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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-18
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Keiakliau uui LrvrdUio» IohanneSgasje N. APrechlliindtn irr Uedartisu: LormittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 5—S Uhr. Air N» »»«,«»« «m»el»n»irr M-m, lernte Nicht kch t« »te»««», ««di »ertwblich. Mefi Auflage 17,70«. Al>oiu>rnirittsvreis vienelj. 4'/, MK., «ncl. Bringerlodn ä Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. J > einzelne Nummer 25 Pf. Belegeremvlar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilage« olinc Postbeiürderung3st Mk. Mit Postbe'örderung 48 Mk. Znlrriltr 6,zespaltene Petit',eile 20 Pf. Uu«atz«, der für Die >i«hftf»Iche»»e R»»«er beftimMle« Iuiera»« a« !tü«»««to,e» »i» » Ntzr Ro««itta,». a« La««- uu» Kesttaae« früh bi»'«,» Utzr. 2u dr« ^Uialku fiir Ins.-Annahme: Ott« Klemm, UniversiläUstraße 21, Laut» Lösche, Katharinenstraßc 18, p. «»«r di« '/,T Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Gcschiiftsvcrkchr. Gröbere Lcyristen laut unierem Preis» Verzeichnis;. Labellarischer Lay naa, höherem Tarif. Nruamen nnier den Nrstactionskrich die Lvaltzeile 50 Pi. Jnieraie find siel« an die lrz,peüiki«N zn senden. — Rabatt wird nicht gegeoen. Zahlung praenonirrninio ober Vnriy Post- nnmnahnie. Montag dm 18. September 1882. 70. IayMNg. Amtlicher Theil. Für den Termin Michaelis d- I. sind vier AuS« stattung-sttpendten im Betrage von 77 8 67 45 -s und zweimal 40 -4t 47 an hiesige arme, unbescholtene BürgerStöchter, deren Veryciralhung in die Zeit von Michaeli« vorigen 2ahreS bis Michaelis d. 2. fällt, von un« ln vergeben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der VheschlieHungS-Bescheini« gung, eines von zwei hiesigen Bürgern bei Bürger pflicht ansgestellten Zeugnisse» über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, was das eine, nur an ehelich geborene zu vergebende Wiederkebrer'icbe Stipendium von 40 47 H anlangt, einer GeburtS- bescheinigung bi« zum 4. Oktober d. 2. aus dem Rath- hanse, l. Etage, Zimmer Nr. 15 einzureichen. Leipzig, den 1b. September 1882, Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georg». Harrwitz. Bekanntmachung. Die TeschästSstunken de« Melde-Amts, Abteilung für tzremden-Verkelir, wahrend der Messen betreffend. Die GeschästSstunden de- Melde-Amt-, Abtheilung für Fremden-Vcrkchr, umfassen: I in den Borwochen der beiden Hauptmeflen und zwar in den Tagen von Münlag bi« Sonnabend die Zeit von 7 bis 12 Uhr BormittagS und von 2 bis 7 Uhr Nachmittags; an den Sonntagen der beiden Hauptmeflen und am Hohen Neujahr die Zeit von 9 dis 12 Uhr Vormittags. Leipzig, den 17. September 1882. Daü tpolizetamt der Stadt Leipzig. 2. B. Iunck, Pol.-Nath 3« »enauer Nachacht»«« bringe» wir hierdurch die Vor schriften: > bah seber ««kommende ssrembe, welcher hier übernachtet, a« Tage seiner «ntnnsk. »nd wenn diese erst in den Abendstunden rrsolnt, am anderen Tage vormittags »on seinem Wirthe bei «nserrm Meldeamt« (Adtdetlung für Fremdenverkehr). Reich»strah« Nr. 5S 54, an,»melde« ist, diejenigen Aren» den aber, welche länger al» drei Tage hier sich aushalten, Anmeldeschein ,u lösen haben, t« Erinnerung und bemerken, dag Vernachlässigungen der selben mit einer (üteldbusse bis ,u 15 Mark oder vcr- hält«is,«ähigcr baftstrafe geahndet werden würden. Leipjig, ain 17. September 1882. La» Polirei-Amt d^er Stadt Letprig. Iunck, Pol-Rath. Taegner. S. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 18. September 1882. Die große Katholikenversammlung, die in den l-tzte» Tagen in Frankfurt a. M. stattgesunden, hatte den Zweck, wieder einmal Musterung über den gesammtcn Apparat abzuhalten, mittelst dessen der ultramontanen Be wegung immer neue Nahrung und Kraft zugcführt wird. Daü ganze weitverzweigte BercinSleben, wodurch namentlich die Heranwachsende Generation in den Dienst des Ultramon- taniSmnS gezogen wird, die Bcrbindungen von Studenten, jungen Kaiiflenten, Handwerksgesellen, Arbeitern und Bauer», die Gesellschaften mit wissenschaftlichen und kirchlichen, social- politischen und wirtbschaslliche» Zwecken, sodann die katholische Preste in ihren verschiedenste» ErscheinungSsormen, namentlich die politische Presie, daS Alles unterlag einer eingehenden Berichterstattung und Prüfung, und wir können cS der Vcr- sammlmig nicht verargen, daß sie mit Genugthuung und Stolz ««s daS Werk blickte. 2» der Organisation einer streitbaren und unbedingt den ullramontanen 2ntcresien dienenden Heeresmackt, wie sie in der Frankfurter Versammlung wieder Revue pas- sirte, ist in den lehten zehn oder zwanzig 2ahren in Deutsch land ungeheuer viel geschehen, und nian kann es wohl be wunderungswürdig nennen, wie die Leiter der katholischen Bewegung an jede- geistige oder materielle 2ntercste und Streben »bre ultrainoiitanen Nebenzwecke anzuknüvsen ver standen. Keine andere Partei hat auch nur entfernt Aehnliche» cmsruweise». Die vollständige Unnahbarkeit für andere Ein flüsse, welche die meisten der einmal dein klerikalen Banne Verfallenen kennzeichnet, zeugt von der tiefgehenden Wirkung dieser durch das ganze Leben gehenden »ltramontancn Zicckt und Erziehung. Die Verhandlungen jener Bersainnilung machten auch keineswegs den Eindruck, als ob man die Ziele jener groß artigen Organisation und Agitation bereits erreicht glaubte, al» ob man schon anS Wafscnnicdcrlegcn und Abrüsten dächte. Die Ziele werden sich mit jedem neuen Zugeständniß de- Staat-, mit jedem neuen Zeichen der Schwäche desselben, mit dein wachsenden Machlbewnßrscin der Kirche erweitern und immcr dichter werden die Netze werden, mit welchen der UltramvntaniömuS die ganze geistige und materielle LebenS- tbätigkeit de» katholischen Volks zu umgarnen sucht. Die Verhandlungen des Frankfurter Katholikentags zeigten, den veränderten Verhältnissen Rechnung tragend, äußerlich gegen frühere ähnliche Veranstaltungen eine gewisse Mäßigung, trotz dem aber war diese Musterung de- ultraincntancn Heerbann- und Arsenals für 2edcn. der nicht vor der Gefahr die Augen verschließen will, ernst und bedrohlich genug. Sie zeugte den der Stärke de» Feinde- und von der Selbsttäuschung, welcher die Staatsgewalt sich hingicbt. wenn sie »nit dem nlkramontanen Geist glaubt sich versöhnen und vertragen zu können. Bezüglich deS Eisenbahnunglücks bei Hugstetten batten mehrere Blätter wissen wollen, daß Verhandlungen zwischen der Generakkireclion der badischen Eisenbahnen und derjenigen der ReicbSeisenbabnrn bezüglich der Ersatz- Pflicht schweben. Die Verwaltung der badischen Eisenbahn leimt jede Bcrantwortlichkeit ab und macht die Direktion zu Tlraßburg allein verantwortlich, »veil