in der Stadt Erkundigungen über Krönings Befinden einzuziehen. Man hatte sich schon daran gewöhnt, sie jeden zweiten Tag kommen zu sehen, und einmal faßte die Wärterin zu ihr: „Herr Kröning ist schon wieder bei Besinnung, die Ge fahr für sein Leben ist geschwunden. Wenn sie ihn sprechen wollen, so könnte ich Sie für einige Minuten zu ihm lassen." Ueber Rhonas Antlitz flog ein glühendes Rot. „Es wird ihn zu sehr angreifen," stammelte sie endlich. „Nein, er ist jetzt kräftig genug. Und um die Wahrheit zu sagen, er wünscht es, Sie zu sehen. Ich habe ihm von Ihren Besuchen erzählt und . . ." Rhona unterbrach heftig die Frau. „Ich habe Ihnen doch nicht meinen Namen genannt," rief sie bestürzt, „wie kann Herr Kröning wissen, daß ich es bin, die Nachfrage hielt." „Ich habe Sie ihm genau beschrieben und er sagte: „Das kann nur Rhona sein!" Daraufhin bestürmte er mich mit Bitten, Sie das nächste Mal zu ihm zu führen — es ist besser, sein Wunsch wird erfüllt, als er lebt in beständiger Auflegung." «Ich gehe zu ihm," sagte Rhona, tief Atem schöpfend; in diesem Augenblick hatte fie ihren Verlobten, jede Rücksicht für ihn vergessen. An allen Gliedern bebend, trat sie ein. Kröning streckte ihr schon von weitem die Hand ent gegen. Er lag in Kissen und Decken gehüllt auf einem Drwan und sah noch recht bleich aus, aber in seinen Augen leuchtete der bereits wieder erwachte Lebensmut und noch ein anderer Ausdruck, der Rhona den Blick zu Boden senken ließ. Mit einer scheuen Bewegung faßte sie nach seiner Hand. „Wie freue ich mich, Sie auf dem Wege der Besserung zu finden," hauchte sie, kaum im stände, ihrer Gefühle Herr zu werden. Mit seinen beiden Händen umklammerte er ihre kleine, bebende Rechte. „In dieser Stunde wollen wir wahr und aufrichtig « gibt Vorausj Gubenei
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