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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-15
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1860
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U '' r. KN04 W hieß» RiMung dtzhalte ich Aich, wen« Zeparatvotum ttkA vc auch a, des Her vor, aus rn fromMenß br^ einen andetßn KanM , ^ ^ - Red«» diese» sottnellen Zweifel gehen »lt aber auch noch materielle Bedenken der wichtigsten Art bei. Zunächst vermisse ich im Entwürfe ein streng durchgeführteS Princip bezüglich der Stellung der Kirche zum Staate. Zwar ist im h. 3 die Selbstständigkeit der Kirche ausdrücklich anerkannt, ja die Motive sagen sogar, eS habe dieses Anerkenntnisses mit Rücksicht auf h. 57 der Verfassungsurkunde gar nicht erst bedurft. Dessenungeachtet haben die weiteren Bestimmungen deS Entwurfes dieses Anerkenntniß wieder so durchlöchert, daß schließlich wenig davon übrig geblieben ist und namentlich will eS mir scheinen, daß auS de» Entwürfe bas Kirchetweglücküt zuletzt bvch ät» «in von der Staatsbehörde ungetrenntes und absolutes hervorgegangen ist. Unsere geehrte Deputation hat nun zwar in richtiger Erkennt- der Noitzhßtndigkeit der selbstständigen Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten daS Ober-Consistorium auf -osten deS CulruS- minisierlums mit erweiterten Rechten anSgestattR. So sehr ich auch damit einverstanden bin, so bekenne ich doch, daß eine so völlig unverantwortliche Stellung des OberconsistoriumS dkr«»cheru gemeinde gegenüber mich sehr bedenklich macht. Denn wie schon von dem geehrten Vorredner Superintendenten vr. Lechler ausgesprochen worden ist, ein solches Oberconsistorium würde sich nicht im lebendigen Verkehre mit der Kirche befinden und es würde daraus mit der Zeit ein Hierarchismuß sich entwickeln, dm wir im Augenblicke noch gar nicht zu bemessen im Stande sind. Ueberhaupt, meine Herren, will eS mir scheinen, als wenn di« ganze neue Äehörden-Organisation gar zu sehr nach büreaukratischem Zuschnitte ausgefallen sei. Zwar scheint sie auf der breiten Basis det Kirchengemeinde zu beruhen, aber dieser künstliche und nur zu weitläuftige Behördenaufbau benimmt dieser Basis wieder völlig ihren Wetth und schließlich wird dm Kirchenvorständen wenig mehr übrig bleiben, al- die Ausübung der Kirchenpolizei. Ebenso macht mich die Zusammenstellung und die Befugniß- auöstattung der Synode bedenklich. ES ist Mstverständlich, daß in der Synode das geistliche Element niemals vermißt werden kann und darf, aber es darf darin auch nicht überwiegend sein. DaS iß aber der Fall. Wenn auch gesagt werde« will, die Zahl der weltlichen und geistlichen Mitglieder sei die gleiche, so wird es doch den geistlichen Mitgliedern sehr wenig schwer werden, einige weltliche Stimme« zu sich herüberzuziehen, um so mit der Zeit die Synode selbst zu beherrschen und endlich gar vielleicht die Geistlichen auS Dienern der Kirche in die Herren der Kirche um- zuwandeln. Di« Befugnisse der Synode anlangend, so würde deren Betheiligung an den kirchlichen Angelegenheiten, stände ihr nicht das Recht des Antrags und der Beschwerde zu, ganz in die Hand des KirchenregimentS gegeben sein. Kerner noch vermisse ich in dem Entwürfe irgend welche Be stimmungen über die Stellung der Schule zur Kirche und der Kirche zur Schule. Diese halte ich für durchaus unerläßlich. Endlich aber, meine Herren, erachte ich mich noch dringend verpflichtet, zu erwähnen, daß mich