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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-12
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ar-aclion und Lrpeditt»» IohanaeSgasse 33. LPttchkuildri, -rr Nrdacti»«: Bormil lag- 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Udr. X» RüSta^r c>n»kl»»dr«r M-mUceipi »,« Ne»,cil»» nicht »«rtintlich. t, M^»»ch >»»ntz«e tze« fit, R« nichfts«l,e,de Nnmme, deftimmtn» Tnserate »n W«che«ta>en dt» 8 Uhr Nachmirtn-«, «» G«nn- und Frftta,en fr»tz »i«'/,» Uhr. In d»n Filiale« für Ins.-Annahme: v»t« Atem«. UniversttStsstraß« 21» L«nt« Löscht, Kaihannenstraße 18, v. «ur »i» ' ,S Uhr. MiWger.TWMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschüftSverkehr. 102. Donnerstag den 12. April 1883. M-P-Auflage »7,SS«. Adoanrmrntsprris viertelj. 4'., Md. incl. Bringerlohn ö Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzeln» Nummer 2U Ps. Belegexemplar lO Ps. Gebühren für Extrabeilagen «h«« PostbtsSrdrrung 3V Rk. «tt Poftbrsorderung 48 LN. Inserate 6«spaltme Petitzeile 20 Pf. Größer« Schritte» lau» unserem Prell, verzeichn,ß PnbeLarischer Sa» nach höherem Daris. Rertanltn nnter dem ilrdactionakrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserat« sind siel« an die Expedtti«» ,, sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneoun>--rLiilio oder durch PoG nachnanme. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung, die Bezahlung der Imnrvbiliar.Brandcafseu- dettrchge betreffend. Zufolge Verordnung der Königlichen DrandversicherungS- Eommission vom 30. Januar diese- Jahre- hat da- König lich« Ministerium de- Innern genehmigt, daß für den dies jährigen ersten Hebctermin — L. April — an den Brand- coffenbrilrägen bei der Gebäudeversicherung wiederum der Erlag eine- halben Pfennig- bei jeder Einheit eintreten soll; e- werden diese Beiträge mithin nur mit »tne» Pfennig VN» der «iaheit erhoben. Sei der Adtheilung der freiwilligen Versicherung findet eine Ermäßigung der Beiträge nicht statt. E< werden demnach alle diesigen Hau-besitzer resp. deren Stellvertreter hierdurch ausgesordert, ihre Beiträge spätestens bt»»e« 8 Lagen von dem Termin« ab gerechnet, an unsere Ätadtstener-Einnahme. Brühl 5l, 2. Stoa, Zimmer Nr. 10, bei Vermeidung der sonst eintretendea Zwangtmaßregeln ab- ')ren. eipzig, de» 2S. März >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Koch. Vekanntmachung. Dir beabsichtigen, i» nächster Zeit die Hauptschleuße der Gerber-Stra-e umzubauen. und fordern wir daher unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 10. März 1881 die Besitzer bezw.Administratoren der an genanntemSlraßentraclangrenzen den Grundstücke aus. etwa beabsichtigte, den bezeichnten Straßen- tract berührende Arbeiten an den PrivatgaS- und Waffcr- leitunyen ungesäumt zu vollenden, auch wegen gleichzeitiger Unterführung der Fallrohr« bezw. wegen etwa nothwendig werdender Einlegung oder Umlegung von Beischlrußen unver züglich bei un- Anzeige zu erstatten, damit die Legung der Fallrohr- und Beischlrußen gleichzeitig mit dem Ban der Hauvtschleußc aus Kosten der Akjacenten erfolgen kann; die Höhe der wegen Herstellung der Fallrohrsckleußen zuvor zu binterlegenden Bauschkosten wird einem jeden Belheiliglen mittels» vesondere» Zusertigung bekannt gegeben. I»' Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen auch»»^Verwirkung einer Geldstrafe bi- zu SV ^6 zu gewär tige«, daß die vorstehend gedachten Arbeiten an Fallrohr- und anderen veischleußen von Rathswegen auf ihre Kosten auS- gesllhrt werden. Leipzig, am 4. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichorius. vrrmirthimg. Ein in der HauSflur des der Ltadtgemeinde gehörigen HauSarundstückes ReiehSstratze Nr. ÄL befindlicher Ber kaus-stand soll aus die Zeit während der hiesigen Messen gegen einhalbjährltche Kündigung sofort anderweit vermiethet werden und sind Miethgcsuche aus dem Rathhause l. Eiage, Zimmer Nr. 17, anzubringen, auch können ebendaselbst die PeriuielbungSbedingungen und da- Inventarium de- zu vermielhenden Hau-stande« eingesehrn werden. Leipzig, den 10. April 1833. Der Rath der Stadt Leidig. vr. Georgi. irendel. VrLaimtinachuilg. Die Lieferung und Legung der Troltcirplatten an der Ricolaischule ist vergeben und werten die unberücksichtigt ge bliebenen Herren Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am S. April 1883. Der Rath der Stadt Letp^t^. vr. Georgi. boriu». BckanutmachULg. Die Trottoir- und Pstasterarbeilen m der Waldstraße sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber de-halb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 10. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. EichoriuS. Degen Reinigung der Locale bleibt unsere Schulgelder Einnahme am Sonnabend den 14. April d. I. für den amt lichen Verkehr geschlossen. Leipzig, den g. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gesucht der am 5. März 1812 bier geborene Tischler Karl <?mil Reymann, ivelkber zur Fürsorge für seine der öffentlichen Unterstützung allhier anheimgcsallene Ebefrau cnizuhaltcn ist. Leipzig, den 6. April 1833. Der Rat- der Stadt Leipzig. (Armen Amt.) Ludwig-Wolf. Wolfram. Manntillllchim-. Zu Feststellung des Unterstntzung-- Wohnsitze« de- am z. O< ' )ctober >845 zu Leipzig geborenen Handarbeiter Artedrieh Richard Grodrtaa, besten jetziger Aufenthalt nickt zu ermitteln gewesen ist. bitten wir. Grodrian im BetretungSfakle über seinen Aufenthalt »ar de« Jahre 1878 zu tesragen und Nachricht hierüber anher gelangen zu lasten. Derselbe hatte angegeben, daß er vom Jahre 1872 bi« 187V in Lindenau aufhältlich geivesen sei, was sich jedoch nicht bestätigt hat. Leipzig, am 5. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt. Ludwig-Wolf. Werner Die von na» unterm 29. März diese« Jahres erlassene Bekannt machung, den Handarbeiter Friedrich Herma«« K-rtsch au» Döbitz betreffend, hat sich erledigt. Leipzig, am 8. April 1883. Das Psltzei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. W. veffenlllede UaUekIedi'aiwtalt. Vielling, ckeu 17. TprlI, krüü 7 Uhr beginnt äio »irelte Dnknnkmoprükuuze in >Ier Vebrllaxonkideliaug, ru veleker »ek üis bereite anissmelcketeu, «orris ckio noch »noumeläeoäen vedrltnge, mit 8cdrelbkecker verasben, pLnktUel» «iuruünüen beben. -Inmelckunzron kllr <Ien einZlidrlifeo knekeetnaeoeebnttllekon t'ue?iu» svebrliiupuidtbeiiuo^- rrerüen üu Vautv ckieovr IVocbe ixlüirbt'tckl» enk^oxon^ouammen. O»rl iroUrum. Vireetor. Abbrucharbetten betreffend. Dt« Atbrnchardeiten de« vormals Aeibig'ichen und Lauestchen -ause-, sowie de- Armen- und Spritzenhauses zu Plagwttz, sollen ,m Wege der Submission, jedoch mil Auswahl der Submittenten, vergeben werden. Die Bedingungen liege« im Gemeindebureau aus, und sind die Offerten bi« 16. April e. versiegelt und mit der tlns- chrisl „Abbrucharbeiten" im hiesige» Gemeindeamt« tinzureichea. Plagwitz, am 11. April 1883. Uhltg, «-«. Nichtamtlicher Theil. Vas deutsch-österreichisch-italienische Sündniß. E» ist eigentlich sonderbar, daß man sich von allen Seiten bemübt. das Vorbandensein eine- Bündnisse- zwischen den drei Mächten Teutschianv, Oesterreich-Ungarn und Italien in Abrede zu stellen, während doch gleichzeitig au- allen Er klärungen der belheiligten Mächte