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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-30
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1885
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Erscheint täglich früh S'/.UHr- Kr-actiou und Lrprditi«» JohanneSgaff« 3». Sprechstunden der Kr-urttsa: Boemiuag« 10—lN Uhr. Nachmittag» ö—6 Udr. »tidtt NX«»- n»»«t»»»t«r V!»»»Krimi »acht »L ««»««»» «acht »«»»»tich »« >>««H«e »er für »tr «üchftf*I>r»»« ff»»«er »efttmatte» In lernte »» kßochrntagen »i» I U»r N»ch«i«a»S, an GO»»« «n» Krftta,»« früh hi«'Uhr. 2u de« Filiale« silr Zus.-Lnnatz«: LN» »km«. UniverfilätSftrahe 2t, L««t» Ltsche» Katharineustraße 18,«. »«r ht« '/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage >«,?»» 1do«Nkmeal,»reis Viertels. 4^/, M. tncl. Bri„g«lohn 5 Mt. durch di« Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne ?kn,nm« 20 P Belegexnnpla, 10 Pi. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Hornist gesalzt) «»Ne i-oftbeiörderung 30 Mt. Mit Poftbesorderung 48 Mk. Inserate 6gejpaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrülen laut uni. Prooverzeichniß. Tabellarischer n. stifferniap nach yöhcrm Tarif. lleciamen unter dem NedactionSstrich diesgeivalt. Zeile SO Ps.. vor den Fami lien Nachrichten die Kgeipalkene Zeile 40 Pi. Jaieraie sind ftcis an die irxpea>N«tt za jeuden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«LUu,«r»ntio oder durcy P.st- nachnahuie. 3v. Freitag den 30. Januar 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. A«ctiovs-Vrkauut«achllng. Montag, dra 8. Ardraar diese- Jahre-, vormittag- L Uhr, sollen t« Stadthaase (Eingang Mühlgaffe 7) allhier: , 2 Kleiderschränke, 1 lisch mit Schubkasten, 2 Wand spiegel, 2 Oeldruckbilder, verschiedene Wand- und laschen-Udrrn. 1 goidner Ring, sowie ein« Partie Kleidungsstücke re. an^den Melstbietenven gegen sofortige Vezahlnng öffentlich versteigert werde». Leipzig, am 27. Januar 1888. Der Nath der Stad« Leipzig. Vr. Georgi. Renk«. " Seueralvtrsammlllns det Ort-kraakericaffe II. für Metallarbeiter za Leipzig und Uaegeaeud. Behuf» Dahl des Borstande» der Ortskrankencasse haben wit nach tztz 34 und 37 de« ReichSgesetze» vom 18. Juni 1883 und tz. 82 deS Caffenstatut» W»»era1versa«n,lan- a»f Gon»abe»d, dea ÄI d. Mt-., anberaumt «»d werden deshalb die gewühlten Vertreter der Arbeitgeber wie der Easienmitglieder geladen, zu dem ange- gebenen Lage «bea»- 7 Uhr im Stadthanse, Obstmarkt Nr. S allhier, I. Obergeschoß, Zimmer 103 sich einrufinbcu. Leipzig, den 21. Januar 1888. Der Rath brr Stadt Leipzig. (KraakeuverAcPeraag-aort.) Winter. Tage-ordauag r 1) Wahl de» Vorstände«. 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localverband« im Srnn» de» tz. 48 de» ReichSgesetze» vom 18. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. i Zier Abhakkung der ersten, in unserer h^kanchttnöchitng «om 1. October vorigen Jahre», die Nruaestatluna des Zieh kinderwesen» betressend, Punct S erwähnten Vierteljahr« Vorstellung haben wir Freitag, den «. Frbroar diese- Jahre-, dtachneittag- »o» id—tt Uhr angesetzt und als Local den Kaisersaal der Eentralhalle bestimmt. E» sind deshalb zu erwähnter Zeit alle gegen ein fest gesetztes Ziehgeld bei fremden (nicht verwandten) Per sonen in der Stadt Leipzig unlergebrachten noch nicht schulpflichtigen Kinder in obengenanntem Locale dem Herrn Ziehkin verarzte vorzustellen, auch haben die Zieh mütter hierbei gleichzeitig vollständige Auskunft über Namen. Stand, Geburtsort, Alter und sonstige Familienverhältmsse der Eltern des betreffenden außerehelichen Kinde» aus Erfordern zu geben. Leipzig, den 28. Januar 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. sArnrenanrt.) Ludwig »Wolf. Dolge Vekanntmachung. E» hat, zugleich im Austrage seiner Miterben, der Kauf mann nnd königl. sächsische Hoflieferant Herr Earl Heinrich Ferdinand Jung die Summe von »00« Marl, welche sein am 8. December vor. IS. verstorbener Vater. Herr Friedrich Jung, der hiesigen Armeacasse letztwillig ver macht bat, an uns gezablt. Wir bringen dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß und rufen dem edlen Wohllhäter für ferne menschenfreundliche Gesinnung den wärmsten Dank nach. Leipzig, den 21. Januar 1888. Da» Arnreadireetori««. Ludwig-Wolf. Jungbäbnel. Da» Dienstbuch de» Kutscher» Ernst Nnüal» au» Rödgen ist im vergangenen Sommer in Wurzen verloren gegangen und im Ausfindungsfalle hier abzngeben. Leipzig, om 27. Januar 1885. Da» Poltzet-Amt »er Sta»t Leipzig. Bretichnrider.H. Da» von un» am 83. Mai vor. Jahres für M«rttz Ltt» Hönisch au» Fischergasse ausgestellte Dienstbuch ist dem Genannten auf der Wanderschaft zwischen Gera nnd Greiz abhanden gekommen und im Ausstndnn jSsolle anher abzugeben. Leipzig, am 37. Januar 1885. Das P,ltzeia«t »er Stadt Leipzig. Bretschueidrr. B erstatteter Anzeige zufolge ist da» für Johanne Anna Rat» au« Weiheniel» von der dortigen Polizei»Verwaltung nnter dem 22. April 1880 ausgestellte Dienstbuch vor längerer Zeit in hiesiger Stadt verloren geangen. Wir bitten, dasselbe im AulstndmigSfalle anher abznliefero. Leipzig, am 27. Januar 1885. Da» Palizriawt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. V erledigt hat sich unsere, den Klempner Arn» Wennemar Kttöfrl von hier betreffende Bekanntmachung vom 1b. Juli vorigen Jahres durch Anfgreikung de« Genannten. Leipzig, am 27. Januar 1888. Ga- V«li,ei-A«t »er Stadt Leipzig. Bretschaeider. Ridr. Fakdix. Stttlifche rortbttdimysschule für Mdchea A»«el»»»ge« neu« Schülerinnen nimmt der Unterzeichnete Montag, den 2., und DienStag, den 8. Februar, Vorm, von 10—12 unb Rochm. von 2—4 Uhr im Direetorialzmimer der I. Bürger. i>h»ie für Knaben entgegen. Bei der Anmeldung ist da» letzte Schulzengnth vonalegen. Leipzig, den SO. Januar 1885. 6. Lelmsr, Direktor. Nichtamtlicher Theil. Die Engländer in Metammeh. Au» dem englischen Hauptquartier in Korti sind endlich lkackirichten «„getroffen. Sie lauten sehr kurz, aber inhalt»- ckmer: „Mctammev istgenommen, Obnst Stewart ist schwer verwundet, Wilson hat sich an Bord eines Dampf«- nach kharlum begeben". So meldet General Wolseley. und der .Standard" fügt hinzu: „Unser Kriegscorrespvndent Kam«on und der der „Mornma Post". Herberl. sind bei einem Gefecht im Sudan am 19. Januar gelöst»! worden". Der Tom- menlar zu diesen Nachrichten ist leicht zu ergänzen. Am 17. Januar haben 1200 Engländer nnter Oberst Stewart mit schweren Verlusten die Stellung am Brunnen von Abuklea erobert. Zwei Tage spater haben die Arad« einen neuen Angriff gemacht, uizd bei diesem haben die Engländer noch schlechter abgeschmtlen al- bei dem Kampfe voni l7. Januar. Bei diesem hakten sie 18 Osficjere, dar unter Fred Burnaby verloren, am 19. Januar wurde auch Oberst Stewart schwer verwundet, und die KriegS- correipondenten de» .Standard" und der .Morning Post" wurden gelvdtet. Die sonstigen Verluste werden verschwiegen; man kann daran» entnehmen, wie bedeutend sie sein müssen. Natürlich werben die Henry- und Marlinigewehre auch bei dem zweiten Kampfe ibrc Sclmlvigkeil gelhan und ein große« Blutbad unter den Arabern ungerichtet haben, aber um weichen Preis! Fast alle, Ofsiciere beraubt, vielleicht auf die Hälfte ibre« ursprünglichen Bestandes zusammengeschmolzen, statten die Engländer, mit welchen Stewart auSzog. um wo möglich kampflos Khartum zu entsetzen. Metammeh und ver- uchen fetzt die Verbindung mit Khartum aus 'Dampfern herzustellen. Ob ihnen da» gelingen wird, erscheint sehr zweifelhaft, und wa» au» dem in Metammeh zurückgeblie benen Rest werden wird, ist noch schwerer zu sagen. Denn aus Hilfe haben die .Sieger" von Abuklea und Me- tammeh vorläufig nicht zn rechnen. Erst fünf Tage nach dem Gefecht bei Metammeh ist General Carle mit sünflausenv Mann von Handek aufgebrochcn, um Uber Abubamed nach Berber zu marfchiren, und die Truppen, über welche General Wolseley in Korki verfügt, werde» kaum die Absendung hin reichender Streitkräste gestatten, um der Cclonne d-> verwundeten Oberst Stewart die so nökhige Untrrsisttzut^ zu bringen. Die Lage der Engländer i» Metammeh ist daher eine ganz verzweifelte, und die Befürchtung liegt nahe, daß sie noch vor Erreichung de» Ziele» Khartum der Vernichtung anheim fallen. Nach den Erfahrungen, welche General Graham bet Suakim und Tamanieb gemacht hat, ist nicht anzunchmen, daß die Araber durch den AuSgang der Kämpfe vom l7. und 19. Januar entmnthiqt sind, sie werden vielmebr den Angriff so oft erneuern» bis sic ihren Zweck erreicht haben. Es war offenbar ein großer Fehler, eine Abtbeilung von 1200 Mann, ganz losgetreunt von den übrigen Truppen deS Expedition»« corps ohne genaue Kenntniß der Stärke und deS Standorte- der Feinde, vorzuschiebc» und sie aus» Gerathewobl dem Zu- all preiszugcben. Der vielgepriesene Wüstenritt der Kameel- reiter Stewart'S war nicht» als ein tollkühne« unüberlegtes Unternehmen, dessen verderbliche Folgen nur allzu schnell cin> getreten sind. Wenn nickt kaS Corps deS Generals Carle eie Scharte wieder auSwetzt und nach der Eroberung von Berber und Omdermqn glücklich in Khartum einzieht, dann ist die mit so viel Geräusch iuS Werk gesetzte Expedition Wolseley'« ein neuer und viel schlimmerer Mißerfolg als der Feldzug Graham'S. Denn dieser wurde zur rechten Zeit ab gebrochen, als Grabam sab, daß seine Truppen nickt auS- reickten, um den Weg nach Berber sreizumacken. Wolseley verkündete aber von vornherein alS Zweck seiner Expedition den Entsatz von Khartum, unb wenn dieser nicht erreicht wird, dann ist es nm den (Einfluß der,Engländer in Egypten geschehen. Schon jetzt tritt die Meigung der Egvpt« zn Tage, da« Jock der Engländer abzuschülteln; die Besah»,,g von Egypten ist durch den Feldzug Wolseleh's verringert, schon ist ein Bataillon als Nachschub von Malta nach Afrika geschafft worden, und bald werden weitere Verstärkungen nothwendig werden. Welcher Unterschied zwischen dem Tage, an welchem die Eanalflotte den Besebl zum Auslaufen erhielt, und beute, da die Expedition Wolseley'» aus dem Puncle steht, ihr Ziel zu verfehlen! In London sah man Egypten bereits als eng lische Provinz an, die französischen Gegenvorschläge ans die englischen Anträge zur Herstellung hcs Gleichgewichts in den egyptischen Finanzen wurden als eine harmlose Meinungs äußerung betrachtet, die jeden Augenblick durch die Wucht der Thatsachen al« gegenstandslos erwiesen werden konnte. Man ist in England feit langer Zeit an die Politik der Winkelzüge, welche da» Cabinel Gladstone zur Richtschnur gewählt hat, gewöhnt, und weiß deshalb, waS man von seinen Erklärungen über Egypten zu halten hat. Man wußte in London ganz genau, baß der Ausspruch von der PreiSqebung de» Sudan nickt ernst gemeint sei; da» sollte nur so viel heißen, als: England bat weder Lust, noch Geld, um die Niederlage Hick's Pascha« zu rächen; wenn der Mahdi wirklich gefährlich wird, dann wrrden wir ihm schon entgegentreten. Aber Khartum ist weit von Kairo, und wir wollen erst einmal abwarten, ob die Bewegung, welche der Mahdi entzündet hat, Be stand hat. Nun, der Mahdi hat sich in der Tbat al» eine Macht er wiesen. mit welcher die Engländer rechnen müssen; und da sie sich vergeblich seit 15 Monaten bemühen, seinen Einfluß zu vernichten, oder doch aus eine bestimmte Grenze einzusckränken. so leidet darunter auch die Stellung England« ,n Egypten ganz empfindlich. Was haben die Engländer Alle» versucht, um diese lästige Angelegenheit au» der Welt zu schassen! Als General Graham die Unmöglichkeit einqeseben hatte, mit O-man Digma fertig zu werken, wurde Äkimral Hew-It zum König Johanne» von Abysstnien gesandt. Tie Ausnahme welche er dort fand, entsprach nicht der Würde der englischen Weltbeherrscher; man empfing den Admiral als eine» Gast, den man lieber fern gesehen hätte. Als dann endlich ein Vertrag zu Stande kam, war damit so gut wie nickt» ge wonnen: denn König Johanne- hütete sich wohlweislich, mit dem gefürchteten Mahdi anzubmden, und Admiral Hewett konnte noch froh sein, wenigstens keine vollständig ablehnende Antwort zu «halten. Aber mit dem großen KriegSzug über Kasiala nach Khartum, welchen die Engländer den Abyssiniern aufladen wollten, wurde eS nicht». Vorbereitungen mögen dazu getroffen worden sei«, aber auSgesührt worden ist er nicht. Skun »«suchte Gladstone die Sache and«» anzusassen; « richtete sein Augenmerk aus Italien und benutzt« die Wunsche Italien», die Herrschaft im Mittelmeer auszunchten und seine Macht auch aus da« Rothe Meer au-zudehnen, um sich Gegen- dienste zu sichern. Die Expedition Italien« nach Assab ist angeblich ein Racheseldzug zur Bestrafung der Mörder de- Reifenbrn Bianchi. in Wahrheit aber soll sie dazu dienen, den Einfluß Italien« im Mittelmeer zu stärken und ihn aus die Küste des Rothen Meere» au-zudehnen. Al» Gegen dienst für die Gestattung, in Assab zu landen, leistet Italien England Hilfe in der Abwehr gegen die Forderungen Europa« in Bezug auf Egypten und scheint außerdem sein« Unter- slutzung gegen den Mahdi »ugesagt zu haben. In Italien ist man deshalb sehr besorgt wegen der Gefahr, in weich« sich die Engländer in Metammeh befinden. Bisher ist da« Verbällniß, welches Italien England gegenüber cin- qeqangen ist, noch nicht hinreichend klar, die Erklärungen Mancini'S in der italienischen Kammer lassen aber durch- blicken. daß die Verpflichtungen, welche Italien übernommen bat, ziemlich weittragend sind. Maneini sagte am 27. Januar: S» ist da« Verdienst de« Cabinet», daß e». ohne der Allianz mit den Centralmäckten nntrcu zu werken und ohne ein große» Risico und große Opfer zu Übernehmen, eine Freundschaft mit England bergestellt bat, di« sich ans ein« Gemeinsamkeit der Anschauungen und der Action im gemeinsamen Interesse stützt. Damit' ist viel gesagt, und die umlaufenden Gerückte Uber eine mililairische Unterstützung England- durch Italien gegen den Mahdi erhallen dadurch ihre nidirccte Bestätigung. Italien» Stellung ist seit längerer Zeit zweifelhaft geworden; eine Bundesgenossensckast, welche unter so bedenklichen Ver hältnissen wie die heutigen nach England hinübcrschwenkt, kann nicht al» treu und fest angesehen werdra. * Leipzig, 30. Januar 1885. * Am Dienstag Abend ist e» zum ersten Male in der Postdampfercom Mission zu einer Abstimmung gekommen, und zwar über die Bedingungen, unter denen die Subvention zu vergeben wäre. Die Abstimmung hat insofern ein er freuliche» Ergebniß gehabt, al» sämmtliche Parteien mit Aus nahme der Deulschsreisinnigen znstimmende Voten abgabeu. ,.>wesi» wird man die Bedeutung dies« Abstimmung nicht allzu hoch anschlageu dürfen. Die Zusnmmenden sind damit keineswegs gebunden, auch die ganze Vorlage anzunehmr'i und uamentlich beim Eentrum ist «» sehr zweifelhaft, ob man auS dieser Eveiitualsttmmung Folgerungen für die schließlich« Gesammtabstiminnng der Partei ziehen darf. * AuS zuverlässiger Quelle «fährt die . Frankfurter Zeitung", daß der Belagerungszustand über Frankfurt am Main nicht verhängt werden wird. Die Idee ist zwar unmittelbar nach Niimpfs'S Ermordung Von der Frankfurter Polizeibehörde angeregt worden, ist aber schon bei der BezirkS- unv Provinzialinstanz aus Widerstand gestoßen, so daß ein Antrag gar nicht erst gestellt wurde. Zugleich verlautet, daß i» Form eines NachtragSetatS beiden Kindern Rumpfs'? der Forlbezug deS vollen Gehalt» ihre« Vater» gesichert werden soll. * lieb« den Inhalt de» von den Socialdemokraten ausgearbeiteten ArbeilersckutzaesetzeS hat der Abg. Heine in einer Versammlung in Magdeburg sich ausge sprochen. Die Hauptpuncte gipfeln darin: ». Regelung des Gefängnis,wcsenS, um eine erdrückende Con- currenz abjinvehren. d. Regelung de» LedrliugSwesenS. o. Fest stellung eines NormalarbeitstageS in der Weise, daß die Arbeit-dauer an 5 Tagen der Woche je 10 Stunden, an den Sonnabenden nur 8 Stunden, zusammen als» wöchentlich 58 Stunden betragen soll. Es wird doS Verbot der SonntagSarbeit verlangt, und wo sie durchaus statlfüiden muß, soll dafür rm Wochentag frei gegeben werden. Wo eine solch« Arbeitszeit eine besonders schädliche Ein- Wirkung aus den mrnschlichen Körper hervorzurujen geeignet >st, soll die Arbeitszeit verkürzt werden, ö. Arbeiterinnen dürsen zu Rachtarbeilen, zu Arbeiten bei Baubandwcrken und in Bergwerken nicht verwendet und Wöchnerinnen kurze Zeit vor und nach der Niederkunst überhaupt nicht zur Arbeit herangezogen werden, s. Jeder Fabrikant soll eine «rbeilerordnung «lassen, welche einer Prüfung durch die Arbeiierkammern unterliegt. Die gesetzliche Verpflichtung zur Führung von Arbeitsbüchern wird ousgedoben. Die gewerbs mäßige Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren ist verboten, und die Beschäftigung jugendlicher Arbeit« bi« zu 18 Jahren soll ciu- geschränki werden, k. Der Staat soll ein Reich-amt und ein Arbeiter- Ministerium schaffen. Las letztere «hält de» Namen Rcichsarbeiteramt. Weit« sollen ReichSämt« hergeftellt wrrden, in denen ein Arbciierratb präsidirt, welchem «in Arbeiteramt beigesügt wird. In den einzelnen Bezirken werden Arbeiierkammern errichtet, welche die Interessen der Arbeit« zn vertreten habe«, zugleich ober auch die der Arbeit- geber wahrnehmen müssen und daher aus Arbeitern und Arbeit gebern zujammenzusetzen sind. Den Kammern haben die Fabrik- inspectoren znr Seite zu stehen, und zu ihrer Kenntniß sind alle wirtbichasllichcn Fragen zu bringen, wie sie gegenwärtig etwa in Handelssachen den Handelskammern zuskchen. Die Arbeitsämter sollen von der Regierung durch sachverständige Männer besetzt werden. AuS den Mitgliedern de« ArbeitSratdS wird ein Schied«, gericht gebildet, welches die gegenseitigen Klagen au« Arbeitsver- dältnisjen zu entscheiden Hot. Diese Arbeit Kammern sollen all- iährlich ein Arbeiterparlament nach Berlin einberufen» welches die ganz« Arbeiterschaft Deutschlands repräsentirt, die zum Wohl der Arbeit« erforderlichen Beschlüsse saßt und dein Reichstage unterbreitet. Eine weitere Forderung der socioldemokra- tischen Abgeordneten gebt dahin, daß solche Arbeiter, welche zu- sammrntreten, um die Lohn- und Arbeiicrverhältnisse zn regeln, Fachschulen und Bibliotheken zu errichten, UnterstützungScassen und Erwerbsgeaossenschaften zu bilden, von den Vorschriften des BereinS- nnd BersamiiilnnqSqei'etze« in den einzelnen Staaten befreit bleibe». Der Reichstag solle ferner beschließen, den Reichskanzler zu ersuche», eine festere Gestaltung der Gewerbeordnung herbeizussihren, damit de» einzelnen europäischen Staaten eine Verbindung ermöglicht werde, wtiche sich aus die allgemeine Regelung der SonntagSarbeit bezieht. Wir enthalten unö heute einer Bemerkung; übrigens scheint der Referent über jene Versammlung manche» falsch gehört zu haben. * Die Mitthcilung, daß Prinz Heinrich die deutschen Schutzgebiete in Westasrika im Lause viele» Jahres be suchen werde, ist, wie es scheint, vollständig auS der Lust gegriffen. Von gut „nterrichteter Seite erfährt die „Vossiscke Zetung", daß Prinz Heinrich im Frühjahr auf das liebungSgeschwader commandirt werden wird, über dessen Zusammensetzung wohl schwerlich schon definitive Be stimmungen getroffen sind. Man weiß nur mit Bestimmtheit, daß e» mindestens aus einer Division von Panzerfahrzeugen und auS einer starken Division von Torpedobooten bestcben wird. Vielleicht werden Panzerschiffe ersten Ranges nur zu den großen Seemanövern hmzugezogrn werde»; daß davon einige zu Probefahrten in Dienst gestellt werden ollen, ist wohl zwriselloS. Man spricht auch davon, daß im Lause deS Sommer» die Indienststellung deS größten deutschen Panzerschiffe« »König Wilhelm" erfolgen soll, dessen in Folge der Collision mit der Panzersregatlc „Großer Kurfürst" nothwendig gewordene Reparatur letzt rum definitiven Abschlüsse gekommen zu sein scheint. Die Reparaturen dieses Scklfseö. dessen Gesammtbauiostcn lv.102.829 betragen haben, hatten bis zum Schluffe des vorigen Elatsjahre« 4.004,427 erfordert. Das Schiss ist jetzt auch mit Torpedo-Armirung versehen uno mit seine» 29 Geschützen immerhin noch ein mächtiges Schlachtschiff. Wie verlautet, ist zum Geschwadrrches für daS diesjährige NebungSgefchwader der Marine-Jnspectcur der Ostsrestatio», Contre-Akmiral v. Blanc, designier worden. Im nächsten Winter wird Prinz Heinrich wieder die Marine-Akademie in Kiel besuchen, deren Lehrerpersvnal wahrscheinlich »uverändert bleiben wird, während sonst in nächster Zeit große Personal- Veränderungen und weitere Verabschiedungen bevorlteben sollen. Bei alledem ist kein Ueberfluß an Osficieren und schon im isrübjahr wird nach den Indienststellungen ein fühlbarer Mangel sich Herausstellen. Als Conimandant für das im Frübjahr in Dienst zu stellende Seecadettcnschuischiff »Moltke" ist Corveltencapitain Stubenrauch designirt (im Sommer Führer der .Sophie"). * Der Train ist die einzige Truppengattung d« preußischen Armee, bei weicher die Neueraänzung deS OssiciercorpS durch Avantageure auch in letzter Zeit nicht in erwünschtem Maße stattsinvet. In früherer Zeit wurden die Trainossiciere mcht au» anderen Truppengattungen genommen und nnr zu einem Theil wurden Landwehr- vezw. Reserveofficiere de» Train» nach Absolvirung der nölbiaen Examina im activen Heere angcstellt; eine Ergänzung de» OssiciercorpS au» Mannschaften, die auf Beförderung dienten, war bei dieser Truppengattung grundsätzlich aus geschlossen. Seit einigen Jahren werben nnn aber auch beim Train Avantageur« angenommen, ohne daß hierdurch dem Ossiciermangel abgebolsen wäre; vielmebr müssen von Zeit zu Zeit immer noch Ossiciere auS anderen Truppengattungen m da» TraincorpS versetzt werden, um letztere» !n feinem Ossicierbestande zu completiren; meist sind eö Artillerie- oder Eavallerie-Osficiere. die diese wenig ersehnte Veränderung trifft. DaS letzte ..Militair-Wockenblalt" veröffentlicht wieder die Versetzung von 5 Artillerie-, 2 Cavallerie- und 2 Jnfanterie- Osficiern« in Pie e«schieden«! Traiudalailloue. Damit sind letztere znm Theil ans den «tatsmäßigen Stand von 5 (bezw. beim Garde- und 2. Bataillon 7) Seconteliciitenant« gebracht, zum Theil sind aber auch noch erhebliche Lücken offen. Eine» Hauptgrund für den geringen Zuwachs deS Train- osficiercorps bildet daS schleckte Avancement dieser Truppe, da« hinter dem aller anderen Waffen zurücksteht. Beim preu ßischen Train dient noch der letzte Secondclieulenant, der im Besitz deS Eisernen Kreuze« ist. * Zur braunschweigischen Frage schreibt die „Post": AlS wir neulich die Nachricht gebracht batten, daß die Jntestat- erben de» Herzogs Wilhelm von Braunschweig das Testament desselben anzugreisen beabsichtigte», bestrill irgend ei» objcureS Blatt, welches von der Sache nicht« wußte, die Richtigkeit unserer Nachricht und mit ein« wahrhaft rührenden Gewissenhaftig keit druckten so ziemlich alle unsere verehrten Tollegen die „Be- richtignng" ab, von welcher Noiiz zu nehmen wir selbstverständlich keine Veranlassung hatten. Heule kommt uns nun von zwei Seiten gleichzeitig die Bestätigung unserer Nachricht zu. Man schreibt uns nämlich a»S Darmstadt: Die Ihnen von hier zugegangene Nachricht, daß die Jntestaterben deS Herzogs Wilhelm von Braunichweig das Testament desselben angreisen würden, Hai man von verschiedenen Seilen zu dementiren gesucht, doch müssen wir dieselbe in vollem Umfange aufrecht erhalten. Die Quelle, aus der wir schöpften, war eine durchaus zuverlä sige. Möglich ist ja, daß insofern eine kleine Ungenauigkeit stallgesnnben hat, als vielleicht die Klageschrift dem betr. Gericht noch nicht über geben war, wa« wir nach den uns zngekommcnen Nachrichten an- nehmen mußten. Und in derselben Sache geht uns aus Braunichweig folgende Mittdeilung zu: Ihre Meldung von dem Einmma einer vorläufigen Verwahrung der Jntestat-Erbrn gegen daS Verfahren der hiesigen Gerichte bei der Behandlung de« herzoglichen Privat-NachlasieS besiäligt sich, und wird cs hier als feststehend angenommen, das; die Frage nach der Giltigkeit oder Ungiltigkeit des herzoglichen Testament« nunmehr doch noch ihre Lösung durch die compeienten Gerichte erfahren wird. Die eingereichte Verwahrung, die einer demnächsiigen Klage-Er hebung vorausgeht, soll haupiiächlich zwei Puncte. einmal die Nicht benachrichtigung der Jntestai-Erdcn von dem Termin zur Lcstnm ntS- Publication und vor Allem die (allerdings ungewöhnlich schnelle) Auslieferung der Erbschaft an die angeblichen Teslaments Erben als beschwerend für die Jnlestat-Erben bezeichnen. Die allgemeine Stimmung hier ist den letzlcrwälmlen Erben günstig und wird das Verfahren des hiesigen Landgerichts in juristischen Kreisen schc ver schiedenartig beurthcilt. * Der steuerfreie Betraz bei dem Capital- und Be- rusSeinkorr.men in Württemberg war bisher nnr 350 .4k; die zweite Kammer hatte tcskaib >,n Jabre 1883 die Regierung gebeten, dieselbe möge aus eine Erhöhung deS steuerfreien Betrag- auS den genannten Entkommen bis zu KOO ^ Bedacht nehmen. Die Antwort der Negierung aus diese Bitte ist ablehnend auSgesallen, und rwar.ist ihr Haupl- bedenken finanzieller Natur, da die Freilassung jedes Capital- und Berusseinkoinmen» bis zu 600 für die StaalScaffe einen Ausfall von 912,700 »ckk (die Grsammtcinnabme an der genannten Steuer ist pro 1885/86 mit 1,050,000 »Xk eingestellt) bedeuten würde. Die gewünschte Stcuer- besreiung würde conscqncnterweise auch aus anderes Einkommen. namentlich aus Leu Erlrag aus Grund stücken. Gebäuden und Gewerben, ausgedehnt werken müssen, worau» eine weitgehende und empfindliche Acndcrung im ErtragSsteuersvstem bewirkt würde. Auch dürfe man nickt überseben, daß die SteuerauSsälle nickt nur den Staat, son dern auch die Corporation«:» und Gemeinten verbälknißmäßig treffen müßte», sowie daß daS Gemcindewahlreebt von der Errichtung einer directen Steuer abhäugt. also der Mehrheit Derjenigen entzogen würde, weiche Steuerbesreiung erhalten. So viel aus den Aenßcrungen der Regierung hervorgeht, würde sie auch einem Versuche der Kammer, paS steuerfreie Einkommen auf 500 4k seftzusetzen, nicht da» Wort reden I können. * Wie auS Gotscbee berichtet wird, ist daselbst am I am 11. dS. MtS. Georg Stampfl an einem Schlazansall
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