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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-26
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1886
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1726 hakten. Dir irische Nationalversammlung soll s« frei wie der Stadtrath in Manchester sein. illebenderorknungen zu erlassen; aber ihre Gesetze wie ihre Nebeilverortnuugen werbe» ber Autorität de» Parlament« unterliegen. Die irische Legislatur mach nach Belieben Steuern auserlegen, aber vie königlichen Steuern werben in Westminsier geregelt. Irgend welche oder alle diese Beschränkungen dürsten einer späteren Revision unterzogen werbe». Aber augenblicklich ist Derjenige kein Freund de» Homerule oder Irland». der auf irgend welchen weiteren Veränderungen de» bisherigen Zustande» besteht, al» sie in der Schaffung eine« autonomen irischen Parlament» in Dublin einbegriffen' sind." * Die Ucberlieserunqen der englischen Parteipolitik haben e» mit sich gebracht, dag da» Toryregiment im Allgemeinen al» schneidiger in Führung der auswärtigen Politik und dementsprechend auch eifriger besorgt um die Instandhaltung der englischen Wehrkraft galt, indeß die Whig» ihre Vorliebe wehr dein unierxolillschtn Angelegen heiten widmeten. Verminderungen des Etat» für Heer und Flotte pflegten daher unter Whigministcrlen. Vermehrungen unter torystlscher Staatsleitung an ber Tagesordnung zu sein. Wie aber in den meisten Fällen, so änbern auch hier Umstände d»e Sach«. Das jetzige Cabinet Eladstone kann trotz seiner im Grunde sehr geringfügigen Neigung, für englische Interesse» selbst in kriegerische Aktion zu treten, doch nicht umhin, sich mit der Erwägung anSznIöhnen. daß die Zeiten vorbei sind, wo der britische Leopard al» iulellec« rueller Veranstalter und demnächstiger interessirter Zu schauer fremder Kämpfe da» Endergebnih derselben zu seine» eigenen Nutzen gestaltete. Heute holt Niemand mehr für englische Interessen die Kastanien aus dem Feuer, hin« gegen muß jeder nüchterne englische Staatsmann sich auf den Fall vorbereiten, fremde Vergewaltigung-Versuche der eigenen Interessensphäre wirksam zurückzuweisen. Und zu diesem Be- buse darf er vor Mehrausgaben sür Wehrzwecke nicht zurück- schreckeu. Da» hat den» auch die Regierung de» Herrn Glavstone eingesehen: die Budgetdebatten de» englischen Unter hauses tragen den Bedürfnissen von Heer und Flotte daher in außgieblger Weise Rechnung, und man kann annehmen, daß die» in noch höherem Mage geschehen würde, wen» kriegerische Ereiguisse. an denen England unmittelbar betheiligt wäre, in naher Aussicht ständen. Da» scheint nun nicht der Fall zu sei»; Mr. Gladstone aber benutzt den Moment, um die Widerstandösactoren de» englischen StoatSwksen» möglichst zu concenlriren. Er zieht Äußenpoften, wo sie nicht dringend benöthigt werden, ein. und verstärkt dafür die ihm expomrter dünkenben Stellungen. So geschieht e», daß England sein egyptischeS Bollwerk verkleinert und e» dadurch in sich wider- stansssähigcr niacht, indeß anvererseit« die verfügbar werden den Truppen die indische Nordwestgrenze verstärken Helsen. Englaudö Hauptmaste ober bildet nach wie vor die Marine, an deren Verstärkung unausbörlick gearbeitet wird, wiewohl dieselbe in ihrer jetzigen Verfassung der stärksten fremden Seemacht, ja dem con binirtcn Angriff zweier Seemächte ge wachsen ist. Wenigsten» haben die Regierungsvertreter dem Unterhaus« solches noch kürzlich in aller Form versichert. * Da» Ministerium de« Auswärtigen in Washington bat die Mittheilung erhalten, daß aus Samoa vollständige Ruhe herrsche und der kürzliche Bericht über einen Versuch seiten» Deutschlands, die Insel zu annectiren, von einer Privat-Controverse zwischen dem dortigen deutschen Eonsul und de» Localbehordcn herrührte. * Daß die letzte» Wah>en zur brafilianifchen Depu- Ikrkenkammer für d,e conservative Partei «in über raschend günstige« Ergebniß gehabt baden, ist seinerzeit ge meldet worden. Dieser Ausfall der Wahlen erinnert daran, daß schon in den letzten beiden Wahlgängen von l88l und 1884 die Liberalen eine eigentliche Mehrheit de» Volke» nickt mehr hinter sich halten. Sie siegten, weil der amtliche Apparat für sie arbeitete, erhielten aber trotzdem nur eine so geringe Mehrheit, daß sie regierung-unfähig waren. Ein hal» Dutzend liberaler Abtrünniger genügte stet», um vie Regierung in» Schwanken zu bringen. Da» von dem libe rale» Eavinet bei