die Aufnahme der HH. 1 und 2 in die Kirchenverfassung überrascht, ich möchte fast sagm, mein Gefühl schmerzlich berührt hat. Verstehen Sie mich nicht falsch. Nach meiner Auffassung handelt eS sich dämm, durch die Kirchen verfassung eine äußere Form zu finden, nach welcher die Kirche ihre Angeleaenheiten selbstständig ordnet. In eine solche gehören meiner tiefsten Ueberzeugung nach die fundamentalen Glaubens sätze, welche daS innerste und eigenste Wesen unserer Kirche aus machen, nicht! Ja! Ich halte eS für unendlich bedenklich, die selben der Gefahr einer DiScussion in einer politischen Versamm lung auSzusetzen und selbst die, zwar nicht von mir gefürchtete^ aber immerhin gegebene Möglichkeit, daß sie irgend wie mit un zarter Hand berührt werden könnten, muß im Voraus abge schnitten werden. Alle diese Bedenken, meine hochgeehrten Herren, haben mich schon um ihrer willen zu dem von Zehmenschen Separatvotum gedrängt, wenn auch, ich wiederhole eS, aus anderen Motiven, als den Herrn Separatvotanten, ja, ich bin in dieser Ansicht noch durch die Schlußworte des Herrn Ministers selbst bestärkt worden. Der Herr Minister sagte un-, man möge in dieser Angelegenheit vorsichtig zu Werke gehen und diese Vorsicht ist eS namentlich, die ich mir zur Richtschnur in dieser überaus wichtigen Frage ge nommen habe. Dieser Separatantrag hat aber auch noch auS anderen Grün» dm für mich einen besonderen Werth. Auch anderwärts, meine Herren, machen sich gerade in der Jetztzeit Bestrebungen und Ver suche «egen Aufstellung von Kirchenordnungen geltend; ich er wähne hier nur Baden. Und ich sollte meinen, daß wir die dort zu machenden Erfahrungen noch recht gut abwarten und seiner Zeit für uns benutzen könnten, und die- um so mehr, alS dir Zeit, die zur Prüfling des ganzen Entwurfs gestattet war, mir alS zu knapp abgemessen erscheint. Bin ich recht unterrichtet, so war der Entwurf vor dem Zusammentritt der Awischendeputation nur den höchsten Behörden bekannt. Ich habe nicht gehört, daß irgend «in dazu damfeneS Organ i» Eands zu «iner Osgutachtung veranlaßt worden «Lre. Weder die Superintendenten dr< tandeS, noch die theoidgißche RacnRät der EandeSuntversträt, noch die Con- sistortalbehörden der Krei-diattion« Hube« irgend wie Geiegenheit gefunden, über diesen Entwurf sich gutachtlich auSzusprechen. Ich sollte meinen, daß dies um so «ünschenSwerther gewesen sei, als wir ja auch auf anderen Gebieten der Gesetzgebung erfahren ha ben, welchen wohlthätigen Einfluß die allgemein freigegebene Kritik so weittragender Gesetze ausüdt. Ich erinnere nur an daS Civilgefrtzbuch, an die Gewerbegesetzgebung. Beide waren voll ständig au-gearbeitet und beide wurden in Folge der darüber aus gesprochenen Kritiken von der hohen Staatsregierung wieder zurück gezogen. Ich glaube, wir haben dies nicht zu bedauern gehabt, sondern wir d-be» im Geaenrtzeil der Hoden Scaatörqsierung nur sott Herze« zu stqett- daß sie sich z» dieser Rücknahme rechtzeitig entschlossen hat. Betrachten auch wir daher die bis herige und noch bevorstehende Prüfung des Entwurfs nur als ein« Vvvackbeit, als bi« erste Lesung, und wir »ttden wohl, sehr wohl daran thun. Wenn ich recht zwischen dkn Zillen beider Bericht« der l. und N. Kammer gelesen habe, sd scheinen die Deputationen selbst dasselbe empfunden zu haben, wenigstens will e»k ckS so vsrßommen, alS ob die Empfehlung zur Annahme des Entwurfs nicht so recht aus dem vollen und freudigen Bewußtsein