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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186102285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18610228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18610228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1861
- Monat1861-02
- Tag1861-02-28
- Monat1861-02
- Jahr1861
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1861
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888 leider außerordentlich wenig gepflegt worden ist — zu handeln, wenn wir dem gedachten Vereine und seinem kunstsinnigen unermüdlichen Dirigenten, Herrn Musikdirettor Carl Riedel, für die vielen vortrefflichen Leistungen, durch welche da- hiesige Publicum in den letzten Jahren erfreut wurde, öffentlich unfern aufrichtigen Dank und unsere größte Anerkennung aussprechen. Man muß die auf wahre Kunstbegeisterung sich gründende Ausdauer des Herrn Musikdirettor Riedel bewundern, welcher eS, trotz aller ihm von verschiedenen Seiten in den Weg gelegten Schwierigkeiten, dahin gebracht hat, binnen wenigen Jahren seinem Vereine — dem wir zum größten Theile die edelsten musikalischen Genüsse verdanken, welche unser Leipzig gegenwärtig bietet — einen solchen Namen zu verschaffen, daß derselbe in allen musikali schen Kreisen Deutschlands mit Auszeichnung genannt wird. Möge der würdige Mann, dessen uneigennütziges künstlerisches Wirken immer mehr und mehr anerkannt wird, unserer Stadt noch lange erhalten bleiben, und mögen seine kunstgebildeten Freunde, welche zu dem kräftigen Emporblühen des Vereines wesentlich mitgewirkt haben, ihm ferner treu zur Seite stehen! Wir sprechen ferner den Wunsch aus, daß noch recht viele musikalische Kräfte, kleinliche Eifersucht unterdrückend, dem Riedel- schen Vereine sich anschließen und alle Musikfreunde Leipzigs eS für eine Ehrenpflicht halten mögen, dem Vereine als nicht active Mitglieder beizutreten und zu diesem Zwecke ihre Namen in die in der Musikalienhandlung des Herrn Kahnt, Neumarkt Nr. 16, ausliegende Liste der Mitglieder des Vereins einzutragen, damit derselbe in den Stand gesetzt werde, auf den betretenen Pfaden weiter fortzuschrcUen! Das Wirken des Riedel'schen Vereins ist ein für unsere Kunst zustande so bedeutendes und für die allgemeine musikalische Bildung der diesigen Bevölkerung ein so einflußreiches, daß wohl mit Recht die Frage aufgeworfen werden könnte, ob nicht der Stadt die Ver pflichtung obliege, aus ihren Mitteln dem Vereine, so lange er in der bisherigen Weise den edelsten Kunstzwecken huldigt, einen ' jährlichen Zuschuß zu gewähren. Wir schließen diese Zeilen mit der Bemerkung, daß die am nächsten Bußtage in der hiesigen Thomaskirche ftatrsindende Auf führung der „Johannes-PassionS-Musik" insofern einen besonderen Genuß gewähren wird, ais sicherem Vernehmen nach für Aus führung der Solostimmen anerkannt tüchtige Kräfte — Frau vr. Reck am, Fräulein Lessiak, Herr Opernsänger Krause auS Berlin, Herr Opernsänger Wallen re iter von hier und Herr Musikdirettor John aus Halle — gewonnen worden sind. Mehrere Musikfreunde. Stadttheater. Eine der französischen Conversations-Opern, die noch in der Blürhezeit dieses Genres entstanden, sich daher ihrer Zeit großer Beliebtheit erfreute und auch in Deutschland eine gewisse Popu larität erlangte, ist „die Braut". Wenn es auch nicht auf dem Zettel stände, wer die Urheber dieses anmuthigen Werks sind, so würde man doch schon aus der Ouvertüre den Componiften, aus den ersten Scenen den Dichter erkennen, denn aus jeder Note blickt der liebenswürdige Auber heraus, und so geschickt konnte nur der erst vor wenigen Tagen in hohem Alter schnell und leicht gestorbene Scribe aus einem an sich kleinen Stoff ein pikantes Libretto zurecht machen. Es kam dem Dichter des „Glas Wasser" und anderer zahlloser Lustspiele und Schauspiele bei seinen nicht minder zahlreichen Operntexten auf Unwahrschein lichkeiten und dergleichen freilich nicht sehr an — nehmen wir Werke wie etwa „die weiße Dame", „Maurer und Schlosser", „die Stumme von Portici", „die Jüdin" auü — allein er weiß auch für solche Mängel zu entschädigen und uns so leicht darüber hinwegzuführen, daß man ihm nicht zürnen kann. Scribe war — abgesehen von seinen großen Verdiensten um das feine Lustspiel und Conversationsftück — der fruchtbarste und beste Li brettist der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Die größten der neueren Tonmeister französischer Nation schätzten sich glücklich, von ihm einen Text zu erhalten, weil ihren Werken bei einer Scribeschen Unterlage ein gutes Theil deS Erfolgs von vorn her ein gesichert war. Auch Meyerbeer ist dem geistreichen Schrift steller zu großem Dank verpflichtet, wenn auch die Textbücher „Robert der Teufel", „Hugenotten" und „Prophet" gerade nicht zu Scribe'S besten derartigen Werken gehören. Wenn doch in Deutschland einmal ein Scribe zum Heile unserer dramatischen Musik aufstehen möchte! Am liebsten arbeitete Scribe wohl für den ihm in vieler Be ziehung geistesverwandten Auber. Beide schufen im Verein eine große Menge Opern — ernste und komische — deren Mehrzahl allerdings schon vergessen ist, unter denen sich jedoch auch Werke befinden, die Epoche machend in der Kunstgeschichte sind und da her für alle Zeiten Werth behalten werden: „die Stumme von Portici" ist z. B. ein Kunstwerk, wie es nicht in jedem Jahr zehnt erscheint, ebenso sind „Maurer und Schlosser", „Fra Dia- volo", „Teufel- Antheil" als komische Opern mustergültig. Die Oper „die Braut" erschien, wenn wir nicht irren, bald »ach „Kra Diavolo", steht jedoch nicht auf gleicher Höhe wie diese- reizende und charakteristische Werk. Die Oper „die Braut" ist ei« echt französisches fein zugespihteS und stark gewürzte- Lustspiel, da- von einer perlenden, frisch und keck übersprudelnden Mufik illustrirt wird. Ein Werk dieser Art muß sehr brillant gesungen und vorzugsweise fein und lebendig gespielt werden, wenn e- seine volle Wirkung erreichen soll. Bei der Aufführung der hier seit beinahe einem Vierteljahrhundert nicht mehr gegebenm Oper am 26. Februar konnte diesen Erfordernissen nicht ganz entsprochen werden, obgleich da- Werk mit anerkennen-werther Sorgfalt ein- studirt und in Scene gesetzt war. Mehrere der beschäftigten Sänger waren an diesem Abend nicht günstig diSponirt und gerade die Repräsentantin der Hauptpartie, Fräulein von Ehrenberg, hatte am meisten unter diesem Uebelstand zu leiden, so daß wir diesmal selbst in ihrem Spiel die gewohnte Lebendigkeit und Ge wandtheit vermissen mußten. Herr Poung suchte mit zum Theil gutem Erfolg durch hübsche Darstellung für die Indisposition seines Stimmorqans schadlos zu halten. Herr Bernard leistete in dem nicht sehr bedeutenden gesanglichen Theile seiner Partie Befriedigendes, ließ jedoch in der Darstellung viel zu wünschen übrig. Auch möchten wir diesem so schätzenSwerthen Sänger wohlmeinend empfehlen, bei der Wiederholung der Oper etwa mehr Sorgfalt auf die Wahl de- Costüms zu verwenden. — Die besten Leistungen de- Abend- im Gesang wie im Spiel gaben Herr Bertram und Frau Bachmann, wie