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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185911222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18591122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18591122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-11
- Tag1859-11-22
- Monat1859-11
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1859
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5177 Schon vor dem Feste wurde ein Programm von dem Rector > Bedeutung de- gewählten Beruf- nicht unvorbereitet und nicht Prof. Nobbe mit einem seine Liede zum Dichter bekundenden Fest-1 bloS instinktiver Hingebung oder dem Aufall sich überlastend die qedicht, dem ein Brustbild als Vignette deigegeden war, ausgesandt. I öffentliche Künstlerlausbahn beginnt. Referent hat sich stet- be- Oie fteudige Bewegung, welche alle Edle de- deutschen Volk-1 strebt, nach bestem Wissen und Willen, oft mit Erfolg, dieser umfing, hatte, wie für andere Lehranstalten der Stadt, so in--1 Pflicht nachzukommen. Nicht selten jedoch waren auch dergleichen besondere für dir Jugend de- Nicolaigymnasiums noch viele Ge-1 Bemühungen vergeblich ; so manche auf junge Talente gebaute schenke, in welchen der Deutsche seine Liebe zeigt, bereitet, und I Hoffnung scheiterte an den Gefahren, welche das Künstlerleden namentlich hatten vier Männer, der Stadtrath Fr. Fleischer I und besonder- da- bei der Bühne dem bringt, der nicht mit der 56 Exemplare der Saupe'schen Biographie Schiller-, der Buch-1 Sicherheit, die nur ein schon höherer Grad der Beherrschung der Händler Brandstetter 11 Exemplare deS unter RietschelS Leitung I technischen Mittel verleiht, sich auf diesen glatten Boden wagt, von Langer schön in Kupfer gestochenen deutschen Dichterpaare- I Abermal- habe ich über da- Debüt einer Kunstnovize zu de- Goethe und Schiller, der Theaterdirector Wirsing 100 Freibillets I richten: Fräulein Bau diu- — die Tochter und Schülerin de- zu der am 11. Rov. zu gebenden Festvorstellung des Schillerschen I früheren mit großem Recht geschätzten und beliebten Charakterdar- „Tell" uyd der Dichter vr. Theod. Apel 15 Exemplare dem I steiler- de-RingelhardtschenTheater- — trat am lO. in der großen Rector vor dem Feste zur Vertheilung unter die Schüler zugeftellt. I und schweren Rolle der Shakespeare'schen Julia auf. Vor mehreren Die beiden obern Gymnasialclassen hatten auf Veranstaltung I Jahren bereit- gab Fräulein BaudiuS — damals dem Kindes- des Rector- einen poetischen Wettkampf schon früher in vier I alter noch nicht entwachsen — mit Vorführung einer Schillerschen Gruppen bestanden, von denen jede ein besondere- Thema nach I Scene und Deklamation der Glocke Proben einer vielversprechenden freier Wahl de- Gegenstände- und Versmaße- in einem deutschen I Begabung, die sich nun in der bewährten Schule ihre- Vater- Gedicht behandelte: Schiller — 1) in Leipzig oder in Gohli- —I bereu- so weit entfaltet hat, daß die junge Darstellerin nicht ohne 2) in Dresden oder auf Kömer's Weinberg oder in Blasewitz — I Berechtigung in einem dramatischen Kunstwerke ersten Ranges in 3) in Jena — 4) in Weimar. — Von jeder Gruppe war da- I dem Rahmen einer großen Bühne erscheinen kann. Fräulein gelungenste Gedicht durch da- Collegium zur Deklamation aus gewählt worden. Es sprachen daher zwei Primaner und zwei Secundaner ihre eigenen Gedichte, aus jeder der vier anderen Elasten ein Schüler ein Gedicht Schillers — Graf von HabS- durg — Die Macht des Gesanges — Der Alpenjäger und Die Theilung der Erde. — AuS dem Collegium aber hatte in Gemäß- BaudiuS bringt zu ihrem Berufe ganz besonder- schöne natür liche Mittel mit: vor Allem ein ausgesprochenes Talent für die Schauspielkunst, dem zu Folge selbstverständlich auch