hervorgeaangen sei, daß matt mit bevlsikbm das Rechte getroffen habe. Dessenungeachtet, meine Herren, schließe ich mit dem wie derholten Ausdrucke des Dankes gegen die hohe StaatsreAerung, dich sie di« Lcksiitttz dieses hochwichtigen Werkes mit der Vorlage diese- Entwurfs vorbereitet und ungebahnt hat, und ebenso gegen »e geehrt« Drputation wegen der mühevollen und ausgezeichneten DerichtSerstattung. Möge dieselbe darin, daß ich mich dem Se paratvotum zuwende, nicht eine Verkennung ihre- hohen Ver dienstes um dieses Werk erblicken; denn, meine Herren, ich spreche aus voller Ueberzeugung aus, es ist weit schwerer, eln Werk, mit dessen Grundsätzen man sich nicht ganz einverstehen kann, zu amendiren, als dasselbe von HauS aus neu zu bearbeiten. Der vorhin bereits angedeutete Antrag, den ich mir einzubringen erlaube, ist folgender: Unter Punct ». deS von Aehmenschen Se- auf Au- paratvotums fodgenden Zusatz anzufügen: „Zu dem Ende Hocydreselbe ersuchen: Sie wolle noch diesem Landtage den Ständen einen Gesetzentwurf über sammensetzung, Wahl und Einberufung einer Vorsynode zur Berathung einer evangelisch-lutherischen Kirchenordnung vor legen, und daS Ergebmß dieser Berathung der nächsten Stände- Versammlung zur Zustimmung ziehen lassen." ' Meine hochgeehrten Herren, der Antrag unterscheidet sich von dem des Herrn von Aehmen nur dadurch, daß, wenn dieser das gesammte Material lediglich drr hohen Staat-regierung zttr Er wägung zurück geben will, ich dagegen beabsichtige, daß dieses Material auch noch von den Vertretern der Kirche selbst miterwoaen werde. Ich bitte Sie, meine Herren, entziehen Sie diesem An träge Ihre Erwägung nicht; den Herrn Präsident aber ersuche ich, denselben zur Unterstützung zu lwingen. Schulnachricht. Die Feier des köniql. Geburtstage- (am 12. D«cbr.) wurde in dem Gymnasium zu St. Nicolai, wozu der Rector Prof. Nobbe durch ein Programm mit einer lateinischen Festrede eingeladen hatte, mit Gesang und Recitation mehrerer zu einem große» Lheil eigener lateinischer und deutscher Gedichte durch Schüler aller Classen, so wie durch einen von dem Adjunct vr. Hultgren gehaltenen Vortrag über den großen Sänger Dante begangen, welcher um so größeres Interesse bei allen Anwesenden erregte, je eingehender er das gelehrte Studium, welches der hohe Geburtstäger dem Dichter gewidmet, nach allen wissenschaftlichen Seiten hin beleuch tete und auch das poetische Verdienst des PhilatetheS anschaulich darstellte. Dann vertheilte der Rector an die Schüler Freistellen, Stipendien, Bücherprämien und eine Anzahl von dem Buchhändler Herrn Brandstetter für diesen Zweck geschenkt« Bücher. Den Schluß machte das Sachsenlied. Äls eine Merkwürdigkeit Leipzigs dürfte gewiß di« „Pappelallee" ans d«r äußeren Dresdner Straße zu bezeichnen sein, denn zwei unregelmäßiger«, lückenhaftere und verkümmerter« Baumrechen find wohl kaum wo ander- zu finden! Die wenigen größer«, rheittveise durch de» -«ihn der Zeit au»g«- höhltea, altersschwachen Pappeln stehen, selbst im Sommer, wie traurig« Mahner alles Vergänglich« und Hinfälligen auf dieser Erde, neben den jüngeren, lückenhaft angepflanzten Genossen da, die trotz aller Mühe des Straßenbeamten nicht zum Gedeihen zu bringen sind und fast alljährig durch neue dünne Bäumchen ersetzt werden müssen. — Es ist wirklich räthselhaft, wie unsere städtische Behörde, die so viel ästhetischen Sinn für Verschönerung und
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