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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187610240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-10
- Tag1876-10-24
- Monat1876-10
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1876
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. »<»«ti«, »» «kpk»tit», Jvhamüsgaff« 3L. Veraavoortk. Haupt-«edactror Gr. Htttuer i» Neudmy. Wir d. pvlit. Tdril verautwortUch vr Arnold Badet in Leidig. «mrahme der für die n-chfd- folarndr Nummer bestimmten stuseralr an Wochentage« vis »Uhr Nachmittags, au Tonn- md Krfttagcn früh bis '/,S Uhr. z, dri/itlalr« sie Z»l.-A,vah«t; ktt» Klemm. UaiverfitütSstr. 22, tz««i< L-lchr, Katharineustr. l l»,p. nur hi« Uhr. Uchziger TagebiM Auflage 14,-E«. «»>„kt1, viertelt. 4V.HK4 .ucl. Brinaerlohu 5 ML. durch di« Post de-ogeu S Mi. Jede einzelne ütummer SO Pk. Belegexemplar 10 Vf. »edühreu für Extrabeilagen »tme Postdesbrderung ML «tt Postbefbrderung 4b Mi. Anzeiger. Organ für Politik, Localgkschichte, Handclk- nnd Gcichnfisvcckkbr. ,z«uhn>ß- ^ Tadrllanfchr« Satz iwch höherem Tarif. Nerümin, mtrr de« »rdarllomjtci'tz di« Sprützeil« 4V Pf. Inserate sind stet» au d. »epedtr , zu senden. — «adatt wird w tt gegeben. Zahlung pravnnwenu.'« oder durch Pvstvorschvtz. W L98. DienStag den 24. October 187K. Bekanntmachung, die Urliste fiir die Geschwarnenmahl belr. Die vorsch.iftmäßig revidirte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eines Geschworenen gesetzlich befähigt sind, wird von» 23. dieses bis )«»» 8. künftige« Monat» mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage in den Stunden von Vormittag- 9—12 Uhr und Nach mittag- von 3—6 Uhr auf dem Rathhause im 2. Stock, Zimmer Nr. 16, zu Jedermann- Einsicht öffentlich au-liegen. Diejenigen, welche nach tz 5 de- Gesetze- vom 14. September 1868 von dem Geschworenen amte befreit zu werben wünschen, haben ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Be scheinigungen bei deren Verlust innerhalb der vorstehend angegebenen Frist bei unS schriftlich ein zureichen. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder volljährige und selbstständige Ort-einwohner wegen Uebergehung seiner Person, dafern er zu dem Amte eine- Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 21. October 1876. Der -kath der Gtadt Leipzig. Cem vr. Georgi. Frutti. Feld-Verpachtung. Die von unS am 14. dies. Mon zur anderweiten Verpachtung versteigerten Feldstücke in hiesiger Gtadtflnr haben wir mit Ansnahnee der Parzelle Mr. 27SI, bezüglich deren der Zuschlag abaelehnt worden ist, den Püchstbteter« zngeschlagen und werden daber in Gemäßheit der Versteigerung-bedingungen vw übrigen Bieter sowie der Bieter auf vorgevachle Parzelle ihrer Gebote hiermit entlassen. Leipzig, den 2l. October 1876. Der Nath der Gtadt Leipzig. Cer vr Georgi. serutti. Wiesen-Verpachtung. Die am l7. d. MtS. von uns zur Verpachtung versteigerten Wiesen sind den Hüeihst- bieter« zngeschlagen worden und entlasten wir daher in Gemäßheit der Versteigerung-- bedingungen die übrigen Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 20.'October 1876. Der Rath der Gtadt Leidig. vr. Georgi. Cerutti Lin italienisches Kaiser Wilhelm- Album. Leimig, 23. October. Bor einem Jahre weilte Kaiser Wilhelm eine Woche hindurch in der Hofburg zu Mailand, von König Bittorio Emanuele mit den ausgesuchtesten Ehren empfangen und ausgenommen, von der überallher zusammen- geströmten italienischen Bevölkerung mit unbe schreiblichem Enthusiasmus bewillkommnet und gefeiert. Die Stadtgemeinde Mailand- that ihrerseits da- Beste, was sie vermochte, um de- Kaiser- ,. Barbabianca" Anwesenheit auf jede Weise zu verherrlichen. WaS