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XIII Die Gegenwart hat nicht Müsse noch Zeit, sich in die ihr gleichsam aufge drungenen Wohlthaten hineinzuleben, was zu einer künstlerischen Bemeisterung dieser Gaben unbedingt nothwendig ist; die Praxis und die industrielle Spekulation, als Mittlerinnen zwischen der Konsumtion und der Erfindung, erhalten diese zu beliebiger Verwerthung ausgeliefert, ohne dass durch tausendjährigen Volksgebrauch sich vorher ein eigner Stil für sie ausbilden konnte; und es bedarf eines bei weitem grösseren künstlerischen Taktes, als derjenige ist, den man im Allgemeinen bei unseren Industriellen findet, um auch ohne die Vermittlung der Zeit für alles das Neue, was sich drängt, die richtige Kunstform sofort zu treffen, dasjenige Gepräge nämlich, wodurch das freie Menschenwerk als Naturnothwendigkeit erscheint, der allgemein verstandene und empfundene formale Ausdruck einer Idee wird. Zwar ist die Spekulation bemüht, so wie sie von der wissenschaftlichen Intelligenz ihre technischen Mittel borgt, eben so auch die bildenden Künste sich dienstbar zu machen, aber sie hat die, bei so grossartigem Wirken wie das ihrige afierdings nothwend.ge, Theilung der Arbeit auf eine, dem erstrebten Erfolge dieser Auskunft höchst ungünstige Weise bewerkstelligt. Sie trennt z. B. das sogenannt Ornamentale von dem Formell-Technischen auf eine rein mechanische Weise, die das Nichtfuhlen und Nichterkennen der wahren Beziehungen zwischen den ver schiedenen Funktionen, durch welche der Künstler sein Werk zu Stande bringt, sofort verräth. Eine grosse Anzahl zum Theil begabter Künstler arbeitet mit fester Anstel lung für die englische und französische Industrie; und zwar in doppelter Dienst barkeit; des Brodherrn einerseits, der sie als ziemlich lästige Geschmacksräthe und Formenverzierer nicht für ebenbürtig erkennt, selten gut belohnt; der Mode des Tages andrerseits, die den Absatz der Waare garantiren muss, wovon doch am Ende alles abhängt, Zweck und Existenz der industriellen Anstalt. So bleibt die Initiative in der industriellen Produktion dem Künstler durchaus fern; dieser tritt vielmehr nur als Rubrik unter den Specialitäten auf, die der Fabrikherr beschäftigt, ungefähr wie die Bereitung der Thonmasse einen besonderen Kneter erfordert, oder wie die Leitung der Oefen einem Oberheizer übergeben ist, der seine Anzahl von Unterheizern unter sich hat. Nur mit dem Unterschied, Occident wieder zu erfinden. Keine Ehre für den Stand der Wissenschaften des damaligen Westens, — aber van Eyk, Luca della Robbia und Palissy wussten dafür ihr Selbstgefundenes zu gebrauchen, es künstlerisch zu verwerthen. Wie wenig dagegen unsere heutigen Maler die ihnen durch die Chemie in solcher Fülle gebotenen Mittel und Raffinerien der Malerei beherrschen, ersieht man z.B., um das,eigentlich Künstlerische hier ganz ausser Spiel zu lassen, schon an dem Verwachsen Erbleichen und Bersten der Bilder, das nach wenigen Jahren eintritt, wahrend die Bilder der alten italienischen und niederländischen Meister, auch in dieser rein technischen Beziehung unsterblich, wenn schon nachgedunkelt und mit dem Niederschlag der Jahrhunderte dick überzogen, dennoch ihre Haltung behielten, ja vielleicht durch das Alter gewannen.