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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-29
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Leftsrtisn und LreeLtti«, gohauuesaassr R. Ahrrchlinftr» -er Lkdsrtis»: 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. Aauatz«, der tür dt« »ichßttal,»»« Nummer deMmmt» Juierare an Äach»ta,en »>« 8 Udr Nachmittaa». a» Cann»««» -estta,»» irütz dis'/,» Uhr. 3» ftr» ckUisi» für 3»s.-Ä«n>h«e: VN« Me«». Unimrütiisürag» 21« Laut» Lssche, Kolharinensrrabe 18, p. nnr dt« 'i,L Uhr. Anzeiger. Organ flr Politik, Localgkschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. ««flage L7,»S0. Adonnememsoreis vierielj. 4'/, MlL, incl. vrinaerlohu S ML. durch di« Loft bezog» - ML Jkb« ««»ei« Lummer 2b Ms. Belegexemplar 10 Bf. Gebübreu ,ür E;rrabrilag«, sh»« Postbejörderuag 88 ML «it Boftbriördenmg 4L ML Zakerate Sgespaltene Petitzeile M» Pf. Größere «christeu laut «nierrm Vrits» oerzeichniß. Labellarifchrr Sa, naa, höherem Laris. Lert««« nnter den Nedarti««»strich dt« Svaltzrüe -0 Pf. Juteral« fiud Uris a» di« Erpedtttn« D» Kade». — Rabatt wird »uh» gegeo». Zahtuug prueuu««r»uu» »der durch Gofl- »alvuaam«. Z3K3. Freitag de» 29. December 1882. 76. Jahrgang. Zur gesWgkn Vtachlmg. Um Lei Ausgabe der LegitimationSkarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute nn in Empfang genommen werden können. Lxpvättlo» äes I-elprlxvr ^uxvdlnttes. Amtlicher Theil. Se-eMche Sitzung -er Sla-toeror-neten Dienstag, am» 2. Januar 1883, Abend- b Uhr nn Saale Der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Dahl des Vorstehers und der beiden Dicevorsteher. Ü. Wahl der Mitglieder des Wahlausschusses. Bekanntmachung, die Blehickhluog vom LO. Januar I88S betreffend. Rach Beschluß de« BundeSrathcS ist im deutschen Reiche eine Viehzählung nach dem Stande vom lv. Januar l88S vorzunehmen. Zu diesem Zwecke werden zwischen dem 38. Deeembee 1883 und L. Januar 188» jedem Haus besitzer Lrhrdungssormulare elmgehäudigt und zwischen dem 15. und 20. Januar wieder etaaesammelt werden. Diese Formulare sind den ergangenen Borschristen zu Folge dem Besitzer eine- Hausgrundstückes auch daun elnzuhän- rigen, wenu notorisch in dem betreffenden Hause keine der Thiergattungm. auf welche sich die Erhebung bezieht, gehalten wird. I» solchem Falle hat der Besitzer ein „Dacat" oder „«erde« «tcht gehatt«»" in die Spalte» des Formulars zu setze«. Wir fordern di« hiesigen Besitzer von Hansgrundstück» a«f. die fraglichen Formulare nach de» auf dies» ersicht lichen Anweisungen und rechtzeitig auszafüll» und zur Ab- bolung beriit zu halten bei Vermeidung «iuer Geldstrafe von 30 Mark oder entsprechender Haft. Mit der Durchführung dieser Zählung haben wir unser statistisches Bäreau — Brühl Ll.lll-, blauer Harnisch — beauftragt. Leipzig, dm 27. December 1882. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Haff«. Vrkanlllllmchllng. Die Lieferung von circa 450 Stück gußeiserne» Wafferoerschlußrohre» soll an «men Unternehmer in rlccord verdungen werde«. Dir Bedingungen für diese Arbeiten lieg» in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau». Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Avafferverfchluß > Rohre" versetz» ebendaselbst unv zwar biS zum 8. Januar 1883 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, a« 21. December 1882. . Des RathS der Stadt Leipzig Ltraßeubau-Deputatioa. Vtlunmtmlichm-. Die Herstellung von Granittrottoir- a« „Alte» Theater" soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür dies« Arbeit» lieg» in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus. Zimmer Nr. ls, aus und Wunen daselbst «ingesehei resp. entnommen werde». Bezügliche Offert» sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir- au» Alteu Theater" versetz» etzenvaselbst und zwar bi» zu« 12. Januar 188S, Nachmittags 5 Uhr «inzurelchen. Leipzig, am 27. December 1882. De- Rath- -er Stabt Leipzig Straßeubau'Deputattou. Di- Vekanntmachung. Herstellung von Mosalkpflaster an» „Alteu Theater" soll an ein» Unternehmer in Accord verdungen werd». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Bernalluag, Rathhaus. Zimmer Nr. l4, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werde». Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift. „Mosatkpstaster am Alte» Theater" versetz» ebendaselbft. und zwar bis zum 12. Januar 1883, Nachmittags 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 27. December 1882. De- Rath- der Stadt Leipzig Straßeubau-Deputtttio«. Vremcholr-Auctlon. Mittwoch, -e» 2. Januar 188S, soll» doa Vor mittag« » Uhr an >m Forstrevier« Connewitz auf dem Kahl« schlage i« Atzttz. Ivck ea. tz Rmtr. Buchen-, 6 Rmtt. Eich»-. 2 R»1r. Ellern» nud 28 Rmtt. Nüstern-Wrennschelde, ca. ILO Hanf» starker Adrau« und ca. 100 Haufe» Sehlagretßia (Langhaus») unter den öffentlich im Termine ansgehang»» Bedingung» und gegen die üblich« Anzahl»»» an Ort und Stelle meist- bietend verkauft »erden. AusaueueeuEuuftr aus dem Helzschlag« im Stempel hinter de« Streitteich« bei Connewitz. Leipzig, am 22. December 1882. De- Rath- Aorst-Deputatto». Hoh-Verßeigernng 1» der vderstrsteret Laberschiist Dienstag, de» S. Januar IM, Bormittags 10 Uhr sollen in dem Schlage Jagen 11, Schutzbezirk Wtldenhain, am Wege vou Lederschüst nach Wtldrahai« ungesttzr 480 Stück Kiefer«», Vau- und Gchuetdetzalz meistbietend verkauft werden. Doderschütz, den 1b. December 1882. Der KsnigUche Höersörster. Nichtamtlicher Theil. Vas Lahr 1882. ii. Frankreich ist auch in dem jetzt zu Ende gehenden Jahre seiner alten Gewohnheit treu geblieben, durch die Zuckungen seines kranken Zustande- der Ruhe Europa» Gefahr zu bringen. Das Ministerium Duclere ist da« dritte während de» Jahres 1882 und doch war in Frankreich seit dem Tag», an weichem es in Wirksamkeit trat, nur eine Stimme darüber, daß dieses Ministerium nicht die Bedingungen einer dauernden Regierung erfülle, daß es nur die Bestimmung haben könne, einer Periode der Verlegenheit als Lückenbüßer zu dienen; es fehlte nicht an Momenten, wo sein Sturz bereits unvermeidlich schien. Das Ministerium Gambetta. welche» seine Thätigkeit am 28. Januar beschloß, war eine Regierung der Abenteuer; daß die Pläne des ehrgeizigen Mannes nicht zur Ausführung gelangten, war nicht so sehr der Abneigung der Franzos», sich in Abenteuer «inzulaffen, zu verdanken, als der eigensinnig» Ungeschicklichkeit des leitenden Minister», mit welcher er unter den denkbar ungünstigst» Verhältnissen seine Kart» offen auf dm Tisch legte und von den Franzosen verlangte, daß sie blo», weil er eS haben wollte, einen bereits früher »erurtheiltrn Wahlmodus wieder einsühren sollten. Er nannte die Listenwahl da» Gegengewicht des allgemeinen Stimm recht» und wünschte außerdem einen Senat zu schaffen, welcher sich zum Werkzeug seiner persönlichen Absichten hergab. Al di« Commission sich mit 83 gegen A Stimm» gegen das Listenscrutimvm erklärte, wäre cS vielleicht noch Zeit für Gambetta gewesen» di« Entscheidung auf unbestimmte Zeit zu Vertagen, aber er wollt« sein» Will» durchsetzen