hervorgckt, daß sic auf da- gegenseiliqe gute Einvernehmen den größten Werth legen. Gieickvies, cd ein solche- Bündniß, wie eS Reuter'S Bureau geschildert hat. mit seiner fünfjährigen Dauer und seiner gegen Frankreich gerick'ete» Spitze beliebt, die Hauptsache, welche von Niemandem in Deutschland. Oesterreich und Ikalien geleugnet wird, besteht darin, daß die drei Mächte entschlossen sind- einem FriedenSbruck Frankreich- glmeinfam entgraenzurrelem Diese Tdalsache ist wichtig genug, um al- ein dankenSwertheS Ergebniß der pubticistislben Erörterungen über da- Trei- staatenbündniß betrachtet werde» zu können. Die Enthüllung von Reu'cr's Bureau ist somit, wie der „Temp-" ganz richtig kerauSgesüblt hat, nicht so ganz au- der Luft gegriffen, nur in dem Punct war sie binsällig, welche dem Bündniß den Charakter eine- OssensivbiindnisseS beilegen wollte. Man wird sich bei dieser Gelegenheit erinnern, daß auch der Abschluß eine- Bündnißvcrtrages zwischen Deutschland und Oesterreich längere Zeit geleugnet wurde, bis endlich die „Kölnische Zeitung" allen Zweifeln durch ihre positiven Milthcilungen ein Ende machte. In Frankreich hat die Nachricht, daß Italien im Falle eine- Kriege- zwischen Deutschland »nd Frankreich ans deutscher Seite stehen wird, natürlich den schlimmsten Eindruck gemacht, da- Gefühl der Isolirung ist Frankreich noch nie zuvor so klar zum Bewußtsein gekommen, al- jetzt, nachdem ihm auch diese Illusion geraubt' worden ist. Die Franzosen glaubten Italien- so sicher zu sein, daß sie darüber ganz vergaßen, wie sehr sie Italien durch die Occupation von Tunis gereizt hatten. Daß Italien diese Bcrlehung seiner Interessen noch lange nicht verschmerzt hat, daß e- im Gegrntheil der tunesischen Angelegenheit die größte Be deutung zuerkennl, da- haben die leidenschastlichen Er klärungen des Senators Pantaleoni am 7. April gezeigt. „Die Gegenwart Frankreich) in Tunis ist «ine Betrobnng Sardiniens» wir wüsten aus Berlbeidigung dieser Insel bedacht sein", ries der heißblütige Italiener au- und fügte mitleidig hinzu: „Frankreich wird die Boule seiner krankhaften Erregung." In der That, die französische Republik hat seit einem halben Jahre so starke Rückschritte in ihrer Allianz- fähigkeit gemacht, daß sie heule sogar die Hoffnung eingebüßt bat, ein Bündniß mit einer au-wärtigen Macht zu Stande zu bringen. Man ist sehr geneigt, bestehende Verhältnisse al- selbstverständlich zu betrachte», eine Vergleichung mil der Bcrgangenheit belehrt un- aber darüber, baß die europäische Lage durch die englisch-egyplische Expedition eine totale Um wandlung erfahren Kat. Wir erinnern »ur an die Zeit, in welcher Skobeless seine Brandrede in Paris hielt. Glaubte damal- nicht alle Welt, das; ein Bündniß zwischen Rußland und Frankreich gegen Deutschland so aut wie abgeschlossen sei? Und heute? Selbst ein Katkost erklärt ein russisch- sranzösiscbcS Bündniß für unmöglich, weil Rußland sich nickt mit einem Eadaver verbinden könne. Und zwischen Frankreich und Italien hat seit den letzten sechs Monaten auch eine namhafte Abkühlung stattgesimden. Dnclcrc setzte zu jener Zeit, als die italienische Botschastersrage geregelt wurde, große Hoffnungen ans die Freundschaft Italien-.' Der tune sische Zwischenfall schien damals vollständig beglichen, aus beiden Seiten strömte inan über von Höflichkeit unk Freund schast-versichcrungen und heute sinket man e« ganz in der Ordnung, daß ein italienischer Senator von der erbitterte» Feindschaft Frankreich« gegen Italien spricht. Da- kommt einfach daher, weil Italien sich noch vor Kurzem schwach fühlte, c« traute sich nickt die Kraft zu, Frankreich