Antritt seiner Regierung veröffentlichte Programm ist danach auch ein todter Buchstabe geblieben, da» einzige von den Liberalen zu Stande gebracht« bedeu tendere Gesetz ist da» über die Sclaven-Emancipation und auch dieses nur unter Beihilfe der Eonservativrn. Der Privilegicnschwindcl. die staatlichen Zinsgewährleistungen und eine ganze Reihe anderer Mißbräuche haben, wie man der „Kölnische» Zeitung" a»v PctrdpoliS schreibt, unter de», liberalen Regiment eine Ausdehnung gewonnen, welche da« Land aus die Dauer zu Grunde richten mußten. Der Ausfall der Wahlen ist um so bezeichnender, al« nach dem Urtheile der Zeitungen aller Schattirungen Wahlbccinflusfungen nicht siattgesuude» haben. Lur parlamentarischen Lage. kkl-O. Berlin, 24. März. Die Haltung der Curie und ihre» bischöflichen Vertrauensmannes im preußi schen Herrenhause wird sür da» Schicksal der kirchen, politischen Vorlage von entscheidender Bedeutung sein. Bisher sind darüber nur widersprechende und wechselnde Nach richten im Umlauf. In der HerrenbauSco».Mission ist wieder holt die Forderung erhoben worden, daß mit diesem Gesetz da» .FrievenSwerk gesichert" werde: eine Anzahl Mitglieder haben hiervon ausdrücklich ihre Zustimmung im Plenum ab hängig gemacht, und eS unterliegt keinem Zweifel, daß auch im Abgeordnetenbause dieser Gesichtspunkt scbr inaggebenv ber- vortreten wirb. Unter welchen Umständen das FrievenSwerk für gesichert zu erachten ist. darüber mag allerdings »lanchcMeinung«» Verschiedenheit herrschen. Zunächst wird man jedenfalls sch warten müssen, ob die Curie überhaupt etwa» und wa« sie thun wird, uin diesen Eindruck einer „Sicherung de« Friedens- werkS' hervorzubringcn. Wie immer, ob in einem der Ver ständigung günstige» oder ungünstige» Sinn, diese Frage gelöst werden wird, eine« ist gewiß, die parlamentarischen Vertreter, die Agitatoren, die Presse de« dculsche» Ullra- montaniSinus baden daS Ihrige vollauf getban, der Ver ständigung mit der Curie Hiiidcrn.ste zu bereiten, und wenn die letztere wirklich eine ablebente Hallnng einiiebinen sollte, so sind daran ,n erster L»ne die deutschen Intransigenten schuld Die „Germania' ließ sich noch „ach Bekanntwerden der Hcrre»ha»sbeschlüsie an» Rom melden, daß die Curie den selben nicht ziistliniiiei, könne; sie bat sür die weil geben dsten Erleichterungen, die da» Gesetz gewährt, nicht die geringste Aner kennung. sondern sucht miilEam nach einigen Anhaltspunkten, um die Rotbwendiqkeit de« „pinicipiellen' Widerspruch- der Curie zu begründen. Und wie die,.Gcrwania". so operirt dir arsammte klerikale Presse. Der deutsche Ultra»,ontan>Si»u» sucht den Frieden aus alle Weise zu binterliciben; er hofft bei Fort setzung de» Kampfe» noch vollständiaerei, Sieg nicht nur in seinen kirchlichen, sondern auch in seinen politischen Zielen. Die wahre Natur der ultramonlanen Actionspartei in Deutschland ist bei den neuesten kirchenpolitischen Vorgängen wirver einmal recht klar hervorgetrele». » Da« Herrenhau« erledigte heute kleiu« Vorlagen. In der nächsten Sitzung, am Freitag, stehen Petitionen und kleine Vorlagen aus der Tagesordnung. * Da« Abgeorduetenhau« berirth heule Petition«». Darunter ries namentlich «ine solche de» Magistrat« zu HilbeSheim eine längere Debatte hervor, worin um Zurück nahme der Ministerialversügung. welche die Gemeinden zur Reinigung der den Gerichten vorzusührrnden Gesangenen ver pflichtet, ersucht wird. Da« Hau« beschloß Uebergang zur Tagesordnung. Unter den al»dann folgenden Wahlprüsunaeu erregten die Bielefelder Wahlen besondere« Interesse. Di« Wahl de» Lbg. SchnatSmeyer wurde sür ailtig erklärt, di« der Abgg. Stöcker und Meyer-Selhausen beanstandet. Eine Anzahl landwirtbschastlicker Petitionen um Aushebung der Grund- und Grbäuvesteuer, Ermäßigung der Eisenbahntarise. Einsübrung der Doppelwährung, Erhöhung der laudwirth- sckastlichen Schutzzölle, Einführung eine- Wollzoll». Lenderung der Spiritu-besteuerung u. a. gab Anlaß zu einer längeren Debatte über die Nolhlage der Landwirthschast und di« zur Abhilfe vorgeschlagenen Mittel, namentlich den Wollzoll und die Reform der Branntweinsteuer. E» wurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen, vornehmlich mit vem Hinw«>» daraus, daß di« meisten der beantragten Maßregeln zur Competenz der Reich»gesetzgebung gehören. Freitag: Canal- Vorlage. Dringender Mahnruf an das publicum. * Leipzig. 