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„Schon lange vor Heliogabalus begnügten sich die Römer, welche Mosaiken liebten und überall haben wollten, nicht mehr damit, mit ihnen ihre Höfe und Gemächer zu schmücken; sie zierten vielmehr damit die Wände, Gewölbe und Decken. Nach Plinius scheint es, dass letztere Verwendung ausschliesslich die überwiegende war. Die Mosaiken wurden für zu schön gefunden, um länger mit Füssen getreten zu werden; man wollte sie nach Art der Gemälde gemessen.“ Jeanron zeigt liier, dass das Mosaik, als die Kiesel, die Steine, die natürlichen oder gefärbten Marmor- Arten, die künstlichen Massen und gebrannten Steine, die Überreste von Töpfen, die Muscheln etc. nicht mehr genügten, um mit den Farben, welche die Malerei anwendet, kämpfen zu können, zu einer Zeit, wo die Maler, verführt durch eine tolle Liebe des Glanzes und Keichthums, zur Herstellung ihrer perfiden Blendwerke und ihrer schreienden Gegensätze nach dem Mennige, nach dem Purpur, dem Kobalt, dem Gold und Silber griffen, bei den verschiedenen Edelsteinen, dem Achat, Jaspis, Carneol, Sardonix, Smaragd, Türkis, Lapislazuli, ja in dem reichen Palette der Emailmalerei neue Hilfsquellen suchte, um alle die Farbenspiele, welche der Maler in seiner Begei sterung mittelst der 7 oder 8 Hauptfarben zu machen fähig ist, hervorbringen zu können. „Dieses Vorgehen,“ fährt Jeanron fort, „war falsch. Selbst wenn dem Mosaik-Arbeiter noch viel mehr Nuancen zu Gebote gestanden wären, und dem Maler einige Farben weniger, so wäre die Vertheilung doch noch keine egale gewesen. Aber die Jahr hunderte des Verfalls, wo die Mosaiken ihre grössten Fortschritte vor sich gehen sahen, erklären ihre Absichten und Triumphe sehr deutlich. In den letzten Zeiten des Kaiserreiches schwächten die Anforderungen des Luxus die Herrschaft der Kunst fortwährend. Mosaik-Arbeit. (Extrait d'Herculanum et Pompti, par Eoux et Barrö. — Paris, Finnin Didot.) und die Verfolgung eines falschen Glanzes steckte die Künstler an. Die Malerei war kaum noch mehr als eine hochtrabende Muster karte, wo die härtesten Farben sich mit den ärmlichsten Formen verbanden. Die kostspieligeren, das Auge bestechenderen und dem Griechisch-römischer Fries. Gefühl angenehmeren Mosaiken mussten die Rivalin unfehlbar verdunkeln. Diese traurige Umwälzung ist demnach durch keinen einzigen höheren Gedanken begründet. Die Mosaik-Arbeit, zurückgehalten durch die Natur der Bearbeitung, der undankbarsten Hände-Arbeit unterworfen, eingeschränkt in der schnellen Erreichung einer Idee genöthigt, sich mit dem langsamen Kalkiren und Ausschneiden herumzuziehen, vergass bald alles, was die Malerei ihr lernen konnte und wurde ein reines Handwerk. Die Mosaik arbeiter zeichneten bald nicht mehr selbst die Motive, welche sie mit ihren Steinen lierstellen wollten, sondern überlieferten einander, wie eine industrielle Waare, die Cartons und Muster,'welche sie nötliig hatten. Wenn man bedenkt, dass die Mosaiken, trotz der