gegenüber eine solche Sprache m sichren; beute liegen die Verhältnisse ganz ander-, deute ist cö Frankreich, teste» Schwäche Italic»- Zuversicht erhöht hat, und vor allen Dingen ist Italien stolz aus seine auSgezeichncle Finanzlage, die ihm gestattet, de» ZwangücourS auszuhrben und trotz Aushebung der Mahlstcucr bas Gleichgewicht im Staatsbau-Hatl herzustellen. Aber auch dadurch allein wird das stolze Selbstbewußtsein Italien- noch nicht erklärlich. Es kommt noch hinzu, daß die Irredenta seit der Brandrede Mancini'S sehr erheblich an moralischem Einstuß verloren hat. Die italienische Regierung hat sich endlich dazu ermannt, diesen Krebsschaden Italien- öffentlich vor dem ganzen Lande als solchen zu brandmarken, di» Eonsequenzen daraus zu zicbcn. was solgc» müste. wenn Italien wegen de- Trentmo mit Oesterreich Krieg ansangcn wollte. Dann müßte man ja auch Savoyen und Nizza von den Franzosen zurückverlangen »nk Malta von de» Eng ländern. Diese freimütbigen Erklärungen haben in Oester reich den besten Eindruck gemacht und dadurch ist die durch das Triester Attentat erzeugte Mißstimmung wieder verwischt worden. Seil jener denkwürdigen Debatte in der italieni schen Abgeordnetenkammer hat eine sehr erfreuliche An näherung zwischen Italien und Oesterreich staltgesunden und daraus hat sich erst da- gegenwärtige Verhältniß ffnt wickelt, welche- die „Nordd. Aug. Ztg." zu dem An-spruch berechtigt: „Einem willkürlichen Fr»even-bruch gegen eine der drei Mächte würden sie allerdings wahrscheinlich gemein sam entgegentrete», denn die Logik der Geschichte ist stark genug, >im jede der drei Mächte j» Überzeugen, daß sie wohl thuen, nicht abzuwarten, bi- die Reihe an sie kommt und sich nicht durch PretSgcbung der Mitinteressenten vom Frieden isoliren zu taffen." Eine solche Sprache erscheint heute ganz natürlich und selbstverständlich, aber welchen Eindruck würde sie gleich nach dem Triester Attentat in Wien gemacht haben? Ta- neue Verhältniß hat sich so aklmälig gestaltet, daß eS nicht ganz leicht ist. «S bis aus seinen Urlprung zu ver folgen. aber das Hauptmotiv für di« veränderte europäisch« Lage bat die Entwickelung gelwsert, welche Frankreich seit dem Rücktritt de- Ministerium- Frepcinet genommen hat. Jener Beschluß der französischen Dcputirtenkammer vom 29. Iuti, durch welchen die Mittel für den Schutz der französischen Unterthanen in Egypten verweigert wurden, ist der erste Schrill ans der schiefen Ebene gewesen, auf welche die französische Politik seil jenem Tage sich begeben hat. Ter Tod Gambelta'ö und Ebancn'S, da- Manifest de- Prinzen Napoleon und endlich die Verfolgung der Prinzen von Orleans in Verbindung mit der prekären Finanzlage Frankreich- haben bei den maßgebenden Staaten Europa- die Ucberzeugung befestigt, daß Frankreich kein wünschc»»- wcrkher und zuverlässiger Bundesgenosse sein kann, so lange die Befürchtung besteht, daß die Staatssorm keine Bürgschaft ihrer Dauer gewährt und daß ein Ministerium höchsten- rin batbes Jahr lang ani Ruder bleibt. Frankreich hat ln diesen Tagen die sebr bittere aber wohlverdiente Erfahrung macken müssen, daß auch im Verkehr der Mächte unter einander die Zuverlässigkeit und die Stabilität de- bestehenden Zustande- die erste Bedingung sür gute Beziehungen und Len Abschluß von Verträgen ist. Wer einen Vertrag schließt, thut da» nur in ber Voraussetzung, daß er auch von der andern Seite gehalten wird. Bestehen in dieser Hinsicht Zweifel, dann wendet man sich »ach einer andern Seite, wrlchrr man Vertraue»» entgegen bringen darf. Leipzig, 12. April M3. * Ter Oberpräsikcnt vr. Achenbach, dem die ehren volle Ausgabe