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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187404260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-04
- Tag1874-04-26
- Monat1874-04
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1874
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Erste Skilage M Leipziger Tagebla» und Anzeiger. W N6. ^o»ntag den 26. April. ^Veulscher Nrichstag. 'Sitzung am 24. April. Die heute vom Reichstage fortgesetzte zweite Berathung de« Kirche ndienergefetze« hatte ^ . »ebenso wre ^ie gestrige Di-cnsfion »eh, de« -beginnenden,. Sitzung mrl ein- »»e« KirchaudienargtsaDeS, allgemeinen Charakter der Vorlage, al« ihre len zum» Gagenftonde .. -ttoe«...Lllven die^ Session de« - Reichstage« zu schließen. Der Präfidevt und da« Plenum deS.Hause« haben alle Geschäfte so gelegt, daß Aber morgen hinan« dte Session nicht währt; und gelänge es dem Reichstage nicht, in der schon vormittag« 10 Uhr mit den.^»ritten Lesusgxu de« -Preßgesptze« »std Lbg. Meyer (Thora) mottvirte kurz den An- trag dev freien Commission ,» tz. 2».Man.«üffe da« d«rch dt* Verhältnisse latder nothweudtg^ge- «ordeve Gesetz mit solchen Garantien umGede», daß «ine rdiSkktrlrche Auslegung «uSgeschlosten bleib«, von der Anuahme diese« seine» Anträge« (den alle liberalen Fraktionen billigen) sei die «auahw» de« ganzeu-Gesetze» abhäugig, «Wett über die-jnrisüjch« Bedeutung dieser^ Auträge gehe-übrigen« ihre politische Di« Annahme de» Gesetze« mit den Anträgen sei die Docu- ««»tiruug der Elut;krtt aller Parteien in Deutsch land, die aus Grund de« nationalen reichSfreuvd- lichen Programme« .stphen. Ihnen gegenüber ständen tloUrt blo« die. Anhänger de« Lentrum«, welche hoffentlich in Folge dieser Gesetze bald aus dev Boden zurückkehren würden, den sie zu seinem großen Bedauern der lasten hätten, auf .de* Bode» der WchtzUchkett Der RegieruugScommiffar Förster stellt die Annah«» der Austräge der freie» Commission »ou Setten der verbündete» Regierungen i» Aussicht. - Abg. Delau Lender au«. Baden (Teutrum) meint, die Anwendung de« in Rede stehenden Paragraph» Sun,zdahiiy führen, daß in kurzer Frist Hunderte von Geistlichen den Wanderstab ergreifen und ihre Gemeinden verlasten müßte«. Die Milde der Internirung habe keine Bedeutung. Dt« Geistlichen würden, in ihre« Berufe verhin dert, sich von atuem Orte zum andern jagen last« und ohne Exiflenzmittel da« Vaterland schließlich verlasten. Da« find Zchstßude, wie sie ähnlich blo« t« Iura exisUreu. Diese Zustände dort sollten aber von dem Entschlüsse abbriugen, auch im Deutschen Reiche ähnliche hervorzr.rusen. Wenn die Regierung keinen Kampf mit der katho lische» Kirche will, wie gestern vom BundeSrath«» tische gesagt worden ist, so ist dt« Vast« zu einer Verständigung gegeben, e« ist die« die Anerkennung de» göttlichen Institution der Kirche. Redner wünscht, daß der Reichgtag den Kamps eiasielle» wie auch auf der Mensur nach dem ersten Tauge, wenn beide Gegner Ernst gezeigt hätten, »st Friede geschloffen werde. Abg. vähr (Offenbach) constatirt jedoch au« seiner Praxi«, daß der Zweikampf erst dann ein Ende habe, wenn einer der beiden Theile sich für kampfunfähig erkläre. Wolle die römische Eurie eine solche Erklärung abgeben, so könne der Staat Friede» schließen, ander« nicht. Rerchdrm der bayerische Ministerialdirektor Riedel den aufgestellten Behauptungen entgegen betont hatte, daß durch da» vorliegende Gesetz