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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188604025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-04
- Tag1886-04-02
- Monat1886-04
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1886
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M?''AAL ' -.-VP-' Grfchsiut tS-ttcb früh 6'/, Uhr. Nrt«ti<» >»i LrPk-iti» Johannesgasse 8. SPrrchß,»te, »er Urdartio. ««mittag« 10-13 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. Z««H»e »« für öle nächstfolgend« «»«»er »estimmte, Inserate «» » »nt«,rn »ts L »,r Nachmittag, « La»-»»» KrMageu srütz »ts V.» Uhr. »e» /itialra fitr 2,s.-A,mch»r: vtta Glmn«. UnlversilStsstrah« 1. Lots Lssche, Kathariacastr. 38, p. «vr »ts '/,» Ahr. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localges-ichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr Auflage IS,»SV. Adonuemrutsprris viertelj. 4»/, Mß. incl. Brnigerlodn ö Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzeln- Rümmer 30 Pi. Belegexemplar 10 Ps. Sebübrrn für Extrabeilagen li» Laaeblach-Hormat gejalz«) ahne Postdesöederung 80 Mt. mit Poftbesörderung 80 Mk. Inserate 6gespalten^Hetitzeile SO Pi. Größere Schriften laut uns Preieverzeichniß lab« La rischer u.Zifferasotz nach höher« larn. Lrclmnen unter dem Siedactioasstrich die 4gespali. Zeile 80Ps., vor den Familiennachrtchte» dl« kgespallrn« Zeile 40 Pf. Juferate sind stet« an die Erpeditto« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnaauwarunäo oder durch Post- nachuahme. 92. Arsttug den 2. April 1886. Amtlicher Theil. Die Mitglieder de« Rathe« und der Stadtverordnete» werden zu einer behufs Bornahme der Wahl eine» stellver tretenden Eivilmitgliedr« der Königliche« Ersatzcom Mission Leipzig-Stadt im Saal, der I. Bürgerschule abzuhaltend«« gemeinschasllichrn Sitzung für Mittwoch, de« 7. ktl»ftige» Mo»«tt, Mbr«d »/,? Uhr hierdurch eingeladen. Leipzig, den LS. Mörz 1888. Der Skalp der Gtadt Let»,tg. vr. Georgi. Henlschel. Vrklmntmachunr. Nachdem Herr Hsstar Skudols Zschucke au« Stollberg am heurigen Tage al« Polizei - Lieutenant beim Unter zeichneten Polizei-Lmt in Pflicht genommen worden ist, wird Solche« hierdurch zur öffentlichen Kenutniß gebracht. Leipzig, am 1. April 1886. D«< Polizet-Amet der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ziehkinder betreffend! Freitag, de» 16. April IBS« Aach«ittag« »»» » Uhr a» im K«tse»s*ale der Leatralhaüe. Di« Vorstellung erstreckt sich auf »k«, bei fremde« — »tcht perwandte« — Personen »n der Stadt Leipzig gegen ein festgesetzte« Ziehgeld untergebrachten »pch »tcht sch»l- pflichtige» Kinder, und werden di« Ziehmütter, welche aus Erfordern Auskunft über Namen, Stand. Geburtsort, Alter uud sonstige Familienverhältniffe der außerehelichen Eltern de« betreffenden Kindes zu geben in der Lag» sein müffen. hierdurch aufgcfordert, die Kinder gedachter Art am oben» genannten Tage im bezeichnet«» Local« dem Herrn Zieb- tmderarzte «nt»r D»rzeta««g de« At-H» dezt«he»tltch Eontrolbnches vor,„stellen. Unentschuldigte BerabsekuMnng der lvorftell»»g de» Kt«de» verwirkt die Berechtig«»- zu» Halte» von