die Ncich-eiscnbahne» ktn Vergnügungszug arrangirt und mit AuSnabme der Loko motive da« rollen"? Material dazu geslclll hakten. Dem gegen über meldet jetzt die „Straßb. Post": ..Die un» von gut unterrichteter Seite mitgctheilt wird, ist die Nachricht, wonach die badische Eisenbahnverwaltung die civilrechllicke Acrant- Wortung für die Folgen de- EisenbahnnnsallS i» Hugstetten abgelehnt und die reichüländische Berwallung für die auS den, Unfälle entspringenden Entschädigungen verantwortlich gemachl haben sollte, nicht begründet. 2n Folge dessen haben auch Verhandlungen zwischen den bctbciligtcn General- directionen bezüglich der Ersatzpflicht nickt stattgesnnven. De» Weiteren verlautet, daß die badische Eisenbahnver- waltung ihre Ersatzverbindlickkeit anerkennt und auck. obwohl bis jetzt die Untersuchungen nicht mit unzweijelhaster Bestimmlbeil ergebe» haben, auf welche Ursachen der Unfall zurückznsührcn ist, nicht gesonnen sein soll, vorliegenden Falles die Wirkung von „höherer Gewalt" zur etwaigen Herab- minterung der Ersatzverbindlickkeit anznnelnnci». Wir be grüßen diese Nackrickt mit aufrichtiger Freude. Wenn auch daS gräßliche Unglück durch keine »rock so weitgehende Maß regel zur Linderung seiner Folgen ungeschehen gemacht oder auS dem Gedäcbtniß auSgctilgt werden kann, so macht eö doch einen wolstthuenten und gewissi'rmaßen vcrsölniciiden Eindruck, zu hören, daß die Verwaltung, aus deren Strecke das Unglück sich zugetragen, von vornherein bereit ist, die durch den Unfall Betroffenen soweit schadlos zu Hallen, als DieS überhaupt durch materielle Zuwendungen gesckcben Hann." — Nach einer von der Staatsanwattschast zu Frei bürg im LrciSgau an die ReichS-Telegraphenbehvrde gelangte» Mittheilung ist die anfangs in einigen Blättern ausgesprochene Vermulhung. daß da» bcklagcnSwerthe Eisenbahnunglück durch den Umsturz einer Tclegraphenstangc verursacht worden sei, durch daS Ergebniß der Untersuchung vollständig widerlegt. Man schreibt der „N. Pr. Ztg." auS Riga: „Unserem chwergeprüstcn Lande ist neuerdings eine Schädigung bereitet morden, die um so peinlicher und schmerzlicher wirkt, als sie daS kostbarste unserer Güter, die Freiheit dcS religiösen Gewissens, ernstlich bedroht. Es hat damit den folgende» Zusammenhang: Rach langen, schweren Kämpfen batte der verstorbene Kaiser Alexander II. eine gesetzliche Vorschrift erlassen, die in Anerkennung des Landesrechte das alte Recht wieder herstelltc, »ack welchem die in gemischten Ehe» ge borenen Kinder in Livland, Esthland und Kurland, auch »venu Einer der Eltern der griechischen Kirche ,»gehörte, cvange^sch getauft und erzogen werden dursten.' Es war t-,s in der Form geschehen, dag ein kaiserliches Rcscript vom Mai des 2ahrcS 1804 den griechischen Geistlichen der Ostsee-Pro vinzen befahl, bei Einsegnung gemischter Ehen den Braut leuten keinerlei Reserve, betreffend die Zugehörigkeit ihrer lustigen Nachkoiiinicnlchast zur griechischen Kirche, abzu- fvrkern. Diese Anordnung wurde in allen drei Pro vinzen mit lautem und dankbarem 2nbcl ansgenoin- meu, weil sic Tausenden von Personen beiderlei Geschlechts eine lange und sehnlich erwartete Wokllhal brachte und dein unter dein lutherischen Landvolk cingcrisicnen Brauche steuerte, Verbindungen unter jungen Leuten verschiedener Evnsessioncn entweder gar nicht, oder in gesetzlich ungültiger Weise heimlich durch lulberische Prediger einsegnen zu lassen. Diese große und unentbehrliche Wohllhal ist unS plötzlich »»nd ob»e jede Spur einer Veranlassung dazu entzogen worden. Ter „Regierungs-Anzeiger" brachte neulich die kurze Notiz: „Seine Majestät der Kaiser habe geruht, das Gesetz Nummer so und so vom Mai 1864 wieder auszuheben. 