keinerlei bayerische Reservatrechte verletzt würden, wurde die zweite Lesung geschloffen. Da« Hau- ging nun zur dritten Berathung de« Preßgesetze« über. Auch Über diese« hatte eine freie Commission, au« Mitgliedern aller Fraktionen bestehend, mit der Regierung Fühlung zu gewinnen gesucht; über da« Resultat dieser Unterhandlungen reserirt« der Abg. M arquard sen, «ährend Präsident Delbrück die Zustimmung ^e« BundeSrath« zu den Abäuderuu-svorschlägru in den Haupl Punkten in Aussicht pellte. Lbg. Sonnemanu sprach sich gegen jede» Eowpromiß tu dieser Angelegenheit au« und will lieber da« ganze Preßgesetz verwerfen, al« auch nur eine der strikten liberalen Forderungen preiS> geben. La«ker erklärt den Wegfall der Stempel steuer und Lauttonen für da« zweifellos schwer wiegendste Moment Die Bestimmung über de« Zeuguißzwaua gehöre nicht in die« Gesetz, sou. dern in die Proceßordnung. Die Beschlagnahme «erd«, nach dem Amendement Marquardsen er- träglich, weil „dringende Gefahr" bestehen wüste. Redner will sich utcht de« Vorwurf au-srtzen, in auderen Fragen zu einer Verständigung bereit ge- wes« zu sein, und hier, wo e« sich um Volk«- rechte handele, dieselbe abzulehueu. Er wird daher für die Anträge Marquardsen« stimmen. Auch der Abg. Windt Horst erklärt sich bereit, vorläufig Dasjenige zu nehmen, waS ihm gebot» werde. Die erwähnten AeuderuugSvorschläge wurden demnächst i» Einzelnen fast ohne Debatte äuge- uommeu. Rur die Bestimmung, nach welcher Redakteur, Verleger und Drucker da« Zeugniß über die Person de« Verfasser« oder Einsender« verweigern können, wird gestrichen, nachdem Prä sident Delbrück ausdrücklich erklärt hatte, daß der Entwurf mit dieser Bestimmung d» Regierungen unannehmbar sein werde. Die Schlußabstimmuug wurde für morgen Vorbehalten. Im <ka,r. Berti«, 24. April. E« ist ausgemacht, daß nicht erst am DieuStag, wie einige Blätter irrthümlich augeben, sondern bereit« am Sonn- abend der Reichstag seine Berathung» ab schließt und daß am Sonntag Mittag de» Kaiser ra« Parlament in feierlicher «eile eutläßt. Würde tu letzterer Beziehung bi« Sonnabend Nachmittag eine Aenderung nvthig sein, so er wirkt der StaatSmiuister vr. Delbrück eine kaiserlich« LabinetSordre, welche ihn beauftragt, « Uhr Nachmit WgesotzrS. de« MN.'° bi« gegen b oder wer»», so würde eine AbeuWtznug, e»ärweüd zu folgen haben. Scho» hento» sollt« eine» Aheudsitzung pattfivdev; der Präsident hatte sie vorgeschlagrn und die Abgeordneten waren dgraus vorbereitet. Allein innere Gründe macht» ein solche« Arrangement im letzte» Augenblick »»möglich, denn.da« Hau« mußt« plötzlich twvderi. dritte« LchmAche« Preß- gesetze« eine Pause aiotreten lasse»*, weil Über eiueu wichtigen Punkt de« Entwurf«-eine Ver ständigung zwischen.BundeSrath und> Reichstag nicht sofort herbeiznsühren war, und weil mim vorauSsah. in der Zwischenzeit von 5 bi« 8 Uhr würde möglichen Kall« der Ausgleich nicht ge- sunden »erden können. Morgen werden nun Präsidium und Parla ment aus der Hut sein müssen, damit nicht aber mal« plötzlich etutretende äußere Schwierigkeiten den BundeSrath und da« Hau« überraschen. Rach Schluß der dritten Lesung de« Preßgesetze« muß nämlich der Entwurf, »eit er tu der letzten Berathung Aeuderuugen erfahren hat, nochmal« gedruckt und schon während der Sitzung vertheilt werden, und zu verhüte» ist, daß nachträgliche Aeuderuugen am Kdcchendien,raesetz vprgeuommen werden, denn der Tag hat seine bestimmte