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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-18
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1880
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1028 tMNlu'»U»f>>nclsscu. clya »niltzs» Hermann Schul;«. e. s. a. B Delitzsch. Februar 1880. Leipzig. ät« Vcrlvkic einpscklcn »ick kmlll« 7»llk«r1, Ott« «Ullsr. keiprig. äen 17 kcbcuar öerlin Ihre am heutigen Tage in der Kirche zu Klein-Zschocher vollzogene ebellche Verbin dung beehren sich hierdurch lieben Freun den und Bekannten ergebenst anzuzeigen Plagwiy-Leipzig, 18. Februar 1880. eker Arn» Weyrauch, kophte Weyrauch geb. Hartt, Hie glüetzlleke Oebntt eine» Unoden reifen docke, freut »o vre^äen, 18 kebruir 1880. llsrninnn Iüxsr kmmn äitzs«r ffeb. 4i«kb«räl. Tie am 10. Februar Abends 7 Ubr er folgte glückliche Geburt eines kräftigen Mädchens zeigen hocherfreut an « Mettus. H. Mettus geb. Dürr. Karlsruhe, 14. Februar 1880. Heute wurde uns ein kräftiges Mädchen geboren. Leipzig, 17. Februar 1880. Paul Hammer, Fanny Hammer geb. Mehner. Heute Morgen 3 Ubr verschied sanft nach schweren Leiden unser guter Bruder, Pflege Vater, Schwager und Onkel, Herr Otts- nchter Joy «ott »adtsch. DieS Bekannten und Freunden zur trau rigen Nachricht. Eutritzsch. Leipzig, Frankenbain, Möckern und Stötteritz, den 17. Februar 1880. Familie Kabisch Frau venv. «llthn. Die Beerdigung findet Tonnerslag Nach mittag 2 Uhr vomlrauerbause, Eutritzsch. Leipziger Straße aus statt. Heute Morgen 3 Ubr entschlief sanft und ruhig unser lieber Mann. Schwieger- und Großvater. Robert »ruft «rnolv, Bürger und Buchbindermeister, in seinem 72. Lebensjahre. Dieses zeigen allen Ver wandten und Bekannten hierdurch an Leipzig, den 17. Februar 1880. bte Hinterlassenen. Heute früh ' ,6 Uhr verschied sanft nach längeren Leiden, ledoch unerwartet, unser theurer Vater, Großvater, Schwiegervater, Onkel und Schwaaer Hm S. 1. S. Törwe, »m Alter von 80'/, Jahren. Um stilles Beileid bitten im Namen der Hinterlassenen Leipzig, den 17. Februar 1880. Julius Loewe. Rtcharb Laewe. vr Franz Dudenssu,. V Schräge. De Beerdigung findet Donnerstag, den I!>. d. M., Nachmittags 2 Uhr statt. Todes- Am 15. Februar unser guter Sohn, Schwager vsoar Anzeige r ',.2 Uhr ents entschlief Bruder und Einjahrig-Freiwilliger im 101. Re giment zu Dresden, nach lstägigem Krankenlager am Tvpbus. Um stille Theilnahme bittet Brandts, den 15. Februar 1880. Carl Wilhelm, im Namen der Hinterbliebenen, Für die vielen Beweise herzlicher Liebe und Theilnahme bei dem Hinscheiden unserer guten Mutter Johanne Chriliiane Sittlich sagen allen Verwandten und Freunden unseren innigsten Dank, insbesondere Herrn Pastor 1>e. König für seine trösten den Worte im Hause sowohl als am Grabe, sowie auch den lieben Nachbarn und Stists- genossen für ihre Liebe und Anhänglichkeit. Leipzig, 15. Februar 1880. Die traueruden Hinterlassenen. Gestern Vormittag verschied in seinem 21. Lebensjahre, nach kurzem aber schwerem Leiden, in, diesigen Militair-Lazaretb unser guter lieber Bruder, Schwager, Onkel und Pflegcsohn, Eduard Ernst Wallncr, Soldat der 6. Comp., 8. Inf. Reg. Nr. 107. Dies allen Verwandten, Freunden und