Atehkt«der». Leipzig, am 31. März 1888. Der Aatd der Stadt Leipzig, (»rmeeparat.) Ludwig - Wolf Wendt. ÄmiuaderHandelskammerinbienkueMse. Der Umzug der Handelskammer in die dafür bestimmten Räum» der neuen Börse — Eingang von der Morgenleite, Lck« der Prome> »ade — findet in den nächsten Lagen statt. Die Erledigung der taufendeu Geschäfte wird bi« »um 8. «prtl i» de» früh« benutzten Ntume», Nrnmarkt 38. l.. dagegen von Montag, tze« st. «prtl. nt» «n de» »«»«» Räumen erfolgen; die Borlegnag von Patentschriften, st« Anögab« von Büchern und die Ertheilung von Anlkünfteu muß ledvch von jetzt a> bi« zum 7. April einschließlich unterbteibeu. Leipzig, den 8l. März 1886. Der Vorsitze»«- »er von»el»k«m«er. vr. Wachsmuth. vr. Gensel, S- Generalsersammllmg »er vrlstrankenkaff« H für »te A»»«ftrie »er «ennhmittel zu Leipzt, pn» Um- oegen» Montag »«« IS. «prU 188«. «»«,»« 8 Uhr — Stabt Berlin, Kloftergasse Nr. 3. — Lageöordnung: 1) veschlußsasinug über Abänderung de« tz. 1 flg, de« bisherige» Statut«. 3)SeUere sich dara» anknüpsende Auträ-e de« Vorstandes Lheilnehmer a» brr Versammlung sind die Mitglieder »od der Arbeitgeber. Leipzig, de, 81. Mürz 1886. Der Vorsitzen»«: A- Scher»«. Kopitzktz. Herren Vertreter der Generalversammlung »er vrtskrnnkenraffe m tvorfortt,«», »o« «ntzt-Anftrumentr«) »« Letpzt, «n» Umaegen» «onta». »e« 1». «prtl 188«. «»en»s '/,« «hr Bureau de« Verbände«, Westslraße Nr. 83, l., Zimmer k. Lage«orbnung: 1) Beschlußfassung über Abänderung de« st. 1 flg. des bisherigen Statut«. 3) veiler» sich daran „knüpfende Anträge de« Vorstandes. Lheilnehmer an der Versammlung sind di« Herren Vertreter der Mitglieder uud der Arbeitgeber. Leipzig de» »0. Mär, 1886. Per Vorsitze«»«: Morgenstern-Kotrade. Kapttzky, Holr-Anctioii. I, der Harth de« gweukauer Forstreviere« aus de« Schlag» in Abtbeilung 14 aufbereilete 874 kies. Stämme vo» 13—28 am Mitteust. ». 10—18« Läng». Ober- de». Mitteastärke u. 3—6.8 m Länge, 74 eich. Klötzer 88 dkl. 8 «ißbnch. - 8 lind. 8»b kiesern» . 108 . Staugen List sichte« - 41 bS 1»? 3öS 4» 87 solle» S-93 10—38 . > 10-27 . > 10-19 . 18—84 » > 13-14 . . 8-18 . in Abtblg. 32 It» eich. Nutzscheite. Unterst. ». 11—18« Läng«, « « 9—18 - - hart» Breunscheite. Knüppel und Zacken, nrs. Brenulcheite, - Brennknüppel, »stch!« ! vrenureisig und eichen« Stöcke Montag, »rn IS. April »fs Is »o« var«t»ta, 9 Ahr g» -geu sofortige Bezahlung „d nnter de» lwrh« innt z, gebende, Bedingungen versteigert «erde», versannnln», „1 dem Schlage am Zmenka, ^robßd enüeuer Jftchpmg», de» >1-Flügel, vmoeit de, sogen. Moovrrb«. ZahUtrtze im Gafthok« z, Großdeuben. Ujnial. Revternermnlt»», Zneenko» >,» Ksntgl Nortzrentgmt »mv«. -« so. «4r» 1888. Vach««»». E»,»»h»»h, de» S. April, vpr»ttt»» 16 Uhr, sollen im Hof« des alten Sohanniöhospitals S Pferde meist bietend versteigert werden. Bedingungen werden vorher bekannt gegeben. Dtckdtisehr Deko»o»tr-Ä»khertio«. Valr-Anttian. Auf dem Schlaae im Grstnitz, Abthlg. SO ft» 8»l»e de« Zwcnkauer «e»ters ausberettet« S1 eichene Klötzer vo» IS—114 em 7 weihbuch. . . 14— SS - 14 eschene . . 13— 82 . SS lüsterne - . 