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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187707277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-27
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1877
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L N^OI Erscheütt tiiglich früh 6'/. Uhr. He»««»» uuö -«»eötti«» FohaauiSgasse SS. >Mchß»»S«« öa Lröattt««: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. Umrahme der für dir nächft- wlornde Nummer bestimmim Julcrate a« Wochmtagm bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtage» früh bis V,ü Uhr. L, de, FiUate« für Zus. Aaachmr: vtta Klemm, UniversitLtsstr. 22. LouiS Lösche, Katharinenstr. 18,p. rmr bis '/.8 Uhr. MipttgerIageblatt Anzeiger. VrM stk Politik, Localgkschichte, Handel»- und Geschäftsverkehr. Ar»ft«ze LL,rL0. ^dammnentopKi« viertelt. «»/.«Lj tucl. «rmgcrtvha 5 Mr. durch die Post bezog«» 6 Ust. Jede einzeln« Nummer Sv Pf. Belegexemplar 10 M. Gebühren für Exlradeilagen ohne Postdefvrderuog SS Ml. r..tt Postbesvrderuug 4b Ml. Zastrale -taesp BourgemSz. 20 Pf. Grdßere Schriften Umt unsere» hrelsverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklame» vatrr de« Redaettaaißrrch die Spaltzeil« 40 Pf. Inserate stad stets an d. «krpetttta» zu smdeir. — Rabatt »irb Utch' gegeben Zahlung pra»n»M«oach oder durch Postvorschuß. M 2V8. Kr-ttag den 27. Juli 1877. 71. ZahMNg. Bekanntmachung. 4 resp. 18 resp. Die Entschädigung für die iu der Zeit vom 5. — 18. Juni »ud 19 — 38 Juni u o. L. Quote 11. Quote allhier ein,variiert gewesmm Wehr-Vra»«s«haste» »o« Kstutgl. SLchs. 8. Jufauterie- Megt«eut „Grtuz Johau» Georg" Nr. 107 kann in dm nächsten » Tagen bei unser« Quartier-Amte. Rathhau«, 2. Etage, erhoben werden. Der dm Quartierzettel Vorwelsende gilt zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 21. Juli 1877. Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lamprecht. Bekanntmachung, G»h»issio« a»f LSethkalk h«treffe«d. Die Lieferung de» jährlich circa 20.900 Hcctolitcr betragenden Bedarfes an Wettzk«tt für die hiesige städtische Gasanstalt soll «uf 3 Jahre, vom l. September d. I. ab, an dm Mindest- fordernden, jedoch vorbehältlich der Au-wahl unter den Submittenten, vergeben werdm. PreiSoffertm auf da- ganze bez. auf da- halbe Quantum sind bi- zum Iv. Amaaft d. I. -tachmittaU- S Uhr versiegelt uod mit der Aufschrift „Wethkalk siir dir Ga-a»stalt" versehen bei der Nuntiatur de- RatheS der Stadt Leipzig einzureichm. Die r äHeren Bedingungen können auf dem Bureau der Ga-anstalt Hierselbst eingesehm werden. Leipzig, den 25. Juli 1877. DeS Math- der Gtadt Leipzig Depatatto« zur GaSauftalt. Bekanntmachung. ES ist bemerkt worden, daß neuerlich in den Drogueuhaudluugeu häufig Arzuetwaare», dere» Detatlperkauf «ur tu Apotheke« gestattet ist (Verordnung vom 4 Januar 1875, ReichSaesetzblatt S. b), im Detail verkauft werden Wir verweisen daher auf tz. 367, 3. de- Strafgesetzbuch-, wonach Uebertretungm der bezüglich de- LrzueihandelS bestehend« Vorschriften mit Geldstrafe bi- zu 150 oder Hast zu bestrafen find, und werdm gegen derartige Uebertretungm vorkommenden Fall- unnacksichtlich einschreitm. Leipzig, am 24. Juli 1877. Der Math her Gtadt Vetpzt«. vr. Tröndlin. Wilisch, Refdr. Bekanntmachung. Herr LouiS Kraweer beabsichtigt in feinem an der Vrandvorwerkstraße gelegenen Grund stücke Nr 2533 lr