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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar, Textverlust - Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-27
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1884
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Erscheint t».ziich früh 6'/,Uhr. Nehaction und Lrpkdition Iohanae-gaffe 33. LPtkchssunörn der NrSaNion: LormillagS 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. k! t» «lnartanttkr M-nulcrttzt« »»chr >ch »n niSi »erdindtch. «»nah»» »er für »ie nLchftk«I,e»de Rummer bestimmten Anserste «n Wochenta,«» bis » Uhr Nachmtttan». an Lvnn- und Festtagen früh bi» '/»»Uhr. z, den Filialen für Zns.-Anuah«: Ltt« Klemm. UniversitätSstraße 21, Laut» Lösche, Katharineusttaße 18,p. «ur »iS Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschüftsverkehr. Auflage tz8,«0« Ldonnementrstrei, ^iertelj. 4'/, Mk incl. Bcingerlcih» b MQ durch die Post lt»oge, « VN. Jede einzelne N »mmer 20 Pf. Belegkxeinp'lar 10 Pf. Gebühren für t-xtrabeikaae» (in Tageblatt-s-ormat aesalzy ahne Postbesöss)-rung W Mk. Mit Posibesöraening 18 VN. Inserate 6gespaltHHetttzeite tv Pf. Gr»b«re Schrisler, laut »»Irrem Preis- veitzeichn iß. Tabellarischer o. Zifi^rnsatz nach hSher» Tarif. Leclamru unter de» Ledartislußrich die Tpirltzeile 50 Pf. Inserate sind stet » ,, die VjDebttt«» z, se»de». — Ral»att »ird nicht »egede». Zahl«»» pr»e»»raenmcka »der d»rch Hissb »ichaahme. ^ 3V1. Montag d« 27. Oktober 1884. Amtlicher Theil. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kcnntniß, daß wir der Straße b! de» südlichen Bebauungsplanes den Namen Kaiserin-Augusta-Straße sowie der Slraße bl desselben Bebauungspläne- den Namen Kant-Straße, gegeben haben. Leipzig, am 6. Octobrr 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Gringmutb, Ass. Nichtamtlicher Thetl. vir Nrichstagswahl in Leipzig. VII. * Wir sind am Schluß unserer Betrachtungen über die ReichStagSwahl in Leipzig. Nur noch 24 Stunden und die eigentliche Wahlschlacht beginnt, bei der über 30,000 Streiter in da» Tressen geführt werden. Wir haben in den vorausgegangenen Artikeln alle die Momente erörtert, welche bei der hiesigen Wahl in Frage kommen, und wollen heute nur noch einen Factor in Betracht riehen, mit dem leider sehr stark gerechnet werden muß. Dieser Factor ist die in den Kreisen der Ordnung-Parteien vielfach vorhandene Gleichgiltigkeit, der Indifserentismus. welcher Diele selbst an dem so hochwichtigen Tage der ReichstagSwahl nicht au- ihrem Schlendrian, ihrer Sorglosigkeit und spieß bürgerlichen Bequemlichkeit erwachen, sondern mit dem Gedanken sich trösten läßt: „Wegen deiner Person geht eS ruhig fort, aus deine Stimme kommt es nicht an". Daß diese Gleichgiltigkeit gegen die höchsten Interessen de- Reiche« und der bürgerlichen Gesellschaft eine sehr stark verbreitete ist. erhellt daraus, daß hier in Leipzig in der Regel rin Drittel der gesammlcn Wählerschaft am Wahltage ruhig zu Haufe bleibt und somit da- wichtigste staatsbürgerliche Recht, oa- ihnen die Gesetzgebung verliehen hat, gleichsam mit Füßen tritt. Au- dieser Gleichgiltigkeit einer so großen Menge von Wahlberechtigten erklären sich zu« guten Theile die Erfolge, welche die staatS- und ordnung-feindlichen Parteien, insonder heit die socialdemokratische, bei den Wahlen davontragen. Darin kann die socialdemokratische Partei zum Beispiel dienen, daß ihre Angehörigen mit dem größten Eiser an der Dahlbewcgung theilnehmen und Mann für Mann ihr Wahl recht auSüben. Es mag ja eine historisch bewiesene Thal- fache fein, daß extreme Parteien, welche aus die menschliche Leidenschaftlichkeit