innere- geistiges Leben und einen hohen Grad echter natürlicher Empfin dung und Wärme, dazu eine sehr vortheilhafte Persönlichkeit, na mentlich zu ausdrucksvoller Mimik geeignete G sichtszüge, und ein heit der Ministerialverordnunq der Lehrer der deutschen Sprache I wohlklingende-, biegsame- Organ. Die Sicherheit in der Technik und Literatur in der obersten Elaste, der vierte ordentl. Gymnasial-1 der Darstellungskunst giebt ihr jene künstlerische Ruhe und feste lehrer und Oberbibliothekar vr. Naumann, die Festrede über-1 Haltung, die man in der Regel bei Anfängern und selbst auch nommen, welche das Centrum dieser Feier au-machte. Der würdige I noch bei Darstellern, welche länger der Bühne angehören, vermißt. Redner zeigte in einer sehr gehaltreichen und auch literar-historisch I Sie vermochte deshalb das, was sie empfand und was überhaupt vorzüglich ausgestatteten Rede die Berechtigung Schillers zu dem I in ihren Kräften stebt, unbehindert zum A isoruck zu dringen, hohen Range, welchen ihm nicht allein Deutschland, sondern die I In der Anlage und Auffassung der Rolle, so wie in deren AuS- ganze gebildete Welt in der Reihe der bevorzugten Heroen der I emandersehung ist die treffttche Schule zu erkennen, au- der die Geisterwelt unter den größten Dichtern, Philosophen und Histori-1 Debütantin kervorgegangen. ,/Wahrheit, Natur und Einfachbeit" kern angewiesen hat, und die Ebenbürtigkeit der beiden großen I scheint das Motto dieser Lehrmethode zu sein. Möge die angehende Dichter Schiller und Goethe, welche die Vorsehung mit seltenen I Künstlerin nie vergessen, daß das ganze Geheimniß der Kunst Vorzügen des Geistes bei aller ursprünglichen Ungleichartigkeit der I darin besteht, die Natur treu zu copircn, und sie wird sich stets äußern Verhältnisse, zu denen Schiller sich erst habe von Schritt! in ihren Darstellungen Frische und Anmuth, jenes nicht dlos zu Schritt emporarbeiten müssen, gleichzeitig in seltener Verbindung I augenblicklich zündende, sondern auch zu dem Herzen dringende neben einander gestellt hätte, die wie zwei großmächtige, einander I und daher einen nachhaltigen Eindruck himerlassende Element be berührende Eichstämme in verschiedener Richtung himmelwärts I wahren, das bei ihrer ersten Leistung für sie gewann. Wohlthuend gewendet gewesen wären. — - zwar es, daß diese Jutta in der ganzen ungetrübten Weiblichkeit Hinter den Sprechern war in einer dunkel drapirten Nische I des sechszehnjährigen Mädchens erschien, wie sie sich d»r Dichter auf einem Postamente im Rücken des mit Guirlanden geschmückten I gedacht, wie er sie in jedem einzelnen Worte geschildert har. Es Doppelkatheders die lorbeerbekränzte Büste Schiller's im großen I freute mich schon, daß diesmal in dem Augenblick, wo Romeo Versammlungssaale des Gymnasiums aufgestellt. Achtzig Sänger I Julien zum ersten Male sieht, die bekannte, selbst von berühmten aber eröffneten unter Leitung des Gesanglehrers (Michler) die I Darstellerinnen, zu einem hierher nicht gehörenden Effect benutzte Feierlichkeit mit dem von Schulz componirten Lobgesang ,, Laut I Nuance mit dem Fallenlafsen der Maske oder deS Fächers ganz durch die Welten tönt" rc. Nach den Recitationen der Schüler I in Wegfall kam. Der poetischen sinnigen Auffassung des Charak- folgte aus Schiller's Festqesange an die Künstler ein von Mendels-1 ters entsprechend war die ganze Durchführung der Rolle. AlS sohn-Bartholdy componirter Chorgesang der Schüler: „Der Mensch-1 Höhepunkte der Leistung sind vor Allem die Balconscene und die heit Würde ist in eure Hand gegeben". Nach der Festrede des I großen Scenen des vierten Acts zu bezeichnen, in letzteren nament- v. Naumann verkündigte der Rector bei Nennung der edlen I lich die zart und duftig gehaltenen Momente. In