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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187310143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-14
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1873
- Autor
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Erschein t«-ttch früh 6»/, Uhr. «ebart«,» «» «wtttü-» IohannISgafse 3Z. VkMttw. Rrdarttur Fr. HSttnrr. Sorechfinntze d. Redaction r»« lt-N Uhr N«ch»M»,» »«, 4—» Udr «<r für die nächst- ««lde Rnmmer beftimmrrn SmL W «Schemas«, dis «Uhr NschHiitiags. an «o..n- «tz-eftttgen früh dis '/',9 Uhr. -MltfitZ,s»alt»a»aahwk: Otto Klnmn, UmvrrsttätSstr. 22, Louis L Licht. Halnstr. 21. Part. Anzeiger. UWbiatl de- Kömgl. Bezirksgerichts imd des Raths dn Stadl Leipzig. Meß-A«sl«ge 11.200. Ab«»»rmciil,»rrts vtetteltährlich 1 Thlr. 1L Nar, tncl. Vringerlohn l Thlr. 20Rgr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. Belegexemplar 1 Ngr. Vebührm für Extrabeilagen ohne Postbciörderung 11 Thlr. mit Postbefvrderung 14 Thlr. Zasenttr SgespaltmeBourgoiSzeile 1'/,Ngr. Größere Schriften laut unserem PreiSverzrichniß. Reklame» unter -. Redaeliourstetch dir Spaltzeile 2 Ngr. W 287. Dienstag den 14. October. 1873. Bekanntmachung. L«r»i» tz« M-Werke- ,»d Per« Ges^ dm« ^ Uprll ^vör.^«. erlassen« LuSffthruug-verorduong «§r «» L». Oct»ßer d. 2». so,«k--»er ist nach der zu» ^ vom S. dess. Mt-. »ach et«e« halbe» Jahresbetra>e m rutrichte», und werden die hiesigen Steuerpflichtigen hierdurch aufgefordert, ihre Steuerbeträge für dich» Termin nebst den städtischen Gefällen, welche letztere I) - « Ngr — au? jede» Gte»erthaler de» jährliche» KataOersatze« Hel dg« Burger» «»d alle» so»O »eit «t»hejte«» L Lhlr. »r-e»tltcher Gteaer «»h darLber brigez«ae»e» Persoue», sowie ») — » Ngr. — aus jede« Gteuerthaler de« jährliche» Katafiersatze« hei de» »«ter L) »icht »tt grtroffe«»» Gch»tzverWaadte« irtreaen, btuue» LL Lage« »ach deurfelbe» a« die Gtadt-Gte»er-<St»«ah«e allhte» vSuctlich abzuführen, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Säumigen cilltrrten müssen. Hierbei werden die hiesigen Principale, Meister und sonstig« Arbeitgeber veranlaßt, bei Ber. «eidung einer Ordnungsstrafe von l Thlr. bi- 5 Thlr. alle feit dem l. Termine d. I. vorgegangenen -ersonalveränderungen vo« solche» »1t »i«desteuS 1 Thlr. — — u»d darüber Personal«Steuerpflichtige», sowohl entlaffenen wie eingestellten Gchülfen w. binnen 8 Tagen bei vorgenannter Recepturstelle schriftlich anzuzcigen, und werden Formulare dieser 8eräuveruug»«Anzeigcn auf Verlangen RathhauS II. Etage — Zimmer Nr. 13 — verabreicht. Leipzig, den 7. October 1873. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr 1k och. Laube. Bekanntmachung. Herr A. H. tzNa»« beabsichtigt in seinem hier an der Pleißengafie unter Nr. 18b gele» genen Grundstücke, Nr. 12 Abth. S de- BrandversicherungS-LatasterS, Nr. de« Flurbuch« und Fol. 877 de« Grund- und HhpothekenbuchS für die Stadt Leipzig eine Schlächterei zu erricht«. Wir bring« diese- Unternehmen hierdurch zur öffentlichen Ikenntniß mit der Aufforderung, ttwaige Einwendungen dagegen, welche nicht auf prioatrechtltchen Titeln beruhen, bei deren Verlust btaaen 14 Tagen mrd längsten« a» 28. Oktober 187S bei un« anzubring«, wogegen Einwendungen, welche auf besonderen privatrechtlicheu Titeln be ruh«, ohne daß von der Erledigung derselben die Geuehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen sind. Leipzig, am 11. October 1873. Der Nath der Stabt SetpztO. vr. 1k och. vr. Reichel. Bekanntmachung. Beim hiesig« Eichamte ist ein Expedient und Lasstrer mit 4V0 Thlr. jährlichem Gehalt anzustellen. Derselbe hat eine Eaution von 200 Thlr. zu leisten. Diejenig«, welche sich um diese mit PenfionSberechtiguna verbundene Stelle bewerben wollen, haben ihre die-fallsig« schriftlichen Gesuche bi» zum 15. diese« Monat« einzareichen. Leipzig, am 4. October 1873. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. G Mechler. vie Eojeuthal-Lrcrsse. i. * Ltftflig, 12. October. Am Sonntag den l3. Juli d. I wurde im Saale de« Gosenthals hierselbst Tanz««fik abgehaltm. Schon am Nach mittag waren unter den anwesenden Gästen Reden zu hören, welche auf ein« beabsichtigten TrawaU schließ« ließen. Me Reiberei« mehrt« sich im Laufe de« Abend-, und die zur Aufsicht auwesend« Polizeidiener wurdm von verschiedenen Seiten gereizt; dieselben warm indessen bemüht, Louflicte thunlichst zu vermeid«, und beschränkten sich darauf, kurz vor 12 Uhr einige unruhige tktzse an- dem Saale zu entfern«. Einer von dies« begehrte aber wieder Emlaß de-halb, weil sei« Fr« i« Saale zurückgeblieben sei und er diese W»,dwlle. Derselbe wurde zwar wieder herekwelasseu, aber da sein gedachte« «srgeben sich al- erlogen herau-stellte, vom Polizeidiener Hasse wegen dieser Angehörigkeit arretirt und sestge- hiUkn. Kaum war Letztere- geschehen, so stürzte sich der Dienstknecht Weber mit den Worten: ,>» gottverdammt« Hund würg« wir ab und wersen ihn unter die Treppe" rückling- auf Haas« und zwang ihn »it Gewalt, d« Gesan- «mm lo-zulasten, welcher, Die- benützend, da« Leite suchte «Nd nicht wieder zu erlangen war. E« erfolgte aber nunmehr die Arretur Weber'« j und dessen Unterbringung in dem an den Saal «stoßenden Küchen-Büffet. Weber benahm sich »,bei so renitent, daß er aebund« werden mußte; «r brüllte übermäßig, stieß mit den Beinen nach d« Polizeibeamten und schien e« daraus abge- Irh« zu haben, die Aufmerksamkeit der übrigen Kiste aus seine Lage zu lenken. Die« gelang ihm auch ohne Mühe, denn als- kld sammelte sich eine stetig wachsende Menge wu jung« Leut« um den Büffet-Eingang und »langte tobend und schreiend die Freigabe de« Sesaogen«. E« wurde ganz laut der Grund- sH ansgestellt: im Saale dürfe die Polizei Ber- Wangen gar nicht vornehm« und deshalb ackssr Weber herauSaegeb« werden. Der Schuh- machergrlell verghähuel rief Weber'n zu: .Heinrich. Sott verdamm' «ich, du darfst nicht mt aus die Polizei, du mußt 'ran-, wir werden »ich 'rau-holm"; er feuerte darauf seine Um- an mit d« Wort«: „wir müssen ihn 'nmtbolen, wir sind die Mehrzahl", drohte »e» Polizeidiener Hasse mit Gewalt, weun dieser deuRrrestaten nicht freiließe, und »achte wieder- holl den versuch, gewaltsam nach dem Büffet fich vah» zu brechen, wa« ihm jedoch in Folge der Ibwehr »ou Seit« de- Gastwirth« Krahl nicht "L Vergbähnel thaten sich in diesem Haufen ter Klempner Reinhardt und der Dienstknecht Meuschke hervor: Letzterer forderte brüllend »ie Freilassung de- Gefangen«, während Ersterer sich dahin äußerte: „die Polizei hätte müssen die Lrretur vor dem Saale vornehmen", schrie auch nach de» Büffet hinan«: „ja wohl, wenn Sie ch» nicht 'rau-geben, da nehmen wir ihn". Die zame dort zusammengerottele Menge nahm eine drohende Haltung an und e- schien, al- solle zum Zwecke der Befreiung Weber- da- Büffet er- Knut werden. Me Polizei ließ sich indessen kewe-weg- ein schüchtern, sie arretirte die Haupt schmer Verghähuel und Reinhardt, ließ den Saal rin»« »ud besetzte die Eingang-thür. L« «war hierdurch die Ruhe im Saale wie- derheraestellt, so wurde doch alsbald in dem vor tewselden liegmd« Vorgarten der Lärm um so P-Her. Die au- dem