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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 12.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191411129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19141112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19141112
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1914
- Monat1914-11
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Englische Hinterlist^ U«b«r bin Mederttächtigkrit, die die Engländer bei ihrer KampfeSwets« oflmal» zeigen, wird dem Rotterdamer Bericht erstatter der .Deutschen TageSzritung' »on einer hochstehen den Persönlichkeit folgender Vorfall mitgrteilt: ,E» »ar zu Beginn der Kämpf« um den Abschnitt von Reim«, wobei da« VII. deutsch« Korp« drn Franzosen und Engländern gegenüberftand. Da nähert, sich eine» Morgen« dem Hauptquartier de« genannten Korp« ein englischer Par lamentär. Er kam im Auftrage de« englischen Oberkomman dierenden mit der Bitte, daß die Deutschen einen gewissen Hügel bei Reim« nicht unter Feuer nehmen möchten, da die Eng länder dort ein Feldlazarett errichtet hätten. Richtig war auch inzwischen auf einem Gebäude, da- auf dem Hügel stand, die bekannte weiß« Flagge mit dem roten Kreuz auf gezogen worden. Daher erklärte denn auch die Oberleitung de« VII. deutschen Korp«, den betreffenden Hügel nicht unter Feuer nehmen zu wollen. Im Laufe de» Tage« entwickelte sich dann «in heftige« Gefecht, wobei e» für die Deutschen darauf ankam, den Feind au« einer wichtigen Stellung zu vertreiben. Aber trotz aller Anstrengungen kamen die Deut- schen nicht weiter, sie hatten namentlich unter dem verntch- tendrn Feuer feindlicher Geschütz« zu leiden, deren Standort nicht zu ermitteln war, obschon die Deutschen den größten Teil der übrigen feindlichen Batterien bereit« zum Schweigen gebracht hatten. Da erstattete dem deutschen Oberkomman dierenden ein Adjutant die Meldung, daß da« vernichtende Feuer von Geschützen Herkommen müsse, die hinter dem be treffenden Lazarett aufgestellt seien. Er bat gleichzeitig um die Erlaubnis, da« Lazarett beschießen zu dürfen. .Nein/ lautete dir Antwort, .da« können Sie nicht. Sie sehen doch, daß dort die weiße Flagge weht, und die müssen wir respektieren!' Allein da« schwere Feuer hielt an, die Deutschen erlitten da durch schwere Verluste, bi« sie sich endlich durch einen Sturm angriff auf den Hügel Luft machten, wo da» Lazarett stand. Wa» entdeckte man dort? In dem englichen Lazarett lag nicht ein einziger Verwundeter, dagegen hatte der Baracken bau als Deckung für eine englische Batterie gedient, die hin ter dem englischen Lazarett aufgestellt war und deren Feuer den Deutschen so schweren Schaden zufügte!' Me man äen Srrkk fängt. Bilder aus dem Anglerleben von Fritz Skowronnek. (Nachdruck verboten.) Wenn man vom Aussehen der Fischt auf ihre Eigen schaften und Fähigkeiten schließen könnte, würde ich den Barsch für einen derben Naturburschen halten, der sich recht und schlecht durchs Leben schlägt und überall da zugreift, wo ihm die Natur den Tisch gedeckt hat. Bei einem Vergleich mit dem Hecht zieht er nicht den kürzern. Wohl übertrifft dieser ihn durch größere Gewandtheit und — man kann eS ruhig sagen — Verschlagenheit beim Erhaschen der Beute. Dafür eignet dem Barsch die gröbere Ausdauer und Stärke. Trotz seiner plumpen Gestalt mit dem namentlich bei größeren Exemplaren stark überbauten Rücken erhascht er seinen Raub genau so sicher wie der Hecht. Hat er den Weißfisch nicht beim ersten Zustoben erwischt, dann folgt er ihm unermüdlich, manchmal über hundert Meter und noch weiter. Wer abends auf dem stillen Seespiegel eine Plötze sich