der Ausführung Schenkgeber und ihrer dankenswerthen Gaben die Disposition ihrer I der Auftritte, in denen die Flamme einer großen, fast wilden Vertheilung für den folgenden Tag, um den Anwesenden den Besuch I Leidenschaft auflodert, wie z. B. im dritten Act, sah man aller- der unmittelbar folgenden akademischen Festfeier nicht zu beein-1 dings ebenfalls ein vollkommenes Verständniß der Situation und trächtigen, vertheilte aber sofort an die Sprecher die Exemplare I ein glühendes Erfassen deS hochtragischen Inhalts, allein um das des erwähnten Kupferstichs und kündigte 14 Schülern, welche I vollständig zum Ausdruck zu bringen, reichten die physischen Kräfie, nächst den vier Sprechern die besten Gedichte gefertigt halten, vier-1 namentlich die de- Organs, nicht immer ganz aus, wie das bei zehn überzählige Festgeschenke als Gaben der Erinnerung an. I einem so jungen Mädchen kaum anders sein kann. Auch ist nicht Den Schlußgesang machte der Choral von Silcher „Alles, was I zu verschweigen, daß bei dergleichen Stellen im Technischen zu- Oden hat, lobe den Herrn". ! weilen noch ein fast zu strenge- Festhatten an die von der Schule Der Act ward von den Behörden, Geistlichen, Aeltern und I gegebenen Vorschriften sich zeigte. Es schienen uns hier die ge- Andern sehr zahlreich besucht und mit großer Theilnahme beehrt. I gedenen Andeutungen noch nicht ganz der Herrschaft des eigenen Aum Schluß stehe noch die Notiz, welche zur Charakteristik I freien Willens und Vermögens unterworfen zu sein, der ganzen Feier einen erfreulichen Beitrag giebt. Vor Vertheilung I Das sind jedoch Dinge , welche wecer den glänzenden Erfolg der Theaterbillets resignirten eine Anzahl Gymnasiasten zu Gunsten ! dieses Debüts, noch das Verdienst des Lehrers der Debütantin, jüngerer Schüler des Progymnasiums, die Tell zu sehen seltener I am allerwenigsten aber die Bedeutung ihres schönen Talent- Gelegenheit haben oder noch nicht gesehen hatten, in dem Theater I schmälern können. Das Alles wird sich bei so großer Begabung, selbst aber, wo nicht alle Sitze fanden, ließen die größeren Schüler I bei einer so vortrefflichen künstlerischen Vorbereitung bald von selbst wie erwachsene Brüder die jüngern und kleinern Schüler, welche I finden; dafür gewährleistet das unverkennbare, von wahrer Ve das Stehen nicht aushalten konnten, sitzen und standen die Vor-1 geisterung für das Schöne getragene Sweben der Kunstnornze, der stellung hindurch, zum Beweis, daß in der Anstalt Pennalismus nicht den Uebermuth der größer» gegen die kleinern nährt, so wie daß der Geist Schiller's über die Jugend Humanität verbreitet. zu diesem Beginn ihrer Laufbahn nur Glück zu wünschen ist, die bei einem so soliden Grund und bei solcher Kunstgesinnung so leicht nicht auf Abwege gerathen wird, der man daher mit Gewißheit eine große künstlerische Zukunft Voraussagen kann. Dem Vernehmen nach wird Fräulein BaudiuS noch zu mehreren Malen in verschiedenartigen Rollen auflreten. So un zweideutig sich auch nach der überraschend glücklichen Lösung einer Au den angenehmen Pflichten de- Kritiker- gehört es, da-I so ganz besonder- schweren Aufgabe, wie die Julia, das bedeutende Seinige dazu beizutragen, daß jungm aufstrebenden Talenten der I Talent und die Vertrautheit der Debütantin mit der Technik ihrer Weg gebahnt, der Eintritt in die Oeffentlichkeit erleichtert werde, I Kunst herausstellte, so ist es doch unmöglich, nach einer einzigen vorausgesetzt, daß man e- auch in Wahrheit mit einem Talente I Gestaltung zu beurtheilen, bi- wie weit die Leistungsfähigkeit eine- zu thun hat und diese- mit vollem Bewußtsein der Größe und > Darsteller- reicht. Referent behält sich daher ein abschließende- Stadttheater.
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