speculiren, stet» einen größeren Eifer ent wickeln. aber Vas entschuldigt die säumigen und faulen Wähler der Ordnung-Parteien in keiner Weise. Wahrlich, die Aus übung deS Wahlrecht- ist jedem Wähler so leicht und bequem gemacht, daß keine Entschuldigung, außer derjenigen der Krankheit, stichhaltig ist. Nicht weniger al- 5l Wahllocale sind über die ganze Stadt verbreitet, jeder Wähler hat so mit nur wenige Schritte zu seinem Wahllocal und die Wahl findet ununterbrochen von früh lO Uhr bis 6 Uhr Nachmit tags, also auch während der Mittagsstunden statt, in denen jedermann, nut wenigen Ausnahmen, zu Hause zu sein pflegt, also entweder beim Kommen oder Gehen seine Stimme bequem abgrben kann. An jeder Placatsäule aber, oder in den hiesigen Blättern kann mit Leichtigkeit ersehen werden, wo daS Wahllokal sich befindet. Um was es sich bei der diesmaligen Reichs tagswahl handelt, dürste Jedermann klar sein. Wieder klopft die socialdemokratische Umsturzpartei mit ihrem August Bebel an die Thore unserer Stadt und fragt an, ob eS deren Bürgern genehm ist, zu capituliren und in daS Lager der Revolution-Partei überzugehen. Die Thätiakeit der Socialiisten, um diese-Ziel zu erreichen, wodurch Leipzig dem Hohn und Spott im ganzen Reich verfallen würde, ist eine ganz erstaunliche, und zu den geheimen Wühlereien ist diese- Mal die in Folge der veränderten Hand habung deS SocialistengesetzeS seiten? der Behörden möglich gewordene offene Agitation hinzugetreten. Tic deutschfreisinnige Partei mit ihrer Zählcandidatur sucht bewußt oder unbewußt der Eandidatur des Herr» Bebel zu Hilfe zu kommen — weiter bat die Canvidatur deS Herrn Häncl keinen Zweck. Diese Coalition muß nun durch den Ansturm der großen Masse unserer rcichStreuen Wähler durchbrochen und besiegt werden und es mußdicserAnsturmsokrästig und gründlich sein, daß gleich beim ersten Mahlgang sich der vost- nändige Erfolg an die Fabnen der vereinigten OrdnungS- varteien heftet, lc-.cn Feldgeschrei .Tröndlin" ist. Wenn jeder reickStreiie Wähler morgen, am Wabltag, seine Schuldig keit thul und Schnlrcr an Schulter mit den GesinniiiigS- genossen an die Wabliirn: tritt, dann wird sicher nach Schluß der Wahlhandlung wiedec der elektrische Funke hinaus ver künde» können, daß Leipzig Das geblieben ist. was eS von jeher war: ein festes Bollwerk für Kaiser und Reich, für Ordnung und Gesetz. Also. Ohr Leipziger reich»: reuen Wähler, aus rur Wahlschlacht! Zeigt mit Wort und Tl ak. daß Ihr den Ernst und die Bedeutung der Stunde erkennt, rüttelt die Lässigen und Glcichgiltigcn aus und sorget dafür, baß auch sie zur Wablurne kommen. Wenn Ähr Da» thuet, dann ist der Sieg Euer! Leipzig, 27. Oktober 1884. * Dem Bundcsrath ist in der Braunschweigischen Angelegenheit folgender Antrag zngegange»: Berlin, de» 23. Oktober 1884. Ger aus Grund des braunschwelgilchen Gesetze« vom 16. Februar I87S, die provisorische Ordnung der Regierung-Verhältnisse bei einer Ltironerledigung betreffend, nach dem Ableben Zr. Hoheit. d ) Her- >'vzs Wilhelm zu Brnunichweig und Lüneburg eliiqesctzic Rezen!- ichasl-rath hat unter dem 18. October d. I. bas in Alsschrsst a»- tiegende Schreiben an Se. Majestät den Kaiser gerichtet. In 'tni- lelbeu richtet der RegentschastSralh an Se. Majestät, dem 8 1 Ar. 3 jenes Gesetzes enlivrechend, da- Ersuche», das Eissorderlich' an;» o:dnen, damit das Berbältniß Braunschweig- zum Nt ich. in:be'o:.d?re das Stimmrecht im Bundesralk, aus die Dauer der durch de» RegentichaslSrath gesinnten provisorische« Regierung i» einer der Reich-Verfassung entsprechenden Weise geordnet werde. In der Ueberzeugung, daß diese Ordnung