Etnndevzahl, und auch da« Kirchendteoergesttz während der Sitzung nochmal« drucken und ver theilen z« lasten, würde bei aller von der Druckerei aufgewaudte» Mühe kaum möglich sein. Die Abgeordneten haben sich wegeu de« elsaß-lothringischen Bericht« beruhigt. Derselbe bleibt bet den ParlameotSacten bi« zur Herbstsession; zu seiner Berathung fehlt es außer an Zeit auch an Lust Wiederholt ist de« Reich«- lande« gedacht worden und ein Zurückgreifeu auf die elsaß lothringischen Angelegenheiten wird tu keiner Weife für dringlich, geschweige denn für nothwendtg erachtet. In Sachen de« Preß- gefetzeS haben die Parteien de« Reichstage« gezeigt, daß sie sich auf Disciplin verstehen. Sie verschmähen allesammt eine prtucipielle Opposition gegen den BundeSrath, nachdem letz terer dem Hanse Zugeständnisse gemacht hat; da« Zustandekommen de« Gesetze« wird für so nothwendtg erachtet, daß Jeder aus die Geltend- machung persönlicher Wünsch« gern verzichtet. Tagesgeschichtliche Ueberficht. Der erste Vertreter de« Deutschen Reiche« in Marokko, der dort sehr entgegenkommend ausaruommen ist, der kaiserlich« Mtntsterrefideut v. Tülich, hat, da der Sultan von Marokko zum Behuf einer Eonsolidiruug seiner Herrschaft sich an der Spitze seiner Truppen auf einem Zuge durch da« Land befindet, sein Beglaubigung« schreiben, wie auch ihrer Zeit feine Eollegeu von England »nd Frankreich, de« marokkanische« Minister der a»«wärttgen Angelegenheiten mit dem Ersucheu übergeben, dasselbe an feinen Sonverain gelangen zu lasten. In Erwiderung darauf hat Sultan Muley - El. Hassan ans demselben Wege ein Schreiben an Se. Majestät den Deutschen Kaiser gerichtet, welche« folgendermaßen beginnt: „Au Ge. Majestät den Kaiser von Deutschland, König vo» Preußen, den Mächtigen. Gelobt fei der einige Gott und e« ist keine Macht noch Kraft gegen Sott, sou dern vnr in Sott, dem Hohen und dem All mächtigen. . Der Diener Gotte«, der seinen Glauben in Gott fetzt, der alle seine Sorgen in die Hände Gotte« legt, der Fürst der Gläubigen, der Sohn de« Fürsten der Gläubigen (folgt »och fünf Mal da« letzte Prädikat), dessen Krieg« Heeren Sott beistchen, desis» Staudarte» und welch« sie umgeben Gott beschütze» wolle, — au den Geliebten, den Mächtigen, den vortrefflichen, den Erhaberen, den hoch üb«. Alle, die ihm sonst gleich find, Hervorragenden, den in dem Kreise aller Einsichtigen an Einsicht allen lleberlegenen, Den, welcher innen gewaltigen Willen hat inmitten feine« RatheS, Seine Majestät Wilhelm, Kaiser von Deutschland »nd König von Preußen." Zum Schluffe heißt es: „Wa» ich will und wa« ich wünsche und wa« mir eine besondere Freude, ist Da«, daß ich mich in Freundschaft mit den mächtigen Kaisern zu verbinden und die Thore zum Guten zu öffnen wünsche zwischen mir und Denen, welche Macht und Talent haben. Und ich werde immer Derselbe bleiben und wir werden immer veretnt sein Len» Euer Hof ist der mächtige Hof, Eure« Hofe« Macht ragt über die der anderen Höf« empor und bekannt ist die Zukunft und Vergangenheit Eure« Hose«." ' Die Arbeiten der Justtzcommisfiou de« Buu- deSrathe« find wieder ausgenommen worden und zwar bildet den Gegenstand der gegenwär tigen Behandlung da« SerichtSorganisa- ttonSgefetz Diele« Gesetz bietet bekanntlich au« nahe liegenden Motiven die größte« Schwie rigkeiten; die Justtzcommisfiou wird politischen Motiven wohl einen größeren Einfluß etnräumen müsse», al« sonst bet solche» Gesetzen üblich, und