kosteten diese Kaiser- und König-feste der Stadtgemeinde von Mailand ? — Die officielle Antwort auf diese Frage ward letzten DienStag, also just am Vorabende de- Jahre-tage- von Kaiser Wilhelm'- Ankunft in der lombardischen Capitale, in der großen RathS- und Stadtver- ordnetensitzuua, welcheden Jahresbericht de-Bürger meister- über vas verwaltung-jahr 1875/76 zum erstenGegenstande der Tagesordnung hatte, gegeben. Der „Sindaco" von Mailand, Bankier Graf Bellmzaghi, sagte am 17. d. in seinem Berichte, da, wo er von den Finanzen sprach, Folgende-: „Da- Hieherkommen de- Kaiser- von Deutsch land, über welche- wir unS allezeit freuen und dessen wir unS rühmen wüsten werden, kostete der Gemeinde mit Berechnung, versteht sich, auch der kleinsten Auslagen die ansehnliche Summe von ungefähr 271,000 Lire, welche gleichwohl in Ansehung einer so außerordentlichen Veranlassung keineswegs alS zu hoch erscheinen dürfte" . . . Leipzig wendete nach der auf guter Information beruhenden Angabe im Leipziger Tageblatte vom 7. d. M. (4. Beilage) die Summe von 82,888 für gleiche Zwecke auf. Die Mailänder veraus gabten in der Woche vom 18. bi- mit 23. Octo ber 1875 nach obiger amtlicher Aeußerung im Palazzo Marino weit über da- Doppelte Vieser Summe, nämlich 218,888 beziehentlich, wenn man die Coursdifferenz so hoch alS möglich in Anschlag bringt, 2«>3,2.',0 -6! Italien biegt auch noch in anderer Beziehung unS da- Paroli. Deutsche illustrirte Blätter haben zwar die italienische Reise Kaiser Wil helm'- mit entsprechender Aufmerksamkeit verfolgt und die wesentlichsten Momente derselben m Wort nnd Bild ihren Lesern getreulich vor geführt. Aber ein Kaiser-Wilhelm-Album über jene herrlichen, unvergeßlichen Tage hat doch von den allen kein einzige- gebracht, unsere« Wissen- wenigsten-. Daß wir etwa- Unerhörte- verlangen, wird man unS weder entgegenhalten wollen, noch können, da man sich ja recht gut erinnern dürfte, in früheren Jahren eine andere Kaiserreise auf diese Weise noch dazu zweisprachig verewigt gesehen zu haben. Den schönen Gedanken, ein illustrirte-Kais er« Wilhelm-Album mit italienischem Text zu veröffentlichen, hatte die Firma Gebrüder TreveS in Mailand, die Verleger der dortigen „Jllustrirten Zeitung". Da- Folioheft liegt jetzt in bunt lithographrrtem Umschläge unter dem Titel: „Guglielmo l. in Jtalia" vor (Preis 2i/, Franken). Der reiche Stoff ist darin auf 39 Folioseiten zusammengedrängt. Zehn ganzseitige Bilder in vormschnitt geben da- große wohlgelungene Bild- niß Kaiser Wilhelm'-, den Einzug desselben auf dem Corfo Bittorio Emanuele. da- Portrait der reizenden und liebenswürdigen Kronprinzessin Margherita von Piemont, (Enkelin König Johann'- von Sachsen), da- Schlafgemach Kaiser Wilhelm'- in der Hofburg, die Domplatz-Jllumi- nation, die Galavorstellung im Scala-Theater, den Hosball im Karyatiden-Saale der Hofburg, den Dom im bengalischen Feuer, die tage-hell er leuchtete schöne Gallerie Bittorio Emanuele (Dovpel- oder Kreuzgang - Passage, da- meist be wunderte Baudenkmal de- modernen Mailand), da- Familien-Diner im Gelben Saale der Hof burg— Doppelseitig gar sind die großen Holzschnitte, welche den Au-flug nach dem Park von Monza und die Kaiserparade auf der Piazza d'armi vor dem Castell (von unserer Leipziger „Jllustrirten" seiner Zeit auch, aber leider auf ein einseitiges Bild reducirt) gebracht. Die übrigen Bilder stellen in etwas kleinerem Rahmen die Begrüßung Kaiser Wilhelm'- am Mailänder Bahnhofe dar, ferner Gras Moltke, Baron v. Keudell, Conte de Launay (drei Brust bilder), den von den Deutschen in Mailand auf Veranstaltung de-Herrn MyliuS-Richard ge stifteten Silberschild für Kaiser Wilhelm, sodann Kaiser Wilhelm