de- Flurbuch- »nd Fol. 108 de- Grund- «nd Hypothekenduch- für da- Brand« Vorwerk eine Schlächterei für Kleinvieh zu errichten. Wir bringen diese- Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kmntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen dagegen, welche nicht uuf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tugen und längsten- a« LA. August diese- Jahre- bei un- anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderm privatrechtlichm Titeln beruhm, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 24. Juli 1877. Der Math der Gtadt Leipzig. vr. Tröndlin. Waugemann. Bekanntmachung. Vom 3. August d. I. an ist von unS ein Giilzei'sche- Gttpeudtu« im Betrag von 185 -L jährlich auf vier Jahre an einen hiesigen Studirenden zu vergebm und zwar zunächst an einen solch«, welcher dm Namm Hölzel führt, und von ehrlich« Eltern geboren ist, in dessen Er mangelung aber an ein« hier studirenden Leipziger Bürger-- und HandwerkSmeisterS-Sohn, bez. an ein Annaberger Stadtkind. Wir fordern Diejmigm hiesigen Herren Studirenden, welche sich in einer dieser Eigenschaft« um da- gedachte Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bi- zum 3t. d. M. bet unS einzureichen »nd bemerken, daß später eingehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müßtm. Leipzig, am 19. Juli 1877. Der Math drr Gtadt Veipzig. Ilr. Tröndlin. Messerschmidt. Bekanntmachung. Der Gurkeuuearkt wird vom DienStage dm 24. d. M. an biS aus Weitere- auf dem Fleifcherplatze gehalten Leipzig, am 2i. Juli 1877. Der Math der Gtadt Leipzig. vr. Tröndlin. » r v. Ass -r» lrhtru Taae» Des Lur- strstrmhums Hessr«. Die Wochenschrift „Im neuen Reich" bringt in Nr. 2» d. I. einen Artikel „Erinnernngen an- dem Jahre 1866", welche sich ausschließlich auf Kurhrssrn «nd feinen letzten Kurfürsten de« ziehen. Der Verfasser desselben bedient sich frei» iich der höchst seltsamen, pedantischen Verkleidung, daß er daS Land „Neu-Makedonien", feinen Fürsten „Chalif", seine höchsten Räthe „PaschaS" u. s. w. nennt. Doch Mir werfen diesen höchst unnützen Vallast von vornherein über Bord «nd nennen die Dinge bei ihrem wahren Namen, indem wir die interessanten, offenbar auf actenmäßige Be lege fußenden Ausschlüsse über diese letzten Tage deS letzten deutschen Kurfürstenthum- kurz zusam- mmfasseu. Sehr ergötzlich ist rS gleich, den mehralSbyzanti nischen Ko nzleisiyl kennen zu lernen, an welchen Se. königl. Hoheit der Kurfürst durch feine Herren Minister gewöhnt worden war. So schreibt der KriegSminister zu Anfang Juni 1866: „Er könne unter den dermaligen bedrohlichen politischen Ver hältnissen Urlaubsgesuche von Osficieren nicht allerunterthiinrgst befürworten, und trage dcShald ehrerbietigst daraus an, eine Aller höchste Entscheidung auf daS vorliegende Gesuch Allergnädigst auSzufetzen" — Also in 4 oder 5 Zeilen 4 DevotionS- und MajestätS-Prädicatel! — Noch toller llingt folgender Satz: „In Be treff der Tadelten wagt daS kursürstlicke KriegS Ministerium der Allerhöchsten Gnade ehr erbietigst zu unterbreiten, Allergnädigst zu gestatten u. s. w. Sollte aber die Aller gnä digste Ernennung unter Vorbehalt der Wieder holung deS Examens in der Allerhöchsten Intention liegen, dann glaubt daS kurfürstliche Krieg-Ministerium wagen zu dürfen, die L. H. Z. ebenfalls dieser Allerhöchsten Gnade in tiefster Ehrfurcht empfehlen zu dürfen, und würde