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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-03
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1884
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1770 » sei. 3666 bewaffnet« Mohamedanrr bkltten sich des PlahcS bemächtigt und bedroblen die türkische Garnison. Eine andcnvctlige Bestätigung dieser Alarmnackricht liegt bis jetzt nickt vor. und rs> dieselbe desto überraschender. je weniger sie ,n>l dem allgemeine» Cbarakter der Sltualion im Nordivene» der Balkanbalbiusel zu harmonirea scheint. Letztere wird von den zur Abgabe eine» compelente» Urtdeils gewiß befähigte» öskcrreick!iL>»tigar>sckrn Militairbchörben für io durchaus »or- »>a! >i»gcsebe». daß. ivie der „Peiler Lloyd" börk. die Reduc»on der Occnpaiionstrnppen um den a»seb»licken Betrag oo» snns- tausciid Mann de,»nächst zur Thatlache iverde» dürste. DaS lehigenaiinke Blatt sieht der Durcbiübrung der Reductions- niaßnat'inen schon für die ersten Maiwvcken entgegen. An ganzen Trnppeiikörpcr» sollen nur 2 Bataillone herausgezogen werden, die weitere Reduktion erfolgt durch Stankesvermm- dcrung bei jenen Inianterie-Batailloiien. welche gegenwärtig noch 16 Officiere und 6Z8 Mann zählen. Der soban» ver bleibende Gcsainmtstand der OccupationStruppe» von 29.666 Mann wird als das Minimum betrachtet, welche» auch unter ganz friedlichen Verhältnisse» in jenen Provinzen ans reckt erhalten werden muß. als da» Normale, welches für geraume Zeit keine weitere Reduktion mehr gestaltet. Zur Ausrechthalluiig der Ordnung und Sicherheit, sowie zum Dienste in den Garnilvusorlen stehen Übrigens de» österreichisch-ungarischen Truppen heule schon auch 2066 Mann eingeborener boSmsck-herzegoiviiiischcr Truppen zur Seite, die namentlich im Gendarnic ne-CorpS und bei den mobilen SlreiscorpS sehr weriyvolle Dienste leisten und nach der nächste» Asscntirung im Herbste um weitere 1260 Mann ver mehrt sei» iverde». Allerdings bleibt noch adzuwartcn, ob auch in kritischen Zeiten ein Verlaß auf die eingeborenen Truppen ist. Schließlich bemerkt der „P. Lloyd" nock, daß >m Monate Mai auch die ans erhöglein Stande befindlichen Truppen der 64. Brigade in Süddolmatien aus den norinaleu Friedenöstanb gesetzt werden, nachdem auch in der Bocca di Cattaro die Beseitigungen vollendet und die Gründe der verschärften Sicheryeitsmaßregeln geschwunden seien. * Herr Gustav Naguet, ein Bruder des bekannten Senators Alfred Naqnet, veröffentlicht, wie die .Voss. Zeitung" aus Paris meldet, eine» an ihn gerichteten Bries Gambctta's vom Februar 183t. worin dieser seine An sichten über die Eventualität einer Versassnugsrevislon auospricht. „Ich glaube", sagt er in dem Briefe, „daß dir Re7e, welche dem Präsidenten -ugetl.eilt ist. der Lächerlichkeit sehr nahe kommt, lltnicr erster Slaaiobcamter ist verpflichte», nicht- zu sehen, als was man >»m zeigt, »ichis zu hören, als waS man ihm amtlich sagt, wenn er von Finanzen, Verwaltung, Diplomatie eiwaS versteht, so ist eS seine erste Pflicht, eS zu vergesse». Er ist ganz eigentlich eine 'lajchine zum Unterschreibe», so etwas wie der „Overwähler" von Sieyös, den Bonaparic mit mehr Aufrichtigkeit als Höflichkeit al» „Mastschwein" bezeichn«!«. Akm muß meine- Erachtens dem Präsidenten der Republik mehr Initiative gestatten, sein Eingreifen in die Führung der polnische» Angelegenheiten leichter und lhütiger machen, wobei man aller, dings das letzte Wort in allen Dingen den Vertretern der Nation lassen müßte. Ich wollte auch, daß e- einen Oberbefehlshaber der Armee der Republik gebe, der mit Zustimmung des Senat», wie in den Bereinigten Staaten, vom Präsidenten ernannt und außerhalb der parlamentarische» Debatten stehen würde. Vom Krieg-minister müßte er bloS in Verwaltung-, nngelegenlfeitr» abhängen, keineswegs aber in technische» und sachlichen Fragen... Ich weiß wohl, daß diese Resorm ein Geschrei Über Staatsstreich erregen würde. Viele Leute würden diesen künftigen Obergeneral und Meister der Armee schon den zweiten Decemücr nachahmen sehen. Ader da- sind eitle Hirn- gespinste. Die Geschichte der Völker wiederholt sich wohl, erleidet aber in den Einzelheiten tiefe Aenderungeu. Die Ergebnisse de- 8. Brumaire und deS 2. December sind dieselben gewesen; aler welcher Unterschied im