durch Beschluß de- Bunde-raihS zu ersolgen habe, und da dem RegentschasrSrath durch dieselbe Gescye-vorschrist die Führung der Regierung mit allen Rechten und Pflichten einer Regierung-vormui'dschksst oder Regie- rung-verwesung übertragen ist, demselben also auch die Besugnist zur Bestellung der für da» Herzogthum Braunschweig zu bevall- mächtigendea Vertreter im Bunde-rath einzuräiimen sein wird, hat der Unterzeichnete tm Auslroge Sr. Majestät des Kaffer« zu bean tragen: der BundeSrath wolle beschließe». daß die von dem Regent- schaft-rath nach Maßgabe der RcichSversassung zn bestellenden Bevollmächtigten nl» Vertreter Braunichweigs im Bunde-rath tm Sinne de- Artikel- 6 der Reich-Verfassung auerkannt werden. Zugleich beehrt sich der Unterzeichnete dem Bunde-rath die Mit- lhtilung zu machen, daß Se. Majestät der Kaiser die lin Artikel 66 der Reich-Verfassung dem Herzog von Braunschweig vorbehaltene» Rechte rücksichtlich des herzoglich braunschweigischen Contingent-, gestützt aus Artikel 63 und 64 der Reicb-versaffiing. während der Dauer der provisorischen Regierung-verweiung auSüben werden. Der Reichskanzler, v. Bismarck. * Den interessanten Aeußerungen, welche auS der Mitte der deotschfrelsinnigen Partei bezüglich der Stellung dieser Partei zum Socialistcngesetz bereit- gekommen sind, schließt sich eine vom Abg. Tr arger dieser Tage in einer Berliner Wählerversammlnng abgegebene Erk-ärung an. Herr Traeger erklärte, wie wir fortschrittlichen Blättern entnehmen, „aus da» Bestimmteste, daß nach seiner Ansicht kein freiheitlich denkender Abgeordneter für daS Socialisten- gesetz und überhaupt nicht für ein Ausnahmegesetz stimmen dürfe. Innerhalb der freisinnigen Partei werde kein Raum mehr für einen solchen Abgeordneten sein, und wenn dock, wenn eine Majorität in der Partei sich gegen diese Ansicht erkläre, dann werde er au-schewen". Diese Auslassung hat offenbar nicht nur die Bedeutung eine? persönlichen MeinungSauSdruck« de» Herrn Traeger. Man wird sie viel mehr als eine wohlberechnete Kundgebung der fortschrittlichen Parteileitung aufsasscn und al» besonders bemcrkeiiSwerthe« Material für vorkommende Fälle mit dem klebrigen zu den Acten legen dürfen. * Der Rickter'sche .Reich-freund" will behaupten, die Opposition der dentschsreisrnn igen Partvl gen die Postdampserdorlage erhalle dadurch eine Recht fertigung. daß diese Vorlage eine Neubearbeitung erfahren bebe. Die Umgestaltung bezieht sich indessen wesentlich auf Ergänzungen, welche die inzwischen vollzogenen colonialen Erwerbungen bedingen, und macht den Zilsammeiihang der Dampsersubvention mit der Colonialpolitik, welche aus nahe liegenden Gründen nicht im Einzelnen dargelegt werden durste, für Jeden augenfällig. Die dcukschsrcisinnige Partei, welche ihre Haltung nur noch durch die Ableugnung jenes Zusammen hang» zu vcrtheidiaen vermochte, siebt sich also nicht nur nicht gerechtfertigt, sondern ihres einzigen und letzten Recbt- fertigungSgrunde- beraubt. * DaS nationalliberale WahlcomitS in Siegen erläßt eine Erklärung, au» welcher hervorgeht. daß die gegen den deutschfreisinnigen Candivaten im dortigen Kreise geschehenen Ausschreitungen von Anhängern Stöcker'» auS« gegangen sind. Die deutschsreisinnigc Presse Halle natürlich hier wie anderwärts die unliebsame» Vorkommnisse ohne Weitere- aus da» Conto ucttionalliberaler Wähler gesetzt und gegen die nationalliberale Partei vcrwcrthct. Wir erwarten nicht, daß der .RcicbSfreund" und ähnliche Organe ihre An gabe berichtigen werden. * Unser Korrespondent schreibt un» au» Brüssel vom 24. October: Nach Mittheilungen auS Antwerpen haben sich daselbst die neulich gemeldeten Austritte wiederholt. 