2»balt und Titel deS aufgehobenen Gesetzes waren in keiner Weise näher angegeben und erst nachträglich hat sich hcrauSgcstcllt, waS mit dieser anscheinend so harmlosen und unter andere gleich artige Notizen versteckten Auordimiig gemeint war. Von der Erregung und dem tiefen Schmerz, den dieser Act nickt nur in den kirchlichen, sondern in allen Kreisen unserer Gesellschaft hervorgcrufcn hat. kann man sich eine annäbernde Vorstellung nur machen, wenn man daS Elend der Verhällnisic erlebt hat, welche bis zum 2abre 1304 bestanden haben. Nacktem man zuerst unsere Nationalität angcfcindct, unsere Verfassung und unser alte- Recht durchlöchert und aus solche Weise die gesammte bestebcndc Ordnung erschüttert hatte, tastet man daS Letzte und Theucrsle an, waS u»S geblieben ist. Und da« in einer Zeit, von der man meinen sollte, sic habe der Loya lität der baltischen Deutschen gegen daS Kaiserhaus erhöhte Bedeutung gegeben". Ara bi hat sich den Engländern ans Gnade und Ungnade ergeben. Die „Timeö" plaivirt für eine „großniüthige" Be- banblung dcS Gefangenen, besten Parteigänger ihn mit Vor liebe als den Napoleon EgYPtcnS bezcichnetcn. 2ctzt ist ihm daS gleiche Geschick wie den» großen Korsen zugcsalleu; er muß an die Großmuth de« englischen Sieaerö appellircn; daS „Cityblatt" will ihn nicht als gemeinen Verbrecher, soi.dcrn als politischen behandelt wissen; doch dürfe eS ihm nicht ge stattet werden, in Egypten zu bleiben oder ein Asyl in Kon stantinopel zu suchen — es wird ihm daher wohl rin andere- „St. Helena" zugcwiescn werden. ES sieht nun freilich fest: Arabi muß gewiß unschädlich gemacht werden: daS Meiste dazu hat aber schon der klägliche AuSgang seines Unter nehmens beigetragen, der seinen persönlichen Einfluß für immer ein Ende gemacht hat. Rach Arabien verbannt, oder in einer kleinastatisckenStadt internirt, hat er fürEgyptonS Zukunft jede gefährliche Bedeutung verloren. — Verschiedene Lon doner Blätter melden, da- Äriegöamt treffe bereits An stalten sür die Rückkehr dcS GroS der englischen Armee auS Egypten; vorerst soll dasselbe allerdings nach Kairo mar schieren, um dort massirt zu werde». Nur cm kleine- Occu- pationScorpS soll später in Egypten zur Ausrechthaltuna der Autorität de- Khcdive zurückbleibcn. — Die englische Presse feiert den Sieg bei Tcl-el-Kebir bearcifllichcr Weise in schwungvollen Artikeln, doch fehlt cS auch nickt an Stimmen, welche vor Ueberhebung warnen und --hrlich eingestehen, laß nach ihrem Verhalten bei Tel-el Kebir die EgYPtcr den An griff eine» englischen Heere- nicht werth waren. Diese Sprache politischer Klugheit sticht wohlthuend ab von den überschwenglichen Lobpreisungen deS englischen Siege- in deutschen und französischen Blättern. 