Bekannten zur Nachricht. Leipzig, Plagwitz. Dresden. Hartha, den 17. Februar 1880. Um stilles Beileid bitten Sie tiestraucrnbcn Hinterlassenen. Die Beerdigung findet Donnerstag, den 18. Februar, Nachmittags 3 Ubr, von der Leichenhalle des neuen Friedhof aus statt. Heute Nachmittag S Uhr endete ein sanfter Tod die langen Leiden unserer inniggeliebten Gattin und Mutter, Frau LMe 8ckKeI K kelmm, im 61. Lebensjahre. Leipzig, den 16. Februar 1880. Die trauernden Hinterlassenen Heute verschied nach kurzem Krankenlager unsere liebe, theure Mutter und Schwieger mutter, Frau »lisadeth Haderer, in ihrem 72. Lebensjahre. Leipzig, den 17. Februar 1880. Justizrath Richter und Frau. Gestern Nachmittag ertrank unser heiß geliebtes Häuschen im Aitervon 8' «Jahren, waS hierdurch ttesbetrübt anzeigen Leipzig, den 17. Februar. Registrator Petzoldt und Frau. Die Beerdigung findet Donnerstag früh 8 Uhr statt. Heute früh '/.3 Ubr ist unser lieber, kleiner Wtky nach schweren Leiden ent schlafen und folgt seiner vor 5 Wochen vorausgegangenen Schwester Gretcheu in die Ewigkeit nach, was ttesbetrübt anzeigen Volkmarsdors, den 17. Februar 1880. V. Drojahn und Frau geb. 2toye. »euie äea 18. «l tzl enl«cl>Iief iiaek Isnqen leisten sunst uns rudir mein ^uier älsnn, l!»r1 ärr/rutil Wlvävrnnäeru, gen Nvunlir, 8ckukmacker u. li»u»r»»nn kÄlksriuenttr 24 Oie veeräigun^ timtet vomiersiajz «ten 19. ä. « 8t.ltt Herzlichen Dank. Für die vielen Beweise liebevoller Theil- nabme und Blumenschmuck bei dem schmerz lichen Verluste, der mich betroffen bat, sage ich hierdurch meinen aufrichtigen Dank. <5. rchüritz, zugleich im Namen der andern Hinterlassenen. Leipzig, den 17. Februar 1880. Nachruf. Am 13. dieses Monats starb Herr August Schmidt. welcher 31 Jahre als Cassenbote in unserer Cafse tbätig war; seine Pflichttreue und seine Anhänglichkeit werden ihm für alle Zeit ein bleibendes Andenken wahren. Leipzig, den 17. Februar 1880. Der «esammt-Vorstaur» der Krebs schen Kraulen- und Letchenrasse. verlobt: Herr Bernhard Michael in Altenburg mit Frl. Marre Loose in Schmölln. Herr vr me<1 E.Stvli inLeuduS (Schlesien) mit Frl. Clara Storch in Ziesar. Herr I. Aron, Kaufmann, in Dresden mit Frl. Belli FuchS daselbst. Herr Guirav Preßler, Chemiker, in Plauen i. V. mit Frl Lina Hammer daselbst. Herr Gustav Dietze, -sahlmeister, in Chemnitz mit Frl. Anna Therese Gerber aus Lengenfeld i. V. Herr Richard Be»er in Dresden mit Frl. Marie Stoü daselbst Herr Bruno Hönisch, Lehrer, in Evla mit Frl Anna Krätzscdmar in Borna. Herr Ernst Huhn, Referendar, aus Pegau mit Frl. Adele Dittmaver das. Herr Wilhelm Langgutb, Postverwalter in Neukirchen, mit Frau Emma Schaarschmidt geb. Kunze in Einsiedel. Heir A. Kreber, Lehrer, rn Gever mit Frl. Thekla Riemer daselbst. vermählt: Herr Eduard Zebme in Mühlberg a. E. mit Frl. Alma Linke das. Geboren: Herrn Theodor Poblig in Glauchau ein Sohn. Herrn H. Weber in Dresden eine Tochter. Herrn G. Scheibe in Dresden eine Tochter. Herrn Haupt mann Lindemann in Erfurt ein Sohn. Herrn I. M. Müller in Altenburg ein Sobn. Herrn Heinrich Müller in Dresden ein Sobn. Herrn H. Jäger in Dresden ein Sohn. Herrn Emil Clausnitzer in Dresden eine Tochter. Herrn B. Berg in