die juristisch-technischen Betrachtungen dürften daher einigermaßen in den Hintergrund treten. De«»vorfitz in der Lommtssion hat der preuß. Iuflizmtnistec Leouhardt; euch die anderen Staaten sind durch lotende Minister vertreten. Der Verhandlung über die Gericht»organisation liegen der ursprüngliche Entwurf de« Reich«», kauzleramte«, der preußische Entwurf und dann in ützter Linie da« von sächsische» Seit« erstattete Gutachten zu Grunde Die nächste Herbflsrsstou de»ReichSta-e« wird so voraussichtlich drei Auw würfen großer Instizgssetze sich gegenüber befinden und «an darf. Hähers einer Session entgegen sehen von einer Länge und Mühsamkeit, wie sie der deutsche Reichstag noch nicht gesehen hat. Um ko mehr ist die bevorstehende Sommerpause den Ahzevdnete« zu gönnen, von dearn übrigen« eine «ößere Auzahl alsbald ihre» heimische« Landtage» sich werden zuweudeu müssen. Der Gerichtshof von Za dern hat de« Sr- kvGtutß gegen den Bischof», «ancv gefällt u»^ den Prälaten lu eoutmwoeüuo zu rv Thlr. Geldbuße Nrerurtheilt. Zur Feier de, Annahme der Bunde«- r,Vision hat am Montag Abend i» Bern eft» Fackelzug stattgefuuden, welcher trotz einet schnellen Organisation wohl der glänzendste war, den die vundeSstadt je gesehen. In ^endloser Weise zogen die Fackelträger, da« eidgenössisch« Vauner voran, unter den Klängen d«,Musik »nd Kanonendonner nach de« Bunde-palat«, vor dessen Portal Nattoualrath Brunner au-.deu aus einer dort errichteten Estrade versammelten BundeSrath i« Namen Bern« eine warme, be geisterte. Ansprache richtete. „Heute", sagte er, „find alle Schwierigkeiten, welch, der so noth- »endigen Neugestaltung und Reubrfesttgung unsere« Bunde« entgegenstanden, überwunden, und doch giebt e« — wir dürfen die« mit Freuden be zeugen — im Schwetterlande weder Sieger, noch Besiegte. Der Berner erblickt in einem starken Bunde die sicherste Gewähr für die Un abhängigkeit de« Vaterland«« »nd für eine freie, vor wärt« sch retten de Entwickelung unserer inneren Verhältnisse. Die Stadt Bern rechnet e« sich zur Ehre au, durch ihre Sttmmgebuug an dem gestrigen EntscheidunaStage dieser Gesinnung einen klaren und entschlossenen Ausdruck gegeben zu haben, und Ihr könnt versichert sein, daß. wenn daß Vaterland ruft, der Berner diesem Rufe zu jeder Zeit mit Freuden folgen wird." Diese Ansprache wurde vo« Bundes - Präsidenten Schenk eben so warm beantwortet: „So tief und srohbewegt habe» wir diesem eidgenössischen Banner, haben wir unser« Baterlande lange nicht mehr zugejauchzt wie heut«, wie gestern um Mitternacht, als unS die volle Sicherheit geworden, daß daS große Werk gelungen, daß der neue Bund von Volk «nd Ständen in großer Mehrheit bejaht und besiegelt sei. . . . Unsere Freude ist ungetrübt, trotz der 15»,000 Nein, welche gestern in die Urne gefallen sind Denen gegenüber, welche im vaterlande und in seinem Volke ihre Wurzeln nicht suchen »ud nicht finsen wollen, wird die neugeborene Helvetia ihre Macht brechen. Ihnen gegenüber wird sie fest und ent schieden zur Geltung bringen, waS da» Schweizer volk am heutigen Tage als seine Meinung er klärt und besiegelt hat" Ein allgemeine- Hoch aus daS Vaterland und die Hymne „Heil dir, Helvetia!" schloß die Feier In ähnlicher Weise gab der VolkSgeist in Basel, Zürich, Chur, Genf, Bnrgdorf, Blel rc. seinen Gezühlen AaSdruck. In Frankreich erregt daS Auftreten eine« Herrn Piccon, Deputtrte» au« den Seealpen, unliebsame« Aufsehen, der in