25. März. E« ist un» heute von berufener Seite folgende Zuschrift zugegangen, welche wir um ihre» gemeinnützigen Zwecke» halber recht gern zum Abdruck bringe«. Durch oie Hochslulb haben die Rehe in den städti schen Waldungen außrrordentlich zu leiden. Sie sind, trotz ausgiebigster Fütterung, durch den langen Winter und anhaltenden Frost, der ihnen alle» Futter abschnitt, sehr ent kräftet. so daß sie den Flulhen und der Kälte derselben nicht den Widerstand entgegensetzen können, wie sonst. Sie werben nun jetzt durch da» Wasser zu Zufluchtsstätten gedrängt, die oft in ber Nähe de» menschlichen Verkehr» liegen; sowio sie nun den Spaziergängern zu Gesicht kommen, beginnt von dem unverständigen Tbeil de« Publicum» eine Hetzjagd, die den armen Thieren meist verderblich wird. Meisten lhcil« werden sie in da» Wasser zurückgejagt, um dort elendiglich umzukommen, oder sie werden erst recht in den Verkehr hineingejagt. Erst gestern hat man über di« Rennbahn einen Rehbock gejagt, und ihn so lange gehetzt, bi» er in einem Hause der Sükvorstadt ermattet zusammengebrochen ist; von dort hat ikm ein Forslbeamter in« Revier zvrücktragen lassen; da» arme Tbier halte stundenlang aus einem Flecke gelegen, so war e» abgehetzt. Am Montag batten sich 9 Stück Rebe aus einen Rchberg hinter dem Forsthau» Burgaue, der mit reichlichem Futter vor Ankunft de» Hochwasser» versorgt war, geflüchtet; die Thiere hätten ruhig dort den verlaus de» Wasser« auSbalten können, weil sie mit Futter genügend versehen waren. Diese Rehe wurden plötzlich sammt und sonder» in» Wasser zu- rückzejagt und sind in demselben verschwunden—zwei junge Leute hatten eine Kahnfahrt von Lützschena au* am städtischen Waldrevier heraus gemacht und durch sie wurden die Rehe in» Wasser zurückgeiagt. Dergleichen Dinge kommen jetzt tagtäglich massenhaft vor und bei der diesjährigen Ent kräftung der Thiere fast stet» zu deren Verderben. E» wäre nun sehr erwünscht, wenn der verständige Theil de» Publicum«, der doch weitaus die größte Mehrzahl der Spaziergänger bildet, gegen alle derartigen Au»schre>tungen unbeständiger Menschen, weist Kinder oder junge Leute, energisch Front machte und da» arme Wild in Schuh nähme; e» wird die Hochfluth voraussichtlich so schnell nickt vorübergehen, weil im Gebirge noch viel Schnee liegt, und so »verdenk wenn nicht da« Publicum mit Hilst, die armen Rebe noch lange zu leiden haben. Denn überall Schutzleute» Rath«diener und gorst» beamte hiuzustelleu, ist ja schlechterdings unmöglich. Di« gleichen Abbetzungen der Rehe beginnen in nächster Zeit» wenn da» Schneeglöckchen-Suchen beginnt. Der Rath hat immer vermieden, da» Verbot des Suchen« von Blumen direct au-zusprecken, sonder» hat nur da« Ausheben der Zwiebeln und Wurzeln untersagt. Wenn jedoch da« Herum- iagen der Thiere in diese,» Jahre wieder so arg wird, wie früher, so wird man mit Rücksicht aus die Noth. der die Rebe durch Hunger und Hochwasser in diesem Jahre au-gesetzt gewesen sind, wohl strengere Maßregeln ergreifen müssen. Auch hier wäre e« sehr erwünscht» wenn der verständige Theil der Spaziergänger de» gehetzten Wilde» sich möglichst annebmen wollte. Wir bemerken „och, daß den ganzen Winter hindurch da» Wild in reichlichstem Maße gefüttert wird, daß aber trotzdem die Thiere Hunger leiten müssen; man kann ihnen bei der Kälte, wie wir sie hatten, nur trockne» Futter. Kleeheu rc. geben, denn Rüben und Kartoffeln aesrieren und erzeugen dann >m Magen der Thiere erst reckt Krankheiten Mit dem trocknen Futter kann man aber die Thiere nicht satt machen, den» sie nehmen e» nur zur äußersten Noth; außerdem jagen die starken Böcke die schwachen Tbiere stet» vo» den Fütterungen ab; kurz, selbst mit der größten Fürsorge ist e« de. solchem Winter, wie wir ihn diesmal batten, nicht möglich, Noth und Hunger von den Thieren abzuhaltcn. * Am Freitag soll im Reichstag die zweite Lesung dsr Branntwrinmonovolvorlage stattsinden. die vor- au-sichllick einen sehr raschen Verlaus nehmen wird. Am nächsten Montag soll dir zweite Lesung kr» Socialisten- gesetze» beginnen Außerdem sind von große» Arbeiten vor zugsweise noch rückständig da» landwirthschaftlich« Unfall» gesetz, über da» in der Commission eine weitgebende Verstän digung erzielt ist. »»k die dritte Lesung der Ziickersteuervor» läge, deren Ergebniß ganz zweiselbast ist. Mit dielen Arbeiten konnte der Reichstag vielleicht schon Ende nächster Woche fertig werten. Die w-ileren parlamentarischen Dispositionen werden aber