13— 38 - 71 erlene - - 13— 87 - S aspeue » » 38 1 km «scheue Nutzschette, 78 » harte Brennscheite, - Zacken, eichene« Bruchholz, hartr« Abraumreistg. drrgl. in Langhaufru »nd Ob«- de». Mitte» stärtz »nd 3—S « 8 8 208 133 » hart« Stöcke sollen Dienst»,, »e« 1» April »fs. I«.. »o» v«r»ttt«g »Uhr an meistbietend gegen sofortige Bezahlung und uuter den vorher bekannt ,« gebenden Bedingungen versteigert werden. versa««!»», im Srünitz, «bthelluag 80 auf der Dölzig. Schkeuditzer Strahe. , Zahlung im Gasthofe,, Grohdslzig. «h»t,i- Nevierverwaltuu, Zweukau ». «Lptgt. Sorsir«»t«»t ^ v»rzen, am SO. Mörz 1866. »o«l«r. Vach««,». Nichtamtlicher Thetl. Vie Socialistendrbattr im Neich-ts-e. Mit einer Mehrheit von nur 27 Stimme« ist a« Mitt woch die Verlängerung der Geltung des Gocialistenarfotze« auf di« Dauer von zwei Jahren, also bis zu« 1. Octoder 1888 btschloffen worden. Nach Ablehnung der Regierung«. Vorlage und der Wllldthorst'schen Anträge wurde der Antrag Hertling mit 17Z gegen 146 Stimmen angenommen. Dafür stimmten die Eonservative«. di« Rationalliberale» und,i« Tbeil des Eentrum», dagegen Freisinnige, Socialdemokraten, die größer« Hälft, dw Eentrum«, Polen. Elsässer und Bolkt- partei. Di« Mehrheit ist also geringer al» bei der Lbstim- «nng vor zwei Jahren, ein sehr veachten«werthe« Kenn zeichen der Lage tzlnaesicht« der Boraängc in England, Frank- reich, Belgien und Nordamerika. Die Frage, um welche «< sich handelt, ist die. ob da« Socialistengesetz Ausschreitungen, wie sie gegenwärtig vom Proletariat und den socialistisch. anarchistischen Arbeitern begangen werdrn, zu verhindern oder zu befördern geeignet ist. Die Meinungen sind in dieser Beziehung aetheilt: Eon servative und Nationalliberale Hallen da« Besetz für nützlich und nothwendig, die übrigen Parteien für schädlich. Einen vermittelnden Slandpunct nehmen Diejenigen ein, welche eine allmälige Uebcrleituna aus dem gdgenwärtigea Zustande in das gemeine Recht befürworten. Bon Denen, welche sich aus diesen Standpunkt stellen, behauptet Bebel, daß sie Eomvdie spielen, und an Gründen für diese Behauptung fehlt es nicht Bemerken-werth an der Abstimmung war, daß die Deutsch- freisinnigen geschloffen stimmten, während vor zwei Jahren eine Trennung eintrat. Naheliegend ist die Annahme, daß bei namentlicher Abstimmung da- Ergebniß rin andere- ge wesen sein würde, wahrscheinlich würden dann ma»ch<- Ttimmenthaltuagen stattgesunden haben, welche die Mehrbrit vergröbert hätten, von den Gegnern de« Socialistengesetze«, welche nicht Socialisten sind, ist wohl nur ein kleiner Tbeil von der Schädlichkeit überzeugt, die große Mehrzahl läßt sich von politischen Beweggründen leiten, der Fortdauer der Geltung des Gesetze« ihre Unterstützung zu entziehen und aus Seilen der Gegner zu stimmen. Wie der Abgeordnete v. Hell- dorf sehr richtig sagte, würden Biele, welche gegen das Gesetz gestimmt habe«, durch di« Ablehnung sehr unanaenebm berübrt worden sei». Da« ist aber ein Zeichen ungesunder Partei- Verhältnisse, wenn bei Entscheidung so wichtiger Frage», wie e« die Fortdauer oder Aufhebung de« socialistengesetze« sind, Parteirücksichtrn