Nizza bet einem Eisenbahubaukette in italienischer Sprache den Hoffnungen Ausdruck lieh, daß Nizza wieder mit Italien vereinigt würde. Dieser Herr bezeichnet« sogar in sehr begeisterten Au«- drücken drp Augenblick, welcher Nizza, „die der Unabhängigkeit Italien« zum Opfer gebrachte Iphigenie", seinem Baterlande zurückgegeben werde, al« nahe bevorstehend. Die Pariser Presse ver langt nun die Ausschließung de-genannten Herrn au« der Nationalversammlung. Die wettere Ent wickelung diese« Zwischenfall« darf mit Spannung abgewartet werden, jedenfalls ist die Aenßerung de« Herrn Piccon, dessen Wünsche mtt deuen der großen Majorität der C nwohner Nizza« über- etnstlmmen, in diesem Augenblick der Regierung äußerst unangenehm, wo man sich bemüht, den Riß, der zwischen Italien «nd Frankreich seit 1870 klafft, in erträglicher Weise au«z»flickeu, und wo man von der Erhöhung der beiderseitigen Gesandtschaften zu Botschaften spricht. Wunder sam wäre e« übrigen», wenn wir nicht io nächster Zeit den Deputaten Piccon als Pensionair de« Reptiliensond« »ud Sendling BiSmarck« in den Zeitungen der französischen Hauptstadt gebraud- markt fänden. Die Art »nd Weise, wie selbst gemäßigte und vernünftigere Blätter daselbst, z. B das „Journal deS MbatS" die Annahme der Militatrvorlage durch den Deutschen Reichs tag besprechen, zeigt übrigens von Neuem, westen wir unS sranzöfischerseitS zu versehen haben und beweist, wenn ein Beweis noch nöthtg wäre, wie verständig Regierung und Reichstag handelten, als sie den Tom promiß abschlossen Der englische Finanz-Minister hat de« Parlament und dem ganzen Lande in seiner Budget.Red« die freudige Ueberraschung be- retten können, daß der für das lausend« Jahr berechnete Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben nicht nur die von Glakione bereit» angekündigteu fünf, sondern gar die Höhe von sechs Millionen Pfund Sterling erreicht. Diese Mittherlanz genügte schon, »hm ein« dankbar« Zuhörerschaft zu sichern, an» welcher selbst von gegnerischer Sette ihm vielfacher Beifall gesollt wurde .Freilich hat Str E Northcote sich im Ganzen.und Große» da« Gladstone'sche Budget gpgeeignet: nur die Vorschläge zur Verwendung de« yebsrschvst«* fiud daß^Werk der neuen Re- gierung. Sie »«fasten die Ermäßigung de« Een- kommeuffeuersatze« von S aus 2 Pen« i« Pf. St, die Aushebung de« Zuckerzolle-, der Pserdesteuer und die llstzernahme einiger Gemeiadelaüe» aus da« SlaalS-Budget. Während die vorige Re gierung t« der Verwaltung der Atusuzeu da« Lob ihrer Nachfolgerin erutete, war tzO« Oegeutheil der Fall bei der Vorlage de«,.Flotten-Etat«. Sowohl der neue Marine-Minister Ward Hunt wie einig« seemännisch« Abgeordneten klagten bitter über den Zustand der Kriegsflotte, die dem Nuhme de« meerbehrrrschenben Infelreiche« nicht t« Mindesten entspreche. Wenn e« jetzt noch nicht geschehen ist, so kann e« doch nicht lange au«- bleiben, daß, wie andere Mächte für ihrc Armeen, s» England für sein« Flotte «tuen ganz erheb lichen Mehxausatz aus da« Bndget bringt. Nach zuverlässigen Nachrichten de« „Reichs. Anzeiger«" hat die königlich dänische Regierung beschlossen, zum Schutze de« auf der westlichen Sette der Halbinsel Jütland betriebenen Fischfang« ein Kriegsschiff in der Nordsee zu statiomreu, dessen Tommaodant den Befehl er halten wird, alle fremden Fischer, welche ver- suckren sollten, ihre« Gewerbe innerhalb de« dänische» Seegebiet« uachznaehen, sofort an« de« Bereiche