pp» dem Einbringen der »eurn Braniitwenistruervorlag« ubbängea. worüber Zuverlässige» noch nicht bekannt ist. Geologisches aus Leipzigs Umgebung. Die Kotzl^irte». Im Oste» unserer Stadt findet sich ein ziemlich auSgedebnter sehr fruchtbarer Landstrich vor, aus dem schon seit Langem ein sehr ergiebiger Gemüsebau betrieben wird und der de«halb allgemein unter dem Namen der „Kohlgärten" bekannt ist, welche Bezeich- nung man sogar aus die benachbarten Dörfer übertrag n hat. tr ist die völlig ebene Aue der Rietzschke, Imme da- iüvlich sich an. schließende Terrain, also da» ganze Gebiet zwischen Sellerhauien, ber Berbindunglbahn, Anger. Lroltendors, Reudnitz und Reuftller« Hause», da- sich in hohem Maße zum Anbau von allerlei Küchen» gewachsen eignet. Nun ist e» aber weder die jahrelange regelrechte und sorgsame llultur, noch sind e» besonder- künstliche Mittel gewesen, welche diesen Kohlgartenboden so rrtrag-sähig gemacht haben, sondern der ursprünglichste Grund seiner hervorragenden Fruchtbarkeit liegt vielmehr iu seiner natürlichen Loge und ganzen Beschossen« heit. Nanienilich ist es seine Zusammensetzung, welch« ihn so äußerst werthuoll erscheinen läßt und welche wesentlich andere Momente dar- dicle». al- diejenige des benachbarten Boden-. An dem Ausbau« de- koblgortenbodenS bethelltge» sich zwei ver schiedene Seftein-ablagerungen. Der höhere Dheil de» ganzen Ge biete- nach llrottendors zu besteht au- einem Hellen bi» dunkelbraunen Lehme, der wrder z» lettig und zäh, «och zu locker und sandig sich enveist, und ferner durch einen gewissen Kalkgehal» sich auszeichnet. E» ist derselbe Lehm, welcher in unserer heimothlicheu Gegend eine »ett« Verbreitung besitzt und wegen seine- Reichthum« au Blöcken oder kleineren Grstein-geschirbrn al» Block- oder GeschiebeIrh m bezeichnet wird. Im Osten Leipzig» baut dieser Lehn« fast an», schließlich den gesammlen Boden bi» zu einer dnrchschniitliche» Diese von 3'i, bi» 4 Metern ans, ist bahn auch schwer dnrchläisig, eia Uebelstand, der nur im Bereiche der Kohlgärten an» gleich näher za erörternden Gründen sich nicht »inftellt. In diese Vlocklehmdecke hat nun die Rietzschke ibr Bet» eingeschuitte» and dasselbe mit ihren Absätzen au-gekleidet. D,e dadurch hervorgerukne Aue wird vo» einem seinen, gleichmäßigen, hin vnd wieder sette«. plastischen Lehm, dem «ule hm. eriUlli. welchrr «ine ähnliche mineralische Zusammen- setzung wie der Blocklehu, aufweift, weil er Umlageruug-massen de» letztere, darftell». Nur enbält er viel wentgrr gröbere Bestandlbeilr. Wir finden in ihm dir seinen Tand-, Staub- und Ddontbeilchen wieder, welch« di« Rietzschke „nft in reichlicher Mruge mit sich führte und abgelagert hat und welch« di» Regenwässer der seitlich angre«. zentze» Vlocklehmdecke eulnomiue» und l» dir Rietzlchkrn-Aue gebrach» Heiden. «a« aber beide GesteinSbildungr» — de» Blocklebm. wie de, Aolchm — desonder» auszeichne, und ihre, Hobe» Werth al» Ge. müftbod«, beding», da« ist ihr onßerardentlich Hader Gehalt an allerlr« hnmosrn Substanzen. Beide Lehm, erscheinen geradezu völlig erfüll» »nd durchdrungen von «erschirdeur» t» Zerles und verwes»»- übergegongenea Pflan^ntheile». s« da» sie ,m der »ohkschwen », eine» echte» Mssrdpde» de, loeal sogar in Dorshode» übergehen kau». Iu Fol-, diese» reichen Hnmu-gehalteö erlang-,, der Dlocklehm vnd Anlebm hier eine dunkelbraune bi« tielichwoize Farbe und unterscheiden sich dadnrch sch»» aus den ersten Blick »on den, Äoüeo benachbarter Ge- biete. Außerdem weist der Sohlgorlenboden aber auch noch einen »roß,» Gedait au Feuchtigkeit aus und diese sein« beide, yaupteigenjchalteu stad e-, die ihm zu einer so außerordentlichen Fruchtbarkeit verhelsea. I» Allgemeinen machen Hnmussubftanzni. sobald sie gut «ad fei» oertheilt, iowie leicht lö-lich sind, «inen Boden sehr mild. Die« trifft für de» Kohlgarteuboden auch zu. den, nur stellenweise zeigt er stehende Nässe. Aber der Humuöqebalt hat überdies noch maache »udert Bedeutung. Außer ver Lusnemperatur ist bekannt lich auch die Bodenwärme rin wichtiger Factor zum Gedeihe, der Pflanzen. Bodcageinengrhellr, welch« die Boc>.»wärme zu erhöhen vermöge», find »adrr dem Pslanzeuiv-chsiiiuin un- bedingt förderlich und gerade Hnarutsubstaazea müssen al« solch« günstig« veflandthelle bezeichnet «erde». E» ist nämlich dnrch die verschirdendfte» Versuche längst nochgewiesen worden, daß sehr humusreiche Böden ta Folg« ihrer dunklen Farbe