entscheidend wirken. Einer gemein samen Gefahr gegenüber müssen alle Parteien zusammen- stehra, der Sociallßmu« ist eine ebenso große, vielleicht eine noch größer« Gefahr, al« sie «in auswärtiger Feind bringt, denn die socialistisch« Gefahr ist ein« international». E« ist traurig genug, daß sich für rin« so offenkundige Thatsache so geringe« verftändniß zeigt. Zwei Tage lang wurde im Neichstage darüber gestritten, ob ein Zusammenhang bestehe zwischen den belgischen Socialisten und Anarchisten und den deutschen. Bebel und Hänel leugnen diese» Zusammenhang, während er doch unzweifelhaft ,st. Hänel sagt: »Was in Belgien geschehen, ist der Kampf der Arbeiter um da« Brod, geschärft durch die Roth der Verhältnisse An diesen Ursprung der Bewegung haben nun allerdings soeialistische und anarchistische Elemente anaeknüpst, aber würde einer fanatisirlen Menge gegenüber unser Socialistengesetz ausreichen?" Dir Verblendung kann gar nicht größer gedacht werdrn I Wirb etwa in Deutsch, land nicht auch um« Brod gekämpft? Liegen bei un» die Absatzverhältniss« besonder« günstig? Ob bei uns die Arbeiter materiell günstiger gestellt sind al« in Belgien, bleibt erst noch zu ermitteln, der Unterschieb besteht hauptsächlich darin, baß^pir eine socialpalitische Gesetzgebung haben, welche dem Adveiter Schutz gewährt in Noth- und UnglückSsällen, welche di« Frauen- und Kinderarbeit und di« Soontagrarbeil be schränkt; aber ob di« deutschen Arbeiter durchschnittlich mehr verdienen als di« belgischen, ist noch nicht behauvtet worden und müßte erst an der Hand der Statistik bewiesen werden. Aber die Frage, ob unser Socialistengesetz einer sanatisirten Volksmenge gegenüber ausreichen würde, vaßt überhaupt gar nicht in die Lage hinein. Das Socialistengesetz hat ja eben dir Bestimmung, die Fanatisirung der Massen zu ver- hinderu oder zu erschweren In Belgien sehen wir ja gerade, wohia das schrankenlose Vereins- und versammlungsrecht, di, »«bedingte Preßfreiheit führt, uns da« Umsichgreifen iihn- lichar Zustände »ollen wir hei uns verhindern, indem wir Schranken anfrichten gegen di« Fanatisirung der Massen Di« schlimmste Feindin im Kampfe gegen Social,« und Nnarchi«mu« ist die Theorie. Wir Häven e« nicht mit theoretische« Untersuchungen über die An«fllhrbarkrit socia, listischer Pläne zu thun, sonder» mit greifbaren, jedem Ver« K..L- "»H U! L ÜL K'?>. US nihilistischen Attentat, geworden, Di- Nm°r, österreichischen Polizeibeamten Blvch und U" rwald. die Er der Rtin«dorf undpje Revolution in ZHM-WW und ultramontanen Abgeordneten IM ^ der Schr.cken.berr,Last de« Jahre. waren die besitzenden Elaffen in Sr-nkeich von einer Art von Lähmung befallen, widerstand«»» ließen, st» die Opjer d Revolution.tribunal« hinmorden. D.e W'derstandskask wa^ gebrochen, und der Pöbel feierte seine Org> - ... .7^ ^ Freisinnigen welche mit Hänel die Unzweckmäßigkeit und Schädlichkeit d«S Socialistengesetze« p«k'grn. wäre «in erneut^ Studium der Ereignisse de« Jahre« 1793 m Frantr«« dringend anzuempsehlen. sie würden darau« ersehen, baß die Erschlaffung der Energie einer einheitlichen Xegierung-gewalt