und be trachtet« di« Abstimmung über die Listenwahl als den Prüf stein für sei»« Aussicht» aus de» Präsidmttmstuhl. Dir Abstimmung am 28. Januar ergab eine Mehrheit Von 55 Stimm» gegen vie Listenwahl und damit war das soge nannte große Ministerium beseitigt. Die Regierung Frey- cinet'S. welche non folgte, dauerte genau 8 Monate und S Tage, obwohl der Nachfolger GanibeltwS auf jegliche selbstständige Führung der Geschäfte Verzicht leistete und Alles der Kammer anheim stellte. Vielleicht war es gerade der gänzliche Mangel au eigener Initiative, welcher das Ministerium Freycrnet nicht zu Jahren kommen ließ, denn die Franzosen wollten zwar angeblich keine Politik der Abenteuer, aber wen» Freycinet die Cooperation mit England in Egypten mit einigem Geschick und weniger Kühnheit auf eigene Faust in« Werk gesetzt hätte, so würde die Kammer schwerlich „Nein" arsagt haben. Da aber Freycinet die Politik der Enthaltsam keit verkündete und trotzdem einen Credit sür das Eingreifen der Flott« in di, Action verlangte, so wurde dies« Forderung abgelehnt und Frankreich gab damit England freie Hand, in Egypten nach feinem Belieben zu schalt». Da« waren die Folgen, als die Franzosen die auswärtige Politik durch da» Parlament leiten zu können meinten. Die Slaat-maschine aerieth gänzlich in» Stocken und Frankreich gab sich vor Europa ei» Armuthszeugniß schlimmster Art. Nach acht- tägige« »«geblichen Suchen fand sich endlich a« «. August ein Greis, welcher die Verantwortlichkeit der Regierung in diese« bedenklichen Zeitpunkte auf sich nahm und welcher heute noch auf dem Platze siebt, der ihm durch die Verlegenheit eingeräumt wurde. Die Meinung scheint das Richtlge getroffen zu haben, welche die Dauer de« Ministerium» Dueterc von dem Abschluß einer Uebereinkunft mit England «ege» Shzypt» abhängig sein läßt. Sobald diese Schwierig keit gelöst ist, wird der Nachfolger gefunden sein, di» dahin wagt Niemand, die Zügel der Regierung zu ergreif». Eine Zeit laug schien es, als ob Gambetta den Augenblick zu einem rrneuten Sturm auf den Präsidentenstuhl gekommen wähnte, man gab ihm Schuld, daß er den General Campenon, sein» früher» Krieg-minister, als Sturmbock benutzen wollte. Die AblruguugSvcrsuche sind mißlungen, Madame Edmond Adam hat da» Spiel verrathen; aber als sich die Lage sür Gambetta ungünstig gestaltete, verwundete er sich durch einen Revolverschuß an der Hand und wurde dadurch zu einem Gegenstand des Mitleids, als Hatz und Zorn sich gegen ihn zu richte« bereit waren. Dem Ministerium Duclerc wurden noch eine Reih« anderer Ereignisse zu einer unerwarteten Stütz«, welche da- französische StaatSwesen al» nach all» Richtungen unterwühlt erschein» lasten. Noch nie zuvor hat die legitimistische Bewegung so frei da» Haupt »H>b». al» unter dem Ministerium Duclerc; diese Verfechter der Monarchie schreckte» sogar nicht vor einer Lusrrizuug der social» Leidenschaft» zurück. Es ist ein« gerichtlich erhärtet« Thatsache, daß die anarchistischen Ausschreitungen vonMonceau» leS-Mines daS Werk bigotter Fabrikvirrctoren warm, welche die Arbeiter entließen, wenn sic nicht in chic Kirche ging» oder sich an den Wallfahrten nickt bclheiligten oder gar vci einem Eivilbegräbmffe dem Verstorbenen va» .Geleit zur lebt» Ruhestätte aaben. Das gab dm zum Umsturz bereiten Elementen in der Urbeiterbevölkerung willkommmen Anlaß, die zerstörend« Kraft des Dvnamit zu erproben und der Niki- listmführer Fürst Krapotkin reichte dm sür seine Pläne geeianrtm Werkzeug» die Hand zum Bunde. Die