zehn-, zwanzigmal in klafterlangen Sprüngen aus Lem Wasser erheben sieht, kann mit Sicherheit annehmen, Laß sie vom Barsch verfolgt wird. Unb so gewandt ist der Räuber, daß sein Opfer ihm beim letzten Niedergleiten auf das Wasser geradeswegs in den geöffneten Rachen fällt. Ein Glück für den Fischbestand, daß der Barsch an Größe hinter Wels, Hecht und Zander zurückbleibt. Noch vor einigen Jahrzehnten gab es in tiefen groben Seen einzelne Exemplare von fünf bis sechs Pfund, jetzt erbeutet man selten einen der viel über drei Pfund wiegt. Die durch die Ausplünderung unserer Gewässer hervorgerufene Verminderung der Nahrungsmenge und auch das Weg fangen der groben Fische haben, wie bei allen Jischarten, Lies Sinken der Durchschnittsgröbe veranlaßt. So sind mir, namentlich in Russisch-Polen, Gewässer bekannt, in Lenen schon seit vielen Jahren kein Barsch von mehr als Handlänge gefangen wird. Diese Seen sind auf dem Niveau der Torflöcher angelangt, in denen es von winzigen Karauschen wimmelt. In jedem Jahr wird neue Brut erzeugt, die den Nahrungsmangel steigert, bis die Bewohner Les Tümpels so jammerbar elend aussehen, daß man sich über ihre Fähigkeit, das Leben zu fristen, wundern muß. Vom Nützlichkeitstandpunkt muß der Barsch sehr hoch eingeschätzt werden. Er wächst bei reichlicher Nahrung schnell und wandelt namentlich die ^wertlosen Ukeleie in ein von jedermann geschätztes, schmackhaftes Fleisch um. Es ist nicht zu mager, nicht zu fett, eignet sich also für jede Art der Zubereitung. Ob gebraten oder je nach Geschmack, grün, säuerlich mit Dill, mit Meerrettich, mit Bier gekocht, ja auch mariniert, ziert der Barsch jede Tafel. Für dm Anfänger im Angeln ist der Barsch der Jdealfisch. So Nein er auch sein mag — er nörgelt und zerrt nicht am Wurm, bis die freiliegende Hälfte abgerissm ist, sondern packt kräftig zu und sucht den Köder im Davonschwimmen zu verschlucken. Deshalb zuckt bei seinem Anbeißen der Schwimmer der Angel nicht unentschieden hin und her, sondern versinkt ruckweise, aber stetig unter die Oberfläche des WasserS. Nun ist es Zeit anzuhauen, und an der kräftigen Gegenwehr merkt man sofort, daß man nicht eine grätige Giesler, sondern einen wackern Barsch gefangen hat. Bis zu einer gewissen Größe, etwa von einem Pfund Gewicht, ziehen die Barsche, in Scharen von dreißig bis sechzig und darüber gesellig vereint, umher. Aus der gleichmäßigen Größe schließen die Fischer, daß nur gleichaltrige Barsche sich zusammenscharen. Finden sich einige kleinere darunter, dann möchte man schließen, daß sie von gleichem Alter, aber im Wachstum zurückgeblieben sind. Doch wie soll man solche Fragen entscheiden? Der Angler, der auf ein« solche .Schule', wie der Fischer sie nennt, trifft, hat gewonnenes Spiel. Entweder steht die Gesellschaft fest an dem Platz, dann kann er st« alle bi« auf den letzten herauSholen, oder sie flaniert langsam vor seinem Standort hin und her, wie man es in klarem Wasser mit Hellem Sandgrund mit leichter Mühe beob achten kann. Nur muß der Angler sich hüte«, zu früh anzuhauen, damit ihm nicht ein Fisch, den er über das Wasser empor gezogen hat, vom Haken fällt. Dann ist es mit dem Sang an dieser Stelle vorbei. Diese Tatsache ist so ost und so einwandfrei sestgestellt, daß sie nicht zu bezweifeln ist. Nun muß man sich doch fragen, wie e« möglich sein kann, daß ein Fisch dem andern die soeben auf der un freiwilligen Luftreise gemachten Erfahrungen mitteilen kann. So weit braucht man jedoch nicht nach der Ursache zu gehen. Mich dünkt eS wahrscheinlich, daß der er schrockene oder, wie der Weidmann sagen würde, .ver grämte' Fisch durch sein verstörtes Gebaren, sein Hin- und