im Mailänder Rathbause, scinm Namen auf ein Pergamentblatt einzeichnend, endlich den hohen Gaftfreund, König Bittorio Emanuele (Brustbild). Nrues Theater. Leipzig« 2t. October. Zwei Novitäten von besonderem Interesse waren e-, welche heute die Musikfreunde höchst zahlreich versammelt hatten. Galt e- doch dramatischen Erstling-werken von zwei nicht Geringeren, wie von C M v. Weber und Fr. Schubert, welche unS in zugleich unge mein pietätvoll splendider und gewandter Jnsce- nirung vorgesührt wurden. Man kann e- nur Hrn. Operndrr. Reumann Dank wissen, wenn er in solcher Weise sortfährt, da- Genre der leichten lyrischen und Spieloper vielseitiger zu cultiviren, und unS mit so manchen derarligen anziehenden Erscheinungen von Jsouard, Cimarosa, Fiora- vanti, Pergolese, Auber, Adam, Halevy :c. von Neuem bekannt zu machen. Die heutige Zusam menstellung regte zugleich zu unwillkürlichem Ver gleiche zwischen beiden Komponisten an. Bei Weber zeigt sich schon hier fein für die Bühne prädeftinirte- Naturell sehr vortheilhaft in der schlagfertig knappen, leichtgeschürzten Anlage, während Schubert'- au-gesprochen lyrische In dividualität sich in allen Formen, seren e- Sym phonien, Kammermusik, Kirchenwerke oder Opern, mit gleicher Sorglosigkeit ergeht, überall da- Lied in unbekümmerter Breite vorwalten läßt. Schubert batte und nahm sich bei der Naivetät seine- Schaffen- und feinen bedrängten Verhältnissen gar nicht die Zeit, bei jedem einzelnen Werke länger zu verweilen, um formalistische Mängel und Längen zu beseitigen. Da- künstlerische Vermögen seine« herrlichen Genius war ja so unerschöpflich, daß er lieber sofort an ein neues Werk ging. Der Styl dagegen erscheint bei Schubert schon ausge prägter, während bei Weber besonder- von Mozart'- „Entführung au- dem Serail" die Ein drücke in erster Frische haften, und sich, so reich auch Weber'- Musik an geistreichen und humo ristischen Zügen, nur ab und zu bereit- Keime einer Eigenart zeigen, welche erst volle 10 Jahre päter Gelegenheit erhalten sollte, sich im „Frei- chütz" voll und ganz zu entfalten. Seinen ersten »ramatischen Versuch hatte Weber hauptsächlich mit „Sylvana" gemacht, aber wegen de- Texte-, eine- überromantisch malten Seitenstücke- zu „Preciosa", nickt viel Glück damit gehabt. „Abu Hassan" dagegen hat den Vortheil geistreich erfundener, von übermüthiger Laune sprudelnder Handlung. Wie un- Weber - Sohn Max in der ungemein treuen Biographie seine- Vater- erzählt, sah sich W. damals in Stuttgart al» Secretär des Herzog- von Würtemberg in den Strudel sehr flotten Leben- mit Schau spielern und Sänaern und entsprechende- Schulden machen fortgerisien, zugleich sterblich verliebt in d,e neckisch reizende Sängerin Lang. Im Kreise dieser leben-lustigen Gesellschaft entstand der „Abu Hassan", in welchem Weber seine eigenen arg zerrütteten Verhältnisse parodirte, indem in der heitern Weinlaune em witziger Einfall den andern erzeugte und Weber'- Freund Hiemer die so er fundene Handlungsehr geschickt au-führte. Weber componirte die Musik in elf Tagen, in der Hoffnung, daß ihn dafür der Größherzog von Darmstavt au- seinen Schulden herau-reißen werde, und dieser griff ihm denn auch, hoch er freut Über da- reizende Merkchen, mit 40 Carolin unter die Arme Die hiesige ausgezeichnete Besetzung. Regie und Ausführung trugen wesentlich dazu bei, daß die Wirkung namentlich der zweiten Hälfte eine höchst erheiternde und zündende war. Gesanglich kam in der Generalprobe in der ersten Hälfte Man ches noch muthiger, ungenirter zur Geltung. Besonder- in Spiel und Dialog aber war da- Zusammenwirken vorzüglich; Frl. Gutzschbach, welche die-mal die Borzüge ihrer eigentlichen Sphäre in reichstem