Pirna eine Tochter. Herrn Adolph Barth in Marienberg eine Tochter. Herrn Bernh. Richter in Chemnitz ein Sobn. «eftorbe»: Frl. Louise Beate Klaß in Dresden. Frau Henr. Richter in Dresden. Herr With. Koblmann in Halle a S. Herr Julius Oscar Miersch, Baumeister, in Fre, berg. Herrn C. Sckreckenbach'S in Chemnitz Tochter Matthä. Frl. Louise Johanne Behrend in Cbemmtz. Herrn Bernbaid Schindler's in Chemnitz Sohn Conrad. Herr C. G. Richter in Chemnitz. Herrn E. Knoll's in Hartmannsgrün Tochter Margarethe Herr Herrmann Baumgärlel, Restaurateur, in Plauen i. V. Herrn A. Falk'S, Cassirer in Plauen i. V„ Sohn Carl. Herr Johann Georg Klebett in Geilsdorf. Frau Sophie verw. Westpbal verw. gew. Köhler geb. Weise in Dre-den. Herr Herrn. Polycarp Jabn, Steindruckerer Besitzer, in Dresden. Herrn Hauptmann Schmidt s in Pirna Tochter Marie. Herrn Krahl's in Crostau Tochter Olga. Herr August Zein in Freiberg. Frau Anton» Henriette Stein geb. Jllge in Ramsdors. verr Carl Friedrich Berger in Borna. Herrn C. G. Schramm's »e» in Raum bürg a. S. Tochter Hedwig. Herr Gustav Täuzler in Naumburg a. S. Herr Robert Heinemann in Naumburg a. S. Frau Johanne verw. Bäckermeister Weißflog ged Praße in Altenburg. Frl. Auguste Strützll in Döblitz. Frau Wilhelmine lltbe geb Hose in Hohenedlau. Herr Cbrist. Heide! in Zwickau Frau Christ, verw. Krämer in Zwickau. Frau Dorothea verw. Mö'er in Wurzen. Herr Theodor Ernst Lehmann in Dresden. Tie Beerdigung des verstorbenen Buckbindermeisters Herrn findet Donnerstag Nackm. 4 Ubr vom Trauerbause, Elsterstr. 38 K, aus, statt. »oato L. 7 v. N. Los. I>. 7. e D Montag, M vnroikeenttr. 11 lkeickel's Latten) M VleVL RllIH lüelick neüffnet von srük bis 4benidi. ^ recdu löglick geöffnet von srük bis äbeack,, »ucd Sonntag. A Poftftraste Nr. 7. Tägl. geöffnet v. Morgens biS Abends, Sonv- tags bis Mittag. Wannencurbäder g ' genau nach ärztl. Verordnung Lpetseanft I.«. ll. Donnerstag: Grüne Erbsen mit Scböpsfl. D. v. Münder, Jackowi; Meteorologische Leobachdmgru »nt Ser Ktsruveart« «ll l.«lpirl^. »öde: 118 Keter üb«, <len» Ree, /.«tt <t«r -u>a I . »lilUwri«,. ^^»,.«,1 . nt«. 18 fedruar äbenct- 10 ttkl 744 8 > 0 0 17 - borgen.-« 8 1!ki 743 0 -s- 13 >»ckiu 2 Lk» 741.8 j -s- 4 3 Vlmimum <te< lemperaivr — — l'.O. '> kexenlropten. 72 68 Kaaiinum 88dl 2 trübe 8K 2 trübe') 8K 1 trüb« - -s- 4'.8 Landtag. s- Dresden, 17. Februar. (Zweite Kammer.) Die Sitzung wird Vormittags lO Uhr eröffnet. Am Regierungstische anwesend Staatsminister von Nostitz-Wallwitz und einige Regierungs- commissare. Die Tribünen sind überfüllt. Das Hauptcontingenl der Besucher haben die Socialdemokraten gestellt. Der erste Gegenstand der Tagesordnung betrifft die Interpellation des Abg Ackermann und Ge nossen, dasVagantenwesen betreffend, dahin gehend: Ist die königliche Staatsregierung gewillt: zur Beseitigung der in Sacken des Vaganten Wesens zu Tage getretenen großen Uebelstände auf zweckentsprechende Revision der ciuschlagendrn reicksgesetzlicken Vorschriften hinzuwirken, auch, soweit möglich, im Wege der Landcsgesehgebung, beziehentlich durch Verordnung die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen k Abg. Ackermann begründet die Interpellation mit dem