Saale Entfernt« um- trüuate», wieder Einlaß begehrend, die von innm MgchMr» Lhür. E» kam Zuzug von benach» ktt« Vtrthschastm. Wiederholt sucht« die «ßt»-chu»dm »i« Thür gewaltsam aufzureiß«, donnerten an dieselbe mit Häuven und Füßen und drohten die drinnen Befindlichen zu prügeln, wenn sie heran-komm« würden. Bei diesem Benehmen beharrte die Menge, obwohl sie von dem Polizeidiener Seiler bedeutet wurde, daß Feierabend sei. Auch hier war der schon genannte Dienstknecht Meuschke unter den Ersten; er wurde, da er nicht abließ, die Thüre gewaltsam auszureißen, festgenommen. Da die dravß« zufammengerottete Menschen menge immer mehr anwuch- und in ihrer Hal- tuna drohender wurde, hielten sich die anwesenden Pouzeimannschast« für zu schwach, um allein den Transport der Lrrestaten nach dem Polizei- gesängniß zu bewerkstellig«. Sie erbat« fich deshalb Verstärkung vo« der Bezirk-wache und erhielt« diese auch in d« Personen der Polizei- dt«er Schneider und Seuberlich, welche gegen 1 Uhr de« Nacht- auf dem Platze anlaugl«. Schneider schützte im Borübergehen die vor dem Saale fich drängende brüllende Menge aus weit über 100 Köpfe; er traf im Saal außer sein« Kameraden auch Einige vom Eivil, welche für die Polizei Partei ergriff« hatten, und trat dann mit Haase heran«, um die inzwischen noch mehr anaewachsene Menge zum Nachhausegeh« aufzu- sorvern. unter der ausdrücklichen Berwarnung, daß, wer nicht gehe, weg« Ungehorsam- arretirt werden müsse. Kaum hatte er Da- gesagt, so stieß ihn der Maurer Raunig so vor dre Brust, daß er an d« Gartenzaun antaumelte. Unter Haase's Mit- hülfe gelang es indessen, Raunig festzunehm« vnd in den Gaal zu bring«. Aerger al- zuvor brach darauf der Tumult draußen loS; Einzelne ver stiegen sich fcho» zu Gewaltthätigkeit«, deun es flogen Steine durch die Fenster de- Saale-. Dem zu steuern gingen Schneider und Haase wieder heraus. Da ergriff der Tischler Ueberall die Flucht, und e- hieß, er sei es gewes«, der durch die Fenster geworfen. Ueberall wurde vom Polizei dimer Haase und zwei Tivilistm verfolgt und auf der Kvruerstraße auch eiogeholt; mir ihm. welcher natürlich ebenfalls auf die Polizeidieuer schlug, hatte man ein« der Hauptauswiegler in Händen, deun Derselbe hatte schon zuvor da« Publieum (auf die polizeiliche Aufforderung au die Mmge, fich zu entfern«) augereizt, da zu bleib«, da Da- nicht verwehrt werden könne. Al- die Polizeidieuer nun den Ueberall ia d« Saal hineiusührt«, schrie die bi« auf etwa 200 Menschen angewachseue Menge: „laßt sie nicht rein, schlagt die Hunde todt", »ie denn überhaupt nunmehr Red« der Art: „die Kerle schlag« wir todt, die Bude wollen »ir stürmen" u. s. w. zu hör« waren. Jetzt galt e« die Gesang«« nach dem Polizei- aesängmß abzusührm. Dreimal wurde der Ver such gemacht, aber stet- vergeblich, denn die draußen Zusammengerotteten droht« mit der Befreiung der Arrestaten und empfing« an der Thür die Polizei mit wüthendem Gebrüll und dem Ruse: „Kommt nur 'rau«, Euch schlag« wir todt." Die Menge hatte e« zweifello« auf die Befreiung der Arrestalm abgesehen, und al« dem ein« der Polizeibeamt« hinterbracht wurde, daß zu diesem Zwicke sich zwei Trupp gebildet, deren einer auf dem Vrandweg, der andere am Floßplatz ausgestellt und mit Knitteln versehen sei, wurde von der nah« Feuerwache an« telegraphisch »ililairisch« Hülfe erbet«. Al« diese auch nach einiger Zeit erschien, wagte der Hanse nicht mehr, auf seinem Vorhaben zu bestehen; e« fiel« zwar noch Schimpfred«, mdefle« gelang e«. die Gesang«« »/.8 Uhr in da« Polizei- gebäude einzubring«. Nur einer