sich dasselbe den allerunter- thänigsten Vorschlag erlauben, zu PortepLe fähnrichen Allergnädigst zu ernennen u. f. w." — Sollte man glauben, daß ein solcher Styl noch in der 2. Hälfte deS 19. Jahrhundert- möglich gewesen? Wem fällt da nicht der Bürger'sche Her» ein: Biel Klag« HSr' ich oft erheben »,m Hochmuth, den der «rohe übt. Drr Großen Hochmuth wird flch geben, Wen« unsre Kriecherei sich ziebt. Mit welckem grenzenlosen Leichtsinn, in welch «»fertigem Zustande die deutschen Mtttelstaateu — mit «»»nähme Sachsens, dessen Brust längst oußte, waS er wollte — 186» in den Krieg mit Preußen sich gestürzt haben, daS geht auch a«S >esen urkundlichen Miltheilungen über die da- maligen kurhessifchen Verhältnisse handgreiflich chervor. Kurhrffen hatte im Juni 1868 nicht ! m Schatten eineS kriegsbereiten HeereS, ba e» ihm an den drei wesentlichsten Erfordernissen zu- gleich fehlte: in den CantonnemeulS an Soldaten, in den Zeughäusern an brauchbarm Waffen «nd Munition, i» der KriegScasse an Geld. Für jede Compagnie maren nur 70 verfügbare Ge- re vorhanden, nur für drei Viertel deS Bestandes ein neuer Rock; in einem Regiment wurdm unter. 749 ihrer bedürftige Soldatm nur 35 nme Röcke vertheilt »nd für diese» ganze Regiment warm auch keine nmen Hosen da. Diese Zustände entsprachen also keines wegs dem Lode, welche- die wackeren hessischen Soldatm ehedem ihrem Krieg-Herrn in einem be liebten Soldatenlied ertheilten, indem sie fangen: Der «urfürk von Hessen Ist ein kreuzbraver Manu, Lr kleidet seine Sulidaten Biel besser, al» er'» kann. Pferde einzukaufen, erschien vor der Mobil- «achung-ordre auch nicht räthlich, da ja dieselben bi- dahin allerunterthäntgst Heu »nd Hafer für Nichts und wieder Nichts fressen würden. Und waS endlich die KriegScasse betraf, so war buch stäblich Nicht- darin, »nd langjährige Schulden warteten vergeblich auf Bezahlung. Schon seit 12 Jahren nämlich batte da- sehr theure Sol datmspiel de- Kurfürsten mehr gekostet, alS man ehrlicher Weise, d. h. auf Grund landstävdischer Ber- »illigung, dafür verauSgabm konnte. Da eS aber dem Kurfürsten nicht emfiel, sich die Zahl der Dienstmonate und der zur Parade verfügbaren Truppen von den Ständen dorschreiben zu lassen, so warm die Schulden der KriegScasse — zeit weise borgte der Finanz«inisler — auf fast eine balbe Million Thalcr herangewachsm. Und unter solchen trostlosen Umständen sollte sich Kurhessen tn einen Krieg mit dem «ohlgerüsteten Preußen stürzen? Die Stimmung de- weit überwiegenden TheileS der Bevölkerung war denn auch einer solchen Thorheit völlig entgegen, »nd selbst in den mUttairischm Kreisen, in welchen die Sympathien für Prmßm feit alten Zeiten historisch begründete warm, dachte man noch i« Mai 1868 an nichts weniger alS an ein Frontmachm gegen Preußen, i« Gegentheil warnten die einflußreichst« militairr chm Rathgeber dm Kurfürst auf- Nach drücklichste vor einem Conslict und gaben ihm in einer bei dem Kurfürsten fast unerhörten Sprache zu bedenken, daß die preußische Geduld und Nach giebigkeit gegenüber de« feindseligen Bundestag m Frankfurt einmal ein Ende habm könne. Wer dm Kurfürsten trotz alledem schließlich in- Ver derben trieb, da- war die kleine, aber wohl- diSciplinirte Partei der Bilmarianer, ein Häuflein »ltraorthodoxer Eiferer, welche Prmßrn »nd dessen freiere, unionistische Richtung gerade so anfeindetm, wie