auch die kleine Rolle der Minna durch Fräulein Karg gut besetzt war. F. Gleich. Me Pappeln. Wenn über die vielen Nachtheile der Pappel überhaupt wohl kein Zweifel mehr herrschen dürfte, so muß eS um so mehr auf- fallen, daß man diesen Baum in unfern nächsten Umgebungen immer noch hegt und neu anpflanzt. Man hat ihn allerdings aus unseren städtischen Anlagen fast ganz entfernt und nur hier und da einzelne stehen lassen, die auch zur Abwechselung in den Baumgruppen zu erhalten sein dürften. Dagegen wird sich nichts einwenden lassen; allein warum man die Pappeln auf unfern städtischen Chausseen, selbst innerhalb der Stadt, wie an der Dresd ner Straße, noch immer hegt und pflegt, ist kaum erklärlich. Was könnten unsere städtischen Chausseen sein, wenn sie mit Lmden- oder Kastanienalleen bepflanzt worden wären! Freilich ist die Umwandlung der langweiligen Pappelalleen nicht leicht, aber wo Nützlichkeit und Schönheit sich vereinen diese Veränderung zum allgemeinen Besten anzuempfehlen, sollte man nicht länger säumen sie ins Werk zu setzen. Allerdings genügt es nicht, die Pappeln zu entfernen, wie man auf der äußeren Aeitzer Straße gethan hat, die dadurch zu einem der unangenehmsten staubigsten Wege geworden ist. Es ist auch nicht rathsam, sogleich mit einem Vernichtungskrieg gegen sämmlliche Pappeln auf den Chausseen zu beginnen; obgleich sie durch das Hagelwetter sehr geletten haben, könnten sie immerhin noch einige Jahre erhalten werden, um die Straßen nicht sofort in einen zu kahlen Zustand zu versetzen. Wir sind der Meinung, es wäre dem Uebel nach und nach abzuhelfen und am gründ lichsten, wenn man damit eine Reform unserer städtischen Chausseen überhaupt verbinden wollte. Daß auch diese ein Er fordernd der Neuzeit ist, darüber ist wohl wenig Zweifel. Unser Vorschlag in diesem Sinne wäre ungefähr folgender: Zuerst ent ferne man die verkrüppelten und kaum einen Ertrag gewährenden Obstbäume an den Straßen gänzlich, erhöhe die Fußwege nach der äußeren Grenzlinie und gebe ihnen Fall nach der Fahrstraße, von der man sie durch eine Tagerinne trennt (die hinter den vorerst noch zu erhaltenden Pappeln läuft); für da- Ablaufen de- Wassers lege man in gemessenen Entfernungen Thonröhren unter den Fuß wegen nach den Dämmen oder Gräben. Nun pflanze man an der äußeren Seite der Fußwege an die Stelle der Obstbäume Linden, Kastanien oder sonst andere Bäume, die Sachverständige für die der Localität angemessen am geeignetsten halten mögen. Erst nachdem diese Bäume Wurzel geschlagen und anfangen ihre Kronen zu entfalten, entferne man die Pappeln. Als Vorbild dieser Straßenanlage schwebt un- die überau schön gehaltene frühere Bauhener jetzt Schillerstraße in Dresden vor, wie denn überhaupt die Umgebungen Dresden- reich an schattigen Alleen sind. Wir mit unserer von der Natur so wenig begünstigten Umgebung sollten um so mehr Gorge tragen durch Kunst nachzuhelfen und zu verbessern, wo wir können. Auch darin kann jene Straße al- Muster dienen, daß sie nicht das ganze Jahr hindurch mit Steinhaufen garnirt ist, durch deren Zerklopfen der Vorübergehende Gefahr läuft. Nachdem unsere benachbarten Dörfer zu volkreichen Vorstädten angewachsen sind, dürfte eS wohl auch eine- Opfers werth sein, die dahin führenden Straßen in einen besseren Zustand zu ver sehen. Die Kosten der hier vorgeschlagenen Umgestaltung werden nicht unerschwinglich sein. Wir erlauben un- diesen Gegenstand der besonderen Berücksichtigung auch unsere- Stadtverordneten-
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