Gesellschaft der Mordbrenner in Pari» und Lyon gab ihr Einverstänkniß zum Losschlag» zu erkenn» und so schien Alle» aus» Beste für eine feciale Revolution vorbereitet zu sein, als ClLmenccau feine dm Mord derurttzeilende Rede im Eirque Fernando in Paris hielt und durch die verständige Nachgiebigkeit der Arbeitgeber der Tischler und Tapezierer in der Vorstadt St. Antoine von Paris im Verein mit einigen Kundgebung» von Energie seitens der Regierung vie schon zur Erplosion reis« Bewegung i« Keim erstickt wurde. Da» war di« ein« Schmierigkeit, aus welch« die öffentliche Aufmerksamkeit ab- gelenkt wurde »nd bald darauf kündigte sich die zweite in Gestalt einer finanziell» Krisis an, die auch beute noch als Schreckbild fortwirkt, obwohl fick der Finanzminister Tirard und eiue gaaz« Reihe anderer Männer die größte Müh« gegeben Hab», die Finanz» als in bester Ordnung befindlich darzustell». Frankreich hat sich durch übermäßig« Ausgaben sür Mililairzwecke und öffentliche Bauten, namentlich Eisen bahnen. in eine Lag« gebracht, an» der es sich nur durch große Sparsamkeit allmälig wieder Herauswickeln kann. Mit großen zum überwiegenden Theile selbst geschaffen» Schwierigkeit» hat auch Oesterreich-Ungarn zu kämpfen. Die Nationalitätenpolitik, welche seit dem Amtsantritt des Grafen Taaffc in Oesterreich zur Herrschaft gelangt ist. hat einen Zustand geschaffen, welcher die nöthige Einheit de» Staates aufs Aeutzerste gefährdet. Ueberall regen sich die Nationalitäten; nicht nur in Ungar«, wo das Deutschthum mehr und mehr in dm Hintergrund gedrängt wird, sondern auch besonder- in Böhm» und im Trentino. Graf Taaffe hat ganz außer Acht gelaff», daß. was den Ungarn und Czechen recht, den Italienern billig ist. Die Jrredentisteu haben die Gewerbe- ausstelluna i» Lnest kür dm günstige« Zeitpunkt gehalten, um da» Trmtino von Oesterreich loszureißen. Daß zu diesem Zweck «in Attentat gegen Kaiser Frau» Josef von Rom ans geplant und der Ausführung nahe gebracht wurde» hat dir ichon auf dem Puncte der Freundschaftlichkeit angelangten Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien wieder wesentlich abgckühlt und es kam in den Delegation» zur Sprache.weShalb der Besuch, welchen da- italienische Königspaar in Wien abaestatlet hat, nickt durch daS österreichische Kaiserpaar in Rom er widert worden ist. Die Antwort des Gras» Kalnoky auf die bestellte Interpellation wurde in Italien nicht befriedigend befunden und so besteht denn zur Zeit noch eine gewisse Spannung zwischen beiten Höf», welche nicht eher gelöst sein wird, als bi« der bisher unterbliebene Gegenbesuch in Rom abgestattet sein wird. Daß bi- dahin noch viel Wasser die Donau hinunterfließ» wird, dafür bat Overdank ge sorgt. der seine verbrecherische Absicht am Gala» gebüßt hat. Die Czecken haben im Jahre 1832 einen großen Schritt zur Verwirklichung ihrer Pläne vorwärts gelhan. Prag hat nicht nur eine czechische Universität, sondern auch ein» neu» Bürgermeister erhalt», welcher diese Stadt sür eine slavische erklärt hat. In Wien ist die Grünvung einer czechisch» Schule dom Ministerium trotz der Borüellung des LandeSschulrattzs ge nehmigt Word»; die gewählt» Vertreter desselben, ander Spitze der Almeordnete Joseph Kopp, haben ihr» Austritt aus dem LandeSschulrath erklärt. DaS ist der erste Schritt, auch mit dem Doulschthum in Wien aufzuräumen, so weit das durch Regierung-Maßregeln möglich ist. Eine andere Großthat des Ministeriums Taaffe ist die Einführung einer neuen Gewerbe ordnung, svelche den Zunftzwang