Hertaumeln in den Genossen die Vorstellung einer Gefahr erweckt, die sie zum schleunigen Verlassen ihre« Standortes veranlaßt. Daß ungewöhnliche Vorgänge die Fische erschrecken, ist wohl allgemein bekannt. Die jungL-Brut. die im Sonnenschein in der obersten Wasserschichs tanzt, springt jäh empor, wenn der Schwimmer der Angel zwischen sie fällt; ein hartes Ausstößen des Ruders auf den Kahn, dessen Erschütterung sich dem Wasser mitteilt, verscheucht alle Fische auf eine ziemlich« Entfernung. Beim Barsch kommt noch etwas anderes hinzu. Er wird meistens beim Fang auS der Tiefe von einigen Metern jährlings emporgerissen. Durch die plötzliche Verminderung des äußern Druckes dehnt sich die Luftblase des Fisches ungewöhnlich aus und verursacht ihm eine schmerzhafte Empfindung. Beim Befischen tiefer Seen, in der Schweiz, Bayern, Pommern und Ostpreußen, kann man regelmäßig beobachten, daß die gefangenen Barsche augenblicklich absterben. Bei näherer Untersuchung findet man, daß dem Fisch infolge des Wechsels im Druck die Luftblase geplatzt ist und den umgestülpten Magen wie eine Blase bis in das Maul getrieben hat. Darauf ist es wohl auch zurückzuführen, daß von der Angel gefallene Barsche im Wasser taumelnd hin- und herschießen, bis ihr Inneres sich beruhigt hat. Die Barsche stehen ost in großen Scharen zusammen. Wenn sie an stillen Sommertagen kurz vor Sonnen untergang zu rauben beginnen, dann wird es auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratmetern lebendig. Fortwährend springen die Ukeleie, hinter denen sie hersind, wie ein Bündek Lichtstrahlen aus dem Wasser empor. Auch im Herbst und Winter müssen sie w dicht vereinigt stehen. Denn mit dem großen Garn werden doch nicht selten aus fischreichen Seen vierzig, fünfzig und mehr Zentner Barsche auf einen Zug herausgeholt. Und die masurischen Raubangler, die sich beim frieren der Seen schon am zweiten Tage mit Hilfe eines Handschltttens, der ihr Gewicht auf eine größere Fläche verteilt, auf das wenige Zentimeter dicke SiS hinauswagen, erbeuten nicht feiten mit der Tuckangel einen Zentner Barsche. Der Franzose. Erzählung auS neuerer Zeit von M. Reinhold. (84. Fortsetzung). „Heute bin ich nunmehr gekommen, ' schloß der Baron seine Erklärung mit schnelleren und entschie denen Worten, „um Ihnen für alle freundliche Hilfe der letzten Jahre meinen Dank mit der Tat zu beweisen. Da es mir nicht vergönnt gewesen ist, mein Herz und meine Hand Fräulein Margot zu Füßen zu legen, habe ich einer reichen amerikanischen Dame, die ich in Ostende kennen lernte, meine Werbung unterbreitet und bin sicher, erhört zu werden. Ich muß die Lady aber noch nach Paris ." Frau Eleonore unterbrach ihn. „Genug, Baron, und übergenug. Ich weiß schon, was Sie wollen, Sie brauchen sich nicht weiter anzustrengen. Ihnen fehlt für diese Zeit der Brautwerbung wieder einmal das Geld und da wünschen Sie, daß ich Ihnen noch einmal aus der Verlegenheit helfe. Jst's nicht jo?" „Wie gut Sie meine Gedanken zu erraten wissen," rief der Baron, sich ganz enthusiasmiert stellend. „Und uiast wahr, Sie machen um diese dreißigrauseud Franks, also vierundzwanzigtausend Mk. . . ." „Vierundzwanzigtaujend Mk.? Baron, ich glaube Sie irren sich." Der beißende Hohn in ihrer Stimme verstärkte sich noch. „Aber, meine Gnädigste," rief er eifrig, „Sie als grande Dame wissen doch am besten, daß ich das Braut geschenk für die künftige Baronin Landen standesge mäß bemessen muß. Ich habe da in Paris eine Brillan te n-Krone vom reinsten Wasser gesehen, die allein wür dig ist, das Haupt meiner Braut bei der Trauung zu schmücken, zu der ich Sie zu sehen doch wohl hoffen darf?" „Ja, ja," sagte