Hinweis daraus, daß daS Institut der Land armen in wahrhaft erschreckender Weise zugenommcn. Redner betont ausdrücklich, daß er unter Vaganten nicht diejenigen Armen meine, welche arbeiten wollen, aber keine Arbeit finden, oder diejenigen, welche un verschuldet in Noth geratben. Er meine diejenigen Menschen, welche arbeiten können, aber nickt wollen, das Betteln als Gewerbe im Umherzichen betreiben und namentlich aus dem platten Lande zu einer wahren Landplage geworden sind. Interpellant schildert das Vaqantenwcsrn und die durch dasselbe herbeigesührten Schädigungen des Volkes an der Hand statistischer Zahlen ,n grellen Farben und weist namentlich aus der Verbrecberstatistil ziffernmäßig nach, wie in Folge der Zunahme des Bettlerthums die Sittenlosigkeit im Volke überhand genommen. Derselbe glaubt die Zunahme der Bettler und Landstreicher der Legiti- mationslosigkcit und dem Institut der Landarmen zur Last legen zu sollen und verlangt von der Regierung energische Äbhülfe durch Hinwirken im iBundesrathc aus Abänderung dieser von ibm gerügten Uebelstände, Verlängerung der Frist zur Erwerbung des Unter stützungswohnsitziechtes aus fünf Jahre, Beschränkung der Freizügigkeit, Verschärfung der Polizeimaßregeln gegen gewerbsmäßige Bettler und Landstreicher. Slaatsminister von Nostitz Wallwitz kommt dem Interpellanten mit der Versicherung entgegen, daß die Regierung die großen Uebelstände der überhand- nehmenden Bettelei und Landstrcicderei längst erkannt habe Was die Regierung dagegen zu thun in der Lage war, sei geschehen. Er verspreche, aus Abhülse, in der von dem Vorredner angedeuteten Richtung hinwirken, namentlich aus Beseitigung des Instituts der Landarnien sein Augenmerk richten zu wollen. Gegen die mit Drohungen verbundene Bettelei gebe es nur ein einziges wirksames Mittel: das der körper lichen Züchtigung. (Ruse von allen Seiten deS Hauses: „Sehr wahr!") Es klinge DaS sehr reac ttonair, aber es werde sich der Notbwendigkeit einer derartigen Maßregel "Niemand verschließen, der die tiefgehenden Schäden des Vagantenthums kennen ge lernt habe wie er. Die Verschärfung der Polizeimaß regeln bezüglich vorbestrafter Bettler und Landstreicher von Reicks wegen sei unerläßlich. Auf dem Wege der particularen Verordnung lasse sich Nichts erreichen. Abg. Liebknecht beantragt, in eine allgemeine Debatte über die vorliegende Interpellation einzu treten. Dieser Antrag wurde nur durch die Stimmen der socialdemokratischen Abgeordneten unterstützt und blieb daher wirkungslos. Darob lebhafte Bewegung iinter den socialistts bei» Tridünenbesuchern, welche sich jedenfalls auf große Brandreden Rechnung gemacht hatten. Hierauf tritt die Kammer in die Schlußberathung über den Bericht der GesetzgebungSdeputatton über den mittelst königlichen Decretes an die Ständever samnilung gelangten Gesetzentwurf, die gewerb lichen Lehranstalten betreffend. (Referent Abg. A ct ermann.) Abg. Walter dankt NamenS deS gesammten Ge werbestandes der Deputation dafür, daß sie den H. 3 des Entwurfes abgcmildett bat. Abg. l»r. Krause tadelt an dem Gesetzentwurf, daß er reden Rechtsschutz des Einzelnen gegen die Regierung vollständig ignorire. Er halte es nickt für nötbig, ein