viel mrhr Wärmestrahle» aoffaage» als andere Bodenarten. Je schwärzer ei» park Hamas« Bode» ist, um so mehr vermag er Wärme onszunehme», wirft aber zugleich auch die einmal empiaugene Wärme >m so weniger zurück. Allen humuöreicheu Bäven kommt also nicht uur allein «ine größere LrwirmuugSsähigkeit zu. sondern sie sind überdies im Stande, die aasgeiangene Wirme lange ln sich seftznhalten. Ausgenommen hiervon sind nur diejenigen Bildungen, in denen die Humo»geaiengtheile vor allen anderen überwiege». Tenn dann stehen die hohe wasserhastend« Kraft de« Humuö, sowie dessen hohe specifische Wärme einer guten LrwSrmung der ganzen Ablagerung selbst direct entgegen. Des halb werden aus alle Fälle solche humuSiiihrende Bodenarien die beste» seia, bei weichen rin gewisse- günstige« Mischung«, derbältniß -wische» sandigen Ulld humolea Gemengtheilen ftattfindet. einerseits weil sich reiner Sand leichter erwärmt al» bloßer HuniuS und andererseil-, weil humu-sandige Böden die den Hnmuisubstanzen eigene dunkele Farbe mit inö Spiel kommt, wo durch die Ausnabmesähigkeit sür Wärmeftrahlea eine größere wird. Und gerade der Boden der Kohlgärtea im Osten Leipzig« weist eine so günstige Zusammensetzung aus. Seia genügender Gebalt an Sand bedingt eine raschere Erwärmung und lein hoher Gehalt on allerlei Hnmuöiubstanzea ist injoiera voa grobem Bortheil. al» diese letztere, in Folge ihrer hohe» Eigenwärme uur eine langsame Ab kühlung de« Boden« zulasjeu. Der Huniu-reichtbum de« Boden» der Kohlgärten erweist sich aber auch noch in anderer Beziehung als sehr werthvoll. Humose Böden erhalte» meist sehr viel äußerst seia vertheiltes Wasser uud zwar ebensoviel, ol- sie organische Geniengtheile besitzen. Sie vermögen eben mehrFeuchtigkeit auSdrrLnil anzuzieheu alt andere Boden- arien uud dann zeigen sie auch in gleichem Maße eine große Anziehungs kraft sür tropsbar flüssige« Wasser, wie es in Form atmosphärischer Nieder schläge zur Erd« gelaugl. Daher nimmt die wasjerhalteude Krast eiae« Boden« mit fernem HumuSgehalte zu. Auch ia dieser Hinsicht verhält sich der kohigarlenboden bei Le pztg sehr günstig und zwar um so mehr, al« die Aue der Rietzschke so wie so als eia Sammelbecken für die Regenwässer der Nachbarschaft gelten muß und überdies dieses Flüßchen bäufig Tkeile der Kohlgärten selbst durchtränlt. Hieraus rntipringen überdies noch andere Bor- theile. Einmal leidet der Kohlgarteuboden selbst während sehr trockener Jahre fast nie an Lrockenheit. weil er eben eine erhebliche Krait gegen dir Verdunstung der Bodenseuchligkeit betbätigt, dann rusra aber auch die Hnmussubstanzea uud das reichliche Wasser durch ihre Einwirkung aus die mineralilche» Bodenbestandtheile «ine rege -emiiche Zersetzung und Umsetzung in letzterem hervor. Je länger da« atmosphärische Wasser iu einem Boden festgehalle» wird, »m so mehr haben die wasserhastenden Kieftlsäureverbin» dünge» desselbea dann auch Zeit, ihre chemische Ddätigkeit zu äußern und eine kräftige Absorption derbeizuführen. Die« steigert sich »och medr. wenn die oberflächlich eingedrungenen Wässer im Boden selbst sorlwähread mit neuer kohleusäure versorgt werde». Di« stete Neubildung von Kohlensäure ist nun dem Kohlgartenbodea tu Folge des direkten Humu-gekaltes und sonstiger organischer Slosse tu Hohem Geode eigen. Die Kohlensäure vertheilt sich sein,,» Boden, uud da sie aus viele Mineraliubstanzen iäsead wirft, so wird sie von größier Bedeutung sür die Vegetation. Durch alle diese Eigenschaften wird der Humus zu dem wich tigste» Lestaadtheile de« Kohlgarteuboden«. Er gleicht 4>ir Extreme ans, welch« sonst hier durch Vorherrschen der sandige» tun» thoaigen Gemengt heil« hervorgernse» «erden. Der Bode» der Kohl- "gärten im Oste» uuserer Stadt verdankt also sei», große Frucht barkeit dem günstigen MischungSverhästniß zwischen sandige», thonigea und humosen Stoffe» in seiner Masse, der seinen Ber- »Heilung der letzteren und seiner dunkeln Färbung. Diese Eigen Ichasien setzen ihn in den Stand, sichleichterwärme» and die Wärme lange fest Hallen zu können, stet« Feuchtigkeit zur Verfügung zu haben, sowie eine rege chemische Ddätigkeit zu äußer». Namentlich in Folge leiucr durch den Humu-reichthuin bedingten leichteren Er wärmbarkeit und große» Feuchtigkeit liefern daher die „Sohlen garten" einen zur Gemüsezucht besonders geeigneten Boden, welche denn auch seit langer Zeit in ausgedehntem Maße aus ibm betrieben