Verfahren! klebrigen» gehen die Republikaner immer nur durch die Anmaßung eine- Einzelnen zu Grunde, wie die Monarchien durch die Einwirkung der BoikSmassen. Diese Negierungssormeu find in der Vergangenheit auseinander gesolgi. sie werden wahrscheinlich in Zukunft anfeiaandersolgea, ohne baß die gegenwärtigen Geueratioaea e» voranSsehen oder verhindern können." Hier äußert also Gambetta einen Zweifel in Hinsicht auf die Dauer der Republik, dessen man sich bei ihm nicht versehen hätte. Der Brief fährt folgendermaßen fort: „Was ist gegenwärtig unsere sicherste Pflicht und die gebieterischste Nothwendigkeit? Nicht etwa, unermüdlich an der Wiederauf richtung Frankreich» durch die kräftige Reorganisation unserer Armee zu arbeiten? ES fehlt un» ein Moltke, ein Carnot (der alte); suchen wir ihn. schaffen wir ihn. erfinden wir ihn, und möge er uuS. unaufhörlich von uns überwacht, wieder eine unbesiegbare Armee schaffen, die das Land vcrtbeivigt und fähig «ft, an einem gegebenen Tage eine kräftige Offensive zu ergreifen." Weiterhin erklärt er, die Regierung der Republik müsse „zugleich sehr liberal und sehr aulorikair" sein, und er entwickelt diese Idee dahin, daß strenge Gesetze der Regierung gestatten müssen, Angriffe gegen sie und die Institutionen in der Presse, in Reden und Versammlungen, durch Ruse und Abzeichen u. s. w. scharf zu verfolgen und zu bestrafen. Dieser Brief hat nicht bloS geschicktlickes Intereffe als Beitrag zur intimere» Charakteristik Gambella's, sondern auch politisches, insofern er eine Art Testament dar stellt, dessen Weisungen für die gegenwärtige, am Ruder befind liche Partei unverkennbar bestimmend sind. * Der belgische Senat hat, da das Budget für l884 noch nickt fertig ist. einstweilen die neuen Credlte bewilligt. Nackdem bann der mit versckiedenen Staate» zum Sckutze de» gewerblichen Eigenthum» abgeschlossene Vertrag bestätigt worden war, vertagte sich der Senat bis zum 14. April. * Die Ruhestörungen in Cincinnati erregen mit Recht großes Aussehen, da seit dem Bürgerkriege solche blutige Zusammenstöße in den Bereinigten Staaten nickt mehr vorgeloininen sind. Der unmittelbare Anlaß zu den Unruhen war ein Urlhe'losprnch der Gesckwornen. allein die Gründe li-gen tiefer. Seit Jahren ist, wie die „Frankfurter Zeitung" meldet, die Rechtsprechung in Cincinnati eine bloße Farce gewesen, da gew ffrnlose Ädvocaten und nnjähige Gcschworne zahlreiche Mörder dem gesetzlich bestimmten und verdiente» Schicksal entzogen haben. Seit 1866 ist ein einziger Mensck in Cincinnati gehängt worden und im LandsckastSgesängiiisse befinden sich augenblicklich 26 Mörder, welche statt M'l dem Tode, wie c» das Gesetz nun einmal verlangt, mit einsackem G.ffämzniß bestraft worden, sind. 46 Personen haben sich der verdienten Strafe z» entziehen gewußt, darunter einige Mörder, welche sogar gegen Cautio» auf freie» Fuß gesetzt wurden. Daher die Wulh der Bevölkerung. In der vorigen Wocke wurde nun ein gewisser William Berner, welcher getänden hatte, gemordet und geraubt zu baden, ble» des TodtlcklagS schuldig befunden und zu .waiizig- jährigem Gefängnis, verurtheitt. Ter Richter erklärte diesen Wo besprach der Geschworenen für einen Scanbat. und die Entrüstung war so "»gemein, daß in einem am Freitag ab gehaltenen Meeting », der Music Hall 16.666 Personen theil- nahmeit. Die Absicht der Einberusenden war, vor Gcwalt- thatcn zu warnen, allein da» Resultat war ein entgegen gesetztes. Die Versammlung wurde uncontrolirbar. und al» die Sprecher va» Verhalten der Geschworenen tadelte» und von den Mördern im Gefängnisse sprachen, ries man: „Hängt iw alle." TaS genügte. Nack dem Meeting begab sich ein Bolksbause nach dem Gefängnisse, um Berner zu lynckc». Sie schlugen an da» Tdor, und die Polizei wurde herbei» geholt; letztere sympatbisirte aber mit der Menge, woraus der Aufruhr-Alarm gegeben wurde. Vor Mitternacht wurden Truppe» herangezogen »nd da» l. Ohio-Regiment besetzte das Gefängni». G-gen 16.660 Menschen standen vor dem selben und suchten sich Eingang zu erzwingen, um alle Mör der zu hängen. Man versucht« mit einer langen eichenen Planke da» Ehore inz,«rennen, und schließlich gelang die» auch. Ebenso wurde «in Fenster eingestoßen; der Sheriff und testen Gehilfen, sowie die Polizei versuchten vergeblich