Gesetz zu schassen, um einem unbedeuten den Menschen in Dresden, welcher eine gewerbliche Privatlchranstalt betreibe und für die Verbreitung der Umsturzlchren der Socialdemokratie wirke, sein kleines Handwerk zu legen. Staatsminister von Nostitz Wallwitz: Der vom Abg. Krause ins Auge gefaßte Fall habe nickt die Veranlassung geboten, den Gesetzentwurf einzubringen. Es sei vielmehr ein skandalöser Vorgang an einer anderen gewerblichen Lehranstalt des Landes maß gebend gewesen, den er in der Deputation ausführ lich mitgethcllt habe. Leider Haber dieser Deputattons- sitzung der Abg. l>r. Krause nickt heigewohnt. Er sei nickt in der Lage, öffentlich Namen zu nennen und müsse sich mit dieser Andeutung genügen lassen. Die Regierung versichere, daß sie es sich zur Auf gabe macken werde, bei Ausführung des betreffenden Gesetzes sich lediglich von liberalen Grundsätzen leiten zu lassen. Abg. Liebknecht: Der Gesetzentwurf bedeute eine absolute, diclalorlscbe Gewalt der Regierung gegen die gewerblichen Schulen, deren Lehrer und Schüler. Der vom Ministcttische angedcutete einzelne Fall könne keine Veranlassung sein, eine derartige Polizei- maßrcqel zu rechtfertigen. Er kenne den Fall sehr genau und meine, daß die Regierung andere Mittel in der Hand habe, um den entdeckten Uebelständen zu begegnen. Das Gesetz sei das Mittel, einen politischen Gegner, welcher ein ganz guter Lehrer sein könne, wegen seiner mißliebigen politischen Farbe zu beseitigen und existenzlos zu machen. Wenn er früher geneigt gewesen sei, für die amendirte Vor lage zu stimmen, so habe er sich nun anders be sonnen, weil der Herr Minister vorhin von der Wiedereinführung der körverlichen Züchtigung ge sprachen. Unter solchen Umständen habe er nickt das mindeste Vertrauen mehr zu dem Herrn Minister. Staatsminister von Nostitz Wallwitz: Er habe keine Veranlassung, auf die letzten Aeußerungen des Vorredners Etwas zu erwidern. Wenn der Abg. Liebknecht ibm aber sagen könne, wie er es habe machen sollen, um den angedeuteten Uebelständen mit den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen abzuhelfen, so sei er bereit, den Gesetzentwurf sofort zurückzu- ziehen Die Kammer genehmigt hierauf den 8. 1 deS vor liegenden Gesetzes in folgender veränderten Fassung: DaS gegenwärtige Gesetz leidet auf alle gewerb liche Lehranstalten, soweit sie nicht StaatSanjtalten sind, einschließlich der landwirthschaftlichen Schu len, der Handelsschulen und der Lehranstalten für Musik, Malerei und ähnliche Unterrichts- gcgenstände Anwendung. Privatunterricht in gewerblichen Fächern, insofern derselbe nur von einzelnen Personen mit oder ohne Mitwirkung von Familiengliedern unter Ausschluß anderer Lehrkräfte erlbeilt wird, fällt nicht unter daS Gesetz. Der tz. 2 erhält folgende veränderte Fassung: Das Oberaussichtsrecht über die in 8. I bezeich- neten Lehranstalten steht dem Ministerium des Innern zu. Die unmittelbare Aussicht liegt in Städten mit der revidirten Städleordnung den Stadlrätben, in den anderen Ortschaften den Amtsbauplmannschasten unter Mitwirkung der Bezirksausschüsse ob. Unter 8- 2» wird ein neuer Paragraph eingeschoben, des Inhalts: Zur Errichtung und Uebernabme von Lehranstalten