desselben zu entfernen. Al« Grenze diese«. Gebiet« wird dänischersrit« eine ty. Ent- sernung von »/« Meile« (» Seemeilen) von de« äußersten Punkte de« Festland«« oder der am weitesten von diesem entfernten und Meeresüber- schwemmuugen nicht auSgrsrtzten Insel laufende Linie angenommen. Wie Serrauo sich endlich entschlossen hat, seinen Angriff gegen die feindliche Armee von mehreren Setten zuqlrtch zu unternehmen > — zwei Brigaden mit Artillerie versehen und zu sammen 500S Mann stark sind am Mittwoch au« dem Lager von San Pedro Ibauto in der Richtung von B»lmas«da abmarschirt —, so scheinen auch die Earl ist en die OperattonSbafi« der republikanischen Truppen bedrohen zu wollen. Einzelne Banden haben sich schon früher in der Umgegend von Santander «mheraetrieben und ihr Augenmerk insbesondere auf die Zerstörung der telegraphischen Verbindung mit Madrid ge richtet; jetzt sollen sie sogar einen Handstreich auf Santander zu versuchen beabsichtigen. ES sind daher, um die Stadt zu sichern, 1400 Maun von Castro dorthin zurückgekehrt. Die starken Regengüsse sind den Repebltkanern sehr hinder lich in ihren Ar ketten gewesen, haben dafür aber auch die carltftischen Positionen geschädigt, indem die angeschwollenen Gebirgsbäche einen Theil der Schavzgräben vernichtet haben. Zum Nachfolger de« im Kampfe gefallene« General» Ollo hat Don Carlo- Mendtrt. den „General- capitatn" von Navarra, ernannt; einen Mann, »er bei den navarrestschen Truppen utcht so be- lübt scheint, wie Ollo. dessen Tod al« eia großer Verlust für die Carl'stm arzusehen ist. Die letzte« Nachrichten au« Bilbao lauten dahin, daß von Morgen« 1 Uhr am 6. d«. bi« Morgen« um 7 Uhr am 8 dß. 425 Bomben in die Stadt ge worfen worden find; in Bezug aus den grstis- trtru Schaden wird nur bemerkt, daß ein Haus in der Santa-Mariastraße abgebrannt ist. Pferde- fletsch kostet 2 Reale« (51 Pfennige) da« Pfund; die Fletschpreise scheinen also von der Hunger«- nothhöhe noch wett entfernt zu sein. verschiedener. — Grausige« Lude. Von eine« entsetz- lichen Unglücksfall ist am Mittwoch früh einer der Theilhaber der achtbaren Firm« Kenlner L Co. in Berlin betroffen worden. Die Firma, deren Chef« zwei Brüder sind, besitzt in der Prenzlauer Straße ein größere- Fabriketabliflr- ment, in dem a« Mittwoch vormittag zwei neue Maschinen zu« ersten Male in Betrieb «setzt werden sollten. Die beide« Chef« waren selbst in der Fabrik zugegen, u« die bezügliche« Ar rangement« zu treffen. Kurze Zeit, nachdem die Maschinen in Bewegung gebracht worden, kam der eine der Brüder einem Treibrad« zu nahe, wurde von diesem ersaßt und in eine so un glückliche Lage gebracht, daß der von oben herab sausende certnerschwere Hammer ihm mit einem Schlage den Schädel zermalmte. Der Tod trat auf der Stelle ein. — Au« dem von Cb erSdors nach Schlitz fahrenden Postwagen wurde am Sonnabend den 18, April aus eine höchst schlaue Weise ein Geldbeutel mit 800 Thalern entwendet. Im fraglichen Wagen saß nämlich ein einziger Passa gier, welcher jedenfalls wußte, daß der besagte Geldbeutel sich unter dem Sitze de« Postillon- befand, und daß nur die übrigen Packet« im Hintere» Theile d«S Wagen- ausbewahrt wurden. Während der Fahrt sägte der Genannte mittelst einer Laobsäge da- Hintere vrrt de- Postillons- fitze« durch, nahm den Geldbeutel heran« und ig mtt demselben auf und davon, al« der ageu in Schleiz ankam.
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