da» weitere Eindringen der Menge zu verhindern. Als die Menge aber die Entdeckung mackte, daß Berner fortge'nbrt worden war. wurde sie nock wüikender und verlangte die Herausgabe aller anderen Mörder. Durch Ruhe u»dF, »igkcit gelang eS jedock de, Polizei, die Menge wieder hinansznerängrn, »uk zwar ebne B ut- vergießen. Tann wurde jedock ein neuer Angriff von allen Seite» geinackr, und die Menge durckbrack bereits alle Schranken, als d e Miliz ans dem Schauplatz« erschien. Dieselbe senertc eine Salveabuiid vert'ieb dadurch die Ruhestörer, ivelckr den Versuch machten, Vas Geiangniß in Brand zu stecke»; allein da das selbe feuersicher ist. wurde wenig Schaven Verursacht. Tie Miliz zernreute allmälig die Menge, allein erst nackdem süns Perionen gelödlet und seckszig verwundet worden waren. Berner war in der Nackt auf eine Eisenbahnstalion außer halb der Stadt gekrackt worden, um nack de», Columvus- Geiängniffe übergesiihrt zu werden, allein die Menge a» der Lvveland-Stalivn erkannte ilm, und Berner benutzte die Ver wirrung, um in der Dunkelheit zu entwische»; bock würbe er am Morgen in einer der Vorstädte Cincinnatis wieder eingesangen. Am Montag waren alle zu dem Gefängnisse snbrenden Straßen aus Beseht der Behörden vcrbarrikadirl und cine starke Wackc von Veteranen eine» srübcrenKriegsregi- inrnls war ausgestellt. Man sürcktete für den Abend einen neuen AuSbrnch der Unruhen, und diese Besürcklung war leider nur z» begründet. Die Menge versanimelle sich sckon früh am Abend und wuck« gegen 16 Uhr cotoffal an. Biele waren bewaffnet und schössen ans da» Militair, welches jedock nur d»brnck antwortete, daß eS in die Lust feuerte. Auch wurden verschiedene Dynamitbomben in den Gcsäiignlßlwi geworic» »»d dann wurde der Versuch qeniackk, da« nabe gelegene Gericklsgebäude zu stürmen. Die Menge erzwang fick den Eingang. eS wurde Oel dineingegoffen und das Gebäude an- gczllndck. AlS die Feuerwehr an langte, wehrte die Menge derselbe», sich der Brandstätte zu nähern, und die Spritzen wurden zerschlagen. DaS GerichlSgebände, welche» jür jeuerstcher galt, stand bald in Flammen. Der Verlust ist bedeutend, denn nicht nur das Gebäude, welches 256,666 Dollars kostete, ist nicdergcbrannt, sondern auch viele inicr- estante historische Decumente und die zweitbeste Biblio thek deS Landes sind vernichte«. Der Schaken ist nickt wieder gut zu macke». Durch diesen Erfolg in sürchterlicke Erregung versitzt, griff die Menge daS Waffe,unagnrin Poivell'S an und verschaffte sich aus liefe Weise Gewcy>e und Munition. Um 16'/, Uhr griff das Militair die Menge an »nd suchte die Straßen zu säubern; daS beiderseitige Feuer war heftig, die Verluste sehr groß. Tie Unruhestiiier hielten sich wie Veteranen, und ielbst als cine Gatlingk >„o»e i»S Gefecht gebracht wurde und nach dem ersten Schn' >'xchz Personen sielen, blieb die Menge fest. Ui» 1 Uhr war das Feuer heftiger al» zuvor. Auch daS Militair Halle Barri kaden errichtet und sich etwa 106 Karts von dem Gesängniß verschaazt. Tie Menge wurde durch Placate noch mehr an- gcseuert, denn in denselben hieß eS: So lange die gegenwärtige Clique verbrecherischer Ädvocaten, welche diese Stadt vervesten ionne Sie corrupten Geschworenen hier bleiben, der Gerechtigkeit i»S Gesicht schlagen und Verbrecher schützen, werde» unsere Bürger ermordet, unser Eigenthun, zerstört and der Schutz durch da- Gesetz unmöglich ge,nacht werden. Laßt unS daher Mit einem Male Alle» wegsegen, da wir einmal bei see Arbeit sind. Ein aus 360 der besten Bürger zuiawinengesetztes Vigilauz- Cvinn« in jedem Stadttheil kann durch eruste Arbeit in drei Tagen die moralische Atmolphäre reinigen. Organisirt Euch soiori und kündigt allen anrüchigen Personen an, die Stadt zu verlassen und nie wiederzukehre». DaS Renommü der Stabt verlangt einen Wechsel oder die Bosheit wird allein herrsche» Gegen l6 Uhr sollen an 36,606 Menschen m den Straßen in der Umgebung de» Gefängnisses versammelt gewesen sein. Nach Mitternacht brachte eine Truppe drei Kanonen von der Music Hall und stellte sie in Fourlh Wallnel Street, in der Nähe de» Gefängnisse», auf. allein es fehlte an Munition. Während man noch nach einer solchen suchte, kam eine kleine Ablheitung Polizei (36 Mann) von Hamnionb Street Station unk nahm die drei Kanonen weg. Die Menge