Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186104137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18610413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18610413
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1861
- Monat1861-04
- Tag1861-04-13
- Monat1861-04
- Jahr1861
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1861
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1736 getreten Ist, daß die Baumwolle zu einer steigenden Tendenz über gehen mußte. Die künftige Ernte wird sicher geringer ausfallen. Die amerikanische Einfuhr hat sich nach den letzten MonatSaus- weisen gegen die gleiche Zeit des Vorjahrs vermindert. Die Ex porteure von Baumwolle beobachten bereit- eine zurückhaltende Stellung. Der Versuch des Südens, sich von Neuyork zu emancipiren, wird, wie schon früher, aus den verschiedensten wirtschaftlichen Gründen nicht gelingen und glauben auch wir mit dem von dem hiesigen Bankhause Knauth Nachod L Kühne ausgegebenen Expose, duß in der Baumwollverschiffung sich gegen bisher wenig ändern wird. Den Auswandererstrom nach Süden zu lenken, wird der neuen Regierung natürlich unmöglich sein und so werden die Arbeiterverhältnisse für den Getreidebau kaum besser. Alabama, Florida, Georgia, Missisippi, Südcarolina, die hauptsächlichsten Baumwollenstaaten, hatten nach dem letzten Census (1850) 1,565,570 Weiße und 1,458,689 S.laven und freie Farbige, also ziemlich 50«/o Sclaven! Den empfindlichsten Schlag hat der Norden sich selbst und dem europäischen Exporthandel durch den lediglich im Interesse besonders pennsylvanischer Fabrikanten erlassenen neuen Tarif (von Morril-Simons) versetzt. Die Folgen müssen sich bald zeigen. Wir kommen vielleicht in einem besonderen Artikel darauf zurück. England leidet bereit- unter dem Einfluß der amerikanischen Wirren bedeutend. Der Eapitalmangel ist drückend, wie der Diskont am besten beweist. Die Ursachen diese- Eapitalmangels, über welche so verschiedene irrige Ansichten aufgestellt sind, erklären sich einfach au- dem abnormen Verhältniß zwischen Ausfuhr und Einfuhr. Erste« stieg in 1860 von 130,41 l,529 L. auf 135,842,817 L., die Einfuhr betrug dagegen bis 30. November 1860 (weiter reichen die amtlichen Nachweise nicht) auf 141,887,078 8 (1859: 122,538,794 L., 1858: 115,146,085 L ), also 22, ro^. 29 Mill. mehr! Hierunter allein für W.azen 14,010,570 L.! Die Ernte war schlecht gewesen; die amerikanischen Exporteure beschleunigten ihren Export, weil Niemand wußte, wie lange die Wirren den Weg offen ließen; die disponibel» Hilfsmittel wurden somit stark in Anspruch genommen. Hierzu kommt, daß, während die Metall- zufuhr au- den Vereinigten Staaten in . 1859: 9,672,981 L., - Australien . . 8,627,854 - in La. 18,300,835 L., betragen hatte, sie im Jahre 1860 nur: . . 4,792,582 - und 6,719,857 - somit 11,512,439 L. betrug, außerdem aber noch 1,727,220 L. Gold von England nach Amerika exportirt wurde, also im umgekehrten Wege. Eng land sieht sich gegenwärtig ängstlich nach anderen Pflanzstätten von Baumwolle um und selbst die Regierung hat sich Berichte der auswärtigen Eonsularagenten über diese Frage erstatten lassen, welche Palmerfton sich herbeiließ, der „ Üritisb - Ootlou - Luxxl^- ^.„oeirrtiou" mitzutheilen. Rußland arbeitet noch mit neuen Experimenten an der Her stellung seines Geldwesen-, zu der die Ermächtigung der Staatsbank zur Emission von 100 Millionen BankbillelS zum Betrage von 300 S.