die- noch heutzutage die sächsischen Orthodoxen unter Führung de- Herrn Luthardt und seiner Luthe rischen Kirchenzeituvg thun. Vilmar (zu- letzt Prof, der Theo! tn Marburg) kannte seinen Kur fürsten und dieThatsache, daß derselbe gewisse Worte, wie „deutsches Purlament, VolkSstim- muug, 1848, preußischer Feldjäger", und vor Niem „BiSmarck" gar nicht hörm konnte, ohne darüber in die größte Aufregung zu gerathm, und gerade diese Ausdrücke Pflegte der von Vilmar herausgegebene „Hessische Volk-- freund", da- einzige Blatt, da« der Kurfürst laß, Tag für Tag aufzutischm »nd damit a»S allen Kräften zu Hetzen. So schloß sich denn der Kurfürst, zu« Schreck« de- kurhessifchen BolkcS, dem vcrhäugnißvolleu BuvdtSbeschluß vom 14. Juni 186S «rr, welcher bekanntlich nur m:t 9 Stimmen gegen 7 durch ging. DaS war aber auch der letzte große Ent schluß. dessen der durch seine grenzenlose Un- schlüssigkeit bekannte Fürst fähig gewesen war. Einige- freilich genehmigte er noch, z. B Tünche und Anstrich einer Caferne, wozu seit Jahr und Tag daS Gerüst schon stand, rbmso die Anlegung eineS Abtritte- m einer andern Caferne, eine nme Art Säbelkoppel mit Schnallen und Trag riemen für die Hufarm und dergl. mehr. Sonst aber erfolgte fast auf alle wichtigeren Anträge de- Krieg-mimsterS sein beliebte- „Nichtgenehmigt" oder „A »Sgesctz t". Weder irgend eine Ernennung noch Beförderung war durchzusetzen, obgleich kein Regiment die nöthige Anzahl Osficiere, manches keinen Oberst «nd die ganze Division keinm Comman- deur hatte. In welchem Zustande die kurhesstsche „Armee" endlich zu dem BundcScirmeecorpS ab rückte, da- sich unter dem Oberbefehl de- Hessen- »armstädtischen Prinzen Alexander um Frankfurt ammelte, ergiebt sich daraus, daß l) die Jn- anterie nicht durchgängig mit gleichen Gewehren versehen war, da die neuen nicht auSreichtm; daß eS 2) der Cavallerie vielfach an Pferden fehlte; daß eS 3) bei der Artillerie nicht besser stand, und daß eine Batterie ncch nickt marschiren konnte, weil die »mm Geschütze noch nicht fertig warm; daß eS 4) für die Pioniere noch deS PferdeankaufS bedurfte; daß eS 5) für den Train an Pferden zu seiner Ausbildung (!) «nd an Vor gesetzten für DiSciplin und Aussicht fehlte; duß endlich 6) für FeldhoSpitäler, Krankenträger, Feld- bäckerei und andere Kleinigkeiten mit der Zeit Sorge getragm werden sollte!! In welcher Gemüth»Verfassung sich der Aller höchste Krieg-Herr der kurhessifchen Armee am 13. Juni 1886 befand, davon legt einer seiner letzten Befehle, durch welchen er eine Ent sendung kurhessischer Truppen in die BuvdeSfestung Mainz verhindern wollte, schon al- Stylprobe beredte- Zeugniß ab. Derselbe lautete wörtlich: „Der Wunsch, die B e st e l l » n g der kur- hessischen Trupp« zur Besetzung von Mainz zu stellen, ist hiesiger Seit- nicht gestellt worden, weil Ich eine Stellung ohne Ehre mit Hungertyphus, Händeln mit der Reserve- Division nicht beabsichtige zu wünschen, nur um den Nassauer daS Kommando der 2. Division de- IX. ArmeecorpS." — Der Schluß de- klassischen Satze- ist dem Allerhöchsten Verfasser desselben offenbar in der Feder stecken gebliebm, doch erkennt man auch «uS dem Bruchstück die gründliche Mißgunst gegen da- milverbündete Nassau. Und um dieses zu begreifen, muß man sich an die ungeheuerliche Thatsache erinnern, daß nach der deutschen BundrSkriegSverfassung (vom Jahre 181») daS