zerstreute sich jetzt, die Feuerwehr konnte ihre Thätigkeil beginne», und die Truppen bewachten den Schauplatz, aus welchem 56 Tobte lagen. Späteren Meldungen zufolge haben sich die Ruhe störungen wiederholt, und dir Zahl der Tobten und Ver wundeten wird aus mehrere Hundert geschätzt. Jetzt ist in Cincinnati Alle» ruhig. Jur Lage. II. Berlin, 1. April. So sehr die politische Welt dabei inleressirt ist und so groß die Wißbegier ist, Nähere» zu erfahren so wenig ist bis jetzt Positives und Haltbares über den Entschluß deS Reichskanzlers, eine Entlastung von seinen Geschäften berbeizusühren. sestzustelleu. Es be stätigt sich vielmehr. waS wir gestern bereit» auSgejührt, daß die an fick richtige Nachricht, daß Fürst BiSmarck i» Er wägung gezogen, wie er seme preußischen Ministcr- sl-i l ii n gcn ciiisgeben könne, ohne die Interesse» vcS Reiches zu gejährdcn. baß der Kanzler diese seine Absicht auch im Schoße teS StaatSministeriumS kund gegeben und deshalb Seiner Majestät, sowie dein Kronprinzen Vortrag ge halten hat. Zu einem Entschluß, der ihn in die Lage setzte, einen bestimmten Vorschlag zu sormuliren, ist der Herr Reichskanzler indessen noch nicht gekommen, und wie sehr der Leiter ber preußische» und der deutsche» Politik allein aus sich angewiesen ist, wenn eS sich um die Entscheidung über wirklich schwer wiegende wichtige Fragen handelt, hat man auch diesmal wieder Gelegenheit zu beobachten. Man geht nickt seht in der Annahme, daß eS dem Kanzler erwünscht wäre, sei es woher eS wolle, irgend welche Vorschläge der öffentlichen DiScussion und seiner Erwägung unterbreitet zu sehen. Aber so sehr die radikale Presse sonst stet» zur Hand ist. alle Maß nahmen beS Kanzler« und der Regierung zu bekritteln — hier zeigt sich die „deutsch-freisinnige" Presse in ihrer ganzen Un- zählgkcit, einen selbstständigen Gedanken zu Tage zu fördern. ES ist so. wie Fürst Bism arck >in vorigen Jahre in einer NeichS tagS- rcbc äußerte: „Tie Fortschrittspartei sei ihm zum Danke ver pflichtet für seine Maßnahmen, denn wenn diese nickt wären, so hätte sie nichlS zu kritisircn. da sie jede» selbstständigen Gedanken» baar sei." In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß die Entscheidung darüber, wie sich Fürst BiSmarck die »ach AuSsprnch beS ArzleS unbedingt noth- wenkige Erleichterung verschaffen wird, jedenfalls erst nach dem Ost er sc st erfolgen soll. Ter Kaiser und der Kronprinz sink gewillt, dem Fürsten in dieser Frage nach jeder Richtung hin freie Hand zu lassen. Die bisherigen Versuche, bei denen der Kanzler sich wie in den Ressorts de» Reiche- so auch in Preuße» Stellvertreter ernannte, haben den Zweck, den Kanzler von der lleberbürdung mit Geschäften zu befreien, nur zum kleinsten Tbeil hcrbeiczesührt. Die Hauptsache scheint diesmal zu sein, daß Fürst BiSmarck nickt nur in Bezug auf die unmittelbare Arbeit, sondern auch aus die Bcrantwortticb- keit cine Entlastung für sich gewinnt. Die Frage wird in den heutigen Abendblättern säst gar nickt mehr berührt, da eben von den verschiedenen Seiten da» Wenige, wa» bei zudringen war, bereit- erschöpft ist. Wir glauben, daß damit auch der Sache am besten gedient wird und halten u»S überzeugt, wie auch der Entschluß auSsallen möge, welcher vom Kanzler gefaßt und vom Kaiser gebilligt werben ^vird, daß jedenfalls die Interessen VeS Reiches nach allen Seiten hin gewahrt bleiben werden Neben der .B'Smarckfrage" bildet in parlamentarischen Kreisen die Ministerkrise nock immer da» Hauptlhema der Unterhaltung. Es gilt al» feststehend, daß Meinungs verschiedenheiten zwischen dem Fürsten BiSmarck und Herrn von Putt kam er vorliegen, und daß der letztere auch mit dem EnltuSministerHerrn von Goßler, besonders in Bezug aus die Behandlung der Kirchenpolitik, keineswegs dieselben Anschauungen hegt. Es wird erzählt, daß Herr von Goßler namentlich an dem Reichskanzler einen kräftigen Rückhalt finde, und daß der Vicepräsidrnt de» Staat-ministerium- im Gegensatz zum EnltuSminister die Aushebung der Sperre in der E-zdiöcese Poffn-Gneken befürwortet de. Daß Herr von Goßler. einer der tück» Gen Staats uiiier uns pst chl- lre>:c»eu Minister, deren sich der preußische Staat je zu erirenen gebabl bat, gerade wegen keiner außerordent lich corrcclen Haltung ftlnesweg) die Billigung