2rtzt, nach dem Erfolg de- englischen Feldherr», will man c» ans manchen Seiten al» Ueberhebung kennzeichnen, daß die deutsche Presse mit Iritischem Auge der englischen Kriegführung gefolgt ist. Warum soll nur gerade den Engländern gegcnüber nickt erlaubt sein, waS der Presse Niemand al» ihr Recht bestritt, da sie die russische Kriegfübrnng in Arme nien und aus der Balkanhalbinsel, und die französische in Tunis ihrer Kritik unterzog? War eS denn wirklich aus schließlich oder nur vorwiegend daS Verdienst der englischen Kriegführung, daß die englischen Truppen auch im egvptiicken geldzuge den Wecksrlsällen de- Krieges nickt unterläge», wie o oft i» den Kriegen gegen die Afghanen. ZuluS und Bocrii geschehen, sind nickt die gleichen Fehler wiederholt worden? Wen» von einer scindseligen Kritik der Strategie Wolseley'S bis zum Tage von Tel-el-Kebir gesprochen werden kann, so ist dieselbe schwerlich in einem dciikschen Blatte, dagegen sehr ost in englischen 2oiiriialen zu finden gewesen, halten doch die Engländer zuerst selbst die Egypter als so gefährlich be zeichnet', daß mit dem Bombardciiieiit von Alexandrien kaum 24 Stunden ohne dringende Grsahr gewartet werden könne und schließlich ergab cS sich, daß keine Armee, sondern ein mulh- und haltloser Hausen hinter dem Erdwcrk von Tel-cl Kebir stand. Nach Meldungen, welche der „Polit. Corr." auS Lima vom Ende 2uli zligehen, haben die daselbst seit mehreren Wochen gehegten Besorgnisse sür daü Schicksal der genannle» Stadt i» letzter Zeit eher eine Vermehrung, als eine Ver minderung erfahre». Tie von den Chilenen zur völlige» Unterwerfung deS Landes ins 2uuere desselben eiilseudele Expctitivn scheint empfindliche Schlappen erlitten z» habe», o daß die Chilenen sich genölhigt sahen, nuvcrrichteler Dinge »ach Lima ziirückzukchreii. DaS ganze 2>merc des Landes hat sich in Maßen gegen den Feind erhoben und man be fürchtet in Folge dessen eine Dcuioralisakion der chilenischen Truppen und Repressalien derselben, namenllich für den Fall, wen» sie durch die wachsende Bewegung auch zum Ansgebcn! der Hauptstadt genöthigt werden sollten, waS für keineswegs I ganz uiiwahrscheinlich gilt. Die Vertretungen Frankreichs I »nd CnglaiidS in Lima haben denn auck an die i»> Stillen! Occan bcfmdlicben Kriegsschiffe ihrer Flaggen die Ordre er- i gehe» lasten, nach Calla» zu kommen, um für alle Cvenlna-i liläten bereit zu sei». Ebenso Iras die von den dort an-1 ässigcn Fremden errichtete Garde Urbainc zur Zeit de» Ab- I gan zes dieser Mittheilungen bereit« ernste Vorkebrungcn, nm k erforderlichen Falles z»>» Schutze der Fremden einlrcten zu s löimcn. Carola-Theater. Leipzig, 17. September. Zur Wiedereröffnung de» Carola-Tbeatcrs batte die neue Direktion eine Operette ans gcwäbll, die koch schon zu osl hier abgespielt wurde, n»> neck Anziehungskrajl besitzen zu können: „Fa t ini tza" von Enp">'-. Ein ganz cürioser Zufall hat eS so gewollt, daß b-Sb-r ;ast jede neue Periode der Carolabühue mit „Fatinitza" begann, und so ist denn hier der russisch-türkische Krieg, oft genug ohne Glück aus beiden Seiten, bis zum heuligen Tage un verdrösse» sortgeführt worden. Wann wirb er enden? — Sehr bezeichnend ist eS aber jedensalis fiir die große Arinuth an guten neuen Operetten, wenn solche Anliguiläleu iininer wieder vvrgcrilten und bevorzugt werden. Schließlich bleibl nur noch der einzige Strauß aus der Höbe der Situation, während die übrigen Osscubach-Epigoncu aus den Aussierbe- Elal gesetzt werden »nisten. Von der gestrigen Vorstellung kann, auch abgesehen von dem überaus lebhaften Applaus, der