MchlimLer. Mng7,u Tag. s-rdert al./-v.e GeUung des persönlichen Einfluß «wer mächftg.n Per önl>chk«it iemal« zu Tage fördern kann. Irren ist menschlich, ader darüber*kann kein Jrrthum bestehen, daß ei"' welch« ans den Umsturz de« Vorhandenen gerichtet ,ss. um ein, andere Staat«, und S-s-lls4ast«ord°uug aus,»richten, einer kräftigen Hand bedarf, welche un« vor den Segnuugen des neuen Zustankrs behütet. . , Es ist eine Fälschung der Thatsachen. wen» der HA"' menhang der Ereignisse in Belgien m,t de, sonalMch- anarchistischen Bewegung, welche aanz Suropa und Nord- amerika ersaßt hat. geleugnet wirb- Die Socialisten und Anarchisten aller Länder richten ihre Blicke gegenwärtig au vesgie», wie sie ihre Aufmerksamkeit im Aahre >87l aus Pan« vereinigten. Das Chaos als da« Vorspiel einer neuen -seit ist ihnen in Rußland ebensowohl willkommen wie ni Frankreich. England und Belgien. Sie wisse«, daß Deutsch' l-ad da« Bollwerk dar monarchisch«. Staatsform ist. und deshokst fetzen sie all; Kraft in Beweg»«,, um di«, Schonen zu erstürmen, welche ihrer Thätigkeit dort noch ein Hmdrrniß bilden. Die Bebelianer wissen ganz genau, was da« Socia- listengesetz zu bedeuten hat. sonst würden ihre Führer nicht mit so großem Pathos und so lauter Stimme in die Debatte eingegriffcn haben. Bebel hat aus allzugroßem Eiser den schützenden Vorhang ein wenig gelüstet, welcher die Ziele seiner Partei verhüllte. Wa« wir gesehen haben, reicht aber hin, um jeden Zweifel über die G-fahr zu beseitigen. * Leipzig, 2. April 1886. * Di« „Germania" kann ihr, Freude nicht bergen, daß wegen der interimistischen Verwaltung der Diöcese Kulm „ein neuer Eonflicl" in Aussicht stehe, und weist mit dem Aufwand ihrer reichen Dialektik »,e unvermeidbar« Noth- Wendigkeit seine« Ausbruch« nach. Diesen erneuten versuchen der Friedensstörung gegenüber, meint die „Norddeutsche All gemeine Zeitung", genügt die Bemerkung, daß in den Diversen Osnabrück und Limburg vor der Einsetzung der neuen Bischöfe die rechtlichen und thatsächlichen Verhältnisse ebenso lagen, wie jetzt in der Diöcese Kulm. Es liegt gegenwärtig kein Grund zu der Annahme vor, daß für Kulm unausführbar sein sollte, wa« in zwei anderen Diücesen möglich gewesen ist, und daß die Absicht der .Germania-, den Friede« und die Ruhe um jeden Preis zu gefährden, erreicht wird. * Erst seit Anfang 1884 ist in Oesterreich die Fabrik in spection in« Leben getreten, allein sie wurde unter Be- Nutzung der englischen, deutschen und schweizerischen Er- sabrungen so ausgezeichnet eingerichtet, daß sie mit ihrer ersprießlichen Thätigkeit jetzt al- Muster hingestellt werden kann. Dieser Tag« ist bereit« der zweit« Jahresbericht der k. k. Gewerbeinspectoren (für 1888), wie diese Aufsicht«, beamten in Oesterreich genannt werden, erschienen, rin statt licher Band von 808 Seiten zu dem billigen Preise von 2.50 fl., eingeleilet durch einen allgemeinen Bericht de« Obergewerve- inspeclor« Ministerialrath» vr. Migerka, welcher auch über dir schwarrgelben Grenzpsähle hinau« Beachtung verdient, weil er über die österreichischen Industrie- und Arbeiter Verhältnisse mannigfaltige und