oochconser- vativer Kreise linket, ist auch lxule wieder ans d>» Auslassungen der „Kieuzzeilung" zu ersehen, welche eS auSdrncklich rügt, daß Herr v Goßler die Erklärung, welche er gestern gegen über der Inlcipeiialion kes Abg. v. IazkzewSki abgab, nickt i» eine „weniger verletzende Form" gekleidet habe. Die „Neue Prenß icke Zeitung" ist ber Meinung, daß die Re gierung es hätte vermelden sollen, „durch ihre Schroffvei« zu einer übertriebenen Zuspitzung der Frage den will kommenen Boiwand zu biete»." In dem Organ der C nservative» wird eS auch für ganz selbstverständlich biiigeslcllt, daß der Verzicht de» Cardinal» LeVocdvivSkl u»v die ordnungsmäßige Wiederbesetzung beS ErzblSlbuniS Gnesen-Posen in naher Aussicht sieht. Darum ericheinl e» dem Blatte durchaus natürlich, daß die SkaatSregierung eem neuen Erzbisckot. dessen Stellung obnehin keine leichte sein dürste, die günstige Cbance nicht nehmen wolle, daß er bei seinem demnächstiacn Einzug i» Posen die Wiederauf nahme der Staalsleistuiigen seiner Diöcese „gleichsam als Morgeugabe" mikbringen kann. Die „Kreuzzeitung" bat durchaus enge Fühlung mit Herrn von Puttkamer und hat sich in ben kilckeiipolitijcbcn Angelegenheiten im Ganzen immer gut unienichtet gezeigt. Es ist daher erklärlich, daß man in politische» Kreisen der Ansicht ist. daß, nacktem die Biichvss- srage in der angedeutclen Weise für Polen erledigt sei» wird, auch die Rnckberusung de» Erzbischofs Melchers bald daraus erfolgen dünke — wenn sie nickt bereits früher geschieht. In diesem Falle wäre eben Herr von Goßler gezwungen, seine» Abschied zu nehmen, und eS wird hervorgehvben, daß dieser Fall mit cine Veranlassung bietet, weShatb e» dem Fürsten BiSmarck erwünscht ist. vorher au» dem preußischen StaatSministeriuni anSzilscheibcn. In, preußischen Abgeordnetenhause zeigt sich die Ferienstiniiming keine-ivegS i» dem Grave, wie eS zu unser,» Bebauern im Reichstage der Fall gewesen ist. Die Sitzungen deS Hauffs waren in den letzte» Tagen immer sehr gut besucht. Am Donnerstag soll no. die Eiscnbabnver- »aaklichnng-vorlage zur ersten Lesung gelange» und außerdem dir W.ililprtisnng für den ostpreußijche» K>ciS Angerbnrg aus die Tagesordnung gesetzt werten. Bekanntlich hat die conservative Mehrheit der Eomnnssion daS strafrechtliche „EriniltelungSversahren" gegen den Regierungspräsidenten Sleiumann in Gnindinnen beantragt, dessen sich in der vorigen Session der Minister von Pullkainer mit besonderer Wärme aiigcnvmmen hat. Es wird jedenfalls zu sehr heftigen Aus einandersetzungen zwischen den beiden Seiten des Hauses komme»; daS Eenlrum wird wieder den „unbetheil.gke»" Tritten spielen, wenn nicht Herr Windthorst eS vorzieht, jetzt bereit», wie er gestern zugesagt, .rücksichtslos" gegen die Regierung vorzugehcn. Der Impressionismus in der modernen sranrösischen Malerei. Vortrag VeS Herr» Direktor 0r. H. Lacke im Kunstvrrein. Am Sonntag, den 23. März, hielt Herr Direktor vr. H. Lücke Im Iuristeiisaalk deS PetrinumS vor den zahlreich versammelten Mit glieder» deS Kunnvcreins über die in letzter Zen mekusach in de» Borde,giund der Ausmerksamkeit getretene, gewöhnlich als „Jm- vrcssioiiisten" bezeichnet« Ärnpve der neuere» sranzö.-ichc» Mnlcr einen inieressanten Vortrag, dessen Gedankcngang im Wesentliche» hier »liigeiheilt werden soll. Die iranzüsiichk Kritik hat sich in neuerer Zeit wiederholt mit diesen .Impcessioinstrn" beschönigt »nd sich dabei i» sehr verschiedener We.se ansgelprochen, indem die Emen die qauze Richtung für eine krankyaste Verirrung dielten, Andere meinten, man time der Sache überhaupt durch Envähnnng zu viel Ehre an, wieder Andere sic sü> die bed-ule»- de» Anfänge einer zukunssvollen Entwickelung erklärten. Lange waren diese Maler von der Pariser Kunstausstellung, dem Salon, ausgelchlossen und veranstalteten unter der Bezeichnung vo, ,,Lr- >Ie» artisios äes ioüSpeintant," Sonderanssiellungen. d>- in der „ttarelte 'Ion Ileuur-^rts' mehrfach besprochen wurde,.. In ci»>i» Artikel derselbe» bezeichneie Charles Ephrulsi die Leistungen dieser Maler ul- enisch-eden beachlenSwerlhe Bestielungen, als ein dankl uswerihes Bvrwürtsdringeu aus »ngebabnie» 'Lsaden nach einem neneu, allerdings »och unde»t>ich erkannt-n Z'ele. Allmälig wich die Scheu der I»r» Seil 18«! «»üben einzelne