Maße entfalten konnte, sowie die HH. Bär und Baumann entwickelten eine Fülle schlagfertig sprudelnden Humor-, der be sonder- bei Hrn. Bär angenehm überraschte, während Hr. Baumann den lüsternen Geld- wech-lor mit ächt orientalischer Beweglichkeit köst lich zeichnete. Ebenso trefflich entsprachen die Damen Bernstein und v. Axelson sowie die HH. Rebling und Ul brich ihren Aufgaben, dSgl. der Chor der Gläubiger, der allerdings, wenn etwa Weber- Gläubiger damals ebenso zahlreich waren, demselben starke Kopfschmerzen vereiten wußte. — Wenn Schubert'» ebenfalls einaktige Oper „Der häusliche Krieg" in gleichem Grade fesselte, so ist dies ebenso der schönen Musik wie der ungewöhnlich glänzenden Jnscenirung zuzu schreiben. Trotzdem der schreibselige Castelli kerne besonder-glückliche Folie geliefert hat und sich Text und Musik mit der ganzen Harmlosig keit Wienerischer Gemüthlichkcit ergehen, kann man nickt umhin, sich dem Genuß der reichen Melodiensülle Schubert'- gefangen zu geben. Bon besonderem Interesse sind zugleich häufigere Be- rührungSpuncte mit gleichzeitig oder später alS Schubert lebenden Compomsten, z. B mit Beethoven, Marschner und Lortzing. Vielfach be handelt Schubert auch da-Orchester charakteristisch, B. in der prickelnden Begleitung de- ersten Männerchor-, später überläßt er sich öfter- immer sorgloser dem Wiener Messen« und Oratorienstyl. Eine der prachtvollsten Nrn. ist die zwischen Frauen- und Männerchor wechselnde Scene, wie überhaupt die Chöre al- werthvollster Theil der Musik zu bezeichnen sind. In richtiger Würdigung dieses Gesichtspunktes batte die Direktion den Chören eine so glänzende Besetzung gewidmet, wie sie wohl höchst seiten Vorkommen möchte. Fast alle Solisten betheiligten sich und hoben zugleich durch die Freiheit ihre- routinirten Spiele- die Ensemble- scenen in ungewöhnlich anregender Weise. Andrer seits wurde die neue Chorschule zum ersten Male erfolgreich in- Treffen geführt, welche von mir seit Jahren betonte Einrichtung daher mit um so größerer Freude zu begrüßen ist. Ebenso erhöhten die glänzenden Costüme, namentlich der Damen, den hohen Reiz dieses prachtvollen EnscmbleS. Frl. Gutzschbach bot ein prächtige- Bild der eigensinnig resolutm und pathetisch dominirenden Bannerfrau, ebenso danken-werth widmeten sich die Damen Hass elbeck (Helene), Löwy (Jsella), Stürmer, Weiß, v. Axelson, BaldamuS und Klaf-ky, sowie die HH. Lißmann (Bannerberr), Bär (Astolf), Rebling (Ndolin), Pielke, Ulbrich. Hynek, Bürgin und Klein einmüthiaem Erzielen eine- Totaleindrucke-, welcher um so üverraschender und genußreicher, je weniger man ihn bei den dramatischen Schwächen de- Werke- erwartet hatte. Biel trug hierzu selbstverständlich Hrn Capelmstr. Sucher'- sichere und geniale Führung bei Da dem „Häu-lichen Kriegs eine Ouvertüre manaelt, wurde vor diesem Werke Schubert'- wohlvekannte Ouvertüre zu „Rosamunte" in vorzüglicher Weise au-geführt. — vr. Hrm. Zopfs. Musikalischer Lericht. Orgelconcert von Franz Preitz. Wer da« von Herrn Franz Preitz veranstaltete Orgelconcert besucht hat.wird e- nicht bereut haben. Zwar blieb von den angeknndigten Genüssen Einige« au-, so die Mitwirkung de- Harfenisten Herrn Wenzel, auch war Herr Concertmeister Schradiek durch Krankheit verhindert zu spielen, allein e- blieb des Interessanten immer nock genug übrig, um die dem Unternehmen des Herrr Preitz zugewendetc Theilnahme zu verlohnen. ES wurde mehr al- genug geboten. Von den Gc ängvorträaen hätten wir gern einen und den andern missen wollen. Welche, da- möge der Leser aus Folgendem selbst errathen. Eye wir aber vom Gesänge sprechen, geziemt e- sich wohl, daß wir der Orgelvorträge de- Concertgebers gedenken. Herr