-R. pr. Billet beizutragen bestimmt ist. Zunächst sind nur 12 Millionen zur Emission gelangt, welche das Umsatzkapital verstärken sollen. Eine Besserung der Geldverhältnisse ist gegen wärtig bet der Durchführung der Bauernemancipation, bei den eroberungssüchtigen Wühlereien jenseit der Donau und Unruhen in Polen nicht zu erwarten. Der Geldmangel ist drückend und findet seinen Ausdruck im Diskont, im niedrigen Stande aller Werthpapiere und in der allgemeinen Lähmung der Industrie. Von Oesterreich hat der letzte klarere Monatsausweis der Nationalbank in materieller und formeller Beziehung, ebenso die Nachricht, daß da- Finanzministerium beabsichtigt, die Einlösung der in Silber zahlbaren Coupons nicht mehr in Banknoten mit Aufgeld, sondern in effektivem Silber vorzunehmen, sowie die Wiederaufnahme der Zahlungen in klingender Münze im lom bardisch-venetianischen Königreiche günstig gewirkt. Wir würden uns au- den gewichtigsten nationalökonomischen Gründen freuen, wenn Oesterreich hiermit den ersten, wenn auch schwachen Recon- valescentenschritt über die Krisis hinweg signalisiren könnte. Aus politischem Haß O.sterreichs Bankrott zu wünschen ist zugleich ein Aeugniß wirthschaftlicher Ignoranz. Oesterreichs Bankrott wäre eine Nationalcalamität, ein Verlust deutschen CapitalS, der, während er heut schon vielleicht 1200 Mill. fl. beträgt, sich auf mehr als 3000 Mill. belaufen würde. Welchen Rückschlag würde eine solche Katastrophe auf Handel, Industrie und, mittelbar, selbst auf die Wehrfähigkeit Deutschlands auSüben! Die allgemeinere Gefahr eines noch mehr steigenden SilberagioS ist die, daß öster reichische- Getreide, welche- nicht mit dem Agio gleichen Schritt hält, das deutsche Getreide auf oder auch unter die Produktions kosten drücken würde. Schon jetzt verdrängt österreichische- Getreide das würtembergische auf den Schweizermärkten und geht bi- Frank reich, österreichisches Vieh erscheint auf den Märkten de- süd westlichen Deutschland-. Was den Zollverein anlanqt, so zeigten die letzten Ausweise der deutschen Diskonto- und Aettelbanken am deutlichsten die all gemeine Muthlosigkeit und Stille im Warengeschäft, in welchem alle Spekulation fehlt- Sie wiesen beschränkte Geldnachfcage und Geldüberfluß nach, so daß in ausländischen Wechseln Veranlagungen gemacht worden waren. Niemand weiß, was der kommende Morgen bringt. Nach d^rn Armee-Moniteur hält Frankreich gegenwärtig über 600,000 Mann unter den Waffen, eine nicht eben ermuthi- gende Notiz für die europäische Handelswelt. Die Klagen der französischen Geschäftswelt kommen frei durch englische Journale an die Oeffentlichkeit und man sieht genügend, daß die Situation die gleiche wie bei un- ist. Einen wesentlich erweiterten Markt hat der deutsche Zollverein durch die Einführung des sardinischen Zolltarifes in ganz Mittel und Untcritalien erlangt. In einer Frieden-Periode würde der Erfolg bedeutend sein, wie er sich schon einigermaßen für deutsche Tuche geltend gemacht hat. Nach den ebengegebenen Notizen dürfte da- Ausland auf gegen wärtiger Messe nur wenig vertreten sein und da- Geschäft für den Zollverein sich auf den nothwendigsten Bedarf der mehr un mittelbaren Bedürfnisse erstrecken. Alle dem alltäglichen Consum ferner liegenden Waarenbranchen werden kaum einen befriedigenden Markt finden, die reinen Luxusartikel aber am schlimmsten von der allgemeinen Ungunst der äußeren und inneren Verhältnisse Europa'- und Amerika'S getroffen werden Ue-e -es Abgeordneten Dr. Hegner bei der Debatte über die