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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 11.08.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191208119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19120811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19120811
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1912
- Monat1912-08
- Tag1912-08-11
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brauchte A Lied durch . „Weißt du was?" — meinte Peter nach einer Weile — „ich bereit sei, aber sogleich erscheinen werde, und gingen während möchte nach Amerika, des Gesprächs in die Stube. „Nach Amerika?" Pristow riß die Augen weit auf, nahm die Pfeife aus dein Unten war es wieder still. — eit, die Mitteilung zu verarbeiten. Peter pfiff ein die Zähne. „Was soll ich ihm sagen? Wie kann ich ihm ins Gesicht sehen?" rief Martha laut, aber da hatte sie die Verzweiflung auch schon überwunden, und das Pflichtgefühl gab ihr Löwenmut. Rasch kleidete sie sich an, als wollte sie alle Schuld dadurch sühnen, daß sie ihren Bräutigam nicht unnütz warten ließ. Als sie in die Wohnstube zurückkehrte, fand sie Eltern und Bräutigam ebenfalls zum Kirchgang gerüstet, unü der Vater mahnte zur Eile. So kam sie mit einer flüchtigen Begrüßung davon, und die Eile half ihr die Verlegenheit überwinden. Der Vater mahnte noch einmal, und alle vier traten den Gang an; voran schritt Martha mit ihrer Mutter, die beiden Männer folgten. — Auch Peter wollte zur Kirche gehen. An jedem Sonntag, wenn die Kirchenglocken läuteten, pflegte er den Kirchenrock an zuziehen, das Gesangbuch zur Hand zu nehmen und seinen Platz in der Kirche aufzusuchen, in früheren Jahren unter den Schul kindern, später unter den jungen Leuten. Als Kmd fügte er sich dem Zwange und dem Brauch des Hauses, später jedoch, als er zu den Erwachsenen zählte, folgte er der eige nen Neigung und der Liebe zur Andacht. So meinte er, und so wird es ja auch meist gewesen sein, denn Peter war ein ernster Mensch geworden. Aber was man lange aus Neigung übt, wird allmählich zur Ge wohnheit, und wenn Lust und Liebe längst erstorben sind, lebt die Gewohnheit fort. Und nun hatte Peter auch an diesem Sonntag den Kirchenrock angezogen, den Sonntagshut aufgesetzt und das Gesangbuch hervorgeholt — wie sonst. Als er aber die vier über den Hof gehen sah, blieb er vor der Tür seiner Schlafkammer stehen und sah ihnen nach. Er stand noch vor der Tür, als sich das Hoftor längst hinter ihnen geschlossen hatte, als schon die Orgel erklang und die Gemeinde den Ge sang anstimmte. „He! Willst du nicht gehen?" rief die wohlbekannte Stimme des alten Pristow, der sich unbemerkt genähert hatte. „Nein, ich will nicht", antwortete der Schäfer. „Warum nicht?" examinierte der Alte weiter. „Es ist mir wieder leid geworden", sagte Peter, ging in die Kammer, zog den Kirchen rock aus und verschloß das Gesangbuch in sei ner Lade. Als er wieder zum Vorschein kam, wartete Pristow noch vor der Tür. Er hatte gerade seine Pfeife frisch gestopft und blies die dicken Dampfwolken mit Behagen von sich. „He!" — krächzte er. — „Am Donnerstag willst du ziehen?" Peter nickte mit dem Kopf. „In die große Stadt?" „Ich weiß noch nicht." De: Alte rauchte mit doppelter Kraft; er nerung, alles, bis auf den Augenblick, da Peter sie an sich zog und sie sich Hinreißen ließ. Diesen Augenblick aber vergaß sie nicht, den durchlebte sie seit jener Stunde jetzt zum tausendsten Male, und zum tausendsten Male vergrub sie das glühende Antlitz in ihren Hän den und trocknete die Tränen der Scham aus ihren Augen. Und noch immer wollte das arme Herz nicht ruhig werden. Major-Dominil-Denkmal für Lüd-Aamcrun. Sie hörte, wie unten d,e Haustür kreischte, Photographie von Walther Schulz, Hamburg. und gleich darauf wurde aus dem Flur leb ¬ haft gesprochen: Wilhelm Lindenbauer war gekommen. Er be grüßte die Mutter — Martha verstand fast jedes Wort —, dann kam der Vater dazu. Sie sprachen von ihr, daß sie noch nicht Peter Tamm. Eine Dorfgeschichte von Konrad Konradi. lFonscdung.) 5. er nächste Tag war ein Sonntag, der letzte, den Martha unter dem Schutze ihrer Eltern, Peter unter dem Dache seiner Wohltäter verleben sollte. Eine trübe Stim mung beherrschte die Bewohner des Hauses, es war, als ob eine Schuld auf allen lastete, und doch sah man einem glücklichen Ereignis entgegen, von dem Mägde und Knechte schon seit Monaten voll Erwartung gesprochen hatten. Die Kirchglocken, die zum Gottesdienst einluden, läuteten schon zum ersten Male, aber Martha saß noch im Morgenkleid träumend am Frühstückstisch und traf keine Anstalten, sich für den Kirchgang zu rüsten. „Willst du dich nicht beeilen?" fragte ihre Mutter. „Wilhelm kann jeden Augenblick kommen." Martha stand auf und ging in ihre Stube, aber mit dem Ankleiden hatte sie es gar nicht eilig. Ja, die Mutter war im Recht, Wilhelm Lindenbauer mußte bald eintreffen, um seine Braut zum Kirchgang abzuholen, denn die Sitte im Dorf verlangte, daß ein Brautpaar am letzten Sonntag vor der Hochzeit gemein sam den Gottesdienst besuchte; doch Kuhl manns Tochter, die meistgepriesene Braut des ganzen Dorfes, hätte etwas darum gegeben, wäre ihr dieser Kirchgang heute erspart ge blieben. Martha setzte sich an das Fenster und blickte auf den blühenden Garten hinab, auf die Rosen und Levkoien und seufzte. Wie war sie sonst glücklich gewesen, wie selige Träume hatte sie geträumt, wenn des Sommers lin der Hauch ihr duftende Grüße von Linde und Rose durchs Fenster trug! Aber heute — drü ben auf der Dorfstraße gingen die Dorfbe wohner im Sonntagsstaat zur Kirche, und sie saß in stiller Verzweiflung da und ließ die Hände in ihrem Schoß ruhen. Mochte kom men, was da wolle, ihr war es gleich. Sie dachte an den vergangenen Abend zu rück. Was da am Holunderbusch geschehen und gesprochen, hatte sie nur dunkel in der Erin-
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