500—600 Strolche befreiten am Mittwoch Abend einen Straßenjungen au« den Händen der Polizei, der beim Zertrümmern der Scheiben de« alten Athenäum- betroffen worden war. Ein Polizelbeamter wurde lebensgefährlich verwundet and seine« Säbels beraubt. Die Bande durchlief olSdann einen Thetl der Stadt und zerschlug alle Fenster der Häuser, in denen zur Feter de» liberale» Wahlsieg- Fahnen ausgesteckl waren. In Mccheln, wo trotz der äußerste» Anstrengungen der Liberalen die klerikale Partei gesiegt hat, gab cs Sonntag und Montag be denkliche Unruhen. Am Sonntag Abend wurden die Fenster und »um Theil die Thüren in einigen 80 klerikalen Häusern der Stadt, sowie im TollSge St. Reinbaut, im Pensionat de Bruel und mehreren Klöstern zertrümmert, und die Ordnung konnte nur durch da- Ein- schreite» der Eendarmerie und Bürgerwchr wieder hergestellt werden. AuS Hessen (1 Stunde nördlich von Mecheliss wird sogar ei» Wahl mord gemeldet. b Liberale des genannten Ortes wurden bei der Rückkehr au» der Stadt Nacht-mit Pistolenschüssen angegriffen: einer blieb todt auf dem Platze, die vier andern wurden m-br oder weniger schwer verwuadet. In Lourirat wurde der „Oerclo eatbolique" vo» der Bevölkerung förmlich belagert und die Mitglieder konnten sich nur durch ein energische» Bombardement mit Biergläsern und Streich, liolzbüchsen befreien. In Hisselt, der Heimath de- berühmten Schnapse-, trat eine auswärtige liberale Gesellschaft mit der Fahne ahnungslos in da» Local des katholischen Casino- und wurde von den Mitglieder» einfach niedergeschlagen, die Fahne aber in Stücke verrissen. — In unserer Stadt dauert der krieg unter den Schülern fort. Am Donnerstag Abend wurden die Zöglinge der städtischen Zeichcnakademie in der Rue de Midi von den Zeichenichiilern der „kr-ros äe I» Doctrius elir-tievvv" angegriffen. Ter Kamps muß sehr lebhaft gewesen lein, denn mehrere der Rädcl-sührei wurden verhaftet und ein Verwundeter nach einer nahen Polizeiwache gebracht. Aus Lraunschweig. * AuS Braunsckweig liegen die folgenden Mel kungen vor: * Braunschwelg, 24 October. (N. A. Z.) Der Andrang de» Publicnm- zur Para de-Ausstellung der herjogli men Leiche ist ganz gewaltig. Gestern bat man jedoch nur ll.000 Personen zulasten können, weil gegen Abend eine Menichenwclle mit Gewalt Zutritt zn erzwingen versuchte, wobei eine Fensterscheibe zerbrach. Heute hat man sich bester vorgesehen. Zur Anirechterholtung der Ordnung lft die Polizei heute durch Miiitair verstärkt. Seit Sonnenaufgang stehen die wartenden Menichen in Reihe-, geordnet da, obgleich der Zutritt z» der Leiche erst von S Uhr ob gestattet ist. Da bei den morgen im Dome ftattfinbenden BeiseyungS- selerlichketten verhältnißmäßig nur sehr wenige Perlonen. z» denen ich nicht gehöre, anwesend lein werden — e» werden nicht einmal Karte» a»-gegeben —, so w-ll ich schon jetzt m'.ttbeile», Wa ich darüber weiß. Der alte schöne Do,» ist von vemoch dem Löiven al« dreischisfige Kreuzlirche >,» byzantinische» Slü- mit Hohem Hochaltar und Krypta, die als fürstliches Erbbegräl iiiii dient, crbanl. Später hat man neben jedes Seitenschiff noch ei» zweite- im gotdische» Stile gesetzt, wodurch die »rsprüng liche kienziori» äußerlich verlort» gegangen, nn Innern aber I eui iünsichi'nger Rani» von de» niipvianicsic.i Verhältnissen I gewonnen ist. Nach seiner jahrelange» Restaurirung. die z in der allerkunstvollsten Weise geschehen ist, wurde er zum Jubiläum de» Herzog- im Jahre 188t wieder eröffnet, und seitdem gehört er in den Augen aller Sachverständigen zu den schönsten und inlercssanlcsten Kirchen de« evangelischen