sich uiiaufhörlich laut machte, bestätigt werden, daß ei» recht flotter Hug darin herrschte und daß sic zu den besseren der seit 2al>ren hier erschienenen gehörte. Gelangen auch einige Eiisenible-Nilin- niern »och nicht so sauber und glatt, wie mau wünsche» 8 mußte, so koniilc man doch wahrnelmicil, wie Solisten und I Chor sich ihrer Ausgabe mit regem Eiscr widmeten unv daß? eine sorgfältige Vorbereitung staltgesimve» balle. Von den I russischen Truppen hielten pch besonders die Cadetlen im l Gesang tapfer, während bei de» Türken sowohl die Soldaten als auch die HareniSsraucn „ein Bissel Anssrischeu" recht wohl vortragen könnten, denn eS fehlte» Wobllang »nd Sicherheit an manchen Stellen. Besondere Anerlennnng ge bührte dem Orckcster, daS unter Direktion doS Herrn Kapell meisters Beit Tüchtiges leistete und bei manchen Tatlver- schlcppunge», die sich die Sängerschaft zu Schulden kommen ließ, eine geschickte Ausgleichung herstellle. 2u der Titelrolle präsenlirtc sich dem Publicum eine offenbar sehr roulinirte und begabte Darstellerin, Frau Wcgler-Krause, deren Wladimir-Falinitza ganz besonders durch Munterkeit, Routine im degagirten Spiel und in der wirksamen Ausprägung komischer Numicen und treffliche Repräsentation gefiel. CS ist der richtige Lpcreltciistil, der hier bervvrtrat; namentlich gelang die Scene der Falinitza mit Kailtschukoff recht gut. Leider verdarb aber die Sängerin Manches, was die TarstellungSkünstlcrin gewonnen balle. Zlmäckst kann cs noch unentschieden bleiben, ob vielleicht zu große Erregung oder stimmliche 2ndiSposition diesmal das Gelingen bcciiiträchtiglen, oder ob das fast unerträgliche Fackeln der Stimme, taS allzu häufige Trcmolircn individuelle Manier der Sängerin ist. 2etensallS mußte diesmal der Eindruck dcS strammen Tstcherkessen-Lieutenants darnnler leide», weil die Sängerin nur fetten, dann aber sorcircnd, die nöthige Fesiiglcit dcS ToneS enlsaltele. 2n der Höhe besitzt ihre Stimme übrigens hinreichende Kraft und Klang fülle, die sür daS Gelingen dcS unglaublich beliebten Terzett« iin 3. Acte: „Vorwärts mit frischem Muth" recht vortheil hast wurde. Wahrhaft brillant wirkte in dein letzteren oder vielmehr durchweg der schöne und vollkräslige Sopran dcS Frl. Ritsch, riiicr zweifellos sehr talentiNen Sängerin, welche als Fürstin Lydia mit durchschlagendem Erfolg debil tirle. Säinmlliche Vorgängerinnen in dieser Rolle yat sie weit in den Schatten gestellt und sich den Ersetz ihrer weiteren Wirksamkeit im Voran- gesichert. Für die Ensemble- Stücke im 1. und 3. Acte wurden die Vorzüge ibreS Ge sanges die besten Essectmittcl, aber auch alle ihre Eolostellen verstand 'sie in so rühmlicher Weise auSziistatten, daß allscitiger großer Beifall folgte. Auch erweckten stets ihre Sicherheit und die Sauberkeit der Pbrasililng große- Wohlgefallen. — Einen überaus amüsanten Gciierat Kanlschukoff bat Herr Pa gay, der zugleich als Regi'scur mit Ebren bestand, vorgesübrt. Tie vm omnlea dieses Dar stellers ist eine nicht gewöhnliche und läßl für daS Weitere viel Gute« erwarten. Selbst daS Läppisch« dieser carilirten Figur vermochte Herr Pagay genicßbar zu machen »nd hob alle komischen Momente durch virtuoses Spiel besten« bervor. Leiter mußte momentane Heiserkeit die gesangliche Wirkung abschwäckeii, aber trotzdem blieb der Gesaminiersolg ein be