Eleonore vor sich hin und stand auf. Der Zorn drohte sie zu überwältigen, darum ging sie langsam in dem Gemach auf und ab. „Und nach der Zeremonie werde ich Ihnen, Verehr teste Freundin, dann mit meinem heißesten Dank Alles in Ihre schönen Hände zurückgeben, Ivas ich Ihrer Güte verdanke." Er wollte der Dame die Hand küs sen, aber Eleonore entzog sie ihm hastig und wandte ihm mit einer nicht mißzuverstehenden Gebärde der Verachtung den Rücken, so daß Baron Landen, aus al len Himmeln gefallen, fassungslos vor sich hinsah. „Aber ich vermag Sie doch nicht zu versteh'», teure Eleonore," rief er. „Sie vermögen mich nicht zu verstehen?" gab sie scharf zurück. „Mein Gott, sind Sie aber schwer von Begriffen geworden! Nun, wenn ich's Ihnen jagen soll, kann auch das geschehen. Also, Sie sind unver schämt geworden, mein Herr Baron, aber wenn Sie meinen, mir zu imponieren, so rrren Sie; dafür ver achte ich Sie viel zu sehr, so sehr, daß ich Ihnen ein für alle Male verbiete, mich bei meinem Vornamen zn nennen. Hören Sie?" Der Baron verfärbte sich ein wenig, blieb aber ruhig. „Nach Ihrem Befehl, Madame. Ich möchte Ihnen aber doch Einiges erzählen, um Sie vor Ueber- eilung zu bewahren. Vorhin begegnete ich in der Stadt Friedingen Ihrem Herrn Gemahl. Ich sagte, ich wollte auf der Reise Sie, meine verehrte Freun din, aus ein halbes Stündchen begrüßen, und fragte, ob Herr Bertram vielleicht nach Mariengrund mit herauskommen würde. Er antwortete, und sah mich dabei ganz seltsam an, er habe in Familien-Ange- lcgenheiten bei dem Rechtsanwalt zu tun. Was mei nen Sic wohl, wenn ich dem Herrn Gemahl . . . alte Erinnerungen erzählen wollte, ob ihn die nicht etwa bei diesen Familien Verhandlungen interessieren könn ten?" Frau Eleonore meinte einen Augenblick den Boden unter ihren Füßen wanken zu fühlen, jetzt drohte die Gefahr, Alles zu verlieren. Aber sie blieb standhaft. „Ich kann nur wiederholen, was ich vorhin gesagt. Gehen Sie ?" Der Baron hatte immer noch gehofft, lhren Wi derstand zu besiegen. „Also, Sie verweigern mir wirklich Ihre Hilfe, zwingen mich zu dem, was ich äußerst ungern tue? Noch einmal, überlegen Sie!" „Ich kann Ihnen nicht helfen und ich will ?s nicht. Von meinem Gatten habe ich nichts zu er warten, Sie wissen ja, was er Ihnen sagte, und könnte ich ihn noch bitten, ich täte es nicht. Verlassen Sie mein Haus!" Ohne ihm den leisesten Gruß zu gönnen, schritt sic aus dem Gemach auf den vor demselben gelegenen Balkon, indem sie bestimmt erwartete, der Baron werde in der Zwischenzeit Zimmer und Haus räumen, da er sich doch nun wohl hatte überzeugen können, daß er hier nichts, aber auch nicht das Geringste mehr zu erwarten habe. So sah sie denn nicht, wie er im Zimmer stand und mit sich selbst kämpfte. Der Abenteurer war in einer verzweifelten Lage, er war am Rande seiner Mit tel und mußte unter allen Umständen Geld haben. Die Geschichte von der bevorstehenden Verlobung und Heirat hatte er natürlich erfunden, er wäre auch dies mal nicht zum letzten Male gekommen, wenn Eleonore sich hätte einschüchtern lassen. Tie Dienerschaft von Mariengrund hatte die hef tige Stimme der Herrin aus dem Wohnzimmer er schallen hören; sie wußte, daß solche Szenen auf Sturm deuteten und wehe Dem, wen dieser dann traf. Die gnädige Frau kannte in ihrem Zorn keinerlei Schonung, ein Ungefähr, ein kleines Mißgeschick ge nügte, um einen Diener oder eine Dienerin aus dem Hause zu weisen. Und es verließ Niemand gern diese bequemen und gut bezahlten Stellungen. So waren denn Alle in der Küche oder im Dienerzimmer versam melt, um sofort der Klingel der Hausherrin folgen zu können, denn jo erregt, wie heute, hatte Frau