und d» Befähigungsnachweis der Handwerker wieder in Kraft fetzt. Das soll vielleicht ein wirksames Gegenmittel gegm die socialistisch» Umtriebe bereit stellen, welche in nicht geahnter Schärfe im November in Wien sich AuSgang versckafft Hab». An fünf aufeinander folgend» Lag» haben förmliche Etraßenkämpfe in der österreichisch» Hauptstadt stattgefunde» aus Anlaß der Aushebung eines Schuhniackergewerkverei»« und polizeilicher Beschlagnahme seines vermögen«, bestehend in einer Bibliothek und einer Anzahl Mobilien. Die Sache hat wohl mehr Staub ausgewirbelt, als nach Lage der Verhältnisse nvthig war, aber freilich haben die Kämpfe gezeigt, daß rS in Wim nicht an Elementen fehlt, welche mcht vor dem Aeußerst» zurückschreck». Der einzige Erfolg, welch» Oesterreich- Ungar» in dem vergangenen Jahre auszuweisen hat. wma das Erreichte diesen Namen verdient, ist die Unterdrückung de« Aufstande« in der CrivoScie und der Herzegowina. Monat« waren erforderlich, um die Banden zu Paar» zu treib» und sie in ihre Schlupfwinkel zu Ver folg» und schließlich aufzurribm und die militairischen Maß regeln haben «inen Aufwand erfordert, der mit dem erzielten Erfolg in keinem richtigen Berhältniß steht. Außerdem ist die Bevölkerung der neu besetzten LandeStheile weit entfernt davon, sich in einem Zustande der Ruhe und Ordnung zu befind», iw Grgentheit bedarf e« der größten Wachsamkeit vou Seit» Oesterreichs, um Montenegro und wohl auch Serbien in Sckacb zu halten, denn da- Attentat der Wittw« des Oberst» Marcovic auf König Milan von Serbien hat diesem gezeigt, daß er da» Heil der Zukunft nicht mehr in der Anlehnung an Oesterreich suchen kann; nur wenn er der russisch» Strömung folgt, darf er hoffen, seine» Thron zu erhalten. In Italien hat sich durch da« neue Wahlgesetz eiue schein bar günstige Wendung vollzogen, die Regierung gebietet über ein« ausreichend« Mehrheit, um ihrer Politik Geltung zu ver schaff» und der Tod Garibaldi'- hat der revolutionär» Strömung ein» tvdtlich» Streich versetzt. Die 800jährige Feier der sicilianischm Vesper war der letzte Act einer Frank reich feindlichen Bewegung, welche durch die tunesisch« Expe dition angeregt und erst durch die Ernennung der beiderseiti ge« neuen Botschafter zum Abschluß gebracht worden ist. Gegenwärtig ist eine Annäherung an Frankreich in der Ent faltung begriff», welche Besorgnisse erwecken könnte, wenn nicht Grünve vorhanden wären, welche dieser ueu auskeimm- den Freundschaft Schranken setzen. Mag auch General Me- uabrra an die Waffenbrüderschaft erinnern, welche im Jahre l85S zwischen Frankreich und Jtalim bestand, so liegt doch zwischen diesem Jahre und dem Jahre 1882 der Kneg von >888 uud der von 1870 und fügt man noch Tunis Hinz«, so sind so viele Abkühlungsmittel gehäuft, daß dadurch die Gluth der Freundschaft naturgemäß gedämpft werd» muß. besonder» wenn Italien an Savoyen und Nizza denkt» dessen Verlust es vorläufig nicht verschmerz» wird. In Spanien ist der Versuch de» Marschall» Serrano, da» jung« Kvnigtbum durch eine republikanische Verfassung zu ruinire», kläglich gescheitert; die Conservativ». welch« an fänglich mit dem Marschall gemeinschaftlich« Sache mach» wollt», sind durch di« Festigkeit Qck^asta's, des Minister präsidenten Alson's Xll., stutzig gemacht und schließlich wieder aus die Seile der Regierung getrieben worden. Obwohl also in den einzelnen europäischen Staat» viel Zündstoff angesammelt ist, so würde e» doch eine« Friedens- öruchr« mehrerer Großmächte bedürfen, um ih« m Brand zu setze», ohne