träcktlichcr. Ferner sind als lobrn«wer!he Leistungen hervor zuliebe» der Golz de« Herrn Wilbelmy, der 2zzel Pasch., de» Herr» Graßl und der Steipann de« Herrn Rotb- meuer, von denen sich der Erste tnrck Spiclroiilinc und gesangliche Tüchtigkeit, der Zweite durch 2ov al'Iät de« Ans- ttcleuS und treulich.» Eonplelvorlras cnt.i.h der T .. te durch gute Charakteristik auSzeichnete. Unter den HaremS- Vamen besnmd »ur Frl. BiclSka (Suleika) ganz ladello«. Der sonst nicht üble Haremswächter de« Herrn Forcblanv erniirerto in der MaSke doch zu sebr an die we ßgetniichtcn Carieatliren im Cukn«. Bernhard Seuberlich. Enlschei-migen -cs Ucillistzcrichts. (Abdruck ohne Angabe der Oiielle wird gerichtlich verfolgt.) Eine interessante Entscheidung rücksichtlich des RcchtS- begriss« der „rechtswidrigen Zueignung" beim Diebstahl (tz. 242 Str.-G.-B.) bat das Reichsgericht am 3. 2»»i d. 2. '» der Strafsache gegen den Ackerlnccht Anton R. auS G. gefällt. Derselbe war angeklagt, in Gemeinscbast mit dem Tagelöhner Joses W. und einem unbekannt geblie- l'enen Dritten ri»e erhebliche Onantität Hajer eine»! Guts besitzer in der Absicht rechtswidriger Zueignung ans einem Gebäude mittelst Einbruch« und Ci.isleigcns wcg- genoinnie» zu haben. Der Angeklagte begab sieb uamlick am l!0. 2anuar d. 2. AbendS gegen 10 Uhr mir W. und dem Dritte», welcher ihn unter dem Borgeben, sic wollten einen Baum holen, znm Mitgehen überredet haben soll, nach dem GulSgebändc, auS welchem gestohlen ist. W. und der Tritte stiegen in ein mittelst einer Zaiige geöff nete« Fenster ei», füllten drei mitgenommene Säcke nut Hafer und schassten sie daun unter Beihilfe des R., indem jeder einen Sack trug, »ach einem be reit gessi lllen Karre», ans diesem nach der Wohnung de« W.» wo ei» Theil des HaserS am folgenden Tage gesunden wurde, während W. einen anderen Theil schon am Morgen für 2.5" a» einen Handelsmann verkauft hatte; von dem Erlöse will W. eine» Theil an den Dritten, an den An geklagten N. aber Nicht- gegeben haben. N. leidet a» chronischem Delirium mit verminderter Willenskraft und ist nach Genuß von Branntwein, den er AbendS zuvor bei W. getrunken hatte, zu jeder That leicht zu bestimmen. Da nach der Darstellung W.'S da« entwendete Gut nur für ihn und den Dritten bestimmt gewesen, so hat da« Landgericht die Neberzengnng nicht gewinnen können, daß N. in der Absicht rechtswidriger Zueignung gehandelt babe, eü bat deshalb sestgcstcllt, daß W. und R. gemeinsam mit einem Dritten eine Ouantität fremden Hafer- einem A-cker",> auS eifern Gebäude mittelst EinsteigenS weggenommcn bat",, und zwar W. in der Absicht rechtswidriger Zueignung, bei R. aber sei diese Absicht nicht erwiesen, weShalv R. sreigesprocken werde. 2n Folge der Revision de« DtaatScmwalt« hat da« Reichs gericht da« sreispreckende Nrtbcil unter folgender Begründung a iisgehobe n. DaS Gesetz versiebt unter der Absicht recht«- w'idrigcr Zueignung die Absicht eines Unberechtigten, über die Sacke, welche weggenommcn wird, so zu verfügen, als steh« ibm daran da« Eigenlhm» zu. Dieselbe kann daher ver banden sein, ohne daß drr Wegiichmende an« der Sache für sich einen Gcwin ziehen will, so daß. wenn Mehrere sich bei der Wegnahme einer fremden Sache bctheiügen, auch derjenige unter ihnen deS Diebstahl« als Mitlhäter schuldig sein kan», der von vornbcrcin Willens