schätzbare Ausschlüsse giebt. * Der Kaiser von Rußland wird, wie die „Schlesische Zeitung" schreibt, bei seiner Reis« nach dem Süden, bei der rr mehrere am Schwarzen Meer gelegene Städte berührt wahrscheinlich deren größte und bedeutendste. Odessa, nicht besuchen. Nach allen von dort in Petersburg eingegangenen Nachrichten solle» gerade in Odessa nihilistische Bestrebungen von Neuem Wurzel gefaßt haben. Die Ueberwachung der- selben fällt ,n Odessa besonder« schwer, weil in dieser beinahe international zu nennend«, Stadt auch zahlreicher AuSwurs aller europäischen Völkerschaften vertreten ist. Ueberhaupt läßt der Nihil,smu« wieder mehr al« früher von sich merken. Man spricht von wichtigen, in der letzten Zeit vorgekommenrn Verhaftungen sowie davon, daß einzelne, besonder« verdächtige Persönlich, kette» ,m Begriff genesen sind, nach Rußland zu kommen, und daß sie nur durch die ihnen gewordene Kunde von jenen Verhaftungen davon »urückgeschreckt worden sind. Zum Glück ?'^d°l>iei letzt so sehr viel besser al« früher? daß alle verbrecherischen Anschläge der Nihilisten im Seime erstickt werdni. Zur Bewachung der vom Kaiser benutzten Bahn, strecken sind etwa 80-80.000 Mann nothwendig. Die Kosten diesen Truppen ,» gewährenden Zulagen und für verstärkte Verpflegung, sowie für den Hin- und Rückmarsch ""t, 80,000 Rubel nicht zu hoch gegriffen sein Die Mannschaften lagern in Zelt," läna« de? U» - die quarUrtt ^ ^ort bcftuvlichen Dienstgebäuden ein- * Ueber den Cnltnrkamvf in «nßland berietet di« - —-:? L2- MI-L Lä »«tichtigt. von den Pstizewrganrn de« .Unitenbekehrers- Dobraöskij verübt würden. Dieser Tage haben dessen Organe auf der Brackastraße Hierselbst ein GeschästSlocal .Anna" ausfindig gemacht, ln welchem geheime Zusammenkünfte und Andack>l«üvungen der Uniten stattaesunden hoben sollen. Der Inhaber de« Local«, eia acwisser Lesicki. soll selbst als Denun- ciant ausgetreten sein. Zahlreiche Verhaftungen waren die Folge dieser .Entdeckung-. In Podlachien wirthschaften die Polizeiorgane in unverantwortlicher Weise gegen die Uniten. Die sogenannten Krakauer Hochzeiten wurden vielfach von Kosackenabtheilunaen auseinander gesprengt Die in katholischen Kirchen geschlossenen Ehen der Uniken werden als ungillig vor dem Gesetz betrachtet. Die Eheleulc werden gewaltsam von einandergerissrn und dürfen sich bei schweren Strafe» nicht an einem und demselben Ort« aus- halten. Aus Chelm wurden dieser Tage wieder zwei katholische Geistliche und einige zwanzig Uniten in die hiesige Eitavelle eingebracht. Wie rücksichtslos man gegen Geistliche verfährt, lehrt folgender Fall: Vor Kurzem erschien bei dem Pfarrer einer hiesigen katholischen Gemeinde ein Paar, um sick trauen zu lassen. Da zwei Zeugen, beide höhere russische Beamte, darunter der Friedensrichter Fürst Meszczerski, be kundeten, daß die Braut katholisch sei. nahm der Geistliche keinen Anstand, das Paar zu trauen. Nach mehreren Wochen aber erklärte die die Standesverhältnisse coittrolirende BcbörLc nach angeordneten Recherchen, daß die Braut nicht katholischen, sonder« unitarischen, also orthodoxen Glaubens sei und ver hängte