der bczeichneten Art. sowie zur Uingestaliung derselben in Bezug auf die Unterrichtsziele und aus die Ver fassung ist vorgängige Genehmigung erforderlich. Dieselve wird von der Oderaussichtsbehörde nach Ge hör der Aufsichtsbehörde crtbeilt Die Genehmigung kann nickt versagt werden, dafür, ») wenn der Unternehmer ausreichende Mittel zur Errichtung und zum Betriebe der Anstalt besitzt und, falls er eine Privatperson ist, t>) wenn er sich im Besitze der bürgerlichen Ehren rechte befindet, sowie e) wenn gegen dessen Würdigkeit und Zuverlässig keit gegründete Bedenken nickt vorliegen. Bei der Genehmigung kann die Anstellung eines für die Leitung der Anstalt verantwortlichen Direktors bedungen werden, welcher die unter b und c vor stehend bezeicbneten Eigenschaften besitzen muß. Die übrigen Paragraphen werden nach der Vor lage angenommen. Zu 8- 7 wird der in Nr. 72 des Leipziger Tageblattes vom 18. d. M. bereits mitge theilte Zusatz zum Beschluß erhoben. Die Kammer genehmigt schließlich das Gesetz mit den obenerwähnten Abänderungen mit allen gegen 5 Stimmen. Die königl. Staatsregierung verzichtet auf nament liche Abstimmung Sodann beschäftigt sich die Kammer mit dem Be ricbt der ersten Abtheilung, die Wahl im ersten Wahlkreise der Stadt Chemnitz betreffend. (Re sercnt Müller-Colditz, Correferent l»r. Meisckner.) Abg. Rickter-Tharandt stellt zu diesem Gegen stände der Tagesordnung den Antrag: Die Kammer wolle beschließen, 1) die Wahl des Herrn Handelskammersecretair Ruppert im ersten Wahlkreise der Stadl Cbcmnitz für gültig zu erklären: 2) an die königliche Staatsregierung das Ersuchen zu richten, Erwägung eintrelen zu lassen, ob nickt bezüglich der in Punct 1 t> des Berichts dar gelegten Thatsacben Remedur zu erfolgen habe. Von den Referenten ward dagegen vorgeschlagen: 1) die Wahl deS Herrn Handelskammersecretair Ruppert im ersten Wahlkreis der Stadt Chemnitz für ungültig zu erklären; 2) an die königl. StaatSregierung das Ersuchen zu richten, wegen Veranstaltung einer anderweiten Wahl das Erforderliche zu verfügen. Abg. Richter begründet den von ihm, zugleich «m Namen seiner politischen Freunde, eingebrackten An trag. Derselbe bestreitet, daß die Vorgänge bei der Chemnitzer Wahl für das Resultat derselben aus schlaggebend gewesen sind. Es sei durch jene Vor gänge Niemand an der Ausübung seines Wahlrechts gebindert worden. Aba. Speck hat in der Abtheilung für das Votum der Referenten gestimmt, ist aber inzwischen anderer Ansicht geworden und tritt nunmehr für den Antrag Richter ein. Redner bat fick »u der Ucberzeugung bekehrt, daß die Chemnitzer Polizei bei den Wablvor- gängen völlig correct gehandelt habe. Abg. Penzig spricht sich ebenfalls für den Antrag Richter auS und meint gleichfalls, daß das Einschreiten führt aus, daß auch ohne das Ein- Polizei die Chemnitzer Wahl nicht zu socialistischen Candidaten ausgefallen der Polizei keinen Wähler abgehalten habe, sein S'.immrecht auSzuüben. Abg. vr. Minckwitz motivitt seine Abstimmung in der Abtheilung dahin, daß nach seinen unumftös- lichen Grundsätzen die öffentlichen Wahlen in keiner Weise von der Polizei beeinäußt werden dürfen. Die Vorgänge in Chemnitz halte er für eine