war, Ge brauch und Nnien der Sache ausschließlich den klebri gen ;» überlassen oder znznwcnden. Ob er in solchem Falle al« Mitlhäter zn erachten ist, hängt davon ab, ob seine Tbäligkeit unter den Begriff der gemeinschaftlichen Anssnbrung fällt und dafür ist cS von Bedeutung, ob er die Tbat als seine That oder als die That der klebrigen angesehen hat, zn welcher er als zu einer s re in den Th ak nur seine llnlerstützniig leihen wollte, lctztcren- salls kann er nickt sreiaesprochcn, aber nur als Gehilfe Fsi 1'.>S:r.-G. B.) bestraft werden. DaSLandgerickst erklärtnun für erwiesen, daß stk. und W. gemeinsam mit einem Tritten dcn Hafer mittelst Cinstcigeii« Wegnahmen, gebt also gegen stk. vor Wegen gemeinschaftlicher Ausführung alS Mitlhäter, soweit e« sich um seine äußere Thätigkeit bandelt. C« ist nun möglich, daß der Thäler sich zur Zeit der Begehung der Handlung in einem selchen Zustande der Bewußlkosigkeit oder krankbas ter Störung der GcistcSthät i gkci t besand, die ibn nach tz. 5l Slr.«G.»B. unzurechiiuiigSsäbig macht; obglci.a indessen da- Landgericht von chronischem Delirium, verminderter Willenskraft und leichter Bestimmbarkeit de« Angeklagten spricht, sagt c« dock» nicht, daß stk. sich in dom Zustande befunden habe, welchen ter tz. 5l kennzeichnet. Ebensowenig ist davon die Rede, daß der Angeklagte stk. wegen irriger Aniiabme einer eigenen Berechtigung an dem eiilweiiteten Hafer oder wegen eine« andcrweiten thatsächlichcn UrrlhumS nicht sür über- sührl der Absicht einer rcchSwidrigen Zueignung habe geballen werden tönnen, oder daß derselbe etwa in Folge verminderter Geistcsklarhcit gar keine bewußte Absicht bei seiner Handlung gehabt, sondern ohne zu wissen, was er that, einem fremden Beseht blindlings gehorcht habe. königliches Landgericht. IV. Ltraskanrilicr. Am Ist. September. I. Amalie Auguste Schmidt au» Hainichen stand unter der An klage des in >s. 180 des R.-Slr.-Gei.-V- ver,zeichneten Vergehen- u >d erhielt eine Gcsängnisjstrasc in der Tauer von 8 Woche» zn- erkannt. II. Die Händlerin Christiane Wilhelmine Ernestine Prager von hier veranstaltete bei Gelegenheit de« dieestälirigcn SchützeiiseileS in Taucha eine Amloosmig von Kuchen, ohne dazu die nöthigen Ltenwel und bcz. Sleiierge'.'ülue» emrichlel zu haben. Die Prager wurde wegen lleberuetung des Reichs SteinpelgescyeS in Anklage stand verletzt und heute zu einer Geldstraic vo i 2.'>0 .4t verurlbeilt. III. Ter Handarbeiter Iobaii» Friedrich Beckstein au« Hirich- berg war i. 2. bei einen, unter crichwerenden Umständen aus- geiutrlr» Kartosiel-Tielsla >le ,-mn Rachthcil eine« Begüterten iu Weltewitz belhcingl, balle si > aber zu der gegen ihn und einen Ole- iioi'en anderauiulen Ham werhandlnng nichl eingesunde«, so daß sich die Abhallung cmer nnterweilen Verbnndluim nelbweiidig niachie. I »selbe fand henie statt und cndigle mit der Verurtheilung der An geklagten zu 3 ,'aalen 6-iängnist. Ter Oler»! :e as bestand an den Herren LandgerichtS-Director Barllch ,P-Li,em,i,,, Lai.dger einer,,lhen Sachste, Halm, Barth und lijestor d roh: die Anllage 'uhrlc Herr Staatsanwalt Martini, die Verthcld'.gm.g zu ll. Herr Rechw-anwalt Frcytag 11. ^US Stlldt und Land. * Leip'.ia, >7. September Niit dem beute Vormittag Uhr 3" Min:!!.!, ans der Magdeburger Bahn hier
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