ein« empfindliche Geldstrafe gegen den Geistlichen, der den Zeugen Glauben geschenkt hatte." * Ueber di< Ruhestörungen in Belgien bringt die .Kölnische Zeitung" au» MonS. 30. März. Folgende«: Da infoHe der militairischeu Besetzung die Ruhe im Revier von Eharleroi wikderdergestkllt ist, habe ich mich hierher begeben, an de« Hauptquartier der Operaüouen in der Borinage links und den, Laolre rechts von Mon». In BaSconp kam gestern Nachmittag eine Band« von eNva 300 Kohlenarbeitern an. Der Ort war schm, wegen seiner Lage seit Sonntag von mehr als 200 Mann besetzt worden, vascoup liegt in nächster Näh« der Eise,- bahn von Mous nach Eharleroi am äußersten Ende der Kohlenlager der großen Bergwerks-Gesellschast von Marien»»»!, die fast gaa, Belgien mit Hauskvhle versorgt. Hier galt es, die Weiterverbreitung der Unruhen unter die Arbeiter von Mariemont zu verhindern. Da wurde auch gestern Nachmittag die Bande, welche »»ei roth« Fahnen trug, gesehen. Sie kam von Forchies, fünf Kilomatar vou dort, und hatte bereits viele Erpr«ssuvg,n verübt. Einzelne waren aus de» Wirthshäusern der nächsten Um gegend von den Olficierca und Soldaten herausgetriebrn worbt«. Bcgen 6 Uhr Abrnds drang di« Bande, mit Stöcken. Draht seilen »nd Werkzeugen versehen, aus d!« Zech« au Placard los. Eine Lompaante Infanterie eilt» im Stnrmlans dorthin, als die «and« in Sicht kam. D«r Hanpttnan» forderte die Sftbellea zwei- «al im Namen d«« S«setz«« aus, sich inrückzuzlehtn; weit enisernr, ,u gehorchen, stürzten dir Wilden wüthead auf die Soldaten lo«, and. wie in «onk, waren sie schon gan, nah«, al« Feuer gegeben wurde. Bon der ersten Salve wurde Niemand getroffen, die zweite und dritte Salve aber halten den Rückzug der Anstürmenden zur Wirkung. Sie flohen nach der nahen Landstraße und trugen di« Getroffenen» etwa 18, mit sott. Später stellte es sich heran«, daß einer todt geblieben, und der wurde auch gefunden, während rin zweiter, der drei Kugeln erhalten, ln einem Witthrhause anlergebrachl war. Dieser lebte noch einige Stunden und konnte sprechen. Er erklärte, unter fürchterlichen Verwünschungen gegen die Soldaten, di« rr seine Mörder nannte, er sei der Ansührer gewesen. Er hatte zwei Geldbörsen, eine mit 16 Frcs. von seinem letzten Lohn und eine andere mit 48 F«S., die Lasse der Bereinigung, welche seine Gcnosseu t»m Zweck de- Aufruhr« gebildet. Während der ganze» Nacht fanvea wahrhafteBorpostengesechle rings um ein Wäldchen statt, wobei die Rebellen nach den Soldaten mit Revolvern schossen. Dan» und wann wurde eine Laterne sichtbar, welche die Rebellen mit sich sühtten. Ob Jemand getroffen wurde, konnte Wege» der Dunkelheit der stürmischen Nackt nicht ermittelt werden. Ich lging heut, aus der Reis« »ach Mous zu Fuß von Bascoap „ach dem einige Meilen entfernten Morlanwelz und fand, daß alle Wege slrengsten- bewacht waren. Die Soldaten finden die beste Unterstützung de, den Einwohuern, auch den Arbeitern der Gesellschaft Mar>einonl, welch» durchaus nicht geneigt sind, den Forderungen zue Arbeits einstellung willig nachzugeben. Sind sie doch mit der ausnehmend guten Behandlung, welche ihnen