solche Beeinflussung. Abg. Roth schreiten der Gunsten des sein würde. Abg. Liebknecht billigt das Votum der Referenten. Ta» Vorgeben der Chemnitzer Polizei sei ein unge festliches. Aus den Reichstags-Verbandlungen über das Socialistengesetz gebe hervor, daß die Freiheit der Socialdemokraten m Ausübung des Wahlrechts nichl habe beschränkt werden sollen, ebensowenig sei eine Beschränkung des Rechtes, socialdemokratische Wabl Versammlungen abzuhalten, beabsichtigt gewesen. Redner verliest die diesbezüglichen stenographischen Nieder schriften und sagt weiter: Eine Landtagswahl sei nicht aus den Umsturz der bestehenden staatlickenEinrichtungen gerichtet. Durch ihre Theilnahme an den Landtagswahlen habe die Socialdemokratie bewiesen, daß sie Mitwirken wolle, die bestehenden Staatseinrichtungcu ausbauen zu helfen. „Wir protestiren dagegen, daß man uns die Umsturzparlei nennt, wir protestiren ferner da gegen, daß sich die anderen Parteien als die Ord nungsparteien bezeichnen. Meine Herren! Wenn Sie die politischen Leidenschaften erregen, so predigen Sie den Bürgerkrieg! Wir sind es nickt, die den Umstun wollen!" (Gelächter von allen Seiten.) Der Ausfall der Chemnitzer Wahl zum Nacktbeil der. Socialdemo traten sei nur dem Einschreiten der Polizei zu »usckreiben. Bei einer Neuwahl wären die Socialistni sicher, zu siegen, nachdem in Chemnitz die national- liberale Partei ausgespielt, nachdem diese Pattei von den Conservativen des LandesverrathS, begangen m Jahre 1868, geziehen worden. „Wer da sagt, -» Socialdemokraten sieben außerhalb des Gesetzes, der rüttelt an der Grundlage des Staates und die Fol gen mögen auf Sie zurückfallen!" Abg. Kirbach erklärt, den Anschauungen deS Abg. Richter nicht allenthalben huldigen zu können. Die Chemnitzer Polizei habe ihre Befugnisse überschritten und nickt vollständig gesetzlich gehandelt, es muffe deshalb Remedur eintreten und »war nicht bloS be züglich der in Punct 1l> des Berichts day,elegten Thatsacben, sondern ganz allgemein. Nack reiflicher Erwägung sei er jedoch in Bezug auf die Wahl selbst zu der Anschauung gelangt, daß nach Lage der tbat läcklicben Verhältnisse eine Cassation der Ruppert'schen Wahl nickt einzutreten habe, da das Stimmverhältnist bei der Wahl ein zu überwältigendes zu Gunsten Ruvpert's gewesen sei, um an die Möglichkeit denken zu können, daß ohne das Vorgehen der Chemnitzer Polizei ein anderes Wablresultat hätte berbeigesüott werden können Abg. Günther meint, daS Vorgehen der Polizei sei den Socialdemokraten eber förderlich gewesen, denn mancher socialistische Wähler sei erst dadurch ange feuert worden, seine Stimme mit in die Waagschale zu werfen. Man solle den Behörden keinen Hemm schuh anlegen in Ausführung des Socialistengesetzes. daS würde schlimme Früchte tragen. Redner beleuchtet sodann aus Druckschriften die gemeingefährlichen Grund sätze der Socialdemokratie und kommt zu dem Schluß, daß der socialistische Candidat Bahlteich denselben ge- meinschädlichen Ideen huldige und daß er deshalb daS Vorgeben gegen dessen Wahl nur billige. Es wird der Schluß der Debatte beantragt, dieser Antrag jedoch gegen 44 Stimmen abgelehnt.
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