Eleo nore sich nur recht selten gezeigt. Das verstärkte die Befürchtungen. Die tiefe Stille in den unteren Regionen des Hauses hatte auch den „Roten Adolf" im Keller sich bedenken lassen. Er war schlaftrunken, wäre viel leicht am liebsten die ganze Nacht auf seiner Tonne in der Ecke sitzen geblieben, aber er hatte doch noch jo viel Besinnung, um einzusehen, daß jetzt der gün stige Moment zum Davonlaufen gekommen sei. So kletterte er bedachtsam die Stufen empor, wollte um das Haus herum, wie er gekommen war, prallte aber sofort zurück, denn oben auf ocm Balkon stand im Mondschein die Schloßherrin, die ihn sofort erblicken mußte, wenn er ins Helle Licht hinaustrat. Das war also nichts. Er überlegte, und brummte dabei allerlei Bemerkungen über die schlanke, vom Mond beschienene Frauengestalt da oben, mit der er heute schon ein Renkontrc gehabt hatte, in den Bart. Da bei streichelte er liebkosend das Gewehr in seinem Arm. Mit einem Male aber verbarg er es hastig wieder unter seinem Rock, als wolle er unheimliche Gedanken zurück- orängcn, legte die mitgebrachten Weinflaschen, die ihn etwas belästigten, in dem Schatten des Hauses hinter einem Busch nieder, um sie später zu holen, und ging dann langsam wieder zurück, um auf der anderen Seite das Terrain zu sondieren. Mit einem Male stutzte er. Was für einen Kopf hatte er nicht da oben an einem Fenster wie einen Spuk vorbei gleiten sehen? War das nicht das Gc sicht des feinen Herrn mit dem Knebelbarte gewesen, den er damals im Gespräch mit der Schloßherrin be lauscht hatte? Ganz gewiß. So war der vorhin also mrt dem Wagen gekommen! Und nun ging er im Hause umher, während die gnädige Frau draußen auf dem Balkon stand? Verlassen hatte er Mariengrund nicht, sonst hätte Adolf ihn sehen oder doch wenigstens hö ren müssen. Der alte Wilderer strich mit jeiner rechten Hand ein paar Male über die Stirn; was ihm doch heute nichr schon Alles passiert war und möglicherweise noch passieren konnte! Da hatte er wohl gar noch eine Rolle zu spielen! Er lachte vor sich hin. Donnerwetter, der feine Herr kam nicht wieder aus dem Hause her aus, und die Dame stand da oben immer noch allein auf dem Balkon! Mit rechten Dingen ging das nicht zu, und wie von einem Magnet gezogen, schlich der Aufpasser jetzt die Verandatreppe an der Turmecke cm Por, wo er in den Schatten kam, und schaute durch die mit einem Mal hell gewordenen Scheiben in das da hinter liegende Gemach. Es war das Arbeitszimmer des Herrn Christoph Bertram. Und was er darin er blickte, war so seltsam, daß der „rote Adolf" einen Pfiff der Ueberrajchung ausstieß, den er dann noch ein mal wiederholte. Wenn Jemand dem lauschenden Menschen da gc jagt haben würde, „Du, da in dem Schreibtische des Herrn Christoph Bertram liegt sine runde Summe Gel des, sieh zu, daß Du die bekommen kannst, dann bist Du aus aller Not," so hätte er sich ganz gewiß nicht zwei Male raten lassen, diesen Einbruch auszusühren. Aber wie er jetzt ganz deutlich sah, daß der feine Herr sich an dem Möbelstück zu schaffen machte, der mußte gut Bescheid in dem Zimmer wissen, denn Alles ging ihm schnell von der Hand, da ward Adolf wütend. Was, solche feinen Herren wollten gar in dem Metier den armen Teufeln Konkurrenz machen? Da hörte ja doch wirklich Alles auf. Die Dame auf dem Balkon wußte ganz gewiß nicht, was hier unten geschah, da hatte sie sich ja wirklich einen netten Freund ausgesucht? (Fortsetzung folgt.) Aremdenlifte. Uebernachtet haben tm Reichshof: Poul Fuchs. Kim., Chemnitz. Paul MarcuS, Kfm., Cöln. Mar Seidel, Kfm., Radebeul. Stadt Leipzig: Oskar Rosie, Kfm., Leipzig.
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