Deutschlands. In diesem Dome nun ist das Mittelschiff zur Trauercapelle umgeschaffen. Die Pfeiler desselben, die noch innerhalb der Lapelle stehen, sind durch schwarze, mit Silber verzierte Tuchwände verbunden. Die dadurch zwischen den Pfeilern entstandenen Nischen sind durch Orangerie aii-gesülll. zwischen welcher jedes Mal ein zwülsarmiger silberner Landelaber steht. Boa der Decke herab hängt ein vom Herzog gelegentlich seine- Jubiläum» geschenkter Kronleuchter von 72 Flammen, der in kunstvoller Arbeit eine Darstellung de- himmlische» Jerusalems nach der Offenbarung St. Johannis bildet. Unter diesem Kron leuchter befindet sich da- von einem Gitter umgebene Grabmal HcinrichS des Löwen und seiner Gemahlin mit den liegenden Siatuen Beider. Weiter nach dem Altar hin folgt da- Grabmal de- Kaiser- Otto IV. lieber diesem wird der Katafalk errichtet, der den Sarg de» Herzog- auszunehmen hat. Endlich steht vor der senkrechten Wand, die daS Plateau de- Hochaltar» trägt, der sogenannte kleine Altar, von Ivo au« der Hos- und Doniprediger unter Assistenz der gelammten übrigen Geistlichkeit sungircn wird. Das gesanimte Gestühl ist auS diele», zur Irauercapelle umgeschaffeuen Mittelschiffe entsernt. Ein gemischter a espvelln-ikhor wird, >m Altarraumc de- Hochaltars stehend, während dcr Beisetzung singen. Diese selbst wird in folgender Weise statt- finden. In der Krypta ruhen bereit- b? Personen. Immer der zuletzt beigesetzte Sarg steht ans einem Paradebett so lange, bi» ein »euer Ankömmling eintrifft. Seit dem 25. April 1821 rührte aus diesem Paradebell die Leiche der Gemahlin des König» Georg IV. von England. Dieser Sarg ist bereits entfernt, uni dem des Herzogs Platz zu mache», der nach einem Gebet des HolpredigerS von 18 Unterosficieren in das matt erleuchtete und schwarz auSgeschlageae Gewölbe hinabgetragen werden wird. Heinrich der Löwe und Kaiser Otto IV. ruhen jedoch nicht mit in dieser Krynta, sondern in einem Grabgewölbe des Mittelschiffe» unter ihren respeciiven Denkmälern. Ueber den Inhalt deS am vorigen Sonntag, Nachmittag 1 Uhr, im hiesigen Schlosse eröffneten Testaments verlautet gar nicht-: wie eS scheint, wird auch dem Landtage keine amtliche Mittheilung darüber zugehen. * Braunschwelg,KS.October. (W.T.-B.l Die Beisetzung?- feler wurde durch eine Trauerparade aus dem Schloßvlatze ein geleitet, an welcher da- herzogliche Husarenregiment, eine Compagnie deS braunschweigischen InsantcrieregimentS Nr. 92 au- Metz, die braunschweigische Batterie an- Wolfendüttel und das vierte Mägde- dingliche Jiisanterieregimrut Rr. 67 tveilnahmen. Nachdem sich das Trauergesolge versammelt hatte, begaben sich die fremden Fürstlich, ketten auS der Bel-Etage det Schlosse- nach dem Garteasalou, wo dt« Leiche de? Herzog, ausgestellt war. Der Sarg wurde tnrch die dazu bestimmte» Hoscha-gen unter Assistenz von 18 clnteroff.eieren ausgehoben und aus den Leichenwagen gestellt. Daraus setzte sich der Zug um 2 Uhr unter dem Geläute iämmtlicher Glocken „ach dem Dom i» Bewegung. Bora» marschirten die Truppen der Trancrparade, sodann solgien in verschiedenen Abtheilungen die Beamten dcr Hosverwaltung. Hieran schlossen sich höhere Re- gierungsbeamte, welche die Krone und das Scepter, sowie den Hausorden Heinrich de- Löwen auf florumhülllen Kiffen trugen. Der Leichenwagen wurde von acht schwarzbehängten Pserde» ge zogen, der Sarg stand unter Palmen und war mit einem schwarz- sammtenen, durch Silbrrbesatz geschmückten Leichentiichc bedeckt, dessen in silbernen Quasten bestehende Zipfel von Hoschargen getragen wurden. Hinter dem Sarge schritte» die hier anwesenden Fürst lichkeiten, sodann