zu Theil geworden war, den Prinzen Wilhelm von Preußen in den Geschäften der inneren Staatovcrwaltung auSznbilden, bat, nachdem vor Kurzem diese Ausgabe vollendet worden ist, vom Kaiser ein eigen händiges Schreiben erhallen, in welchem der Letztere dem Oberprasidenlen dankt, daß er sich dieser Ausgabe mit voller Hingebung und mit sichtlichem Erfolge gewidmet hat Der Prinz ist zwar wieder iu den milltainschen Dienst zurück- getreten, wird aber auch ferner von Herrn l)r. Achenbach Vorträge über Verwaltung-wcsen entgegennehmen. Dies ent spricht ebenso den Wünschen des Kaiser» wie des Prinzen selbst, der sich mit großem Interesse in bas Wesen der StaatSein- richlnng rinarbeitete und keine Gelegenheit vorübergehen ließ, um sich persönlich über die Thätigkeit der verschiedenen öffent lichen Vertretungen zu iiisvrmiren. So hat Prinz Wilhelm allen Verhandlungen de« brandcnburgischen Provinzialland- tageS, des Kreistages und btSweilen auch in Begleitung deö Oberpräsidenten Achenbach den Sitzungen de- preußischen Abgeordnetenhauses bcigewohnt. Auch hat der Prinz, wie bereits gemeldet, mit sichtlichem Interesse die letzten Reich« laaSverbandlungen verfolgt. Im Lande erfreuen, wie uns geschrieben wird, natürlich die ausgesprochenen Sympathien des einstigen deutschen Kaisers sür die Organe der Selbst verwaltung nicht wenig, zumal man dadurch erkennt, daß die in der Familie der Hobenzollern erbliche Vorliebe für den Militarismus nicht im Stande ist. da- Interesse de- Prinzen an den Institutionen der Civilvcrwaltung zu beeinträchtigen. — Da- vorstehend erwähnte Schreiben deck Kaiser- hat folgenden Wortlaut: Aus Ihrem Berichte vom IS. d. M. habe Ich mit vieler Be- sriedigung ersehe,>, daß da« mit dem Schluffe diese« Monat« zu Ende gehende Halbjahr ernstlich dazu benutzt worden ist, um Meinen Enkel, den Prinzen Wilhelm, Königliche Hoheit, mit den verschiedenen Zweigen der Livil-Beiwoltung de« preußische» Staate« bekannt zu mache». Das Vertraue», welche« Ich bei Uebertragung dieser wich lige» Aufgabc in Sic gesetzt, ist zu Meiner Freude gerechtfertigt worden Wie Ich Selbst wadrgenommcn und wie Mir von Meinem Enkel bestätigt wird, haben Sie sich der Au-dilduug de« Prinzen mit Eifer und Hingebung gewidmet. Ihrer einsichtsvollen, such gemäßen Unterweisung ist e« gelungen, nicht nur den Prinzen au praktischer Grundlage in die Sivil-Verwallung einzusühren, wildern ihm auch ein rege« Interesse an den staatlichen und wirihschastlichen Einrichtungen unseres Staatslebens einzuslößeo. Ich bin über diese« Ergebniß, in Würdigung seiner Bedeutung für den dereinstigen Beruf des Prinzen, hoch erfreut, und nehme daher gern Vera» lassung. Ihnen sür Ihre erfolgreiche Thai,gleit Meine volle An erkennung und Meinen Königlichen Dank autzusprechen. Wiewohl der Prinz sorta» wieder durch seinen mtlitalrischen Dienst in Anspruch genommen sein wird, so lieg! e« doch in seinem Interesse und entspricht auch seinen eigene» Wünschen, wenn derselbe »der »euere Vorgänge aus dem Gebiete der Gcskdgcbiing und Ver waltung, insbesondere in der Provinz Brandenburg und in der Liaüi Berlin, in sortlausender Kenntnis; erhalten wird. Ich über laffe Ihnen daher, Seiner Königlichen Hoheit hierüber von Zen zu Zeü Bericht zu erstatten, auch von wichtige» Sitzungen der ver- Ichiedenen Behörden und Körperschaften Anzeige zu machen, damit der Prinz, soweit e« seine Zeit gestattet, nach seiner eigenen freien Entschließung daran Iheil nehmen kan». Berlin, den 28. Mürz 1883. (t«r ) Wilhelm. An den Ober - Präsidenten, StaatSwmister VA Achenbach zu Potsdam. * Scho» wiekerholt ist vor Jahren da< Gerücht «us» getaucht, daß der Kaiser die Absicht habe. d«n Reich«» kanzler in Anbetracht seiner hervorragende» Verdienst, um daS deutsch« Reich und dessen Stellung in dem europäischen Völkerconecrt zum Herzog von Lauenbura zu ernennen und besonders »ach dem Berliner Eongreß nahm man diese Ernennung dc« obersten deutschen Rcich-beamtrn alt eine nabe bevorstehende Thals.,che an. Nachdem diese- Gerücht Iabrc lang verstummt war, taucht es nunmehr niit einiger Sicher heit in einer der Feber eine« hekannten liberalen Abgeordnete» entstammenden Eorrespondenz eine» größeren Provinsial blatte- aus i» Verbindung mit der weiteren Nachricht, daß Aenderungen in der völkerrcchtlichen Stellung de- .^erzogthumS Lauenburg geplant seien. Diese Frage bildete am Dien-tag in den Couloir- de- Reich«tage» de» Gegen wand der Unterhaltung, in der die widersprechendsten Mei nungen darüber geäußert wurden. Es ist bemerkenswert h, daß gerade in den Kreisen der konservativen Abgeordneten die Unwabrscheinlichkeil dieser Ernennung betont wurde und mit einigem Reckt die Ansicht geltend gemacht wurde, daß, da der Kaiser unter den vielen Titeln auch den eine« Herzog« von Lauendurg führt, e- nicht angängig sei. daß dieser Tilei einem, wenn auch »och so verdienten Staatsmann gewährt wird. Andere hingegen behaupteten, daß bei der Dankbar keit. die der Kaiser dem Reich-kanzler zollt, diese Auszeichnung nicht unwahrscheinlich ist. * Die „Nationalzeitung" schreibt: „Wie man nn< auS Kiel mit positiver Bestluimtkeit meldet, liegt ein Abschieds gesuch des Viceadmiral» Bätsch Seiner Majestät dem Kaiser zur Entscheidung vor. Herr Bätsch tritt inzwischen einen treimonaltichen Urlaub an. Ob der Kaiser das Ab- chirdSgesuch genehmigen wirk, entzieht sich selbstverständlich unserer Kenntmh. In wobtinsormirlen Kreisen ist man in dessen der Ansicht, daß nach der Art, wie die Verhältnisse ich gestaltet haben, eine andere Lösung, wie die de- Rücklritt« de- hochverdienten viceadmiral«. schwer zu finden ein dürste. Wa- über diese Thatsacben hinan- be züglich bevorstehender Veränderungen und Ernennungen in der Marine berichtet wird, sind Evmbinationen, die an der ^»and der Rang- und Ouartierliste leicht gemacht werden können. In Frage steht noch immer eine Scheidung der eben im Chef der Admiralität vereinten Obliegenheiten, die in der Weise vollzogen würde, daß neben dem Marine-Ministerium eine technische Behörde al« Gencral-Inspeetion der Marino zu sungiren hätte. 2» ist nickt unwahrscheinlich, daß. wenn - zu eingtrisendercn Personalveräuberungen kommen sollte, ',« aus Grundlage einer derartigen Reorganisation erfolgen werden." * Die Haltung der »ationalliberalen Fraktion zrgenüber der Geweröeordnung-nodellr ist in de, ortschrittlichen Presse Gegenstand einer Kritik, deren gehässige Form seit dem Compromiß Über di« Iustirgesetz« kaum e ihres Gleichen gehabt hat. Der Zorn darüber, daß die Nalionalliberale» sich den Richter'schen Anträgen nickt osort und in allen Punkten unterworfen haben, ist >a erklär lich ; aber man sollte sich dadurch doch nicht verleiten lasse«, denselben Motive uatrrznschieden, sür welch« gar kein« <n- »alt-puncle vvrliegrn ES »st einfach lächerlich, zu sagen, die nutionalliberale Fraktion helfe ihr eigenste- Kind, di« Gewerbe ordnung von 1882, vernichten. In den Abstimmungen de, letzten Tage ist hinreichende Bürgschaft dafür gegeben, daß die nationalliberale Partei die Gewerbesreibrit al- Grundlage unsere« Gewerberecht- erhalten willen will und entschieden zu vertheibigen entschlossen ist. Dagegen möge man sich erinnern, daß. al« da- große Gesetzgedung-werk de« IahrcS l8«>9 zur Berathung