gewaltsame Stüruug der friedlichen Entwickelung Europa'» wird dieselbe durch innere Notbwendigkeit nicht so leicht unterbroch» werden; es bleibt also zu wünsch» und zu hoff», daß eia solcher Friedensbruch au« Besorguiß vor den schwer» Folgen, di« er «ach sich zieh« müßt«, unter bleib«» wird. Leipzig, 29. Deermber 1882. * Dir Hab» gestern in einem Leitartikel den groß» Miß stand beleuchtet, welcher sich durch die Ueberbürdung de» Zögling« der höheren L«hra«st»ltea ergdöt. indem dieselben durch die Ausbildung de« Geistes i» «me« Grade in Anspruch genommen werd». daß ihn» sür di» Pflege des Körpers fast gar keine Zeit mehr übrig bleibt/ Wir Hab» am Schluffe unserer Betrachtung der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es schließlich geling» wird, in ähn licher Weise wie für die Fabrikarbeiter emm gesetzlichen Schutz für die Gesundheit der heranwachsend» Jugend herbei« zuführen. Zur Sache, unter besonderer Bezugnahme aus Preußen (die Verhältnisse in Sachs» liegen vielfach ander«. Die Redaktion.) wird uns au« Berlin geschrieben: „Mit «in Hauptgrund der jetzt wieder von der deutschen Presse gerügten Urbelstände liegt wohl in dem zu weilen unpraktischen Wesen der Herren Philologen. Wenn es schon zu beklagen ist, daß an unser» Universität» nur ausnahmsweise Pädagogik gelesen und gehört wird» so muß es aeradezu als eine Calamität bezeichnet werd». daß nicht auch für unsere wissenschaftlichen Lehrer ebenso wie sür die Bolksschullehr« eine seminaristische Ausbildung im praktischen Unterricht» verlangt wird. Wir begrüße« es darum dankbar, daß nun die preußische Regierung damit umgeht, «ine praktisch« Prüfung der Kandidaten de» höheren Schulamts einzusühren, welch« von diesen nach Ablegung des Staatsexamen» zu absolvirm ist. Schon in der Revision der Lehrpläne für die höheren Schul», welche vou Her» von Goßler mit dem Beginn de» neu» Jahre» i« Geltung gesetzt ist, hat di« Unterrichtsverwaltung vornehmlich den Zweck verfolgt, au» der Lehreinrichtuug dies» Schul» ohne Beeinträchtigung der Höhe ihrer allgemetu» Bildung»ausgab« Alle» zu beseitig», was zu übermäßig« Ansprüche« an die geistige Anstrengung unser» Jugeud und dadurch zu einer Gefährdung ihrer körperlich» und geistig» Entwickeuing Anlaß geben kann. Bon der Frag« der Uever- bürduug de, Jugend ist ab» hierdurch nur d»e eine Grit« getroffen; zu erheblichem Theile wird d« Anlaß der Ueber- bürdnng, und Wie wir mein», nicht ohne Berechtigung darin gesucht, daß die Lehr« infolge maugelhaster Methodik die jenige Arbeit. welche sie selbst in den UnterrichtSstuudeu zu leisten hält», den Schülern sür der» häu-liLe Beschäftigung zuweism. Da nun unsere Verwaltung e« sür ihre Ausgabe ansieht, di« bi»h»igea bewährten Einrichtungen im höheren Uaterrichtswesen nicht «uszugeb», sonder» nur m den Richtungen zu «rgänze», in denen sie sich »sahruyg-gemäß al» unvollständig erwiese« Hab», f, wird da» di»herige Probejahr beibehaü» In- dessen erscheint hi« blos einiährige Dauer ein« llebnngsseit nach dem Abschlüsse der Universitätsstudien als zu kurz de- messen. Da jedoch nur sehr wmige Eaudidatm d» Abschluß ihr» wissenschaftlichen Lehramtsprüfung vor dem Abläufe des fünften Jahre« nach Ablegung de« Aviturientenexameus er reich», so würde es eine harte und vielleicht auch nachtd Maßregel sein, wenn durch Verdoppelung de» Probej, den Candidatm die Kost» für ihren Unterhalt « WÜrdm während eine« noch binzugesetzten zweit» reitnugsjahres. Ab» auch sachlich würde ein« solche Verdoppelung des Probejahre« nicht