wird. Uedrigen« besitzen gewisse Stellen der dumaien Keschiebelehmböden zwischen Stünz vnd Mölkau, nördlich von Zweinaundorf, sowie be, Schöaeselb ähnliche Eigenschaft«» für den Anbau gewisser Küchengewächse, wenn auch in geringerem Grad«. Adolph Werl. Etwas über den alten Leipziger Lierschank. ES wird von alten Scribenten erzählt, daß Kaiser Heinrich l.. al- Begründer der sächsischen Städte, vor Allem auch sür Bewirkdung in deaielben gesorgt und in Erkenatniß der deutschen durstigen Seelen die Errichtung von Brauhäusern und Bierschänkeu veranlaßt habe. Wie weit die- wahr ist, lassen wir in Ermangelung urkundlicher Nachrichten dahin gestellt sein. Dhatlach« ist dagegen, daß im 15. Jahrhundert da« Bier allgemein beliebt uud überall eiugeiüdrt war. Ja Leipzig geschieht desselben urkundlich zuerst im Jabre 1442 Erwähnung. Damals icheint da» Roumburger Bier ein gesuchtes LiedlingsgetrSni gewesen zu sein, denn in genanntem Jabre ver ordnet« ber Kurfürst Friedrich, daß von jedem Fuder eingesührten Naumburgers ein rheinischer Gülden Zoll erboben werden sollte. Die Stadt Leipzig wurde zwar 1444 voa diesem Zoll befreit, doch fanden deshalb wiederhol« Streitigkeiten statt. Obgleich dieselben 1448 durch ein Schiedsgericht, bestehend ans dem Bischof Johann von Merseburg, dem Grasen Ernst von Gleichen, dem Ritter Ha»» von Maltitz und Otto Spiegel, aus geglichen wurden, sah sich der Raih dennoch veranlaßt, >m Jadre 1451 durch Zahlung eines Paulchalquautums voa 1200 rheinischen Gülden die freie Einsuhr des Naumburger Biere- zu er langen. Wie es scheint wandte aber der Rath jetzt auch den Leip ziger Brauereien seine Ausinerk'amkeit zu; denn 1452 erließ er eine Verordnung über da« Brauen. Malzen nab Hopseamessea, der erficht, lich eine Ausbesserung de« Bieres zu Grunve lag. DaS Leipziger Bier erlangte jedoch niemals nach außen Ruf und Verbreitung. Die vom Rath« erlangte Berechtigung, fremde« Bier zu verzapfe», führte bereit« >m 15. Jahrhundert zur Organisation des sogenannten Burgkiller-, dessen Räumlichkeiten nebst der damit ver bundenen Garküche jetzt das städtische Polizeiamt inue bat. Der Burgkeller wurde 1572 neu erbaut. In drmselbe» besaud sich «tue Stube, ta der die Burgtellerherre», Mitglieder des Raihe«. mit ihre» Beisitzer» soßeu. das Gelb einoahmra uud die Bierzeickiea ausgabr». Der vurgkeller destaad au« zwei tiefen, geräu migen Kellereien, in deren einer da» Eilenburger, Wurzener und Lanchaer Vier verzapft «vrde, «ährend in der aaderen da» Dorgaurr, Lachstriuer and gerbst» vier, sowie Vroihan und Keyderling lag. Da» Ranmdurger vier hatte dem War zrnrr »nd Eilenburger Vier« weiche, müssen. Heber einem jede, dieser Erster, zwischen denen genannte Stube sich befand, waren güldene Tafeln mit den Rawra der darin befindlichen Biersortr» angebracht. L»* Dauchaische Vier war am da« Jahr 1840 adqe- schasst Word«»: »eil es sich aber sehr besserte, wnrde es 1643 wieder emqesührt. bald nachher brach sich da« Merseburger Bier IN Leipzig Vah». Vs» aste, genannte» Vierlortr» hat es sich hier am längsten erhalte». Znletzt War es noch in den dreißiger Jabre» uuiere« Jahrhundert» t» der Gaftwirthschast „g»m Schwarzen Breie" z» haben. W» es vv, dem gewiß »och viele, alte» Leipziger» ia Erinnern»« geblird«»en originellen Factotam „dem alten yeiurtch" kredenzt wurde. Do« Leipziger Vier betressend, so haftete dessen Autschank aus de» sogenannte» branberechtigtea Häulrrn r, der Weiie, daß. wen» der Besitzer eine» solchen nach drr Reidensolgr gebraut hatte, er über seiner Thür da» „Bierzeichen" ansfteckte. Hier wurde da« Bier über die Straße verkauft adrr au» «ästen verabreicht, w««dolb dir Sanne» »nd Krkgr vo» einem brauderechtigten Haus« zum audrren waudertgn. Dieser Brauch kam jedoch mit drr Vermehrung «ad dem gesellige re» Verkehr der Gaftwinhschafteu in Versall und dauerte »ich« «her da« siebzehnte Jahrhundert hinaus. Zu Ende desselben zählte Leipzig 1« Brauhäuser, darunter auch da« Vr»ih,«.Vr,»h,u« in der Nieolaistraße, nachdem der Vroihan »»« erste» Male dnrch eine» Vrourr au» Braunschweig, drr vMz Nntha hierzu Gemhmigmcg rrlangt hatte, t» dem «ltr» im Garte, der >»>«r«ühle. t« Jahr» Isst» gebrant »orhen war. Diese« Weizeubter HM sich ebeusalU dt« t» die neuere Zeit erhallen. Rach einer Verordnung des Rath« von 1469 war e« bei Strafe verböte», i, Leipzig eia Brauhaus ein- gehen zu lasse». Der Name, welch«» das Leipziger Bier seit Iahrh»,der««n ührtr, ist