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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-02
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1885
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Erscheint täglich stütz «'/.Uhr. Nitzatti«» »»ö L-PröMoa Iotzanuesqosse SS. -PNchKuNdrn der Uedarstsll: P»nnitt««S 10—18 Uhr. Nachmittag« b—I Uhr. »»r Fi, »ir »ächüs«t,n^« Nu»» er Heft1»«»ea Luserutr « W»ch»«»u,e, ti» 8 «tr «gch»tttUG», «L»»».uu» S»stt«,,u srktz «2 Utzk. s» tze> Filiale« für 2ns.-L»»atz«« vtt» Klem». Ualversttit-stratz» 81, L«»t« Löscht, Katharinenstraß» 1t, p. »t» Uhr. 33. MWM.Tllgcblatt Anzeiger. Organ fir Politik, Localgrschichte, Handels- «nd GeschLstSverkchr. Auslage IS/7S» ^donnnuenlopreis v,enels. 4',, ölik, inrl. Brinoerlohn b Mk., durch dre Post bezog«« 6 Mk. Jrde einzelne Stummer 80 Pi Belegexemplar IO Ps. Gebühren für Txtrabetlaaea (in Tageblatt-Format aesaiz») ohne bostbeförvernu« Ä Mt. «tt BoftbesSrderung 48 Mk. Inserate ügespaltme Petüzeilr 20 Pi. Größere Tchristen laut uni. Pte.eoeiteichettß. ladellanscher u. Zisternsas nach höherm Demi. Keliainr« »ater dem Redacttousftrlch pie«»»i»av. Zeile 50 Pf., vor den Familiennach richten die ^gespaltene Zeile 40 Pi. Inserate sind »kt» an die Eppevitian za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnsoumeranäo oder ourcy Post. Nachnahme. Montag den 2. Februar 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Thetl. LliiltholfiillilM. EftesltaG dm «. Februar d. I sollm »UN vormittag« « Nyr «m auf drm diesjährigen Schlag« im Noseathal «wischen der Leibniz- und der Weftstraßenbrücke, sowie am Gotzliser Dammwege e«. Kvv Haufen tlet« «»«achtes At»«kh»lz gegen sofortige Baarzahluag und nnlrr den ößiutlich aushLngmdm Bedingungen an dm Meistbietenden »ertanft werden. Zusammenkunft i an der keibnlzdrllcke. rmyzig, am 2«. Januar 1835. Des Nat-s Forstdeputatto». StSdlifche Fortbildungsschule für Mädchen. Anmeldungen neuer Schülerinnen nimmt der Unterzeichnete Montag, den 2., und Dienstag, den S. Februar, Norm, vou 10—12 «d Nachm, von 2—4 Uhr im Directorialzimmer der-I. Bürger- schale sür Knaben entgegen. Bet drr Anmeldung ist da« letzte Kchulzeagniß oorzulegeo. Leipzig, d«u SO. Januar 1885. ll. »eiwar, Direktor. Nichtamtlicher Thetl. Afrikanische Lonferenz. " Berlin, >1. Januar Die Afrikanisch« Con» s«r«»t trat heut, >, einer Sitzung jusammm, in »elcher ß» Panet S ihre« Programme«, betr. die künfttgm Besitz ergreifungen an den Küfleu Afrika«, in der Fassung der Tom» Mission genehmigte Damit ist die Ausgabe der Tonserenz i» Wesentlichen al« erfüllt zu betrachten. E» erübrigt nun» »ehr noch die Feststellung drr Schlußakt,. Zn diesem Be huf« wird di« Redactionscomnttssion ehebaldlgst zusammen» treten. Nach Vorbereitung de« Wortlaute« derselben dürften gleichwohl immerhin noch einige Tage verstreichen, ehe diese Formalität auch seiten» der Confcrenz erievigt und damit der definitive Abschluß diese« in der Geschickte der Diplomatie »i« de« Völkerrecht« gleich bedeutsamen Werke« herdeigesührt ietn wird. Zugleich mit Barligung de» D«rl«ratl»*«-Pr». irrt«, betrefsend neue Besitzergreifungen an den Küsten Afrika«, hat die Tommission der Afrikanischen Con fer« uz auch über di« von ihr ml das gepflogenen verhand» lungrn einen Bericht erstattet. Am Eingänge desselben wird daraus hinaewiesen, daß da« ursprüngliche Projekt, welche« den Tommissionsberatbungen zur Grundlage diente, vou den deutschen Bevollmächtigten, in Uedereinstimmung mit dem franlöstsche», vorgclegl und von der Tommission einstimmig al« Grundlage der Verhandlungen angenommen wurde. Zunächst erfuhr der einleitende Theil de« Deciaration«- project« einige rcdactionelle Modistcationen, indem brr Au«» druck: forwalitsa 4 odservsr (zu beobachtende Formalitäten) durch die Worte: ooullltiolw sasoottsUss 4 romplir (zu er« füllende wesentliche Bedingungen) ersetzt, uud statt: ckoclrtlla uul/orm» gesetzt wurde: i-ibglvu nuikorma«. Die Beschränkung de« Declaralion«project« auf die afrikanische Küste wurde vom englischen Botschafter ansang« « Gunsten seiner Erstreckung auf den ganzen Tontincnt veanstandet, vom französischen hingegen befürwortet. Herr Unterstaat«secr»tair Bulch erklärte, im Princip dem Stand punkt, vir Edward Malet'« nicht abgeneigt zu sein, aber er hob hervor, daß derselbe »othwendtgerweise die genaue und alsbaldige Feststellung de« afrikanischen Besitzstände« «tuer jeden Macht bedinge. Dem amerikanische« Vertreter, welcher sich sür besagte Abgrenzung erwärmte, wurde ein» gewendet, daß ein solche« Vorgehen thatsächlich auf ein» Lheiluug Afrika« hinau-lirfr und jenseits der Tonserenz« aufgabe liege, worauf di« Diseussio» über diesen Punct ihren Abschluß fand. Man wendete sich nunmehr dem Art. I de« Projekt« zu, »«besondere der darin vorgesehenen Anzeige an die Mächte, Au» Formalität, deren Nutzen allgemein« Anerkennung fand. Man nahm an, daß die Anzeige untrennbar sei vou rtuer ««wissen Grenzbezeicknung und daß dir interesflrten Mächte stet« solche ergänzende Aufklärung«» verlangen könnten, die ihnen bebuf« Schutze« ihrer Rechte »Vor Interessen unerläß» ltch schienen. De« Weiteren wünschte drr englische Botschafter den Weg sall der Worte: sitns» «n cksbor» a« >«> poaoesotono »ctuolles (außerhalb ihrer gegenwärtigen Besitzungen gelegen), während Gras Benomar mit Recht betonte, daß eine ausdrückliche Hervorhebung, wonach die Bestimmungen der Tonferen; auf de« gegenwärtigen Besitzstand keine Anwendung finden, keines wegs gleichqiltig sei. Da» RedactionScomit« schlug demnach eine beide Einwendungen berücksichtigend« Formel vor. Die Erörterung der Frage, ob die bloße Anzeige an sich schon zur unmittelbaren Anerkennung de« effektiven Charakter« der Besitzergreifung führen müsse, hatte zur Folge, daß mail beschloß, dir Worte: ckv I« rseonaaltr« eommo süoctlt (sic al« effektive anzuerkennen) zu streichen, dir Worte: s« kuir«! e»Ioir, eil ze » lisu, Isurs rSelawutlon, (geaebrnensall« ihr« Einwendungen vorzubringeni aber stehen zu lasten. Den Jiikalt und die völkerrechtliche Tragweite solcher Ei» Wendungen brachte der italienische Botschafter zur Sprache Man einigte sich dieSbetrefsS dahin, daß ein, einstimmige Genehmigung nickt als unerläßliche Vorbedingung sür die Gültigkeit einer Besitzergreifung zu betrachten ist. Art. II. de- DeclarationSprojeclS bezweckt Feststellung der Bedingungen einer effektiven Besitzergreifung und bestimmt da« Minimum der dem besitzergreifenden Dlaate zusallend«. Verpflichtungen. Nach kurzem Meinungsaustausch erklärt schließlich Herr NnterstaatSsecretair Busch seine Zustimmung zu einem früheren Vorschläge de« englischen Botschafter« welcher dahin gina^ die Worte zu streichen, welche die Schutz- gebiete denselben Bedingungen unterwerfen al« die in Besitz ommenen. Demzusokzc kommen die Worte: oa plscö »oui. ? protoolorat (oder unter ibren Schutz gestellt) in Wegfall Die Bedingungen der effektiven Besitzergreifung ließen sich uach der Formel, welche den Tommissionsverhandlungen zu Grund, lag. zusammensaste» in die Verpflichtung, in den be setzten Gebieten eine Rechtspflege zu begründen und aufrecht zu erhalten, welche hinrcicht, den Frieden zu wahren, die er worbenen Rechte, sowie eintretendenfalls die Bedingungen zu schützen, unter denen die Freiheit deö Handels und des Lurch- äenoi ,ang«verkehr« fich entwickelt hah«, wird. Dios«, Text hat mehrfach« »enderuuaen ers«hr«n, di« den Gt»u destelb« «doß uicht gewandelt haveu. Um eine« von Herrn de Terva Piment«! ««gedrückten Wunsche zu willfahren, wurde beschlossen, im Protokoll von Neuem z» constatiren, daß die vorgeschriebenen -kraelu nur aus künftig, Besitzergreifungen Anwendung finden sollen. An den Art. II de« Declarationsprojcct« schlossen sich noch dir Erörterungen einiger, von verschiedenen Tommission«» Mitgliedern angeregten Specialfragen, die indeß mit dem eigentlichen Inhalt« de« Artikel« keinen so direkten Zusammen hang Hallen, um zu irgend welcher Meinung-äußerung oder Beschlußfassung der Tommission zu führen. Di« Schlußbestimmung de» DeclaralionSprojeet« galt der Zustimmung der aus der Tonserenz nicht vertretenen Mächte, «ie wurde aus Baron Lambrcmonl'S Vorschlag fallen gelasten. Man nahm an, daß allen von der Tonserenz ausgehenden Acten die gleich« Fähigkeit der Zustimmung oder de- Beitritt« innewokme und daß es angemesten sei, hierfür eine allgemein^ und einzige Verfügung zu treffen. Der Schluß des CommissionSbericht« endlich lautet: „Meine Herren! Nachdem Sie die Handel«» und VchiffsahrtSfreiheit im Herzen Afrika« mit Bürgschaften umgeben und Ihre Fürsorge für da« sittlich« und leib» licke Wohl der dort wohnenden Völkerschaften bekundet haben, stehen Sie im Begriff, Regeln in da« positiv« Völkerrecht etnzuführen, welche die Au«merz«og von Zwietracht«- und Tonflict«gründen au« den internatio nalen Beziehungen zum Zweck haben Di« Tonserenz konnte ihre langen und mühevollen Berathunge» nicht bester abschließen. al« indem sie ihr» letzt« Arbeit dan Interest« de« Fried«« weiht«. 28. Januar l»S». Drr Präsident. Alph. de Tonreel. Der Berichterstatter. Baron 8ambr«»o»t. Leipzig, 2. Februar 1885. * Mit einem seltsamen Resultat hat di« Post dampfer - Com Mission .ihr« Arbeiten beendigt. Nach der afrikanischen ist auch die australisch« Linie mit lt gegen 10 Stimmen abgeiehnt Word«, so daß nur die ostasiatisch« übrig blieb. Bei der Schlußabstimmung wurde altdann da« gauw Gesotz mit 14 gegen 7 Stimm« abge» lehnt. Diese 14 Stimm« setzten sich zufamm« an« den Deutschfreistnnigen. welche überhaupt da« Gesetz nicht wollen, einem Ecntrum-mitglied und den Conservativen und National liberalen, welche letztere Parteien rin auf die einzige ostasiatische Linie beschränkte« Subventionsgesetz für werthlo« erachteten und unter dies« Umständen lieber keinen positiven Gcsammt- beschluß der Commission zu Stande kommen lasten wollten. Die Minorität von 7 Stimmen wurde durch 5 Trntrumß- mitgliedcr und 2 Socialdemokraten gebildet. Die Tommission tritt also mit einem vollständig negativen Ergebniß vor da» Plenum und Herr Brömel, einer der entschiedensten Gegner de« Gesetzentwurf«, fungirt al« Referent. Man darf die« Ergebniß nun freilich bei der unsicheren Haltung eines TheilS des TentrumS und der deutschsreisinnigen Partei nicht ohne weitere» al» maßgebend für die Entscheidung im Plenum ansehcn, trüb und zweifelhaft aber sind die Aussichten unter allen Umständen. * Die .Norddeutsche Sllgem. Zeitung- schreibt «m leitender Stelle: In der P ostdampfersllbpentt»»«-Tommission ist «tu Antrag zur Annahme gelangt, welcher bci Strafe des Mandat verluste« den ReichStagSabgeordnrtr- Verbietet, sich als „Ltgen- thümer »der Thetlnehmer der subventiontrten Postdampfcrlchiffsahrt«- Linie zu betheiltgen oder dem Anstich!», oder VerwaltunqSrath einer sudoentionirten Postdampfschlfstahrt-.Beiellschaft anzugebSren". Durch diesen Beschluß wird di« Sphäre der parlamentarischen Jncompatibilität »ach einer Richtung hin erweitert, welche, wenn dieselbe weiter vrrsolgt wird, dem Parlamentarismus einen ganz besonderen Lharakler aafdrückcn würde. In de« verschiedenen Verfassungen. i« welchen dl« Jncom- patibilitilt eine Rolle spielt, wird dieselbe aus drr Forderung der« geleitel, daß der Volksvertreter durch Rücksichten aus amtliche Stellung nicht gebunden werden dürfe Es werden daher bald diese, baw jene veamtenkotegorien von der Wahlvurkei» ansoelchlosten. Der obige Antrag, welcher ja nicht zum B-.chluß des Parlament« tz^»>-cht werden kann, ohne genrraltstrt zu werden, richtet sich gegen Jnterefsen-Bertretung durch die Interessent«, «nd charaktertstri sich insofern als Ausstuß de« abstrakt politischen Parlamentarismus. Die Genesis deS Antrags ist bekanm genug Die Tommission war Zeuge eine« Kampfe« zwischen Hamburg und Bremen um den bevorzugten Antheil a» den Borthetten de^ Subvention, und die Art, wie je nach b,a sich darbietrnde» Lhancen von der eine» und der andere,. Sette argumentirt wurde, mag da- Verlangen «ach Sicherstellung de« allgemeinen Interesse« angeregt haben. Man hätte sich aber leicht sagen können, daß der Antrag, wenn er lediglich auf den Specialsall beschränk« bleiben sollte, unnsthig; wenn er aber principielle Bedeutung gewinnen sollte, wegen seiner BoranSsetzuug höchst bedenklich in seinen Lonseqnenzru werden müßte. Die Stellung, welche die Vertreter de« Hamburger und Bremer Wahlbezirk« zu der Vorlage einnahmen, trat tn der Discnstion so klar und unverkennbar hervor, daß eS den LommissionSmitgliedern nicht schwer fallen konnte, zwischen der lieber,euquxg de« sachver- ständigen Urtheils und dem Wunsche des LocalvatrsttismuS zu unterscheiden und sich danach eine eigene Meinung z« bilden. Der von drr Tommissiaa angenommene Antrag kann sich also nur ans einem Princip rechtfertigen lassen: aus der Zurückweisung der Interessenvertretung zu Gunsten der abstrakt poüttschen Ber- tretunq, einer Forderung, welche von dem Irrlhum auSgehl, daß nur Diejenigen, welche keiner bestimmten Jnteressengrnvve ange- hören, am besten befähigt sind, daS allgemeine Wohl zu berathen. Bus diesem Wege würden wir dahin gelangen, aus unseren .Parlamenten Alle anszuschließen, welche eine Productivtbätigkeit ausüben in Gewerbe, Industrie. Landwirthschast und Handel: auch die Lapitalisten, insofern sie ja ein sehr dringendes persönliche« Interesse bei allen Fragen der direkte» Besteuerung haben, und in den Parlamenten würde lediglich der Kamps der Meinungen ein Recht haben mit der Wirkung, welche man vormals als Regierung vom grünen Tische" au» so sehr beklagte und verdammte. Will man aber eine Tatwickelung der Gesetzgebung, welche die Lntwickelnng unserer wirthschaftlick-n Interessen verspricht, so wird man aus da» s»chverständigt Urtheil nicht verzichten können und diele« allerdings hauptsächlich von Denen einbolea müssen, welche Interessenten in den zur Lrwägung stehenden Fragen sind, und man wird darin am so weniger eine Gefahr sür da« allgemeine Wohl erkennen können, al« dasselbe nur in der Befriedigung de- verschiedenen Interesiengrnvpen erblühen kann. Allerdings stoße» die Sonderintercssen hart aus einander; aber auch die Meinungen schließen einander aus, und um so hart näckiger, je mehr sie dazu neigen, die theoretische Nolbwendigkeit mit dem praktischen Bedürfnis zu verwechseln. Gerade da? praktische Vedürfniß aber bringt «kr Soaderintrrrste, da»», sich bnrch Wechsel- eilige Ausgleichung ante» da« Gesetz »e« allgemeinen Wohl»« zu beugen. Eine demerkenswerth« Bethättgung de« Interesses, welche« Se.Majestät der König Ludwig II- der deutschen skeschichlsforschung unau-gesetzt zuwendet, und tm Bc- onderen der lebhaften Theilnahme und Verehrung de« baye- :ischen Monarchen sür den Reichskanzler liegt in dem CabinelS» chreiden vor, welche« an den Herausgeber der Bismarck'schcn AundestagS-Torrespondenz, Regierungsrath vr.v.Poschinger, anläßlich der Einsendung de? jüngst erschienenen ErgänzunaS- bandeS der erwähnten Publikation ergangen ist. Dieses Schreiben, von dem Chef de» Sekretariats Sr. Majestät de« Königs, Herrn Ministerialrats) v. Schneider, ausgehend und auS Hohenschwangau, 28. Januar datirt, lautet folgender maßen: „Eingedenk deS Interesses, welches Seine Majestät der König den von Euer Hochwohlgeboren seinerzeit ein- gesrndeten drei ersten Theilen der von Ihnen herauS- egebencn Dokumente der königlich preußischen BundcStagS- öesandtschast (Preußen im Bundestage 1851 bis l859) zu zuwenden geruhten, Hatzen Allerhöchstdieselben auch die jüngst von Ihnen bethätigte Vorlage d«S vierten Tbeile« dirses WerkeS mit lebhaftem Vergnügen entgegengenommen. Ich reue mich. Euer Hochwohlgeboren hiervon unter dem Aus drucke deS huldvollen Allerhöchsten Danke- für den in der neuerlichen Einsendung gelegenen Beweis von Aufmerksamkeit Keautniß zu geben." * * » * In bin maßgebenbenKreisen der Eidgenossenschaft cheint man der im italienischen Parlnmeat« vor« «brachten Interpellation de» italienischen Deputirten sür iomo in der römischen Deputirtenkammer eine größere Tragweite auch für die Interessen der Eidgenossenschaft bei- ulegen „Um Mißverständnissen zu begegnen," kommt der "erner „Bund" auf einzelne Punkte derselben zurück: Er reibt: Da- die Absetzung G recchi'S anbelangt, so be- die italienische Regierung, deren Antwort abzu warten ist. Wir glauben ferner nicht, daß die Schweiz sie Ansicht Italiens zu hören hatte, al» sie die Ordnung der Divcrsanfragen im Tessin an die Hand nahm. Die Fragen über die Vermögensrechte de» Bislhum» Eomo werden al» solche besonder» zu behandeln sein. Etwa» dunkel ist da egen derjenige Theil der Interrogation, welcher von einem "renzeartell und von Grenzrrclificationen spricht. Wie sollen die Fragen de» Zollcartell« und der Grenz Tons«! rerkistcation an,' der reuz. welchr nächsten« in Lugano ' gelangen? oder Como abgehalten werden soll, zur Sprache , Beide Länder haben bereit» ihre Delegirten bezeichnet. Aller dings wird e» sich um Maßregeln handeln, welche mit Bezug aus den Schmuggel an der Grenze und insbesondere auf den Bahnhöfen erträglichere Verhältnisse berbeiführen sollen. Ein genaue» Programm der Tonserenz ist nicht vereinbart worden, obwohl die Schweiz die« von vornherein gewünscht hätte. Dagegen wird unzweifelhaft der Bundesrath seinen Delegirten eine Instruction mitgeben, die jede Eventualität, daß wir Jlalien zu unserem Schaden die Zollpolizei, welche ibm allein obliegt, besorgen sollen, ausschließt. Am guten Willen der Schweiz, zur Unterdückung de« unsanbern Dchwärzergewerbes die Hand ru bieten, wird es nicht fehlen. Wenn die italie< nischen Delegirten der Tonserenz daher eine Erleichterung der Informationen von Bahnhof zu Bahnhof, von einer AuS- ober Einsuhrstation zur andern herbeisührcn möchten, so werden sie da» vestmöglicke Entgegenkommen finden. Dolche Informationen könnten die Tontrole der italie nischen Zollbehörden wesentlich unterstützen. Ein anderer Punct der Tonserenz dürfte darauf hinausgehen, genau fest znstellen, wie weit der Arm der italienischen Zollbehörden reichen darf. Man erinnert sictz noch de» Falles, daß italienische Zollwächter aus Sckweizerboden bei Chiasso eine Verhaftung vorgenommen. Die Schweiz reclamirte bei Jlalien und erhielt schließlich die gewünschte Genugthuung, obwohl -Italien ansang» geltend zn machen suchte, das Territorium, auf dem di« Verhaftung staltgesunden, sei Eigenthum der italienischen Bahngesellfchast und unterliege der Polizeihoheit Italiens. Letzteres bestritt die Schweiz mit Recht und Erfolg. Die Tonserenz wird daraus hinzuwirken suchen, daß bestimmte, leicht erkennbare Abgrenzungen getroffen und dir italienischen Zollwächler acnau instruirt werden darüber, ll-ie weit die Polizeihoheit chreS Landes reicht, ins besondere rücksschllich des Bahnhofe« in Chiasso. WaS der Abgeordnete Como» unter den „schwebenden, gering fügigen Grenz - Rektifikationen" versteht, ist nicht rech, klar. Unsere» Wissen» ist man Uber di« Grenzlinie vollständig im Klaren. Ein Punct, der früher den Gegenstand einer Streitfrage bildete, ist durch Schiedsgericht erledigt worden, indem Italien eine Alp zugcsprochen erhielt. Wenn aber die italienischen Zollbehörden die Grenze nicht gut kennen, so möge,» st« darüber belehrt oder die Lmie soll deutlicher markirt werden. In diesem Sinne kann aller dings auch die Grenze Verhandlung-gegenstand der Tonserenz werden. Tie Schweiz wird überhaupt Italien im Interesse der freundschaftlichen Beziehungen der beiden Länder so weit entgcgenkomw.en, als cS ihr die grundsätzlich verschiedene Stellung, welche die beiden Staaten in der Zollpolitik ein- nrhmrn, erlaubt." * Ueoer die angekvndigte Besitzergreifung Italien« am Rothen Meere enthält die „Pall Mall Gazelte" einen Artikel, welcher den Leser zweiselhast läßt, ob Wohlwollen oder Ucbelwollen für Italien darin au-gedrückt sein soll; wahrscheinlich bedeutet er, wie da» Deutschland gegenüber vorgekommen ist, Wohlwollen mit Worten und andere» Ver halten in Thaten. DaS genannte Blatt schreibt: „Wir sind die ssuarckian» (Beschützer oder auch Vormünder) von Egypten, und mit nnS hat eine jede Macht, welche sich rgyplisches Gebiet aneignet, zuerst zu rechnen. Nach der Erklärung de» Herrn Mcmcini ist anzunehmen, daß Italien und England sich darüber verständigt haben, daß wir in keiner Weise sür die italienische Occupatio» von Massowah verantwortlich sind, jedoch keinen Einwand dagegen erheben werden. Die Türken Dürften weniger gefällig sein, da der Sudan zu den erblichen Bcsttzunaen de» Sultans und Massowah zu dem Sudan gekört. Wenn Italien sich de« letzteren bemächtigt, so begeht es. technisch gesprochen, einen Bruch des Pariser vertrage« und verletzt va» Princip de« europäischen TonccrtS. legt überdies gewalttbätige Hand an die Besitzungen einer befreundeten und Verbündeten Macht. Dies wäre an sich nicht sehr wichtig, gäbe cS nicht feindlichen Mächten eine Gelegenheit, de» Italienern aus ihrem Wege srierlicker Eroberung in Afrika Schwierigkeiten zu bereiten. Man glaubt, daß die Türken auf ihrem Einspruch nicht bestehen werden, weil England und drr Sultan gerade jetzt gute Freunde sind. DaS Abkommen läuft in der Tbat daraus hinaus, daß Jlalien Massowah bekommt und die Türken Suakim, während wir die Rechnung bezahlen, uns au« dem Sudan davonmachcn und da« allgemeine Zugreisen so arrangirrn, wir es unfern Freunden paßt. Wir freuen un» sehr. daß Jlalien die beste Rosine auS dem Pudding haben soll, aber wir sehen mit unverhehlter Bcsorgniß der Entwickelung des ZuzreisenS ent gegen. ES wäre wunderbar, wenn dasselbe enden sollte, ohne daß wenigsten» einige der Zugreisendcn einander in die Haare gericlhen". * Nu» Teheran, 5. Januar, schreibt der dortige Cor- respondent der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung": Die deutsche Colonie war am Neujahrslage beim Gesandten. Herrn von Braunschweig, zum Frühstück geladen. In einem Toaste aus Se. Majestät den Kaiser betonte der Herr Minister zunächst, mit welchem gehobenen Gefühle wir Deutschen jetzt überall in der Well uns bewegen könnten: wie der Kaiser und sein Kanzler den Rubin unseres deutschen BalcrlanbeS zu einem nie Vagewcsenen gehoben hätten, und wie auch hier im Herzen Asiens derselbe in gleichem Maße nachklinge. Indem der Herr Minister dann die Äiiwe'cuden aufsorderlc, Schulter an Schulter mit ihm zu stehen und ibm zu helfen, kiesen deutschen Ruhm auch hier in der Fremde immer mehr zu befestigen, stimmlen Alle begeistert in da» Hoch auf Se. Majestät unseren ruhmreichen Schutz herrn und Landesvater ein. Das meist au» deutschen Producten bestehende Ilejonnor L la tonro.llstte mundete vortrefflich, und erst in späterer NachmitkagSstunde ver ließen die Eingrladenen das neue vor etwa vierzehn Tagen bezogene, aber schon vollständig eingerichtete Gesandt schafts-Hotel. Während der Zeit hatte man aber auch noch Gelegenheit, die allbekannte Bcliebheit unserer auß rortent- lichen Gesandtschaft und vor Allem die des Herrn Minister» bei allen Kreisen, persischen wie fremdländischen, zu beobachten. Schon während des Frühstücks begannen die Gralulalwns- besuche. Der Schah, der selbst aus Jagd abwesend war, hatte seinen hier als Gouverneur der Stadt Teheran residi-- rcndcn jüngsten Sohn, Nälbc-Sultancb. beauftragt, seine Glückwünsche darzubringen. Sellen ist wobt überhaupt eine Gesandtschaft so von dem Herrscher Persiens auSgezoichnct worden als die zeitige deutsche. Fast kein Tag verging, an dem der Schah nicht unserem Gesandten wahrend feines Aufenthaltes im Palai» Lalezar eine Ueberraschung bereitete. Nicht minder zuvorkommend zeigen sich die Grcßwürdeu- lrLaer Persien», und so geben schon eine Reihe seltener Geschenkaegcnstände im deutschen Mininerhotel auch äußer liches Zeugniß von der ' Gesinnung Persiens gegen Deutschland und seinen hiesigen Vertreter. Im Nebligen ist da» Leben in Teheran leider noch wenig oder vielmehr gar nicht den Tulturbedürsnissen eine» Europäers angemessen. Hier giebt eS noch keine Tageszeitungen, kein Theater, kein Concerl, keine sonstigen öffentliche» Bcrgnüglingen, nicht einmal ein öffentliches Local, in dem sich der mäniiiiche Tbeil der Fremvencolonic der Abwechselung wegen einmal zu- sammenftndei« könnte. Nichts von allcöem ist vorhanden. Nur durch die Güte de» englischen TelegrapkenamteS werden bin und wieder „TageSneuigkeilcn" aus Europa ,c. bekannt. Sie sind immer äußerst knapp bemessen und betreffen größten- theils englische Angelegenheiten. Die Sylvestcrnacht wurde auch diesmal, wie eS fast schon zu einer stehenden Gewohnheit hier geworden ist, von der zum größten Theil eingelabenen Teheran» Gesellschaft beim französischen Gesandten. Herrn Risnö v. Balloy, ausS Angenebmste gefeiert. E» wurde bis zum frühen Morgen getanzt. Der Herr Minister war, wie immer, ein liebenswürdiger Gastgeber. * Dem Ministerium Gladstone scheint es nicht be- schieden, de« Lebens ungemischte Freude zu genießen. Seine politische Action hat eS immer nur zu halben Erfolgen ge- vrachl, deren Effect noch obendrein durch mehrfach« ganze Mißerfolge wesentlich beeinträchtigt wurde. Es gilt dies namentlich von Gladstone'» Führung der auswärtigen Ange legenheiten, als deren brennendste bekanntlich zur Zeit die egyplische Frage sich darstelll; Wolselcy's Expedition zur Entsetzung Khartum» und Befreiung Gordon's hat diS jetzt ihrem Urheber, den Führern und Mannschaften neben aller dings schweren Verlusten doch auch reichen müilalrischcn Lorbeer gebracht und die Hoffnung begründet, daß das eng lische Enlsatzcorps wenigsten« mit heiler Haut nach Khartum hineinkomnien werde. Wie es später aus Khartum wieder hctauskommen wird, soll sich erst noch zeigen. Außerdem scheint ein Abkommen wegen der rgvpüschen Finanzen zwischen England und den Mächten aus Grund der vom Londoner Cabinet stellenweise modisscirten sranzösischcn Gegenvorschläge in der Theorie perfect geworden zu sein; cS fragt sich nun, wie dasselbe sich in der Praxis bewähre» wird. Den osiasiatischen Con- stict hat England sich finanziell zu Nutze zu machen gewußt, indem eS mit China eine Anleihe unter sür die letztere Macht in hohem Grade drückenden, pekuniären Bedingungen abgeschlossen hat, andererseits aber die Franzosen einlgermaßen gegen sich in Harnisch brachte, indem cs nicht dulden will, daß franzö sische Schiffe in Hongkong behusS Vornahme von Repara turen Station machen. WaS nun die innere Politik betrifft, so bat Gladstone allerdings die parlamentarische Campagne wegen der Wablresorm »nd der WahlkreiSeintheilungSbill zu unerwartet günstigem Enke geführt, allein man kan» dock nicht leugnen, daß dieser Erfolg gar fehr verblaßt angesichts der trostlosen Lage vou Ackerbau und Industrie, sowie des immer rücksichtsloser auslrelenden Terrorismus der Dynamit- .igu. So weist das Conto der Gladstone'scken SkaatS- leilung neben einigen mehr scheinbar als wirklich gewinn- ceichen Posten die allerbedenklicksten MancoS aus, denen wesentlich nur der Factor seiner Popularität bei der Mehr heit oer Parlamentswäkler gegenüoer steht, die aber unter jeder HiobSpvll zusammcnbrechcn kann. Das sind keine scbr vertrauenerweckenden Aussichten für die Zukunft de» CabinelS. * AuS New-'/)ork wird telegraphirt. daß dem Ver nehmen nach Edmund« im Senate der Vereinigten Staaten einen Antrag angemelvet bade, den Vertrag „i't Nicaragua nochmals in Erwägung zu ziehen. Nus Mittheiliingen englischer Blätter darf geschlossen werden, daß ..uch die Rücksicht auf den Elayton-Bulwer-Berlrag den ame rikanischen Senat bei seiner Ablehnung deS Vertrages mit Nicaragua beeinflußt bat. Der im Jahre >850 zwischen England und den Vereinigte» Staaten abgeschlossene Clayton- Bulwcr-Verlrag enthält alö Haiiplbesliiiimniig das Verbot sür beide Machte, jemals für fick eine ausschließliche Ton trole über eine» Schiffscanal cniSzuübcn, der das Allantisch«
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