Arbeite» der Inipreisioiiiste» Ausnahme >n> Saio», »nd seit ein ge» Wochen sind sogar sämmlliche Werke des Haupies der Schule, des n» Mai vorige» Jahres verstorbenen Edouard Manet, in der Hoole 6e» LLux-Xrtu ansgcstellt, ein Errigniß. das jedenfalls B achtung verdien«. Beweist es, daß auch in der Hochschule der sranzosischen Kunst destruktive Tendenzen walten, oder liegen dem Impressionismus i» der Thal ernste Bestrebungen zu G,linde? Ji» Herbste vorige» JalnrS hatte die Gurlit'sche Kunstaus- stellung i» Berlin eine größere Zahl von Werke» dieser Richtung vorgesührt, freilich nicht die dedeulendsten, außer einigen Sachen von Manet auch solche vo» Renoir, Pissaro u. A. Die Benennung ,.Impressionismus" für diese alS Zeichen der Zeit zu beachtende Richtung kan, in der Mitte der 60er Jahre aus. Die Anhänger desselben gingen von der Ueberzrugung auS, daß die Malerei mit den alten Schnltraditisuc» einmal gründlich brechen und jede Spur deS Coiiveiltioiiellen abstrelsen müsse. Schon in »er vorhergehenden Periode der französische» Malerei zeigten sich ähnliche Tendenzrn, namentlich bei de» Malern deS „pnxsaxe intime", die. sich wieder an die Engländer Bonington und Constable oulehncnd, besonders den inanieristischen Nach ahmern des Claude Lorrain gegenüber den unmittelbaren Nalur- eindruck sesthalten wollten. Constable, der im Gegensatz zu diesen Manieristen und ihrer „Harmouisieung der Localtinten" zu starken Nachdruck auf reine Locaiiöne legte, wird mit Recht von Delacroix der Vater der neueren sranzöjische» LandschastSmalerei genannt. Italien war nicht mehr das Ziel der Sehnsucht der jungen Künstler. Man machte seine Studien in nächster Nähe, mit Vorliebe i» dem Walde vo» Fontainebleau, wo die Malercolonie „Barbizon" der Schule gar den Namen gab. Die Jünger dieser Schule, an ihrer Spitze Jules DuprS und Th. Rousseau, waren Realisten von frischer Naturemvfindung, die im Gegensatz zu den Engländern mehr aus den allgemeinen Eindruck gaben!, Form gegen Farbe zurück- treten ließen und, der Natur den Zauber der Stin>"iuug leihend, von der bloßen Vedute zur Stiinmungslandschast, zum „pn^iisxe intime", kamen. Gewisse Principien deS letzt ren kehren nun auch bei den Jnpressionisten wieder, wen» auch einseitig zu extremen Lonsequenzeii gesteigert. In wieweit ein unmittelbarer Zusanimenhanq zwilchen beiden Richtungen besteht, scheint allerdings zweiselhast. Manet hatte, wie eS scheint, zur Schule von Barbizon keine direct« Beziehung. Sein Lehrer war Couture, der jedoch oline großen Einfluß >,us ihn blieb: größeren übte daS Studium der Werke deS BelaSquez und deS Goya auf ihn auS. Unter seinen früheren, noch nicht eigentlich impressionistisch gemalten Bildern erregte der „Guitarrero", rin „Sliergesecht" und ein „Mariaestück' Aussehen. Charakteristisch für die Malweise de« Impressionismus ist die Bezeichnung „peinturs <ts plein uir". Manet meinte, die Malerei müsse sich außer von allen Schulmanieren und technischen Recepten anch hauptsächlich von der Arbeit im Atelierüchi losniache». unter welcher da» Auge die Empfindung sür die Wirkung deS freien Lichtes einbüße, und eS müsse ein Bild unter dem „unmittelbaren Eindruck <impr«,!,ion) im Freien" skizzirt und vollendet werden. Manche Impressionisten behaupten sogar, di« qauze sranzösische Malerei seit Louis XIV. stehe «och im Banne der „pvinture uoiro" der Bologueser Schnlr. Sie maleu Alle- in möglichst vollem, un- gejchwächlei» Lichte, häufig sogar ohne Berücksichtigung de» Lust- »ones. Viele Bilder derselben erinnern mit ihren bunt flimmernden Localsarben an die japanische Malerei «nd sind vielleicht theilweise von ihr beeinflußt. Halten die Impressionisten streng an idrem Princip fest, so müssen sie aus die Zukilienahme des Gedächtnisses bei ihren Arbeiten gänzlsch verzichten »nd daher lediglich ans die Wiedergabe de« Total, eindrucke- der augenblicklichen Erscheinung aaSgehen; da» Detail können sie nur flüMtig ondeuten. d. h. im Wesentlichen nur Skizzen malen. Bei schnellem Ueberblick kan» man von den ersten ihrer Gemälde vielleicht die momentane Illusion einer realen Erscheinung baden, aber sreilich auch nichts weiter. Ihre Bilder entbehren jeden Stimmung-reizes, denn diele Maler haben au den Dingen eigentlich nur eia optische« Interesse. Es seht» ihnen völlig die poetisch« Emvfindiing der Maler der pa^s-xe Intim,. Trotz ihrer Gleich, gill gteit gegen den Stoff wäslen sie oft ans Haß gegen bas Her. gebrachte p lante, ausfällige Monoe; sie sch-neu sich aller auch nicht vor dem Trivialen, so wenig wie vor dem Häßlichen. Das Aesiaiüilve, Rasfimrle in ihre» Neuerungsbestrebungen mußte von Aniang an gegen sie »lißirauiicti machen. 