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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 22.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191212221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19121222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19121222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1912
- Monat1912-12
- Tag1912-12-22
- Monat1912-12
- Jahr1912
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Vie Lkrittgabe. Eine Weihnachtsgeschichte von Käte Lubowski. Nun ivar er schon das drittemal in dem hastigen Hin und Her des Weihnachtsgetriebes auf dem menschengefüll ten Bahnsteig des Stettiner Bahnhofes an ihnen vorüber- gegangen. Eine Erscheinung, die sich nicht so leicht übersehen liest! Die mächtige Gestalt straff emporgerichtet — Len kost baren Pelz über Ler gemütlichen Rundung weit geöffnet — das ergraute Haar straff und glatt gescheitelt unL — im zweiten Knopfloch von oben an fester, gedrungener Ledcr- strippe ein großes, blitzblankes Hörrohr — so schritt er auf und nieder, streifte jedesmal die beiden jungen ALLdchen mit einem langen Blick und wandte den Kopf, sobald sie vorüber waren, voll augenscheinlichen Wohlgefallens noch einmal nach der Größeren zurück! Die zierlichere der beiden stieß die auffallend schöne Gefährtin neidlos und lustig an: „Du, Lori, da zappelt schon wieder einer an dem Glutofcn Deiner Blicke." Elenore Horn aber war heute, trotzdem der heilige Christ durch die Welt schritt, nicht auf den fröhlichen Ton gestimmt. „Vielleicht erwecke ich dem alternden, tauben Herrn die Erinnerung an eine Tochter, mit der er heute abend nicht Weihnacht gemeinsam feiern kann," entgegnete sie nachdenklich. Die andere schüttelte sich entsetzt. „Sei doch nicht so tragisch, Lori . . . Du, die über alles Geliebte und ebenso Wiederliebende müßtest von Rechts wegen in Stolz und Glückseligkeit schwimmen." Die ausdrucksvollen Mädchcnaugen blickten an der Ge fährtin vorbei, dem Zug entgegen, welcher sich aus dem wirbelnden Flockenchaos soeben in Lie überdachte Halle schlängelte. „Meistere Deine Ungeduld noch ein klein wenig, Luise. Sobald wir sicher in unserm Abteil sitzen, sollst Du alles wissen." — Das Gedränge war unbeschreiblich! Die beiden jungen Mädchen wurden mehrmals vom Trittbrett zurück gerissen und fortgeschobcn, so daß sie, als bereits die ersten Türen zugeschlagen wurden, immer noch ratlos auf dem Perron standen. Nur der Herr mit dem blitzblanken Hör rohr teilte noch ihr Schicksal. Luise Kotten drängte sich jetzt energisch an den Beamten, sprudelte etwas hervor und wurde plötzlich nebst ihrer Be gleiterin in ein schmales Dicnstkupee geschoben, in dem einen Augenblick später der taube Herr gleichfalls Platz nahm. Jetzt Kannte ihre Fröhlichkeit keine Grenzen mehr. Ohne ihre Stimme im geringsten zu dämpfen, kicherte sic lustig: „Du, Lori, wir haben aber wahrhaftig Glück. Du kannst, ohne Rücksicht auf unberufene Ohren sogleich mit dem Aus- kramen beginnen." Elenore Horn aber hatte hierzu augenscheinlich wenig Neigung. Sie saß regungslos mit tief geneigtem Kopf da und gab keinen Laut von sich. Das imirde der frischen Gefährtin allmählich ängstlich. Sie äugte scharf zu der treuesten Pensionsfreundin hin über und sagte atemlos vor Schreck: „Aber, Lori, Du weinst ja." Der feine Kopf mit der Fülle kastanienbrauner Locken hob sich fast unmerklich. „Es ist schon vorüber! — Wenn ich nur erst fort bin, dann werde ich auch überwinden." Auf dem jungen, fröhlichen Gesicht wechselten Neugier und Schrecken. „Ich verstehe kein Wort ... Du willst doch jetzt die Schulmeisterei an den Nagel hängen und umgehend alles erlernen, Ivas zu einer tüchtigen Landhausfrau gehört." „Ich wollte es ... ja Wöhl! Damals hoffte ich sicher, daß unsere treue, langjährige Liebe den Widerstand seines Vaters brechen würde. Darin habe ich mich aber getauscbt. — Der Vater hat ihn Var die Wahl gestellt, mich oder VW große, alte Heimatscholle zu besitzen ... Er hat sich für mich entschieden!" „Nun also, warum weinst Du denn da, Mädel? Schlagt doch dem alten Herrn ein Schnippchen, hungert ihn aus, bis er winselnd um Eure Liebe fleht." „Du weißt genau, daß ich in diesem Punkt andere An sichten habe, als Du. Ohne den Segen des Vaters werde ich ihm niemals angehören." Slavke Zumutung. Bettler: „Bitte um 'ne kleine Gabe!" Hausfrau: „Ich gebe gesunden und kräftigen Menschen nichts!" Bettler: „Ja, liebe Frau, ich kann mir doch Ihretwegen nicht 'nen Knochenfraß anschaffen!" Lntsckulckigt. „Sie melden sich als Korrespondentin! . . . Ihr Brief ist aber nicht ganz frei von orthogravhischen Fehlern!" „Das tut mir sehr leid; ich kann je doch nichts dafür — ich bin erblich belastet: meine Mutter und meine Großmutter können ebenfalls nicht orthographisch schreiben!" paffencker Lkemann. „Hast Du gehört, Herr Meyer, der Besitzer des großen Damenkonfektionsge schäftes, hat sich mit einem reizenden Mädchen verlobt!" „Na, der hat ja auch, um eine Frau glücklich zu machen, das Zeug dazu!" kinälicke Auffassung. Der kleine Kuno geht mit seinem Vater in den Anlagen nächst der Lokal- bahulinie spazieren. Eben fährt ein Zug vorüber, bestehend aus der kleinen, laut anhaltend pfeifenden Lokomotive und einem Personenwagen. „Du Papa," sagt der Kleine, „das ist aber merkwürdig! Da ist der Pfiff länger wie die Zug!"
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