Preitz spielte Liszt'S Präludium und Fuge über 8^68, eine Fantasie in Fugenform von Carl Piutti und die Passacaglia von S e b. Bach. Liszt'S bekannte, wohl richtiger al-Fan tasie zu bezeichnende Composition verdankt ihre Entstehung, so viel wir wissen, den Anregungen, welche derselbe durch die von Ladegast erbaute, im Jahre 1855 eingeweihte neue OiHel im Dome zu Merseburg empfangen hatte. Sein Wunsch, ich auf dem Gebiete der Orgelmusik zu be- hätigen, mußte bei seiner Natur gleichbedeutend werden mit dem, da- Reich der Zukunst-musik auch auf die Kirche au-zudehnen. Wenigsten-hat er sich in dem in Rede stehenden Werke weder durch dieStrenge )er Fuge, noch durch Rücksichten auf die Kirche n seiner weitschweifenden Phantasie beirren lasten. Li-zt hat auf diesem Gebiete wenig Nackabmrr lefunden. Selbst diejenigen unter den jüngeren Orgelcomponisten, welche al- von der Neuen Schnle beeinflußt zu betrachten sind, beweisen bei aller Freiheit doch immer noch eine größere Pietät egen die Kirche al- der ältere Meister. So steht arl Piutti mit seinen Orgelcompositionen weit mehr auf kirchlichen, Gebietes obwohl auch er sich von der heutigen Kunst de- OraelspielS, wie speciell von den ihm zu Gebote stehenden reichen musikalischen Mitteln Nicht- entgehen läßt. Seine diesmal zu Gehör gebrachte Fantasie ist ein tüchtiges Werk, da- sich au- unscheinbaren, Anfänge nach und nach bi- zu einer Stimmung erhebt, die etwa in dem Liede: „Sollt ich meinen, Gott nicht singen" ihren dichterischen Ausdruck finden würde. Passacaglia! Ob wohl alle Zuhörer gewußt haben, was diese seltene Bezeichnung eines Ton- stUcke- bedeutet'? Paffacaille heißt ein alter fran ker Tanz, der im »/«-Tact geschrieben und sehr langsamer Bewegung ist. Eigenthüm L' von lich ist ihm. daß er nicht au« verschiedenen Theilen besteht, sondern sich durch Variirung eine- kurzen Thema- weiter fortspinnt. So ist auch da- Prä ludium der Bach'scben Passacaglia Nichts weiter al- ein Thema mit 20 Variationen. Bach hat hier wieder ein gut Stück Kunst geliefert. ES verlohnt sich sehr, diese Variationen einmal aus dem Clavier nachzuspielen. Fertige Clavierspieler werden au- denselben vielleicht ein ganz brillantes Tonstück zu Wege bringen. Den Schluß der Passacaglia bildet eine mächtige Doppelfuge. Gespielt hat Herr Preitz Alle drei Stücke reckt wacker. Nach solchen Proben müssen wir dem jungen Künstler schon ein ganz bedeutende- Maß von Kunstfertigkeit zusprechen. Besonder- ist sein Pedalsviel von einer rühmen-werthen Reinheit und Klarheit. Da Herr Preitz sich auch die Pflege de- kirchlichen OrgelspielS sehr angelten sem läßt, so steht zu erwarten, daß wir an ihm einst nicht nur einen einseitigen Virtuosen, sondern einen tüchtigen, musikalisch durchgebildeten Orga nisten haben werden. Dazu wünschen wir ihn, Glück! Zwei weitere JnstrumentalsoliS boten un- Herr Kammervirtuos Schröder und Herr Bolland, der erstere ein Homento religiös« für Lioloncell von Lüdecke; der andere (in Vertretung des .Herrn Concertmeister Schradiek) ein Adagio von Leclair und ein Andante von Tartini, beide für Violine. Daß an diesen Leistungen Nicht- zu wünschen übrig bleiben würde, durste man erwarten. Gesungen wurden Lieder von A. Winter berger. (Ich weiß, an wen ich glaube und Osterlied au- oz,. 56. Jesu-lied au- «i». 53 und Wiegenlied au- op. 18) A. Ritter, (Trostlied), Th. Kirchner, (Bittenl und Seb. Bach'- liebliche- Duett: „Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten", au- der Cantate: Jesu, der du meine Seele. Da- letztere ist un- noch von, Bachverein aus in freundlicher Erinnerung. Zwar fiel die die-maligc Ausführung desselben nicht
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