'Anders sre-lich dachte der sranzöiiichc Kritiker, der bewundernd ausiiei: „Diese neue Erscheinung zber Impressionismus) war un» eine große lieber- inschuiig, zu einer Zeit, wo es icbie», daß die nealterie Welt nichts Reue- nieiir zu erfinden bade!" Welcher Culiuimensch des 19. Jahr- hundert- bat Las G wicht der distonschen tl'b.»Ucseiu»g nicht einni l alS beklemmenden Druck empjunven? A»er freilich, die Absicht, gewisjeeniaßen ganz von vorn anjangen z» wollen, lat sich jcdcrjeit als illuiorisch erwiese». Das wahrhaft Originelle ist niemals w>e „em Gott aus der Versenkung" aufgelanchl, sondern fiel- alS reise Frucht einer organischen Entwickelung de- geistige» Gcsauunlledens an- Licht getreten. Wenn etwa- Wahre» in den Bestrebungen der Impressionisten ist. so ist eS in seine» Consequenzcn vielfach in» Gegenthcll um- gci'chlagen. Häufig auch sind sie hinter Dem, was sie selbst al- ihr Ziel bezeichnen, zurückgeblieben. Viele von ihnen sind, streng gcnomimn, über die Ansänge des Realismus, die naive Wiedergabe der Localsarben, nicht hinausgekommen. Was aber baden sie in solche» Werken erreicht, die man in ihrem Sinne als gelungen bezeichnen kann? Ihr Realismus bleibt doch stet- an der Oberfläche der Erscheinungen hasten. Dies gilt vo» der Landlchaft, den genrcartigcn Bildern, wie vom Portrait. Der malernche Schein ist den Dingen gewissermaßen nur obenhin ab- gepflückt. Immer bleiben sie von jenem Realismus weit entfernt, der in der äußere» Erscheinung da- innere Leben zu erspähe» sucht. Vo» Allem, was diesen bedeutend und intenssan, macht, von einer geistigen Erfassung des Weltbildes, ist in ihren Werke,, nichts oder wenig zu svürcn. Nur insofern wird man ihnen ein Verdienst ein- räumen können, als sie daS Studium eines wichtige» Problems der Malerei, da« Studium der Lichtwirknngen, neu angeregt und dadurch einen Anreiz zur Weiler, ntwickelung deS malerischen Sehens yegcden haben. Vo» ihrer Neuerungsiucht hat man vielfach de» Eindruck, daß sie nur die Folge eines krankhafien UeberdrusscS am Hergebrachte» ist. Stuf die deutsche Malerei ist sie bisher noch kaum von Einfluß gewesen. D.utschlaud ist noch jung, hat ein Politiker gesagt. Glauben wir, daß es auch aus künstlerischem G biete noch iugendl ch genug ist, um jene krankhafte Ermüdung »och nicht zu empfinde». Mit diesen Betrüchliingen ichloß Herr I)r. Lücke seinen mit laute», B iffill auff geiiommeneo Vortrag. Adolf WeiSke. vermischtes. * Altenburg. 2. April. Dem Altenburger Land tag lag in einer seiner letzten Sitzungen die Pelition einer großen Anzahl Gewerblrcibenver in Eisenberg, Gößnitz. Kahla, Lucka, Meuselwitz, Orlamiinde mit Naschhause» und Uhlstädt, Roda, Ronneburg und Schmölln (also aus allen Städten des Landes, mit alleiniger Ausnahme AltenbiirgS) zur Ver dankt,»,g vor. In derselbe» sind die Nachtheile, welche der tz. 2 des Gesetzes über die Svun-, Fest- unk Bnßtagö- ieicr de» Geiverbtrcibenken gebracht habe, als sehr erhebliche und unerlräglicke geschildert und eS wird um Abänderung der bctr. gesetzliche» Bestimmung gebeten. Tie Lankschast beschloß, daß die Regierung ermächtigt werde, eine Novelle zu erlassen, wonach die bisherigen Bestimmungen de» ß. 2 deS Gesetzes über die Sonntag-feier insofern abgeänbert (ge mildert) werden, als künftig am Charsreitage. Bußtage, Todtenfestsonntage und an den ersten Feiertagen der drei hoben Feste (wie bisher) aller Handel aus Straßen, Plätzen und in Läden. Stänken u. s. w. bis »ach beendetem Nach mittag» HaiiptgolteSdienste. bezüglich bi» Nachmittags 3 Uhr, a» den übrigen Sonn- und Festtagen aber nur während deö VormittagSgottesdiensteS völlig nute,sagt sein svll. Vor dem BorniittagSgottesdienste und vom Schluß desselben bis Mittag- 12 Uhr darf auch künftig aus dem Hause, jedoch nur, wie bisher, bei verschlossenen Läden, Magazinen und Schaufenstern, verkauft werde». Bon Mittags 12 Uhr an (daS ist die wesentliche Neuerung