heute noch nicht vergessen — es hieß «astrum. Das- elb« wurde von den Brauknrchten aus de« Achscla i» de» Keller getrogen. E>u Zeitgenosse sagt, es hob» eiae» liebliche» Geschmack und eine schöne Farbe gehabt. Gleichzeitig fügt er aber a»ch hinzu, daß Raftrum nicht wie andere Biere versähet, sondern nur ta der Stadt und den unter dem Leipziger vierzwange stehenden Rachbar. dörsrrn getrunken wurde, trotzdem aber tu sämmtliche» Brauhäusern kaum soviel Rastrum gebraut werden konnte, um den jährlichen Be- bars ia Leipzig zu decke». Hieraus, wird weiter gesagt, sei zu chließea. daß diese« Bier doch uicht so schlimm uud angesaud sein könne, wie es bisweilen »oa Leuten angegeben und verschrie« wurde. So schrieb Johannes Struccus eia Epigramm, in welchem er da; Leipziger Bier ein ungeschmackteS und tolles Bier nannte. Diese« längst vergessene Epigramm mag hier eine Stelle finde»; „Dm, bidir iaei^ickum ealliaiiw» lüpai» Kaatram, Oiriini» »ck rnatr»« rem recku»« pato, Lnatr» purum knaaut »ck molli» roatr, Sophorum, kinstr» bibunt potio», guoe au» rustr, jurnot." Heber di« alten B erzeicheu Leipzigs gab es den Knittelvers: „Ein Topf 8ei»orp«ttum, zwei Itustruw, Zpullgue Ooveotuw": da« hieß: „das Bier wird durch wei hölzerne Töpfe, der Scherpe (?). durch eiaeu Tops und der lkosent durch eine» Spa» augedeutrt." Vom Leipziger Kofent beißt e«, daß er jedes aadere Nachbier au Geschmack and Güte übertras, weshalb derselbe auch häufig ia die Kohlgärtrn-Dvii-r und ander« nahe Ortschaften abgefübrt »nd dort weit theuier wie ia drr Stadt verkauft wurde. Noch sei bemerkt, daß »-> Universität durch einen Vergleich mit dem Raihe vom Jahre 1442 da« Recht zustand, sür da« große Fürftencollegium 152 Faß, sac da« kleine Fürftencollegium 80 Faß und sür das Frauencollcgium 46 Faß, also zusammen 278 Faß Bier, steuerfrei einlegen zu können Bor 100 Jahre», 1786, hatte Leipzig 26 Gasthäuser, 21 Spei e- wirthschafteu «ud 26 Bierschänken und wurden 8750 Faß B er consuinirt. Damals wurde die ausfallende Bemerkung ge nacht, daß ei» 1745 hie Loustlmtioa des Biere- aus die Hälste herabgeaangen war. Die Hauptursache lag unstreitig in der seit dieser Zeit vna besonder« dnrch den Siebenjährigen Krieg überhand genommenen Einlührung de« KasseeS. Merkwürdig ist der Grund. we»halb der Rath sich veranlaßt sad. im Jahre 1621 über den Fleischbänke» eiae Bürger«Trinkstube anzulegeu. Bi-der hatte» die Züuste zur Geuießuug eine« frischen Trunks oder Bewinhnug fremder Meister sich der gemeinen Trink- ftube, welch« zwischen dem Burgkeller uud de» Brobbäakeu ein. gebaut war. bedient. „Nachdem aber die Züufte io den Jahren daher ei» gut Theil stärker geworden »ud za ihrer Ergötzung sich an solchem Orte eine« Trunk« miteinander, oder auch «mein auteu Freunde, oder aiidern fremden herkommendra Handwerksmeistern, alche Ehre zu bezeige». wegen des eagea Raumes nicht jederzeit suglich erholen können, weil zuvörderst alles Bauervalk. io die Stadt Sßwaare» zu Marke gebracht, oder sonst ni der Stadt zu schassende» sowohl gemeine durchreiseade Leu!«, wie auch Soldaten uud least mämiiglich solcher Stube sich gebrauchet, wodurch auch oft sonderlich wenn «S aus den Dörfern oder ander:., kre«»e» Otte» Sterben«, oder anderrr fallenden Seuchen halber, »ich» sicher, die Bürgerschaft von dergleichen Leuten augestcckt uu'a nebe» denselbea gemeine Stadt i» Uugelegeuhett und Gefahr des- halben gesetzr» worden, welche- daun viele» Bürgern uud Handels leuten Anlaß und Ursache gegeben, desto mehr auf umliegende Dörfer dem Trünke nachzulaufea, zu ihrer selbsteigenen Beschwerde uud Verderbe«. Zn geschweige», daß mancher dabei mit deuev Baner» oder anderru zechenden Leuten iu Zank, Schlägerei und andere Ungelegenheitea gerathen. hat Ein Edler Hochwriser Ralb. auf fleißige Anregung der Züuste, um solch« Uagelegeadriteo -u verhüte», ihnen eine besondere Stnbe über den Fleischbänke», sich daieldst ihre»halber und sonst zur Ergötzung eine» Trunk- zu er hole», aorichte» lassen. Dabei die Zünfte sich erboten, daß sie sortao da» Auslaufe» »ach den Dorskretschmar» eiustellen nnd olche« zu verhüten» sie selbst unter einander fleißige Obstchr habe» wollten, damit also die Bürgerschaft desto mehr bei gemeiner Stadt zu verbleiben Ursache, nnd man sich der- ekden. aus begebende» eilrnden Nothfall, wie Fluersbrur.ft «der Auslaus und dergleichen, schleunig zu gebrauchen hätte." Heber genannte Stube wurde vo« Rothe eia „Gtübner" gesetzt »ud zu- gleich eiae Stube»ordn»»g, die ia 85 Artikeln bestand, auSgegebeu. Diese Vürger-Tri»kft»be wurde Mittag« 1 Uhr eröffnet und muhie Abend« 10 Uhr «eschlsffe» «erden. Uebrigrn« war diese vt»b« nur geschworene» Bürger» «nd Handwerksmeistern gestattet; Gesellen hatten keinen Zutritt. Auch eine sogenannte Herre«-Trlalftnbe hatte Leipzig. Sie befand sich über de« Rath» Weinkeller am Markte, ia der letzt so- genannten Alten Waage, im mittleren Stockwerk. Hier sammelten sich vornehme Bürger und Handelsleute, fremde und einheimische, und die voa Adel. Doctoren «nd Magiftri, zu einem Trnnk und um sich mit aumuthige» Gesprächen, oder wohl auch mtt Spielen zu er« götzen. ,,E» wurden in dieser Herren.Trinkstube auch oft Gastweine und splendid« Eollotiouen gehalten uud die Gäste aus'» Beste tractiret und gespeist, und dazu Lantorea, Organisten, Gtadtpfriser «ud oudere Musiker zur Lust uud Ergetzlichkeit beruftu." Auch hier befand sich eiu« Ltubeuorbnung, deren BeAetzung von de» Sttlbeo- Heere» >u»v Netteste» mit Geldbußen geahndet wurde. OttoMvser. Vermischtes. — Grra. Da* infolge de» am 22. März eingetrete»en Regen« und der milden Witterung entstandene Hochwasser der Elster hat bereit» ein Opfer gefordert. Ein vier- zehnjähriger Knabe — Confirmaad — bemühte sich, aus einem Schneestreisen am Ufer deS Flusse» stehend, Kalmu»- stengel au« demselben zu zieden, al« der Schnee unter feinen Füßen uachgab und der Unglückliche in die Flulhen sank. Dom Strom ergriffen, wurde er durch einen Bogen der Heinrichsbrücke gesührt und war unterhalb derselben sichtlich mit Erfolg bemüht, sich nach dem rechten User de« Flusse» binüber zu arbeiten. Da erhielt er von einer hinter ihm dreinschießenden Eisscholle einen Stoß, der ihn wieder nach der Milte hinüber warf. Aber auch jetzt besaß der de- dauernSmerthe Knabe noch so viel Geistesgegenwart, sich ans den Rücken zu werfen und sich vom Strome treiben zn lassen. Bei der Bewegtheit desselben verschwand er aber «och einiger Zeit unter der Oberfläche, nachdem er noch eiu letzter Mal beide Arme gen Himmel erhoben Halle. — Berlin, 24. März. Eine entsetzliche Thal hat. wie die „Nattonal-Zeitung" meldet, Dien-taa die iu drr Veteranenstraße 3 wobnbaste 37 jährige Frau Anna Grieger in einem Ansall von Raserei voklführt. Sie bat ihre zwei jüngsten Kinder vergiftet, denselben daraus die Kahlen durch schnitten und daun ihrem eigenen Leben durch Vergiftung und «inen Messerstich in de« Hal» «ia End« gemacht. In dem genannten Hause batte da» Grieger'scbe Ehepaar mit seinen süns Kindern eine kleine Hospartrrre-Wohnung inne; die Fa milie erfreute sich de» besten Leumunde«. Der Mann ist ol» Schneidergeselle bei Loui» Landsberger in der Jägerstraße be schäftigt; Nahrung-sorgeu drückten die Leute nicht, auch batten sie in den zwölf Jahren ihrer Ehe immer glücklich mit ein ander gelebt. Wohl aber war die Frau Grieger seit einiger Zeit Nervenleidens und wurde in Folge dessen zuweilen von Tob sucht besalleu. Während solcher Anfälle hat sie wiederbolenttich gedroht, sich da» Leben nehmen zu wollen, auch schon einmal in selbstmörderischer Absicht nach dem Kückenmrffer gegriffen Gestern früh um 8 Ubr ging der Ehrmana wie aewöhnlich zur Werkstatt, nachdem er seine Frau, die einen Ansall von Schwindel gehabt, zu Bett gebracht hatte. Die jüngsten zwei Kinder, dir süns Monate alte Elisabeth und den ändert- halbjährigen Georg, halte er der Mutter iu» Bett mitge- gede». Ein dritter dreijähriger Knabe lag in seinem Kinder- bettcben; der älteste Knabe war in die Schule gegangen, da« fünfte Kind, ein siedenjädrige» Mädchen, spielte m der Stube Um kV Uhr wurde Frau Grieger noch von Hau»leut«n ge sehen. Gleich staraus muß sie die schreckliche Tbat begangen baden. Wie die Minder erzählen, schloß sie da» älteste Mäd chen in der Küchhi e,a «nd gab daun den jüngsten Kindern ein Gift, wahrschemlich Zuckersäure, zu trinken, „nd alSdie Kleinen nicht schnell starben, »urckborle sie denselben die Kehlen mit dem Küchenmesser D»»ach versuchte sie dem in seinem Kinderheltcden spielenden Knah«» ebensall« von de» Gift einzugrbeu. Derselbe sträubte sich aber, zu trinke», und »l« di« Mutter nach de« Messer griff, fing er dermaße» au z» schrnen. d,ß die Frau ihre Absicht ausaab, vielmehr d«u in ber Flasche verbliebene» Rrü de* Gifte» selb« au*trank, sich daraus zu de» Kinder« legt«
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