die Vertreter der sremden Höfe, die Mitglieder deS RegcnischasiSrathes und General v. HilgerS, die Generale an- dem Gefolge der fürstlichen Herrschaften, die Mitglieder der Landes- Versammlung, des Magistrats, die Militairdepuiationen. die Spitzen dcr Behörden re. in programmmäßiger Rciheusoige. Da- Desiliren deS sehr imposanten Zuges dauerte etwa '/« Stunde. In den Straßen, durch welche sich der Zug bewegte, bildeten »riegervereine, Korporationen und andere Vereine Spalier; die Fenster der Häuser waren dicht besetzt und aus den Straßen war eine große Menschen menge versammelt. Ueberall herrschte ehrfurchtsvolles Schweigen. Die Häuser waren mit Trauerdraperien decorirt, die brennenden GaScandelaber mit Flor umhüllt. * Braunichweig, 25. October. (W. T.-B.) Um 8*/. Uhr langte der Zug am Dome an. Der Abt Thiele sprach, als der Sarg dem Domportale sich näherte, einen kurzen SegenSspruch, hieraus wurde der Sarg, unter Borantritt der gelammten Geistlich- keil, in die Kirche getragen und aus den vor dem kleinen Altar er richteten, mit einer großen Anzahl von Kandelabern umgebenen Katafalk niedergesetzt. Der Herzog von Tambridge nahm in der Nähe de- Katafalks Platz, neben ihm befanden sich die anderen hier anwesenden Fürstlichkeiten, der Erzherzog Franz Ferdinand von Este, der Äroßherzog und der Prinz Heinrich von Hessen. Prinz Albrecht von Preußen, Prinz Georg von Sachse», der Lrdgroßherzog von Baden, Prinz Wilhelm von Livpe-Schaumbur-i, daran schlossen sich die Mit- glieder deS RegcntschaftSratheS, der General von HilgerS und die übrigen Theilnehmer am Leichenzuge. Ein Gesangverein trug eine Eantatc vor, hieraus hielt Abt Thiele die Liturgie, an welche er in bewegten Worten einen Nachriss an den verstorbenen Herzog knüpfte. Nach der Einsegnung der Leiche, die hieraus erfolgt-, wurde der Sarg, gesolgi von den anwesenden Fürstlichkeiten, den Mitgliedern des Regeiitscfiastsrathe» und dein General von HilgerS, in die Brust getragen. Während der Ueberssthrung des Sorge- nach der Gruft ertönte da- volle Geläute der Glocken de» Domes, von der aus dem Burgplatze aufgestellten Trauccparad« wurden drei Gewehrsalven ab- gegeben, tu welche sich die Trauersalutschüsse der Artillerie mischten. Nachdem die Begleitung der Leiche auS der Grusl zmuckgekehrt war, schloß Abt Thiele die Feier mit Ertheilung de« Segen-, woraus die Fürstlichkeiten und da» ganze übrige Trauergesolge die Kirche »er- ließen. Musik. Erste Kammermusik im GewandhauSsaal. Leipzig, 26 October. Die Kammermusik-Anssührnngen im Saale de- Gewankffauses erfreuen sich einer mit jedem Jahre wachsenden ausmcrksamen Theilnabme. sie bilden einen der wichtigsten Faktoren in unserem öffentliche» Concertleben. Daß dem so ist, danken wir in erster Linie der vortrefflichen Pflege, welche man der Kammermusik, dieser edelsten Mnsik- gallung, bei un« zu Theil werden läßt. Auch in dieser Saison hat die verekrliche Cciicert-Direction deS CseivanbhanseS i» dankenöwertber Weise dafür Sorge getragen, daß zwei aus gezeichnete Ouartellvercinignngen abwechselnd un« durch ihre Kiinstleistunqe» erfreuen. Gestern Abend waren e» die Herren Concertmeisier Petri, Kammervirtuos Schröder, Bolland unk llnk-nstein. welche die zahlreichen Zuhörer durch ihre künstlerischen Darbietungen entzückten. Zur Aufführung waren Mo zart'S ltili» Onarlett und Beclboven'S O<I>» O»>» lett (»p 5l> Nr. 3) gewählt und beide Werke erführe» durch die Künstler eine in jeder Beziehung künstlerisch hochbesriedigende Wiedergabe, lieber den technischen Schwierigkeiten stehend, richten die Spieler iffr Hauptaiigenmerk aus einen dem Geiste der Werke entsprechenden a»-drnck.-vollen Vortrag. Obr Zilsainnie»- spicl war ein so lrcsfiiche«, von aii-ger-islem musikalischen Vers'.änkniß zeugende», daß die Polvkbonie dcr prächtig-,, Werke überall plastisch hervorlrat. Dabei waren die VorlragS- i iiaiiccu so seinsinnig gewablt und anSgesiihrt, wie die» eben besonders erforderlich ist bei .stan'iiieriiiussswcrke». Ocdenjalls stand die Reproduktion dcr beiden Ouarlettc durch die Hcire» Petri, Schröder, Bolland und llnkensteiu aus künstlerisch bedcu 78. Jahrgang. tungSvoller Höhe, wa» durch den un-zethrilten, lebhasteuApplanS deS PublicumS auch anerkannt weardc. Herr Unke »st rin. der neue Violinspieler der Quartettvereinigung, erwir« flck al» e!n durchaus tüchtiger Spieler, dn nicht nur sein Instrument mit Sicherheit und Gewandtheit handhabt (wie die- besonder- in dem letzten Satz de- Bcethouen'fchen Quartett» Hu be merken war), sondern gleichfalls gute musikalisch« Durchbildung zeigt. Die gestrige Kainmerinusik-Aufsilhrung wurde übrigen» durch die solistische Mitwirkung des Herrn Eapellmeister Reineckc besonder» ausgezeichnet. Herr Capellmeister Reiuecke spielte die in Concerlen selten gehörtes v ckur-Soaatr »on Franz Schubert. Sie zählt alberding» nicht zu de» bedeu tendsten Sonaten de- Meister» und e» mag vesonder- ihr formell theilweise wenig zusagender Ausbau sein, der He Spieler abhält, sic öffentlich vc-rzutragen. Jmmerhi» trägt auch sie den Stempel de» Schubert'sche» GeniuS und «n großem Interesse folgte man ihrer durchaus doüeudeten Wiedergabe durch Herrn Capellmeister Reiuecke, der gestern in glücklichster DiSpositü» und mit seltener Meisterschaft spielte. Oskar Schwsl» Neues Theater. Leipzig, 26. October Die gestrige erste Auffühnoig von August Klughardt'S Oper „Gudrun" fand vor gut besuchtem Hanse statt und wurde, wa« den geäußerten Beijvll anbelaagt. recht günstig ausgenommen. Der Cvmpouis^ Ger. nebenbei bemerkt, anwesend war und auch einige Mabh ge rufen wurde, schließt sich in Beziehung der musikalisch«,Aus führung vielfach R. Wagoer's Principien an, und thut/damit allerdings da», waS eben mcbr ober weniger Niemaych v«r- meiven kann, der nicht aus ganz eigene» Füße« steht «ch selbstständige Bahnen wandelt, in Stmlichrr Weise, »ie «> wenige oder gar keine Clcviercomponisten giebt, die nicht von Schumann»'« oder Chopin'S Werken sich beeinsb-ßt zeigen. Daraus allein würde also kein dwecter Vorwurf resultkren, namentlich da Klughardl sich Manche- zu eigen gem-acht hat, wa» auch Wagner auSzeichnet und grvade für die heutig« Oper sehr schätzenswert-ist'die« ist z B. die Behandlung des Texte» uub der Deklamation. Dieselbe ist fast durchgehend», wenigst«»- in in den Solo-Partien, von natürlichem Kluß und gut pom- lirlem, dem Inhalt angemessenen Ausdrücke. Eine mißlichere Anlehnung an Wagner bildet die Einführung von Leitmotipen. namentlich ve-balb, weil dieselben kemeSweg» iu der v»» »rm Meister großartig durchdachten Weise verwendet werde», noch auch im Allgemeinen von dcr Eindringlichkeit und leichten Faßbarkeit sind, wie bei diesem Eine Au-nahme hiervon machl freilich da- gleich in der Einleitung eingesührte Motiv, dem man die angeführten Eigenschaften nicht absprechea kann. daS aber durch fern Erscheinen bei allen Gelegenheit» seine Wirkung und auch seine Verständlichkeit zum Theil ein büßt, zumal e« an Wagner direct stark erinnert. Ist die» letztere überhaupt sehr vielfach der Fall, s» über- raschen auf der anderen Seile wieder manch« ziemlich nach altem Stile zugeschnittene Sätze, bi« bisweilen nicht ohne Trivialität sind; c» gehören dazu einige Mänuer- chöre, sowie auch u. A Herwigs Abschiedslied: „Rein, du darfst nicht weinen" rc. Betrachtet man im Urbrigen den musikalischen Theil der Oper, so muß überall anerkannt werden, daß die sachkundige und geschickte Hand eine» tüchtigen Musiker- hier gearbeitet hat. wenn auch nicht die selbstständige eine» bahnbrechenden GeniuS. Die Bebandlung de« Orchester» zeugt von Fleiß. Sorgfalt und Nachdenken, die Jnstrumen- ttrung, wenngleich ebenfalls ohne hervorragend neue Eombi- nationen, Durchsichtigkeit. Klarheit, Verstänvniß für die In dividual,lät der Instrumente und Maßhallen in Verwendung der Massen. Diese gewiß nicht zu unterschätzenden Vorzüge vermögen aber nicht da» Fehlen eine- großen dramatischen Zuge- zu verdecken, der mit zwingender Gewalt den Zuhörer mit sich sorlreißen könnte, obschon eS an dergleichen Situationen keineswegs fehlt. Um auf die einzelnen Partien zu kommen, so ist die bedeutendste die der Mutter Hartmut'S, Gerlind. Dieselbe enthält hochdramatisch angelegte Stellen und fand in Frau Moran-Olden eine ausgezeichnete Vertreterin. Haß und Racke sind die beiden vorzüglichsten Triebfedern ihrer Hand- lungen. doch nebenbei machen sich noch die Verehrung und Heilighaltung der alten Götter sowie ihre Mutterliebe gellend, welch letztere sür einen Augenblick durch die Lbtrünniglelt ihre» Sohne- ertöbtet wird, zum Schluß aber wieder warm hervorbricht. Frau Moran-Olde» wußte diese Züge mit aller Schärfe i»S beste Licht zu setzen, und war wohl eiste Gerlind. wie sie sich der Compcnist nicht besser wünschen konnte. Die Nächstbelheiligtc ist Gudrun; auch diese elensall« recht anstrengende Partie Halle eine tüchtige Vertreterin gesunken in Frau Sthamer-Anbricßen. Mit großer Sorgsalt behandeltc die genannte Sängerin diesmal Textau-sprache und Declamalio», und zeigte darin einen ganz wesentliche» Fortschritt gegen trüber. Doch auch in der Darsielluiia srwie in rein musikalisch-gelanglichcr Veziebung war die Leistung eine sehr anerkennenSwerthe, und ganz besonder» in rer großen zweilen Scene de« zweite» Acte« meist sehr geluiigene. Vortreffliches leistete in seiner dankbaren Partie al« Harl- mut Herr Sck'elper; er verstand die Wandlungen, die in seinem Innern vergeben, ans» Beste zum Au«druck zu bringen und sank sür ,ece« Slimmung-moment den richtigen Ton. von den andere» Belbeiligleii spielt Wale noch eure svm- patbieerregcnte Rolle; dieselbe hatte an Stelle de« erkrankten Herrn Grcngg der Hosopernfänger Herr Egger« aut Dessau übernommen, de» n Stimme sür da» hiesige Theater zwar nicht ganz ausreichend war, dessen Darstellung aber ei» ganz gute« Bild des allen humorvollen Helden abgab. Herr Lederer al« Herwig tbat zwar sein Beste«, doch ist die Partie ;n wenig wirklich hervorragend bedacht, al- daß sie symp.itbisch berühren könnte. Noch zu erwähnen find die Leistungen der Fra» Metzler-Löwq al« Engel und de» Herrn Köhler al» Mennig; auch die drei Gpielleute, die Herren Wachtel, Reimer» und Wack thaten gleichfalls ihre Schuldigkeit Nach kein Erwähnten kann wehl angenommen »erbe,!, daß die Oper, namentlich wenn sie so gut besetzt ist, «i« eS hier der Fast war. nicht ohne Wirkung bleibe» wird, zu der e „e gewisse Enssachs-eit j,n melodischen und barmonischen Bau bcizutragc» nicht vcrschlen wird. Jedenfalls ist sie al» da» Merk eine» Künstlet- anzusehen. der danach strebt, seinen Gc ltallungen aus der Bübne dramatische« Lebe» und wahre AuSkrncksweisc zu verleihe»; das ihn dieses nicht durchweg in gleicher Weise gelungen ist, liegt vielleicht theilweise in der Beschassenbeil des Sujet», theilweise aber in der nicht immer zureichende» musikalische» Erfindung
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