zweckmäßig sei«, da da» sehr beschränkte Maß der Betätigung am Unterricht, welchen unentgeltlich zu leisten die Probecandidaten verpflichtet find, zwar der Aufgabe der ersten Orientirung über den Lehr gang der Schule entspricht, ab» keine Bürgschaft dafür ge währt. daß einem Candidatm die volle Verpflichtung einer Lchrerstelle anvertraut werd» kann. Dazu ist es vrelmehr »forderlich, daß der Caudidat sich in selbstständig» Ertheklung de« Unterricht« und in ein» größeren Anzahl von Lehrstunden bewährt habe. Deshalb hat die preußische Regierung i» Aus sicht genomm», auf das Probejahr ein Jahr eommissa- rischer Beschäftigung folgen zu lassen, in welchem der Lanvidat mit der selbstständigen Ertheilung einer größeren Anzahl von Lehrstunden zu beauftragen ist und dafür rluspruch aus den ordnungsmäßigen Betrag der Remuneration hat. Um dann der Prob»eit einen bestimmt» Abschluß zu geben, wird an da» End« de» Jahre- der kommissarischen Be schäftigung eine praktisch« Lehramtsprüfung gesetzt, in welcher nachzuweiseu ist. ob der Canvivat Vie Kunst de» Unterricht»» sich in ausreichendem Maße «worb» nud speciell mit der Methodik und den Lehrmitteln de« vou ihm zu vertretenden Unterrichtsgebietes genau bekannt ge««uht hat. Es ist die« der erste praktische Schritt, der Ueb«- bürdungsfra« näher zu treten, uud begrüß» wir denselben mit Genugthuung, da wir uns von d«r in Aussicht ge nommen» Maßregel «ne wenigsten» theilweise Abhillse der berechtigten Klag» »»sprechen." * Denn schon diediesmaliaeparlamentarisch«La«- pagn« in ihrem bisherig» Verlaufe an die Herr» Volks vertreter. zumal diejenigen, welche außer diesem Geschäfte noch ein andere« betreiben, ganz außergewöhnliche Anforde rungen gestellt hat. so dürfen wir uns leider nicht der Hoff nung hingeben, daß in dieser Hinsicht im neuen Jahre eine Besserung rintreten wird. Am ». Januar tritt bekanntlich der RerchStag wird» zusammm. am lü. Jauuar das preußische Abgeordnetenhaus, beide Körperschaften werd» trotz der Bestrebungen der beiden Präsidenten v. Levetzow und v. Küller, dies zu verhindern, zuyächst eine kurze Zeit neben einander tag»; am 11. Januar hat auch das Herrenhaus Schuag und wird eine Reihe von Sitzung» hintereinander halten. Die Commission» de« Herrenhauses sind in d» Zwischenzeit recht fleißig aewescn und liegen unter Ander», zwei sehr ausführlich« Berichte vor. lieber di« neue Subhasiationsordnung referirt Geh. Rath vr. Der« bürg. Die Commission hat recht wesentliche Ver änderungen vorgeschlag» und empfiehlt schließlich die Au« nahm« de« Entwurfs. Als Commiiiarien der Regier»»« wohnten den elf Sitzung» die Geh. Räthe Kurlbaum «nd EcciuS bei. D,e Neugestaltung de« SubhastationSrecht« wurde von all» Seiten als ein dringende« Bedürfniß anerkannt, ebenso» daß da« Drincip der Erhaltung der dem An tragsteller vorgehend» Hypothek» zu Grund« zu legen sei. Auch mit den Grund- principien de« Entwurfs war man durch«» «inverstand». JnSbesonvere äußerte man, es sei für die Erweiterung des Kreise- der Bieter wichtig, wenn die Ersteh« nicht mehr, außer dem Vrtriebscapital sür di« Bewirthschastung des z» «stehend» Gute«, da« Capital sür den voll» Erwerb-Präs bedürften. Man hält die Zwang-Verwaltung für ein geeignetes Surrogat der Subhastation». glaubt jedoch, daß ihre Leitung nicht ausschließlich in die Hände des Vollstreckungsrichters gelegt werd» dürfe. * Ein Gegensatz der leaitim» Interessen des Capital- und derjeuigen de« Erundvesitzes, wie es in neu«» Zeit
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