von ihren Arbeitgebern widersähri. zufrieden und kommen auch mit ihrem Lohn aus. Frauen werde» » Eharleroi gar nicht unter der Erd« verwandt, Kinder auch nur wenig. Hier ist also für Ordnung gesorgt. Um La Louviöre ist alle» ruhig. Die Steingulfabrik von Boch hat alle ihre Arbeiter bewaffnet: diese sind zu Allem entschlossen. Auch anderwäris im Mittel-Becken bildet sich dieLürgenvehr aus Aufforderung der Gouver neure der Provinz. Jetzt ist die Fühlung sowohl mit dem Becke» vou Eharleroi al- mit der Borinage für die etwaigen Meuterer im Centre unmöglich. Noch fortwährend gehen Truppenthcile nach Manage, welches mehr als andere Orte bedroht scheint, sowie nach louruai. Die Arbeiter t» der Borinage sind im Grunde nicht wild, wenngleich im vorigen Jahre um Pslurage» da- Dynamit als Bettel- mittel während de- gewohnten Aartoffelstretkes gebraucht worden. Doch das Leben ist ihnen im Allgemeinen sauer und zudem sind sie ausgerelzi von dem verkommenen Advocaten und frühere» Abgeord- netea Desulsseaux, welcher in Dour wohnt, also in der Gegend selbst, und nunmehr auch durch dessen Bruder, auch früher Advocai, der, unter Andern, wegen Ausbringung falscher Zeugen in Belgien ver klagt, dir« durch langjährigen Aufenthalt im Ausland! verjähren ließ Bon diesen werde» die Arbeiter schon jahrelang bearbeitet, im» zwar immer unter dem Vorwand de» allgemeinen Stimmrechts, dem zuliebe der eine Desuisseaux au- der Kammer austrat, als 188l die von ihn, und Jans»,,'« Genossen beantragte Veränderung der Verfassung abgewielen wurde. Der andere ist der Verfasser de nun überall bekannten Bolk-kaiechismns. Warum in aller Welt ge- stattet kein Besetz, diese beiden Menschen jetzt seftzunehmen? Worum durfte der eine noch am Sonntag in einer öffentlichen Versammlung in La Louviöre reden? Zum Schluß noch di« Meldung, daß südlich vou Mons in Iemmappe« eine Glashütte von Kodlenarbrileru de droht war oud daß etwas weiter rin Kalischacht seirrt infolge der Aufreizungen der Kohlenarbeiter. * Paris birgt tinen gefährlichen Herd der inter nationale» Revolution. Der .Kölnischen Zeitung- wird vom Sl. März von dort geschrieben: „Bor dein Saale Rivoli, >n welchem eine Versammlung der belgischen Revo lutionäre adgebaltrn werden sollte, hatte sich gestern Abend «m« groß« Menschenmenge angefammelt. Als gegen 8 Uhr durch Maueranschlag anaekündigt wurde, daß die Versammlung nicht stattfinben werde, brach die Meng« in Heulen und Toben und in die Rufe au«: »Nieder mit dem Königs Rieder mit Leopold! E« lebe die soeial, Republik!" die Polizei nahm mehrere fest, darunter die HauptansührerMoreau, Flament und Brentet. Bi» spät am Abend hielt ein« erregte Meng» die Straße St. Antoine besetzt. Alle Läden waren ge schloffen. Eine Anzahl Belgier begah sich zur belgischen Gesandt- schalt, wurde aber daselbst nicht vorgelaffen. Alsbald wurden wieder Rnse laut: „Nieder mit Leopold! Es leb« die allgemeine Republik!" Der Minister de« Innern empfing heut« Vormittag den belgischen Gesandte«. Es wird ver- sichert, daß sch,« morgen all« belgische« Anarchisten, dt« als
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