derselben, der Dienstknecht Weber» setzte seiner Fortführung ern- st« Widerstand entgegen, so daß er schließlich aus ein« Wagen geladen und fortgefahr« »erd« mußte. Einer der Excedenten, der Cigarren- arbeiter Leonhardt, der gleichfall« zur Haft kam, spielte seine Rolle draußen vor dem Saale und hatte unter lautem Schreien die Freilassung der Lrrestaten verlangt und die Polizei mit dem Namen „Räuberbande" rc. belegt. H. * Leipzig« 13. October. Heute Vormittag 9 Uhr begann« die Schwurgericht-- Der- Handlungen wegen der vorgemeldeten Exceffe. Der Gerichtshof ist gebildet au- den Herren Bezirk-gericht-director von Mücke. Gericht«amt- mann Mauitiu« und Gericht-rath WeiSkc; die Teschwornenbaok au- den Herren Slurm iu Leipzig» Bonacker in HauSdorf, Haugk in Leipzig, Schönbura in Leipzig, Wapler in Leipzig. Olden burg iu ÄipZig, Sleguiüller in Reudnitz. Resch in Großdeuben, Gedicke, Kretschmar in Lei-nig, Schmidt in Großzschocher, Dodel in Leipzig. Al« Ergänzung-geschworener fungirt Herr v. Schön- bcrg m Bornitz. Auf der BertheldigungSbank haben Platz genommen die Rechtsanwälte Kreytag, Klein schm ldt, Scgnitz, Krug, Scheuffler und Martini, in«gesammt in Leipzig; von der Gtaal-anwaltschast, die Herr vr. Wiesand ver tritt, und von der Berthe,digung werden je sieb« Geschworne bei Biloung der Geschwornenbank adgelchnt. Aus d?r Angeklagteubank befind« fich der Schuhmachcrgehülse Otto Verghähuel au« Oberluogwltz, 21 Zahre alt. zuletzt hier i» Arbeit, der Klempnergeselle Friedrich Wilhelm Reinhardt au« Retchenbach im Loigtlande, 23 Jahre alt, in Connewitz wohnhaft, der Dienst knecht Johann Meuschke au« Braun-Hain bei Zeitz, 27 Jahre alt, zuletzt hier in Menst, der Maurer Karl August Raunig au« Iauer in Schlesien, 20 Jahre alt, zuletzt hier in Arbeit, der Tischlergeselle O-wald Ueberall au»Peter witz b«, Iauer, 19 Jahre alt, zuletzt hier iu Arbeit, und der Eigarrenarbeiter Juliu« O«kar Leonhardt au« Leipzig. 35 Jahre alt. Stimmt- ltch« Angeklagte find noch unbestraft. E« erfolgt nun die Borlesung der Anklageakte, der« wesentlicher Inhalt tu dem obig« erst« Artikel bereit« mitgetheilt ist, und sodann die Zeug«- Vernehmung. Der Angeklagte verghähuel, gegen den di« Anklage aus Theiluahmc am Aufruhr bez. An führung der Aufrührer lautet, sagt heute ganz ander« au« al« iu der Voruntersuchung. Lr will bi« zur Unzurechnung-sähigkeit betrunken gewesen seü, uud sich der Vorgänge entweder gar nicht oder uvr höchst unbestimmt erinnern. Der Präsident hält ihm die völlig mtgegeugesetzten U»«sagen der Voruntersuchung entgegen; er bleibt aber dabei, daß er die Wahrbeit sage. Al« der Präsident den Angeklagten fragt, ob er fich wenigsten« erinnere, daß er arretirt worden sei, bejaht er Diese«; er vermag sich aber nicht zu ent- sipnen, daß Steine von außen in d« Saal geflogen sind, daß zahlreiche andere Arretur« vorgenommcn wurden rc. Der Angeklagte verlangt, daß ein gewisser Weher, der mit arretirt Word«, zur Verhandlung bchuf« Zeuqnißablegung hin,»gezo gen werde. Auf den de«halb von der Verthei. Kgung^gesteN« Antrag will der Gerichtshof Der Angeklagte Raunig, der Theilnahme am Aufruhr und de« Widerstande« gegen die Staatsgewalt augeklagt, siebt zu, nachdem er von einem Polizeidiener geschlagen worden, den selben an die vrust gestoßen uud mit d« Wort« „gottverdammter Hund" angeredet zu Hab«. — Der Angeklagte giebt ferner zu, deu Widerstand geg« die Polizei, nachdem sie Ruhe gebot« und zum Auscinandergeh« aufgefordert hatte, fort gesetzt zu Hab«. Der Angeklagte Ueberall, der Theilnahme am Aufruhr angeklagt, stellt da« ihm