stand, gerade von national- liberalen Rednern wiederholt anerkannt wurde, daß etwaige in der PrariS hervortretende Mängel nach Ablauf einer ge nügenden Erfahrunaszeil zu verbeffern sein würden. In zwischen hat nun freilich in der Regierung wie im Parla mente eine ganz andere Strömung, al- diejenige, au« weicher die Gewerbeordnung von l869 hervorgegangen, die Ober hand gewonnen — eine Strömung, die. soweit wenigsten» gewisse Parteien de- Reichstage- in Frag« kommen, dem Grundsätze der Gewerbesreibeit geradezu feindlich ist. Indeß, diese Thalsache kan» an ver Pflicht der Freunde de- Gesetze« von 18K9, die durch die Erfahrung wirklich erwiesenen Mängel desselben zu beseitigen, nicht« ändern. Lediglich unter dem GesichtSpnncte Ver Erfüllung dieser Pflicht bat die na« lionailiberale Fraktion eine positive Belheiligung an der Novelle unternommen. ES bleibl nun abruwarten, wie sich das Gesammtergedniß der gegenwärtigen Einzelberathung ge stalten wird. Erst wen» dasselbe voriiegt, wird die national- tibcrale Fraclion die Frage, vH sie in ihm eine nützliche Re form oder eine schädliche Reaction erblicken soll, nach ihrer Ueberzengung zu prüfen und deingemäß ihre Stellung zu nehmen haben. * Die Börsensteuercommission de- Reich-tag- nimmt am Mittwoch Abend ihre Arbeiten wieder aus. Der bisherige Vorsitzende. Abg. Gras Hompesch, hat den Vorsitz niedergelegt und e- muß alsbald eine Neuwahl vorgenonimen werden. Vvm Abg. v. Wcbell-Malcbow liegt ein neuer An trag. betr. den Schlußnoteiizivang, vor. * Bei der ReichStagSersaywahl in dem Wahlkreise Osteroke-Neidenburg wurde nach amtlicher Feststellung Rillergui-besitzrr Rose seons.) mit 8K79 von 13,472 ab gegebenen Stimmen gewählt. Ter Gegenkandidat, Ritter gutsbesitzer Weißcrmcl (Seceff.) erhielt 4776 Stimmen. * Die vorjährige Anregung de- preußischen UnterricklS- niiiiisterS von Goßlcr zur Neubelebung der Iugcnd- spiele fand s. Z. bei allen Parteien die srenndlichstc Aus- »ahme. Die Ausführung war der freien Vereins- oder behördlichen Thätigkeit überlassen. Der Verein sür Hand- serligkcilS-Unterrichtzu Görlitz bat, dieser zeitgemäßen Anregung folgend, sich nun am 7. d. M. zu einem „Veiem zur Förderung von Handfertigkeit und Iugendspiel" erweitert, nnd wird schon in den nächsten Wochen mit der Auasnbiung der Ittgendspiele sür die Schüler der höheren Lehranstalten beginne,'. Der Vorstand de- Verein- hatte dem Herrn CuitiiSininisler Mitthcilung von seinem Borbaden gemacht »nd hat zu Händen seine- Vorsitzenden, de- Abg. v. Schencke»- Vorss, ein Schreiben de« Minister- empsangen, worin eS beißt: „Wenn in meinem Erlaß vom 27. Oktober v. I. über die Ingcndspiele bestimmte Weisungen über die Art der AuS- snkrung nicht gegeben sind, so hat die- seinen Grund in der ungemeinen Verschiedenheit der örtlichen und persönlichen Verhältnisse, welche dabei in Frage kommen und eine freiere Bewegung auf diesem Gebiete erfordern, al- sie eine in- Einzelne gehende Rcglemrntirung gestatten könnte. Aus drücklich ist ans da- einmllthige Zusammenwirken Aller hin- aewiesen, welche durch Amt und Beruf verpflichtet sind, die Sacke zu sörbern oder welche sich lediglich au- Neigung dabei betheiligen." » * « * Mit der Veröffentlichung de-Rente,'schen T«tegr,«m- be,»glich de- deutsch - österreichisch - itnlienischrn Bunl niff-r scheinen die SensaNon-nachrichtrn »och keineswegs abgeschlossen Wenigsten- wird un- au- Pest vom >0 d. gemeldet, daß dortig« Blätter «u- Rom di, „glaub würdige" Nachricht bringen. »- seien gegenwärtig zwilchen den Hosen von Berlin und Rom geheime Verhandlungen
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