IX. Bunde-armercorp- gedildet wurde von: 1) Sachsen, 2) Kurbessen, 3) Nass«» und 4) Luxemburg-Limburg, eine Zusammenstellung, welche, wie so viele- Andere, auf» Lebhafteste an die elende ReichSarmee be helligen römisch« Reiche- deutscher Nation erinnert. Und diese Jämmerlichkeit der deutschen Heer Verhältnisse, auf welche Prmßm s» »ft vergeblich hingewiesen hatte, wagte der Hauptwortsührrr der prmßm. feindlichen Mittelstaaten, Herr von Beust, wir verholt in Abrede zu stelle», bi- endlich da- Jahr 1866 alle seine Machinationen und Jntriguen gründlich zu Schanden machte. Seine königliche Hoheit der Kurfürst Friedrick Wilhelm I. aber wurde sehr bald durch seine Gefangennahme «nd Abführung nach Stettin für immer der Allerhöchsten Sorge für feine Armee enthoben und konnte dann noch fast 9 Jahre lang „fern von Madrid" in stiller Zurückgezogmhelr darüber Nachdenken, wie er seine Regenlenpflichten Agen fein Volk »nd Land erfüllt habe. DaS Buch wird hoffentlich bald geschrieben werden, welche- a«S der frischen Erinnerung der Mit- lebendm «nd aus urkundlichen Grundlagen kommen den Geschlechtern einen wahrheitsgetreuen Bericht darüber liefert, waS noch in der Mitte de- 19. Jahrhundert- der tüchtige, kernhafte Volk-- stamm der Kurhessm unter der fast unglaublich«, leider 35jährigen Mißregierung seine- letzten Kurfürsten erlitten hat. Leipzig, 28. Juli. Wieder flattern einige Frieden-enten umher. DieSmal kommen sie von Part», wo sie im Bureau der „Agence HavaS" da- Licht der Welt erblickt habm. Die von dieser herauSgegebene Corre- spondenz erzählt, der neue Minister deS Aus wärtigen, Aarifi Pascha, habe dem Sultan empfohlen, den gegenwärtig in Gchumla wellenden Namyk Pascha in besonderer Sendung an den Czaren abzuordnm und damit den ersten Anstoß zur Einleitung von Frieden-Verhandlungen zu geben. Gut unterrichtete Blätter treten dem vorschnellen Gerücht entschieden entgegen. Der „Post" wird au- Pari- angedeutet, die- Ge rücht sei nur ein Widerschein de- allgemeinen FrievenSbedürfniffeS und werde naurmtlick mit Rücksicht auf die innerm Verhältnisse in Frank reich colportirt. Weder in Wim noch in Berlin will man von dem angeblichen Schritte der Pforte Kunde haben. Namyk Pascha soll viel mehr nur nach Schum la gesendet worden sein, um dorthin Gelder und auf den Krieg bezügliche Befehle zu überbringen. ES läßt sich auch nicht absehen, waS gerade jetzt FriedmSverbandlungen sollen. Die bisherigen Mißerfolge der Pforte sind noch nicht s» groß, daß man von den maß gebenden Kreisen in Stambul eine FriedenS- cklpitulation erwarten dürfte. ES mögen aller dings die einsichtigen »nd vorurtbc'Slosen Staatsmänner nachgerade an der Möglichkeit eine- für die Türkei siegreichen AuSgangeS de: Kämpfe in Bulgarien und Rumelien verzweifeln , aber so weit kann die Niedergeschlagenheit schwer lich schon gehen, daß man schon jetzt, noch bevor eine große Schlacht geschlagen, bevor eine der großen Festungen gefallen ist, die Flinte in- Korn wirft. Vielmehr müssen wir der Wiener „Presse" Glaube« schenken »nd beipflichten, wenn sie sagt: „Bi- zur Stunde ist hier von keinerlei Kundgebung der Pforte, welche uuf die Absicht eine- nahen Friedent- schlusse- hindmtm würde, da- Mindeste bekannt Der Botschafter der Pforte hat neuerding- länge, e Zeit mit unser« Minister de» Lu-wärttgm con«
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