und Milderung) ist dann aller Handel unbeschränkt gestattet, so daß von Mittag» 12 Uhr auch die Verhängung der Fenster resp. Thüren der Läden nicht mehr nölhig ist. — Magdeburg, 1. April. Heute, am Geburt-tage LeS Fürste» BiSmarck, wurde hier in Ma idcburg ei» Stand bild desselben enthüllt. Dasselbe sindel seinen Platz im Hos- jä> r und ist 3'/, Meter bock. Der Fürst hat dein Bildhauer H. Manger s. Z. zu dein Modell gesessen und e- sind nach ccmseU'e» durch die Zink- und Broncegießerei von A. Castner zu Berti» zwei Exeniplare in Zinkgug auSg-sührt und aus galvanischem Wege mit Bronce überzogen worden, von denen das cine bereits im Jahre 1876 in Kissinge» aus dem Platze, wo Kullmann da« Attentat aus den Fürsten Bismarck ver übte. ausgestellt wurde, während daS zweite Exemplar daS für Magdeburg erworbene ist. Das Modell selbst ist nack Herstellung dieser beiden Statuen vernichtet worden. Zur Ausstellung der Statue ist der große, von freundlich a»S- geschiiüicklen Veranden links und rechts flankirte GcseUschaflS- platz gewählt, in dessen Mitte daS Standbild sich aus einem entsprechenden Postamente erbebt. DaS Ganze ist atS da» pakriotifche Werk eines Privatmannes, des Besitzers deS ElablissemenlS. und für de» beschränkte» Raum einer um schlossene» privaten 'Anlage hoher Beachtung wcrth. — Al» da» NeichS-Fisch Schongesetz in Kraft trat, herrschte aus de» kuriscbe» Nehrungen große Bestürzung. Denn die Leute hatten die schönste Aussicht, zu verhungern, wählend inan die Fische schonte. EliieS Tages erschien des halb im Palais des Kronprinzen in Berlin eine Depu tation von der kurisckcn Nehrung, an ihrer Spitze ein riesiger Wortführer, und verlangte eine Audienz. Ter Redner wleS ans die Eigenschaft deS Kronprinzen alS Prvtcctvr deS Deut schen Fischerei Vereins bin und forderte seine Intervention. Ter Kronprinz fragte, ob sie sich nicht an den Regierungs präsidenten so und so gewandt ballen, der wäre doch ein sehr liebenswürdiger Man» „De Kiert", antwortete der Wort führer. „versteht vv», Hellen lichten Tage nichts! De sagt, wat Gesetz iS, >S Gesetz. He hat jede» Dag sincn Braten un roocht nachher seine Havannah. Wenn wir aber eenen Dag nichts sangen, hebben wir nix to eten." Der dienst- thucnde Adjutant stand starr. Der Kronprinz aber dielt sich die Seiten vor Lachen über diese derbe Sprache. Der Wortführer schilderte nun die Lage seiner Ans- traggeder. Aus dem KicS der Nehrung wachse so wenig, wie aus der Diele dieses Zimincrs. Er selbst sei dort schon ein wohlhabender Mann, weil er eine Kuh besitze Der Stur», bindere die Fischer oft genug an, AuStause», da hätte» rie Fische Schonzeit genug. Der Kronprinz sagte seine Fürspracke zu und wollte die Deputation entlassen. Der Redner aber meinte: „Kaiserliche Hoheit, chne mal GeschrieweneS geh' ick nicht. Wi sind arme Lüd nn hebben all' tauffiiilmen vat Reisegeld mübsai» upbracht. Ohne wat GeschrieweneS körp' ich mi lv HuS »ick sehe» taten, sonst glöwen sie'k »ich, dat ich den Kronprinzen gesprochen hebbe." — Der Kionpriiiz meinte zu seinem Adjutanten: „der ist gut!", gab ibm ein Schreiben mit, tieß auch sofort nach Königsberg telegraphireil. die Leute beivirlhen und ihnen Reisegeld auS- zahlcn. Die Sacke ist kenn auch durch Interpretationen zu Gunsten der Nchrungssiscbcr auSgelegt worden, die Fische Kaden hier kemc Schonzeit, dafür ist aber auch auf den Nebruiiqen kein Mensch verbungert. Sie verdanken dic< dem resoluten Wortführer von der kultische» Nehrung. — In den Marinekrcise» La SpeziaS wird neuer dings lebhaft daS Projcct eines neuen ScbistStypnS diSculirt, der versuchsweise anSgesührt werden soll. Seine Bestimmung tolles sein, feindliche Torpedoboote und Torpedo schisse einziiholen. überzurennen und unschädlich zu machen und so die Wirksamkeit der furchtbarsten Gegner VcS modernen Schlachtschiffes zu paralysircn. Die» Schiff soll einen ungesäbren Gebälk von 2066 Tonnen erhalten, nur am Bug gepanzert werden und eine Schnelligkeit von 25 Knoten erreichen. Die Bngvanzcrung spricht dafür, daß der Sporn leine Hauptwasse sein, eS also nur seinen Vordertheit dem Feinde znkehren und sich nickt aus ein Breitseitrngesrcbt e!n- lassen soll. Als Armirung solle» einige dreißig Mitraillrusen bestimmt werden.
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