Brige- messcne, namentlich daß er von außen Steine durch die Fenster geworfen und dm ihn arre- tirenbcn Polizeioiener vor die Brust gestoßen, ferner baß er der Menge, nachdem die Polizei zum AuScinandergrheu aufgeforvcrt, zuaerusen haben solle, da zu blechen, entschieden iu Abrede. Der Angeklagte bricht während seine« Verhöre« in Thrän« au« und versichert, „der Himmel wiste, daß er unschuldig sei." Der Angeklagte Meuschke will nicht bemerkt haben, daß Leute von der Polizei arretirt Word« sind, obgleich er in der Voruntersuchung Ent gegengesetzte« ao«gesagt hat. D« hierin liegmd« Widerspruch vermag der Angeklagte nicht zu erklären; auf d« Vorhalt de» Präsidenten, daß er fich an dem Schreien und Toben betheiligt, erklärt er, nur gerufen zu Hab«: „Kommt berau«, , wir wollen nach Hause gehen!" Der Präsident constatirt au- den Acten der Voruntersuchung, daß der Angeklagte angegeben, diese Worte hätten den Verhaftet« gegolten Der Angeklagte giebt zu, da- sei möglich, und entschuldigt sich mit vielem Biergcnuß; er stellt in Abrede, irgend eine Aufforderung zur Befreiung der Verhaftet« gehört zu haben. Auf Befragung seine- Ver teidiger«, wie viel er an dem fra glichen Abend Bier getrunken, erklärt der Angeklagte, da« könne sich wohl aus „mehrere halbe Dutzende" belauf«. (Heiterkeit im Publicum.) Der Angeklagte Reinhardt hat die Ansamm lung« lärmender Menschen gesehen und »st hin- zugetretcn, um zu sehen, wa« „lo- sei." E» sei gerufen Word«: „der Arretirte muß herau«, er ist unschuldig!" In diesem Augenblicke sei er arrelirt worden. Der Angeklagte bestreitet ent» schieden, gefchrien zu haben: „die Polizei hat kein Recht, hier zu arretirm." Der Präsident constatirt, daß diese Angaben mit dm Au-sageu der Voruntersuchung nicht allenthalben überem- stimm«. Um 1 Uhr Mittag- läßt der Präsident eiue Pause eintretm. Aus Lla-t un- Lau). * Leftyio, 13. October. Der allerdings ewiger-. maßen auffällige Verlauf, welch« die unlängst erfolgte Wahl eine- Vertreter- der hiesig« Universität iu die Erste Kammer der sächsisch« Ständeversammlung genommen, ist, wie uv« vielfach versichert wird, Gegenstand der lebhaftesten Verhandlungen in den ver chiedev« Kreis« de« Publicum« geworden. Eine sehr weit verbreitete Ansicht erblickt in dem eigevthümlichm Charakter der Wahlhandlung «icht- Geringere« . al« ein« Protest gegen da« Bestehen der Ersten Kammer Überhaupt. So schreibt ein Leipziger Correspondeut der Berliner National- Zeituna: ... Ma lau wählt in erster Linie mit großer Mehrheit «iurn entschieden politisch und religiös freisinnigen Dtauo, den Pros Zarncke; Derselbe lehnt ab! Man wählt ebenso einen zweiten, diesmal ein« geborenen Preußen, der nur erst ganz kurz in Leipzig ist, Prof. Stobbe (»erber- Nachfolger auf dem Lebrftuhl de« deutsch« PrivatrechiS); er lebnt ab! Wahrscheinlich hoben die anderen derselben Kategorie, an die man mm hätte denken können, gleich ,m Voraus deprecirt; die Stim- men find bann au« einander aegavgen: di« ein«. Karbe haltend, habeu fich auf ten Orientalisten Brockhan« vereinigt, ia keiner Weise ein Politiker, o. schon von tüchtigster Gesinnung; dir andern scheinen herumgetastet zu Hab« nach andern Persönlichkeit«, die ä« i»i«m auf den Laadtag geschickt werden könnt«. V» hat Brockhau« eine vur relativ« Majorität ^halten, »ber auch er beeilte sich, zu erklär«, baß er nicht annehm« könne DaS Gleich« ihm jetzt öffentlich, wie schon früher privatim, .Fried birg Uud uun endlich wird Frtcke gewählt, ein liberaler Lheolog, jedenfalls unter deu hiesig« Theo-
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