kurhessische Frage. Der Vizepräsident verkündete in seiner Rede die Aera einer volkstümlichen Politik, die ihre Basis in dem freisinnigen Ver fassungsleben Preußen- habe. Das drang angenehm zu meinen Ohren und meine Augen wendeten sich an den Miniftertisch. Leider sah ich da keine Aenderung, keiner volksthümlichen Politik Platz gemacht. Die Freude war zuerst um so größer, weil ich es lebhaft beklage, daß unser Ministerium so eine feindselige Politik gegen den Bruderftaat Preußen verfolgt. Ich muß mich jetzt überzeugen, daß der Redner nur die öffentliche Meinung, die politische Strömung und Hebung de- Volk- hat kennzeichnen wollen. Un- Sachsen ist allerdings die Stammesindividualität heilig, so heilig wie andern deutschen Stämmen; wir sind weder Preussen- feinde noch Preußenfreunde, vor allem sind wir Deutsche, wie rS die Preußen auch sind. Wir lieben aber Preußen als deutschen Großstaat, mit dem unsere geistigen, materiellen, unsere religiösen Interessen innig verwebt, innig verknüpft sind; wir, da- Volk, leiden aber nicht an verbissenem Preußenhaß wie die Organe un serer Regierung. Die Herolde dieser Politik kommen mir aber immer vor wie König LerxeS; der ließ da- Meer peitschen, weil es sein unhaltbares, hinfälliges Bauwerk zerstörte. Der Adg. vr. Hermann hat un- viel schätzbare- Material geliefert, er hat un- eine ausführliche Kritik der hessischen Ver fassung vorgefühtt; ob er den Hessen, denen die- eigentlich an geht, einen Dienst erwiesen, weiß ich nicht; un- Sachsen gehl die- gar nicht- an, und mein verehrter Freund Abg. CichoriuS war es, der den richtigen Standpunkt bezeichnete, den Standpunkt des Recht- und abermals de- Recht-. Die kurhessische Frage, welche die Redner vor mir nach allen Seiten hin schon erschöpfend besprochen, ist auch eine Frage criminalrechtlicher Natur. Es fragt sich vor Allem: ist diese hessische Verfassung von 1831 eine vereinbarte, vereinbart durch alle gesetzgebenden Faktoren, ist diese Verfassung beschworen? Ist e- Eidbruch, wenn man eine solche vereinbarte und heilig beschworene Verfassung einseitig bricht? Warum sollte nicht in Eassel, Wilhelm-Höhe derselbe Begriff über Eidbruch herrschen als in unserm naheliegenden kleinen be scheidenen Waldheim. Man wird mir antworten, solche Fragen sind unzeitaemäße Mißverständnisse der praktischen Staat-männlichkeit und stünden auf der im Jahr de- Heil-, der Reaktion 1850 überschrittenen niederen Stufe bloßer Mannesehrlichi'eit. Ich weiß dieß wohl, da- Ideal, da- Vorbild, da- leuchtende Muster aller praktischen Staatsmänner, der Hauptmatador dieses Geschlecht-, Han- Daniel Hassenpflug hat die hessische Verfassung unter den Bajonetten der selben Baiern gebrochen, deren muthige, rechtfühlende Volksver tretung ihre Regierung aufgefordert hat, dem braven Brudervolk in Hessen die genommenen Rechte wieder zu verschaffen. So lange die praktische Staat-kunst unter dem Schuhe der Bajonette, der solidarischen Reaktion arbeitet, wird sie ihre Werke mühsam aufrecht erhalten; so wie ihr aber die Gewalt fehlt, fehlt ihr der Athen, zum Leben und ein leiser Hauch der Freiheit stürzt solche auf Verfassung-bruch gestützte morsche Gebäude wie ein Kartenhau- um. Dieß mögen sich die Herren Diplomaten wohl merken, daß Attentate auf die heiligen Rechte de- Volk-, auf die allerseits beschworenen Verfassungen, der Autorität de- konstitutio nellen Leben-, dem Nimbu- der Kronen, mehr schaden al- die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder