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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-08
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1885
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19^0 1884 zu Ostern IS Schüler consirmirt, das Schuljahr selbst began« mit 1(16 Kinder». Dir dirsjährigrn Wahlsäh'gkeitsprilsuuge» wurde« »om 1. bi- 6. Drcember (881 uuter Bo, sitz des VezirPschulinspectors Eicheabcrg auö Lhemnitz obgehalle». Zugelaffen waren 84 Schüler de- Seminars und rin Fremder, welche sämmllich die Prüsuuge« bestanden. Da» Lehrerkollegium besteht au» 14 Lehrkräften. Leipziger Lehrer-Verein. * Leipzig, 7. April. «»> Donnerstag, den 26. März, sprach Herr Rocke über „Schlesische Resormversuche im Reche», »»trrrichte", wclche i» einem vor längerer Zeit gehaltene» Bor- trage eine» schlesischen Semi»arl«hrer» — „über Vereinfachung de» Nechruunterrich!»' — uoriiegea. Die These» »n diesem vortrage lauten im Ziisamiiikiihang«: 1) Line Vereinfachung de» Rechen- ««»erricht» ist geboten 2) Die Vereinfachung de» Reche,unterr,cht» besteht in der Ausscheidung verschiedener bisher allgemein üblich gewesener, aber in» gewöhnlichen Leben nicht Vvrkommender Aufgabe» «»d Ausgabrngruppen. 3) An-zuscheide» find: ». dir Grnndrech- »nngöarten mir nichr al» zweifach beuaunte» Zahlen im schriftlichen Rechnen; b. alle diejenigen zusammengesetzten Aus- gaben, welche, die Buchstabenrechnung nachadmend, da» Zusammen- zählen, Abziehen, Vervielfältigen »nd Tchrileu mehrgliedriger Größe« sorder»; e. i» der Zeitrechnung die Bestimmung des Ansang-punelcs »ud de» Endpunkte» eines Zeiträume« »ach Dag. Mona« »ad Jahr au» Zeitdauer »nd End bez. Ansongspuucl derselbe»: ck. Aufgabe» «it großen oder unbequemen Renner» der gemeine» Brüche; e. der größte Lheil der Aufgabe» aus der einsacheu Regeldetri« »,d die ganze »usammeugese-tr Regeldetrie; k. au» der Zinsrechnung alle »usgaben zur Ber«chuu,g de» Ziussußes» säst alle «usgaben z»r Berechuuag der zinstragende, Geldsumme; g. die ganze Mischung», «nd Lerminrrchnung; b Aufgabe», i» welche» die bereit« durch Ministerialerloß „versagten Maß. »ud Gewichtseinheiten, sowie an dere zum Theil bereit» veraltete Veueuuuuge» Vorkommen. An der Vegrüuduug dieser These», welche i« »a»zeu sehr wenig riuaehrud sei. hob der Referent Folgende» hervor. Bei der Ausscheidung von Rechenftoff hat «a» sich »o» der Frag« leite» z» lasse»: „Ist e« wahrscheinlich oder doch »e,igste»< möglich, daß die Ausgabe, die ich eb«, sftlle, einst dem Schüler i» sei«« Leben begegne» werde?" Den» der Hauptzweck des Nechenunterricht» «st, de» Schüler z» befähigen, die RecbeuLusgabeu. die ihm i» de» verschiede»«» Bernfsz«eigen i» aewöhulichen Leben entgegenlrrte» werde», a»1z»r«ch»eu. Zwar soll der Schüler darch den Rechen» unterricht auch i« Denken geübt «erden, besondere Ausgabe« pnd »brr z» diese» Zwecke »ich» »öthia. Zu seiner Benrtheilu»g dieser Resormversuche ging der Referevt von der Bemerkung an», daß vor Allem der Maugel einer pri». ctpielle» Stell»»» de« Autor« zu tadeln sei; e» se» sowohl der sormaie Zweck des Rechenuuterricht» »ich« ge»a» bestunmt, al» auch da» Be- dürsniß de» praktische, Leben» in keiner Weise genügend »achgewiese». Die »»mittelbare Brauchbarkeit für« Leben könne nicht das rinziq Maßg«be»d« bei der Auswahl de» Unterrichtsstosscs sein; aber selbst wen» mo» sich aus diese» beschränkten Etandpunct stelle, müsse «an dir Vereinfachung-Vorschläge de» Autor» al» z« weit gehend zurück- «eisen; de»» di« Ausgaben, die da» Lebe» darbietet, feie» nicht immer einfacher Art, sondern oft sehr zusammengesetzt, «a» der Referent an mehrere» Beispielen »achweist. Dru eigentliche» Zweck de» Reche,innterricht» fand Referent aber in folgenden Punclen. Der Rechenunterricht hat zu erstreben: 1) Einsicht in die Zahl und ihre Verhältnisse: 2) Lrkenntniß der Rechengefetze; 3) Anwendung der Gesetz« aus die Rechens-lle des Leben»; 4) durch dies Alles Erlangung riurr genügenden Rechenfertigkeit «nd Stärkung der Denkkrasl. Zur Lrreichuug diese» Zweck:» ist zwar stet» nach Vereinfachung zu streben, indem man immer wieder zu den «iederen Zahlenräumea und übcr- baupt zu den Elementen zurückkehrt, auch den Rechenftoff vorzugs weise dem praktischen Leben entnimmt; e» darf aber nicht ein ein fache» verschwinden von Rechenstoff in dem Umfange, wie es der Verfasser vornimmt, erfolge«, den« dadurch eruiedrigl man die Volks schule dermaßen, daß sie ihre Schüler kaum über die Vrauchbarkeit in zukünftigen Dienstboteustellungen HInansbringt. Aus dem Verkehr mit Liwachseneu, welche sich oft mit der Vitte an ihn wandten, sie im Rechnen weiterznbilde», weiß Referent, daß das Leben in diesem Fache höhere Ansorderuugeu stelll, al» in Lehrerkrcise» bisweilen an genommen werde, und daß di« Fähigkeit, den einzelucn Fall dem allgemeinen Gesetz unterzuordiien, eine begriffliche Beherrschung de- b.tr-ffende» Gebiete« voraussetzt. I, der hieraus folgende» lebhaften Debatte wurde von einigen Rednern der Standpunkt dc» Autor« vertheidigt, indem mau daraus hinwies. daß bei der Vermehrung de» Rechenstoffs über da« Nothwcndigfte hinaus die Leistungen im Rechnen häufig ungenügender wären als früher. Dagegen ward« von anderer Seile behauptet, eine vereinsachnng de» Rechenunterrichts sei wohl erstr.benswerth, der versoffer aber -eh« zu weit. Der Rechenunter, richt habe seiner Wichtigkeit gemäß einen möglichst breiten Raum im Lehrpläne einzuuehmen. Ls scheine, al» würde der Rechenunterrich» gegenüber andern Fächern, besonder« realistischen, vernachlässigt, wo bei der Bedeutung des Rechnen» für das Denken sehr zu bedaueru sei. Mau sprach auch seiu vedaueru darüber au», dag bei der Wahl« sähigkeitsprüfung an deu Seiniuarie» nicht mehr iu Mathematik g«> prüft werde. Gegenüber dem Vorschlag«, durch eine Resolution die Stellung de» verei»» zu den »orgetrageue» Thesen zu kennzeichnen, verhielt sich der Resereut ablehnend, da da« Für Mtd Wider »och nicht genügend zum Ausdruck gekommen 'ei. Entscheid mizen -es Reichsgerichts. kAbdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Rach si. 340 Str. G.-B. wird «in Beamter, welcher in An? Übung seine» Amte« vorsätzlich eine Körperverletzung de gaht, mit Sesängniß nicht nnter drei Monaten bestraft. Au« dieser Strafbestimmung war gegen de» Gefangen-Anfseher G. zu M. An klage erhoben. Wie sestgestellt, versucht« der Angeklagte, weicher als Gefougen-Auffeher bei dem grrichllicheu Gesäugniß zu M. sungirt, om Abend des 15. März 1884, dem in diesen, Gesöngniß befind lichen Elrasgesangenea «., nachdem dieser ruhestörenden Lärm verübt und dir TNir seiner Zelle gespreizt hatte, die Handkettr anzulegen, um den G. zur Ruh« zu bringen »nd zugleich «n »er Flucht zu hindern. Da ihm die Anlegung der Kette bei dem heftigen Wider staubt de» G. nicht gelang, ging der Angeklagte zurück, holte siel, einen Stock »nd versetzte dann «it demselben dein G. mehrere Schläge. Doch auch jetzt konnte er den» G., welcher sich durch svrt- währrudes Treten und Beißen »ehrte, nicht bewältigen, nud erst mit Hilfe eines anderen «esangenen gelang rS später, dem G. di« Hand kette anzulegen, woraus dieser sich ruhig verhielt. Da» Landgericht erachtet bei dieser Sachlage den tz. 340 des Strafgesetzbuchs aus die HandlnngSwets« de» Angeklagten für »übt anwendbar, indem e» au»sührt, daß nach ß. 21 des Gefängnis, reglements vom 16. März 1881 dem Gesingen Aussetzer eine Waffe verabreicht werden könne, von welcher derselbe insbesondere dann Gebranch machen dürft, wen» ein Gejangener sich der Er greisung bei »ersuchter Flucht tdätlich «idersetzt. Da nun ,m »orlftgeuden Falle unzweiftlhast G. aus dem Gesängniß habe entweiche» «olle«, so habe bei dem Widerstande, den er bei seiner Fesselung dem Wärter entgegensetzte, diesem »»bedingt das Recht zngestande», von srmrr Waffe Gebrauch zu machen. Danach aber sei de» Augeklagle, weil er ein« Waffe nicht besaß, noch berechtigt gewesen, sich eine» Stocke«, eine» weit minder ge- sährliche» Werkzeuges, zur vewältignug des Widerstande» zo de- dienen. In Folge der von der Staatsanwaltschaft gegen die srelsprechend« E tscheidnng eingelegten Revision hat da» R.-G., kV. Strafsenat, dicielbe am 17. Oktober v. I. ausqehoben. L» führt «uS: Da« de treffende Gefäuguiß-Reglemeat bestimmt ün A. 21. daß die Aussicht» behürdr im Interesse der Sicherheit de» Personal» oder de- Ge säiignisse» nach der Loge oder der Beschaffenheit de« letzteren und der sonstige» in Betracht kommende« Verhältnisse die Verabreichung von Wnssru au die Gefänqnißinspertoreu »nd Gesangen-Ausseher «»ordnen kann, und daß die Gefangen Aufseher und Wächter al». dann bei Wahrnehmung de« Dienste« Seitengeioehr zu tragen habe». L« schreibt weiter vor. haß dem Beamten bei Aus übung des Dienste» in drei bestimmten Fälle» der Gebrauch der Waffen gestattet ist, namentlich «mch, wenn rin Gesaogrner sich »er Ergreifung bei »ersuchter Flucht thätlich »der durch ge sährtübe Drohungen widersetzt, and fügt dann noch Hinz», »aß der Gebronch der Waffe nicht weiter ausgedehnt werden darf, el» zur Abwehr de» Angriffs odrr zur Ueberwiudnng des Widerstande- erforderlich ist. Ob nach den Frpst-lliinae» de» Landgericht» dieAnnahme, daß G. sich der Ergreifung vei »ersuchter Flncht lhälltck, »idersetzt habe, sich rechtfertigen ließe, ab andererseit« das Landgericht sich der Prüfung enlz.hcu durste, inwieweit die StockschlägkziirUebrrwi» düng des Wider stände« de» G. dienlich und rrsordertich waren, tan» unerörter« bleiben. Denn die Anwendna, de» ff. 2l des Reglement« innß schon dkshald für rechts- irrlbümlich erachtet werden, weil die Verabreichung einer «asse o» de» Angeklagten von der «ulp^ittlörde u,ch« äu ge ordne» war. der Angeklagte «>,L »fchs die in 8 21 dezrichneie Waffe, sondern eine» Stnck zu« Schlüße» ßenntzt hak. Di« 8esitzeÄe» Seitengewehr» nicht be^d^ sich iedensall» eine» Stocke« als eines weit minder gefährliche» Werk- zeug« znr Ueberwinduug eine« ihnen geleisteten Widerstandes de- dienen dürfen, ist weder au» dem 8 21 »och ans sonstigen ve- stimmangen de» Reglement» herzuleite», vielmehr schreibt der 8 4L »ur vor, daß zur augenblicklichen Bändigung bei thätlicher Widersetzlichkeit oder bei Toben und Schreie» Fesselung, Zwangsftnhl und Zwangsjacke angewendet wrrden dürfen, »ad der Al 55 erklärt die körperliche Züchtigung durchweg, also auchals Sicherung«- und Bändigung',»iltrl, sür auSgeschlosse«. Da da« Landgericht d e Freisprechung des Aiiqeklagtru lediglich aus de» Inhalt de« 8 21 de- Regle»,ents sür die Gejänguiffe der Justizverwaltnug gestützt hat, ohne sich im Uebrigc» über daS Borha»deaje,n der Voraussetzungen zur Anwendung des 8 240 Str-G.-B auszusprechr», so muhte das angesochteue Urtheil aufgehoben und die Sache zur anderwenen verhaudlnug »nd Entscheidung in dir erste Instanz zurückverwieft» werde». vermischtes. --- Berlin, 5. April. Zu ve» Ersten, welche dem Fürsten BiSmarck gelegentlich ver Bcrlobung ve» Grasen Wilhelm BrSmarck ihre Theilnahme auSvrückten, gehört der Kronprinz, der in ungemein herzlicher Weise feinen Glückwunsch übersandte. Gleichzeitig klärt sich auch aus, wie die dem Kronprinzen bei dem Fackrlzug am DienStog zuge dachte Ovation uutertzlieb. E» hängt die» mit einem Mangel in der Ausstellung der Fackelträger zusammen, welche das Fenster, an welchem der Kronprinz sich befand, unbeleuchtet ließen, so daß er von der Straße au» nicht wahrgrnommen werden konnte, was za dem falschen Gerücht seiner Abwesen heit Anlaß gab. — Ueber die BetheiNgung der Studirende« der Vrterinär-Medicin an der Bismarck-Feier inBerli« schreibt mau der „Schlesischen Zeitung" von betheiligter Seite: Di« Auffahrt der am Fackelzug thrilnehmenden Studirende» der Beterinür-Medicin erfolgte in der Luisen- straße vor dem Hauptportal der kgl. Tbierarzneiscbule, von wo au» sich der stattlich« Zug über die Karl- und Friedrich» straße nach dem Lustgarten begab. Den Zug erösfneten zwei Mitglieder de» Ausschüsse» in vollem Wich« zu Pferd«, denen da» Banner der Anstalt zu Wagen folgte. Daran schlossen sich drei Vertreter de« Rudolstädter 8. 6 , au« je einem Mitglied« der Landsmannschaften Salingia, Franconia, N«o Teutonia bestehend, sowie die Deputation des Turnverein» der Studirende» der Veterinär-Medici». Trotz der Ferien war die Beteiligung am CommerS der allgemeinen Stukenten- schast der Philharmonie eine so zahlreiche, daß eine Läng», tafel kaum die Tbeilnehmer zu soffen vermochte, die unter ihrem eigenen Präsidium bi« zum Schluffe daselbst verweilten. Am andern Morgen fand ein zahlreich besuchter Frühschoppen in den -aiserhallen statt, an welchen sich ein fioeler Ezbummel nach den Zelten schloß. ^ Im Nieseogebirge ist die Nachtigall (wenigsten« in, Hirschberger Tdale) nicht zu finden. Die städtischen Be hörden von Hirschbrrg sind aber in Uebereinftimmung mit dem dortigen Vereine sür Geflügelzucht ver Ansicht, daß sich im Hirschberaer Thal« Nachtigallen acclimatisiren lasten und haben eine Summe zur Veranstalluna eine» Versuche» be willigt. Es werden Nachtigallen aus Ungarn am Cavalier-, HnuSbcrge zc. angesiedelt werden, und man hofft sie heimisch zu machen, da sie auch im Görlitzer Slattpark mit günstigem Erfolge acclimatisirt «nd die klimatischen Verhältnisse ähn liche sind. --- Der „Reichs- und Staatö-Anzeiger" veröffentlicht nun mehr eine amtliche Darstellung der Schlagwetter- Explosion aus der Grube ..Camphause»- bei Saar brücken am 18 März. Wir ersehen aus derselben, daß die bisherigen privaten Berichte im Wesentlichen eine correcle Schilderung des unglückseligen BorgangS gegeben haßen. Die Gesammtzahl der lebend Geretteten betrug 5t, von denen indeß 4 bald nachher im Lazareth gestorben sind. Die amtliche Darstellung schließt: Die Aufsuchung und Bergung der Tobten hat tagrlanger, un« unterbrochener und hingebendsier A»st>engungeu bedurft, indem eiucsthktls die über 'alles bekannte Maß hinausgehenden Zerstörungen in den Banen dir amsaugeeichste» Ausräumuugsarbeite» und Vor richtungen zur Wiederherstellung des gestörten WetterzugeS erheischten, auderntheils die uur langsam abzichenden R >chlchwaden und neue Ansammlungen schlagender Wetter dir äußerste Ausmerksamkeil und Vorsicht geboten. In Folge dessen konnten denn auch die 3 letzte« der 175 Reichen erst am 80. März ausgesunden werde». Bis der regelmäßige Betrieb in der Grube wieder beginnen wird, möchten wohl noch Wochen vergehen. Eine vollständige Aufklärung über dirlktstehung der in ihren Folgen so überaus traurige» Katastrophe wird wohl kaum jemal» zu erlangen sein. Mag dir Entzündung der Schlagwetter an? w>? immer sür einer Ursache in einem der deu Su chten zunächst gelegenen östlichen »der westlichen Bremsschachlftldcru oder auch >» deu einsallenden Banen uuierhalb der ersten Sohle erfolgt sein, jedensall» ist sie nicht, wie unter gewöhnlichen verhältniffen zu er- warten gewesen wäre, eine locale geblieben, sondern hat sich mit Blitzesschnelle säst über die ganzen Grubenbaue verbreitet. Es bleibt hiernach kein Zweifel, daß neben schlagenden Wettern der dai der großen Trockcuhett der Grube überall der Lust beigemengte seine Kohlenstaub in verderblichster Weise niitgcwirkt hat, nicht nnr die Explosion weiter sortzutrage» »nd zu verstärken, sondern auch durch di« Bildung gewaltiger Muffen kohlenoxhdrsicher Schwade» dieselbe um so verhüognißvoller zu gestalten. Ueber die bei den RettnngSarbeilen von Beamten »nd Arbeitern gezeigte aus- opsrrnde Hingebnng nnd Au-daoer herrscht nnr eine Stimme dc- LobeS, wie deu» auch der Kaiser Alle» dafür die A8c» Ochste Anerkennung hat ouSsprechen lasse». Hunderte wackerer Männer waren von den Rochbarwerken yerbeigeeilt, «m ,n wdeSmlityiger Rächftenliebe und Pstichtcrsüllung ihr Leben einziifttzea zur Rettung der verunglückten Kameraden. Von den obersten Beamten herab dis zu den jüngsten Schleppern, alle haben ihre Schuldigkeit in reichstem Maße gelban. Auch di« muster- hoste Haltung der durch deu Unglückssoll zunächst betroffenen berg männlichen Bevölkerung der benachbarten Ortschaften verdient da» höchste Lob. Mit Einrechnvng der nachträglich noch verstorbenen 4 Gerettete» sind der erschütternde» Katastrophe im Ganzen 17S Menschenleben zum Opfer gesalleu, eia Unglück, wie solches die Geschichte des preußischen Bergbaues seither nicht gekannt hat. Die Berunalücklen vertheilen sich auf 51 einzelne Ortschaften» von denen am stärksten die Orte HerreSohr (86). Dudweiler (28), Fisch- boch (24) nnd Reiinsboch (10) benoffeo siad. Fast 150 Familien be- trauern iu den Verunglückten ihre Stützen nnd Ernährer, 140 Wittwr» die Gatten, über 400 Waisen die Väter. Wohl ausnahmSlo» befinden sich diese sämmtlichen Familien in nicht gerade ärmliche», aber auch nicht in vermögenden Verhältnissen; ein Bergmaiinshan« oder ei» kleine» Grundstück dürste höchstens ihr Bcsiplhum bilden. Gleichwohl kann unter den Hinterbliebenen ein Nolhftand für jetzt sowohl, wie für die Folge al» autgeschlosftn bezeichnet werden. Dank den statutenmäßigen Leistungen der in durchaus befriedigender Vermögenslage befindlichen Saarbrücker KnappschaftScaffe, welche sosott mit Zahlung der Sterbegelderbelrage von je 75.4k, sowie der böchftznlässigen Witlwen- »ad Waisenmiterstütziingea ringetretea ist. Dank ferner den an- der Grnbencasse alsbald gewährten außer ordentlichen Unterstützungen, Dank endlich den durch die Gnade de» Kaisers, der Kaiserin und zahlreicher edlen Mcnichenjreande gespendeten reiche» Geldmittel ist znr Zeit jeglicher Noch wirksam vorgebeugt. Aber auch sür die Folge wird die staatlich Verwaltung, wie die» bereits der Minister der »sftntlichen Arbeiten antdrücklich im Landtage erklärt hat, ,1? Arbeitgeber i« Verein mit der Äuapp- ichaftecosse sich -m vollsten Maße nnd weitesten Umfange der Hinter bliebenen annehmen und ihnen wenigsten» niaieriell den Verlust de» Ernährers s» wenig w>e insglich kühlbar zu mache« suchen. Daß hierdurch den so anerSr^nensiveiihkn Bestrebungen der private» Wohlihätigkeit »ich« entaegeugetreten wird und auch nicht entgegen- getretro werde« >«>, dürste selbstverständlich sein. --- Arolsen, 3. April. Ein Gewitter «it Wolke«» bruch im April ist geioiß eine selleur XaturerscheinmiA. Hier in «nserem Thalkeffel erfolgte sie gestern; Blitz «ad Donner lösten sich fortwährend ab. al» wiir» »ir i» den Hu„dltage»; dabei goß e« in Ströme» »»« tzertch. .Merkwürdigerweise sind diesewolkeabruchartigviNiederschlfiHg ! nur In einem Umkreise von en»«r Stunde nledergltzs»«»» s In Mrugriiigs'ansen schlug der Blitz i» ei» Haus, >»M kurier Zelt dölltg «iederbranate. Unser Fürst Georg Viktor nebst Erdpria, Krbed^ch erschienen alsbald auf der Brand, ftütt« und belhkiligt« sich letzterer insofern an dem Lösch- und Rettnngswerke, al« der Prinz sich mit in die Reihe stellte »nd Wasser,«trage» Haff. — Die rapide« Fortschritte aus dem Gebiete der Elrktrirität und ihrer Anwendung haben bereit» seit einer Reih« von Jahren dahin geführt, dieselbe als Motor für kleinere Fahrzeuge zu vcrwerthen. Soviel bekannt, sind e« die Engländer gewesen, welche »ach mehrfach voraus- aegangenrn Versuchen in Rußland, Frankreich und England selbst die bi» >etzt erreichte vollkommenste Ausnutzung davon gemacht haben in dem elektrische» Boote „Australia". welche» im verflossenen Sommer verschiedene Fährte» auf der Themse gemach, hat. Da» Boot war bestimmt. Patrouilleurdienst« in Siviieh-Harbour zu versehen, da e» sich hierzu bei der vollkommen geräuschlo« gehenden Maschine und ohne (durch den Forlsall ve» Kohlen- und verbrauchten Kesseldauipsr») aus- zusallen sehr gut zu eignen schien und sich den Schiffen und Usern unbemerkt nähern konnte. Umstände verzögerten jedoch die Uedersuhrung de» Bootes nach Sidney und seitdem sind sehr eingehende weitere Versuche mit dem Fahrzeug vorgeuommcn Da» Boot wurde mit Accumulatoren, die von der Electrica! Power Etorage Company gefüllt wurden und mit einem Neckenzaun Elektroniotor versehe». Der Propeller ist eine Schraube, wclche nahezu 800 Umdrehungen macht und eine» Durchmesser von 45 Ceutimcler hat Da« Boot läuft 7 Knoten pro Stunde, kommt also der Geschwindigkeit der Dampsbar» kaffen sehr nahe Die Länge de» Fahrzeuge« beträgt 7.5 Meter, die Breite 2 Meter, und eS können in demseibeu 16 Persour« bequem Platz finde». Die Accumulatoren sind unter den Sitzen zu beiden Seiten, sowie hinten und vorn im Boote placirt. Born am Buge ist ein nach allen Richtungen dreh barer elektrischer Reflector-Apparat mit Scheinwerfer von 3000 Normalkerzen Leuchtkraft angebracht. Die ersorderlich« Stromstärke sür diese» Licht erfordert 15 Ampßr«, die sür den Motor der Schraube 37 Ampäre und rrpräsentirt 4.46 elektrische Pserlcstärken. so daß nach Abzug deS Ver luste« an Widerstand und Reibung 3.5 effective Pferdestärken Triebkraft verbleiben. Die Unbequemlichkeit sür di« Ver wendung der Elektricität als Triebkraft für Schiffe wird stet« in dem raschen Berbranch der in den Accumulatoren ausgrspeichcrten Kraft und der erforderlich werdenden »euen Füllung liegen, we«wegen «ine Ausnutzung dieser Triebkrast i« größerem Stile wohl kein« Zukunft haben dürste. — London, 80. März. Der Londoner Journa listen-Club hielt am letzten Sonnabend im Benetianischen Saale dc» Holborn Restaurant» sein JahreSesse«. wrlchc» überanS zahlreiche Betheiligung hatte und sebr glänzend ver lief. Unter den Gästen befanden sich die Exminrster und Parlamentsmitglieder Sir Richard Croß und W. H. Smith, ferner Herbert Gladstone, Charles Ruffels, Varo» Worm». Armistead, Barclay und O'Cvnnor Power, General Norton, Sir C. Tuppcr, sowie viele Bcrtretcr der Literatur, Kunst, Musik, de» Drama» und der fremde» Presse. Der königliche Justizrath und Parlamentsabgeordnete Edward Clarke, «in ehemaliger Journalist, führte deu Borsitz. Anläßlich deS landesüblichen Toaste» aus Heer und Flotte gedachte der Vorsitzende in ehrender Weise der im Sudan suncliouirenden Krieg-correspondeuten. von denen in der Ausübung ihre» beschwerliche» und gefährlichen Berufe» leider viele ihr Leben gelassen haben, wie z. B. O'Donovan, Bizetelly, Power». Herbert und Camcron (die bei Abu-Klea fielen) und Capitain White (Correspondeiit des Rcuter'scden BnreanS), der in der Wiifte »mkam. In Beantwortung deS Toaste» aus die „Musik' hielt Hr. Karl Rosa eine schwungvolle, mit großem Beifall ausgenommene Rede, worin er die Fortschritte hervorhob. di« England in der Musik gemacht habe. Die englischen Gesang»- chöre können sich mit allen Chören der Welt messen, und in der Ausführung von Oratorien stehe England unerreichbar da. Nicht minder vorgeschritten fei die englische Oper, und sei eS ihm, einem Fremdling« aus englischem Boden, gelungen, eine englische Oper ohne Subvention zu Stande zu bringen nnd geachtet zu »lachen, während aus dem Festlande selbst Opernhäuser nur bestehen können, wenn sie subventiouirl werden. ---- B ivi(Westasrika). Ter von der Congo-Association angestellte Ziminermeister Martin, welcher mit der Aufstellung der Holzhäuser in Bivi betraut war, hat am Cougo eiue» schrecklichen Tod gesunden. Al» er aus dem Bordertheilc eines Boote» arbeitete, fiel er in den Strom. Während man ihm ein Rettung-seil zuwars, stürzte sich ein im Schilfrohr verborgenes Krokodil aus ihu und verschlang Ho Vor den Augen der entsetzte» Genosse». Äus de« Statistische« Amt. Leipzig. »«. Woche vom LS. März bi» «. April 1885. Lcbendgeboren: männlich 52, weiblich 55, zusammen 107. Tovtgeborea: 6. Verstorben: männlich 41, weiblich 37. zu sammen 78. Die» giebt 24.0 pro Mille und Jahr. Unter den Verstorbenen waren 29 Kinder von 0—2 Jahre «nd 7 von 2—5 Jahre alt. In der inneren Stadt starben 7, in der äußeren 71. davon in Krankenhäusern 14, unter diesen befanden sich 4 Ortsfremde. Todesfälle kamen vor an: Scharlach 1, Diphtheriti« 8, Kcnchhnstcn 1, Kindbrttsieber 1, Lungenschwindsucht I3,Lunaen- und Lustrvhren-Entzlinoung 8, anveren Krankheiten der Ath- mung-organe 4. Schlagfluß 1, Darmkatarrh 5, Brechdurchfall 1, allen übrigen Krankheiten 36, durch Verunglückung 1, durch Selbstmord 3. Meteorologische Seobachtunge« »»k 4er v»1rer»1tüt»-8t«r»re»rr« r« l-«1p»1» vom 23. Rär» bi, 4. Fpkil 1885. s, -s rz-z s Z --- -Z- ZZZ l l . «medallvad äm Almmal, 8 754.9 4- 3L 98 kik nv 3 rrSb« «. » 754.4 6.2 8b NNV 2 träd« 8 754.2 -t- 6.0 8b e i trüb« 8 755.0 ^ 5 .0 87 XL 8 trüda SL 8 755K 10L 6? kl« 2 dawüllkt 8 756L 5.9 96 W » woUcig') 8 7580 4- L8 88 P 8 Uur 8 757.0 tt- 9.6 49 RA 8 klar « 755.7 tt- «L Sb P r Uur ff 8 752.» tt- K4 90 8 i Uu» r. 8 74SL tt- 13.9 I« 8 » dawvlkt 8 747.4 tt- 10.1 66 88 i deaMtff 8 746.4 tt- 7K 83 8P 1 tut trübe 2. » 74L3 tt- »»ä 54 2 «rüde 8 746.9 tt- 8L 64 A 8 deniälU 8 7504» tt- 1» 82 MllA 3 Uur r 8 7bO.« tt- 10.2 14 AK 3 beiter 8 750L tt- 4-S 62 »l« 2 Uur 8 750.» tt- 0.4 SS RI 3 trbde «. 8 747» tt- 8.7 »6 k» 3 dmeöllct « ?4?ck tt- 6 « «7 RI 8 malkie ff«, ff Uorfl«»r 8 sfhr »dai. ff KriW IlviL (Eingesandt.) Gin Wort >mr WeE-chetterzirh««-. Wieder liegen die Tage der »ffentliche» Echulprüsunge» hinler un», und mit der Berlheilung der Eeolnrea hat da» Echnljohr seinen Abschluß gesunden. Auch diesmal ist manche Mutter unbe- friedigt aus dem Prüsnug-saal zurückgekelwt. »nd ma»cher Baier ranze» die Stirn über die mittelmäßige Ernsne sei«» Kinde». Da »erven bittere Klagen laut nnd in schärft» Worten »trd über die mangelhafte» Leistungen der Schule, über die Unsthtgkett der Lehrer abgeurtheilt. Aber hüte» wir uu< vor ungerechtem Tadel; qennß, wie aus Erden nicht- vollkommen ist, so put» e« auch die Lehrer unserer Kinder nicht, «nd wohl der Schuft, die sich dieier Ulivollki'iiinienhei» recht klar bewußt ist. die »nablässig darnach streb», Uebelstände zu verbessern, Mängel zu beseitige» und ihre Leistungen von Jahr z» Jahr zu vervollkommne,!. Indessen seien auch wir Eltern stet» der heilige» Pflicht ringelt»», die Schule in ihrem Streben kräftig »» uuterstützen, und fragen wir un- ernstlich, ob wir dc» Lehrern ihre große «nd mühevolle Arbeit an »»seren Kinder, me erschwert haben. Dritte« wir »« niijrre Töchter und srogen «ir un«, unter welcher Vedmgvng sie als Schülerinnen die Freud« ihrer Llteru »nd Lehrer, al« graue« und Mütter die Krone ihre» Hause» sein werden. Nicht glänzend« An- loqen, nicht äußere Vorzüge sind daz« ersarbertich, wvhl aber eia wahrhaft srvmmer Sin», eiue »uerschütterliche Pflicht- treue nnd eiu »usrirdeue». heitere« Gemuth. Zu diesen Tugenden «nkere Mädchen zu erziehe», betrachtet di« Schule als ihre höchste nnd heiligste Ausgabe; sie kann aber dies« Ansqab« nicht lösen ohne kräftige, zielbewnßte Unterstützung von Sriten des Ellern- dauseS. Darum, ihr Mütter, pflegt die Religiosität in euren Töchtern : bedenkt e« wohl, baß i» den karge» nnd Gesahren des Leben-, die auch euren Kindern nicht erspart blribeu »erden, die echte Religion deS Hrrzen» der einzig sichere Stab ist, der lhuen nicht iu den Händen zerbricht. Glaubt »ve, nicht, daß ihr damit eure Kinder zu religiöse» Menschen erzieht, daß ihr sie mtglichfl oft in dir Klrche sctiickk »nd sie recht viele schwerverständliche Lieder »nd Sprüche lerne» laßt. Nichts ist gefährlicher sür die echte Religiosität »IS ein solche« Zuviel, nichts schädlicher als «in »ur äußerlicher Kirchenbesuch ohne Andacht, ohne Luft und Lieb« zu Gottes Wort. Loßt eure Kinder erst dann in« Gotteshaus gehen, wen» sie die nSthige geistige Reise erlangt haben; aber gewöhnt fie von klein ans, iu Freud' und Leid' ansjnblicke, zu ihrem himmlischen Baftr un» bei all ihrem Thnn und Lösten Gatt vor Auge, »ud im Herzen zu haben Bor Allem aber düirt euch »ar jedem leichtfertigen Wort über religiös« Dinge; eure Kinder müsse» e« fühle,, daß a»ch den Eller» Gölte« Gebote heilig find, daß auch fie im vertraue» aus ih» Stab und Stutze ihre» Lebe»» grsondea haben. Der ziveit« Talirman, den die Schuft unser, Töchtern mitqebeu will «ns Leben, ist die Pflicht treu«; darum »inuut sie » ernst onch mit den scheinbar kleinsten Pflichten; darum erschein! fie fast pedantisch in der Strenge, mit der jede Uebertretnng der Schul- gesetzt, jede Nachläifigkeit ln der Anfertigung der häu»I,chen Aus- gaben gerügt wird. Laßt euch dos »ich« verdrießen, ihr Mütter, sondern unterstützt die Schule in ihrer Arbeit, indem auch ihe es rech» ernst nehmt mit den Pflichten eurer Kinder der Schule gegenüber. Laßt sie nie eine Stunde versäume» einem Vergnügen zu Liebe, sondern bedenkt, daß, wenn mich in »inen, solchen Falle der Schaden, den das Kind an ftiner geistige» Fo>tdilbu»g erleidet, noch j» gering «st, die sittliche Schädigung desselben dafür nn> so schwerer ins Gewicht füllt. Wie soll ein Kind, da- Nachmittags seinem Vergnügen nachgehe» bars, nachdem es vormittags krnnk- heitshalbrr die Schule versäumen mußte oder gar vom Lehrer getadelt worden ist, den recvten'Iftgriff von der Heiligkeit decPslicht gewinnen'? Wohl lostet es dem Mntterherzen einen Kamps, den, Liebling eine Freude z» versagen; aber wie gering und vorübergehend ist der Schmerz, den solch' ein versagen dem Kinde verursacht, gegen all' das bittere Weh. das di« Gewöhnung zur Pflichlvergesjenheit im Geso'ge hall Wird nu» schon die Erziehung zur Religiosität und zur Pflicht- treue nicht überall ernst genaq durch da« Elternhaus vnierstntzl. so hat die Schule einen noch viel schwereren Sland bei ihrer Bemühung, die Mädchen zur Genügsamkeit zu erziehen. Und gerade in diesem Puncte kan» sie ohne Beihilfe so wei.ig erreichen; sie kann wohl zur Eittsachheit und Zufriedenheit ermahnen, kann die ideale» Güter des Lebens den Kindern immer und unmer wieder als die höchsten preisen; aber all' ihre Bemühungen sind umsonst, wenn hier nicht das Elleruhaus das Beste thrit. Und wie viel wird gerad- ans diesem Gebiet heutzutage gesündigt; es geht ein erschreckender Hang znr Genußsucht, eine nnersüttliche Begehrlichkeit durch »nsere Zeit hindurch, und nur zu oft werden diese verderb lichen Keim« schon in die zarten Kiaderherzen gelegt. Denken wir »nr au den unseligen, von Unbildung und Geschmack osigkcit gleicher weise zeugenden Hang mancher Mutter, mit der Toilette ihrer kleinen Mädchen zu prunken; da muß der Anzug, die Haartracht der Kindrr jeder noch so widerwärtigen Verirrung der Mode solgrn, und nicht das ist die schlimmste Folge solcher Thorheit, daß die sonst so liebliche Kindcrerscheinnug leben Reiz verliert; nein, viel trauriger ist es. daß der äußeren Verzerrung die innere lolgt. daß solch' ein arme« Lind lein kleine- Herz durch die Schuld der Mutter an Putz und Tand hängt, daß es eitel und hochmmaig aus auderc Kinder herabblickl und stolz wie ei» kleiner Psan einherschreitet, während e» doch von den schlicht und kindlich gekleideten Gefähr tinnen so «eit an Anmnth überstrahlt wird. Man höre nur. wie hier nnd da die kleinen Mädchc» sich auf der Straße unterhalten: „Mit Dieser oder Jener geh' ich nicht, die ist zu ichlech« augezogea." „Wie viel Kleider Haft Du?" Bei wem läßt Deine Mama arbeiten?" ». s. s. Senn mau solche Gespräche hsrt, so fühlt man den Groll in sich aussteigeo, nicht gegen die arme» Kinder, die »h»e ihr Wissen um ihre, höchste« Reiz betrogen worden sind, sonder» gegen di« herzenSarmen, ober flächliche» Mutter, dir diesen Betrug a,s ihr Gewissen geladen haben. Eine zweite Unsitte, die der Kinderwelt ernsten Schade, bring», si»d die in nnserrr Stadt Übfichen luxuriösen Kindergeseflschaslen. Pewiß ist es gut u»d nützlich, daß die Kinder miteinander verkehren, und wir Alle erinnern »ns aus unserer Kiuderzeit, wie fröhlich wir an Sonn- und Feiertage» deS Nachmittags mit unsere» Gesöhrlrn in Ha»S nnd Garte« nmhersprangen. Aber ernste- Mitleid ersaßt uns, wen« wir sehen, welche Anstalten jetzt ersorderlich sind, damil unsere kleinen Mädchen mit ihresgleichen fröhlich sein können. Ihr armen Sinder, girdt's denn für euch keinen Frohsinn mehr bei einer Tasse Kaffe« mit Kuchen und einem belegten Butter- brod'. Müsse» »othwendig theure Weine nnd gesundheitsschädliche Erömes die Festftimmnng in euch wecken? Und wohin sind die harmlosen, luftigen Pfänderspiele, da- fröhliche Drehen im Kreise «ach einem auf dem Elavier getrommelten Galopp geschwunden ? Nein, so leicht, s» anspruchslos und herzlich wie ehemals amiisirt sich die Kinderwelt nicht mebr; großartig« verloos,»ge, spielen die Hauptrolle bei ihren Gesellschaften, und soll getanzt «erden, s» dtirsen Blumensträuße »ud Eotillongeschenke nicht fehlen. Ihr Mütter, fragt euch »och einmal ernstlich, «b ihr mit dieser Ver wöhnung e»re Kinder glücklich »«acht; beobachtet die Kleinen, wenn sie zu einem solche» Fest bei euch versammelt sind, achtet aus di« Begehrlichkeit, gnit der jede das Beste zu erlangen trachtet, aus das Mäkeln »nd Umtauschen nach beendeter Verlausung, «nd dann scheltet »ichl aus die Kinder, sondern aus euch selbst, die ihr die Unmündigen zu so anspruchsvollem und unbescheidenem Wese» ge- »öhrtt. „Gewiß," denkt «anche, „ich bi» nach keine Freundin solcher Verwöhnung, aber was kann ich dagegen thnn? Ich lann doch nicht hinter Andere» znrückstehe», svnder« invß mich -evanchiren, wen» meine Kinder z« derartige» Festen eingeladen waren!" Aber ist eS wirklich möglich, daß eine Mutter so denkt'? Es Handel« sich um das Thenrrste, was du «ns Erden hast, »m deiner Kinder Wohl nnd Wehe, und d» wolltest deiner kleinlichen Eitelkett Gehör geben, wolltest das Leben-glück deines Kinde» gefährden, mn ,1s Entgelt dafür einige triviale Rede»«arten Iber das glänzende, »ohlgrlungene Fest u. dergl. enlgegenzunchmeu? Denn täusche dich darüber »ich«, um das Leben-glück deine« Kinde« handelt es sich bei dies«» Dingr», gleichviel »b d» reich seiest »der arm. Und wen» d» über Millionen vrrsügst, »ft wird deine Tochter mit de« Ihre« »»srftde». »» wahrhaft heiter und glücklich sei», wenr. du sie i» ihrer Kindheit zur Nngeuügsamkett erzogen hast. Wahrhaft gebildete Elten» sind dessen eingedenk, und darum finden wir »erobe i» den vornehmste und höchftstchendrn Familien «ft hie grüßt« EtasalUeit t» d«" Erziehung. Es ließe sich betreffs der Gewühnung znr Genuß- »nd Prnnksucht übrr gar manchen Pnnci »och diel sa^. s» über ba» Leib «ick Seele rninirende Theaterbesuchen der kiudee, über da« Prunken mit Ketten und Armbäudrrn bei der Viuseqimng, bei der das Mag« Menscheiikind doch so viel schöner völlig ichmucklo» vor seinem Gott erscheint und «der manch-» Andere mehr. Dock geung davon; dich« Zeile» wolle» nicht« A.iderc», al« denkend« Mütter zu eigen» Prüfung „»regen und gewiß, Alle, die e« ernst «eiaeu «tt dem Wohl ihrer Kinder, werde» darin mit uu« üderrinftiun»««»: Wir können bas Glück »»irrer Töchter »ur sicher«, tudrm uttr sie erziehen »uc F.llmmigkril. zur Pflichttreu» un» zur Genügsamkeit. ei»4 Mult,».
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